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Das haben Sie noch nie getrunken: Revival vergessener Rebsorten

Wie schmeckt

Schwarzblauer Riesling?

 

Von Ludwig Fienhold

 

Weltpremiere in der Frankfurter WineBank: Die Weißweine Roter Veltliner, Gelber Kleinberger und Grünfränkisch, aber auch die Rotweine Fränkische Burgunder und Schwarzblauer Riesling überraschten mit einer Qualität, die Lust auf mehr solcher vergessener und jetzt wieder belebter Rebsorten macht. Die Gäste, darunter auch einige Fachtrinker, waren begeistert – Weine probieren und Geschichte trinken.

Weine, die als ausgestorben galten, erleben durch den Winzer Jonas Kiefer (links oben im Bild) und den Rebenveredler Uli Martin (r.) ein erstaunliches Revival. Die beiden Pioniere aus Rheinhessen stellten in der WineBank einige ihrer Raritäten persönlich vor, was allein deshalb schon fabelhaft war, weil es von diesen speziellen Tropfen nicht viele Flaschen gibt.

Rebenvater Uli Martin

Ungewöhnlich, anders, spannend. Der Schwarzblaue Riesling ist ein dichter Rotwein mit einer Aromatik von dunkler Beerenfrucht und einem Hauch gekochtem schwarzen Holunder. Mit dem klassischen Riesling hat er nichts zu tun. Der Schwarzblaue Riesling war seit dem Frühmittelalter in der Champagne, im Elsass sowie der Pfalz verbreitet. Er wurde ein Opfer der Kleinen Eiszeit, überlebte mit nur zwei Exemplaren in einem der ältesten Riesling-Weinberge an der Mittelmosel und galt bis 2008 als ausgestorben, so der Experte Uli Martin. Nach zwei Weltkriegen und einer Zeit, in der in Deutschland nur „arische“ Rebsorten zugelassen waren, reduzierte sich die Rebsortenvielfalt dramatisch: Von einst 600 Sorten wurden nur noch 20 weiter kultiviert.

 

Weitere Highlights:

 

Fränkischer Burgunder, faunische Finesse, delikate Kräuterwürze, erdig und ehrlich. „Der eigentliche späte Burgunder“, meint Uli Martin, im Vergleich dazu wirke ein Cabernet Sauvignon vulgär.

Cuvée Sortenvielfalt aus den Sorten Schwarzurban, Süßschwarz, Hartblau, Fränkischer Burgunder und Arbst. Im Barrique ausgebaut, geschmeidiger Trinkfluss, schöne Frucht.

Gelber Kleinberger: Erstmalig präsentiert. Wurde schon vor dem Riesling am Rhein und an der Mosel als Hauptsorte angebaut. Eher Burgundertyp mit einem Touch Sauvignon Blanc. Saubere Frucht, cremig, mundfüllend. Animiert gründlich zum Weitertrinken.

Roter Veltliner, Heiliges Häuschen: Saftig, süffig, seidige Eleganz, leicht, temperamentvoll, macht große Lust auf die ganze Flasche.

Grünfränkisch: Ein Maul voll Reben, famos. Mehr davon. Es gibt aber nur 1000 Flaschen.

Blauer Muskateller, Rosé:  Aparter Rosenduft, dezentes Aroma, nicht fett oder laut.

Winzer Jonas Kiefer

Ein Teil der Weine hat Jonas Kiefer erzeugt, der andere Teil läuft unter dem Begriff “Historische Rebsorten“unter der Regie des Rebenflüsterers Uli Martin, der auch Talent hat die Weine unterhaltsam und informativ vorzustellen (mehr Infos auf den Webseiten der beiden Pioniere am Ende des Artikels. ).

Wer diese einzigartige Weinverkostung verpasst hat, kann sich darauf freuen, dass demnächst in der WineBank einige dieser Weine zu haben sein werden. Chefbanker Carlos Schönig war so angetan, dass er den „Historischen Weinen“ ein eigenes Regal widmen will.

Die Verkostung vergessener Rebsorten war ein effektvoller Auftakt zu einer Genuss-Serie „Weine mit BISS“, die an verschiedenen Locations stattfinden und in unserer kulinarischen Internet-Zeitung entsprechend kommuniziert werden.

 

WineBank, Frankfurt, Meisengasse 9, Tel. 069 21939488.

www.winebank.de/frankfurt/

Weingut Jonas Kiefer, Worms, Tel. 06241 35861. www.kiefer-wein.de

Das Weingut erzeugt nicht nur sehr gute Weine aus historischen Rebsorten, sondern hat noch mehr Gutes auf Lager, sogar Scheurebe  und Sauvignon Blanc schmecken ausgezeichnet.

