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Die Wein-Agentur für besondere Erfrischungen: 10 Jahre Beesdo & Cap

Manchmal muss es

etwas Großes sein:

Big Bottle Party

im Fortuna Irgendwo

 

Der Sommer verlangt vor allem nach Champagner, Sparkling Wine und Rosé. Genau davon gab es mehr als genug, viele Flaschen auch im Großformat bis zur Doppelmagnum. Die Weinhandelsagentur Beesdo & Cap aus Wertheim, die viele Händler und Gastronomen im Rhein-Main-Gebiet beliefert, feierte ihr 10jähriges Bestehen. Nicht irgendwo, sondern im Fortuna Irgendwo, der wohl coolsten Location in Frankfurt. Hausherr Ardi Goldman kam auch auf eine Trinkvisite vorbei, in Begleitung von tanzenden Feen, die in einem Reifrock auf Rollen mit Champagnerglashaltern steckten.

Nathalie, Raik, Esther

Die Weinberater Esther Martin Cap, Nathalie Anselmo und Raik Beesdo flitzten sportlich durch die Menge, um rund 200 durstige Gäste zu erfrischen. Es gab Weine aus ihrem Programm, aber auch aus dem Sortiment der Schwesterunternehmen Wein Wolf, Weinland Ariane Abayan und Grand Cru Select. Die Rosé Cuvée Prestige von Féraud bietet Erfrischung auf hohem Niveau und entfaltet die Düfte der Provence. Er ist klassisch, aromatisch, finessenreich, diskret kräuterwürzig. Der ungemein saftige Féraud wird umweht von Limone und Pfirsich und zeigt leichten knackfrischen Biss. Eine ähnliche flüssige Delikatesse ist der ebenfalls lachsrosa schimmernde Annrosé Brut Nature, ein Sparkler von der Domaine des Féraud. Elegant, feine Perlage, Süffigkeit auf bestem Level. Ohne jegliche Dosage und damit richtig trocken, animiert er schnell zum nächsten Glas.

Ardi Goldman in Champagnerlaune

Geboren in Frankreich, aufgewachsen in den Hamptons – der Rosé Hampton Water sieht sich als Erzeugnis französisch-amerikanischer Freundschaft. Rockstar Jon Bon Jovi und sein Sohn Jesse haben diesen Wein gemeinsam mit dem Winzer Gérard Bertrand entwickelt und erfolgreich auf dem Markt platziert. Dieser Wein ist aber kein weiterer Celebrity-Stoff von mäßigem Charakter, sondern ein handwerklich seriös gemachter Rosé südfranzösischer Provenienz. In den USA ist der Lustmacher längst ein Verkaufserfolg, in Deutschland ist er auch mehr und mehr in der Gastronomie vertreten (die Erfolgsstory und ein Interview mit Jesse Bongiovi steht hier in BISS: In diesem Rosé spielt die Musik).

Mehr als nur eine nette Grundlage für die vielen Weine waren die guten Pizzen vom Flying Pizzabäcker Ioannis Artemis, den man oft bei Events mit klassischen und originellen Variationen zu diesem Thema sieht (siehe Bild unten).

Kein Gerücht, sondern ein klarer Fall: Champagner schmeckt aus Großflaschen einfach etwas besser, meist sogar einen ganz entscheidenden Schluck. So war es auch beim Champagner von Taittinger, wo die Brut Réserve spürbar durch die Magnum an Qualität gewinnen konnte. Manchmal sollte es eben doch etwas Größeres sein.

Text: Ludwig Fienhold

Photocredit: Barbara Fienhold

Flying Pizzabäcker Ioannis Artemis,


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Sparkling Festival: Gipfeltreffen weltweiter Schaumweinkunst

Trends und Neuheiten bei Champagner, Sekt & Co

 

Es ploppt wieder: Am Sonntag, den 3. November 2024, öffnen sich die Tore zu einer ganz besonderen Jubiläumsveranstaltung – dem 5. Internationalen Sparkling Festival. Dieses Jahr findet das bekannte Festival erstmals im historischen Kurfürstlichen Schloss in Mainz statt. Genießer und Fachpublikum sind gleichermaßen willkommen, müssen aber unterschiedliche Tickets buchen, die ab sofort zu bekommen sind. Es gilt über 200 Schaumweine von 90 Weingütern aus 12 Ländern zu entdecken.

