Paris: Drei Luxushotels schließen

Ritz, Crillon und Plaza Athénée hauen auf den Putz und renovieren

 

Die drei berühmtesten Hotels von Paris – Ritz, Plaza Athénée und Crillon – müssen 2012 schließen, um renoviert und saniert werden zu können. Das Ritz wird im Juni für gleich zwei Jahre dicht machen. Betroffen sind davon 450 Mitarbeiter, 30 bleiben zum weiteren Aufbau im Haus. Die Mitarbeiter sollen nach der Generalrenovierung jedoch wieder eingestellt werden. Zwei Jahre müssen sie sich nach einer anderen Arbeit umsehen oder sich arbeitslos melden. Die Grande Dame war in die Jahre bekommen und wird nun einem behutsamen Facelift ausgesetzt. Am altehrwürdigen Charakter des berühmtesten französischen Hotels soll sich nichts ändern. Betroffen von der Schließung sind auch das formidable Zwei-Sterne-Restaurant L´Espadon und die erstklassige Bar Hemingway.  Das Ritz und seine 106 Zimmer und 55 Suiten waren zuletzt vor 30 Jahren gründlich renoviert worden, danach noch stellenweise. Die normalen Zimmerpreise bewegen sich zwischen 510 und 770 Euro (ohne Frühstück). Das Frühstück kostet 45 Euro.

César Ritz gilt als der Urvater der großen Hotellerie, sein 1898 eröffnetes Haus ist Legende. Wer die prunkvolle Hotel-Oper und die Grandezza einer längst vergangenen Epoche schätzt, konnte sich hier ausgesprochen wohl und gut bedient fühlen. Die Atmosphäre hat beinahe etwas Überirdisches, die Preise ebenso. Zum Ambiente eines Hotels gehören auch die Gäste. Die Schicken und Schönen und ihr belebender Auftritt machen das Ritz zu einer unvergleichlichen Weltbühne. Im Ritz lebte auch fast 40 Jahre lang die Modeschöpferin Coco Chanel. Traurige Berühmtheit erlangte das Fünf-Sterne-Hotel 1997, als Prinzessin Diana von dort zu ihrer Todesfahrt aufbrach. Das Hotel gehört dem Vater ihres bei der Fahrt ebenfalls tödlich verunglückten Freundes Dodi, Mohammed al-Fayed.

Nach Informationen des Figaro sollen auch die Hotels Crillon (Mitte 2012) und Plaza Athénée (November 2012) geschlossen und renoviert werden. Das Crillon hat keinen Wellnessbereich oder Pool, die Technik ist veraltet. Auch die Zimmer gehören einer Generalüberholung unterzogen. Beide Hotels sollen aber nicht länger als fünf Monate geschlossen bleiben.Das ebenfalls fürstliche George V hatte sich bereits von 1997 bis 1999 generell aufgefrischt. Trotz nicht kleinlicher Zimmerpreise (650 bis 1.025 Euro für Standard) machen die neuen Hotels Mandarin Oriental, Shangri-la und Raffles Le Royal Monceau den alten Palästen gehörig zu schaffen und verstärken enorm den Konkurrenzdruck.

LF

Hemingway Bar im Ritz Paris

Um diese Bar ranken sich so viele Legenden, dass man mit jedem Schluck Teil von ihnen zu werden glaubt. Nun hätte dieser ungewöhnliche Ort keine solche Magie, wenn er nur aus Geschichte bestünde. Auch die Gegenwart wird zum Besonderen, da ein großartiger Barkeeper und ein höchst engagierter Service die Gäste keine Minute daran zweifeln lassen möchten, dass sie sich in einer überaus kultivierten und amüsanten Trinkstätte befinden. An der kleinen Theke soll für Ernest Hemingway die Bloody Mary erfunden worden sein, weil er einen geruchlosen Drink suchte, den seine vierte Frau, Mary Welsh, nicht mehr als „Fahne“ wahrnehmen sollte. Das Ambiente ist unverändert privat, die Atmosphäre aus gediegener Bibliothek, umwölkter Zigarrenlounge und trinkfestem Kolonialcharme zeitlos anregend. Es herrscht strengstes Fotografierverbot, nicht nur mit Rücksicht auf etwa anwesende Prominente, sondern zum Schutz für alle Gäste.

Barchef Colin Field

Barchef Colin P. Field ist eine Institution in der Branche. Er ist nicht nur virtuos im Handwerklichen, sondern zeigt sich auch in der Kommunikation als perfekter Gastgeber. Seine Servicemitarbeiter sprühen Funken vor Einsatzfreude. Es wundert deshalb auch nicht, dass es keinen Gast in der stets vollen Bar gibt, der unter drei Drinks nach Hause geht. Die Gäste werden freundlich begrüßt und ebenso verabschiedet. Vor der ersten Bestellung reicht der Service ein Glas Eiswasser. Klassische Drinks werden souverän gemixt, doch in der Bar Hemingway ist die Mannschaft auch spontan und kreativ. Die Wahl eines Drinks hängt von vielen Faktoren ab, die persönliche Stimmung ist gewiss ausschlaggebend. Ich erkläre Barkeeper Pierre, dass ich eigentlich Lust auf einen Rotwein hätte, aber auch mit einem entsprechenden Cocktail zufrieden sein könnte. Im Handumdrehen serviert er einen aus Rotwein, Rum, Zimt und Honig, den einige Eiswürfel kühlen. Dieser Drink, den er „Mama Juana“ nennt, ist wunderbar ausbalanciert, keineswegs süß, und schmeckt einfach großartig. Eine andere hervorragende Kreation hört auf den Namen „Serendipity“ (Entdeckerfreude, aber auch: Mehr Glück als Verstand) und besteht aus Champagner, Calvados, Apfelsaft und frischer Minze.

