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Schrader Cellars: Der sanfte Riese aus dem Napa Valley

Müssen gute Weine

teuer sein,

müssen teure Weine

gut sein?

 

 

Müssen gute Weine teuer sein, müssen teure Weine gut sein? Die Weinwelt ist voller Fragen, denen man sich nur schluckweise nähern kann. Die kalifornischen Cabernet Sauvignon von Schrader werden im Schnitt zwischen 360 und 418 Euro gehandelt, der amerikanische Wein Advokat Robert Parker hat sie mit hohen und höchsten Bewertungen gepusht.

Eine Probe der Weine im Sofitel an der Alten Oper in Frankfurt gab Einblicke in den hochpreisigen Schrader-Kosmos. Es war die erste Präsentation dieser Weine in Europa. Der Schrader T6 aus dem Jahrgang 2018 aus der Weinlage Beckstoffer To Kalon ist ein durchaus typischer und geschmeidiger Vertreter dieses speziellen Weinguts in Oakville. Er ist gut, gut gemacht. Gefällig, ein Everybodys Darling, nur nicht von jedem Darling bezahlbar. Ein mentaler Wein, der schon im Kopf entstand und so designt wurde. Eine gute Wahl für Society-Trinker. Er ist zwar schnell im Glas präsent, wird aber mit jeder Minute besser.

Auch beim Schrader RBS 2018 merkt man, dass er viel Luft benötigt oder noch besser gleich dekantiert werden muss. Der CCS gleichen Jahrgangs ist von ähnlicher Stilistik. Bei jedem Schluck fragt man sich, warum es ausgerechnet derart technische Buchstaben sein müssen, die als Titel auf dem Etikett zu sehen sind (sie stehen für Klone). Das weckt keine Sinnlichkeit.

Ein bedingt sinnlicher, vor allem aber sehr schicker Wein ist der Schrader CCS aus dem Jahrgang 2019. Feinfruchtig, elegant, harmonisch. Mehr Begeisterung löst der gereifte Schrader RBS aus dem Jahr 2014 aus. Ein sanfter Riese aus dem Napa Valley, wo ja viele Weine entstehen, die Kraft über Alkohol oder durch Booster-Aromatik beziehen. Laute Weine eben und keine dezenten feinsinnigen Vertreter. Der RBS 2014, die Wiederholung dieses Kürzels ist entsetzlich, aber notwendig, wirkt durchaus frisch und ist doch schön gealtert. Cassis, Maulbeere, saftige Zwetschge, schwarze Kirsche, ein Hauch orientalische Würze. Seidig, schlank, elegant und alles andere als fett.

Es gibt in Frankfurt kein Restaurant mit diesen Weinen und auch sonst sind sie nicht wirklich in der Gastronomie präsent. Die Kalkulation ist problematisch, selbst wenn man sie nur unwesentlich im Verkauf an den Gast im Preis aufschlagen wollte. Schrader Cellars Weine sind in erster Linie „Collectors Choice“, für Sammler bestimmt, die sie in privatem Kreis genießen.

Ludwig Fienhold

 




Suzy´s Smoke Shack BBQ droht das Ende

Bürokratie versus Kreativität

 

Gastronomen wird es schwer gemacht, kreative Ideen zu verwirklichen. Eine der spannendsten Neueröffnungen in Frankfurt steht vor dem Aus, Suzy´s Smoke Shack BBQ droht das Ende. Bei Suzy Günther waren in letzter Zeit alle möglichen Ämter zu Besuch, das Bauamt mahnt Nutzungsänderungen an. Suzy´s musste alle Events für den Mai absagen und schließen. Wieder einmal macht die Bürokratie den ohnehin schon gebeutelten Gastronomen das Leben schwer, in diesem Fall das Überleben unmöglich.

Suzy Günther hat aus einer Hinterhofgarage in der Uhlandstraße im Frankfurter Ostend eines der coolsten Lokale Deutschlands gemacht und tischte dort Pork Ribs, Pork Belly Burnt Ends, Rib Tips und andere Leckerbissen aus dem Smoker auf (siehe BISS Artikel „Diese Hinterhofhütte verdient einen Oscar für schräges Design“). In den letzten Wochen war die Hütte so voll wie nie, lief das Geschäft enorm gut. Doch die Behörden haben dem Lokal den weiteren Betrieb untersagt. Offenbar hatten sich Nachbarn beschwert und das Lokal beim Ordnungsamt, dem Bauamt und anderen Behörden angeschwärzt.

Suzy hatte sich gerade erst von einem Schicksalsschlag erholt, ihr Tankstellen-Imbiss in Gambach wurde von einem Truck überrollt. In Frankfurt sah sie endlich ihren Traum verwirklicht, der nun auch wieder zerstört werden soll. Sie erhofft sich Unterstützung von Freunden, dem Ausländerbeirat und anderen, die ihr helfen können. Suzy Günther will noch nicht aufgeben und ihre einzigartige BBQ Hütte retten, sucht aber für den Worst Case schon jetzt nach einer Location für ein anderes und vielleicht noch größeres Lokal. Hilfreiche Hinweise sind willkommen.

LF




Einfach gut: Der neue Japaner Nana´s Ramen in Frankfurt

Unser Lieblingsjapaner ist nicht edel, aber ehrlich

 

Von Ludwig Fienhold 

 

Selbst die oft gepriesenen japanischen Ramen-Lokale in Frankfurt haben uns nicht überzeugt und schon gar nicht begeistert. Nana´s Ramen im Frankfurter Bahnhofsviertel ist mehr als eine Nudelbar. Schon rein optisch, vor allem aber geschmacklich. Jedenfalls wurde dieses kleine Lokal in Rekordzeit zu unserem Lieblingsjapaner. Die meisten Japaner in der Stadt sind von klassischem Zuschnitt und den ewig gleichen Gerichten, nicht selten mit schlurfigem Service von sparsamer Freundlichkeit. Nana´s gehört zu den modernen Adressen mit jugendlicher und offensiver Art, bei der Herz und Humor zu spüren sind.

