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Restaurant Bar Shuka: Chaos mit Gefühl

Ein Stück Tel-Aviv in Frankfurt

 

Ist das ein Restaurant, eine Bar oder befindet man sich mitten in einer Küchenparty? Es scheint, als wolle das Lokal Bar Shuka Verwirrung, Freude und gute Laune stiften. Vor allem bringt es ein Stück Tel-Aviv nach Frankfurt ins Bahnhofsviertel. Dazu gehören amüsante Ideen, eine Hand-in-den-Mund-Küche und das Ignorieren von Perfektion, zumindest, wenn es den Spaß stören würde. Die Betreiber James & David Ardinast nennen es eine Hommage an den orientalischen Markt.

Jerusalem-Kebab auf offenem Feuer, frischgebackenes Pitabrot aus dem Ofen, Grüne Soße aus Mittelmeerkräutern. Weltküche mit orientalischer DNA . Die gut gewürzte marokkanische Merguez-Bratwurst mit Babykartoffeln, knuspriger Aubergine und Mangopüree zeigt sehr gut die Grundidee des Lokals, das würzig, witzig und auch weltumspannend sein will, so wie es in Tel-Avis zugeht. In der Bar Shuka am Herd stehen ein Israeli, ein Palästinenser, ein Araber und ein Deutscher – kulinarische Völkerverständigung. Yossi Elad, der telegene und bekannte Koch aus Israel, kommt jeden Monat als Mentor und Ideengeber vorbei.

Probiert haben muss man die orientalische Version der Frankfurter Grünen Soße aus Mittelmeerkräutern, die weit würziger ausfällt als die bekannte lokale Variante. Hummus und Tabouleh, egal ob solo oder in Kombinationen, sollte man immer bestellen. Beim Rotbarsch mit Tabouleh und Roten Zwiebeln wird ein ganzes Gericht daraus. Das Bunte Beete Carpaccio mit Ziegenkäse, Reis und Belugalinsenhippe greift ein Thema der jungen vegetarischen Küche gut auf. Oktopus ist hier kein Langweiler und kommt wie das meiste beherzt gewürzt auf den Tisch. Bei Ani Tel Avivi werden Shrimps, Calamari, Zwiebeln, Koriander und Labneh auf Lavabrot serviert, wobei man auch das, wie so vieles im Lokal Bar Shuka, mit den Händen essen kann/darf/sollte.

Ob Fingerfood oder Gerichte, es gibt genügend kleine und größere Leckereien, die man kombinieren, variieren oder ganz für sich allein essen kann (1 – 23 €). Alles soll ganz unkompliziert sein, Spaß machen und Gelegenheit zum Miteinanderreden geben. Ausreichend gute Weine, auch aus Israel. Lebendige Atmosphäre, flotter netter Service, gute Stimmung.

LF

Bar Shuka, Frankfurt, Niddastr. 56, Tel. 069 25 66 77 22 80.

Breakfast | Lunch | Dinner
Mo—Fr 6.30 – 10.30 | 12.00 – 15.00 | 18.00 – 23.00 Uhr
Sa 7 – 12 | 12 – 15 | 18 – 23 Uhr
So 7 – 12 | 18 – 23 Uhr

www.imaworld.de/restaurants/barshuka

Siehe auch BISS-Artikel über die dazugehörige Sake Bar

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Froschrotze statt Apfelwein

Frankfurt Alt-Sachsenhausen

Ist Deutschlands schönste

Altstadt noch zu retten?

 

 

Die Drinks heißen Froschrotze. Vor allem am Wochenende ballern sich die Männer um den Verstand. Alt-Sachsenhausen wird totgesoffen. Schreiendes Elend. Das Kopfsteinpflaster ist mit zerbrochenem Glas übersät. Ein Frankfurter Stadtteil geht zu Bruch.

Gleich drei Shisha-Bars nebeneinander benebeln mit süßlichem Kopfschmerzqualm. Dumpfe Dönerbuden, grölende Sportsbars, dröhnende Musikvideos aus offenen Fenstern. Tropical-Bars gaukeln Latinostimmung vor und zeigen doch nur grobe Einsamkeit in der Menge. Frau Rauscher am legendären Brunnen in der Klappergasse müsste Blut statt Wasser spucken. Unheil wabert aus den Gassen, man fühlt sich im Dotter des Leviathans.

