Frankfurt: Zwei neue Lokale für den prominenten Römerberg
Der kulinarisch freudlose Platz bekommt endlich
eine gastronomische Verstärkung
Frankfurts prominentester Platz, der Römerberg, liegt seit Jahrzehnten gastronomisch im Koma. Nun könnten zwei neue Adressen Leben einhauchen: Die Café-Bar Monza und die Weinstube im Römer.
Das italienisch geprägte Monza, das sich bereits mit zwei gut eingeführten Lokalen auf der Freßgass und in der Schweizer Straße etabliert hat, hält die Pole Position am Römerberg. Kaum ein anderer Platz liegt dauerhaft so gut in der Sonne, jeder Besucher läuft hier vorbei, die neue Altstadt lenkt geradezu dorthin.
Aus dem einstigen Café Einstein ist allein durch den Mosaikboden ein kleines Schmuckstück geworden, man fühlt sich gut aufgehoben, wenngleich manchen Tischen noch etwas mehr Abstand gegönnt werden könnte. Das Repertoire besteht aus den bewährten Kuchen wie der tollen Torta della Nonna mit Vanille- und Zitronencreme, und appetitlichen Pasticcini. Beim Kaffee/Cappuccino zeigt man sich engagierter als bei der Weinauswahl, die mit Pinot Grigio, Primitivo und Lugana Anspruchsvolle nicht gewinnen kann. Der Service ist sympathisch und gastfreundlich, es sind leider nur Kartenzahlungen möglich sind.
Die unter neuer Führung eröffnete Weinstube im Römer bietet vom Frühstück bis zum Nightcup allerhand. Pächter Pawel Resser und Betriebsleiter Gökhan Arikan wollen ausloten, was an diesem Platz alles läuft. Trotz Kronleuchtern, Terrakottafliesen und Kupfertheke ist die alte Gaststube noch wiederzuerkennen. Zur rustikalen Atmosphäre passt die hessische Regionalküche, für die der gelernte Metzger Markus Rudeck verantwortlich ist. Die hausgemachten Kalbsleberknödel sind richtig gut und zeugen von handwerklicher Klasse, Stampfkartoffeln und Sauerkraut hätten wir dazu nicht gebraucht, sie dienen nur als Sättigungsbeilage.
Famos auch das zarte, saftige Matjesfilet Hausfrauen Art, das man nicht besser bekommen kann. Die Bratwurst ist gut, auch hier wieder Sattmacherbeilagen, besser nur ein Stück Bauernbrot dazu essen. Markus Rudeck ist jedenfalls eine starke Säule in diesem neu aufgestellten Gasthaus.
Die Weinkarte will es vielen recht machen, was selten gut geht und ambitionierte Weinfreunde nicht anspricht. So etwas lässt sich nachbessern. Immerhin gibt es den trockenen Riesling vom Lohrberger Hang, der tatsächlich auf 1,3 Hektar in Frankfurt wächst und nicht wie die anderen Weine der Stadt Frankfurt im Rheingau. Ein schönes und rares Stück Frankfurt im Glas, das Geschichte hat und zum Geschichten erzählen anregt. Der Weinstuben-Service ist nett, vor allem Awet glänzt durch ihre strahlende Freundlichkeit und Professionalität. Dennoch läuft noch nicht alles rund und bedarf der Nachbesserung.
Die Weinstube im Römer stand drei Jahre leer, was von dem Vermieter, dem Liegenschaftsamt der Stadt Frankfurt, eine sträfliche Vernachlässigung war. Die Café-Bar Monza und die Weinstube im Römer sind eine Auffrischung für Frankfurts müde Touri-Zone, wobei sie ihre Qualität noch weiter ausbauen können. Die beiden neuen Lokale stehen in der Verantwortung, dem kulinarisch vernachlässigten Römerberg endlich ein appetitliches Gesicht zu geben.
Ludwig Fienhold
Monza Caffè & Bar, Frankfurt, Römerberg 32
Weinstube im Römer, Frankfurt, Römerberg 19
Fotos: Barbara Fienhold