Teddybären halten die reservierten Plätze besetzt. Es gibt sehr viele Teddybären und kaum einen freien Platz, man sollte sich also einen Tisch sichern. Walk-ins könnten Glück haben und einen Sitzplatz direkt an der Theke vor der offenen Küche bekommen, davon gibt es jedoch nur drei. Das Publikum ist international, viele Japaner, aber auch Gäste aus anderen asiatischen Ländern haben dieses erst vor einigen Wochen eröffnete Lokal bereits entdeckt. Ein angenehmes, gelassenes, oft junges Publikum mit japanischen Reiseerfahrungen. Fast schon eine Fangemeinde von Nana´s, deren Bewertungen im Internet extrem positiv ausfallen.

Nana´s ist kein weiterer kostspieliger Edel-Japaner, bei dem die Preise eher selten mit der Qualität und schon gar nicht dem gesamten Esserlebnis mithalten können. Wir haben es hier nicht mit einem hochgezüchteten Pudel, sondern eher mit einer Promenadenmischung zu tun – aber mit einem Hund, den man gerne streicheln würde.

Nana´s ist kein puristischer Japaner. Man will etwas moderner und fröhlicher im Auftritt sein. Die Präsentationen sind chi-chi-frei und doch durchdacht bis hin zum eingelegten Rettich. Man erlebt würzige, gut abgeschmeckte Gerichte, die einfach Spaß machen und den Gast merken lassen, dass die Küche mental und handwerklich gut aufgelegt ist.

Die Speisekarte ist angenehm klein, eine Weinkarte gibt es nicht, auch sonst keinen Alkohol. Daran erinnern höchstens die Bierhumpen von „Kirin“, die zum Wasser gebracht werden. Man kann unter fünf Vorspeisen und drei Ramen-Hauptgerichten wählen. Bei den guten Einstiegshappen hat uns am besten Takoyaki gefallen, drei gegrillte und mit Gemüse und Oktopus gefüllte Weizenteigbällchen. Ramen gibt es in drei Varianten, von klassisch bis sehr würzig. Wir fanden die Tantan-Variante „Tokio Art“ herausragend, saftige dicke Nudeln mit leichtem Biss in einem delikaten Sud, der von Walnuss- und Sesamtgeschmack dominiert wurde. Mitgetragen wurde die mächtige Riesenschüssel geschmacklich zudem von Hackfleisch, gekochtem Gemüse, Sojasprossen und Frühlingszwiebeln. Vorsicht: Für ein erstes Date eignet sich Ramen nicht, denn es ist ein ziemliches Geschlabber, bei dem die Sauce Karussell fährt.

Zuvor war an gleicher Stelle das Restaurant Imori Kaiseki zu Hause, woran noch einige Details erinnern, vor allem die herzige Toilette. Ein Gast hinterließ im Netz gar einen bemerkenswerten Kommentar und meinte, dass die Toilette zum Streicheln wäre, was der Google-Übersetzung geschuldet sein mag, aber irgendwie auch stimmt. Bei Nana´s geht es ganz unverkrampft und lässig und dennoch professionell zu. Die zauberhaften jungen Servicemädels sind ungemein effizient, flink und freundlich, wie man das von guten Lokalen in Japan kennt. Sie zeigen aber auch Humor und lächeln und lachen gerne, wobei die Fröhlichkeit eher in einem dezenten Kichern Ausdruck findet. Bei der Verabschiedung der Gäste ertönt ein chorales, frohes und ehrlich gemeintes „Dankeschön“. Auch wir haben zu danken, Arigatō Nana´s.

Nana´s Ramen, Frankfurt, Mainzer Landstr. 125, Tel. 0152 225 499 87. Täglich 12-15 Uhr und 18-21.30 Uhr geöffnet, Dienstag geschlossen. 

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Soave: Vom Suff-Wein zum Feintrinker-Stoff

Unsere Favoriten aus Italiens verkannter Weinregion

 

Manch einer vermutet hinter dem Begriff Soave keine Weinregion, sondern eine Discountermarke. Die oft dünnen charakterlosen Weine haben das Image dieses Weins nachhaltig beschädigt. Dabei gab es schon immer gute Winzer in Soave, spätestens aber seit dem Jahrgang 2013. Außerdem übernehmen immer mehr junge Winzer das Ruder, die andere Ansprüche haben. Bei ihnen merkt man besonders, dass Soave Qualität hat und Terroir zeigt. Um das kleine Städtchen im Hinterland von Verona wölben sich Hügel mit Vulkangestein, die ganz andere Weine hervorbringen als die in der Ebene. Grundsätzlich trifft der Name Soave sehr gut den Charakter der Weine, denn er bedeutet sanft, mild und anmutig. Doch inzwischen ist er auch recht spannend geworden. Soave steht für vulkanische Mineralität, feine Frucht, frische Zitrusnoten und eine wunderbar salzige Meerbrise. Diese animierende Melange lässt die Weine ungemein aufleben und ermüdet auch nicht nach dem zweiten Glas.

Die meisten Soave-Weine sollten frisch innerhalb von zwei Jahren getrunken werden. Die charakteristische autochthone Rebsorte Garganega ist die Basis der Appellation, meist wird sie zu 100 % eingesetzt. Die Winzergenossenschaften, deren Anteil bei gut 85 % liegt, haben andere Interessen als die kleinen Winzer. Man kann in europäischen Supermärkten Soave bereits für unglaubliche 1,99 € finden. Ein seriöser Soave kostet etwa zwischen 8 und 16 € und ist damit immer noch sehr preiswert.

