Billigheimer kauft Hotelschloss Velden | BISS

Billigheimer kauft Hotelschloss Velden

Traumschloss am Wörthersee

Das Haus von Gunter Sachs könnte zum Luftschloss werden

 

Im Poker um das Schloss Velden am Wörthersee ist nun der letzte Trumpf ausgespielt worden: Karl Wlaschek, Gründer der österreichischen Handelskette Billa und reichster Mann des Landes, hat das Hotel gekauft. Der 94 Jahre alte Wiener Unternehmer setzt damit auch eine schöne Lebenspointe, denn just dort trat er nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen Charly Walker als Bar-Pianist auf. Seinen damaligen Traum, ein eigenes Tanzcafé zu betreiben, konnte er mangels ausreichender finanzieller Mittel nicht verwirklichen. Inzwischen wird das Vermögen von Wlaschek auf über vier Milliarden Euro geschätzt, die er vor allem mit seinem Immobilienbesitz erwirtschaftet. Die Billa-Discounter (Billa steht für billiger Laden) hat er längst an Rewe verkauft. Ein legendärer Spruch von ihm ist: „Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp“  – Wlaschek war viermal verheiratet und führte lange Zeit ein Leben als Salonlöwe.

Über den Kaufpreis wurde zwar Stillschweigen vereinbart, doch gilt eine Summe von 50 Millionen als wahrscheinlich. Mit dem Besitzerwechsel wird auch der Hotelbetreiber ausgewechselt. Schloss Velden wird vom 1. September an kein Capella-Hotel mehr sein. Das Management soll dann in den Händen der Falkensteiner Group in Wien liegen, die ansonsten auf normale Urlaubshotels spezialisiert ist und damit ihr erstes Luxushotel führt. Der dagegen seit Jahrzehnten mit Nobelherbergen arbeitende Capella-Chef Horst Schulze hat nun letztlich eine Sorge weniger – Schloss Velden war lediglich in den Sommermonaten rentabel, während der Wörthersee im Winter wie ausgestorben scheint (siehe auch Biss-Artikel „Das Hotelschloss von Gunter Sachs & Roy Black“).

Restaurant Schlossstern

Für die Bank Hypo Alpe Adria, deren Engagement bei Schloss Velden sich auf 130 Millionen Euro beläuft, steht zwar längst ein großer Verlust fest, doch geht der Ärger noch weiter. Immerhin hatte sie in diesem Jahr mit dem italienischen Unternehmer Ugo Barchiesi Verkaufsverhandlungen geführt, wobei dieser bereits vier Millionen anzahlte. Barchiesi sieht sich weiterhin als Käufer und lässt sein Interesse und seine Streitwilligkeit über einen Rechtsanwalt verkünden.

Das märchenhafte Schloss Velden kann auf eine bewegte Geschichte blicken. In den fünfziger Jahren entdeckte die Film- und Fernsehwelt die großartige Kulisse vom Schloss am See, besonders bekannt wurde die TV-Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ mit dem Schlagersänger Roy Black. Der erst kürzlich verstorbene Gunter Sachs kaufte 1990 das Schloss und ließ es aufwendig renovieren, wobei er sich auf Lebenszeit eine Suite sicherte. Knapp 13 Jahre später verkaufte er das Schloss für geringe 22 Millionen Euro an die Kärntner Hypo Alpe Adria Bank, welche die amerikanische Hotelgruppe West Paces mit dem Management beauftragte, die es seit 2007 unter ihrer Nobelmarke Capella führt.

Schloss Velden

Mit dem neuerlichen Verkauf wird ein anderes Kapitel aufgeschlagen. Die Frage ist, ob ausgerechnet eine Hotelgruppe, die bislang nicht durch herausragende Hotels auffiel und mehr auf Ferienhotels in Kroatien, Tschechien, der Slowakei, Österreich und Italien setzt, ein solch problematisches Prestigeobjekt führen und in die Gewinnzone bringen kann. Das Märchenschloss könnte sich schnell als Luftschloss erweisen.

LF

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