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Villa la Massa: David Bowies romantische Hochzeits Herberge

Stille Schönheit

zwischen Zypressen

und Zitronenbäumen

 

Von Ludwig Fienhold

 

Mochte auch David Bowie Sehnsucht nach dem Weltall haben, so liebte er doch die irdische Romantik. Für seine Hochzeitsfeier mit Iman Abdulmajid im Sommer 1992 wählte er die Villa La Massa vor den Toren von Florenz, ein Fleckchen voller Poesie und Anmut.  Bowie mietete das historische Kleinod exklusiv für sich und seine 68 Gäste, darunter Yoko Ono, Bono und Brian Eno. Der Palazzo aus dem 16. Jahrhundert wurde 1948 zum Hotel und steht jedem offen.

Villa La Massa AußenansichtDer erste Eindruck von der Villa La Massa ist der, der für immer bleiben wird: Ein bezauberndes Bildnis, weltentrückt und von stiller Schönheit. Es ist, als würde man in ein altes Gemälde von Bernardo Bellotto hineinsteigen und Teil einer firnen Leinwand werden. Das Antlitz des Anwesens konnte in Würde altern, mit manchen Falten, aber immer noch von zeitloser Eleganz und wissender Verschwiegenheit. Der Fluss Arno schlängelt sich vor der Tür entlang und glitzert wie die Haut einer Echse. Weinberge, Olivenhaine und Zitronenbäume geleiten als wären sie die hingetupften Göttinnen von Freude, Charme und Schönheit. Ein Ort für Hirten und Dichter, eine Landschaft aus pastoraler Lyrik.

Restaurant-Terrasse

Restaurant-Terrasse

Florentinische Aristokratie kommt ohne Pomp aus, zeigt aber Stil. Die 37 Zimmer, meist Suiten, sind im Renaissance-Gewand eingerichtet. Individuell gestaltet, antik möbliert, mit edlen Stoffen, Deckenfresken, Himmelbetten und Terrakotta-Fliesen ausgestattet. Feine Lebensart schimmert aus jeder Ritze. Manche Räume strahlen durch temperamentvolle Grandezza, andere funkeln mit gelassener Grazie. Alle sind sie mitsamt den Marmorbädern immer so einladend, dass man sie nur ungern verlässt. Im Bad findet sich Kosmetik von Ishi, basierend auf Sangiovese-Trauben aus Montalcino. Von den Fenstern blickt man auf eine entspannte Landschaft mit Chianti-Weinbergen, Zypressen und den sich lässig schlendernden Fluss Arno. Ein Höchstmaß an Privatesse und Komfort findet man innerhalb des Ensembles im Villino-Haus mit sieben Zimmer und Suiten sowie einem eigenen Garten direkt am Fluss. Prominente Gäste und andere, die gerne unerkannt bleiben, lassen sich mit dem Helikopter einfliegen, ein Landeplatz befindet sich auf dem Gelände. Im westlichen Teil des weitläufigen Parks döst eine kleine Kapelle, die hin und wieder von Besuchern geweckt wird und sich zu hellem Glockenklang ermuntert fühlt, wenn eine Hochzeit in Stimmung versetzt.

Restaurant

Restaurant

Im Parkgarten gedeihen Obst, Gemüse und Gewürze für die Küche. Das vor der Tür geerntete Olivenöl wird gerne eingesetzt, ist jedoch stark limitiert. Eigentlich würde sich hier eine mediterrane Landhausküche anbieten, mit vielen belebenden Gewürzen und flirrenden Aromen. Doch irgendwie bleibt man in der Klassik stecken. Nur keine Extravaganzen, Küchenchef Andrea Quagliarella vermeidet geradezu neue Ideen und setzt auf bekannte italienische Gerichte. Immerhin schmecken die Evergreens, Risotto mit Langustino, hausgemachte Pasta mit Wildschweinragout, Ossobuco alla Milanese. Über 400 Weine stehen auf der Karte, vor allem aus der Toskana, darunter viele Granden. Es gibt kaum eine schönere Aussicht als die von der Restaurantterrasse. Man blickt in die von Zypressen geleitete Ferne und schaut sich selbst in die Seele und deren ewiger Sehnsucht.