Das Weindorf Soave hat gerade einmal 8000 Einwohner und ist in 20 Minuten vom Flughafen Verona aus zu erreichen. Es scheint, als gäbe es mehr Lokale, Weinläden und Cafés als Menschen. Vom Ortskern zu den Weinbergen sind es nur wenige Minuten, das Gebiet erschließt sich schnell und gehört auch optisch zu den besonders schönen Regionen Italiens. Tipp zum Schlafen und Essen: Damaranto. Wunderschönes Designhotel mit historischem Charme und modernen Ideen mitten in Soave. Sehr gute Küche, tolles Frühstück, nette Gastgeber.

LF

Eine Auswahl unserer Soave-Favoriten

I Stefanini

Alle drei Qualitäten zeigen Klasse und werden durch Mineralität, Duftigkeit und erfrischende Salzigkeit geprägt. Der Basiswein Il Selese ist kräftig, leicht kantig und saftig und vielleicht der trockenste des Trios. Monte di Toni zeigt Cremigkeit mit Biss und präsentiert sich mit dezent herber Frucht. Monte di Fice ist üppiger in der Frucht, aber auch würziger und ausdrucksvoller. Jedenfalls der Primus, wenngleich alle Vorzeige-Soave sind. Francesco Tessari ist pfiffiger als viele Mitbewerber und grenzt sich allein schon durch seine schönen Erntehelfer-Designer-Etiketten aus. Bilderbuch-Soave mit Charakter.

Le Battistelle

Die bescheidene und sympathische Winzerfamilie Dal Bosco erzeugt besonders individuelle Weine, die zu den allerbesten in der Soave-Region zählen. Das Gut liegt genau gegenüber von seinen drei Weinlagen in Brognoligo, das als die alte Seele von Soave geachtet wird. Die gerade einmal sechs Hektar ergeben charaktervolle, elegante, mineralische, würzige und von einer leichten Meeresbrise umspülte Tropfen. Der Soave Classico Montesei ist das frisch-energische Basisprodukt mit dichter Traubenaromatik und erreicht als Überzeugungsprodukt alle Geschmacksempfänger. Beim Soave DOC Classico Battistelle treten noch etwas mehr die Kräuteraromaten und Zitrusnoten hervor. Und der Roccolo del Durlo ist besonders floral und  kraftvoll.

Inama

Eines der bekanntesten Weingüter dieser Spezies. So ausgeglichen, schlank und doch ausdrucksvoll präsentieren sich nur wenige Weine in der Soave-Region. Flirrende Wiesenblumen und delikate Früchte, in ihrer Opulenz perfekt zurückgehalten von salzigen Mandeln und frischer Mineralität. Ein Maul voll Reben. Dieser Eindruck trifft auf die meisten Sorten von Inama zu, doch die Qualitäten können natürlich schwanken.

Marco Mosconi

Der Corte Paradiso springt mit Charme und Leichtigkeit über die Zunge und hinterlässt doch eine gehaltvolle Spur aus Mirabellen und Grapefruit sowie diesem auch wieder für den aktuellen Jahrgang typischen, ungemein auffrischenden Schuss salziger Meeresluft. Schwebende Duftigkeit, animierender Trinkfluss, schöne Cremigkeit. Ein moderner Klassiker mit deutlicher Soave-Identität. Großartig.

Filippi

Filippo Filippi ist Biowinzer und zählt zu den wenigen authentischen Erzeugern der Region. Auch sein Basiswein aus Castelcerino basiert auf der einzigartigen autochthonen Rebsorte Garganega, die nirgendwo sonst auf der Welt wächst. Hier gerät die Stilistik etwas anders und vielleicht deshalb besonders spannend und eigenwillig. Herbe Frische mit leichter Räuchernote wechselt mit Kräutern und mineralischer Frische. Wer knackige ungewöhnliche Rieslinge schätzt, wird sich leicht anfreunden.

Photocredit: Stefanini, Battistelle, Fienhold




Mutter Ernst: Das einzige Gasthaus in der Innenstadt von Frankfurt

Power Portionen

mit Emotionen

 

Frankfurt ist voll von flachen austauschbaren Lokalen, in denen sich die Aperol Spritz Generation zuflötet. Gerade die Innenstadt hat nur ganz wenige Adressen mit Charakter zu bieten. Die Mutter Ernst ist eine davon. Der Umzug hat ihr nicht geschadet, obwohl das kleine kauzige Lokal in der Alten Rothofstraße natürlich eine Patina hatte, die man nicht so einfach ersetzten kann. Jahrzehntelang parkten dort Frauen ihre Männer, um in der benachbarten Goethestraße oder ein Steinwurf weiter in Ruhe einkaufen zu können. Die neue Adresse in der Rahmhofstraße liegt zwar in der Nähe, aber doch nicht ganz so günstig, wobei in Frankfurt nur wenige Meter über Plus oder Minus entscheiden können. Die Fangemeinde ist jedoch mit dem Lokal umgezogen. Ihr ist das Essen wichtig, die handfesten Klassiker des Hauses.

Dazu gehört ganz weit oben die Frikadelle, die es nur freitags gibt. Dadurch macht man sie rar und noch begehrter. Diese Frikadelle ist keine Schönheit, doch wie so oft geht es ja um die inneren Werte. Jedenfalls hat dieser riesige Klops eine schöne krosse Kruste und ein saftiges würziges Innenleben. Einfach klasse, muss man haben. Das Rippchen mit Kraut und Püree zählt ebenfalls zu den Evergreens der Mutter Ernst. Das Fleisch ist so zart und saftig, dass man meint, noch mehr davon essen zu können. Man meint es aber nur bis kurz vor dem letzten Bissen. Die Portionen sind groß. Auch sehr gut sind die Sülze und das panierte Kotelett. Die Preise sind karitativ, gerade in Frankfurt, gerade in der Innenstadt.