Schöppchen gibt’s schon lange nicht mehr, es muss gleich 1 Meter Bier oder 1 Meter Vodka her. Überall schlagen Alk-Shots ein und hinterlassen Löcher im Kopf. Junggesellenabschiede, marodierende Fußballfans. Gruppenzwang. Dung für Neonazis. Wann kommen die pro-russischen Separatisten?

Plasterstein Apfel

Apfelwein-Denkmal darf mit Füßen getreten werden

Die Kleine Rittergasse nennt man in Alt-Sachsenhausen mitleidig Mallorca-Meile. Die Apfelweinkneipen, die einst Alt-Sachsenhausen bestimmten, sind eine aussterbende Spezies. Die Frankfurter selbst meiden das Viertel und überlassen es vor allem am Wochenende weitgehend dem Pöbel. Tagsüber ist das Amüsier-Revier nahezu menschenleer, nur einige Wirte sind damit beschäftigt die Schäden der vorangegangenen Nacht zu beseitigen. Drohende Verslumung. Aus leerstehenden Häusern glotz gähnende Langeweile, tonnenweise Müll in schmuddeligen Hinterhöfen, Schnapsleichen. Der Gruselkater schleicht umher. Einige der jahrhundertalten Häuschen in Alt-Sachsenhausen sind wohl nicht mehr zu retten. „Meist belehrt erst der Verlust über den Wert der Dinge“, meinte der Wahlfrankfurter Arthur Schopenhauer. 40 denkmalgeschützte Häuser gibt es noch. Alt-Sachsenhausen ist der tobende Kern von Sachsenhausen und besteht im Wesentlichen aus der Kleinen und Großen Rittergasse, Klappergasse und Paradiesgasse.

Alt-Sachsenhausen war einst das berühmteste historische Amüsierviertel Deutschlands, inzwischen ist es nur noch berüchtigt. Das soll anders werden. Da die Stadt Frankfurt nicht genügend zur Verbesserung beiträgt und auch keinen Plan zur Rettung dieses im Grunde einzigartigen Quartiers hat, ergreifen immer mehr mutige private Unternehmer die Initiative. Ideen-Investor, Unternehmer und Kunstförderer Steen Rothenberger ist einer von ihnen. In seinem großen Kopf haben viele große Ideen Platz. Mit seinem kunstsinnigen Hotel Lindenberg und dem optisch und kulinarisch kreativen Restaurant Seven Swans konnte er das bereits beweisen. Jetzt hat er ein multifunktionales Haus in der Kleinen Rittergasse eröffnet –  Der Kleine Ritter also known as Der kleine Mann mit dem Blitz. Atelier für Fotografie und Kunst. Galerie, Bar, Apfelweinwerkstatt, Pop-up-Lokal, On- and Off-Location für Veranstaltungen aller Art.

Bembel-Kunst im Kleinen Ritter

Bembel-Kunst im Kleinen Ritter

Früher stand dort das Irish Pub der Mac Gowans, ein großartiges lebendiges Musiklokal. Das alte Fachwerkhaus brannte ab, stand über zehn Jahre leer. Der Bau war nicht mehr zu retten und musste abgerissen werden. Steen Rothenberger erkannte die noch immer zu bemerkende Schönheit und Würde Alt-Sachsenhausens und auch das Potential. „Ich bin ja noch jung, in zehn Jahren sieht hier alles anders aus.“  Bei der Eröffnung seines neuen Atelier-Hauses zeigte er, wo es langgehen könnte. Die modern verpackten Apfelweine tragen das Etikett „Kleiner Mann mit Schwips“ und schmecken erfrischend gut. Sie stammen von der Kelterei mit dem kessen Namen Feinripp aus Lich-Eberstadt in der Wetterau. Auch der Cocktail namens Apfelblitz aus Cremant, Tee, Kardamom, Pfeffer ist famos. Leider mixt Diana Haider aus dem Parlour nur zu bestimmten Anlässen in der kleinen Kellerbar. Wäre schön, wenn außerdem Küchenchef Jan Hoffmann vom Seven Swans öfter zu erleben wäre. Bei der Eröffnungsfeier gab es Delikatessen wie die tolle Linsensuppe mit Blutwurstgeröstel und Pflaume, gebeizten Lachs mit Rettich und Salat-Sugo sowie Kartoffelsalat mit Espuma von Frankfurter Grüner Soße und Senfkaramell.