 

Infos & Preise

Villa La Massa EingangBeheizter Swimmingpool, kleines feines Spa, Tennisplätze (inklusive), schöner Jogging-Parcour entlang des Arno, Mountain Bikes. Amüsante Kochkurse, Wine Tastings. Die Villa La Massa ist das Schwesterhotel des berühmten Villa d´Este Hotels am Comer See sowie als Fünf-Sterne-Haus würdiges Mitglied der Leading Hotels oft the World. Die Villa la Massa liegt zehn Kilometer außerhalb von Florenz, wobei ein täglicher Shuttle-Service direkt ins Zentrum befördert. Zimmer zwischen 410 und 570 € mit Frühstück. Es werden außerdem viele Packages angeboten, die einen Aufenthalt ab zwei Nächten günstiger machen. Das Hotel ist vom 1. November bis 7. April geschlossen.  www.villalamassa.com

 

 

Photocredit: Villa la Massa

 

 




Sollen wir das Trinkgeld abschaffen?

In den USA beginnt eine gastronomische Revolution

 

Trinkgeld ist jedem Gast lästig. Das Abwägen zwischen zu viel und zu wenig bereitet ihm nicht selten Magenschmerzen, zumindest aber Unwohlsein. Entspannter Genuss sieht anders aus. Ausgerechnet in der Trinkgeld-Supernation USA wird eine gastronomische Revolution gewagt. Der Gastronom Danny Meyer, der mit dem The Modern eines der besten Restaurants in New York führt, will in all seinen 13 Lokalen das Trinkgeld abschaffen. No Tipping, aber Gastlichkeit inbegriffen heißt nun das Motto. Wird dies Schule machen, vielleicht auch bei uns?

Nach den Vorstellungen von Danny Meyer werden alle Seiten profitieren: Für die Gäste werde es angenehmer und stressfreier, für die Angestellten berechenbarer und fairer. Dennoch ist sich der Multigastronom über das Risiko bewusst, denn das Unterfangen kann auch schiefgehen. Danny Meyer glaubt jedoch, dass vom Spüler bis zum Sommelier letztlich alle mehr Geld als zuvor mit nach Hause nehmen. Im The Modern, das als bestes Museumsrestaurant der Welt auch Besucher und Touristen des benachbarten MoMA anzieht, wurden die Angestellten trotz der ungeschriebenen Regeln durchaus unterschiedlich getippt. Während die Einheimischen die Gepflogenheiten kannten, weigerten sich nicht wenige Besucher anderer Länder, das hohe Trinkgeld zu akzeptieren und unterliefen dies gerne mit eigenen Kalkulationen. Die Zeile mit dem Tip soll nun auf der Rechnung wegfallen.

The Modern in New York

The Modern in New York

Wer zahlt nun letztlich die Zeche? Auf den ersten Blick der Gast, denn der Gastronom möchte ja auch nicht weniger verdienen. Dennoch hält sich das bislang in Grenzen. Das Hummer-Würstchen beispielsweise verteuert sich von 33 auf 44 Dollar, andere Gerichte steigen kaum mehr als um eine Handvoll Dollar, eher weniger. So gesehen gleicht sich die Rechnung aus und geht nicht zu Lasten irgendeiner Partei. Jeder Angestellte weiß nun völlig unabhängig vom Trindkgeld, was er am Ende des Monats mit nach Hause nimmt, während die Gäste völlig stressfrei genießen können, ohne zu überlegen, ob sie nun 10, 15, 20 oder mehr Prozent Trinkgeld geben. Tips sind auch nicht mehr in der Bar oder der Garderobe des Modern erwünscht. Die neue Politik von Danny Meyer stößt zwar auf eine positive Resonanz, doch rechnet das Restaurant eventuell noch mit einem anderen Problem. Gerade in New York leben viele Prahlhanse, die gerne mit dem Geld um sich werfen und durch den Tipp Wertschätzung erwerben wollen. Solche Goldesel könnten nun verlorengehen. Ein Verlust?

