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Gastronomie oder Seifenoper? Noch mehr Lokale für Frankfurts Promi-Platz an der Alten Oper

Was wird die neue Terrassen-Saison bringen?

 

Inzwischen kämpfen sieben Restaurants an Frankfurts schönstem Platz an der Alten Oper um die Gunst der Gäste. Die prominente Lage ist noch lange keine Garantie für Erfolg, denn die Mieten verschlingen viel Geld, was sich auch auf die Preise für Essen und Trinken auswirkt. Die während der Corona-Krise ausgeweitete Terrassenbestuhlung kann beibehalten werden, doch gelten ab 1. April auch einige neue Regeln. Zeltartige Aufbauten, Pavillons und Seitenteile an Sonnenschirmen und Markisen darf es dann nicht mehr geben, was der Optik des Opernplatzes auch gut tut. Ob man sich an kalten Tagen mit Heizpilzen behelfen muss, sollte man gleich mit überdenken, gerade explodierte ein solcher auf dem Römerberg auf der Terrasse des Lokals Römerbembel. Brandgefährlich, und das vor den Fachwerkhäusern der Historischen Ostzeile.

Einige Lokale verstehen aus ihrer Lage viel zu wenig oder sogar gar nichts zu machen. Das 2016 eröffnete Sofitel und sein Restaurant Schönemann scheinen immer noch nicht in Frankfurt angekommen zu sein. Ein Blick auf die rudimentäre und unsaubere Terrasse macht dies überdeutlich. In all den Jahren hat kein Hoteldirektor, kein Food & Beverage Manager und kein Küchenchef auch nur im geringsten etwas bewegt und positiv auf sich aufmerksam gemacht. Man hat das Gefühl, das sich niemand verantwortlich fühlt und den Aufenthalt in Frankfurt nur als Übergangsstation empfindet.

Die Lage vis à vis der Alten Oper war der am stärksten umworbene Hotelstandort Frankfurts. Four Seasons und Mandarin Oriental sowie andere große Luxushotelmarken kämpften darum und verloren das Monopoly. Überraschend bekamen die weltumfassenden Accor Hotels 2011 den Zuschlag und kündigten daraufhin die Eröffnung des Sofitel Frankfurt Opera an, das nach den Worten des damaligen Direktors Denis de Schrevel die Nummer 1 auf dem Hotelmarkt in Frankfurt werden wollte. Dass man überhaupt ernst genommen wurde, lag bislang nicht an den eigenen Stärken, sondern vor allem an der schwachen Konkurrenz im Luxusbereich. Der Hessische Hof existiert nicht mehr als Hotel, der Frankfurter Hof hat seine Spitzengastronomie aufgebegen und damit noch mehr an Gewicht verloren. Die Villa Kennedy wurde von Rocco Forte verlassen und bekommt nun als Althoff Hotel die große Chance Frankfurts bestes Hotel zu werden.

Die beiden gastronomische Neuzugänge an der Alten Oper, Alfios und Casa de Rosé, werden es nicht einfach haben. Nicht weil die Konkurrenz so außerordentlich gut wäre, sondern weil der Standort weit problematischer als gedacht ist – nicht allein wegen der dramatischen Mietpreise. Manchmal entscheiden nur Meter zwischen Erfolg und Misserfolg. Die Poleposition der Golden Mile an der Alten Oper hält das Restaurant Amoroso, dicht gefolgt von Charlot und Operncafé. Von dort hat man noch einen schönen Blick auf die Alte Oper, der weiter hinten nur noch seitlich möglich ist. Die vier letzten Lokale (Papa Enj, Schönemann, Alfios und Casa de Rosé) müssen sich noch mehr anstrengen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Alfios und Casa de Rosé sollten sich durch ein anderes Konzept und besseres Leistungen in Küche und Keller vom Umfeld abheben, was leicht möglich wäre. Alfios versucht vor allem durch üppiges Interieur zu glänzen, Casa de Rosé mit heiter-buntem Design zu locken. Ein schlüssiges Konzept haben beide noch nicht gefunden. Die Chance von Casa de Rosé liegt darin, weit weniger ein Restaurant zu sein und mehr ein Treffpunkt mit kleinen Delikatessen und guten Weinen. Die kleinen Happen könnten zwangsweise verordnet werden, denn noch hindert eine entsprechende Konzession an mehr. Weit wichtiger wären gute Weine und solche, die es anderswo und gerade ringsum nicht gibt. Davon ist bislang nichts zu spüren. Auch den Namen „Rosé“ sollte man zumindest mit einer vielfältigen, guten und fundierten Auswahl an Roséweinen einlösen. Der Opernplatz ist bekannt dafür, dass die Gäste dort vorzugsweise in Rosé baden oder sich mit Bubbles erfrischen.

