Das Hotelschloss von Gunter Sachs & Roy Black | BISS

Das Hotelschloss von Gunter Sachs & Roy Black

Schloss Velden Hotel Images

Besitzerwechsel und neues kulinarisches Konzept auf Schloss Velden am Wörthersee

 

Stefan Lastin vereint Kärntner Schmankerln mit internationaler Gourmetküche

Das Schloss Velden am Wörthersee ist ein magischer Ort, verzaubert aber nicht nur die Gäste, sondern ließ bislang auch viel Geld im Zylinder verschwinden. Einigen Betreibern war dieser Hut etwas zu groß, weshalb ein munterer Wechsel erfolgte. Das Schloss Velden hat sich bislang im Grunde eher als Luftschloss erwiesen. Jetzt soll alles anders werden.

Gunter Sachs vor dem Schloss Velden

In den fünfziger Jahren entdeckte die Film- und Fernsehwelt die großartige Kulisse vom Schloss am See, besonders bekannt wurde die TV-Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ mit dem Schlagersänger Roy Black. Der erst kürzlich verstorbene Gunter Sachs kaufte 1990 das Schloss und ließ es aufwendig renovieren, wobei er sich auf Lebenszeit eine Suite sicherte. Knapp 13 Jahre später verkaufte er das Schloss für geringe 22 Millionen Euro an die Kärntner Hypo Alpe Adria Bank, welche die amerikanische Hotelgruppe West Paces mit dem Management beauftragte, die es seit 2007 unter ihrer Nobelmarke Capella führt. Gerade wechselte mit Wirkung vom 1. Juni erneut der Besitzer: Die umstrittene und zwangsverstaatlichte Kärntner Hypo Alpe Adria Bank verkaufte das stattliche Anwesen an ein italienisches Unternehmen, hinter dem der Discounter-Multilieferant, Biogroßgärtner und Geschäftsmann Ugo Barchiesi (57) aus Padua steht. Ob es für „nur“ 50 Millionen Euro verkauft wurde, gilt als nicht bestätigt, doch der angestrebte Wert von 100 Millionen konnte dem Vernehmen nach nicht erreicht werden – immerhin wurde das Hotel vor vier Jahren für über 120 Millionen Euro umgebaut und erweitert.

Jacopo Barchiesi, der Sohn des neuen Schlossherrn, soll als Geschäftsführer des 120-Mitarbeiter-Hotels eingesetzt werden und möchte schnell Deutsch lernen. Der Sohn ist indes mit Anfang Zwanzig ausgesprochen jung und dürfte dieser Aufgabe kaum gewachsen sein. Hoteldirektor von Schloss Velden war die letzten Monate im Interimseinsatz Michael Sternig, ein neuer General Manager soll in diesen Tagen ausgelobt werden. Zuvor führten das Haus unter anderem Elmar Greif (davor Kempinski Gravenbruch bei Frankfurt und inzwischen Hotelberater) und Henning Reichel (heute Direktor Villa Rothschild und Kempinski Falkenstein).

Traumschloss am Wörthersee

Der neue Eigentümer von Schloss Velden, der bereits ein historisches Hotel mit Beautyfarm im südlichen Bernalda besitzt, will mit einem neuen Medical-Treatment-Konzept eine höhere Auslastung des Hotels erzielen, wobei dies in erster Linie mit italienischen Gästen erreicht werden soll. Der Spa- und Wellnessbereich wird deshalb mit einem Kostenaufwand von 15 Millionen Euro erweitert. Wegen der Umbauarbeiten bleibt das Schlosshotel von Ende September 2011 bis Ende März 2012 geschlossen. Rochaden bei der Direktion sorgten schon zu oft für Unruhe im Schlosshotel am Wörthersee, wobei damit auch stets ein Personalwechsel einherging. Auch die etwas abseitige Lage schaffte Distanz zwischen Hotel und etwaigen Gästen. Mit dem Hubschrauber (Landeplatz vorhanden) kommt man am besten dorthin, aber auch sonst ist die Anbindung nicht ganz so schlecht. Der Flughafen von Klagenfurt liegt etwa 25 Minuten entfernt, ein Hotelshuttle wird angeboten (68 € mit Mercedes oder BMW, mit dem Taxi rund 50 €). Das Hauptproblem aber war und bleibt, dass der Wörthersee ein stark saisonales Ziel ist und nur im Frühling und Sommer als Destination funktioniert, während sonst im Jahr rund um den See triste Leere herrscht – dann erreichen die 104 Zimmer gerade einmal eine Auslastung von 30 Prozent. Der Beach Club des Hotels mit privaten Cabanas und eigenem See-Pool ist für sich schon eine Attraktion, doch macht das im Winter wenig Sinn.

