Erwin Gegenbauer: Abschied von Bio | BISS

Kategorie | 2016, Aktuelles, Archiv, März 2016

Erwin Gegenbauer: Abschied von Bio

Erwin Gegenbauer

Essigpapst contra

Bio-Bürokraten

 

Bio wird zum Streitobjekt, der Ruf ist schon lange nicht mehr blütenrein. Zu viele mäßige Produkte segeln unter dieser Flagge, nicht selten stößt man auf Etikettenschwindel. Essigpapst, Bierbrauer, Kaffeeröster und Ölmüller Erwin Gegenbauer, dessen Erzeugnisse auch in der Spitzengastronomie zu Hause sind, löst sich vom Bio-Siegel und setzt ganz auf die Qualität seiner Produkte.

Erwin Gegenbauer

Erwin Gegenbauer

Eine wirklich harmonische Beziehung war es nie, jetzt macht Erwin Gegenbauer Schluss mit dem Bio-Siegel und trennt sich damit von lästiger Bürokratie und einem kostenintensiven Zeitfresser, wie er sagt. Für manche mag das ein unpopulärer und streitbarer Schritt sein, doch soll diese Loslösung ein Statement für „qualitätsbewusste Verbraucher“ sein. Deren Kaufentscheidung sollte auf Basis des bekannten Familiennamens Gegenbauer getroffen werden und nicht auf Labeln gründen. „Bio“ ist für den Geschmacksfanatiker nicht immer logisch und Produkte werden durch den Aufdruck keineswegs automatisch besser. „Für mich ist Bio ein guter Anfang, aber eben längst nicht alles“, meint Erwin Gegenbauer. Die eigentlich sinnvolle Idee hinter dem Bio-Siegel wurde für ihn viel zu oft ad absurdum geführt. Zum Beispiel, wenn Supermarktketten steirisches Kürbiskernöl anbieten, das aus minderwertigen Bio-Kürbiskernen aus China hergestellt wird. Bei solchem „industriellen Unwesen“ hat Gegenbauer nicht mehr viel Mut aufbringen müssen, um seine Entscheidung nun öffentlich zu machen.

Große wie kleine Betriebe bemühen sich um das Bio-Siegel, das Vertrauen der Verbraucher ist das Ziel. Der Wiener Erwin Gegenbauer geht genau den anderen Weg und gibt seine Auszeichnung wieder zurück. „Nachhaltig produzieren wir aus Selbstverständlichkeit schon seit mehr als 20 Jahren. Und die Naturprodukte, die wir verwenden, zeichnen sich durch hohe Qualität aus. Braucht es dafür ein aufwendig erworbenes Siegel? Nein.“ Gegenbauer hat mit dem Wiener Bier oder seinen berühmten Frucht-, Wein- und Balsamessigen genug Erzählstoff, er muss Verbrauchern keine geschönten Geschichten mit Bio-Label vorsetzen. Ob in der Landwirtschaft oder in der Tierhaltung, Skandale und das Versagen staatlich autorisierter Prüfer erschüttern das Vertrauen der Verbraucher immer wieder und strapazieren den Glauben an die Bio-Bewegung.

Die Bio-Blase ist geplatzt

Die Bio-Blase ist geplatzt

Erwin Gegenbauer appelliert daher vor allem an die Eigenverantwortung und will Konsumenten aufrütteln, sich nicht von Marketingstrategien beeinflussen zu lassen, die teilweise eine unschöne Wahrheit hinter den Siegeln verschleiern. Bei ihm steht Transparenz im Mittelpunkt: Wer vor dem neugestalteten Eingang der Essigbrauerei steht, kann durch offene Glasfronten durch das G’schäftl, den Verkaufsraum, in die gemeinschaftliche Küche und direkt in die Produktion schauen. Seine acht Mitarbeiter füllen jede Flasche einzeln mit dem sauren Gold ab, etikettiert wird manuell. Hier wird Handwerk und Identifikation mit dem Produkt gelebt. „Ich gehe von einem Grundvertrauen meiner Kunden aus. Ich habe ein großes Verantwortungsgefühl ihnen gegenüber und kann gar nicht anders, als einwandfreie Lebensmittel herzustellen. Schließlich steht mein Name auf jeder Flasche.“

 

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