Eine schrullige und willkommene Begleiterscheinung: Vor jedem Essen wird Brot mit Senf aufgetischt. Kein Gedeckpreis, einfach so. Beim ersten Mal denkt man vielleicht an spanische Verhältnisse, aber bei Mutter Ernst ist man noch großzügig.

Jetzt haben wir das halbe Repertoire gelobt, aber es ist auch noch Platz für Verbesserungen. Die Frankfurter Grüne Soße war nicht schlecht, aber etwas zu fad. Auch die Bratkartoffeln, die meist zu matschig ausfallen, kann man besser machen. Nett fanden wir, dass der Wunsch eines Gastes nach nur einer einfachen Portion Kartoffelsalat ohne Murren erfüllt wurde. Steht ja auch in der Küche parat, doch viele Lokale sind trotzdem nicht so flexibel. Bei Wein und Bier entscheiden wir uns für den Apfelwein vom Fass von der Kelterei Wenzel aus Altenstadt – süffig, unkompliziert, ein treuer Begleiter.

Sehr nett und sympathisch wird man stets vom Service begleitet. Immer ein Lächeln, auch bei großem Andrang. Wieso hat die Mutter Ernst so angenehmes Personal, wieso schaffen das viele andere nicht?

Ludwig Fienhold

 

Mutter Ernst, Frankfurt, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 15 34 16 10.

Täglich 11 – 23 Uhr, Sonntag geschlossen.

 




Israelische Sterne-Küche: Natasha Katz & Assaf Granit

Eine ungewöhnliche Sommelière

im neuen Lokal Berta in Berlin

 

Vor wenigen Monaten eröffnete der israelische Sternekoch Assaf Granit im Hotel Precise Tale in Berlin am Potsdamer Platz sein neues Restaurant Berta. Seine Küche will eine Brücke zwischen Berlin und Jerusalem schlagen und traditionelle Familienrezepte mit modernen Ideen verbinden. Die Sommelière Natasha Katz hat eine ungewöhnliche Biografie und ganz eigene Wein-Ideen.

Die 36-jährige Nastasha Katz stammt aus Minsk (Bellarus), als sie fünf war zog die Familie nach Israel. Obwohl sie an der Universität in Tel Aviv ihren Abschluss in Theaterwissenschaften schaffte, zog es sie in die Gastronomie, wo sie sich bis zum  „Wine Director“ hocharbeitete. Zur damaligen Zeit war in Israel der Beruf des Sommeliers nicht wirklich bekannt und hatte keinen vergleichbaren Stellenwert wie beispielsweise in Frankreich oder Deutschland. Genau genommen waren die normalen Servicekräfte für die Weinempfehlungen zuständig. Die Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung schienen in Israel jedenfalls beschränkt.

Es war ein glücklicher Zufall, dass Sternekoch Assaf Granit oft in dem Restaurant in Tel Aviv zu Gast war, in dem Natasha Katz arbeitete. Er meinte, dass ihm der Wein bereits allein durch ihre Beschreibungen schmecken würde, noch bevor er ihn überhaupt probiert hatte. Ein Kompliment, das nicht viele Weinberater hören. Jedenfalls kamen die beiden zusammen, wobei Natasha Katz vor über einem Jahr nach Berlin zog, um im neuen Restaurant Berta als Sommelière anzufangen.

Natasha Katz

Der Anfang war schwer, da sie niemanden kannte, musste sie erst neue Beziehungen zu Weinproduzenten aufbauen. Darüber hinaus musste sie lernen, wie deutsche Gäste ticken, denn die Ansprüche sind anders die der Gäste in Israel. Natasha Katz hat eine Vorliebe für kleine Bio-Weinproduzenten. Die Weine auf der Weinkarte im Berta stammen insbesondere von Weingütern aus Deutschland, Südfrankreich, Italien, Ungarn und Israel. Künftig sollen noch Weine aus Griechenland und dem Libanon dazukommen.

Was macht einen guten Sommelier aus? Für Natasha Katz bedeutet es, authentisch zu sein und in kürzester Zeit zu verstehen, was der Kunde möchte. „Es geht darum, dem Gast den Wein anzubieten, den er gerne will und nicht den Wein, den man gerne verkaufen möchte. Wenn ein Gast einen günstigen Wein wünscht, dann bekommt er den besten günstigen Wein. Steht ihm der Sinn nach einem mehr ausgefallenen Wein, so erfülle ich ihm diesen Wunsch. Bescheidenheit und Aufmerksamkeit sind für mich die wichtigsten Eigenschaften eines guten Sommeliers“, meint Natasha Katz.

Natasha Katz verrät uns ihre drei Favoriten auf der Weinkarte des Restaurants Berta und welche Gerichte dazu passen

 

Tokaji furmint Sec vom Weingut Kiralyudvar aus der Region Tokaji in Ungarn
„Der Tokaji ist einer der besonderen Weine auf unserer Karte, denn er ist reichhaltig und rund und doch mit einer schönen hohen Säure, die den Wein auf die beste Weise intensiv macht. Dieser Wein ist reich an Orangenschalen und Gewürzen. Da unsere Speisen voller Aromen sind, brauchen wir einen Wein, der Hand in Hand mit ihnen gehen kann. Die Reichhaltigkeit des Weins passt perfekt zu unserem Tintenfischgericht: Der Oktopus ist in Mango eingelegt, was ihm einige fruchtige Noten verleiht, die sich auch im Wein wiederfinden. Er wird auf einer Harira-Sauce serviert, die eine schöne Cremigkeit hat, die wiederum gut zu den Rundungen des Weins passt, und die Säure hält diese Paarung frisch.“