Schaumweine von Format an einem einzigartigen Ort

Das Internationale Sparkling Festival ist die weltweit führende Messe der Schaumweinkunst und versammelt mittlerweile über 80 Weingüter der unterschiedlichsten Art aus 12 verschiedenen Ländern. Mit mehr als 200 Schaumweinen aus dem Premiumbereich ist diese Konzentration von Spitzen‐Schaumweinen einzigartig. Mit dabei sind unter anderem die Champagner von Moutard, Leclerc Briant, Franck Pascal und die Sekte von Harkamp aus der Steiermark in Österreich und Griesel aus Deutschland (die gesamte Teilnehmerliste findet man auf der Webseite des Festivals).   

Ob Champagner, italienische Klassiker à la Franciacorta oder Südtiroler‐Sekte, spanische Cava, Sparklings aus Argentinien, England, Kalifornien, Südafrika und Portugal, Crémants aus Frankreich und Luxemburg, österreichische und deutscher Spitzensekte – sie alle wollen den weltweiten Facettenreichtum prickelnder Weine zeigen. Die Weingüter werden für das Festival gezielt ausgewählt und sollen laut Veranstalter einen exklusiven Zirkel bester internationaler Schaumweinhäuser demonstrieren.

Es sind ausschließlich nur Schaumweine nach der traditionellen Methode oder der Méthode Ancectrale/Pet Nat zugelassen.
Vier Masterclasses für das Fachpublikum vertiefen das Wissen über verschiedene Schaumweinregionen. Dazu gehören Masterclasses zu deutschen und österreichischen Sekten, katalonischen Schaumweinen und den Sparklings „Cap Classique“ aus Südafrika.

Gerhild Burkard vom Sparkling Festival

Die Messe wird bereits zum fünften Mal in Deutschland ausgetragen. Seit 2022 findet sie nun im zweijährigen Rhythmus statt.
Neben der Tischpräsentation der Weingüter, bietet das Festival eine Plattform für internationale Trends in der Schaumweinkunst.

„Immer mehr Weingüter lassen ihre Schaumweine länger reifen, um komplexere und tiefgründigere Produkte zu schaffen“, sagt Gerhild Burkard, Schaumweinexpertin und Organisatorin des Festivals. „Auch das Experimentieren mit Holzeinsatz, dem Ausbau in Amphoren oder Beton für die Grundweine und niedrigere Dosagen gehören zu den aktuell prägenden Entwicklungen der Branche.“

Die Mehrheit der Teilnehmer beim Sparkling Festival kommt aus Deutschland gefolgt von der Champagne mit 19 Kellereien.

Mit 27 deutschen Ausstellern zeigt das Gastgeberland, dass hierzulande immer mehr Weingüter auf Spitzenqualität bei Sekt setzen. Zu den prämierten Aufsteigern zählt Caro Bergdolt, eine Teilnehmerin der ersten Stunde. „Das Sparkling Festival ist eine der wichtigsten Veranstaltungen, die gezielt ein interessiertes Publikum von Premiumschaumweinen anspricht“, erklärt Bergdolt vom Klostergut St. Lambrecht. „Der qualitative Wandel in der Sektherstellung ist beim Festival besonders zu spüren. Hier haben wir enorme Fortschritte durch beispielsweise die frühere Weinlese für die Sekt‐Grundweine, die Ganztraubenpressung und die Fraktionierung der Pressvorgänge, wie sie in der Champagne üblich sind gemacht. Zusätzlich biete das Internationale Sparkling Festival für die Produzenten eine ideale Plattform zum Erfahrungsaustausch mit anderen Weingütern.