Wenn sich, wie hier, Gäste und Service die Bälle zuspielen, scheint es beiden Seiten am meisten Spaß zu machen. Die Barkeeper werden angespornt und zu Sonderleistungen gebracht, die Gäste dürfen sich an neuen Geschmackserlebnissen erfreuen (Cocktails 25 €). Stärke der Bar sind die Kreationen von Colin P. Field: „Benderitter“ besteht aus einem Ingwerextrakt mit Champagner und kann universell vor oder nach dem Essen getrunken werden. Beim „Picasso Martini“ geht es um Präzision – der Eiswürfel wurde mit Noilly Prat getränkt, der Gin hat exakt 18,4 Grad. Man kann sich ausgiebig und sehr informativ mit der Barcrew unterhalten, die auch beim heftigsten Ansturm den Überblick behält und jedem Gast Zeit und Aufmerksamkeit widmet. Um 10 Minuten vor zwei Uhr in der Nacht wird zur „Last Order“ gerufen – was noch einmal zu heftigem Umsatz bei fast allen Gästen führt. Um 2.15 Uhr steigt der Chefbarkeeper auf einen Stuhl und fordert die Gäste mit einem heiteren Reim in Englisch auf, den Abend langsam ausklingen zu lassen (Schlusswort: Sie dürfen noch bleiben, müssen aber sofort zahlen). Das wirkt besser als jeder banale Rauswurf und zeigt Geschick für persönliche Ansprache.

LF

 

Die beiden Bilder oben zeigen das Ritz in Paris

 

 

 




Gerührt und geschüttelt, aber nie abgesoffen

10 Jahre Harry´s News York Bar im Hotel Main Plaza

 

Von allen Hotels der Stadt passt das Main Plaza am besten zu Frankfurt – keines zeigt mehr New York Statur. Das markante 88 Meter hohe Backsteingebäude am Mainufer erinnert an die Architektur Manhattans aus den 30er Jahren. Es ist mit seinem gülden verzinkten Turm ein Blickfang und thront just dort, wo einst der Schlachthof stand und vis-à-vis am anderen Ufer noch immer ein Edelbordell Fleischeslust verheißt. Das Haus hat Betreiber und Konzepte gewechselt, doch die Harry´s New York Bar ist seit zehn Jahren unverändert standhaft geblieben und konnte jetzt mit vielen illustren Gästen ein rundes Jubiläum feiern.

Es wäre zwar schön gewesen, die Harry´s New York Bar auf der Turmspitze des Main Plaza unterzubringen, doch sicherheitstechnische Gründe ließen daraus nichts werden. Der Dielenboden aus naturbelassener Mooreiche schafft eine warme Grundatmosphäre. Das Mobiliar changiert zwischen Bauhaus und Art Deco. Die Theke ist angenehm groß und als Kommunikationszentrum der Mittelpunkt, man kann sich aber auch an die Tische zurückziehen, die in angenehmen Abstand zueinander stehen und private Gespräche zulassen. Dienstag bis Samstag spielen zwischen 22 und 2 Uhr wechselnde Pianisten live.

Barchef Emmanuel Saridakis (l.) und Barkeeper Michael Nagy

Es darf sogar geraucht werden, selbst Zigarren. Der von Anfang an und somit am längsten im Hotel arbeitende Mitarbeiter ist Chefbarkeeper Emmanuel Saridakis. Er verkörpert den ruhigen, sachkundigen und nicht aufdringlichen oder gar überschäumenden Typ des Barkeepers. Auch das zeichnet eine klassische Bar aus. Und Harry´s New York Bar ist eine der wenigen klassischen Bars in Frankfurt.

Auf der Barkarte stehen sehr viele Klassiker. Auch der vom legendären Harry Mac Elhone 1910 komponierte Harry´s Cocktail aus Gin, rotem Wermut, Absinth und Minze. Cuban Mojito, Caipirinha und Planters Punch müssen einfach sein, gut aber auch der Elderflower mit Bisongrasvodka, Holunderblütensirup, Eiweiß, Zitrone, Apfel. Die Mainhattan-Caipi zeigt mit Apfelwein, Calvados, Limette und Rohzucker Lokalkolorit (Cocktails im Schnitt 10 €). Als preiswürdig empfunden und mit einem Pokal geehrt wurde bei einem Cocktail-Wettbewerb der Parque Central von Emmanuel Saridakis, der mit einer Mixtur aus gereiftem Rum, Calvados, Lime Juice und Orangenbitter überzeugte. Für Fortgeschrittene ist der Academy spannend – er basiert auf zehn Jahre altem rauchigen Ardbeg-Whisky, rotem Wermut, Schokoladensirup und Bitters. So etwas vermag beinahe schon ein Abendessen zu ersetzen. Als Intensiv-Getränk darf man ebenso Dark & Stormy aus dunklem Rum, Limette und hausgemachter Ingwerlimonade empfinden. Die aussagekräftige Ingwergrundlage kann viel akzentuierter als ein Fertigprodukt eingesetzt werden, wobei sie auch weit besser schmeckt. An solchen Details merkt man, wie engagiert Emmanuel Saridakis, seine rechte Hand Michael Nagy und das Bar-Team sind. Aber auch am eigenen und informativen Internet-Blog (www.harrysbar-ffm.blogspot.com).

Derzeit ist eine eigene Bloody Mary Karte aktuell, mit sechs Varianten zu diesem Thema. Die Smoky Mary mit Vodka, Tomatensaft, Salz, Pfeffer und Smoked Tabasco ist schon ein wenig anders, aber noch mehr weicht die Gazpacho Mary aus Vodka, Zitrone, Salz, Pfeffer, Chili, Gurke, Tomatensaft und Olivenöl ab. Erfahrene Barflys werden sich über den Bullshot freuen, der kaum noch irgendwo auftaucht, aber aus jener Zeit stammt, als Bars die wichtigsten Lebenszentren überhaupt waren und es später als spät wurde. Diesen wunderbar würzigen Drink aus Vodka, Tabasko, Zitrone, Worcestersauce, Salz, Pfeffer und – Tusch! Rinderbrühe – trinkt man dann am liebsten, wenn man schon alle Getränke dieser Welt intus hat, aber noch Lust nach dem gewissen Etwas verspürt.

Das Spirituosen-Sortiment in Harry´s New York Bar ist nicht effektheischend, sondern grundsolide. Mit 44 Malt-Whiskys ist man sehr gut aufgestellt, ebenso mit einer gleichgroßen Rum-Auswahl. Besonders gut: Pyrat X.O. Reserve aus Anguilla, Eldorado Guyana, Zacapa aus Guatemala oder Lemon Heart Jamaica. Es sind auch ordentliche Weine zu haben, etwa ein Weißburgunder von Engist aus Baden, doch könnte man hier für Anspruchsvolle noch nachbessern und auch individueller werden.