Küchenchef Abram Bissel ist mit der neuen Reglung sehr zufrieden. Er sieht sein Team nun besser bezahlt und glaubt es damit auch länger zusammenhalten zu können, weil die hohe Fluktuation in den New Yorker Restaurants sehr häufig für gehörig Unruhe und zu Leistungsschwankungen führt, wobei dafür die mäßige Bezahlung oft genug der Grund ist. Führende Publikationen wie die New York Times und die Financial Times beflügeln Danny Meyers Idee und halten die bisherige Trinkgeld-Reglung für überdenkenswert. Danny Meyer ist für 1.800 Angestellte verantwortlich. Bisher profitierten vom Trinkgeld in erster Linie die Servicemitarbeiter – Köche, Tellerwäscher und viele andere hinter den Kulissen gingen leer aus. Mit der neuen Reglung soll es nun gerechter zugehen. The Modern hat bereits den Anfang gemacht, die anderen Lokale und Bars von Danny Meyers Union Square Hospitality Group sollen in diesem Jahr folgen.

PL

 




Endlich wieder nur saugut essen gehen

Warum auch Spitzenköche kindlicher werden sollen

 

Von Peter Hilgard

 

Für die Sterne-Küche war ich immer zu haben. Kein Umweg war zu groß oder keine Route zu kompliziert, um zu einem der gelobten Restaurants in Europa zu gelangen. Natürlich war immer eines der Kriterien, ob es an dem Ort dazu auch gute Weine gab. Die gelungene Verbindung von beidem hat mich oft genug ins gastronomische Nirwana entführen können. Dass das alles nicht für Peanuts zu haben war, ist mir immer erst bei der Kreditkartenabrechnung aufgefallen. Gelegentlich kam ich mir ein wenig vor wie der Angehörige einer gastrosophischen Religionsgemeinschaft, der sich an bestimmte Speisevorschriften und -rituale hält und damit allen Sterneclub-Mitgliedern ein sonderbares „Wir-Gefühl“ vermittelt. An die Kosten eines Essens zu denken, die eine arme fünfköpfige Familie vermutlich einen Monat ernährt hätte, war allein schon wegen der eingebauten Spaßbremse tabu.

Kabeljau mit Blutwurst im Baiken im Rheingau

Kabeljau mit Blutwurst im Baiken im Rheingau

Erstaunt hat mich immer wieder, dass ich mich nach den gastronomischen Erlebnissen, die ich zugegebenermaßen genossen habe, sehr schnell einer Erinnerungslücke gegenüber konfrontiert sah. Bis auf sehr wenige Ausnahmen habe ich die kulinarischen Schöpfungen der großen Köche nie sehr lange memoriert. Die Weine hatten es da meist viel leichter, denn sie prägten sich oft genug tief in mein sensorisches Gedächtnis ein. Zu der fehlenden Nachhaltigkeit der Sinneseindrücke kam langsam auch eine Reizübersättigung. Vielfach waren die sogenannten Amuse Gueules so dominant, dass das nachfolgende Essen fast ein wenig nebensächlich wurde. Die Spielereien mit den Texturen, flüssig – fest – crunchy – cremig – gallertig – luftig – oder mit den Temperaturen warm – kalt – lau – heiß – eisig – wurden zu viel. Mein einziger Kommentar und der meiner jeweiligen Tischgenossen, der zu diesen Häppchen immer passte war: „sehr interessant!“, aber nur selten „saugut“. Irgendwie machten auch alle Sterne-Köche mehr oder weniger das Gleiche: Gefüllte Pralinen und Kügelchen, knusprige Stäbchen und schaumbeladene Tütchen. Ganz anders als früher, drohte mir in der letzten Zeit beim Besuch hochdekorierter Häuser gähnende Langweile – und ich begann mich schon bei der Vorspeise nach Grünkohl mit Pinkel oder einem Bauernomelette zu sehnen.