Neues Atelier-Haus Kleiner Ritter

Neues Atelier-Haus Kleiner Ritter

Wo sich einst im Irish Pub die Fachwerkbalken langzogen, wurden jetzt als Memento mori Ornamente eingefräst. Die Romantik ist verblichen. Architekten lieben in Beton gegossenes Ego, aber dieser Bau wirkt intelligent und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Und doch erscheint er im architektonischen Kontext wie ein Wesen aus einer fremden Welt. Das klar strukturierte Innenleben hat coolen Charme und bietet Platz für Gedankenräume. Alt-Sachsenhausen modern. Mit dem musealen Umfeld und seiner Zerbrechlichkeit aber spannungsreich. Die seinerzeit dazugehörige Irish Lounge nebenan wurde nicht integriert und modert weiter vor sich hin. Der Kleine Ritter ist aber leider kein öffentlicher Raum, der täglich für alle zugänglich ist. Wie soll er dann das Viertel positiv beeinflussen? Hauptmieter ist der Fotograf Oliver Tamagnini, der etwa Guerillakochen oder Musikveranstaltungen als Rekonvaleszenz sieht. Ob das genügt? Mit dem Projekt werden sich die Ideen gewiss weiter entwickeln.

Ein Zeichen dürfte auch das von Steen Rothenberger geplante Hotel in der Großen Rittergase 88 Ecke Frankensteiner Straße in Alt-Sachsenhausen setzen. Am alten Klinkerbau wird noch gearbeitet, ein kleiner Neubau kommt nebenan dazu. Im April 2015 soll alles fertig sein, mit 30 Zimmern, Bar, Agentur, Shop und Salons. Ähnlich wie das Lindenberg, eine Mischung aus Hotel und Wohngemeinschaft. Wenn jetzt noch das eine oder andere gute Restaurant sowie Cafés, Bäcker und anderes mehr hinzukommen könnte, würde das die Nachteule Alt-Sachsenhausen auch am Tage beleben und kultivieren. So wäre das Quartier vielleicht noch wiederzubeleben und zu retten. Es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.

Ludwig Fienhold

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold

 

Wie man verwahrloste Quartiere vor dem Zerfall rettet, zeigt als Paradebeispiel das Künstler- und Kneipenviertel San Telmo in Buenos Aires. Ähnlich wie Alt-Sachsenhausen drohte dieser Stadtteil vollkommen zu verfallen. Die bunten Altbauten aus dem 19. Jahrhundert strahlen inzwischen eine Vitalität und Lebensfreude aus, wie sie jedes Herz hüpfen lassen. Längst gehen dort Einheimische und Touristen Hand in Hand durch ein lebendiges und fantasievoll inszeniertes Viertel. Straßenkünstler und Antiquitätenhändler finden Platz zwischen witzigen und aberwitzigen Cafés, Wein-Bars und Restaurants. Tangotänzer verbiegen sich selbstverliebt auf den Straßen vor begeisterungsfähigem Publikum.

Photocredit Ludwig Fienhold

 




Neueröffnung: A Casa di Tomilaia

Voll Bock auf Italienisch

 

Der Film Der Pate lief in drei Teilen. Bei der gastronomischen Italien-Trilogie aus Biancalani, A Casa di Tomilaia und Demarchi Bar gibt es jetzt gleich zwei neue Folgen, wobei das Finale noch aussteht. Umbau und Neustrukturierung der drei benachbarten Lokale brachten einen Wechsel: Aus dem größeren Biancalani wurde nun A Casa di Tomilaia, das einstige A Casa di Tomilaia wird Anfang September als das neue Biancalani eröffnen. Bei A Casa di Tomilaia gibt es Volksspeisung mit verfeinerten italienischen Klassikern auf hohem Niveau, im Biancalani dann kreative italienische Küche für Anspruchsvolle. Die umgestaltete Demarchi Bar mitsamt Lounge, die beide Restaurants verbindet, wurde ebenfalls bereits eröffnet.