Die Speisekarte versucht so vielfältig wie möglich zu sein und offeriert von chinesischen Dim Sum im Körbchen über New York Pastrami-Panini bis zum klassischen Club Sandwich oder Hamburger ziemlich viel. Vor allem ist bis 2 Uhr in der Nacht noch alles zu bekommen. Uns gefallen besonders die kleinen scharf angebratenen, gut gewürzten und fleischigen Hühnchenteile – Chickenwings und Chickendrumsticks. Sie machen Lust, auch auf das nächste Glas.

LF

Siehe auch Artikel: New York Look in Mainhattan

Harry´s New York Bar, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz, Tel. 069 66 401 – 0. Täglich von 18 bis 3 Uhr geöffnet. Happy Hour 18 – 20 Uhr.

 

 




New York Look in Mainhattan

Hotel Main Plaza

Das Main Plaza wurde vor zehn Jahren im Oktober eröffnet und kostete seinerzeit 100 Millionen Mark. Damals gehörte es zur feinen Althoff-Collection, die für ihre hervorragenden Gourmet-Restaurants bekannt ist (Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach, Schloss Lerbach Bergisch Gladbach, Seehotel Überfahrt Rottach-Egern, Fürstenhof Celle, Hotel am Schlossgarten in Stuttgart). Althoff musste das Hotel jedoch abgeben, weil den Besitzern (Aachener und Münchner Versicherung AG) die Rendite nicht ausreichend erschien und das Hotel deshalb anders positioniert und von der 5-Sterne-Klasse in die 4-Sterne-Kategorie gestuft werden sollte. Um die fünf Sterne halten zu können, hätte man laut Althoff die Lobby und andere Bereiche vergrößern müssen, was wegen klarer baulicher Limitierungen kaum möglich gewesen wäre. Eine solche Herabstufung wollte die im Spitzenbereich der Hotellerie angesiedelte Althoff-Gruppe nach den Worten ihres gastronomischen Direktors Andreas Schmitt jedenfalls nicht mitmachen. Mit Althoff ging Ende 2004 auch Küchenchef Volker Drkosch, der aus dem Brick eines der besten Restaurants im Rhein-Main-Gebiet gemacht hatte. Der neue Pächter, die Lindner Hotels AG, wollte das defizitäre Gourmetrestaurant nicht weiter betreiben und mit einem neuen Konzept mehr Gäste ansprechen. Es wurde zum New Brick und setzt seitdem auf „Kalifornische Küche“.

Hoteldirektor Gisbert Kern

Vielen ist noch immer nicht bewusst, dass das Main Plaza ein Hotel ist und halten es für ein Haus, in dem ausschließlich vermögende Langzeitmieter leben. Dies stammt noch aus einer Zeit, in der die Stadt Frankfurt aus nicht nachvollziehbaren Gründen an dieser Stelle kein Hotel haben wollte und zunächst nur ein sogenanntes Boardinghouse zuließ (also keine Tagesgäste, sondern nur solche, die über einen längeren Zeitraum buchen). Das Main Plaza ist aber längst ein Hotel mit 118 hochwertig ausgestatteten Zimmern und Suiten sowie 17 Residences, Maisonette-Apartments und Penthouses. Viele mit tollem Panoramablick, manche mit Terrasse. Auch die beiden Zimmer über dem Schwimmbad im gläsernen Gebäude vor dem Hotel haben Charme und liegen als einzige ganz nah am Main und seiner schönen Flusslandschaft, die zum Flanieren und Joggen einlädt.

Wer das luxuriöse Main Plaza erlebt, wird sich fragen, warum dies kein 5-Sterne-Hotel ist. „Obwohl wir über die 5-Sterne-Hardware verfügen und die Rezeption 24 Stunden besetzt ist, haben wir uns bewusst dazu entschieden, das Hotel als 4 Sterne Superior zu positionieren“, sagt dazu Hoteldirektor Gisbert Kern, der das Main Plaza seit vier Jahren führt. Der 43 Jahre alte Manager war zuvor unter anderem im Hessischen Hof in Frankfurt und im Schlosshotel Kronberg im Marketing tätig.

Ausblick von Zimmer 704

Für die attraktive Ausstattung fallen die Zimmerraten im Main Plaza moderat aus. Zimmer kann man bereits ab 219 € buchen, am Wochenende oft schon ab 125 € und Suiten für 229 €. Es lohnt sich auf die Internetseite zu gehen, auch wegen der Specials zum Paketpreis. Gut ausgerüstet und groß (35 – 50 qm) sind alle Zimmer, der Ausblick ist entscheidend, je höher desto teurer. Noch in diesem Jahr wird das Hotel mit einer technischen Neuheit ausgerüstet. Alle wichtigen Zimmerfunktionen können dann durch Smartphones oder das iPad gesteuert werden. Man spricht in Frankfurt in diesen Tagen vor allem vom neuen Jumeirah und dem geplanten Sofitel an der Alten Oper. Man muss aber auch das smarte Main Plaza und seinen einmaligen Panoramablick im Auge behalten.

LF

Siehe auch Artikel:  Gerührt & geschüttelt, aber nie abgesoffen

Lindner Hotel & Residence Main Plaza, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz, Telefon: 069 66401-0. www.lindner.de/hotel-mainplaza-frankfurt

 

 




Neues Hotel an der Alten Oper Frankfurt

Sofitel will 2014 in bester Stadtlage eröffnen

 

Alle Luxusgruppen dieser Welt hätten gerne an der Alten Oper in Frankfurts bester Lage ein Hotel gebaut, jetzt besetzt Sofitel das begehrte Filetstück. Das französische Unternehmen will sein 5-Sterne-Hotel im September 2014 eröffnen.

Selten wurde Conrad Hiltons Credo „Location, Location, Location“ so deutlich, wie beim neuen Sofitel in Frankfurt an der Alten Oper: Einen besseren Standort kann man in dieser Stadt als Hotel nicht bekommen. Der Opernplatz ist die 1-A-Plus-Lage und führt direkt zur Flaniermeile Freßgass und die Goethestraße und ihre Nobelgeschäfte. Außerdem liegt der neben dem Römerberg schönste Platz der Stadt in der Nähe des Bankenviertels – der Frankfurter Hotelmarkt lebt ja mehr von Geschäftskunden als Privatreisenden. Der Auftritt von Sofitel ist entsprechend selbstbewusst. Man möchte zu einem der besten Hotels, vielleicht gar zum besten Hotel Frankfurts aufsteigen – es werden Durchschnittspreise aufgerufen, die über denen des Platzhirsches, dem Steigenbergerhotel Frankfurter Hof, liegen sollen.

