Bordeaux 2019 Arrivage: Geschmacklich und preislich explosiv | BISS

Kategorie | 2022, Aktuelles, November 2022

Bordeaux 2019 Arrivage: Geschmacklich und preislich explosiv

Bordeaux-Probe 2019 er im Flemmings - 2

Bordeaux-Probe: Tipps

Überraschungen

und Preiswertes

 

Die einen springen einem erschrocken von der Zunge, weil sie noch nicht getrunken werden möchten, andere lassen sich sofort ins Herz schließen. Der neue Bordeaux-Jahrgang 2019 wird als einer der allerbesten überhaupt gefeiert, was sich oft auch in exorbitanten Preisen ausdrückt. Die Degustation vom Weinhandelsunternehmen Grand Cru Select im Frankfurter Hotel Flemings war jetzt keine Probe aufs Exempel, zeigte aber sehr gut die Bandbreite der Weine, bei Qualität und Preis. Die Range reichte von 17 bis 1.000 Euro (Endverbraucherpreis), die Konditionen für Gastronomie und Handel, denen diese exklusive Verkostung vorbehalten war, haben natürlich bessere Konditionen, bekommen aber auch nichts geschenkt.

Der Lafite-Rothschild muss nicht erst in die Jahre kommen, um zu beweisen, wie groß er werden kann, er ist schon jetzt erstaunlich zugänglich und trinkbar. Der Lafite ist immer würdevoll, aber nicht immer so charmant wie der vom Jahrgang 2019. Er strahlt viel Wärme und Harmonie aus. Sein zartes Aroma aus Cassis, Schwarzkirsche und süßem Tabak, die delikate Würze und das ätherische seines Wesens machen ihn ziemlich unwiderstehlich. Er wurde aus über 90% Cabernet Sauvignon, etwas Merlot und ein klein wenig Petit Verdot erzeugt. Der Lafite-Rothschild ist einer der Allerfeinsten unter den Spitzen-Bordeaux. Er kostet rund 1.000 € (und mehr). Mit der Flasche ploppt auch immer wieder die Frage auf: Kann man so viel Geld schmecken, ist er das wert? Es ist ganz einfach: Für den, dem es das wert ist, ist es das wert.

Thomas Hänle von Grand Cru Select

Besonders Schlaue versuchen ja gerne mit einem preiswerteren Zweitwein sich und andere zu beeindrucken, aber es gibt eben keinen Rolls-Royce zum Porsche-Preis, so gut auch beide sein mögen. Der Carruades de Lafite ist für etwas weniger als die Hälfte seines großen Bruders zu haben, aber so verwandt sie sind, so unterschiedlich fallen sie doch aus. Der Zweitwein ist gut, kann aber nicht mit einer solchen erhabenen Finesse aufwarten wie der Lafite. Außerdem braucht der Carruades de Lafite noch vier bis fünf Jahre Zeit, bis er sich voll entfaltet hat. Relativ günstig liegt man mit Anseillan, der zu den Domaines Barons de Rothschild (Lafite) gehört und mit rund 50 € moderat ausfällt. Dieser  Sympathieträger ermöglicht schon jetzt einen guten Einstieg in die Welt der Bordeaux und des Jahrgangs 2019.

Esther Martin Cap, Nathalie Anselmo. Mario Hönighausen

Die Preise explodieren mitunter, die Märkte in China, Russland oder Japan scheinen schmerzfrei. Es gibt aber sogar interessante Bordeaux, die einen Preisabschlag von 30% gewährten wie der Pontet-Canet. Man muss schon sehr viel probiert und auch investiert haben, bis man einen guten Bordeaux zum netten Preis erleben kann. Château Puygueraud 2019 (viel Merlot, etwas Cabernet Franc) bringt das Kunststück fertig und ist schon für 17 € zu bekommen. Dicht, schwarz, fast schon opulent und doch sehr geschmeidig. Kein Tannin-Raubein und schon jetzt zugänglich. Duft- und Geschmacksnoten von Cassis, Eukalyptus und Süßholz machen ihn liebens- und lobenswert.

Die wahrscheinlich größte Überraschung bei der Verkostung boten die weißen Bordeaux, denen wir in unserer nächsten BISS-Ausgabe einen eigenen Artikel widmen.

Ludwig Fienhold

 

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