Internationales Schaumwein‐Fachsymposium am 4. November 2024, Kurfürstliches Schloss, Mainz

Am Folgetag kommt die Branche zum dritten Schaumwein‐Fachsymposium zusammen, gleichfalls im Mainzer Schloss. In verschiedenen Workshops, Seminaren und Diskussionspanels werden Schaumweinproduzenten, Fachleute und Marktinsider über aktuelle Themen der Branche diskutieren. Dies ist die einzige Fachtagung in Deutschland, die sich ausschließlich auf Schaumweine konzentriert. Während sonst alle Genießer willkommen sind, richtet sich diese Tagung ausschließlich ans Fachpublikum.

 

 

 

 

 

 

 

 

Informationen zum internationalen Sparkling Festival Mainz, 3. November 2024

Veranstaltungsort: Kurfürstliches Schloss, Peter‐Altmeier‐Allee 9, Mainz

Datum: Sonntag, 3. November 2024. 
10.30 Uhr, Masterclasses nur für

Fachbesucher. 
Einlass Verkostungszone für Fachbesucher: 11.30 Uhr,

Einlass für Endverbraucher: 15 Uhr

Ende der Veranstaltung: 18 Uhr.

Tickets für alle Interessenten: 69 €.

Fachbesucher ab 55€.

 

Schaumwein Fachsymposium, 4. November 2024

Beginn 9.30 Uhr, Ende 17.00 Uhr

Tickets für Fachbesucher ab 250€

 

Alles Tickets und weitere Informationen unter:

www.sparklingfestival.de




Aus für Gustav und Weinsinn: Frankfurts Gastronomie verliert an Gewicht, man darf aber nicht nur die Sterne zählen

Wo geht die Reise von Spitzenkoch Jochim Busch hin?

 

Das Aus für die Restaurants Gustav und Weinsinn kam weniger überraschend als viele glauben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Betreiber merken, dass man keine zwei Restaurants in der gleichen Stadt nebeneinander führen kann, die sich an die gleiche Zielgruppe richten. Dieser gastronomische Kannibalismus hat sich gegenseitig aufgefressen. Wer für einen Besuch 500 Euro zu Zweit investieren muss, überlegt sich, ob er ins Gustav oder ins Weinsinn geht. Oder ob er überhaupt so viel Geld ausgeben möchte. Das zweite große Handicap: Jochim Busch war nicht nur Küchenchef im Gustav, sondern auch Regisseur und Konzeptionist des Schwesterlokals Weinsinn. Eine Doppelbelastung, die auf Dauer an den Kräften zehrt.

Die beiden Restaurants sind Geschichte, Jochim Busch ist es nicht. Er und nur er und sein Team waren die Stütze und das Aushängeschild der Restaurants. Der meisterhafte Filigrankoch mit dem großen Aromengespür hat sich die letzten Wochen kaum blicken und hören lassen, weil er lästigen Fragen ausweichen wollte. Er wird sich besinnen und sehr genau überlegen, wie es weitergeht. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass er in Frankfurt oder Umgebung bleiben wird – hier hat er mit seiner Familie seinen Lebensmittelpunkt. Und es gibt gute Gründe, dass er sich selbständig machen will. Dann aber dürfte es weniger hoch bei den Preisen zugehen, aber deshalb nicht weniger anspruchsvoll. Sterne sind immer seltener das Ziel von guten Köchen, die sich auch ohne sogar weit eher ihrem Publikum zuwenden können.

Jochim Busch

Die Betreiber von Gustav und Weinsinn, die als Café-Pächter begannen und plötzlich durch den Topkoch André Rickert in der Gourmetgastronomie landeten, der jetzt im Bidlabu besser und entspannter denn je kocht, wollen im Bahnhofsviertel weitermachen und dort im ehemaligen Weinsinn im Herbst in der Weserstraße ein Lokal namens Sommerfeld eröffnen. Das Lokal liegt zwar nicht im extremen Bereich des Problemviertels, muss aber mit dem Stigma „Bahnhofsgastronomie“ leben. Viel negativer dürfte sich jedoch die fehlende Terrasse auswirken, ohne die kein Gastronom überleben kann.