Hotel-Nachbarschaft Lokalzeile Opernplatz

Wenn man bedenkt, dass ausgesprochen viele Luxus-Hotelgruppen – Mandarin Oriental, Ritz-Carlton, Oberoi, Shangri-La und Four Seasons – an diesem Objekt interessiert waren, mag es erstaunlich sein, dass Sofitel den Zuschlag bekam – eine Marke, die zur französischen Accor-Gruppe gehört. Den Mitbewerbern fehlte vor allem die Geduld, denn es dauerte über sechs Jahre bis das jetzige Mainova-Bürogebäude, an deren Stelle das Hotel stehen soll, geräumt werden konnte. Inzwischen haben die Abbrucharbeiten begonnen. Die Mainstream-Kette Accor versucht Sofitel sehr hochwertig aufzubauen, wie beispielsweise das nagelneue Vienna Stephansdom zeigt. Bislang existieren nur drei der auch vom Auftritt her französisch ausgelegten Sofitels in Deutschland (Berlin, Hamburg, München). In Frankfurt will man nicht allein als 5-Sterne-Hotel punkten, sondern auch etwas von genau diesem Charme spüren lassen. Wenn Sofitel-Vorstandssprecher Robert Gaymer Jones von der optimalen Location in Frankfurt spricht, ist dies fast schon  Understatement, denn es gibt keine bessere. Das Sofitel Frankfurt Opera befindet sich in der Pole Position und liegt strategisch noch vor den ebenfalls gut platzierten Hotels Jumeirah und Hilton. Das gibt auch den Ausschlag für die nach oben orientierten Preise, die laut Jones oberhalb vom Frankfurter Hof und der Villa Kennedy und unterhalb von Jumeirah liegen und Zimmerraten ab 250 Euro Euro gleichkämen.

Auf der Pressekonferenz in der Kameha Suite gegenüber der Alten Oper wollte Jones nichts über die Kosten für den Hotelneubau sagen, wobei die Baukosten nach Angabe des Bauunternehmens bei 250 Millionen liegen (Bauherr Cells Bauwelt in München). Auf die Frage nach der Ausrichtung des Hotelrestaurants meinte Jones ausweichend, dass es in jedem Fall ein gutes Restaurant werden soll, das ebenso französisch wie deutsch orientiert sein könnte. Ein Küchenchef ist noch nicht engagiert worden.  Gewiss ist aber, dass es nur ein Restaurant geben wird, was nicht einfach ist, da Gourmetansprüche und All-Day-Dining unter einen Hut gebracht werden müssen.

Alte Oper

Das neue Sofitel Frankfurt Opera soll im September 2014 eröffnet werden und sich mit einer Fassade aus hellem Sandton optisch der Alten Oper und dem Gründerzeitstil der umliegenden Häuser angleichen. Vorgesehen sind 150 Zimmer, darunter 30 Suiten mit Butlerservice. Die Zimmer sollen zwischen 40 und 50 Quadratmeter groß werden und Blick auf die Alte Oper oder den angrenzenden Stadtpark haben. Der Platz vor dem Hotel (Liesel-Christ-Anlage) muss noch komplett neugestaltet werden. Neben dem Gourmetrestaurant wird es in dem Sofitel an der Alten Oper eine Bar, drei Meetingräume und einen dreiteiligen Ballsaal für bis zu 600 Personen geben. Geplant sind außerdem ein Spa mit Fitnesscenter, eine Tiefgarage sowie fünf exklusive Geschäfte, die sich nach Aussage von Robert Gaymer Jones an den hochwertigen Boutiquen und internationalen Nobelmarkenläden der nahen Goethestraße orientieren. Gestalten wird das neue Sofitel das Architekturbüro Braun und Schlockermann in Frankfurt, das auch für den Neubau der Alten Oper verantwortlich ist. Jones zeigte sich sehr erfreut darüber, dass Sofitel das Management des Hotels an der Alten Oper übernimmt. „Diese Neueröffnung passt perfekt in die Strategie der Gruppe, erstklassige Häuser in außerordentlicher Lage zu betreiben. Die Verbindung französischer Eleganz mit den jeweiligen lokalen Besonderheiten ist charakteristisch für Sofitel und wird auch das Frankfurter Haus auszeichnen.“  Jones und seine Hotelgruppe fürchten weder die Euro-Krise noch den Wettbewerb in Frankfurt.

Sofitel ist mit 120 Hotels in 40 Ländern vertreten, 14 neue Häuser sollen noch in diesem Jahr fertig werden, unter anderem in Abu Dhabi, Bangkok und Shanghai.

LF

 

Bild ganz oben rechts: So soll das Hotel 2014 aussehen

 

 




Adios Amador Bienvenu Mosbach

Neue Frankreich-Küche im Ex Drei-Sterne-Lokal

 

Wo einst Juan Amador mit drei Sternen das höchstbewertete Restaurant in Hessen betrieb, sind jetzt die Brüder Mosbach eingezogen. Radikaler kann kaum ein Schnitt sein, gestern sorgte in Langen noch Juan Amador mit seiner Avantgarde-Küche für Aufsehen, heute wollen die Mosbachs mit klassischer französischer Küche und Brasserie-Gerichten überzeugen. Das alte Fachwerkhaus ist schön und gemütvoll, die Lage im dumpfen Langen gilt als problematisch. Dominique und Guy Mosbach, die in frühen Jahren mit dem Bistrot 77 in Frankfurt auch ein Sterne-Restaurant betrieben, wollen nun mit ihren persönlichen Evergreens und moderaten Preisen das lokale und regionale Publikum erreichen.

