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Im Reich der Sinne: Das Gourmet-Hotel Okura Prestige Bangkok

Eat Drink Man Woman Pool

 

Japaner und Thailänder würden sich nie direkt in einem Hotel oder Restaurant über mangelhafte Leistungen beschweren. Das japanische Okura-Hotel in Bangkok gibt eigentlich auch keinen Anlass dazu. Die Gastronomie ist hervorragend, sogar Brunch-Feinde werden hier bekehrt. Einen besseren Weinkeller wird man kaum in Bangkok finden. Auch keinen solch extravaganten Skyline-Pool, der die Gäste scheinbar zwischen den Wolkenkratzern schwimmen lässt.

Up Above BarWer im Okura Prestige Bangkok Quartier bezieht, dürfte sich zunächst nur ungern vor die Tür begeben, denn er wird kulinarisch rundum auf hohem Niveau umsorgt. Japanisch, thailändisch, euro-asiatisch. Das Frühstück ist hervorragend, der Sonntagsbrunch ein Ereignis. Man kann von früh bis spät in verschiedenen Outlets im ganzen Hotel sehr gut essen. Das japanische Restaurant Yamazato bietet klassische japanische Küche mit vielen schönen Häppchen-Tellern. Bei einem kunstvoll inszenierten Kaiseki-Menü, bei dem allein fünf taktvolle Miniaturen als Appetizer serviert werden, wird man trotz der vielen verschiedenen Gänge beschwingt wieder aufstehen können. Leicht süßliche Krabbe, buttrige Eringi-Kräutersaitlinge, zarter Tunfischbauch, saftiger Meeraal, anregende Mioga-Inger-Sprösslinge und andere Ingredienzen des Wohlgeschmacks gehen dabei harmonische Verbindungen ein. Für jede Jahreszeit wird ein anderes Geschirr eingesetzt.

Brunch, aber gut

Brunch, aber gut

Fünf japanische Chefs arbeiten im Yamazato und sorgen für Topqualität. Die meisten Produkte kommen aus Japan von ganz bestimmten Händlern und Märkten, „da sind die Köche sehr eigen“, weiß der australische Executive Chef Antony Scholtmeyer, der eine besondere Leidenschaft für die japanische Küche hegt und diese im Restaurant Elements gerne mit französischer Haute Cuisine verbindet. Marinierte Tiger Prawns mit Garnelen-Vinaigrette, schwarzem Daikon-Rettich, Soba-Cha-Grünteenudeln und Togarashi-Würze belegen dies delikat. Ein extravagantes Zeugnis ist der Heilbutt mit feiner Brioche-Kruste, Pfirsich-Morchel-Ragout, Jakobsmuschel, japanischer Melone, Petersilien-Fenchel-Butter, Immergrün-Blüte sowie einem Sud aus Grüntee und Wakame-Algen.

TerrasseJapanische Gäste, die im Hotel gut dreißig Prozent ausmachen, bestellen vor dem Essen Wein oder Sake, womit das Okura Prestige ausgesprochen gut bestückt ist. Die Hotel-Weinkarte ist deshalb großartig, weil sie individuelle handverlesene Weine und Sake listet, wie man sie sonst in den austauschbaren Karten Bangkoks eher selten sieht. Das hat seinen guten Grund, denn der smarte Chef-Sommelier Marc Bittner ist hoch ambitioniert und hat sogar seinen Master-Sommelier in Sake gemacht. Wenn er einen feingeschliffenen brillanten Houraisen Daiginjo an den Tisch bringt, dann weiß er dazu auch die Geschichte dieses raren und nur schwer zu findenden Premium-Erzeugnisses zu erzählen. Mehr an Umami kann man nicht aus Wasser und Reis herausfiltern.

