Traurig: Museumslokal Emma Metzler ist geschlossen | BISS

Traurig: Museumslokal Emma Metzler ist geschlossen

Emma Metzler-Titel

Frankfurt hat eine besonders spannende Adresse verloren

 

Von Ludwig Fienhold

 

Nach zwölf Jahren kam jetzt überraschend das Aus: Das Restaurant Emma Metzler am Frankfurter Museumsufer bewirtete am 26. Dezember seine letzten Gäste. Ein Verlust für Frankfurt, denn dies war nicht allein das beste Museumslokal der Stadt und des Landes, sondern auch ein besonders engagiertes mit einem klaren kulinarischen Konzept, einer herausragenden Weinkarte und einem ungewöhnlich unbewohnten Ambiente. Der weiße Kubus und seine Parkterrasse waren jedenfalls einzigartig, umso unverständlicher erscheint jetzt der unverhoffte Schlussakt. Jacky Strenz, oberste Gastgeberin des Lokals, meinte auf Nachfrage, dass sie sich jetzt wieder mehr um ihre Galerie und die Kunst kümmern wolle. Der Abgang nach zwölf Jahren sei zwar auch traurig, böte aber durch die Trennung mit einem aufwendigen Gastronomiebetrieb auch ein Stück zurückgewonnener Freiheit.

Emma Metzler innenDas schon optisch ungewöhnliche Restaurant Emma Metzler neben dem Museum für Angewandte Kunst (MAK) war das bislang einzige wirkliche Designlokal der Stadt. Es verweigerte jegliche Dekoration und strahlte eine geradlinige Gelassenheit aus, gegen die Purismus fast üppig wirkt. Wenn mal ein Blümchen auf dem Tisch stand, erschrak man beinahe und fragte sich, was der Überschwang bedeuten könne. Doch genau diese leisen Inszenierungen waren durchaus typisch. Emma Metzler war in seiner bescheidenen Haltung unverschämt anspruchsvoll.

Der legendäre Käsekuchen

Der legendäre Käsekuchen

Das Kunstsinnige kam nicht von ungefähr. Jacky Strenz, promovierte Kunsthistorikerin und Galeristin, und ihr Partner, der Künstler Markus Ebner, sind schon seit zwei Jahrzehnten fest in der Kulturszene verwurzelt. Dass beide täglich im Restaurant im Service aktiv in vorderster Linie standen, hatte auch mit ihrer Affinität zum Thema Wein und vielen Gästen zu tun, die besonders stark aus der Kunstszene kamen. Die Gastronomen prahlten nicht damit, doch als Gast konnte man auch so sehen, wer an den Nebentischen saß. Im Grunde ein Großteil der Frankfurter Kulturszene, ob Städel- und Schirn-Direktor Max Hollein oder Autoren wie Thomas Hetche. Dass Joachim Gauck hier schon Gast war als er noch nicht Bundespräsident wurde, gehört jetzt ebenso zur Geschichte. Kein Geheimnis ist es, dass trotz des besonderen kulturellen Inputs der Emma Metzler ausgerechnet das Kulturamt der Stadt Frankfurt keine Freundschaft mit dem Restaurant und ihren Betreibern pflegte. Einer der maßgeblichen Gründe lag in einer Petition der Emma Metzler gegen den in jeder Hinsicht unterirdischen Museumspark, der ein Bunkermuseum unterhalb des Museums der Weltkulturen entstehen lassen sollte. Doch gerade das Kulturamt, bei dem die Emma Metzler seitdem in Ungnade gefallen war, entscheidet über die Verpachtung des Restaurants am Museum.

Emma MetzlerIn den Anfangsjahren zeigte die Emma Metzler bei wechselnden Gastronomen und Köchen keine Kontinuität in der Qualität. Erst mit dem Einmarsch von Jacky Strenz, die zuvor auch schon mit ihrem Vater Wilfried Reupke erfolgreich die alte Gerbermühle betrieben hatte, zog ein neues und weit besseres Bewusstsein ein. Die Küchenchefs Burkhard Lindlar und Uwe Weber arbeiteten grundsolide auf dem Boden einer kreativen neudeutschen Küche. Auch Hannes Ceglarz, der erst vor wenigen Monaten den Abschied nahm, setzte den Reigen positiv fort. Sein Nachfolger Jens Hirsch kann nur einige Wochen zeigen, was in ihm steckt, er wechselt (wie berichtet) im Januar nach Königstein ins neue Lokal Allgaiers.

Man könnte viele hervorragende Gerichte aus der Ära Emma Metzler nennen. Doch über all die Jahre blieb der Käseschmand lebhaft in Erinnerung, weil das Rezept in den Händen von Jacky Strenz und keinem Koch liegt. Dieser wunderbar saftige Kuchen aus der Pâtisserie bleibt unvergessen. Man erinnert sich an F.K. Wächter und sein Schwein, das im Handstand „Käsekuchen, Käsekuchen“ ruft. Der ebenfalls selige Satiriker-Kollege Robert Gernhardt hatte sein letztes Essen in der Emma Metzler – Spargel mit Schinken.

Man könnte heulen, wenn es nicht so traurig wäre.

Versteht kein Schwein?

 

 

 

image_pdfimage_print

 

Die Support Box


Spenden an BISS:
Frankfurter Sparkasse
IBAN DE45 5005 0201 0344 0439 75

Wir möchten auch weiterhin unseren Lesern einen ungehinderten kostenfreien Zugang zu unserem BISS Magazin und allen Artikeln ermöglichen. Dennoch kann kein Medium, ob Print oder Internet, ohne Anzeigen und anderweitige Unterstützung auskommen. Deshalb glauben wir mit einer Support Box eine legitime und freundliche Art der Förderung für unser einzigartiges Projekt gefunden zu haben, wobei jeder Betrag willkommen ist.
 
Unterstützen Sie BISS, das kulinarische Magazin – mit PayPal.