Das Menü Tradition wird gewiss all jenen bekannt vorkommen, die Dominique Mosbach noch aus alten Tagen kennen: Hausgemachte Gänsestopfleberterrine mit Gewürztraminergelee; Rinderfilet in Rotweinsauce; Zander auf Linsen; Käse; karamellisierte Feigen mit Pistazien-Eis und Himbeermark (42 €). Die Speisekarte ist angenehm komprimiert, neun Vorspeisen, sieben Hauptgerichte (15 – 28 €) und neun Desserts stehen im Angebot, Fisch und Meeresfrüchte werden täglich auf einer eigenen Tafel präsentiert. Die hausgemachte Fischsuppe mit Rouille und der Kalbskopf standen auch schon erfolgreich im Bistrot 77 auf der Karte, ebenso die Kalbsnieren in Senfsauce und das Entrecôte mit Pfeffersauce (und selbstgemachten Pommes frites). Unter den Desserts dürfte die Wahl, wie schon früher, auf die Crème Brûlée und die flambierte Apfeltarte mit Vanille-Eis fallen. Küchenchef Dominique Mosbach erarbeitete seinen ersten Michelin-Stern für Erno´s Bistro in Frankfurt und war damit der erste Koch mit dieser Auszeichnung in der Stadt, bevor er dann 1980 zu gleichen Ehren in seinem gemeinsam mit Bruder Guy betriebenen Bistrot 77 kam. Heute steht dort in Sachsenhausen das Restaurant von Carmelo Greco, dem besten Italiener der Stadt.

Restaurant Mosbachs in Langen

Der Weinkeller ist gut gefüllt und erinnert noch an die Glanzzeiten im Bistrot 77. Dominique (Küche) und Guy Mosbach (Service) haben mit Human Fard noch einen langjährigen Mitstreiter und Mitinhaber nach Langen mitgebracht, der bereits im Grünen Baum in Neu-Isenburg im Service tätig war. Die Mosbach-Brüder hätten die von ihnen seit 2003 betriebene muntere Apfelweinkneipe gewiss nicht freiwillig verlassen, hatten aber Probleme mit dem Vermieter (die neue Geschäftführerin will übrigens das Lokal mit französisch-hessischer Küche wie gehabt weiterführen). Juan Amador wiederum steht seit September in seinem Restaurant Amesa in Mannheim am Herd.

Das neue Mosbach´s in Langen zeigt sich nahezu unverändert und wurde nur ein ganz klein wenig in der Tischkultur rustikalisiert, auch die albernen Hussen sind von den Stühlen verschwunden. Der Besitzer des schönen Fachwerkhauses Eric Bernard Beuerle, der nur noch als Künstler arbeitet (Eric Decastro) und gerade eine Ausstellung in New York hatte, ist froh so schnell nach Amador wieder neue Mieter zu haben. Der 51 Jahre alte Burgunder, der für seinen pfiffigen Humor bekannt ist, hatte vor Amador mit dem Le Provencal bereits ein französisches Lokal in seinen vier Wänden. Weil er die traditionelle französische Küche besonders schätzt und in seinem Umfeld aber nicht findet, wollte er unbedingt wieder einen Vertreter dieser Spezies.

 

Bild oben rechts: Human Fard (l.), Dominique Mosbach (M.), Guy Mosbach (r.)

Siehe auch Artikel Die Mosbachs werden Nachfolger von Juan Amador und 3-Sterne-Koch Juan Amador schließt sein Restaurant in Langen

 

Mosbach´s, Langen, Vierhäusergasse 1, Tel. 06103 50 27 14. www.mosbachs.de

Täglich geöffnet von 12 – 15 und 18 – 24 Uhr, Montag und Samstagmittag geschlossen.

 

 




Striptease und spätes Frühstück

Frauen haben mehr Sonderwünsche im Hotel

 

Gut schlafen lässt es sich in den meisten Hotels. Doch viele Reisende wünschen sich Extraleistungen für einen gelungenen Aufenthalt. Nur rund jeder Zehnte ist im Hotel wunschlos glücklich, wie das Buchungsportal HRS in einer Umfrage unter 600 Internetnutzern herausgefunden hat. Die am häufigsten genannten Wünsche sind: Spätes Auschecken, Frühstück auf dem Hotelzimmer und einen Pagen, der das Gepäck ins Hotelzimmer trägt.

Fast zwei Drittel (61,7 Prozent) aller Befragten möchten sich beim Packen nicht beeilen und würden gerne später auschecken als normal. Dabei möchten sich Jüngere häufiger mehr Zeit gönnen als Ältere. Wünschen sich 67 Prozent der Befragten bis 29 Jahre ein Late Check-out, sind es bei der Generation 50 plus nur noch gut 53 Prozent. Auf Platz zwei der beliebtesten Sonderwünsche wählten die Befragten das Frühstück im eigenen Hotelzimmer. Knapp 46 Prozent sind gerne für sich und bevorzugen das Morgenmahl im eigenen Zimmer – darunter besonders Frauen und Jüngere, von denen jeweils mehr als die Hälfte Privatsphäre beim Frühstück schätzt. Je älter die Befragten, desto geselliger werden sie allerdings. In der Altersgruppe bis 29 Jahre geben mehr als 56 Prozent an, lieber im Hotelzimmer frühstücken zu wollen. Von den 30- bis 49-Jährigen sind es gut 45 Prozent, bei den Umfrageteilnehmern ab 50 Jahren nur noch rund 35 Prozent. Als dritthäufigster Sonderwunsch entpuppt sich der Gepäckservice. 44,8 Prozent aller Befragten würden sich gerne ihr Reisegepäck von einem Hotelangestellten auf das Zimmer tragen lassen. Diesen Wunsch äußerten fast 54 Prozent der Frauen, aber nur 37 Prozent der Herren gegenüber HRS (www.hrs.de).

 

Frauen wollen mehr als Männer

Generell äußern Frauen mehr Sonderwünsche als die Männer – besonders hinsichtlich der Ausstattung des Hotelzimmers. Fast jede zweite Frau würde sich gerne einen Blumenstrauß ins Zimmer stellen lassen. Nicht einmal jeder vierte Mann wünscht sich derartige florale Aufmerksamkeiten. Ebenfalls wenig überraschend: Rund 37 Prozent der Damen können sich für zusätzliche Decken buchstäblich erwärmen, von den Herren sind es lediglich gut neun Prozent. Dass exklusive Kosmetik wie Make-up oder Pflegeprodukte ihren Hotelaufenthalt krönen würde, gaben zudem rund ein Drittel (37,2 Prozent) der Frauen zu Protokoll, von den Männern nicht einmal jeder Zehnte (9,4 Prozent).