Brunch erleben wir hierzulande meist nur als Wühltisch der Gastronomie. Im Okura wird er mit so viel Liebe, Geschmack und Handwerkskunst zelebriert, dass selbst ausgewiesene Brunch-Verächter umschwenken werden. Mehr thailändische Feinkost zum Pauschalpreis (58 €) kann es kaum geben. Up & Above heißt das Penthouse-Panorama-Lokal des Hotels, ein kulinarischer Meetingpoint für ganz Bangkok. Dort wird auch das exzellente Frühstück mit delikaten warmen Speisen und einer live besetzten Obststation serviert, gibt es einen schönen Afternoon Tea oder trifft man sich auf einen Sundowner. Netter Clou: Man kann beide Hände voll nehmen und auf die Terrasse gehen, die Türen öffnen sich automatisch. Garniert wird alles mit einem satten Skyline-Ausblick.

Skyline Pool

Skyline Pool

Ein Highlight ist der schwebende Außenpool auf der 25. Etage, in dem man zwischen den Wolkenkratzern hindurch zu schwimmen scheint. Man muss nicht unbedingt schwindelfrei sein, aber es ist schon ziemlich kitzlig, weil man das Gefühl hat, an der Kante zum Abgrund gehe es ungebremst weiter. Unter den Pools von Bangkok ist dieser jedenfalls der Aufregendste. Der Gast wird überall von einer Welle der Sympathie getragen, ein allgegenwärtiger liebenswürdiger Service umsorgt ihn – aber unaufdringlich. Japanische Achtsamkeit mischt sich mit thailändischer Sanftmut. Jeder in einer führenden Position im Hotel muss zum Headquarter nach Tokio, um „japanisch“ zu lernen. Nicht die Sprache, sondern die Denk- und Handlungsweise. Diesen Spirit spürt man überall, wobei er sich mit thailändischer Lebensfreude und Heiterkeit angenehm verbindet. Von dieser professionellen und doch lockeren Art fühlen sich offenbar auch viele jüngere Gäste angezogen, die einen erfrischend guten Teil des Publikums ausmachen.

Wie im ganzen Hotel, so gönnt man den Gästen auch bei den Zimmern durch große Glasfronten einen guten Ausblick. Das Design  ist typisch asketisch und sehr auf Funktionalität und properes Erscheinungsbild ausgerichtet. Japanische Akkuratesse ist hier Programm, die Zimmer sehen immer aus, als hätte hier niemals jemand zuvor gewohnt. Es gibt keine Betthupferl, sondern Urigami – Papier zum Falten von Figuren und Entfalten der Fantasie. Man kann damit auch kleine Flieger basteln, die Hotel-Terrasse lädt geradezu zu einem Start in die Wolken ein.

Ludwig Fienhold

 

 

Pool am Rande des Abgrunds

Pool am Rande des Abgrunds

Preise & Informationen

The Okura Prestige Bangkok Hotel, 57 Wireless Road (Lumpini),

www.okurabangkok.com

5-Sterne-Hotel im Zentrum von Bangkok, gleich neben dem Skytrain Plonchit. Die 240 Zimmer beginnen ab dem 26. Stockwerk und bieten alle einen schönen Ausblick. DZ ab 200 € (ohne Frühstück, kostenfreies Wi Fi). Einzigartiger 25 Meter langer Außenpool. Gutes angenehm klimatisiertes Gym mit modernen Geräten, das rund um die Uhr zugänglich ist.

Die Okura Hotels haben einen hohen kulinarischen Anspruch, von diesem Bewusstsein wird der gesamte Bereich Food & Beverage getragen. Das Okura Hotel in Amsterdam treibt es dabei auf die Spitze, in diesem Haus finden sich gleich drei mit Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurants – zwei japanische mit jeweils einem Stern sowie das Ciel Bleu mit zwei Sternen. Küchenchef dort ist Onno Kokmeijer, der jüngst beim Gourmet-Festival im Rheingau war. 

 

Photocredit: Okura Prestige, Fienhold




So geht Hotel: Libertine Lindenberg in Frankfurt

Geselligkeit in möblierter Wundertüte

 

Das Unkonventionelle hat hier System: Im neuen Libertine Lindenberg gibt es keine Rezeption, der Check-in wird am Eingang am Automaten mit der Kreditkarte erledigt. Dafür fällt der Gast gleich ins Wohnzimmer-Café und kann dort zum Einstieg einen guten Apfelwein aus eigener Produktion trinken – maßgerecht, denn das Hotel liegt schließlich mitten im Apfelweinquartier in Alt-Sachsenhausen. Die neue individuelle Herberge will mit optischer Raffinesse und Qualitätsbewusstsein auch ein Zeichen setzen, denn das kurz vor dem Absaufen befindliche Revier soll Ecke für Ecke mit neuem Leben erfüllt werden, wovon inzwischen einige gelungene Objekte Zeugnis geben, vor allem das künstlerische Lindenberg-Projekt „Der kleine Mann mit dem Blitz“ in der kleinen Rittergasse.