A Casa Di Tomilaia

A Casa Di Tomilaia

Patron Tom Bock, der zwischen Frankfurt und Florenz wechselt und in der Toskana ein Weingut und eine Olivenplantage führt, hat sich mit dem sechs Monate lang währenden Remake Zeit gelassen. Dahinter steckt jedoch noch etwas mehr als nur die Lust an Neuem, dahinter verbirgt sich eine Strategie. Die Küche, selbstredend auch technisch erheblich aufgerüstet, soll effizienter und letztlich noch besser arbeiten können. Im neuen Biancalani hat sie nun weniger Tische zu bedienen und kann hochwertiger und konzentrierter vorgehen. Mit Christoph Kubenz als Küchenchef führt dort jemand Regie, der schon im Restaurant SchauMahl in Offenbach auf Sterneniveau arbeitete und jetzt keineswegs nachlässt. Im September wird sich das gewiss noch stärker erleben lassen. Jetzt schon genießen darf man die Küche in der Casa di Tomilaia, für die Kubenz als Executive Chef auch verantwortlich ist. Zur Seite stehen ihm die beiden Souschefs Andreas Busse (zuvor Tigerpalast Frankfurt) und Niclas Horn (zuvor Max on One im Jumeirah Frankfurt).

Küchenchef Chistoph Kubenz

Küchenchef Christoph Kubenz

Die Küche im Restaurant A Casa di Tomilaia ist nun komplett verglast und als Showbühne zu betrachten. Von den ersten Tischen aus, könnte man den Köchen beim Rühren helfen. Diese schicken viele gute Gerichte über den Pass aus weißem Carrara-Marmor. Pasta gehört nach wie vor zum Repertoire und erstklassige Schinken und Salami frisch aufgeschnitten sowieso. Bei Pasta ist Pici mit Rinderragout ein besonders schöner Hausklassiker geworden, ebenso das wunderbare Wildschweinragout mit prallen Pappardelle. Das Qualitätsdenken zieht sich durch die ganze Speisekarte. Carpaccio mag überall zu haben sein, hier bekommt man es jedoch perfekt zubereitet: Handgeklopftes zartes Roastbeef, korrekt temperiert und nicht wie so oft kalt aufgeschnitten, abgestimmt mit Parmesan und dem ausgezeichneten hauseigenen Olivenöl. Auch Vitello Tonnato, Kalbstafelspitz mit feiner Tunfischcreme und Kapern, schmeckt in der Casa di Tomilaia einfach besser. Beim bedächtig gegarten und zarten Tintenfisch setzt die Küche nur ein wenig Knoblauch und Paprika zur Abrundung ein. Eine Empfehlung außerdem Insalata di Mare mit Pulpo, Calamaretti, Kammmuscheln, Fenchel, Staudensellerie und Tomaten.

Pasta geht immer

Pasta geht immer

Sehr gut gefiel uns auch das Cotoletta Milanese, paniertes Kalbskotelett, das man bei Bedarf mit etwas Zitronensaft abschmecken kann. Es geht aber noch raffinierter, mit geschmortem Wildschwein, das mit Zimt, Wacholder und Nelken zubereitet wird. Oder mit dem Lieblingsfisch der Spitzenköche, Black Cod, der mariniert und im Ofen gebacken wird. Die Beilagen kann man sich nach Gusto dazu bestellen, etwa mit Fontina-Käse gerührte cremige Polenta oder die famosen Kartoffeln mit Rosmarin und Knoblauch aus dem Ofen.

Tiramisu

Tiramisu

Spanferkel und andere spezielle Gerichte gibt es nur auf Vorbestellung. Neu im Programm ist die Wasabi-„Pizza“ mit rohem Sashimi-Tuna und Wasabicreme, ein guter Starter zum Spumante-Aperitif. Die Desserts mögen gute alte Bekannte sein, doch das Tiramisu fällt optisch und geschmacklich deutlich eleganter als sonst wo aus. Und die Panna Cotta ist schlichtweg erste Sahne. Wenn die Küche die Leistung der ersten Tage hält, wird sie noch mehr Liebhaber finden als zuvor.