Am Opernplatz ist immer etwas los, egal wie gut oder schlecht die Gastronomie ausfällt. Doch jetzt müssen sich mehr Lokale denn je den Kuchen teilen, haben die Gäste mehr Auswahl. Der Opernplatz ist das Revier von Prahlemann & Söhne. Die Gastronomie fiel stets eher durch hohe Preise als solide Leistungen auf. Der Service inszenierte sich meist als Seifenoper, auf deren glitschigem Parkett man leicht ausrutschen konnte. Kulinarische Lobeshymnen mag man auf den Opernplatz nicht einstimmen. Die meisten hier können nicht einmal einen anständigen Cappuccino servieren.

Dabei war dieser Standort nicht immer so beliebt. Der neben dem Sofitel liegende Park war jahrelang als „Haschwiese“ verschrien und rief ständig die Polizei auf den Plan – wenngleich diese Wiese sich weit friedlicher und ordentlicher zeigte als alles, was heute um den Hautbahnhof geschieht. Der Opernplatz selbst wurde lange als erstklassige Location verkannt. Erst als Hartmut Schiemann 1981 das später legendäre Operncafé eröffnete, entwickelte sich daraus Frankfurts beliebteste Sonnenbank mit einer gastronomischen Zeile, die nie für herausragende gastronomische Leistungen, aber stets für überheblichen Service und aberwitzige Preise bekannt war.

Text: Ludwig Fienhold

Photocredit: Barbara & Ludwig Fienhold

BISS Artikel über das neue Casa de Rosé

BISS Artikel über das neue Alfios

 




Trauerfeier für Alfred Friedrich: Der letzte Tag in der Golden Kron

Seine Asche grüßt die Weingüter an der Loire

 

Die Trauerhalle am Frankfurter Hauptfriedhof war nicht nur mit Blumen geschmückt, auch Kochtopf, Filier- und Fischmesser und andere Küchenutensilien wurden dekorativ in Szene gesetzt, denn die Küche war der Lieblingsort von Alfred Friedrich, dem eine imposante Trauergemeinde von über 120 Gästen einen letzten bewegenden Abschied gab. Auch der Himmel vergoss ein paar Tränen, als einer der Großen seiner Zunft verabschiedet wurde. Doch wie das bei Trauerfeiern meist der Fall ist, wurde nicht nur geweint, es gab an diesem Tag auch viele heitere Momente. Man tauschte Erinnerungen und Episoden aus und erinnerte sich in der Golden Kron in Alt-Eschersheim, wo Alfred Friedrich die letzten Jahre am Herd stand, wie schön die Zeit in diesem Edelwirtshaus doch war und wie schnell sie verging.

Viele Weggefährten waren gekommen, sogar noch aus den Anfangsjahren bei Witzigmann in München und dem Brückenkeller in Frankfurt. Bernd Knöller, ein guter Freund und Kollege Friedrichs, kam aus Valencia und erinnerte sich an Friedrichs letzten Besuch bei ihm in Spanien, wo sie mal nicht nur über die Küche und das Essen sprachen, sondern auch Musik hörten – Songs von Udo Lindenberg. Hinterm Horizont gehts weiter, leider nicht mit der Golden Kron. Chantal Friedrich wäre froh gewesen einen Nachfolger zu finden, der das Lokal weiterführt hätte. Es gab Interessenten, doch niemand traute sich letztlich das Erbe anzutreten und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Zukunft der Golden Kron ist damit ungewiss, es wäre jammerschade, wenn dieses historische Schmuckstück nicht weiterleben würde. Die Asche von Alfred Friedrich schwimmt jetzt in der Loire, entlang vieler Weingüter, denen er auf diese Weise noch einen letzten Besuch abstatten wollte.

Ludwig Fienhold

PS: Sous Chef und Sommelier der Golden Kron sind inzwischen gut untergekommen und werden im 3-Sterne-Restaurant Waldhotel Sonnora beziehungsweise der Frankfurter Botschaft weiter  arbeiten können.




Himmel und Hölle mit Spaghetti Carbonara im La Perla Nera

Bitte mehr Respekt vor

einen großen Klassiker

 

Italienische Achterbahnfahrt der Gefühle

 

Was waren wir begeistert, als wir endlich einmal nach unzähligen und zermürbenden Besuchen in ganz Deutschland ein italienisches Lokal gefunden hatten, das eine authentische und obendrein noch umwerfend gute Pasta Carbonara auf den Tisch brachte. Leider um später umso mehr enttäuscht zu werden, wobei die Erklärung für die Misere unglaublich war.

Das Lokal La Perla Nera liegt abseits von Frankfurts Zentrum im kulinarisch und auch sonst etwas trägen Stadtteil Bergen-Enkheim, geografisch genau: in Enkheim. Von außen betrachtet ein Schuhkarton, innen aber sehr schön mit vielen Weinflaschen und Weinkorken gestaltet. Die Karte bietet einige sehr schöne Weine zum fairen Preis. Herausragend dabei ist beispielsweise der Taburno von der Fattoria La Rivolta Jahrgang 2020 aus Kampanien aus der autochthonen Rebsorte Falanghina. Dieser saftig-süffige Wonneproppen passt allerbestens zu sämtlichen Pastagerichten des Hauses. Garniert wird alles mit einer netten Atmosphäre und einem sympathischen Service.

