Stammtische sind wieder modern | BISS

Kategorie | 2014, Aktuelles, August 2014

Stammtische sind wieder modern

A Casa di

Aber als Kommunikation

mit jedermann

 

„Do hocke die, die immer do hocke“ steht in Messing graviert auf dem Stammtisch im Goldochsenbräu in Spielbach im Hohenloher Land. Acht von 500 Bewohnern gebührt der Platz. Manchmal bewegen sich ihre Münder, meist aber klebt ein Bierglas zwischen den Lippen. Vom Stammtisch aus hat man das ganze Lokal im Blick. Das macht es leichter, von der Politik auf die Gäste umzuschwenken, deren Erscheinungsbild hin und wieder auch eines Kommentars würdig ist. So, wie der Stammtisch immer von den gleichen belegt ist, scheint das Wort Stammtisch grundsätzlich negativ besetzt. Er steht für politisch dumpfe Überzeugung und männlichen Tratsch- und Trachtensumpf. Vor allem aber ist er ein Synonym für die Abgrenzung einer Gruppe gegen alles Fremde. Wer am Stammtisch sitzt, will unter sich bleiben. Es geht aber auch genau umgekehrt. Die traditionelle Abwehrhaltung wollen die modernen Stammtische aufbrechen. Zwei neue Beispiele aus Frankfurt, die überall Schule machen könnten.

Hinter dem Irmi-Club im gerade eröffneten Casa di Tomilaia in Sachsenhausen verbirgt sich so etwas wie ein „offener Stammtisch“. An dieser großen Tafel kann jeder spontan Platz nehmen, Reservierungen dafür gibt es nicht. Patron Tom Bock will damit unterschiedliche Gäste zusammenbringen und für eine Gesprächsrunde sorgen, die sonst nicht zustande kommen würde. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Wie bei Tom Bocks Mutter Irmi. Es gibt ein tägliches wechselndes Gericht und ein Glas Wein vom hauseigenen Gut – für einen einmaligen „Club-Beitrag“ von 9 €. Der ideale Treffpunkt für Singles, die keinen Treffpunkt haben, aber neugierig sind, was daraus entstehen könnte.

Döpfners neuer Stamm-Tisch

Döpfners neuer Stamm-Tisch

Einen richtigen Stamm-Tisch hat sich jetzt auch eigens das Lokal Döpfner´s im Maingau handwerklich anfertigen lassen. Aus 100 Jahre altem regionalem Eichenholz und einem Fuß aus Eisen. Der prächtige Tisch soll aber nicht etwa Platzhirschen vorbehalten sein, sondern als lebendiges Stelldichein dienen. Jeder ist dort willkommen. Man kann sich einfach dazusetzen. Die Döpfners wollen damit die Geselligkeit fördern. Der fulminante Tisch bietet bequem zehn Gästen Platz. Mit dem Stamm-Tisch soll aber auch das traditionelle Handwerk gefördert werden. Schreinermeister Tom Büsching aus Sachsenhausen und die Brüder Leonhardt von der Firma Metallidee haben die Idee der Döpfners gehaltvoll umgesetzt.

 

 

 

 

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