Chenin Blanc „wild“ vom Weingut Sea Horse, Judean Hills, Israel
„Ich liebe es, wenn ein Winzer eine bekannte Rebsorte nimmt und etwas Besonderes und Einzigartiges aus ihr macht. Der Wein hat schöne Kamille-Noten, am Gaumen ist er sehr lebendig und würzig mit Aromen von reifen gelben Früchten, er fühlt sich definitiv wild an. Dieser Wein weckt wirklich alle Geschmacksknospen und ist genau das, was wir für unser Berta-Erlebnis suchen. Der Tzimmes- Thunfisch-Tataki (mit ausgeprägten Pfeffernoten) passt gut zu diesem Wein, da das Gericht ein einzigartiges Dressing mit Rosinen, geräucherten Äpfeln und Mandeln enthält. Dieser reiche Geschmack verbindet sich wunderbar mit dem lebhaften Wein, der genug Kraft hat, um das Gericht zu umarmen und ihm zu schmeicheln.“

Trollinger „Alte Reben“ vom Weingut Rainer Schnaitmann aus Württemberg
„Ein schöner und eleganter Rotwein mit viel Mineralität, kombiniert mit weichen roten Früchten wie Erdbeeren und roten Johannisbeeren. Es handelt sich um einen Rotwein, der sich wie ein Weißwein verhält, mit nur 11% Alkohol und erstaunlicher Geschmeidigkeit. Er hat weiche Tannine und einen ziemlich hohen Säuregehalt, der gut zu unserem Hühnerleber-Ashkenazi-Gericht passt. Das Gericht hat süße Noten, die roten Früchten ähneln, die wir im Wein vorfinden, aber die scharfe Säure und die Mineralität lockern die Saftigkeit des Gerichts auf und sorgen für einen perfekten eleganten Biss.“

Nach zahlreichen erfolgreichen Restaurants in Jerusalem, Tel Aviv, London und Paris präsentieren der bekannte israelische Chefkoch Assaf Granit und die JLM Machneyuda Gruppe ihr gastronomisches Konzept erstmals in Deutschland. Namensgeberin für das Restaurant Berta ist die in Berlin geborene Großmutter des Kochs, mit deren Küche Assaf Granit in Jerusalem aufgewachsen ist. Hinter der JLM Machneyuda Gruppe stehen Israelis aus Marokko, Georgien, Deutschland, Irak, Russland, Kurdistan und Polen, deren Wege sich in Paris kreuzten und die eine gemeinsame Vision und Mission teilten. Assaf Granit erhielt sein israelisches Restaurant Shabour in Paris einen Michelin-Stern, in Berlin muss sich die Küche erst noch bewähren. Berta will aber auch mehr ein „Happy Bistro“ sein und kein Fine Dining Restaurant.

Photocredit: Legacy Films, Berta Berlin

Assaf Granit links im Bild




Happy Go Lucky Hotel in Berlin soll Kunstwerk vernichten

Skandalurteil: Bunte Fassade weckt angeblich Unlustgefühle

 

Berlin ist voll von scheußlichen und traurigen Plätzen, doch ausgerechnet die heitere Fassade des Happy Go Lucky Hotels am Stuttgarter Platz 17, die der irische Künstler Dom Browne gestaltet hat, soll vernichtet werden. So jedenfalls lautet ein höchstrichterliches Urteil, dessen Begründung in diese Zeit der politischen und sozialen Bevormundung passt. Damit endet ein jahrelanger Rechtsstreit, der Berlin und seinem Image einer aufgeschlossenen Weltstadt völlig unnötig schadet. Wenn dieses Urteil Schule macht, dann droht unseren ohnehin schon viel zu grauen Städten noch mehr Gesichtslosigkeit.

Berliner Happy Go Lucky Hotel & Hostel hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am 31. März 2023 entschieden, dass der Antrag auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin unanfechtbar zurückgewiesen wird. Damit schlossen sich die drei Richter vom OVG dem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 17. Juni 2020 an, das sich vorher der Verfügung des Bezirksamts Charlottenburg vom 8. Juni 2016 angeschlossen hatte, wonach das bunte Kunstwerk des irischen Künstlers Dom Browne in beige oder grau – wie die Nachbarhäuser – überstrichen werden soll. Der Eigentümer des Gebäudes, Alexander Skora, hat bis zum 8. Mai 2023 Zeit mitzuteilen, ob er die Fassadenbemalung entfernen will, ansonsten wird das Kunstwerk durch eine von der Stadt Berlin beauftragten Firma vernichtet. Die Kosten dafür soll der Eigentümer tragen.

Die Richter des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg begründeten den Beschluss vom 31. März 2023 wie folgt: „Mit Blick auf die Fassadengestaltung lägen hier Unlustgefühle hervorrufende krasse Gegensätzlichkeiten und Widersprüche im Erscheinungsbild des bebauten Gebietes vor, die bei einem nicht unbeträchtlichen, in durchschnittlichem Maße für gestalterische Eindrücke aufgeschlossenen Teil der Betrachter anhaltenden Protest auslösen würden.“

Dem Ganzen geht ein streitiges Verfahren aus dem Jahr 2016 voran, wo Gebäudeeigentümer Alexander Skora aufgefordert wurde, das Kunstwerk am Happy Go Lucky Hotel & Hostel entfernen zu lassen – nur wenige Wochen nach der erneuten Bemalung. Denn schon 2012 wurde das orangefarbene Gebäude mit einzelnen Smileys gestrichen. „Weil man noch immer den Namen des alten Hotels lesen konnte, haben wir dann in derselben Größe unseren Namen angebracht“, erzählt Alexander Skora. Bereits damals hatte es Ärger gegeben. Das Ordnungsamt sah im Schriftzug eine nicht genehmigte Werbung und ordnete eine Neugestaltung an. Skora legte Widerspruch ein, zog vor Gericht, aber die Fassade musste umgestaltet werden. Dafür sorgte dann 2016 der irische Künstler in Form eines bunten Kunstwerks. Aber auch diese Fassadengestaltung gefiel dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf nicht, obwohl dann als “Vergleich” versucht wurde, den Eigentümer per Eintrag im Grundbuch zu einer denkmalähnlichen Pflege des Kunstwerks unter voller Kostentragung nach regelmäßiger Gutachtenlage zu zwingen.