Padrone Domenico

Beim ersten Besuch hatten wir Pasta satt und noch einiges mehr, alles in bester und selten zu erlebender Art und Qualität. Die größte Überraschung waren die Spaghetti Carbonara „originale italiano“. Hier mit Speck, Ei und Parmesan. Aber nicht mit irgendeinem Speck, sondern mit dem luftgetrockneten Schweinebackenspeck Guanciale. So kross, würzig, zart und pikant wird kein anderer Speck. Die Carbanora im La Perla Nera war ausgezeichnet und wurde nicht mit einer Sahnesauce zubereitet, wie dies allzu oft und allzu schlecht hierzulande aufgetischt wird.

Die Sauce wird schließlich nach Originalrezept einfach viel besser und feiner und letztlich auch cremig, weil die Emulsion aus dem gebratenem und ausgelassenen Speck, Käse und stärkehaltigem Nudelwasser nebst Eigelb eine perfekte Konsistenz bekommt. Der Käse muss dabei nur leicht dosiert eingesetzt werden, wobei auch hier häufig übertrieben wird. Ob man Parmesan oder Pecorino verwendet variiert, obwohl viele nur Pecorino gelten lassen. Pecorino vom Schaf kann schnell zu salzig und zu intensiv schmecken, den Kuh-Parmesan vertragen eventuell manche nicht. Im La Perla Nera zieht man Parmesan vor. Besonders wichtig aber: Bevor man die Spaghetti abgießt, muss man etwas Nudelwasser abschöpfen, das stärkehaltige Wasser ist der beste Emulgator für eine sämig-glänzende Carbonara. Elementar für die Sauce sind außerdem geröstete schwarzer Pfefferkörner, deshalb auch der Name „Carbonara“. Diese Perfektion erlebten wir im Lokal La Perla Nera. Offenbar leider nur ausnahmsweise.

Gute Carbonara

Beim nächsten Besuch wurde uns unter anderem auch eine Carbonara aufgetischt, die keine Freude machte. Das Ergebnis war selbst ohne Sahnesauce absolut mangelhaft. Die Pasta war ein monströses pampiges Gebilde mit viel zu viel Käse. Keine Geschmeidigkeit, keine Finesse, nicht die Spur von Authentizität. Der verwendete Speck war irgendein wabbliger und nicht kross gebratener Speck und schon gar kein Guanciale. Mit seiner Überdosis Salz schaffte er es alles endgültig zu ruinieren. Die auffällig großen Portionen sollen wohl mangelnde Qualität ausgleichen. Der Grappa hier ist sehr gut, besser wäre es, wenn man durch vernünftige Portionen und leichtere Zubereitungen ohne ihn auskommen könnte. Schade, denn sonst stimmt hier fast alles.

Böse Carbonara

Wir haben den Padrone Domenico Donnantuoni, der das Lokal seit 2016 betreibt, gleich noch am selben Abend auf die Panne angesprochen. Seine Erklärung: Bei unserem vorangegangenen Besuch stand er am Herd, aber nur ausnahmsweise. Denn grundsätzlich hat er einen Küchenchef, damit er sich im Service um die Gäste kümmern kann. Unser Vorschlag: Domenico sollte kochen und seinem Küchenchef den Service überlassen.

Ludwig Fienhold

Fotos: Barbara Fienhold

Diese tolle Theke aus Weinkorken hat der Chef selbst gemacht

La Perla Nera, Frankfurt, Bergen-Enkheim, Triebstr. 36, Tel. 06109 31767




Ein großer Koch sagt leise Servus: Abschied von Alfred Friedrich

Ein Nachruf

von Ludwig Fienhold

 

Alfred Friedrich, einer der besten und bekanntesten Köche Deutschlands, ist im Alter von 66 Jahren gestorben.

Alfred Friedrich arbeitete einst beim großen Eckart Witzigmann in der Aubergine in München sowie bei Jörg Müller auf Sylt und wurde später Küchenchef von Heinz Winklers Residenz in Aschau. Bekannt wurde der in Linz geborene Österreicher aber als Küchenchef im Frankfurter Brückenkeller, wo er zeitweise mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Er war nach Hans Haas die große Zugnummer des längst verblichenen Restaurants. Danach machte sich Friedrich 1996 mit dem Humperdinck im Westend in Frankfurt selbstständig. Später zog er ins Restaurant Marcobronn aufs Schloss Reinhartshausen in den Rheingau, das er ebenfalls mit seiner Frau Chantal betrieb. Seine Zeit als Küchenchef in den Frankfurter Restaurants Lafleur und Tigerpalast empfand Friedrich als weniger glücklich. Die letzten sechs Jahre betrieb er gemeinsam mit seiner Frau Chantal das Edelwirtshaus Golden Kron im dörflichen Frankfurter Stadtteil Alt-Eschersheim.