Das Frankfurt nun auf einen Schlag drei Michelin-Sterne verloren hat (2* Gustav, 1* Weinsinn), ist bedauerlich, aber nicht bedenklich. Zum einen haben wir auch weiterhin gute Sternerestaurants wie Ernos Bistro oder Carmelo Greco, zum anderen gibt es großartige Restaurants ohne Michelin-Brandzeichen: Lohninger oder das neue sizilianische Naná seien stellvertretend genannt.

Ludwig Fienhold

 

Photocredit: Fienhold/BISS Magazin




Ciccione: Ein Jahr Top-Pizza mit sehr guten Weinen

Die ungewöhnliche Pizzeria

bleibt eine Genuss-Bastion

im Frankfurter Bahnhofsviertel

 

Ein Jahr nach der Eröffnung hat Frankfurts ungewöhnlichste Pizzeria noch an Qualität gewonnen. Ciccione bietet kreative Beläge von Qualität und serviert dazu so viele handverlesene Weine wie kein einziges Lokal dieser Spezies.

Luftige, leichte Pizza, die saftig und knusprig gerät, ist eine Seltenheit. Wenn sie dann noch originell und stimmig belegt ist, hat man es mit einer absoluten Ausnahmeerscheinung zu tun. Unsere beiden aktuellen Favoriten im Ciccione sind: „Carbonara“ mit sehr krossem Rinderspeck, Mozzarella, softem Eigelb und Parmesan. Und Nduja mit Tomaten, Oliven, Caciocavallo-Käse sowie Nduja, wunderbar würziger kalabrischer Streichwurst aus Salami. Diese wird in Kalabrien eigentlich aus Schweinefleisch hergestellt, doch das Ciccione lässt sich eine Rindervariante liefern. Der Grund: Das Lokal wird auch stark von Moslems und Juden besucht, die beide aus religiösen Gründen Schwein ablehnen. Deshalb wird auch die Pizza „Carbonara“ nicht authentisch mit Guanciale, sondern mit Rinderspeck zubereitet. Wenn dies alles so gut schmeckt wie hier, führt das auch zu keinen Diskussionen.

Andrei Lipan (l.), Dominik

An den besten Orten im Bahnhofsviertel scheint ein Miteinander möglich zu sein, religiös, sozial und kulinarisch. Wer im Ciccione auf der lebhaften Straßenterrasse sitzt, wird gefühlt hundert Nationalitäten an sich vorbeiziehen sehen und hören. Gegenüber sieht man mit dem Miele Waschsalon und der Fleischerei Göbel, wo man auch Kaffee trinken kann, archaisch anmutende Relikte eines Viertels, das nur noch an wenigen Stellen so bemerkenswert bunt und spannend erscheint.

Im Gegensatz zur neopolitanischen Pizza wird die römische länger gebacken und fällt dünner und knuspriger aus. Sie ist auch nicht rund und wird in viereckigen Stücken serviert. Im Ciccione teilt man sich am besten zwei Slices zu jeweils 7 € und erhält dadurch zwei verschiedene Pizzavarianten, die völlig ausreichend sind. Die Weinauswahl ist gut, für eine Pizzeria  erstaunlich gut. Der gerade ins Sortiment aufgenommene Riesling von Becker Landgraf aus Rheinhessen ist ein puristischer, klarer und frischer Riesling, den man nicht nur als Aperitif trinken kann.

Dominik

Der Spumante Brut „Ombra“ vom Ausnahmewinzer Nicola Gatta aus der Franciacorta-Region zeigt auf ganz individuelle Art Klasse. Feine Perlage, cremige Struktur, Aromen von Äpfeln, Brotkruste und Gebäck. Immer eine sichere Bank sind die Champagner von Gimonnet (hier ein Pinot Noir/Chardonnay), die wie ganz selbstverständlich zur Pizza passen. In der Pizzeria stehen sechs Wein-Offerten glasweise parat, die den Sommer und das Essen bereichern: Der Gris de Grenache von der Domaine de Vigier ist saftig und wunderbar trocken.