Themenzimmer Apfelwein

Themenzimmer Apfelwein

Das Libertine Lindenberg ist wie schon das erste Haus dieser Art im Frankfurter Ostend eine möblierte Wundertüte. Spielerische Elemente allenthalben, Bauklötzchen für Erwachsene. Zum Staunen. Während das erste Lindenberg-Hotel künstlerischer und verspielter erscheint, wirkt Libertine indes ein wenig erwachsener und gediegener mit hochwertigen Materialien ausstaffiert. Viel Handarbeit und originelle Ideen sind sichtbar, das gerippte Apfelweinglas der Einheimischen wird ansehnlich als Stilelement eingesetzt, sei es bei der Überdecke oder den Wärmflaschen, die man als Souvenir erstehen kann.

Libertine Hotel Die 27 Zimmer und Suiten sind durchweg von liebevoller Ausstrahlung, man fühlt sich gleich wohl und gut aufgehoben. Wer Skyline-Blick bucht, wird noch mehr Freude haben. Die Zimmer sind kleinteilig aufgebaut und übersichtlich geschnitten, wobei die Bäder besonders schlank ausfallen. Nachteil: Eine Dachterrasse durfte nicht gebaut werden, aber auch sonst gibt es keine Außenterrasse. Das von Steen Rothenberger und Tom Bock konzipierte Hotel ist so oder so eine Bereicherung für Frankfurt und insbesondere für das bislang leider vernachlässigte Sachsenhausen. Weil so manche Luxusattitüde fehlt, es weder Pool, Butlerservice oder Valet Parking gibt, hat das Hotel selbst Hand angelegt und sich ein eigenes Schild mit 5 Sternen an die Pforte gehämmert: Never Trust These F *****G Hotel Classifications.

Libertine Lindenberg Hotel Das Libertine Lindenberg ist eine Mischung aus Hotel und Wohngemeinschaft, will Tagesgäste ansprechen, aber auch Langzeitgäste für Wochen und gar Monate gewinnen. Im Haus befindet sich ein Tonstudio, das allerdings weniger für Gäste gedacht ist, aber den musikalisch-künstlerischen Anspruch unterstreicht, zumal das Hotel Wert auf Musik legt.  Ein besonders wichtiger Teil auf den fünf Etagen sind die Wohnküche und das Lekker-Lädchen, beide erscheinen einfach nur einladend. Im Lädchen können die Gäste gute hausgemachte Erzeugnisse kaufen, vom Apfelwein bis zur Marmelade. Wer mag, kann sich sein Essen aber auch selbst in der Küche zubereiten. Man vermag sich zurückziehen, doch wer Geselligkeit und Gastfreundschaft sucht, wird diese hier leichter finden als in üblichen Hotels. Viele Bereiche sind den Hotelgästen vorbehalten, doch Wohnzimmer-Café und Frühstücksangebot können auch Externe wahrnehmen. Von Montag bis Freitag dürfen die Frankfurter mitfrühstücken und damit das neue Hotel etwas besser kennenlernen, auch das Wohnzimmer-Café ist bereit, lokale Gäste zu empfangen. Sachsenhausen ist auf einem guten Weg. Aber dieser Weg wird kein leichter sein.

Ludwig Fienhold

 

Siehe auch die BISS-Artikel

Froschrotze statt Apfelwein

Wohnst Du noch oder lebst Du schon in Frankfurts schönstem Hotel?

 

Nette Haustierchen, aber nur als Kunstfiguren im Eingangsbereich

Nette Haustierchen, aber nur als Kunstfiguren im Eingangsbereich

Libertine Lindenberg, Frankfurt-Sachsenhausen, Frankensteiner Str. 20/Ecke Rittergasse. Tel 069 661 61550.

