Frankfurt kommt unter die Räder: Brandbrief der Gastronomen | BISS

Kategorie | 2025, Aktuelles, April 2025

Frankfurt kommt unter die Räder: Brandbrief der Gastronomen

Fahrrad-Wege

Wie eine fahrlässige Verkehrspolitik

der Stadt Schaden zufügt

 

Frankfurt kommt unter die Räder. Die Stadt wird ohne Sinn und Verstand völlig willkürlich mit Radwegen überzogen. Offenbar will man Paris in seiner drastischen Autofeindlichkeit noch überholen. Ganze Stadtteile werden durch rot markierte breite Fahrradwege irrwitzig umgestaltet, im Nordend und in Bockheim werden Autofahrer und Fußgänger immer mehr zu Randexistenzen. Der Oeder Weg wurde hässlicher und unsicherer, Radfahrer fahren noch rigoroser und schneller als je zuvor. Die Gutmenschen strampeln als Weltretter in einen moralischen Eskapismus.

Die Berliner Sraße ist ein Paradebeispiel der Abwegigkeit. Dort lässt man zugunsten der Radfahrer den Autofahrern mit nur noch einer Spur weit weniger Platz, was vor allem samstags zum Zusammenbruch des innerstädtischen Verkehrs führt. Dort und in den angrenzenden Straßen stecken die Autos ewig fest und werden zu einem übermäßigen CO2-Ausstoß genötigt. Vielleicht benutzen die Radfahrer ja deshalb auch lieber die Fußgängerwege statt sich in ihren neu markierten Freiflächen breit zu machen.

Größtmögliche Sinnlosigkeit zeigen die Pläne der Stadt für die Bockenheimer Landstraße, wo man trotz bereits bestehender Fahrradwege diese weiter verbreitern will bei gleichzeitiger Beschneidung der Fahrspuren für die Autos.

Frankfurt ist immer weniger zu erkennen und verliert sein Gesicht. Die Straßen, die durch Geschäfte, Restaurants, Cafés und andere gesellschaftliche Treffpunkte überhaupt erst zum Leben erweckt werden, haben an Qualität verloren und müssen sich mitsamt den Geschäften und Lokalen ihrer Existenz beraubt sehen. Die verantwortlichen Politiker agieren in maßloser Selbstrgerechtigkeit. In der Verkehrspolitik ist man geistig und politisch festgfahren. Ausgerechnet der Grünen-Politiker Wolfgang Siefert nennt sich wahrhaftig Mobilitätsdezernent, obwohl er für das Gegenteil sorgt. Er verfällt in ideoligische Starrheit und erweist sich als mental unbweglich. Durch seine Sessilität büßt Frankfurt seine Attraktivität ein und verliert an Glaubwürdigkeit.

Die Stadt Frankfurt muss sich wieder auf das besinnen, was wirklich wichtig ist und die Steuergelder nicht der Ideologie opfern, sondern gezielt zum Nutzen der Bewohner einsetzen. Das einst stolze Bahnhofsviertel ist zum Elendsquatier geworden. Der Drogensumpf breitet sich immer mehr aus, und mit ihm gewaltbereite aggressive Kriminielle. Sie haben auch längst zwischen Hauptwache und Konstablerwache von der Zeil Besitz ergriffen und nisten sich in öffentlichen Parkhäusern ein. Zur sozialen Verwahrlosung kommt eine brachiale Vermüllung der Stadt, die den erbärmlichen Zustand Frankfurts weiter verstärkt. Es herrscht allerorten Notstand, da bedarf es vieler Maßnahmen, aber ganz gewiss keiner sinnlosen Radwege.

Kommentar: Ludwig Fienhold

 

In einem Brandbrief, der sich unter anderem an Oberbürgermeister Mike Josef von der SPD und den Grünen-Politiker und Mobilitätsdezernenten Wolfgang Siefert wendet, beziehen Gastronomen Stellung und weisen schlüssig auf die weitreichenden Schäden hin, die durch eine geplante Verbreiterung der Radwege auf der Bockenheimer Landstraße entstehen. Hier das Schreiben im Wortlaut:   

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Josef,
sehr geehrte Damen und Herren des Verkehrsdezernats, des Mobilitätsdezernats, der Stadtverordnetenversammlung, der IHK Frankfurt und des DEHOGA Hessen,

die unterzeichnenden Gastronomen der Bockenheimer Landstraße wenden sich mit großer Sorge an Sie. Wie wir aus der Presse erfahren mussten, plant die Stadt Frankfurt, den bereits bestehenden Fahrradweg entlang der Bockenheimer Landstraße so zu verbreitern, dass die Straße durchgängig nur noch einspurig befahrbar wäre. Diese Maßnahme wurde ohne jede Rücksprache mit den betroffenen Anliegern beschlossen und hätte gravierende Konsequenzen für den Verkehrsfluss, die Erreichbarkeit unserer Betriebe und die Attraktivität des Standorts.