Ente bei Jean im Rheingau

Ente bei Jean im Rheingau

Einmal das Stichwort „Aromen“ zu googeln ist enorm aufschlussreich. Auf der ganzen Welt gibt es Firmen, die sie herstellen und vermarkten. Gelegentlich findet man auch die Namen von sogenannten „Starköchen“ als Berater dieser Unternehmen. Für wen machen die das? Ich befürchte, dass sich die „gehobene“ Gastronomie mit unter den Abnehmern dieser Aromen befindet und schon manche davon an meinen Geschmacksnerven kleben geblieben sind. Bin ich gegenüber der kulinarischen Prachtentfaltung der Restaurants schon so abgestumpft, dass meine einzige Alternative „Zurück zur Natur“ sein kann? Ich glaube, dass alle Genießer dieser Welt ihr bestes Essen in der Kindheit erlebt haben. Nicht umsonst schwärmen sie auf allen fünf Kontinenten von Großmutters Küche. Sie war immer und überall bodenständig und schmackhaft und sie hat unsere späteren Vorlieben geprägt. Ist es nicht an der Zeit, dass sich auch die Spitzenköche wieder an die Kindheit erinnern und vom teuren Schischi Abschied nehmen? Übrigens, auch zur Hausmannskost kann man mit Riesenvergnügen die ganz großen Weine dieser Welt trinken! Ich empfinde es auch als ein Unding, dass Sterne für Restaurants immer einen bestimmten Luxus voraussetzen. Sehr gut essen kann man auch an Holztischen, bedient von Kellnerinnen und Kellnern ohne weiße Handschuhe.

Bild ganz oben. Schweinsbraten im Baiken in Eltville im Rheingau

Photocredit: Barbara Fienhold




Feuer im Hotel Ritz in Paris

Die Wiedereröffnung verschiebt sich weiter

 

Im März sollte es eine glamouröse Eröffnungsfeier geben, jetzt standen Teile des Ritz in Paris in Flammen. Gegen sechs Uhr in der Frühe rückten sechzig Feuerwehrleute an, weil im obersten Stockwerk des Hotels ein Brand ausgebrochen war. Dort, wo die exklusiven Suiten beheimatet sind, wurde nicht nur durch Feuer Schaden angerichtet, sondern auch durch das Löschwasser, das sich durch alle Etagen bis ins Foyer zieht. Wie inzwischen feststeht, ist die obere Etage zu großen Teilen zerstört, wo sich auch die legendäre Coco Chanel Suite befindet. Das Ritz ist bis unters Dach mit Antiquitäten, alten Gemälden, noblen Teppichen und Stoffen ausgestattet und hat gerade weitgehend eine über dreieinhalbjährige Renovierung hinter sich, die Zimmer und Bäder in neuem Glanz erstrahlen lassen sollen. Die Feuerwehr sperrte die Place Vendôme vor dem Hotel großräumig ab und sperrte die bekannte Seitenstraße Rue Cambon, wo der Brandherd zu finden war und Coco Chanel einst ihr Atelier hatte. Inzwischen ist der Brand vollständig gelöscht. „Die 1200 Arbeiter, Maler und Künstler haben ihre Arbeit wieder aufgenommen“, freut sich Direktor Christian Boyens.

Menschen wurden bei dem Brand nicht verletzt. Die Brandursache und die Schadenshöhe stehen zur Stunde noch nicht fest. Als neuen Eröffnungstermin hat das Ritz nun den Juni ins Auge gefasst.