Zimmer ab 79 € pro Nacht, 949 € pro Monat.

www.das-lindenberg.de

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Villa Leonhardi: Frankfurts schönstes Restaurant hat geschlossen

Zukunft: Rosenmuseum

oder Gastronomie?

 

Frankfurts schönstes Terrassen-Restaurant, die Villa Leonhardi am Palmengarten, ist geschlossen. Palmengarten-Direktor Matthias Jenny hat den Vertrag mit dem langjährigen Pächter Luigi Fabbri nicht mehr verlängern wollen. Die Zukunft der prächtigen Gartenvilla ist ungewiss. Matthias Jenny träumt schon seit Jahren davon, an gleicher Stelle ein Rosenmuseum zu eröffnen. Dies dürfte allein schon aus wirtschaftlichen Gründen problematisch werden. Nach unseren Informationen hat die Tigerpalast-Gastronomie schon vor längerer Zeit ihre Krallen ausgefahren, um sich eventuell das reizvolle Objekt einzuverleiben. Mit dem Restaurant Lafleur und dem Caféhaus Siesmayer betreibt man bereits zwei Palmengarten-Lokale und könnte sich vielleicht bald als Trio präsentieren. Geschäftsführer Robert Mangold hat jedenfalls einen weit besseren Draht zum Palmengarten-Direktor Jenny als Ex-Pächter Luigi Fabbri.

Luigi Fabbri

Luigi Fabbri

Viele Gastronomen haben sich in der Vergangenheit für die Villa Leonhardi interessiert. Es bietet mit seinen Salons und der schönen Bar viel Platz für 110 Gäste und ein breites gastronomisches Konzept und bietet sich außerdem als herausragende Event-Location an. Das Objekt der gastronomischen Begierde hat jedoch einen nicht ganz kleinen Haken: die Renovierungskosten. Diese belaufen sich auf mehrere hunderttausend Euro, wobei auch die Küchentechnik einer Erneuerung bedarf. Die Stadt Frankfurt und der Palmengarten haben nicht das notwendige Geld für eine gründliche Restaurierung. Ein neuer Pächter müsste also tief in die Tasche greifen.

Die Villa Leonhardi wurde 1806 als Gartenvilla der Kaufmannsfamilie Leonhardi erbaut. 1824 musste die Familie Konkurs anmelden und verkaufte die Villa an den Bankier Raphael Freiherr von Erlanger, der zahlreiche bauliche Veränderungen vornahm. 1905 wurde das Gebäude dann abgerissen. Erst 1987 entschloss sich die Stadt Frankfurt die Villa Leonhardi in seiner historischen Form wiedererstehen zu lassen – im Sommer 1989 öffneten sich die Türen.

Der ehemalige Pächter der Villa Leonhardi Luigi Fabbri hat inzwischen eine andere Bleibe im Westend gefunden und will im April sein neues Lokal eröffnen. Es soll eine Wein-Bar werden, mit vielen guten Bouteillen und delikaten Happen. Kein Restaurantkonzept, eher Fingerfood mit flüssiger Begleitung. Dadurch ist Fabbri nicht groß auf Personal angewiesen und kann den Laden gemeinsam mit einer Mitarbeiterin managen. Vier, fünf Tische wird die Gaststube haben, im Sommer sollen 30 bis 40 Gäste auf der Terrasse Platz finden.

Ludwig Fienhold

 




Wein gegen Rassismus

Politisch trinken und Flüchtlingen helfen

 

Wir schaffen das:

Mit gutem Riesling

 

Wein-Etiketten werden immer häufiger dazu benutzt, um Originalität und Witz zu zeigen, Christian Stahl und Emil Bauer sind gute Beispiele dafür. Zum ersten Mal aber gibt es ein knackiges politisches Manifest auf einer Flasche: Wein gegen Rassismus. Es soll aber nicht allein beim flüssigen Statement bleiben, 2 € der 8 € teuren Flasche werden dem Projekt „Kinder auf der Flucht“ gespendet. Dieses leistet an den Grenzübergängen von Lesbos und auf der Balkanroute aktiv Nothilfe und unterstützt die Flüchtlinge beispielsweise bei der Unterkunftssuche und bei Behördengängen.