 

Jeder zehnte Mann wünscht sich eine Stripperin

Männer stehen mehr auf nackte Haut als auf Cremes & Co.: Jeder zehnte männliche Umfrageteilnehmer wünscht sich eine Stripperin für eine Privatvorführung. Frauen zeigen sich hier deutlich zurückhaltender. Nur gut ein Prozent der befragten Frauen ließe sich von einer Stripeinlage im Hotel begeistern.

Sportliche Jugend

Besonders die junge Generation bis 29 Jahre möchte sich auch während eines Hotelaufenthaltes fit halten und plädiert für Sportgeräte wie eine Yoga-Matte oder einen Heimtrainer im eigenen Zimmer. Knapp 31 Prozent wünschen sich etwaiges Equipment für ein ungestörtes Training. Bei den 30- bis 49-Jährigen hegen knapp 22 Prozent solch sportliche Ambitionen und bei den Befragten ab 50 sind es nur noch gut zwölf Prozent.

Geschäftsreisende: Extra zeitiges Frühstück und Ersatzkleidung

Da sie ihr Hotel meist sehr früh verlassen, wünschen sich besonders Geschäftsreisende ein extra zeitiges Frühstück. 38 Prozent der Business Traveller stehen knapp 16 Prozent der Privatreisenden gegenüber. Auch über Ersatzkleidung, wenn etwa die Bluse oder das Sakko vergessen wurde, freuen sich mit knapp 18 Prozent deutlich mehr Geschäftsreisende als Urlauber, von denen sich knapp zehn Prozent diese Sonderleistung vom Hotel wünschen. Punkten können Hotels bei vielen Gästen auch mit zusätzlichen Kissen, WLAN und einem Spätaufsteher-Frühstück. Obwohl einwandfreie Hygiene in jedem Hotel Standard sein sollte, gaben einige Befragte explizit auch Sauberkeit als Sonderwunsch an.

 

 

 

 

 

 

 




Geheimtipp: Crell Cuisine

100 Jahre Apfelweinkneipe

Heute Gourmetgasthaus

 

Von Ludwig Fienhold

Wie lange bleibt ein Geheimtipp geheim? In diesem Moment jedenfalls nicht mehr. Das Lokal Crell im Frankfurter Nordend sollte man kennen. Es sieht aus wie die nette Eckkneipe, in der die Nachbarn auf einen Teller und ein Glas Wein kommen. Aber es zieht auch alle an, welche die gestylten aufgerüschten immergleichen Lokale und Lounges satt haben und mehr das Authentische und Individuelle suchen. Es wird eine pfiffige neue deutsche Küche zu fairen Preisen geboten. Jetzt feiert Patron und Küchenchef Christopher Crell sein vierjähriges Bestehen – Cheers!

Das Haus hat eine Morbidezza, wie sie nur ein altes Gemäuer haben kann. Wilder Wein und Efeu überzieht den kleinen Vorgarten und die gesamte Fassade, die in den letzten Tagen des Indian Summer die Blätterfarben prall aufleuchten ließ. Den Charakter und Charme dieses Waldfauns spürt man schon von der anderen Straßenseite. Gastronomie ist hier seit über 100 Jahren zu Hause, Wirtshäuser und Apfelweinkneipen mit dem Namen Apfelwein-Bauer, Windlicht, Gaus, Laternchen und Eiffelturm, deren Bilder teilweise im Lokal hängen. Die Liste mit den Vorschriften ist erhalten geblieben, deren Vollzug zum Glück nicht mehr. Darin heißt es: „An geeigneter Stelle ist ein Spucknapf aufzustellen, der täglich mit heißem Wasser gereinigt und danach wieder mit frischem Wasser gefüllt werden muss.“

In der behaglichen guten Stube finden 22 Gäste Platz, auf der Terrasse ebenso viel (Heizstrahler sind bestellt). Der dunkle Dielenboden und die Theke stammen noch aus alten Tagen und geben einen kleidsamen Kontrast zum hellen modernen Mobiliar. Das Haus in der Gaußstraße 4, nahe Merianplatz, hat als einziges in der Zeile die Bomben des Zweiten Weltkriegs überstanden. Christopher Crell hat sich inzwischen mit einer kleinen Küchenmannschaft neu aufgestellt. Einst reiste er als Koch um die Welt, machte Station in Sizilien und Island und arbeitete auf Schloss Soltau in Kroatien, bevor er im damaligen Vini an der Bockenheimer Straße in Frankfurt am Herd stand. Heute arbeitet er bei Veranstaltungen auch gerne mit Stefan Marquard zusammen, jetzt Fernseh- und Eventkoch, einst ein guter Mann in den Schweizer Stuben. Vor vier Jahren machte Christopher Crell dann aus einer ehemaligen Apfelweinkneipe sein eigenes Lokal, das er Crell Cuisine nennt.

Die Küchencrew hantiert gerne mit Pilzen und Kräutern, etwa Wildkräutersalat, Steinpilzsuppe und Waldpilzragout. Gut gefallen uns regionale Gerichte, die etwas moderner interpretiert werden. Bei der schön gewürzten Blutwurst mit Himmel & Erde werden statt des gewohnten Kartoffelbreis rösche Kartoffeltaler dazwischengesetzt, die der weichen Wurst einen Knackpunkt geben. Der dünn geschnittene Apfelweinschinken mit Brunoise (kleine Würfel) vom Handkäse mit Apfelmeerrettichsalat ist eine ebenso runde geschmackliche Einheit, wie der rosa gebratene Hasenrücken mit Demiglace und süß-saurem Kürbis. Christopher Crell kocht seiner Art entsprechend: Ehrlich, gradlinig, frankfurterisch. Nicht langweilig, sondern mit Witz und Pep. Nicht extravagant und prätentiös, aber anspruchsvoll. Da er jedoch trotz seiner erst 31 Jahre etwas in der Welt herumgekommen ist, sind auch internationale Einflüsse erkennbar. Da wird das Thunfischsteak in einen Zitronenpfeffermantel gehüllt und mit Kokospolenta, Ingwer, Thaispargel und Calvadossauce kombiniert. Die Küche ist am Besten, wenn sie mit wenigen Komponenten ganz entspannt und aufs Wesentliche konzentriert arbeitet, so wie beim saftigen und krossen Zander mit Trauben-Schalotten-Gemüse und Schwarzbrot-Croutons – wunderbar puristisch und schnickschnackfrei. Handwerklich und geschmacklich perfekt ist das zarte mit Schmackes zubereitete Entrecôte vom US-Beef mit getrüffeltem Kartoffelbrei, Waldpilzragout und Minimöhren. Schlichtweg lecker fallen die mit weißer Schokolade gefüllten Ravioli mit Ricotta in Mangobutter aus. Die Speisekarte wechselt alle zwei Wochen, wobei es auch dazwischen Neuzugänge gibt.

