Carmelo Peñas ungewöhnlicher Flaschengeist
Lanzarote ist die ungewöhnlichste Wein-Insel der Welt, die Rebstöcke werden in Trichtern und Erdlöchern mit Vulkanasche kultiviert. Es existieren rund 20 Weingüter, jetzt gibt es ein neues: Jable de Tao. Wir konnten die Bodega in Asomada bereits vor einigen Monaten besuchen und Fassproben verkosten und jetzt auch die ersten abgefüllten Flaschen probieren. Weinmacher Carmelo Peña, der zuvor beim Avantgarde-Weingut Puro Rofe auf Lanzarote arbeitete, hat nun seine erste eigene Bodega auf der Insel gestartet, wobei er außerdem noch Weine auf Gran Canaria erzeugt.
Die ersten Flaschen von Jable de Tao werden im Februar 2024 in Umlauf kommen. Die Produktion ist klein, vom ersten Jahrgang 2022 wird es insgesamt nur 15.000 Flaschen geben, die meisten Sorten sind in limitierten Mengen von etwa 800 Flaschen zu bekommen. Der Vertrieb läuft über gute einheimische Restaurants wie das El Risco in Famara oder den Weinhandel, in den Export geht noch wenig, die neue Bodega ist ja gerade erst ins Leben gesetzt worden und muss sich noch einen Namen machen.
Die Weine sind noch jung, aber es lässt sich schon eine Entwicklung erkennen. Der ganz große Wurf ist dieser erste Jahrgang nicht und konnte es vielleicht auch nicht sein, aber eine andere Variante der Weinkultivierung auf Lanzarote ist er ganz bestimmt. Man nimmt hier an der Entstehungsgeschichte eines neuen Weinguts und seiner Erzeugnisse teil. Mit all ihren Besonderheiten, Fehlern und individuellen Schwankungen. Die Weine sind noch nervös, hier zu neuholzlastig, dort so säurebetont als wolle man knackig-trockenen Rieslingen aus Deutschland Konkurrenz machen.
Ein pikanter Schwefelduft, der das Vulkanische Lanzarotes betonen soll und keine Fehlnote ist, schwebt wie ein diabolischer Flaschengeist im Chupadero, dessen Name den Ort und die Lage markiert. Dieser ungestüme Wein wurde zu 100% aus Listan Blanco erzeugt und wird von einer aparten Salznote begleitet, wie sie viele gute Inselweine auszeichnet.
Der Einstiegswein, Jable de Tao genannt, ist ein Blend aus verschiedenen Rebsorten, die von den unterschiedlichsten Ecken der Insel stammen. Ein einfacher Ortswein, wie es im Burgund der Village darstellt. Hierbei ist ein schlanker Wein herausgekommen, der eher international als inseltypisch anmutet. Die Weine haben noch keine ausreichende Flaschenreife und zeigen sich nervös und auch etwas unschlüssig in der Orientierung. Hier wird sich in den nächsten zwei Jahren noch einiges verändern und harmonischer ausprägen. Bei den Holzaromen und manch anderen lauten Tönen wird sich der Wein durch die Feinoxidation reduzieren und balancieren.
Die Weine werden in Tongefäßen, Betoneiern, Stahltanks und Holzfässern ausgebaut. Die Ernte beginnt früh im Juli und nicht wie bei den meisten Weingütern auf Lanzarote im August. Damit soll verhindert werden, dass zu viel Sonne und hohe Temperaturen in den Trauben zu viel Zucker entstehen lassen. Mehr Zucker sorgt für eine höhere Alkoholkonzentration, die nicht erwünscht ist. Ziel von Carmelo Peña ist es, authentische, schlanke und nicht zu alkoholische Weine zu erzeugen, die ausschließlich aus Lanzarote stammen. Jeder Trichter, jedes Loch, in dem der Wein wächst soll erkennbar sein und identifizierbar bleiben. Was die meisten nicht wissen: Ein Lanzarote-Wein muss nur zu 20 % aus Trauben dieser Insel bestehen und darf den Rest mit anderen auffüllen. An dieser Augenwischerei will sich Carmelo Peña nicht beteiligen. Es lohnt sich das neue Weingut Jable de Tao im Auge zu behalten, denn es bleibt spannend dessen Entwicklung zu verfolgen. Es ist wichtig und mutig von Carmelo Peña ein solches Weingut mit diesem Konzept ins Leben zu rufen, mag der Weg auch nicht einfach sein.
Der Name Jable de Tao ist gut und überlegt gewählt. „Jable“ bedeutet nicht einfach nur Sand, sondern benennt einen ganz besonderen organischen, nährstoffreichen Urboden aus gemahlenen Muscheln und anderen Meerestierresten, die von Passatwinden auf die Insel geblasen werden. El Jable ist ein einzigartiges Tal, das sich zwischen dem Risco de Famara und den Dörfern Soo und Muñique entlangzieht. Der vielschichtige Begriff Tao wiederum steht für schöpferischen Urgrund und alles Lebendige. So viel Spirit gehört einfach in die Flasche.
Ludwig Fienhold
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