Mit dem aktuellen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg ist damit auch keine Berufung mehr gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts zugelassen. Nun hat aber das Kunstwerk am Stuttgarter Platz 17 seit einiger Zeit einen neuen Besitzer. Der US-Amerikaner Alan Wolan, CEO von GoGorillaMedia.com, hat alle Verwertungsrechte an dem Kunstwerk von Dom Browne erworben, ähnlich wie andere Sammler weltweit Murals von dem internationalen Künstler Banksy gekauft haben. “Sollte das im Besitz und Eigentum von Alan Wolan befindliche Kunstwerk durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf überstrichen werden, wird dieser dagegen rechtliche Schritte einleiten und Schadenersatz vom Land Berlin und der ausführenden Firma fordern – auch vor amerikanischen Gerichten in New York und Los Angeles, wo man nicht so provinziell denkt und handelt wie in Berlin,” sagt Alexander Skora.

Das Kunstwerk des irischen Künstlers Dom Browne ist bereits weit über die Hauptstadt hin bekannt. Die bunte Fassade des Happy Go Lucky Hotel & Hostel ist ein beliebtes Fotomotiv für Berliner und Berlinbesucher. In einer Sonderbeilage des Berliner Kulturmagazins Zitty wurde es einst als Symbol Berliner Freiheit betitelt. Aufgenommen von einer Leserin, für die das Kunstwerk in Berlin für Weltoffenheit, Toleranz und dem Freiheitsgefühl kurz nach dem Mauerfall 1989 steht.

LF




Null Bock: Trauriger Abgang für ein ganzes Gastronomieviertel in Frankfurt

Insolvenz: Tom Bock

droht ein tiefer Fall

 

Es ist ein Trauerspiel und wir haben eigentlich keine Lust einen Nachruf zu schreiben. Doch der Himmel über dem Walther-von-Cronberg-Platz scheint bei jedem Wetter tiefschwarz. Seit einigen Monaten geben die von Tom Bock geführten Lokale A Casa di Tomilaia, Demarchibar sowie der Firenze Eissalon kein Lebenszeichen mehr von sich, das Biancalani machte bereits vor über vier Jahren zu. Die Türen sind geschlossen, die Telefone tot, der sonst so beredte Betreiber schweigt. Genau vor einem Jahr schrieben wir unter der Headline „Schluss, aus, fertig“ das der Walther-von-Cronberg-Platz leer und versteinert wirke, woran sich nichts geändert hat.

Tom Bock, gute Zeiten, schlechte Zeiten

Tom Bock hat alle Hände voll zu tun, aber nicht mehr in seinen vier Lokalen in Frankfurt-Sachsenhausen, sondern vor Gericht und den Behörden. Privatinsolvenz, Insolvenzverschleppung, Zwangsversteigerung (Turley Mannheim), Strafprozess und andere Verfahren belasten ihn und seine weit verzweigten Unternehmungen auf dramatische Weise. Es geht um viele Millionen. Beim Amtsgericht Frankfurt werden Summen genannt, die zu keiner Hoffnung Anlass geben.

Lieber erinnern wir uns aber an die kulinarisch erfolgreichen Unternehmen von Tom Bock. Mit der Corona-Krise, die in der Gastronomie viele Opfer fand, hat der Niedergang des Unternehmers, Investors und Gastronomen wenig zu tun. Die Probleme sind weit davor datiert und begannen mit dem Großprojekt von Tom Bock im Mannheimer Turley-Viertel, das längst als Turley Gate bekannt ist.

Biancalani

 

Bereits das Ende des Restaurants Biancalani, immerhin das gastronomischen Aushängeschilds der Tom Bock Gastronomie, war ein Warnzeichen. Es war eines der besten Lokale Frankfurts und glänzte auch mit einer offenen und besonders attraktiven Kachel-Küche. Das Biancalani schloss schon 2019 vor der Corona-Krise, obwohl die Küchenleistungen keinen Grund dafür gaben. Der letzte Küchenchef Andreas Busse hatte nur wenig Gelegenheit etwas aufzubauen, aber sein Vorgänger Christoph Kubenz machte aus dem Biancalani ein kreatives italienisches Spitzenrestaurant, wie es nicht einmal eine Handvoll in Deutschland gab.

Tom Bock, Christoph Kubenz

Im benachbarten A Casa di Tomilaia gab es Spaghetti Carbonara, die so authentisch waren, dass sie viele Gäste für Fake Food hielten. Überhaupt brachte dieses heitere Lokal mit seiner offenen Küche viel Unbeschwertheit und gute italienische Küche nach Frankfurt. Und das 20 Jahre lang. Die Demarchibar und ihre Barca auf der Terrasse vermittelten ganz lässig gute Laune, Entertainment und Professionalität. Der Eissalon Firenze war der beste der Stadt. Der ganze Walther-von-Cronberg-Platz wurde von dem italienischen Quartett beherrscht und letztlich auch unterhalten. Wo in der Stadt gab es so viele Olivenbäume und andere Insignien italienischer Lebensart?

Walther-von-Cronberg-Platz

Woran ist Tom Bock und damit auch sein bemerkenswertes (Gastronomie)-Unternehmen gescheitert? Letztendlich scheitern viele an ihrem Ego, der eigenen Überschätzung und der Unterschätzung der ökonomische  Gefahren. Am Ende ist man, sind alle immer schlauer, vor allem jene, die nichts riskiert haben. Es sieht sehr danach aus, dass nichts mehr zu retten ist. Vielleicht wird Frankfurt merken, was es verloren hat. Vielleicht wird man aber auch weiterhin die schlechten Spaghetti Carbonara für die echten halten.