Christopher Crell

Die kleine Weinkarte (22 Offerten, darunter 8 offene) kann (noch) nicht mit der Küche mithalten und hat keinen so eindeutigen Charakter wie die Speisekarte, man findet aber etwas Passendes. Ursprung von Schneider, Kuhns Incognito sowie Conterno und Chateauneuf du Pape von Castan sind eine gute Wahl. Christopher Crell ist oft im Service zu finden, flitzt aber nach der Bestellung gleich in die Küche. Viele Gäste kommen wegen ihm und seiner sympathischen und unaufgeregten Art, da muss er sich auch draußen blicken lassen. Für uns ist Crell die Nr. 1 im Nordend und eine der angenehmsten Adressen der Stadt.

Crell Cuisine, Frankfurt, Gausstraße 4, Tel: 069 49 89 67. Geöffnet Dienstag bis Samstag 18 – 23 Uhr (Küche), Sonntag ab 16 Uhr, Montag geschlossen. www.crell-cuisine.de

 

 

 

 

So schmeckt Island

Isländische Spitzenköche zu Gast im Restaurant Crell

Event zur Frankfurter Buchmesse

Passend zum Ehrengast Island der Frankfurter Buchmesse nimmt das Restaurant Crell Cuisine seine Gäste am 12. Oktober ab 19 Uhr mit auf eine kulinarische Reise in das Land der Vulkane und Geysire. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Reykjavik is Cooking“ bringt der Frankfurter Koch Christopher Crell zusammen mit den beiden isländischen Spitzenköchen Axel Björn Clausen und Nick Andrew Torres La-Um (Fish Market Reykjavik) landestypische Genüsse auf die Teller. Angefangen bei Langustinen, Algen-Salat, Galia-Melone, Wasabi-Bohnen , Zwiebelsprossen und Chili, über leicht gesalzenen Kabeljau, Kartoffelpüree mit Topinambur und frische Limettenscheiben, bis hin zu süßem Sellerie-Salat und süßen Minikräutern.

Anmeldungen und Infos: Tel: 069 49 89 67

 




Schönbergers moderne Retro-Küche

Toller Neustart vom Lokal Döpfner´s im Maingau 

 

Wer erinnert sich noch an Ragout fin? Das verputzte Tante Hedwig mit verzücktem Gesicht im Café Schneider. Allein die Blätterteigmütze obenauf galt als Krönung. Dieses meist etwas fade Gericht in schleimiger Soße ist heute so gut wie ausgestorben. Der neue Küchenchef des Restaurant Döpfner´s im Maingau in Frankfurt-Sachsenhausen, Daniel Schönberger, hat ein Händchen für Retro-Gerichte, die er modifiziert und in Schwung bringt. Auch Kalbsragout im Blätterteig. Kaum zu glauben, was er daraus gemacht hat: Das hervorragende Ragout von Kalb, Bries und Nierchen wird von zwei famosen Saucen begleitet, einer hellen aus Kalbsfond und einer dunklen mit Liebstöckel. Man möchte sie sich literweise abfüllen lassen und mit nach Hause nehmen, doch immerhin werden sie in der Sauciere serviert, damit man selbst nachlöffeln kann. Die Gerichte sind so kraftvoll, wie nötig, und so fein wie möglich. Auch leichte Speisen haben bei Schönberger eine Aussage, Saibling mit Gurkengemüse und Kartoffelpüree ist von schlichter Schönheit. Der Zander wird comme il faut gebraten und gebeizt zubereitet und mit Kaiserschoten und lila Kartoffelsalat serviert. Die Beerenkaltschale mit Grießflammerie ist wunderbar old fashioned und deshalb schon wieder modern, vor allem, wenn man sie so leichthändig wie hier zubereitet.  

Küchenchef Daniel Schönberger

Rinderroulade mit Kartoffelstampf wird auch weiterhin eingesetzt – und das ist gut so. Wo bekommt man denn in Frankfurt noch eine gute Roulade aus Großmutters Küche? Eine Evergreen-Küche wird heutzutage ja eher selten gekocht – die einen können Klassiker nicht mehr, die anderen wollen es nicht und jagen lieber Aromen wie Chili und Kokos hinterher. Daniel Schönberger greift die Tradition auf und setzt sie auf seine Weise mit Geschmacksausdruck um. Gerade zu einem Koch passt sehr gut die Thomas Morus-Weisheit „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. Die wichtigste Station von Schönberger war zuvor das Sterne-Restaurant Hessler in Maintal bei Frankfurt, wobei er noch bei Doris-Katharina Hessler mit am Herd stand.

Die Speisekarte im Döpfner´s im Maingau ist kleiner als zuvor, was Qualität und Logistik in der Küche fördert. Sie liest sich vielleicht nicht aufregend, lässt dann aber umso mehr die Teller sprechen. Man könnte sich mehr Eigenwilligkeit wünschen, doch muss man verstehen, dass es die Döpfners langsam angehen lassen wollen und eine bedächtige Erneuerung anstreben. Gerade ihr Restaurant kann auf einen starken Stamm an Gästen bauen, den man sich nicht verschrecken möchte. Wie man jetzt aber zusätzlich neue Gäste gewinnen und sich noch mehr einem jüngeren Publikum öffnen will, das wird ein spannender und herausfordernder Spagat. Die Preise sind auch nach dem Wechsel moderat geblieben, der Weinkeller ist bestens gefüllt, es werden allein 20 offene Weine angeboten, der Schwerpunkt liegt weiterhin bei Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Der Service ist besonders engagiert, hat sich teilweise erfrischend verjüngt, wobei Restaurantleiter Uwe Graul erhalten geblieben ist.