Historische Rebsorten, Rebschule Uli Martin, www.historische-rebsorten.de

 

Die Frankfurter WineBank ist ein sicherer Safe für Weinfreunde, die im stattlichen attraktiven Gewölbekeller ihre Weine korrekt temperiert aufbewahren und rund um die Uhr Zugang dazu haben. Während diese Räume nur den Mitgliedern vorbehalten sind, steht die Wine Lounge allen Besuchern offen. Die Wine Lounge ist eine der sympathischsten und kommunikativsten Weinbars in Deutschland und hat sich als Treffpunkt und Eventplatz einen Namen gemacht. Carlos Schönig und Geschäftspartner Pierre Berlejung betreiben die WineBank in Frankfurt seit 2016.   

 




Shuka Bar: Food for Fun & Sake-Cocktails

Am langen Mahagoni-Tisch

finden neue Welten zusammen

 

For Heaven´s Sake: Die neue Bar Shuka hat jetzt Fahrt aufgenommen und serviert nicht nur viele Sake und Sake Cocktails, sondern auch ein neues Food Konzept. Inzwischen wurde die erste Folge der Genussreihe präsentiert, die locker über das Jahr verteilt stattfinden soll und bei der Japan und Orient zusammenfinden. An dem langen und kommunikativen Mahagoni-Tisch, der fast die ganze Bar durchzieht, haben 15 Gäste Platz. Die Barkeeper sind hier Keeper ohne Bar, denn eine Bar als trennendes Element fehlt, alle versammeln sich gemeinsam um den Tisch.

Michael Jeckel, der Schogun in der Bar Shuka, ist kaum zu bremsen, wenn es um sein Lieblingsthema Sake geht. Seine Worte blitzen geschliffen wie ein Samurai Schwert. „Bei kaum einem anderen Getränk, geht es so sehr um Reinheit und Harmonie.“ Noch lieber sind Jeckel Cocktails auf Sake-Basis, „die Variationsmöglichkeiten sind nahezu endlos.“ Besonders gut ist der Aperitif aus einem Shochu-Branntwein aus der Zitrusfrucht Buddhas Hand, Blutorangen-Sherbet, Limette und Sparkling Sake.

Einige der kleinen Gerichten waren anregend und anders. Die allerorten inflationär und immergleich eingesetzten Jakobsmuscheln konnte man als Tatiki mit Sesam leicht geräuchert und angenehm würzig erleben. Auch kein Langweiler: Kartoffelwürfel mit Sancho-Pfeffer-Creme und Kaviar. Mit nicht überkandidelt und handwerklich gut zubereitetem Tatiki vom Rinderfilet mit Yuzu, Knoblauch und Ingwer erreicht man mit einfachen Mitteln viele Gäste. Schöner Abschluss: Sake-Zabaione mit Blutorange. Sympathisches Barfood Menü.

Bei einem solchen Dinner werden sechs Sake/Sake-Cocktails serviert. Auch nicht kleinlich erscheinen die zehn Teller. Alles zusammen 99 €. Die Hälfte von all dem würde für einen vergnüglichen Abend jedoch genügen. Die Bar Shuka reizt aber derzeit all ihre Spielmöglichkeiten aus und will sich gut und vielfältig präsentieren. Die Dinner-Serie ist ja gerade erst gestartet und wird noch variieren. Sonst ist die Bar Shuka für die reine Trinkfreude natürlich auch geöffnet. Die intime Atmosphäre und das eindeutige Konzept machen sie zu einem nicht austauschbaren Ort. Eine solche Lokalität hat in Frankfurt bislang gefehlt. Rotschimmerndes Licht lockt in den Nebenraum, der einer Opiumhöhle aus dem alten Shanghai nachempfunden wurde. Passt auch zum Frankfurter Bahnhofsviertel.

Ludwig Fienhold

 

Shuka Bar, Frankfurt, Niddastr. 56, Tel. 069 25 66 77 22 80. Geöffnet Mo – Mi 19 – 1 Uhr, Do – Sa 19 – 2 Uhr.

www.imaworld.de/restaurants/barshuka

Siehe auch BISS Artikel über das dazugehörige Restaurant Bar Shuka nebenan

Photocredit: Barbara Fienhold




Restaurant Bar Shuka: Chaos mit Gefühl

Ein Stück Tel-Aviv in Frankfurt

 

Ist das ein Restaurant, eine Bar oder befindet man sich mitten in einer Küchenparty? Es scheint, als wolle das Lokal Bar Shuka Verwirrung, Freude und gute Laune stiften. Vor allem bringt es ein Stück Tel-Aviv nach Frankfurt ins Bahnhofsviertel. Dazu gehören amüsante Ideen, eine Hand-in-den-Mund-Küche und das Ignorieren von Perfektion, zumindest, wenn es den Spaß stören würde. Die Betreiber James & David Ardinast nennen es eine Hommage an den orientalischen Markt.

Jerusalem-Kebab auf offenem Feuer, frischgebackenes Pitabrot aus dem Ofen, Grüne Soße aus Mittelmeerkräutern. Weltküche mit orientalischer DNA . Die gut gewürzte marokkanische Merguez-Bratwurst mit Babykartoffeln, knuspriger Aubergine und Mangopüree zeigt sehr gut die Grundidee des Lokals, das würzig, witzig und auch weltumspannend sein will, so wie es in Tel-Avis zugeht. In der Bar Shuka am Herd stehen ein Israeli, ein Palästinenser, ein Araber und ein Deutscher – kulinarische Völkerverständigung. Yossi Elad, der telegene und bekannte Koch aus Israel, kommt jeden Monat als Mentor und Ideengeber vorbei.