Lokal Herr Franz

Lokal Herr Franz

Es macht alles noch leichter, dass der Wein auch noch gut ist. Der ökologische Riesling 2014 vom Weingut Hemer aus Worms-Abenheim in Rheinhessen ist super süffig, basis-solide und so animierend im Trinkfluss, dass man ihn einfach mögen und trinken muss. Während der Tropfen pikant über die Zunge flitzt, freut man sich, Gutes zu tun. Das ist auch die Idee derer, die hinter dem Projekt stehen: Eine Gruppe junger Aktiver um den Pfälzer Lukas Krauß und die „Medienagenten“ sowie die Hochschule Geisenheim. Dieser politischen Botschaft als Message in a Bottle schließen sich immer mehr Winzer und Weinfreunde an, man darf bereits von einer Bewegung sprechen. Einer der ersten Gastronomen, der den saftigen Riesling ausschenkt, ist Franz Zlunka vom Lokal „Herr Franz“ in Frankfurt, das für seine schöne Weinkarte, gute Gasthausküche und eine repressionsfreie Atmosphäre bekannt ist.

 

Wein gegen Rassismus Foto

www.weingegenrassismus.de

 

http://www.frankfurter-presseclub.de/der-veranstaltungsort/herr-franz.html

 

 

 

 




Sylt & Ingelheim: Kulinarische Verluste

Bier & Brot statt Gourmetküche

 

Restaurant Fährhaus Sylt

hat geschlossen

 

Sylt setzt ein Fanal: Wieder kehrt sich ein Spitzenrestaurant von der Sterneküche ab und schlägt einen neuen Kurs mit rustikalen Herzhaftigkeiten ein. Das Hotel Fährhaus in Munkmarsch (2 Michelin-Sterne, 17 Punkte im Gault Millau) serviert künftig eine Genuss-Brotzeit mit hausgebrautem Bier. Der kulinarische Kopf des Hotels, Alexandro Pape, präsentiert dort eine neue Stullen-Kultur – selbst gebackene Brotvariationen mit verschiedenen kreativen leckeren Aufstrichen. Das Restaurant Fährhaus macht dicht, die beiden anderen Lokale, Mara Sand und Käpt´n Selmer Stube, bleiben bestehen, wobei das neue Lokal Brot & Bier gerade entsteht. Die Rezeptur der Rustikalität scheint gerade typisch für Sylt. Und nicht nur für Deutschlands Lieblingsinsel. Eine Stulle in amüsanter Atmosphäre scheint den Zeitgeist mehr zu treffen als ein Top-Menü in formellem Ambiente. Jörg Müller baute sein Gourmet-Restaurant zum Bistro um, das Sterne-Restaurant La Mer im Hotel A-rosa in List machte dicht. Das Restaurant bescherte hervorragende Küche, doch Dekor, Atmosphäre und Service erzeugten eine armselige Stimmung. Sylt ist Sansibar. Heitere Atmosphäre, Gute-Laune-Weine, sympathischer Service und flotte Reinsetz-Gerichte. Sylt ist Sansibar. Dessen Piratenflagge macht den Wind, mit dem sich gerne alle drehen würden.

 

Ciao Mimmo!

Pasta-Pate macht sein Millennium zu

Mimmo

Der Pasta-Pate geht von Bord: Paride „Mimmo“ Nicoli hört nach 40 Jahren in der Gastronomie auf. Sein Restaurant Millennium in Ingelheim hat am 31. Januar geschlossen. „Aus persönlichen Gründen“, wie Mimmo erklärt. Der markante Koch aus dem Friaul hatte sich im Rhein-Main-Gebiet mit verschiedenen Lokalen einen Namen gemacht. In Bauschheim und Mainz, vor allem aber in Rüsselsheim in den Opel-Villen, wo er und sein Team sich in Höchstform zeigten. Seine teilweise regionale Küche aus dem Friaul schenkte uns bis dahin kaum gekannte Gerichte, seine schlotzige Pasta bleibt unvergessen. Mimmo machte uns als Pasta-Pate kulinarische Angebote, die wir nicht abschlagen konnten. Er war echt, authentisch, unverbogen wie seine Küche. Es gibt unter den Italienern in Deutschland viele Blender und jede Menge Strass. Mimmo funkelte wie ein Diamant aus dem Tand heraus.

