Hamburgs schönster Logenplatz am Alstersee | BISS

Kategorie | 2015, Aktuelles, Archiv, Mai 2015

Hamburgs schönster Logenplatz am Alstersee

Hotel Fairmont aussen:Nacht

Das Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg

wurde durch ein Facelift mit Würde verjüngt

 

Selbst in diesem Hotel, das reich an schönen Plätzen ist, gibt es einen ganz besonderen Ort: Die zweigeschossige Jahreszeiten Bar neben dem Eingang mit Blick auf die Alster ist von einem ganz eigenen Zauber beseelt. Man hat das Gefühl dem Geist des Hauses hier besonders nah zu sein, was jedoch weniger den Spirits in Flaschen geschuldet ist. Just hier war einst das Büro des Hotelgründers Friedrich Haerlin, der das Haus 1897 an seinem 40. Geburtstag ersteigerte und daraus eine luxuriöse Herberge machte. Heute herrscht an diesem Ort eher der Müßiggang, gönnt man sich auch am Mittag schon gerne ein Glas Champagner. Die kleine intime Bar wird zu jeder Stunde von einer gewissen Feierlichkeit durchweht. Sie ist auch tagsüber leicht abgedunkelt, denn bei hellem Licht würden die Gäste weniger trinken. Schattenspiele der Hotellerie.

Vier Jahreszeiten Bar

Vier Jahreszeiten Bar

Wie wichtig eine gute Lichtgestaltung ist, hat Hoteldirektor Ingo C. Peters schon früh erkannt. Für das Herzstück des Hauses, die Wohnhalle, engagierte er den Ingenieur und Lichtdesigner Peter Andres. Die 100.000 Euro für die Installationen scheinen gut investiert. Nicht nur die Möbel und Stoffe und wohl auch die Menschen kommen besser zur Geltung, „bei den richtigen Lichtverhältnissen fühlen sich die Gäste wohler, bleiben länger sitzen und konsumieren mehr“, weiß Peters. Das stimulierenden Ambiente der Gründerjahre wirkt anregend, der Afternoon Tea am Kamin bedeutet einen großen Schluck Gelassenheit, der gegen das vor der Tür umhersausende Hamburg imprägniert.

Rezeption & Lobby

Rezeption & Lobby

Nach der Renovierung erscheint das Hotel leichter und beschwingter, heller und freundlicher. Trotz dieses Facelifts hat es seinen Grandhotel-Charakter bewahrt. Alle 156 Zimmer und Suiten wurden unterschiedlich gestaltet. Kronleuchter, antike Kommoden, Stuck und andere Insignien historischer Herbergen sind geblieben, doch die Farben und Formen sind weicher geworden. Früher dominierten Rot und Blau, jetzt setzt man mehr auf dezentere Fliedertöne und modernes Edelgrau, wobei die Zimmer in Grau und Gold am attraktivsten wirken. Die Zimmer/Suiten auf der Bel Etage im fünften Stock haben begehbare Kleiderschränke und Balkon, der Ausblick auf den Alstersee hat etwas Beruhigendes. Den wird sich auch Hoteleigentümer Kurt Dohle öfter gönnen, denn er musste beunruhigend viel Geld ausgeben.

Neues Doppelzimmer

Neues Doppelzimmer

Über zehn Millionen Euro hat die Renovierung gekostet, doch eine solche Investition macht es auch erst möglich, den Umsatz zu steigern. Den Gästen wird mehr geboten als je zuvor, nicht nur was Ambiente und Bequemlichkeit anbelangt. Ein Gym mit neuesten Geräten musste es auch sein, auf dem Laufband wird die Golden Gate Bridge von San Francsico simuliert, beim Steppen kann man seine E-Mails lesen. Auf der Höhe will man auch mit dem Spa und der 300 Quadratmeter großen Dachterrasse sein. Sie soll den Gästen als entspannender Rückzugsort dienen, mit Sonnensofas und einer kleinen Bar. Garniert mit einem Panoramablick auf den Michel, die Elbphilharmonie und das Rathaus.

Ingo C. Peters

Ingo C. Peters

Hoteldirektor Ingo C. Peters behält gerne den Überblick und darf inzwischen alles von einer höheren Warte aus betrachten. Doch er fing unten an, als Page, genau in dem Hotel, in dem er nun Direktor ist. Wer so von Grund auf gelernt hat und durch die Instanzen gelaufen ist, hat einen besonderen Scharfsinn für die Praxis entwickeln können. Das lässt Peters nah bei seinen Gästen sein. Aber nicht nur gedanklich, sondern auch räumlich. Gemeinsam mit seiner Frau Christiane lebt Ingo C. Peters im Hotel. Mit Jeans kann er nicht vor die Tür gehen, man sieht ihn stets in Anzug und Krawatte. Deshalb macht er nie in Hotels Urlaub, sondern am liebsten in seinem Wochenendhaus an der Ostsee, denn dort kann er auch in Gummistiefeln und unrasiert umherspazieren.