Probiert haben muss man die orientalische Version der Frankfurter Grünen Soße aus Mittelmeerkräutern, die weit würziger ausfällt als die bekannte lokale Variante. Hummus und Tabouleh, egal ob solo oder in Kombinationen, sollte man immer bestellen. Beim Rotbarsch mit Tabouleh und Roten Zwiebeln wird ein ganzes Gericht daraus. Das Bunte Beete Carpaccio mit Ziegenkäse, Reis und Belugalinsenhippe greift ein Thema der jungen vegetarischen Küche gut auf. Oktopus ist hier kein Langweiler und kommt wie das meiste beherzt gewürzt auf den Tisch. Bei Ani Tel Avivi werden Shrimps, Calamari, Zwiebeln, Koriander und Labneh auf Lavabrot serviert, wobei man auch das, wie so vieles im Lokal Bar Shuka, mit den Händen essen kann/darf/sollte.

Ob Fingerfood oder Gerichte, es gibt genügend kleine und größere Leckereien, die man kombinieren, variieren oder ganz für sich allein essen kann (1 – 23 €). Alles soll ganz unkompliziert sein, Spaß machen und Gelegenheit zum Miteinanderreden geben. Ausreichend gute Weine, auch aus Israel. Lebendige Atmosphäre, flotter netter Service, gute Stimmung.

LF

Bar Shuka, Frankfurt, Niddastr. 56, Tel. 069 25 66 77 22 80.

Breakfast | Lunch | Dinner
Mo—Fr 6.30 – 10.30 | 12.00 – 15.00 | 18.00 – 23.00 Uhr
Sa 7 – 12 | 12 – 15 | 18 – 23 Uhr
So 7 – 12 | 18 – 23 Uhr

www.imaworld.de/restaurants/barshuka

Siehe auch BISS-Artikel über die dazugehörige Sake Bar

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Neue Weinbar: Urban & Anders

Endlich wieder Qualität im

ranzigen Revier Alt Sachsenhausen

 

Wer nicht will, das Frankfurts einstiges Apfelwein-Revier in Alt-Sachsenhausen vollends zum Suffkopp-Quartier mit Lizenz zum Schädelspalten wird, muss gastronomisch Flagge zeigen, wie Stephan Prinz mit seiner gerade eröffneten Weinbar Urban & Anders. Er hat sein Lokal zwar am Rand in der Dreieichstraße eröffnet und befindet sich damit in guter Gesellschaft vom Japaner Muku und dem Café Under Pressure, muss aber gegen das schlechte Image ankämpfen und mit guter Qualität überzeugen. Und genau das macht er auch. Stephan Prinz hat sich durch gastronomische Stationen wie Biancalani, Frohsinn oder Gerbermühle genügend Erfahrung erwerben können, um jetzt sein erstes eigenes Projekt zu starten. Es gibt viel guten Wein und ein paar Happen, wie Käse, Salami, Schinken, Mortadella.  

Stephan Prinz

Es hat lange gedauert, bis das Frittenfett vom Vorgänger Burgermeister dem Lokal entwichen ist, aber nun wollte der Gastronom nicht länger auf die Eröffnung warten, wenn auch noch längst nicht alles steht. Die 650 Kilo schwere Betontheke steht felsenfest und raumfüllend. Ebenso 110 Positionen auf der Weinkarte. Die Preise sind moderat, es gibt auch alles zum Mitnehmen, was extra gekennzeichnet wurde. Die Champagner von Legras & Haas sind top, den bruten Riesling Sekt von Reichsrat von Buhl schätzen all jene, die es richtig trocken wollen. Und der Lambrusco Ermete von Alberto Medici zeigt, dass es selbstredend gute Ware in diesem Genre gibt. Markus Molitor ist immer eine Empfehlung und umarmt mit seinem Pinot Blanc Haus Klosterberg all jene, die Angst vor Säure haben. Vom fränkischen Weingut Alte Grafschaft ist viel Gutes zu haben, unser Favorit ist der Weißburgunder Zazo. Mit dem Spätburgunder von Friedrich Becker aus der Pfalz macht man alles richtig, der Pinot Noir „R“ von Norbert Spielmanns Alter Grafschaft entfaltet orientalische Würze und jenen Hauch Erotik, den eine Weinbar braucht. Wenn es endlich Sommer wird, muss man den hochfeinen Provence-Rosé von Minuty trinken. Und wenn nicht, dann um so mehr, damit zumindest innerlich die Sonne aufgeht.

Ludwig Fienhold

Urban & Anders, Frankfurt, Dreiechstr. 20, Tel. 069 60625640. Täglich ab 14 Uhr geöffnet. www.urbanundanders.de