LF

 

 

 

 

Photocredit: Hotel Fährhaus Sylt, Millenium




Der neue Michelin Frankreich: Ducasse gewinnt & verliert

Und der Restaurantführer

gewinnt an Glaubwürdigkeit

 

Von Jörg Zipprick

Man muss nicht jedes seiner Urteile abnicken, der wichtigste aller Guides bleibt er dennoch. Jetzt erschien der Michelin France 2016 mit manchen Überraschungen: Neu mit drei Sternen ausgezeichnet wurden Christian Le Squer vom Le V und Alain Ducasse und sein Restaurant im Plaza-Athénée. Doch Großmeister Ducasse verliert auch: Sowohl der dritte Stern des Meurice als auch der einzigen Stern seines Fischlokals Rech wurden vom Guide kassiert. Auch das Relais Bernard Loiseau im Burgund musste, mehr als ein Jahrzehnt nach dem Suizid des Chefkochs, seinen dritten Stern abgeben. Mit zwei Sternen ausgezeichnet wurden zehn Restaurants, die erst kürzlich eröffneten: Darunter befinden sich La Grande Maison – Joël Robuchon in Bordeaux und Sylvestre, Le Gabriel, Le Grand Restaurant – Jean-François Piège, L’Abeille und Histoires in Paris sowie die Villa René Lalique in Wingen-sur-Moder, wo jetzt der bewährte Jean-Georges Klein kocht (dieser hatte früher im Arnsbourg drei Sterne). Und noch eine Neuerung gibt es: Sternlose Lokale erhalten ein „Tellersymbol“ für „eine gute Mahlzeit“. Soll heißen: Auch hier schauen Inspektoren vorbei. Bemerkenswert ist der Neuzugang von Julia Sedefjian, eine gerade einmal 21 Jahre alte Köchin, die im Les Fables de la Fontaine in Paris am Herd steht.

Überschattet wurde die Preisverleihung des Michelin in Paris vom Tod des Drei-Sterne-Kochs Benoît Violier, der nach bisherigen Erkenntnissen freiwillig aus dem Leben schied. Für Gesprächsstoff sorgt die Entscheidung, einen der Favoriten der sogenannten „50 Best“, das Lokal La Grenouillère des Küchenchefs Alexandre Gauthier, bei einem Stern zu belassen. Dessen Küche ist ebenso kompliziert wie kopflastig. Und weniger für Genussmenschen geeignet, sondern eher für Esser, die bei Tisch sezieren, welche Technik der Koch jetzt wieder eingesetzt hat. Nicolas Chatenier, der umtriebige Agent des Chefkochs, der gleichzeitig als „50 Best“ Chairman seine Fäden spinnt, hatte in den Medien eine regelrechte Lobbying-Kampagne zu Gunsten seines Kunden entfesselt. Ob es aber eine gute Entscheidung von Koch und Agent war, vor einigen Monaten sämtliche Medien über einen Besuch von Michelin-Chef Michael Ellis prompt zu unterrichten?

Alain Ducasse

Alain Ducasse

Auf jeden Fall hat der Guide Rückgrat bewiesen und sich wie in guten alten Zeiten nicht beeinflussen lassen – Bravo! Ein Restaurantführer ist keine Volksabstimmung. Überhaupt, die guten alten Zeiten: Unter der Direktion von Ellis findet der Guide offenbar zu seinen Prinzipien zurück. Sterne werden nicht mehr verteilt wie Konfetti und selbst bewährte Ikonen wie Ducasse und Robuchon müssen erst einmal zwei Sterne erobern, bevor sie auf einen dritten hoffen können. Sternentzug scheint weniger tabu als in früheren Zeiten. Das ist gut und richtig. Gleichzeitig hat sich das altehrwürdige Haus auf neue Medien spezialisiert: Den Guide 2016 gibt es für IOS und Android gratis im jeweiligen App-Store, mit allen aktuellen Urteilen und der Möglichkeit, Tische zu reservieren. Im Januar hat Michelin das Unternehmen „Bookatable“ aufgekauft, den Marktführer für Tischreservierungen im Internet. Die Webseite ist erfolgreich, ganze 28 Millionen Leser informierten sich 2015 auf „Michelin Restaurants“.