Alfred Friedrich verstarb in der Vollmondnacht vom 6. auf den 7. März um 1.20 Uhr in seiner Wohnung in Nieder-Erlenbach, umgeben von seiner Frau und seinen ebenfalls geliebten Kochbüchern. „Nach langer schwerer und stets tapfer ertragener Krankheit“, wie uns Chantal Friedrich erklärte. Er hatte noch so viele Ideen und war voller Tatendrang, bestellte noch Ware im Frischeparadies und schickte seine Frau auf die Ambiente, um nach neuem Geschirr Ausschau zu halten. Der Wille war ungebrochen, die Kraft reichte aber nicht mehr. Die Trauerfeier wird nach Ostern auf dem Frankfurter Hauptfriedhof stattfinden.

Chantal Friedrich möchte als Hommage an ihren Mann Alfred die Golden Kron ab nächster Woche jeweils von Donnerstag bis Sonntag zumindest noch für zwei Wochen geöffnet lassen. Dies wäre in seinem Sinn, denn er wollte, dass sich die Gäste auch nach seinem Tod noch an der Küche und den Weinen des Hauses erfreuen können. Alfred Friedrich war ein leiser Genießer, aber jetzt wollte er ganz bestimmt, dass all jene, die ihn schätzten und mochten es richtig krachen lassen, am besten mit Wein aus Österreich.

Ich habe Alfred Friedrich auf all seinen Stationen begleitet. Die vielleicht beste Zeit erlebten die Gäste im Restaurant Humperdinck. Alfred Friedrich übertraf alle Erwartungen und lief im Humperdinck zur Hochform auf, so feinsinnig und furios kochten nur wenige. Stardirigent James Levine und Künstler der New Yorker „Met“ waren so begeistert, dass sie während eines Gastspiels in Frankfurt gleich dreimal hintereinander reservierten. Ein Highlight jagte das andere. Kalbsbriesravioli mit weißen Trüffeln, von gerösteten Haselnüssen überkrustete Gänsestopfleber mit Feigenconfit, geschmorter Tafelspitz und Tafelspitzsülze mit Liebstöckelmousse. Gewürzt mit den Tränen der Begeisterung eines Gastes. Diese Tränen werden jetzt zu Tränen der Trauer. Es wird nie wieder einen geben wie ihn.




Beautyqueen und Fensterputzer stehlen Wein-Raritäten für Hundertausende

Wertvolle Bordeaux und Burgunder im Rucksack

aus Drei-Sterne-Restaurant weggetragen

 

Hartes Urteil gegen Weindiebe

 

Es hatte sich offenbar auch bei den Falschen herumgesprochen, welche Trouvaillien im Weinkeller des Drei-Sterne-Restaurants Atrio im spanischen Cáceres liegen. Schon die Sammlung von 88 verschiedenen Château d´Yquem (oben im Bild) ist ein Millionenvermögen wert, allein der Edelsüßwein aus dem Jahr 1806 kostet im Restaurant 350.000 €. Von Château Petrus gibt es 23 Jahrgänge, darunter den von 1947, der im Atrio für 62.000 € angeboten wird.  Der Mouton Rothschild aus dem Jahrhundertjahrgang 1945 ist für 55.200 € zu haben. Auch die Liste der legendären Burgunder von Romanée–Conti lässt das Genießerherz routieren, einzig der Preis steht im Weg, für den Jahrgang 1999 werden 39.900 € aufgerufen.

Eine ehemalige mexikanische Schönheitskönigin und ein rumänischer Fensterputzer sollen für den spektakulären Diebstahl von Weinen im Wert von Hundertausenden Euro verantwortlich sein. 45 ausgesuchte Weine soll das Paar gestohlen haben. Laut FAZ „in drei unauffälligen Rucksäcken“, was im Detail unstimmig ist, denn Rücksäcke sind immer verdächtig, schon gleich drei, weil normale Gäste nicht mit Rücksäcken in ein Sternerestaurant und dessen Hotel gehen. Das trickreiche Paar trug im Hotel Corona-Masken und wußte diese Deckung zu nutzen. Jedenfalls übertöpelten sie zu später Stunde den einzigen anwesenden Hotelmitarbeiter und konnten sich mit der an der Rezeption ausfindig zu machenen Magnetkarte Zugang zum Weinkeller verschaffen. Die Tat ereignete sich im Oktober 2021, aber erst jetzt stand das Gaunerduo vor Gericht, weil es sich durch andere Diebstähle flüssiger Raritäten verdächtig machte und verhaftet werden konnte. Jetzt hat ein spanisches Gericht die beiden Angeklagten zu vier Jahren und sechs Monaten verurteilt. Außerdem müssen sie 753.000 € Schadenersatz leisten – dies ist die Versicherungssumme der 45 gestohlenen Weinflaschen, die bis heute nicht wieder aufgetaucht sind.