Auch beim Service hat man nicht das Gefühl in einer Pizzeria zu sein. Dominik berät so gastorientiert, freundlich und sachkundig als wäre er einem Toprestaurant entsprungen. Man trifft im Ciccione nur angenehme Servicekräfte, was angesichts des allgemeinen Personaldefizits in der Gastronomie ein kleines Wunder ist.

Andrei Lipan und sein Partner Michele Heinrich (den man als Kind „Ciccione“, den kleinen Dicken nannte) betreiben zusammen mit dem gegenüberliegenden Lokal Yaldy neben dem Ciccione auch noch die beste Adresse im Bahnhofsviertel. Sie halten die Fahne im Quartier hoch, gerade in einer Zeit, wo die hippe Ära vorbei ist und der Verfall erschreckende Formen annimmt. So lange es Adressen im Bahnhofsviertel wie Yaldy und Ciccione gibt, gibt es Hoffnung.

Ludwig Fienhold

Ciccione, Frankfurt, Münchner Str.  41, Mo-Fr. 12 – 22 Uhr, 18 – sold out, Sa 17 – 22 Uhr, So zu. Tel.069 9498 4340.

Fotos: Barbara Fienhold

 




Occhio d´Oro: Gut Essen & Trinken mit schöner Aussicht

Im Frankfurter Flemings Hotel bewegt sich alles nach oben

 

Nicht die höchste, aber die beste Dachterrasse mit dem schönsten Ausblick hat das Restaurant Occhio d´Oro im Frankfurter Flemings Hotel ohnehin. Die italienische Küche zeigt sich seit zwei Jahren auf gutem Niveau stabil. Inzwischen hat sich auch die Weinkarte deutlich verbessert. Dass es in diesem denkmalgeschützten Haus einen historischen Paternoster gibt, macht es noch besser. Genug gute Gründe für einen Besuch.

Gerade vielen italienischen Lokalen fehlt es an Kontinuität bei den Küchenleistungen. Beim Occhio d´Oro, dessen Crew aus Küche und Service zu einem spürbar guten Teil aus dem seligen und unvergessenen Casa di Tomilaia stammt, ist auch zwei Jahre nach der Eröffnung Stabilität zu erkennen und sogar an manchen Stellen eine Verbesserung. Vor allem bei der Weinkarte. Dass ist hier um so wichtiger, weil sich das Restaurant und die Weinbar den Platz teilen und man als Gast auch gerne nur auf ein gutes Glas und ein Tellerchen vorbeikommen möchte.

Küchenchef Andreas Nabholz-Hoffmann

Es gibt hervorragende Champagner wie den Shaman Rosé und den Brut Nature von Marguet, die man sonst eher selten findet. Aber mit dem Asolo Brut von Case Paolin auch einen richtig guten und richtig trockenen Prosecco (11 € das Glas, 55 € die Flasche). Wer einen der besten spanischen Cava haben möchte, findet ihn mit dem Terrers Brut Nature von Recaredo. Beim Roero Arnis von Vietti liegt man immer gut, preislich bwegt er sich auf dieser Karte eher im unteren Level (55 €). Der Grauburgunder Oberberger Bassgeige von Franz Keller ist stets eine sichere Bank (55 €). Wenn man sich etwas richtig Gutes gönnen will, kann man beruhigt zum Châteauneuf-du-Pape von La Nerthe greifen, der auch in der Magnum zu bekommen ist. Insgesamt wünscht man sich noch mehr Offerten im einfachen und mittleren Segment. Die Gäste können unter zehn offenen Weinen wählen, 10-18 € (0,15l).