Gleich von Anfang an positionierte sich Schloss Velden als herausragendes Gourmetziel und wollte damit auch in den schwachen Herbst- und Wintermonaten punkten. Gerade einmal acht Monate nach der Wiedereröffnung im Mai 2007 erarbeiteten der damals 34 Jahre alte Küchenchef Silvio Nickol aus Sachsen und sein Team einen Michelin-Stern, knapp ein Jahr später gab es den zweiten sowie 17 Punkte im Gault Millau. Der Wohlfahrt-Schüler, der unter anderem in der Schwarzwaldstube in der Traube Tonbach in Baiersbronn als Sous-Chef arbeitete und am liebsten Hefeklöße mit Blaubeeren isst, arbeitet seit April im großartigen Palais Coburg in Wien als Küchenchef.

Schloss Velden am Wörthersee will an die großen kulinarischen Zeiten anschließen und mit einem neuen gastronomischen Konzept antreten. Im Restaurant Schlossstern wird ab 10. Juni der gebürtige Kärntner Stefan Lastin (31) seine Heimatküche mit Gerichten aus fernen Ländern kombinieren. Hochwertige regionale Produkte stehen ebenso auf der Menükarte, wie internationale Spezialitäten. So wird es beispielsweise eine Liaison von Kärntner Fischen und Atlantik-Langustinen geben. „Auf unserer neuen Speisekarte finden sich Akzente aus der internationalen Gourmetküche, etwa Gänseleber, neben gekochtem Rindfleisch mit Kren und Spinat“, erklärt der Chef de Cuisine. „Bei mir passt durchaus auch die Kärntner Kirchtagssuppe mit Reindling-Germteigkuchen ins Fine Dining Konzept“.

Küchenchef Stefan Lastin

Das Restaurant Schlossstern mit Seeblick und angrenzendem Rosengarten ist von Dienstag bis Samstag auch für externe Gäste geöffnet und bietet ein wöchentlich wechselndes Gourmetmenü. Hotelgäste mit Halbpension kommen in den Genuss von täglich wechselnden Menüs. Vor seiner Rückkehr nach Kärnten war Stefan Lastin Sous Chef im Hotel Fuschl bei Thomas Walkensteiner, Chef de Cuisine in der Bentleys Stube des Fünfsterne-Hotels Bentleys House in Zürs am Arlberg und zuletzt Executive Chef des Nobelhauses Maximilian in Niederbayern. Der 30-Jährige wurde im vergangenen Jahr vom Gault Millau Österreich zum Aufsteiger des Jahres 2010 gekürt. Das Schlosshotel Velden zählt optisch zu den schönsten Adressen Europas, hat aber auch seit vielen Jahren durch eine herausragende Gastronomie überzeugt. Der neue Besitzer und sein ebenfalls noch zu bestellender Hoteldirektor werden vor allem in der kühlen Jahreszeit endlich für eine wirtschaftlich rentable Auslastung sorgen müssen. Mit europäischen Gästen ist dies kaum zu schaffen, arabische Gäste wiederum meiden die Sonne und suchen nach luxuriösen Schattenplätzen auf der Welt.

LF

Schloss Velden gehört zur feinen Capella Kollektion und wurde im Mai 2007 wiedereröffnet. Während das 400 Jahre alte Schloss mit seinem bekannten gelben Anstrich 38 edle Gästezimmer beherbergt, sind im modernen Anbau weitere 66 Gästezimmer und Suiten untergebracht. Im 6,5 Hektar großen Schlosspark befinden sich 47 private Luxusresidenzen ab einer Wohnfläche von 150 m². Zum Hotel Schloss Velden gehört ein 3.500 m² großer Auriga Spa mit 15 Behandlungsräumen, Fitnesscenter mit Blick auf den Wörthersee, Schwimmbad, Spa-Café, Dampfsauna und ein interaktiver Golf-Simulator. Zimmerpreise 220 – 650 €,  Suiten 420 – 5800 €. www.schlossveldencapella.com

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