Die gezielten und meist im Auftrag begangenen Weindiebstähle häufen sich, der Einbruch in den Weinkeller des Kronenschlösschens im Rheingau ist noch in guter Erinnerng. Dort wurden Raritäten im Wert von über 400.000 € gestohlen. Siehe dazu den gesamten „Kriminalfall“ bei BISS:

Raub der Kronjuwelen im Kronenschlösschen

Razzia im Kronenschlösschen

Auch die Traube Tonbach oder das Restaurant Jörg Müller auf Sylt waren Opfer von gezielten Weindiebstählen. Im Verdacht stehen ganz oben auf der Liste als Auftraggeber russische Oligarchen und Weinsammler aus China, weil diese sicher gehen wollen, die echten Weine zu bekommen und keine Fälschungen, wie diese im Riesenreich massenhaft kursieren.

LF




Althoff verliert Hotel Neckarvillen in Frankfurt 

Problemlage: Ein Juwel

im Bahnhofs-Trash

 

Von Ludwig Fienhold

Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist vom hippen Ausgehrevier längst zum trashigen Problemfall geworden. Ausgerechnet dort wurde mit den Neckarvillen ein Schmuckkästchen als Hotelensemble eröffnet, das von Anfang an gegen Tand und Schmodder ringsum anzukämpfen hatte. Nun haben die Betreiber, die Althoff-Gruppe in Köln, und der Besitzer der Immobilie, die Gloram Real Estate in Frankfurt, ihre Trennung bekanntgegeben. Nach nur drei Jahren, wobei das Hotel durch den teilweisen Corona Lockdown vielleicht nicht genug Zeit für eine gute Performance fand, gerade diese Zeit aber weit besser hätte nutzen können, um die Öffentlichkeit und Frankfurt auf sich aufmerksam zu machen.

Angeblich habe das Hotel „wirtschaftlich erfolgreich“ betrieben werden können, wie es ebenso offiziell wie fadenscheinig heißt. Wenn ein Hotel wirtschaftlich erfolgreich ist, muss man ja eigentlich nichts ändern, schon gar nicht die Zusammenarbeit kündigen. Es soll auch unterschiedliche Auffassungen in der Positionierung des Hotels gegeben haben. Auf unsere Nachfrage hin, heißt es wiederum, „In Hinsicht auf das Team, die Gastronomie und die Partnerbetriebe bleibt alles unverändert, sodass die Neuerungen für die Gäste nicht sichtbar sein werden.“ Spätestens jetzt drängt sich die wiederholte Nachfrage auf, was man denn anders und besser machen wolle, wobei sich Besitzer „Gloram“ bedeckt hält und nichts weiter dazu sagen möchte. Nur dies: „Das Neckarvillen Boutique-Hotel wird ab dem 1. Juli unter eigener Leitung fortgeführt.“ Althoff ist raus, Investor Gloral Real Estate glaubt es alleine besser zu können.

Die Probleme bleiben indes die gleichen. Das Bahnhofsviertel schreckt alle ab, die allein durch ihre Schuhe signalisieren mehr Geld zu haben, als jene, die in diesem Viertel im Elend leben. Vor der Haustür des Hotels am Jürgen von Ponto Platz treffen sich Dealer und andere unangenehme Gestalten, die den ohnehin trist gestalteten Brunnen tagtäglich in eine Müllhalde verwandeln. Dieser Platz soll immerhin die Terrasse des hochpreisigen Petit Royal des Hotels sein – mehr Widerspruch geht nicht.

Das denkmalgeschützte Ensemble aus vier benachbarten Gebäuden mit 133 Zimmern zählt zu den schönsten Häusern im Bahnhofsviertel, die historischen Sandsteinfassaden mit Elementen aus Neobarock, Neoklassizismus und Jugendstil und ihre aufwendigen Dach-Schnitzereien wurden glanzvoll in Szene gesetzt. Die Zimmer sind nicht gerade groß, aber attraktiv im Stil von Art déco gestaltet. Jeder Schubladengriff ist von geschmeidiger Haptik, die schlanken Lichtschalter mag man ständig berühren. Das Auge wohnt mit. Dunkles Mahagoniholz, edles Messing, geflämmtes Parkett, samtige Stoffe und Leder. Lampen, die wie Kunstwerke erscheinen.

Mit dem Restaurant Petit Royal Frankfurt und der French Bento Bar haben die Neckarvillen zwei optisch sehr anspruchsvolle Outlets geschaffen, die das lokale Publikum dennoch nicht erreichten. Überhaupt hat das Hotel viel zu wenig auf sich und seine Gastronomie aufmerksam gemacht. Der Name Althoff steht immerhin für besondere kulinarische Leistungen.

Althoff musste schon sein Hotel Main Plaza in Frankfurt aufgeben, dass architektonisch ebenfalls glänzen konnte und anfangs mit Volker Drkosch einen außergewöhnlich guten Spitzenkoch engagieren konnte, der im Restaurant Bricks eine großartige Sterne-Küche bot. Das alles änderte nichts daran, dass sich der Besitzer, die Aachener und Münchener Versicherungs AG, von der Luxushotelgruppe Althoff trennte, weil das Hotel Main Plaza wirtschaftlich nicht erfolgreich genug war. Das Hotel wurde von den Lindner Hotels & Resorts als Betreiber übernommen, die aus dem spannenden New York Style Hotel eine gewöhnliche Tagungsstätte und ein Übernachtungshaus für Fußballteams machten und auf eine ambitionierte Gastronomie verzichteten.