Im April 2015 führten wir ein Tischgespräch mit Ritz-Direktor Christian Boyens, hier der damalige Bericht zur geplanten Eröffnung:

 

Die Diva tanzt bald wieder

 

Neuer 2-Sterne-Küchenchef

 

Von Ludwig Fienhold

 

Ritz ParisDas Ritz in Paris ist vielleicht das berühmteste Hotel der Welt, eine Legende ist es ganz sicher. Doch in der französischen Metropole gibt es gleich ein Dutzend Weltklassehotels, was den Konkurrenzdruck drastisch erhöht. Deshalb musste die in die Jahre gekommene Diva einem gründlichen Facelift unterzogen werden. Noch aufwendiger als gedacht, im August 2012 schlossen sich die Türen des Luxushotels, die jetzt erst wieder im Dezember für die Gäste geöffnet werden. Direktor ist der Deutsche Christian Boyens, der in einem Tischgespräch im Frankfurter Restaurant Lohninger mit Biss über seine Pläne sprach.

Das Ritz will nicht nur sein Gesicht wahren, sondern auch seine Seele behalten. „Man muss das Gefühl haben, das Coco Chanel um die Ecke biegen und Ernest Hemingway an der Bar sitzen könnte“, bringt es Christian Boyens auf den Punkt. Viele Berühmtheiten waren nicht nur Stammgäste, sondern lebten regelrecht im Ritz, weshalb die Suiten ihre Namen keineswegs willkürlich tragen. Um künftig den prominenten Gästen ein Paparazzi-freies Entree zu ermöglichen, wurde jetzt ein Tunnel angelegt, der diskret ins Hotel führt. Wer will, kann natürlich weiter über den roten Teppich durch die Drehtüren gehen. Das Hotel wird insgesamt luftiger, schlanker, heller und freundlicher. „Wir wollen ein neues Ritz, ohne die DNA des alten Ritz zu verlieren“, sagt Christian Boyens. Wenn auch die Zimmer und Bäder komplett renoviert werden, so liegen die Verbesserungen vor allem im technischen Bereich, vom Fahrstuhl bis zum Internet wurde alles auf den neusten Stand gebracht. Dabei soll jegliches High Tech einfach zu bedienen sein, „ohne eigens in einer Betriebsanleitung lesen zu müssen“. Technische Raffinessen, die besonders Sinn machen: Terrassen und Bäder werden beheizbarem Fußboden haben. Das Ritz wurde immerhin schon im Jahr 1898 eröffnet und will sich nicht nur kosmetisch verschönern

Ritz an der Place Vendôme

Ritz an der Place Vendôme

Der grüne Außenbereich des Hotels wird nun auch mehr von innen aus sichtbar sein, sei es von den Salons oder dem Boutiquen-Flur. Der zauberhafte Garten ist eine Oase mitten in Paris. Bislang wurde er zu wenig als Trumpfkarte ausgespielt, jetzt soll er ein ganz wesentlicher Teil des Hotels werden und vom Frühstück bis zum Sundowner einladen. Vier Suiten werden eine Dachterrasse haben, mit Blick bis zum Eiffelturm. Kleine Zimmer gibt es nicht, die Größe beginnt bei 40 und endet bei 350 Quadratmetern. Auch die Deckenhöhe ist überall beachtlich, bei den Suiten geht sie bis zu sieben Metern. Das kommt nicht nur Direktor Christian Boyens entgegen, dessen zwei Meter bequem untergebracht sein wollen.