Ludwig Fienhold

 

 




Comeback eines Klassikers: Soave-Dinner im Brighella

Weine mit BISS: Soave, wie Sie ihn noch nicht kennen

 

Soave befreit sich Schluck für Schluck von seinem Ruf als abgesoffener Pizza-Wein. Längst gibt es viele ausgezeichnete charaktervolle  Vertreter dieser Spezies, die durch ihre einzigartige sensible Art und niedrige Alkohol- und Säurewerte bestens zum Sommer passen. Das italienische Ristorante Brighella hat eigens für diese bei uns in der Gastronomie vernachlässigte Weinregion ein Menü ersonnen und mit unserem Team vom kulinarischen Magazin BISS einige besonders interessante Weine dazu ausgewählt. Zu diesem Wein passen besonders gut Risotto, Pasta und Fisch, weshalb diese Speisen auch die Hauptrolle spielen. Das Soave-Dinner findet am 12. Mai um 19 Uhr statt (Preis: 125 € für 6 Gänge Menü, 6 Weine, Wasser).

Leo & Mario vom Brighella

Um das kleine Städtchen Soave im Hinterland von Verona wölben sich Hügel mit Vulkangestein, die ganz andere Weine hervorbringen als die in der Ebene. Grundsätzlich trifft der Name Soave sehr gut den Charakter der Weine, denn er bedeutet sanft, mild und anmutig. Doch inzwischen ist er auch recht spannend geworden. Soave steht für vulkanische Mineralität, feine Frucht, frische Zitrusnoten und eine wunderbar salzige Meeresbrise (siehe dazu auch den BISS-Artikel „Soave: Vom Suff-Wein zum Feintrinker-Stoff“).

Für das Soave-Dinner haben wir drei bemerkenswerte Familienbetriebe ausgewählt, die besonders individuell sind und die Region bestens repräsentieren.

Le Battistelle: Das kleine Familienweingut kann gleich von den drei Vulkanhügeln Montesei, Battistelle und Roccolo del Durlo Weine erzeugen. Ehrliche, terroir-typische Weine zu fairen Preisen, die alle an diesem Abend im Brighella getrunken werden können, um die Unterschiede genauer erkennen zu können.

I Stefanini: Kein Eichenholz, Ausbau ausschließlich in Stahltanks, was der Garganega-Traube auch gerecht wird.

Feingeschliffene, präzise, frische Tropfen, die zum Besten gehören, was Soave zu bieten hat.

Inama: Stefan Inama gehört zu den erfolgreichsten und größten Produzenten der Region. Biolgisch betrieben, aber nicht zertifiziert, weil das letztlich nur Geld kostet, aber nichts über die Qualität aussagt.

Das Menü

 

Grüße aus der Küche

Weißer Spargel und Sashimi Lachs mit einer feinen Melange aus Lemongras, etwas Sourcreme, gelber Bete und kräuterwürziger Frankfurter Luft

Beluga Linsen mit leichtem Biss, Gambas und Speck, cremiger Fetakäse

Geschmeidiges Raviolo, gefüllt mit Bärlauch und Burrata

Risotto Parmigiano Reggiano mit Himbeer-Staub und Basilkum

Bachsaibling und Wurzelgemüse

Peccati di Gola, Biskuitt mit Cranberries und salzigem Caramell Panna Cotta

 

Die Weine

 

I Stefanini, Soave Classico, 2021, Il Selese

Glasklar, frisch, schlank, leise Aromatik, dezenter Auftritt

Le Battistelle, Soave Classico, Battistelle 2021

Soave pur, geradlinig, mineralisch, zarte Frucht. Ein Hauch Apfel, Pfirsich, Backstube. Freundlich wie die Winzerfamilie selbst.

Le Battistelle, Soave Classico, Roccolo del Durlo 2020

Fein, elegant, sehr saftig, guter Trinkfluss, schöner salziger Nachhall, der zum Weitertrinken animiert.

I Stefanini, Soave Classico, Monte di Fice, 2021

Sehr saftig, dicht und harmonisch in der Sruktur, dabei elegant seidig. Kräuterwürzig, ein pralles Maul voll Reben. Bei diesem Jahrgang erneut einer der besten Soave überhaupt.

Inama, Carbonare, 2020

Die kleine Einzellage Carbonare besteht aus schwarzem Basaltlavagestein, woraus gerade einmal 10.000 Flaschen entstehen. Straff, mineralisch, diskret duftig mit einem Hauch Kräuterwürze.

Le Battistelle, Soave Classico, Montesei, 2021

Ein Wein aus der vulkanischen Steillage Montesei. Ungewöhnlich anders. Schiefer, etwas rauchig im Geschmack, ein Soave für Rieslingfreunde.

Die Soave-Weine stehen sonst nicht auf der Karte im Brighella. Es bietet sich die schöne Gelegenheit gleich sechs verschiedene Qualitäten dieser Region zu verkosten, die man sonst so gut wie nie im Handel und schon gar nicht in den italienischen Lokalen hierzulande bekommt.

Ludwig Fienhold

Fotos: Barbara Fienhold

Brighella, Restaurant & Hotel, Frankfurt, Eschersheimer Landstraße 442, Tel. 069 53 39 92.

www.ristorante-brighella.de

 

Sashimi Lachs & weißer Spargel

Belugalinsen, Gambas, Bacon

Risotto, Basilico, Himbeerstaub

Raviolo, Burrata, Bärlauch

Panna Cotta




Gastronomie oder Seifenoper? Noch mehr Lokale für Frankfurts Promi-Platz an der Alten Oper

Was wird die neue Terrassen-Saison bringen?