Photocredit: Barbara Fienhold

 

WEIN-RARITÄTEN DINNER MIT ROMANÉE-CONTI

im Restaurant Medici in Frankfurt

 




Neueröffnung am Opernplatz: Casa de Rosé

Schick, bunt,

lässig und rosarot

 

Jetzt kämpfen sieben Lokale

am prominentesten Platz der Stadt um die Gunst

und das Geld der Gäste

 

Das gastronomische Ensemble am Frankfurter Opernplatz hat soeben Zuwachs bekommen: Das Casa de Rosé ist ziemlich bunt geworden und macht mit verspielten Formen und Farben gute Laune. Das Konzept ist noch nach vielen Seiten offen, man will Restaurant und Weinbar sein, zum Essen bitten und Gäste willkommen heißen, die nur etwas trinken möchten. Betreiber sind Adnan Sejfic und  Dennis Rimonti, die auch das Lokal Via Monte Napoleone auf der Bockenheimer Landstraße führen. Die größte Überraschung aber: Küchenchef ist René Postel, der zuvor in den Restaurants Trares, Frankfurter Botschaft und Golden Kron am Herd stand. Nach dem Ende von Trares wechselte er ins Franziska in den Henninger Turm, blieb dort aber nur einige Monate. Mit ihm ziehen zwei weitere Mitarbeiter vom Franziska ins neue Casa de Rosé. Restaurantleiter Julian Kammerer kommt aus dem Frankfurter Hof.

Inhaber Dennis Rimonti (r.) und Restaurantleiter Julian

Im Eingangsbereich, dem für uns schönsten Teil des Lokals, breitet sich vor einer Weinklimaschrankfront ein Compartment mit kleinen Tischen und Stühlen aus, die wie für ein Café eingerichtet wirken, aber vor allem jene anziehen sollen, die gerne einfach nur ein Glas trinken möchten, was sich vor und nach dem Opernbesuch auch anbietet. Das Lokal befindet sich in der Phase Soft Opening, die Speisekarte ist klein gehalten und soll auch nicht üppig werden (Preise 12-29 €). Es gibt einige Rosé (Weine und Champagner), der Rosé Champagner von Saint- Gall kostet 18,50 € (0,1l). Es gibt so einiges für die Gaja & Tignanello-Fraktion, wir schätzen die Heitlinger-Weine aus dem Kraichgau. Wir haben in diesem nagelneuen Lokal noch nicht gegessen und auch nichts getrunken und geben deshalb jetzt und heute auch noch keine Bewertung ab.

Der Opernplatz ist Frankfurts attraktivster Ort und im Sommer die schönste Sonnenbank der Stadt. Es gibt dort so etwas wie eine Rangfolge, die Poleposition hält das Amoroso inne, weiter nach hinten Richtung Hotel Sofitel muss man mehr auf sich aufmerksam machen. Das Casa de Rosé ist das letzte Lokal in der Reihe, aber auch dort sitzt man mit seitlichem Blick auf die Alte Oper. Die Mietpreise sind überall hoch, wer sich an diesem Platz verrechnet, wird nicht lange bleiben.

Die Golden Mile an der Alten Oper hat jetzt ihr Limit erreicht, es gibt keinen Platz mehr für Lokale (die gegenüberliegende Alte Oper mit ihrer Gastronomie befindet sich trotz der Nähe schon wieder auf einem anderen aber ebenfalls ausreservierten Terrain). Um die Gunst der Gäste buhlen nun: Amoroso, Charlot, Operncafé, Papa Enj, Schönemann im Sofitel, das neue Alfio´s und das superneue Casa de Rosé. Auffällig ist die stark italienische Ausrichtung der Platzhirsche. Das Casa de Rosé will aber kein weiterer Italiener sein, sondern sich von den anderen Mitbewerbern abheben.

Ludwig Fienhold

Casa de Rosé, Frankfurt, Opernplatz, Tel. 0151 17610686.

Di-Sa 11-1 Uhr, So-Mo11-0 Uhr.

 

Photocredit: Ludwig Fienhold




Schlosshotel Friedrichsruhe startet mit neuer Servicespitze

Restaurantleiter Sören Weiland und

Sommelier Max Johne frischen Team auf

 

Das Schlosshotel Friedrichsruhe, eines der schönsten Hideaways in Deutschland, ist wegen seiner Topgastronomie seit vielen Jahren als Gourmet-Destination bekannt. Das Hotel und insbesondere das Zwei-Sterne-Restaurant Le Cerf werden jetzt durch zwei neue Spitzenkräfte verstärkt: Gastronomieleiter Sören Weiland und Sommelier Max Johne.