Dabei ist dieser Umbau vollkommen überflüssig. Schon heute existieren auf beiden Seiten der Bockenheimer Landstraße eigene Fahrradwege. Zusätzlich wurde der parallel verlaufende Kettenhofweg erst kürzlich zur Fahrradstraße umgebaut. Die Radinfrastruktur in diesem Bereich ist also bereits umfassend ausgebaut – eine weitere Verbreiterung auf Kosten des Autoverkehrs entbehrt deshalb jeder Notwendigkeit.

Die Bockenheimer Landstraße ist keine klassische Einkaufsstraße, sondern eine lebendige Gastronomie- und Ausgehmeile. Restaurants, Cafés und Bistros prägen das Straßenbild und ziehen Kunden aus der ganzen Region an. Eine künstliche Verengung der Straße führt unweigerlich zu endlosen Staus, erschwert den Lieferverkehr und macht es unseren Gästen schwer, uns mit dem Auto zu erreichen. Zudem wird die Aufenthaltsqualität massiv beeinträchtigt – insbesondere für diejenigen, die auf unseren Terrassen speisen wollen und künftig auf eine endlose, CO2-emittierende Blechlawine blicken müssen.

Besonders empörend ist, dass die betroffenen Gastronomiebetriebe im Vorfeld nicht nach ihrer Meinung gefragt wurden. Jetzt zeigt sich deutlich, dass die überwältigende Mehrheit der betroffenen Gastronomen klar gegen diesen teuren und kontraproduktiven Umbau ist. Es kann nicht sein, dass über die Zukunft eines der wichtigsten Gastronomiestandorte Frankfurts entschieden wird, ohne die Menschen einzubeziehen, die hier täglich arbeiten und investieren.

Doch dieser überflüssige Umbau geht nicht nur zulasten des Autoverkehrs und der Gastronomie – er wird auch mit Steuergeldern finanziert. In Zeiten knapper öffentlicher Mittel ist es unverantwortlich, Millionenbeträge in ein Projekt zu stecken, das keinerlei erkennbaren Nutzen bringt, aber nachweislich massive Nachteile für Anwohner, Gewerbetreibende, Behinderte und Besucher verursacht. Statt Steuergelder für eine fragwürdige Fahrbahnverengung zu verschwenden, sollten diese Mittel sinnvoller eingesetzt werden – beispielsweise für die Sanierung bestehender Straßen, mehr Sauberkeit, einen besseren öffentlichen Nahverkehr oder die Schaffung dringend benötigter Parkmöglichkeiten.

Unsere Gäste, Lieferanten und Mitarbeiter sind auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen. Die willkürliche Reduzierung der Fahrspuren und der Wegfall dringend benötigter Parkmöglichkeiten gefährden nicht nur die Erreichbarkeit unserer Betriebe, sondern stellen auch einen direkten Angriff auf die Gastronomie, die Wirtschaftskraft und die Lebensqualität in diesem Viertel dar. Unsere Restaurants und Cafés sind ein zentraler Bestandteil des Frankfurter Stadtlebens und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Wir beschäftigen zahlreiche Mitarbeiter, zahlen erhebliche Gewerbesteuern und tragen maßgeblich zur Attraktivität der Stadt bei. Eine Einschränkung unserer Geschäftstätigkeit hätte daher nicht nur gravierende Folgen für unsere Unternehmen, den Arbeitsmarkt und die städtischen Finanzen, sondern würde auch das kulturelle Leben Frankfurts spürbar beeinträchtigen. Unsere Betriebe sind nicht nur Orte des Genusses, sondern auch soziale Treffpunkte, die das gesellschaftliche Miteinander und die kulturelle Vielfalt der Stadt prägen. Ihre Existenz zu gefährden, bedeutet, ein Stück urbaner Lebensqualität aufs Spiel zu setzen.

Die Stadt Frankfurt darf die Bedürfnisse der Anwohner, Geschäftsleute und Besucher nicht ignorieren. Statt den Verkehr durch eine durchgängige Fahrbahnverengung zum Erliegen zu bringen, braucht es Lösungen, die die Erreichbarkeit erhalten, den Verkehrsfluss gewährleisten und den Charakter der Bockenheimer Landstraße als gastronomischen Hotspot nicht gefährden.

Wir fordern die Stadt Frankfurt daher auf, von den geplanten Maßnahmen Abstand zu nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Gregor Bernd (Gregor’s – Boutique Vinothek)

Karsten Boy (Block House)

Igor Cakalic (The Black Bulls)

Myers del Alamo (Sunny Side Up)

Sedat Durmaz (Oceans)

Dimitrios Kalyvas (Café Laumer)

Anik Katyal (Palmenhof)

Gregor Meyer (Meyer Deli Coffee Kitchen)

Christian Mook (Mon Amie Maxi)

Luel Mulugeta (Elaine’s World)

Mickey Rosen & Alex Urseanu (Moriki)

Dennis Rimonti (Via Monte Napoleone)

Philip Ricken (Le Bistro 66)

Karlheinz Schneider (Schneider´s Café Snackbar)

Giuseppe Talarico (Brixia)

Caroline & Dirk Vater (Chinaski)

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