Auf der Speisekarte stehen Lustmacher und leicht modern inszenierte Klassiker aus der italienischen Küche, mit Schwerpunkt auf der Toskana und der Emilia-Romagna. Der Gast erlebt Spaß auf sehr gutem Niveau. Das Coperto für abgestandenes Olivenöl und etwas Weißbrot ist oft ein Ärgernis, im Occhio d´Oro bekommt man viel Gutes geboten: Schönes frisches Brot und ausgesuchtes erstklassiges Olivenöl (von Nepheli), Oliven und Wasser (zusammen 6 €). Pasta macht glücklich, im Occhio d´Oro aktuell fleischige Cappellacci, süffige Spaghetti Vongole und gut gemachte Gnocchi. Das Rindertatar mit Parmesancreme ist ein unkomplizierter saftiger Wonneproppen. Ligurische Trofie-Pasta mit Pulpo und Orange gehört bereits zu den Hausklassikern. Küchenchef Andreas Nabholz-Hoffmann und sein Team können aber auch Lust auf Vegetarisches machen, beim ausdrucksvollen Fenchelsalat vermisst man weder Fisch noch Fleisch.

Der muntere und aufmerksame Service verbreitet allenthalben gute Laune, aber keine übertriebene oder gar penetrante Animier-Stimmung. Das Restaurant wollte eigentlich mit dem Sommelier Ali Rasouli Nia aus dem Tantris in München glänzen, was aber in letzter Minute scheiterte. Der Vorgänger Marian Henß war mit einigen Monaten etwas länger im Amt. Neu ist hingegen Norbert Speth, der als General Manager positive Energie verbreitet, die er ganz offenbar aus Südafrika mitbringen konnte. Er wurde dort als Sohn deutscher Eltern geboren, hat aber auch einige bemerkenswerte Stationen in Deutschland absolvieren können, unter anderem als Koch in der Traube Tonbach.

Ludwig Fienhold

Flemings, Restaurant Occhio d´Oro, Frankfurt, Eschenheimer Tor 2, Tel. 069 989 72 85 00. Mo – Sa ab 18 Uhr.

 

Photocredit: Fienhold/BISS Magazin

General Manager Norbert Speth und der allgegenwärtige Servicemitarbeiter Giuseppe

 

 




Kampf um ein ganz besonderes Weingut

Die Weine der Stadt Frankfurt

haben an Qualität gewonnen

und sollen nun einen neuen

Pächter bekommen

 

Aber wie schmecken

die Weine eigentlich?

 

 

Frankfurt hat manche Eigenwilligkeiten, aber auch eine Besonderheit: Ein eigenes Weingut. Und dabei mit dem Lohrberger Hang in Seckbach einen kleinen Weinberg auf städtischem Boden. Auf 1,3 Hektar werden dort Reben gezogen, wo der Frankfurter sonst im Grünen so etwas wie Heimaturlaub macht. Die Weine der Stadt Frankfurt wurden bislang von der Bevölkerung nicht ausreichend zur Kenntnis genommen, obwohl sie eine Fangemeinde haben. Jetzt soll nach 30 Jahren das Weingut neu verpachtet werden, weil man sich eine bessere Vermarktung und Bio-Weine wünscht.

Frischer Wind zwischen den Rebzeilen kann ja gut sein, man fragt sich aber, was die Stadt Frankfurt selbst bislang für ihr Weingut getan hat. Dass der Wein bei offiziellen Empfängen ausgeschenkt wurde, kann nur als Selbstverständlichkeit gewertet werden. Die Grundsatzfrage muss lauten: Wer von den Verantwortlichen und wer unter den Journalisten, die jetzt so fleißig schreiben, hat eigentlich je die Weine der Stadt Frankfurt verkostet?

Der trockene Riesling Lohrberger Hang, von dem jährlich rund 10.000 Flaschen erzeugt werden, ist der interessanteste Wein im Sortiment. Der Weinberg mit Südhanglage gehört der Stadt seit 1803 und wurde davor vom Frankfurter Karmeliterkloster betrieben. Den Riesling ziert ein historisches Etikett, das im Gegensatz zu den anderen Flaschenetiketten Gestaltungswillen zeigt. Er schmeckt frisch, reintönig und saftig und fällt weit weniger säureknackig wie beispielsweise ein Rheingauer Riesling aus. Er eignet sich wegen seiner geografischen Einzigartigkeit und seiner nicht wahrnehmbaren Säure besonders gut für Hiesige und Auswärtige, die Angst vor der Rieslingsäure haben. Es ist ein seriöser Spaßwein, den man gerne verschenkt, aber auch selbst im Hause hat, um Gäste zu überraschen.