Sören Weiland

Sören Weiland führt als Gastronomieleiter gemeinsam mit Sterne-Koch und Küchendirektor Boris Rommel den gesamten gastronomischen Bereich des Hotels, zu dem fünf  Outlets gehören, darunter das 2-Sterne-Restaurant Le Cerf und die Jägerstube. Sören Weiland machte 2011 seinen Abschluss als Restaurantfachmann im Schlosshotel Friedrichsruhe und kehrt damit jetzt in seine berufliche Heimat zurück. Weitere Stationen seiner Karriere unter anderem: Restaurantleiter beim Sterne-Italiener Ai Pero in Andernach, Restaurantleiter im Sternerestaurant Kai3 im Hotel Budersand auf Sylt. Sören Weiland zur Seite steht Barbara Schäfer im Service, die vom Bareiss in Baiersbronn nach Friedrichsruhe wechselte.

Max Johne

 

Max Johne arbeitete unter anderem als Assistent der Restaurantleitung und zweiter Sommelier im Restaurant Caroussel und dem weinkompetenten Bean & Beluga in Dresden sowie im Restaurant Aqua im Ritz-Carlton in Wolfsburg. Max Johne steht Sören Weiland zur Seite und trat am 1. März seine neue Stelle im Schlosshotel Friedrichsruhe in Zweiflingen im Hohenloher Land an. Der bisherige Gastronomiedirektor Dominique Metzger, der dort über 14 Jahre tätig war und jetzt mit seiner Frau in deren schwedische Heimat zog, galt als einer der besten Gastgeber, den das Land zu bieten hatte – in solch übergroße Schuhe muss man erst einmal hineinkommen. Doch Hoteldirektor Jürgen Wegmann ist sich sicher, dass er mit den beiden Neubesetzungen passende Größen gefunden hat. Gerade angesichts der massiven Personalprobleme in der Hotellerie & Gastronomie musste die Suche nach neuen Mitarbeitern in Toppositionen noch gründlicher ausfallen. Nach zahlreichen Gesprächen mit Bewerbern, die sich über vier Monate hinzogen, fiel die Wahl auf Sören Weiland (32) und Max Johne (34), die beide in Dresden geboren wurden.

LF 

Fotos: Barbara Fienhold




Wenn Yoko Ono Tinte und Wein mischt

Das Weingut Nittardi

in der Toskana

und seine berühmten Künstler

 

Yoko Ono ist eine von 40 weltbekannten Künstlern, die exklusiv Etiketten und sogar Einwickelpapier für das italienische Weingut Nittardi entworfen haben. Der Chianti Classico 2005 Casanuova di Nittardi trägt das Miniaturkunstwerk „Imagine You“, das sie im Original mit Tusche auf Büttenpapier entworfen hat. Die Bed & Peace Japanerin hat längst das Bett im Amsterdam Hilton verlassen und ist gerade muntere 90 Jahre geworden. Als der Frankfurter Galerist Peter Femfert sie für seine Kunst-Etiketten gewinnen konnte, stieg er gleich ins Flugzeug, um sie persönlich im Dakota Building in New zu besuchen, das zu trauriger Berühmtheit gelangte, weil just davor John Lennon erschossen wurde.

Yoko Ono „Imagine You“

Alle Künstler, die für Nittardi arbeiten, werden ausschließlich mit Wein entlohnt. Die Pointe bei Yoko Ono: Sie trinkt keinen Wein. Zum Glück erzeugt das Weingut Nittardi auch ein sehr gutes und von ihr geschätztes Olivenöl, mit dem ihre Kunst honoriert werden konnte. In diesem Jahr feiert „Die Galerie“ 40 Jahre Wein & Kunst. Dem Jubiläum der Etiketten-Künstler aus aller Welt war eine eigene Ausstellung mit allen Originalexponaten gewidmet. Dario Fo, Tomi Ungerer, Horst Janssen, Friedensreich Hundertwasser, Mikis Theodorakis, Rudolf Hausner, Paul Wunderlich, Bruno Bruni, Elvira Bach und die übrigen  Künstler waren in der Galerie von Peter Femfert unter einem Dach vereint. Ungewöhnlich ist, dass alle Künstler nicht allein ein Etikett gestalten, sondern auch mit einer anderen Vorlage das Einwickelpapier für die Flaschen (siehe Bild ganz oben). Die einzigartige Ausstellung wird wahrscheinlich von Frankfurt aufs Schlosshotel Friedrichsruhe bei Zweiflingen ziehen und dort mit einem Nittardi-Wein-Dinner eröffnet. Der genau Termin wird noch bekanntgegeben.