Direktor Christian Boyens

Direktor Christian Boyens

Christian Boyens, der mit 38 Jahren auf eine solide Karriere mit Stationen à la Atlantic Hamburg, Fous Seasons San Francisco und Peninsula Beverly Hills blicken kann, begann im Ritz Paris im Februar 2011 als Directeur Général. Er wuchs in Molfsee bei Kiel auf und ist entsprechend geerdet. Christian Boyens vertritt das Hotel Ritz mit offensivem Charme, jede Art von Überheblichkeit ist ihm fremd. Dabei galt das Ritz durchaus nicht allein als Hort der Schönen und Reichen, auch das Management schottete sich gerne vor allem gegenüber der Presse ab. Boyens wurde durch seine Zeit in Amerika geprägt, wo man wenig Berührungsängste kennt und die Dinge pragmatisch lächelnd angeht. Unterstützt wird er von seiner aparten Directrice de la Communication Anne Benichou, die zuvor bei der Vogue als Journalistin arbeitete. Und 580 weiteren Angestellten. Im neuen Ritz werden auch viele alte Bekannte zu erleben sein, etwa der Deutsche Manfred Mautsch, der seit 20 Jahren als Guest Relation Manager der gute und hilfreiche Geist des Hotels ist. Mit ihm werden weitere sieben mobile und im Haus allgegenwärtige Concierge-Mitarbeiter aktiv sein. Einer der besten Barkeeper der Welt, der wirklich von allen Gästen und Kollegen hoch geschätzte Colin Field, bleibt dem Ritz nach zwei Jahrzehnten ebenfalls erhalten und wird mit seinem großartig aufgestellten Team die Bar führen. Der Lieblingsplatz von Ernest Hemingway bleibt unverändert und wird auch weiterhin durch viel Holz und Leder gefallen.

Service ist die große Stütze eines jeden Hotels. Eine erstklassige Küche aber auch. Das hat man in Frankreich schon immer besser verstanden als in Deutschland. Das Restaurant L´Espandon war stets gut und sehr klassisch orientiert. Der Stil dürfte sich mit dem neuen Küchenchef Nicolas Sale ändern, der zuletzt vom Michelin mit zwei Sternen ausgezeichnet wurde und hochkreativ und modern ist. Außerdem ist er Pariser. Neu im Team ist auch Chef-Pâtissier Francois Perret, der zuvor im Shangri-la in Paris in gleicher Position arbeitete. Die Kochschule, getauft auf den einstigen Ritz-Küchenchef Auguste Escoffier, wird einen Chefs Table bekommen, von dem aus man auf die Hauptküche blicken kann.

Barockgarten

Barockgarten

Das Ritz soll im Dezember mit dieser Aufstellung eröffnen: 71 opulent gestaltete Zimmer, 71 Suiten inklusive 15 Prestige Suiten, 3 Restaurants und 3 Bars, zweistöckiges Spa sowie schickem Pool. Ab Juni werden die ersten Reservierungen entgegengenommen, im November soll Soft Opening sein, im Dezember dann die offizielle Eröffnung. Zimmer ab 1000 Euro. Das Hotel soll dem Vernehmen nach für weit über 200 Millionen Euro renoviert werden, offiziell redet man nicht über Geld. Der ägyptische Unternehmer und Hotelbesitzer Mohamed Al-Fayed hat allein durch den Verkauf des Kaufhauses Harrods in London jedenfalls genügend Kapital flüssig machen können.

Das Ritz ist eine Vanity Fair, garniert mit einer Prise Snobismus. Als arrogant haben wir es aber nie kennengelernt. Bei einem Quality Check von uns im Jahr 2004 schnitt das Ritz insgesamt mit einem „sehr gut“ ab. Manchen Bereichen, wie etwa der Bar Hemingway, konnte das Prädikat „Weltklasse“ verliehen werden. Schwachpunkte waren das Frühstück und der extrem schlechte Cappuccino, der schon seinerzeit 9,20 Euro kostete.

129 Schiffscontainer mit Kunst und Antiquitäten sowie anderen noblen Accessoires werden derzeit aufbewahrt und nach der Renovierung wieder entladen und eingebracht. Die aristokratische Ausstattung ist indes nicht allein das Markenzeichen vom Ritz Paris. Direktor Christian Boyens nennt noch andere Gründe: Die Location an der Place Vendôme ist ebenso ruhig wie zentral. Der Barockgarten ist einmalig, die Ausstattung der Zimmer ungewöhnlich. Auch einen Pool hat nicht jedes Hotel in Paris zu bieten. Das Verhältnis der Angestellten zu den Zimmern verspricht einen souveränen Ablauf. Auf individuellen Service und exzellente Küche setzt Boyens besonders stark. Daneben gibt es viele neue persönliche  Ideen, die zu diesem ganz besonderen Haus passen: VIP-Gäste können eine Schiefertafel signieren, mit der das Dach gedeckt wird, womit sie Teil des Ritz werden.

