Abflug: Goose zieht aus der Villa Leonhardi aus
Droht Frankfurts
schönstem Restaurant
das endgültige Aus?
Von Ludwig Fienhold
Der Frankfurter Palmengarten mag wie eine Oase der Ruhe erscheinen, doch schon wieder fällt krachend ein Zacken aus der Baumkrone: Die Imbiss-Trucker „Goose“, die sich dort in der Villa Leonhardi zumindest auf ein drei Jahre langes Gastspiel eingestellt hatten, verlassen fluchtartig das Haus und werden noch am 23. Dezember räumen. Die Betreiber Gökhan Kaba und Patrik Bruch ziehen nach eigenem Bekunden damit den Schlussstrich unter eine „schwierige und unbefriedigende Partnerschaft“. Die beiden waren erst im März voller Tatendrang ans Werk gegangen. Dabei war es schon eine Überraschung, dass ausgerechnet die jungen Imbiss-Unternehmer den Zuschlag für die begehrte Villa erhielten. Palmengarten-Direktor Matthias Jenny hatte sich damit eine Verbesserung der Besucherzahlen versprochen und wollte ein jüngeres Zielpublikum ansprechen. Wahrscheinlich dachte er aber auch, dass die in der Gastronomie unerfahrenen Betreiber froh sein würden, hier mitspielen zu dürfen, ohne viel zu verlangen. Siehe BISS-Artikel „Palmen, Wein & Tapas“
Der Besuchereinlass war nun aber genau einer der entscheidenden Knackpunkte. Die neuen Villa-Gastgeber Kaba und Bruch gingen davon aus, die Eingangstür zur Zeppelinallee öffnen zu können und dadurch Gäste ohne Eintritt für den Palmengarten einlassen zu dürfen. „Dies wurde uns aber kürzlich verwehrt“. Dieses und anderes hätten sie letztlich „demoralisiert“. Auf der anderen Seite sehen die Imbiss-Trucker durchaus auch eigene Fehler, so waren sie mitunter nicht dem Ansturm der Gäste gewachsen.
Palmengartendirektor Matthias Jenny macht als Hausherr keine glückliche Figur. Er hatte bereits mit dem Vorgänger, dem langjährigen Betreiber Luigi Fabbri den Vertrag wegen Unstimmigkeiten nicht mehr verlängern wollen. Gleichzeitig konnte er sich aber auch nicht mit dem einen oder anderen Topgastronomen einigen, der gerne die Villa Leonhardi übernommen hätte. Es handelt sich bei diesem besonders schönen Gebäude immerhin um eine der begehrtesten Adressen Frankfurts, zumal eine tolle Terrasse dazugehört. Dass Renovierungsarbeiten notwendig sind, ist bekannt. Ob diese aber in einer solch enormen Höhe, wie von der Palmengartenverwaltung veranschlagt vorgenommen werden müssen, bleibt strittig.
Der einstige Pächter Luigi Fabbri ist in seinem neuen Westendlokal Fabbri-Ca sehr erfolgreich und vermisst die Villa Leonhardi keine Minute. Er kocht dort so gut und befreit wie nie zuvor – siehe BISS-Restaurantkritik
Kein schlechtes Signal für die Goose-Trucker, die sich ebenfalls weiter entwickeln wollen und schon bald eine neue Location anbieten möchten. Um die Ehemaligen der Villa Leonhardi muss man sich keine Gedanken machen. Wohl aber um die Villa selbst, die jetzt wieder allein und verlassen und gespenstisch leer stehen wird. Dieser Spuk muss ein Ende haben. Es kann nicht sein, dass ein solch außergewöhnliches Objekt wie die Villa Leonhardi ungenutzt bleibt. Da der Palmengarten bislang kein Geschick im Umgang damit zeigte, ist die Stadt Frankfurt gefordert so etwas wie ein gastronomisches Gewissen zu zeigen.
Photocredit: Barbara Fienhold