Winzer Fabian Schmidt aus dem Rheingau wird neuer Pächter des Weinguts der Stadt Frankfurt | BISS

Kategorie | 2025, Aktuelles, April 2025

Winzer Fabian Schmidt aus dem Rheingau wird neuer Pächter des Weinguts der Stadt Frankfurt

Weingut der Stadt Frankfurt

Der Winzer will auf Bio umstellen und soll die Weine populärer machen

 

Das Weingut der Stadt Frankfurt ist eine Besonderheit, die aber mehr Beachtung verdient hätte. Viele haben davon gehört, aber dennoch nie einen dieser Weine getrunken, unter denen der Lohrberger Hang als einzigartige Lage hervorsticht. Der Vertrag der Pächerfamilie Rupp, die das städtische Weingut seit 1994 führt, endet dieses Jahr. Von Fabian Schmidt, der sein eigenes Weingut „Im Weinegg“ in Hochheim im Rheingau führt, erhofft sich die Stadt Frankfurt ab 2026 eine Umstellung auf biologischen Anbau sowie eine bessere Vermarktung. Eine Umstellung auf biologischen Weinbau geht allerdings nicht von heute auf morgen und wird drei Jahre dauern, bis ein entsprechendes Zertifikat ausgestellt werden kann. Da dies mit einem höheren Aufwand verbunden ist, dürfte sich das auch auf die Preise auswirken.

Winzer Fabian Schmidt

Wir kennen das Weingut Im Weinegg von Fabian Schmidt seit zehn Jahren. Der 42 Jahre alte Winzer konnte einige beachtenswerte Weine vorlegen und hat über die Jahre an Qualität zugelegt, was auch entsprechende Bewertungen in einschlägigen Fachmagazinen bestätigen. Schmidt ist vielseitig engagiert, man darf ihm einiges zutrauen. Seit 2023 ist sein 12 Hektar großes Weingut in Hochheim ein biodynamisch zertifizierter Demeter-Betrieb.

Armin Rupp, der das Weingut der Stadt Frankfurt maßgeblich aufgebaut hat und mit den Jahren ebenfalls eine Steigerung des Niveaus fertigbrachte, hat aus Sicht der Stadt zu wenig für die Vermarktung getan. Sohn Jürgen Rupp hatte sich ebenfalls als Pächter beworben, konnte aber ein nicht näher bekanntes und nur allgemein als Jury genanntes Gremium der Stadt nicht so sehr überzeugen wie Fabian Schmidt.

Neben den den Weinbergen im Rheingau gehört zum Weingut der Stadt Frankfurt auch der Lohrberger Hang, der dem Frankfurts Ortsteil Seckbach zugeordnet wird und damit ein echter lokaler Wein ist. Der trockene Riesling Lohrberger Hang, von dem jährlich rund 10.000 Flaschen erzeugt werden, ist der interessanteste Wein im Sortiment. Der Weinberg mit Südhanglage gehört der Stadt seit 1803 und wurde davor vom Frankfurter Karmeliterkloster betrieben. Den Riesling ziert ein historisches Etikett, das im Gegensatz zu den anderen Flaschenetiketten Gestaltungswillen zeigt. Er schmeckt frisch, reintönig und saftig und fällt weit weniger säureknackig wie beispielsweise ein Rheingauer Riesling aus. Er eignet sich wegen seiner geografischen Einzigartigkeit und seiner nicht wahrnehmbaren Säure besonders gut für Hiesige und Auswärtige, die Angst vor der Rieslingsäure haben. Es ist ein seriöser Spaßwein, den man gerne verschenkt, aber auch selbst im Hause hat, um Gäste zu überraschen.

Die Stadt Frankfurt hätte es gerne, dass der neue Pächter des städtischen Weinguts auch die Weinstube im Römer betreiben würde. Ein Winzer als Gastronom? Bislang war dies aus guten Gründen nicht so, wurden Weingut und Gastronomie in zwei verschiedene Hände gegeben. Auch Fabian Schmidt bestätigte auf unsere Nachfrage, dass er erst einmal mit dem Weingut alle Hände voll zu tun habe und nicht an eine Pacht für die Weinstube im Rathaus Römer denke.

Frankfurter Römerberg

Dennoch muss sich etwas ändern. Bislang wird die an Frankfurts prominentesten Platz liegende Weinstube im Römer chaotisch geführt, gleich drei Köche in Folge und ein Restaurantleiter haben seit der erst wenige Monate zurückliegenden Eröffnung das Handtuch geworfen. Das Lokal sollte aus Sicht der Stadt als Interimslösung betrieben werden, ob bis 2026 oder sogar 2027 blieb offen. Dabei zählt jeder Tag, die Stadt muss sich für das Lokal schnellstens etwas anderes überlegen und blamiert sich mit dieser Gastronomie gehörig.

Zumindest die Neuverpachtung der städtischen Weinguts scheint nun sicher zu sein. Man sollte sich jetzt vielleicht noch einige Flaschen vom aktuellen Jahrgang zulegen, weil es diese so nie wieder geben wird. Und weil man dann später vergleichen kann, welche Unterschiede es im Geschmack und bei der Qualität zwischen den alten und den neuen Weinen gibt.

Ludwig Fienhold

Fotos: Fienhold, Schmidt

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