Wir haben aus dem Sortiment mehr als ein gutes Dutzend Weine probiert, auf unsere Kosten. Der Hochheimer Daubhaus, ein Blanc de Noir (aus Pinot Noir) fällt sehr saftig, cremig und charmant aus. Auch der leichte und beschwingte Rosé ist ein sympathischer Wein für die Terrasse. Grauburgunder und Weißburgunder sind beschwingte leichte Tropfen für sommerliche Abende. Unter den Roten gefällt uns der im Eichenholzfass gereifte Spätburgunder Hochheimer Hofmeister am besten. Er braucht 20 Minuten Luft und gewinnt dann ziemlich an Kraft und Fülle. Das Ergebnis ist ein leicht erdiger Wein mit schöner Beerenfrucht, etwas Karamell, einer Prise Speck, einem Hauch Champignon sowie einem Dash Holunder. Dabei groovt er sich sehr rund und harmonisch im Mund ein. Ziemlich viel Freude im Glas, für 7,70€. Die Weine der Stadt Frankfurt kosten im Schnitt 6,80 bis 7,90 € pro Flasche, der Riesling vom Lohrberger Hang fällt mit 11 € auch preiswert aus, vor allem wenn man bedenkt, dass man es mit einer Rarität zu tun hat. Alle Weine werden dem Anbaugebiet Rheingau zugeordnet, bei den Hochheimer Lagen ist dies verständlich, aber der Riesling vom Lohrberger Hang ist ein Unikat, das dem Rheingau weder geografisch noch geschmacklich nahe kommt.

Weingut der Stadt Frankfurt, Winzer Jürgen Rupp

Wir verfolgen das Weingut der Stadt Frankfurt seit über 20 Jahren und waren anfangs überhaupt nicht angetan von den Erzeugnissen. Um so erfreulicher war es, wie die Winzerfamilie Rupp Jahr für Jahr für mehr Qualität sorgte und gerade bei den letzten Jahrgängen an positiven Eindrücken gewinnen konnte.

So ein Weingut entsteht auch nicht über Nacht und braucht seine Zeit. Gut, es hätte vielleicht schneller gehen können mit der Qualitätssteigerung, vor allem aber wurde das Marketing ignoriert, wozu auch eine ansprechende Etikettierung gehört.

Die Rupps haben das Weingut der Stadt Frankfurt 30 Jahre lang bewirtschaftet. Jetzt wird das Weingut und noch einiges mehr, was dazu gehört, neu ausgeschrieben (www.weingut-stadt-frankfurt.de). Insgesamt geht es um 22 Hektar in Hochheim und den kleinen Weinberg am Lohrberger Hang.

Die Stadt möchte ein besseres zeitgemäßes Marketing bekommen, das auch jüngere Menschen anspricht. Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen. Auch die Forderung nach Umstellung auf reinen Biobetrieb klingt zunächst einmal gut. Eine solche Bewirtschaftung ist aber auch letztlich teurer und bedeutet für den Verbraucher eine Preissteigerung. Die neue Verpachtung soll auch wieder 30 Jahre laufen, wobei sich die Winzerfamilie Rupp ebenfalls bewerben will. Es stehen dabei nicht nur die Weinberge an, sondern unter anderem auch die Weinstube im Römer, die seit längerem leer steht und nur während der Fußball EM als Pop-up betrieben wurde, wobei die Fußball-Wimpel immer noch vor der Tür baumeln.

Über die Verpachtung der Weinberge entscheiden die Stadtverordneten von Frankfurt. Möge der Bessere gewinnen, möchte man eigentlich gerne sagen. Was einem angesichts dieses „Fachgremiums“ aber nicht leichtfällt.

Ludwig Fienhold

 

Weine der Stadt Frankfurt, Vinothek & Verkauf, Limpurgergasse 2, Tel. 069 2123 3680. Mo-Fr 9 – 12.30 Uhr.

 

Photocredit: Weine der Stadt Frankfurt, Fienhold/BISS Magazin