Geld verdient wird künftig nicht mit dem Buchverkauf, sondern mit Reservierungen und dem Verkauf von Premium-Packs. Man könnte das bedauern und diskutieren, ob der altehrwürdige Guide sich nicht in Abhängigkeit von Köchen und Wirten begibt. In Zeiten, in denen selbst große Medienhäuser gefährlich wackeln und die Restaurantkritik droht, das Schicksal der Dinosaurier zu teilen, heißt es jedoch umdenken. Wenn das Michelin-Modell aus Partnerschaften und Tischreservierungen den Erhalt unabhängiger Restaurantkritik sichert, dann ist es zu begrüßen. Zumal letztendlich egal ist, ob die Kommission für eine elektronische Reservierung in die Kassen von Michelin oder Bookatable wandert.




Die Highlights des Gourmet-Festivals im Rheingau

Starkoch Onno Kokmeijer

aus Amsterdam

setzt feine exotische Akzente

 

Onno Kokmeijer, 2-Sterne-Chef des Restaurants Ciel Bleu im Hotel Okura Amsterdam, war einer der Küchenchefs, der beim letzten Gourmet-Festival besonders mit feinen aromatischen Gerichten begeisterte. In diesem Jahr dürfte ihm das auch wieder gelingen, beispielsweise mit einer delikaten Kombination aus Langoustine, Gänseleber, Granny Smith Apfel und Keffir Limone (siehe Bild). Onno Kokmeijer hat auch Quinoa im Gepäck, wenn er zum diesjährigen 20. Rheingau Gourmet & Weinfestival anreist. Noch ist der getreideartige Pflanzensamen trotz wachsender Nachfrage ein Exot in unseren Küchen, doch der Meisterkoch will ihn zu etwas Ruhm verhelfen. Kokmeijer und sein Team kochen am Sonntag, 6. März, im Kronenschlösschen in Eltville ein 5-Gang-Dinner, bei dem Quinoa gemeinsam mit Pastinaken und Sternanis den Nacken vom Lamm abrunden. Den zweiten Gang mit Wagyu-Beef reichern Kokmeijer und seine langjährige kulinarische rechte Hand Arjan Speelman mit Zwiebeln, Austernpilz und Kombu-Alge an. Außerdem gibt es Steinbutt mit Schwarzwurzel, spanischem Pata Negra-Schinken und Amontillado Sherry sowie als Dessert Mandarine mit Spekulatius-Gewürz und Swiss Creme.

Onno Kokmeijer

Onno Kokmeijer

Wie üblich werden zu allen Gängen passende Weine gereicht.  Noël Vanwittenbergh, der vielfach ausgezeichnete Sommelier des Ciel Bleu Restaurant ist dafür angereist. Den Abend moderieren wird sein Kollege Justin Leone, Sommelier aus dem Restaurant Tantris in München. Der Service des Kronenschlösschens arbeitet an diesem Abend auch mit Pasquinel Kolk zusammen, dem Restaurantleiter in Ciel Bleu Amsterdam. Onno Kokmeijer, Noël Vanwittenbergh und Pasquinel Kolk tragen in ihrer niederländischen Heimat den begehrten gastronomischen Titel ‚Master‘. Das Hotel Okura Amsterdam ist das einzige Haus im Land, in dem drei Master zusammenarbeiten.