 

Dachterrasse mit Ausblick

Dachterrasse mit Ausblick

Wer das Hotel Vier Jahreszeiten besucht, wirft sich in Schale. Aber dezent und ohne Protz. Während beispielsweise die Frankfurter mit ihren Hotels hadern und sie höchstens zu besonderen Anlässen aufsuchen, ist das Vier Jahreszeiten das Wohnzimmer der Stadt, was sich vor allem in der Wohnhalle zeigt, die immer sehr lebendig ist. Was aber macht Hamburgs erste Adresse zu Hamburgs ersten Adresse? Das noble Interieur und der stimmungsvolle Ausblick auf die Binnenalster, den man von vielen Zimmer, den Restaurants, der Bar und der Lobby genießen kann? Die enorm vielseitige und überzeugende Gastronomie, die von der Küche bis zum Ambiente durchdacht konzipiert wurde? Der dezente und doch allgegenwärtige Service? Oder gar die unbescheidenen Preise? Vor allem aber fühlt man sich als Gast nahezu privat wie im eigenem Haus, umsorgt von einer Entourage aus guten Geistern, die so unaufdringlich wie möglich und so aufmerksam wie nötig agieren. Der rote Teppich muss nicht erst ausgerollt werden, er säumt immer die Treppen zum Hoteleingang und gibt dem Gast das Gefühl eines leichten Aufstiegs. Man geht nicht einfach nur durch die Eingangstür, sondern stößt das Tor zu einer anderen Welt auf und wird von der Grandezza der Gründerzeit empfangen.

Wohnhalle

Wohnhalle

Der schwere schmuckvolle Zimmerschlüssel sieht aus, als könne man damit das Himmelstor öffnen. Angenehm, dass es solche Relikte in der Zeit der flachen Magnetkarten überhaupt noch gibt. Wie schwer der Schlüssel wirklich ist, erfährt der neugierig fragende Gast am nächsten Morgen in einem kleinen Antwortschreiben: 220 Gramm, so hat der Empfang herausgefunden. Die Aufzüge sind wie kleine Salons gestaltet, mit Spiegeln und Stuckdecken. Man freut sich fast kindlich, damit umherfahren zu können. Was kann es für ein strahlenderes Entree geben, als ins Zimmer zu treten, und von einer Art Meerblick mit Stadtsilhouette überrascht zu werden. Die Aussicht auf den Alstersee, aus deren Mitte lebenstoll eine Fontäne herausschießt, stimmt gut gelaunt und schafft Urlaubsstimmung mitten in der City.

Toplage in Hamburgs Zentrum

Toplage in Hamburgs Zentrum

In einem Haus dieser Klasse erwartet man ein ambitioniertes Management und eine hohe Motivation aller 270 Mitarbeiter. Genauso wichtig aber ist es, dass diese sich in ihrer persönlichen Haltung mit der Aura des Hotels in Einklang bringen. Hanseatisches Understatement ist die Grundlage dafür. Deshalb entfaltet sich Würde statt kalter Pracht, Eleganz statt schnellem Schick. Dies drückt sich auch in der Gastronomie aus. Mehr an Vielfalt unter einem Dach ist kaum möglich, die einzelnen Einrichtungen ergänzen sich zudem geschickt. Neben dem Gourmet-Restaurant Haerlin (siehe Biss-Restaurant-Kritik) warten noch andere Lokalitäten. Ästhetik zeigt sich im Jahreszeiten Grill, der nur rustikal klingt und mehr den Art déco-Stil der zwanziger Jahre wiederbelebt. Das neu und amüsant gestaltete Condi lädt bei Kaffee & Kuchen, kleinen Happen und Sandwichs zum Plausch, als einziges Outlet des Hotels auch auf der  Boulevard-Terrasse.

Doc Cheng´s

Doc Cheng´s

Das Doc Cheng´s hat sich ebenfalls ein wenig verändert, neu sind vor allem die Holzhochtische mit Blick auf die offene Küche, die nicht nur bei jüngeren Gästen Anklang finden. Die schummrig wirkende Shanghai-Noblesse der Jahrhundertwende und das Konzept einer raffinierten euro-asiatischen Küche sind geblieben. Der begehbare Weinklimaschrank und die gute Weinauswahl zeigen Stil, ebenso der fabelhafte Hauswein von Wittmann aus Rheinhessen. Raucher müssen im Vier Jahreszeiten nicht vor der Tür bleiben, sie dürfen ganz unbehelligt an gleich mehreren Stellen Dampf ablassen: In der Bar, dem versteckten Haerlin-Salon und einem kleinen Teil der Doc Cheng´s Bar.

Der Düsseldorfer Heinrich Heine betrachtete Hamburg als seine wahre Heimat. Er lobte die Stadt „als die beste Republik“ und berichtete begeistert: „Seine Sitten sind englisch, und sein Essen ist himmlisch.“ Wie sich die Zeiten doch nicht ändern.

Ludwig Fienhold

 

 

Suiten-Terrasse

Suiten-Terrasse

Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten, Hamburg, Neuer Jungfernstieg 9-14. Tel. 040 34 94 0. www.hvj.de

DZ Deluxe mit Blick zum Innenhof 285 €, DZ Deluxe mit Seeblick 375 €.

Insgesamt 156 Zimmer, darunter 30 Suiten. Alle Zimmer haben unter anderem kostenfreien Internetzugang, Nespresso-Maschinen, iPod Docking Station und Adapter für MP3 Player.

Das Hotel Vier Jahreszeiten gehört zu den Leading Hotels of the World und zur exklusiven kleinen Gruppe Selektion Deutscher Luxushotels, deren Vorsitzender Hoteldirektor Ingo C. Peters ist.

 

Photocredit: Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten

 

 

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