Ritz, Paris, 15 Place Vendôme. www.ritzparis.com

Photocredit: Ritz Paris

 




Wie sieht die Luxushotellerie der Zukunft aus?

Antworten von Hotelberater Heinz Schiebenes

 

 

Was stört Sie an der heutigen Luxushotellerie am meisten?

Oft ist weniger darin als sie verspricht. Luxus ohne Seele ist kühl und nicht      attraktiv. Luxus muss ein gutes Gefühl erzeugen, sonst ist es nur Kosmetik, die Schwächen übertünchen will. Was nutzt es, wenn ich auf fünf Sterne verweisen kann, aber keinen guten persönlichen Service biete? 

Was muss sich ändern – die Architektur, das Design, der Service, das Essen, die Tischkultur?

 Luxus hat nicht immer etwas mit Hardware zu tun. Der Service sorgt oft für den wahren Luxus. Er muss so aufmerksam arbeiten, dass er dem Gast Zeit abnimmt, dieser sich um nichts mehr selbst kümmern muss. Modernste Technik ist nicht zwangsläufig Luxus. Wenn sich der Gast erst lange durch die Gebrauchsanweisungen von Television und anderem Zimmerequipment quälen muss, so stiehlt man ihm Zeit.

Hat Luxus noch eine Chance oder geht der Trend in Richtung billig?

 Luxus wird immer eine Chance haben. Aber auch für „sehr preiswert“ gibt es eine Zielgruppe.

Werden irgendwo Trends sichtbar, die neue Maßstäbe setzen?

 Wir haben im Grunde seit Jahrzehnten die richtigen Maßstäbe: Qualität, Qualität, Qualität. Das hat Bestand. Trends sind oft schnell vergangen. Permanent gute Leistungen nicht. Trend kann nicht sein, dass jeder Teller von Flensburg bis München gleich angerichtet wird. Man muss Gäste auch überraschen können, mit eigenen Ideen, vielleicht auch Eigensinnigkeit.

Bei allen Entwicklungen gibt es Gewinner und Verlierer. Wer wird auf der Strecke bleiben, wer wird zu den Gewinnern gehören?

Jede deutliche Positionierung wird gewinnen. Ob Hotel oder Restaurant: Man muss ein klares Profil haben, eine DNA. Wer heute dies, morgen das auffährt, kann nicht gewinnen.

 

Heinz SchiebenesHeinz Schiebenes und seine HS Consulting in Schwäbisch Hall beraten und betreuen Hotels & gastronomische Unternehmen in Deutschland, unter anderem die Jagstmühle in Mulfingen im Hohenloher Land und das Resort Öschberghof in Donaueschingen. Schiebenes kann auf eine langjährige Karriere in der Tophotellerie blicken, wobei seine Laufbahn in Frankfurt als Sternekoch in der Gastronomie der Alten Oper begann. Weitere wichtige Stationen waren das Steigenberger Hotel Frankfurter Hof als Wirtschaftsdirektor und die zur Würth-Gruppe gehörende Panorama Hotel- und Service GmbH in Waldenburg, wo er als Geschäftsführer tätig war. Zu seinem Verantwortungsbereich gehörten dabei unter anderem das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe (mit Sterne-Restaurant) und das Alte Amtshaus in Ailringen (mit Sterne-Restaurant). 

www.heinz-schiebenes.de

 

 

 

Bild oben: Fairmont Vier Jahreszeiten in Hamburg, ein vorbildliches Luxushotel

Photocredit: Vier Jahreszeiten Hamburg




Karaseks letzte Worte zur Restaurantkritik

Die Deutschen belächeln oft geringschätzig die USA, weil dort Possenreißer und zweifelhafte Persönlichkeiten Präsident werden können. Wir sollten uns einmal im eigenen Land umblicken, wo sogar Menschen wie Jürgen Dollase Restaurantkritiker werden dürfen.