Freunde gewinnt man auch über faire Preise und freundliche Lunch-Offerten. Dazu gehört das nach Tom Bocks Mutter benannte Mittagsspecial „Club Irmi“ – man sitzt an einer langen Tafel und bekommt ein Gericht sowie ein Glas Wein für 9 €. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Wem nur nach einem Glas Wein zumute ist, für den ist der beste Platz die originelle, mächtige und aus einem Stück geschlagene Beton-Theke. Es gibt in erster Linie die Tropfen vom eigenen Weingut aus der Toskana, unbeschwerte Weißweine und ein Rosé, der zur sommerlichen Terrasse und der überschäumenden Fontäne auf der Piazza vor der Tür passt. Die charmanten Rotweine und ihre harmonische Aromatik erscheinen zugänglich, sind aber dennoch keine Leichtgewichte. Weder der duftige Hash Ish, noch der sinnlich orientalisch angehauchte Storia. Tomilaia gibt es auch zum Mitnehmen für zu Hause, der kleine Shop am Eingang hält Wein, Olivenöl, Grappa, Kaffee, Honig und mehr bereit.

Patron Tom Bock

Patron Tom Bock

Clan-Chef Tom Bock ist ja im Hauptberuf Gestalter und legt Wert auf optische Raffinesse. Die spürt man überall, bei dem blickfangenden farbenfroh beleuchteten wandhohen Weinklimaschrank, wie bei den federleichten Navy Chairs aus Aluminium, die Wasser, salziger Luft und Matrosen trotzen sollten und 1944 zum ersten Mal auf US-Kriegsschiffen zum Einsatz kamen. Neben Glas und Beton ist Holz das führende Element in der neuen A Casa di Tomilaia. Schönes und 300 Jahre altes Holz, das auch bei den Seifenspendern in den Toiletten zum Einsatz kommt. Noch ein Hingucker: Der Service im schicken und selbst entworfenen Jeans-Schürzen-Look. Servicechef Giuseppe Rizzuti und sein flinkes und freundliches Team arbeiten hochmotiviert. Barkeeper Janni, Markenzeichen Hosenträger und verschmitztes Lächeln, führt mit zwei Kollegen das in aller Qualität fort, was der früh verstorbene Vordenker und Barkeeper Davide Demarchi an Maßstäben setzte. Seine Kräuter-Cocktails, etwa Basequito mit Basilikum, Limette, Wodka und Soda, sind längst Standard, es gibt aber noch viele andere sehr leckere und gut gemachte Drinks. Ob Bar oder A Casa di Tomilaia, die Boulevard-Terrasse mit ihren Jahrhunderte alten Olivenbäumen, Zitronen und Weinreben scheint den Sommer fest zu halten.

 

 

A Casa di Tomilaia

Mo – Fr. 12 – 15 Uhr und 18 -24 Uhr (Küche 23 Uhr)

Sa 18 – 24 Uhr (Küche 23 Uhr)

So 13 – 22 Uhr

Demarchi Bar & Tabacchi

Mo – Do 11 – 1 Uhr, Fr 11 – 2 Uhr, Sa 14 – 2 Uhr

Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz 7, Florentinisches Viertel,

Tel. (069) 68 97 76 25

Photocredit: Chiara Romagnoli (15) und Barbara Fienhold (6), Hans Keller (6)

 

 

 




Von der Pampa auf den Tisch

Der Musiker, Rinderbaron und Weingutsbesitzer Dieter Meier serviert seine Produkte in drei Lokalen

 

 

Mensch Meier: Dieter Meier ist Musiker, Rinderbaron, Weingutsbesitzer und Gastronom und vieles mehr, was kaum auf diese Seite passen würde. Er ist Kopf des Elektrik-Pop-Duos Yello, das kürzlich für sein Lebenswerk mit dem wichtigen Musikpreis Echo  ausgezeichnet wurde. Gerade ist sein neues Soloalbum „Out of Chaos“ erschienen. Der Schweizer könnte seine Millionen ganz bequem vermehren lassen und müsste weder Energie noch Geld in andere Projekte stecken. Er will aber seine Vorstellung von einem guten Lokal an möglichst vielen Orten auf der Welt verwirklichen, mit dem Fleisch der eigenen Rinderherden in Argentinien und Wein aus eigenem Anbau. „Von der Farm auf den Tisch“ heißt sein biologisch abgestimmtes Konzept. Nach Lokalen in Buenos Aires und Zürich hat er inzwischen auch eines in Frankfurt eröffnet (wie in BISS berichtet).

