Wieder Schließungen in Frankfurt: Das Gastro-Drama hat erst begonnen | BISS

Kategorie | 2022, Aktuelles, April 2022

Wieder Schließungen in Frankfurt: Das Gastro-Drama hat erst begonnen

A Casa Di Tomilaia

Schluss, aus fertig: Der schönste Platz

in Frankfurt-Sachsenhausen

wirkt wie leergefegt

 

Frankfurt gehört zu den großen Verlierern der Corona-Krise. Die Luxushotels Villa Kennedy und Hessischer Hof sind Geschichte und auch die grandiose Villa Rothschild im nahen Königstein hat geschlossen (wie von uns Anfang März berichtet). Viele Lokale haben bereits dicht gemacht, noch mehr werden in diesem Jahr aufgeben. Die Liste der Insolventen wird immer länger. Der einst so lebhafte Walther-von-Cronberg-Platz ist nicht wiederzuerkennen und wirkt wie versteinert. Das Weinlokal Gang & Gäbe ist nicht mehr. Von der italienischen Armada aus Biancalani, A Casa di Tomilaia, Demarchi Bar und Eissalon Firenze ist nicht mehr viel übrig. Einzig der Eissalon ist noch aktiv.

Weinlokal Gang & Gäbe

Es ist bestürzend, wie aus dem lebendigen Walther-von-Cronberg-Platz am Mainufer so schnell eine Ödnis werden konnte. Das italienische Flair, das Lustwandeln mit einem guten Glas Wein am Main, alles vorbei. Das Lokal Gang & Gäbe unterhalb des schon länger müden Hotels Main Plaza zeigte gerade die Jahre vor der Corona-Krise mit einer bemerkenswerten und individuellen Weinauswahl, pfiffigen Tellergerichten und einer legeren Liegestuhlatmosphäre mit Mainblick, wie schön und entspannt es auf dieser Seite des Mains zugehen kann. Das Gang & Gäbe war ein richtiger kleiner Familienbetrieb, der vor allem vom übergeordneten Cateringunternehmen Cooking Ape gespeist wurde. Juan Weinhold und sein Bruder Oscar waren bis zur letzten Minute engagiert und haben zu retten versucht, was nur möglich war. Ideen gab es genug, die Kraft reichte nicht. Der Verlust des ambitionierten Lokals Gang & Gäbe ist eines der traurigsten Beispiele in der Geschichte der Frankfurter Gastronomie.

Tom Bock in seinem Firenze

Gegenüber hat Tom Bock sein kleines feines italienisch-toskanisches Imperium aus verschiedenen Lokalen aufgebaut. Das bereits vor drei Jahren geschlossene Biancalani zählte zu den besten italienischen Restaurants in Deutschland, eine solche kreative Küche gab es nur bei Altmeister Carmelo Greco. Das Lokal mit der schönsten offenen Küche der Stadt und der formschönen Riva-Bar konnte zwar 16 Punkte im Gault & Millau verbuchen, hätte aber sonst mehr Wertschätzung verdient gehabt. Inzwischen hat auch das benachbarte und der hochwertigen Volksspeisung zuzuordnende Lokal A Casa di Tomilaia geschlossen (Bild ganz oben). Dem Lokal ist, wie einigen anderen auch, das Personal ausgegangen. Sollten sich wieder ein Küchenchef und ein gutes Team finden, soll A Casa di Tomilaia auch wieder eröffnet werden. In diesen Zeiten sehr schwer, aber Tom Bock will erst erneut an den Start gehen, wenn er auch Qualität liefern kann.

Der zum italienischen Ensemble gehörende Eissalon Firenze ist nach wie vor top und bringt etwas südliches Flair ins Quartier. Für die erstklassigen Sorten Fior di Latte und Amore Tosco Siciliano, Eis aus gerösteten Mandeln mit Pistazien-Salsa, lohnt sich auch eine Anfahrt von weiter her. Am Wochenende stehen die Leute Schlange, wie früher. Wenigstens an dieser Stelle lebt der Walther-von-Cronberg-Platz noch.

LF

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