 

Inzwischen kämpfen sieben Restaurants an Frankfurts schönstem Platz an der Alten Oper um die Gunst der Gäste. Die prominente Lage ist noch lange keine Garantie für Erfolg, denn die Mieten verschlingen viel Geld, was sich auch auf die Preise für Essen und Trinken auswirkt. Die während der Corona-Krise ausgeweitete Terrassenbestuhlung kann beibehalten werden, doch gelten ab 1. April auch einige neue Regeln. Zeltartige Aufbauten, Pavillons und Seitenteile an Sonnenschirmen und Markisen darf es dann nicht mehr geben, was der Optik des Opernplatzes auch gut tut. Ob man sich an kalten Tagen mit Heizpilzen behelfen muss, sollte man gleich mit überdenken, gerade explodierte ein solcher auf dem Römerberg auf der Terrasse des Lokals Römerbembel. Brandgefährlich, und das vor den Fachwerkhäusern der Historischen Ostzeile.

Einige Lokale verstehen aus ihrer Lage viel zu wenig oder sogar gar nichts zu machen. Das 2016 eröffnete Sofitel und sein Restaurant Schönemann scheinen immer noch nicht in Frankfurt angekommen zu sein. Ein Blick auf die rudimentäre und unsaubere Terrasse macht dies überdeutlich. In all den Jahren hat kein Hoteldirektor, kein Food & Beverage Manager und kein Küchenchef auch nur im geringsten etwas bewegt und positiv auf sich aufmerksam gemacht. Man hat das Gefühl, das sich niemand verantwortlich fühlt und den Aufenthalt in Frankfurt nur als Übergangsstation empfindet.

Die Lage vis à vis der Alten Oper war der am stärksten umworbene Hotelstandort Frankfurts. Four Seasons und Mandarin Oriental sowie andere große Luxushotelmarken kämpften darum und verloren das Monopoly. Überraschend bekamen die weltumfassenden Accor Hotels 2011 den Zuschlag und kündigten daraufhin die Eröffnung des Sofitel Frankfurt Opera an, das nach den Worten des damaligen Direktors Denis de Schrevel die Nummer 1 auf dem Hotelmarkt in Frankfurt werden wollte. Dass man überhaupt ernst genommen wurde, lag bislang nicht an den eigenen Stärken, sondern vor allem an der schwachen Konkurrenz im Luxusbereich. Der Hessische Hof existiert nicht mehr als Hotel, der Frankfurter Hof hat seine Spitzengastronomie aufgebegen und damit noch mehr an Gewicht verloren. Die Villa Kennedy wurde von Rocco Forte verlassen und bekommt nun als Althoff Hotel die große Chance Frankfurts bestes Hotel zu werden.

Die beiden gastronomische Neuzugänge an der Alten Oper, Alfios und Casa de Rosé, werden es nicht einfach haben. Nicht weil die Konkurrenz so außerordentlich gut wäre, sondern weil der Standort weit problematischer als gedacht ist – nicht allein wegen der dramatischen Mietpreise. Manchmal entscheiden nur Meter zwischen Erfolg und Misserfolg. Die Poleposition der Golden Mile an der Alten Oper hält das Restaurant Amoroso, dicht gefolgt von Charlot und Operncafé. Von dort hat man noch einen schönen Blick auf die Alte Oper, der weiter hinten nur noch seitlich möglich ist. Die vier letzten Lokale (Papa Enj, Schönemann, Alfios und Casa de Rosé) müssen sich noch mehr anstrengen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Alfios und Casa de Rosé sollten sich durch ein anderes Konzept und besseres Leistungen in Küche und Keller vom Umfeld abheben, was leicht möglich wäre. Alfios versucht vor allem durch üppiges Interieur zu glänzen, Casa de Rosé mit heiter-buntem Design zu locken. Ein schlüssiges Konzept haben beide noch nicht gefunden. Die Chance von Casa de Rosé liegt darin, weit weniger ein Restaurant zu sein und mehr ein Treffpunkt mit kleinen Delikatessen und guten Weinen. Die kleinen Happen könnten zwangsweise verordnet werden, denn noch hindert eine entsprechende Konzession an mehr. Weit wichtiger wären gute Weine und solche, die es anderswo und gerade ringsum nicht gibt. Davon ist bislang nichts zu spüren. Auch den Namen „Rosé“ sollte man zumindest mit einer vielfältigen, guten und fundierten Auswahl an Roséweinen einlösen. Der Opernplatz ist bekannt dafür, dass die Gäste dort vorzugsweise in Rosé baden oder sich mit Bubbles erfrischen.

Am Opernplatz ist immer etwas los, egal wie gut oder schlecht die Gastronomie ausfällt. Doch jetzt müssen sich mehr Lokale denn je den Kuchen teilen, haben die Gäste mehr Auswahl. Der Opernplatz ist das Revier von Prahlemann & Söhne. Die Gastronomie fiel stets eher durch hohe Preise als solide Leistungen auf. Der Service inszenierte sich meist als Seifenoper, auf deren glitschigem Parkett man leicht ausrutschen konnte. Kulinarische Lobeshymnen mag man auf den Opernplatz nicht einstimmen. Die meisten hier können nicht einmal einen anständigen Cappuccino servieren.

Dabei war dieser Standort nicht immer so beliebt. Der neben dem Sofitel liegende Park war jahrelang als „Haschwiese“ verschrien und rief ständig die Polizei auf den Plan – wenngleich diese Wiese sich weit friedlicher und ordentlicher zeigte als alles, was heute um den Hautbahnhof geschieht. Der Opernplatz selbst wurde lange als erstklassige Location verkannt. Erst als Hartmut Schiemann 1981 das später legendäre Operncafé eröffnete, entwickelte sich daraus Frankfurts beliebteste Sonnenbank mit einer gastronomischen Zeile, die nie für herausragende gastronomische Leistungen, aber stets für überheblichen Service und aberwitzige Preise bekannt war.

Text: Ludwig Fienhold

Photocredit: Barbara & Ludwig Fienhold

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