Abschied von der Mode-Avantgardistin Christine Staatz | BISS

Kategorie | 2025, Aktuelles, April 2025

Abschied von der Mode-Avantgardistin Christine Staatz

Christine Staatz

Ihre Hysterie-Läden haben Frankfurt-Geschichte geschrieben

 

Christine Staatz brachte die bunte Modewelt nach Frankfurt, als man dort noch in Sack und Asche ging. 1985 eröffnete sie ihr erstes Modegeschäft in der Stiftstraße. Labels von Galliano, Comme des Garcons, Yamamoto oder Hervé Leger begeisterten ein nach extravaganten Neuheiten suchendes Publikum. Nach kurzer schwerer Krankheit ist Christine Staatz am Osterwochenende überraschend verstorben, einige Wochen nach ihrem 66. Geburtstag am 13. Januar.

Christine Staatz im Hotel Lindenberg in Frankfurt

Christine wuchs in einem kleinen Ort in der Nähe von Heidelberg auf und stylte bereits als Kind stundenlang ihre Puppen. Die Laufbahn im Bankengeschäft wurde ihr trotz guter Karriereaussichten schnell zu langweilig, ebenso wie die dort herrschende Kleiderordnung. „Ich habe mein ganzes Geld für Designerkleidung ausgegeben. Ich wusste, ich muss in die Modebranche wechseln.“

Christine Staatz war auch selbst eine Modefigur wie aus der Vogue gesprungen. Sie galt als schrill, dabei zeigte sie nur wie expressiv, heiter und eigenwillig Mode sein kann. Markanntes Erkennungszeichen waren ihre kunstvoll nach oben gedrehten Haare. Auch mit ihren wechselnden Perücken machte sie eine gute Figur. Chrsitine Staatz war ein vielfotografiertes It-Girl.  Auf den Fashion-Shows in New York und Paris war sie ein Eyecatcher und kam backstage schnell in Kontakt mit jenen Menschen, die ihren Marken die Namen gaben: Yohji Yamamoto, Jean-Paul Gaultier, Thierry Mugler oder Hervé Leger,

Christine in Marbella

Ihre größten Erfolge feierte die alterslos erscheinende Staatz in ihrem Geschäft in der Stiftstraße und konnte auch noch in der Schillerpassage auftrumpfen, während ihre letzte Adresse in der Bethmannstraße schräg gegenüber vom Steigenberger Hotel Frankfurter Hof weit weniger vorteilhaft ausfiel. Sie erinnerte sich bis zum Schluss vor allen an die guten Zeiten. „Die haben mir den Laden leer gekauft, manche Kunden kamen nach Ladenschluss und blieben bis Mitternacht.“ Es shoppten internationale Stars, die Bandmitglieder von Aerosmith und die Pet Shop Boys oder Pink, begleitet von vier Bodyguards.

Danach versuchte Christine Staatz ihr Glück mit einem Internet Store und eigener Overknee Collection. Obwohl dabei weniger als erwartet umgesetzt wurde, gab sie nicht auf und ging einen anderen Weg. Schon immer vom Schönen angezogen, versuchte sie in Marrakesch in Zusammenarbeit mit Hotels, Boutiquen und anderen noblen Adressen Kunden für exklusive Buchungen zu gewinnen. Man konnte sich mit ihr über Hotels und Restaurants, die gute Küche überhaupt, ebenso ausgiebig unterhalten wie über Mode. Nach sieben Jahren in Marroko zog es sie zu einer weiteren Glamour-Destination, nach Marbella. Mit einem ähnlichen Konzept wie in Marrakesch sowie Immobilienvermittlungen konnte sie sich dort ein gutes Leben aufbauen, das nun jäh zu Ende ging.

Christine Staatz liebte Luxus und Glamour, vor allem hatte sie Lust aufs Leben. Ihr Lachen hätte einen Saal füllen können, aber sie konnte auch ganz still und leise und nachdenklich sein. Getrieben wurde sie immerfort von einer kindlichen Neugierde. Sie hatte eine tiefe Sehnsucht in sich, die noch nach Erfüllung suchte.

Ludwig Fienhold

 

Photocredit: Barbara Fienhold, Staatz privat

 

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