Ludwig Fienhold

 

Der sehr verehrte und am 29. September letzten Jahres verstorbene Hellmuth Karasek hat dazu im Hamburger Abendblatt die letzten Worte gesagt

Karaseks letzte Worte zur Restaurantkritik mit einem Klick

 

 

 




3-Sterne Koch Pierre Gagnaire kommt in den Rheingau

Kreativer Wüstling

und Weltgastronom

 

Pierre Gagnaire zählt zu den Köchen mit Starstatus und betreibt mehrere Restaurants in aller Welt, die sich insgesamt mit elf Micheln-Sternen schmücken, wobei sein Flaggschiff in Paris mit drei Sternen zur Elite gehört. Doch muss man nicht nach London, Tokio, Hongkong, Las Vegas oder Paris, sondern kann jetzt bequem in den Rheingau fahren, wo der Altmeister beim Gourmet- und Wein-Festival am Herd steht.

Gagnaire steht für ungebremste Kreativität, aber auch für kompromisslose Vermarktung und  generöse Selbstdarstellung. Er kocht nicht nach Rezept, hat aber eines für Erfolg: Talent und Fleiß. Beides setzte er bereits ein, als er in Lyon bei Paul Bocuse begann und später bei Alain Senderens im Lucas Carton in Paris arbeitete – mit jeweils drei Sternen hochdekoriert. Inzwischen stehen unter der Patronage von Pierre Gagnaire elf Restaurants weltweit. Der 65 Jahre alte Pierre Gagnaire musste aber auch manchen Tiefschlag und eine ausgewachsene Restaurantpleite einstecken. Zudem werfen ihm Kritiker die Zusammenarbeit mit dem Chemiker Hervé This vor. „Eventuelle Fehltritte sind bei ihm Ausdruck kreativer Freiheit“, meint der Pariser Gastronomiejournalist Jörg Zipprick.

Pierre Gagnaire sorgt jedenfalls für Gesprächsstoff. Er und seine Kreationen sind spannend und kontrovers. Für H.B. Ullrich, den Veranstalter des Rheingau Gourmet- und Wein-Festivals, ist er „einer der besten Köche der Welt, vielleicht sogar der beste.“ Wie gut er ist, können die Gäste nun selbst herausfinden, aber preiswerter als in Paris. Während Vorspeisen und Gerichte bei ihm dort zwischen 140 und 265 Euro und Menüs ab 295 Euro kosten (ohne Getränke), erscheint das Rheingauer Angebot als verlockend: Menü inklusive Champagner-Aperitif mit Lenoble und acht ausgesuchte Weine von Loosen, Weil, Nicolas Potel und Jay Christopher sowie als Digestif Cognac Delamain Vesper X.O. zum Pauschalpreis von 375 Euro. Der Event findet am 11. März um 19.30 Uhr im Kronenschlösschen in Eltville-Hattenheim statt.

 

Weitere Informationen beim Kronenschlösschen: 06723 640 oder info@kronenschloesschen.de. Mehr Informationen unter www.rheingau-gourmet-festival.de

Das Rheingau Gourmet & Wein Festival ist das größte Gourmet-Event Europas. Zweieinhalb Wochen lang präsentieren alljährlich weltbekannte Spitzenköche ihre Kreationen. Spitzenwinzer sorgen bei jeder Veranstaltung persönlich für die ideale Weinbegleitung. Jährlich zieht das Festival rund 6500 Feinschmecker und Feintrinker aus aller Welt an. Dreh- und Angelpunkt des Festivals ist das Hotel Kronenschlösschen des Festivalgründers H.B. Ullrich in Eltville-Hattenheim.

Das ganze Programm Rheingau Gourmet & Wein Festival 2016 mit einem Klick