Die Theke ist die Wiege eines Lokals

Die Theke ist die Wiege eines Lokals

Das Wine & Beef Kontor Ojo de Agua ist kein übliches Steakhouse, wer Grillduft sucht, wird sich verkohlt vorkommen. Doch die Niedrigtemperaturmethode, wie sie hier bevorzugt wird, sorgt für ein wunderbar zartes und saftiges Fleisch, das sein volles Aroma entfaltet. Neben Filet, Roastbeef und Tatar gibt es nur noch eine Vorspeisenplatte. Das argentinische Bio-Fleisch stammt von Black Angus und Hereford Rindern, die sich in der Natur frei bewegen und vor allem Gras fressen. Dieter Meiers Rinderfarm in der Pampa Humeda heißt Ojo de Agua, „Wasserauge“. Im Weingebiet Agrelo Alto in Mendoza baut er zudem Wein an, der unter dem Label „Puro“ läuft, was für Reinkultur steht. Der Malbec sowie die Cuvées aus den Rebsorten Malbec, Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc sind alkoholische Schwergewichte und sehr körperbetont.

Max (l.) und Moritz bei der Arbeit

Max (l.) und Moritz bei der Arbeit

In Frankfurt hat Dieter Meier zwei bemerkenswerte adlige Mitstreiter gefunden, die dem Restaurant eine sehr persönliche Note geben: Maximilian Graf von Saurma und Moritz Graf zu Stolberg, von Freunden kurz Max und Moritz genannt. Das Ambiente im Beef & Wine Kontor Ojo de Agua passt in seiner noblen Rustikalität zum Angebot. Freigelegte löchrige Sandsteinmauern, dunkle Eichendielen aus dem Harz, Zementfließen aus Barcelona und blanke Holztische erzeugen einladende Behaglichkeit. Im Weinkeller des unter Denkmalschutz stehenden Hauses sieht man noch die historische Staufenmauer, die sich im Spätmittelalter als Stadtwall bis zum nahen Eschenheimer Turm zog. Rechtzeitig zum Sommer wurde auch die Terrasse fertig.

Ludwig Fienhold

 

Wine & Beef Kontor Ojo de Agua, Frankfurt, Hochstr. 27/Ecke Börsenstr. Geöffnet: Täglich durchgehend von 10 – 23 Uhr, Sonntag geschlossen. Telefon (069) 920 205 10.

 

Interview mit Dieter Meier

 

Was treibt Sie an, die magere Rendite, die Gastronomie abwirft, kann es wohl kaum sein?

Meine Idee war es, eine Marke zu schaffen, bei der nur eigene Erzeugnisse verwendet werden, deren Qualität man bis zur Farm oder dem Weinberg nachverfolgen kann. Alles ist glaubwürdig und authentisch darstellbar.

 

Viele Steakesser werden enttäuscht sein, weil das Fleisch im Ojo de Aqua kein typisches Grillaroma hat.

Die Grillkruste überdeckt im Grunde den feinen Fleischgeschmack. Unsere Ware ist aber so gut und biologisch einwandfrei, dass das Fleischaroma am besten mit der langen und niedrigen Gartechnik zum Ausdruck kommt. Die Rinder sind das ganze Jahr draußen auf der Weide im Freien und fressen nur Gras. Und das schmeckt man. Unser Filets und Roastbeefs brauchen eigentlich keine Saucen oder andere Verzerrungen, sondern nur etwas Fleur de Sel.  

 

Bislang verkaufen Sie ausschließlich eigene Weine im Ojo de Agua, was die Abwechslung etwas einschränkt.