Das Gala-Dinner mit Weinbegleitung kostet 250 € pro Person. Sonntag, 6. März, 19.30 Uhr im Kronenschlösschen, Eltville – Hattenheim. Reservierungen: Tel. 06723 640 oder info@kronenschloesschen.de. Mehr Informationen unter www.rheingau-gourmet-festival.de

 

Für Gäste, die einen der folgenden Events buchen, stellt das Gourmet-Festival exklusiv für BISS – Leser einen VIP- Limousinenservice für die Fahrten aus dem Rhein-Main-Gebiet zum Kronenschlösschen und nach der Veranstaltung zurück nach Hause kostenfrei zur Verfügung. Chauffeur-Shuttle mit Opel Insignia (8 Limousinen) exklusiv für BISS-Leser – first come, first serve!

Sonntag, 6.3. Galadinner Onno Kokmeijer**

 

 

Das ganze Programm Rheingau Gourmet & Wein Festival 2016 mit einem Klick

 

 

3-Sterne-Koch Klaus Erfort

 

Meister der

klarsichtigen Küche

Klaus Erfort neu

Ist Klaus Erfort der unbekannteste 3-Sterne-Koch Europas? Sicher, er macht nicht viel von sich reden und drängt sich nicht nach vorne in die Öffentlichkeit oder gar ins Fernsehen. Was er zu sagen hat, lässt er seine Teller erzählen. Klar strukturierte und auf das Wesentliche konzentrierte Gerichte mit wenigen und dafür umso stimmigeren Komponenten. Der 44 Jahre alte Saarländer Erfort hat das Höchstmaß an Bewertungen erreicht, 3 Michelin-Sterne und 19,5 Punkte im Gault&Millau.

Klaus Erfort, SchlachthofKlaus Erfort gehört zu den zuverlässigsten Spitzenköchen, auf seine Hochleistungen ist Verlass. Dennoch vermag er auch zu überraschen. In seinem Zweitrestaurant, der Brasserie Schlachthof in Saarbrücken, lässt er auch einen Superburger mit Fleisch aus Charolais-Rindern servieren. In seinem Sternerestaurant hat er stets viele Signature-Gerichte im Repertoire, zu seinen Bravourstücken zählen die auf Meersalz gegarten Langustinen und der Bretonische Hummer mit Gemüseacker, Olivenkrokant und pochiertem Wachtelei.

Gelernt hat Klaus Erfort bei den Großmeistern Harald Wohlfahrt und Claus-Peter Lumpp. Begeistern kann er sich für Nudeln in allen Variationen und Sportwagen, er selbst fährt Porsche. Klaus Erfort verlässt nur ungerne seine Küche in Saarbrücken. Deshalb ist es umso bemerkenswerter, dass er nun am 29. Februar in den Rheingau kommt, um bei dem diesjährigen Gourmet- und Wein-Festival aktiv dabei zu sein. Eine gute Gelegenheit, den stillen und stets wohlgelaunten Küchenkünstler zu erleben.

 

Restaurant Kronenschlösschen

Restaurant Kronenschlösschen

Galadiner mit 3-Sterne-Koch Klaus Erfort, Kronenschlösschen in Eltville-Hattenheim, 29. Februar, 19.30 Uhr. In dem Preis von 265 € sind neben dem Menü von Klaus Erfort inbegriffen: Aperitif mit dem Top-Cava Gramona Imperial Brut sowie Spitzenweine von Spreitzer und Eser aus dem Rheingau, Beaumont aus Südafrika und René Barbier aus dem spanischen Priorat. Für BISS-Leser wird außerdem ein kostenfreier Shuttle zur Verfügung stehen, hier weiterlesen. 

Für Gäste, die einen der folgenden Events buchen, stellt das Gourmet-Festival exklusiv für BISS – Leser einen VIP- Limousinenservice für die Fahrten aus dem Rhein-Main-Gebiet zum Kronenschlösschen und nach der Veranstaltung zurück nach Hause kostenfrei zur Verfügung. Chauffeur-Shuttle mit Opel Insignia (8 Limousinen) exklusiv für BISS-Leser – first come, first serve!

Freitag, 26.2. Galadinner Cal Stamenov

Montag, 29.2. Galadinner Klaus Erfort ***

Sonntag, 6.3. Galadinner Onno Kokmeijer**

Mittwoch, 3.3. um 12.00 Hummer Lunch

 

Das ganze Programm Rheingau Gourmet & Wein Festival 2016 mit einem Klick