Der Frankfurter Galerist Peter Femfert und seine Frau Stefania Canali besitzen in der Toskana auch ein Weingut, das von Sohn Léon önologisch geführt wird. Im 12. Jahrhundert erzeugten dort Benediktiner Mönche in der „Villa Nectar Dei“ in Siena bereits Wein.1540 kaufte das Anwesen Michelangelo. So viel Historie macht fast schon trunken. Bei Nittardi fließen Wein und Kunst auf lustvolle, exzentrische und nie langweilige Art zusammen. Das Weingut war anfangs 3 Hektar groß und ist inzwischen auf 40 Hektar gewachsen, jährlich kommen insgesamt rund 100.000 Flaschen der Kollektion in Umlauf. Der Verkauf geht in 30 Länder. Die Sommeliere Paula Bosch von Münchner Tantris war eine der ersten, die den Wein auf die Karte setzte. Heute hat ihn Schloss Elmau sogar glasweise im Ausschank, neben Sternerestaurants ist Nittardi aber auch bei Insider-Lokalen wie dem Reuters in Frankfurt zu haben.

Für die 40jährige Jubiläums-Edition des aktuellen Jahrgangs 2020 von Casanuova di Nittardi wurden gleich sechs Künstler ausgewählt, darunter der junge Chinese Pengpeng Wang, der in Italien lebt. Der Casanuova ist ein reiner Sangiovese aus der Einzellage Vigna Doghessa. Ein klassischer Chianti Classico mit Aromen von leicht süßer Kirsche, saftiger Pflaume, einem Hauch Lavendel sowie einer Prise weißem Pfeffer.

Noch einige andere Weine (ohne Künstleretikett): Der Belcanto von Nittardi ist seinem Namen entsprechend freundlich im Ton und schmeichelt durch seine zarte Frucht und die weichen Tannine. Ein leichter Einstieg in die Welt der Nittardi-Weine. Die  Chianti Classico Riserva 2019 aus Sangiovese und Merlot hat mehr Substanz, Kraft und mit 14,5% auch mehr Alkohol. Erdige Old School Signatur mit Würze und Frucht. Als Charmeur wird der Ad Astra 2019 aus Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc vielen Gefallen. Ganz wunderbar zum Frühling passt der noch junge wilde und voll Aromen flirrende Ben, ein Vermentino Maremma 2022. Ein vibrierender Weißwein mit einem Duft aus Zitrusfrüchten und Gewürzen sowie einer aparten Salzspur, die das Meer spüren lässt.

Es ist eine Freude in diese Weine einzutauchen und die einzigartige Kulturlandschaft der Toskana sinnlich und künstlerisch erleben zu können. Es gibt Galerien und es gibt Galerien, die atmen, weil sie Kultur und architektonische Ästhetik vereinen. Die Galerie von Peter Femfert macht obendrein mit den Nittardi-Weinen noch ein weiteres Fass auf.

Ludwig Fienhold

Die Galerie, Frankfurt, Grüneburgweg 123, Tel. 069 971 471 0

www.die-galerie.com

Fotos: Barbara Fienhold (9), Nittardi (1)

 

 




Neue General Manager für Marriott und Westin Grand in Frankfurt 

Können Peter Reischl und Tino Lindner Zeichen setzen?

 

Peter Reischl (52) übernimmt die Leitung des Frankfurt Marriott Hotels, Tino Lindner (48) wird General Manager des Westin Grand Frankfurt. Beide verbindet eine lange Karriere bei Marriott International. Was aber werden sie bewirken, verbessern und ändern können? Das Marriott wird nach wie vor von seiner Lage an der Messe profitieren, das Westin Grand wird weiter gegen die unschöne und problematische Lage an der Konstablerwache und einen erheblichen Standortnachteil ankämpfen müssen.

Peter Reischl (l.) und Tino Lindner

Das Marriott hat bislang keine Spuren hinterlassen, schon gar nicht kulinarisch. Das war beim Westin noch anders, als es ein Arabella Grand Hotel war. Das Restaurant Premiere war Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts immerhin so gut, dass es nicht nur Hotelgäste, sondern auch die Frankfurter besuchten. Heinz Immhof war seinerzeit Küchendirektor. Es gab manchen guten Chef, Torsten Ambrosius war besonders gut, blieb aber nur wenige Wochen. Das Gesicht des Restaurants war lange Zeit Vincenzo Ambrosio, der über die Tische und einen Weinkarte mit über 300 Positionen herrschte. Wir können uns noch gut an seinen Clark Gable Schnurbart und sein kommödiantisches Talent erinnern.

Fatih Akerdem

Der wahrscheinlich prägendste Charakter des Hotels aber war Fatih Akerdem, der als Barkeeper im Auge des Orkans arbeitete und selbst mit rüpelhafte Gästen noch kultiviert umgehen konnte. Der Raki-Spezialist arbeitete über 33 Jahre im Arabella bzw. im Westin und beendete seine Karriere vor der Renovierung und damit vorübergenehden Schließung des Hauses. Letztes Jahr wurde das Westin Grand wiedereröffnet, wenn man durch die Lobby bis zur Bar geht, wirkt alles noch immer unfertig, wie in einem Möbelhaus ohne persönliche Note. Die könnten zumindest Mitarbeiter einbringen, die es noch zu entdecken gilt.

LF

Photocredt: Marriott Hotels, Fienhold