Es werden noch einige befreundete Winzer mit dazu kommen. Kleine und unbekannte Betriebe aus Argentinien, die mitunter nur 8000 Flaschen herstellen. Zudem machen wir jetzt noch einen neuen Malbec-Cava, weiß und rosé. In Zürich bieten wir auch Franzosen an. Außerdem Weine von meinem Bruder Balthasar, der in Hünikon ein Gut betreibt. Sein Apfelweinbrand ist auch sehr gut.

 

Sind noch weitere Lokale im Sinne eines Beef & Wein-Kontors in Deutschland oder anderswo geplant?

Wir warten erst einmal ab, wie sich das Lokal in Frankfurt weiter entwickelt, das vom Start weg sehr gut läuft. Sollte sich das dort so positiv fortsetzen, sind auch andere Standorte denkbar.

 

 

 

 




Gastro News Rhein-Main

Egenollf geht,

Carte Blanche kommt

Zu schade: Der hoffnungsvoll gestartete Gareth O´Brien hat sein Lokal Egenolff in der gleichnamigen Straße im Frankfurter Nordend schon wieder dichtgemacht. Dabei kochte der Ire gut und mit Schmackes. Zudem überraschte er mit einer erstaunlich guten Weinkarte. Für ein Nordendlokal vielleicht einfach zu anspruchsvoll. O´Brien und seine Partnerin leben fortan im afrikanischen Malawi. Dorthin wurde die Partnerin von Gareth versetzt, die in der Entwicklungshilfe tätig ist. Gareth O´Brien will aber wieder kochen und möchte in Malawi ein Lokal aufmachen. Wer ihn besucht, so lässt er wissen, möge bitte reichlich Riesling mitbringen. Das Frankfurter Lokal Egenolff hat bereits einen Nachfolger gefunden: Sebastian Ziese, Souschef bei Thomas Haus im munteren Restaurant Goldman an der Hanauer Landstraße, wird dort im August sein Lokal Carte Blanche eröffnen.

 

Klabunt war gestern, Henscheid ist heute

Das wunderbare Literaturlokal Klabunt in der Frankfurter Berger Straße ist nicht mehr, jetzt geht es mit dem Henscheid in der Mainkurstraße weiter. Der Umzug ging mit einer Namensänderung einher, benannt nach dem Grummel-Satiriker Eckhard Henscheid, der zwar im Gegensatz zu gewissen Presseveröffentlichungen nie Chefredakteur der „Titanic“ war, sondern immer freier Autor für die legendäre Satire-Zeitschrift „Pardon“ und danach auch für die nicht mehr ganz so gute „Titanic“. In dem neuen Lokal soll das alte Konzept greifen: Junge Frankfurter Küche, Satire und Schnaps. Man darf also originelle Hausmannskost erwarten, wie die Blutwurst-Lasagne. Und viele schöne Lesungen junger und gereifter Autoren.

 

Naschmarkt am Dom statt Kuckuck

Die Nachtkneipe Kuckuck am Frankfurter Dom war legendär. Nichts für zarte Gemüter, aber ein guter Treffpunkt für Spätheimkehrer. Danach kam nichts mehr Gescheites. Die Hausbesitzer hatten jedenfalls Lust, an dieser prominenten Stelle selbst etwas zu machen. Die Lage ganz nah am Kaiserdom ist geschäftlich vielversprechend. Jetzt hat dort der „Naschmarkt am Dom“ eröffnet. Ein herziges Geschäft mit Patisserie, Kaffee (von Wacker) und allerlei anderen Süßigkeiten. Auch Cupcakes, Brownies und Muffins wie sie zuvor im Cookie in the Box Café an der Schönen Aussicht zu bekommen waren – die Bäckerin Dianne kommt auch von dort und macht hier am Dom nun weiter. Inmitten des kunterbunten Cafés stehen einige Tische bereit, aber auch vor der Tür mit Blick zum Kaiserdom.  Mit dem um die Ecke gelegenen Bitter & Zart hat man indes einen gut etablierten Mitbewerber erster Klasse, dem man einiges entgegensetzen muss.

Bild oben: Sebastian Ziese