Kleine Straßenterrasse

Weil´s so schön ist und der 36 Jahre alte Daniel Schönberger offenbar ein Faible für die Oldtimer-Küche hat, ist am 3. September gleich ein ganzes Nostalgie-Menü zu haben, moderiert vom Weinveteranen Harry H. Hochheimer. Vergessene Gerichte, neu gekocht, beispielsweise Perlhuhnbrust bourguignonne und Kalbsteak au four. Die Kalte Ente zum Entree kommt nicht aus dem Ofen und ist eine gute alte Bowle (5 Gänge mit 10 Weinen 78 € pro Person). Es könnte wieder so heiter werden wie bei der Feier zum 60jährigen Bestehen des Lokals, bei der Werner Döpfner das Essen mit Anekdoten von damals würzte.

Ludwig Fienhold

 

Siehe auch BISS-Artikel Beim nächsten Mahl wird alles anders

Döpfner´s im Maingau, Frankfurt, Schifferstraße 38 – 40, Tel. 069 61 07 52. 

Dienstag – Freitag 12 – 14.30 Uhr und 18 – 22 Uhr, Samstag 18 – 22 Uhr, Sonntag 12 – 14.40 Uhr (jeweils Küchenzeiten), Montag geschlossen. www.doepfners.de

60 Jahre Döpfner

 




Keine Spucktüten, weniger Turbulenzen

Neue Gastronomie am Frankfurter Flughafen 

 

Delicut & First Taste

 

Außer Bretzeln und Spesen nichts gewesen, lautete zu viele Jahre die gastronomische Durchsage auf dem Frankfurter Flughafen. So langsam gewinnt der Rhein-Main-Airport aber kulinarisch an Höhe, inzwischen muss der Gast nicht mehr so oft auf Crash-Kurs gehen. Einige Neuzugänge geben zumindest Anlass auf Hoffnung. Der Frankfurter Gastronom Tim Plasse hat mit dem Delicut in bester Lage einen amüsanten Power Imbiss eröffnet, Feinkost-Meyer mit First Taste eine Nische für Suppen, Salate und Sandwichs gefunden.

Der Name Delicut wurde gut gewählt und verheißt die Verkürzung aus Delikat, Deli und Cut – Feinkost, New York Delis und Metzgerei. Allein der Gestaltungswille ist in der uniformierten Flughafengastronomie, wo fast alles nach Massenabfertigung aussieht, bemerkenswert. Die Gäste sitzen an einem massiven, geschraubten Holzblock, der aus einer Berghütte zu stammen scheint. In Nachbarschaft dazu steht eine stylishe Steintheke, wie man sie aus schicken Bars kennt. Wer mag, kann auch an ganz normalen Holztischen sitzen. Der nette, forsche und beratungswillige Service ist auch anders als sonst am Flughafen. Jedenfalls hat all das Unterhaltungswert, zumal man die Anzeigen mit den Abflügen im (Adler)Blick haben kann (Raucher können auch gleich vor die Tür).

Delicut

Die Speisekarte an der Theke ist einem Departures Board nachempfunden. Es gibt Sandwichs, Salate und Suppen, aber origineller als gewöhnlich. Das Turkey Pastrami Classic wird mit dünn geschnittener Truthahnpastrami auf Toast und Senf serviert, der Reuben mit Rinderbug, geschmolzenem Schweizer Käse und Coleslow. Dazu werden auf einem Tablett verschiedene Saucen und Dips gereicht: Senf mit Frankfurter Grünen Kräutern, pikanter Ketchup mit Rauchöl, Schmorbratenfond, Mayonnaise mit Soja und Sesamöl sowie klassische Vinaigrette. Als aufmerksame Leser der Biss-Zeitung, wurde von den Betreibern auch unsere Rubrik Bits & Bites übernommen, wobei darunter hausgemachte Kartoffelchips oder Frankfurter Würstchen angeboten werden. Es sind auch größere Gerichte zu bekommen, etwa geräucherte Schweineschulter. Gastronom Tim Plasse möchte mit seinem neuen Delicut eine kulinarische Symbiose aus traditioneller Metzgerküche und moderner Barkultur machen, wobei er auf regionale Produkte setzt. Es gibt außerdem einige ordentliche Weine und Champagner von Legraas & Haas (9,50 € für das 0,1-Liter-Gläschen). Der Cappuccino kostet 2,90 €, es war schon immer nie ganz billig am Frankfurter Flughafen.

Delicut ist jedenfalls genauso eine Bereicherung für den Rhein-Main-Airport, wie der neue kleine nette Imbiss von Meyer Feinkost. Er hat sich in der Abflughalle neben der Edelboutique Burresi Platz geschaffen (früher war dort ein Café). Die schöne Linsensuppe mit Schnippelwürstchen, das Karotten-Ingwer-Süppchen und die gute Gulaschsuppe kennt man von Meyers auf der Freßgass. Husumer Krabben-Salat und Chicken Ceasar Salat sind ebenfalls eine Empfehlung, die Paninis sind wohlwollend belegt. Brot und Brötchen sind von guter Qualität. Offeriert werden zudem frisch gepresste Säfte, wobei der aus Apfel, Fenchel, Orange und Karotte am interessantesten ausfällt. Kaffee und Cappuccino sind tadellos. Man hat das Bestmögliche aus den kleinen Verhältnissen gemacht, die Gäste sitzen jedoch innen sehr eng und können sich schon mal auf die Platzsituation im Flugzeug einstimmen. Bequemer und großzügiger sitzt man im Loungemobiliar vor dem Ladenlokal.

Meyers Feinkostlokal First Taste

Zu den besseren Adressen am Flughafen gehört nach wie vor Le Pain Quotidien. Das „Täglich Brot“ gibt es allerdings zu nicht alltäglichen Preisen, ein Croissant verschlingt beispielsweise 1,80 Euro. Man möchte so etwas wie die großväterliche Backstube von einst auf unsere Zeit übertragen. In dem Lokal erwartet die Gäste neben Einzelplätzen ein sehr großer blanker Holztisch, der für Gastlichkeit und Geselligkeit steht. Dort soll eine offene Gesprächsatmosphäre herrschen, ähnlich dem Frankfurter Ideal der Apfelweinlokale, wo man sich auch nicht vereinzelt, sondern mischt. Das helle Holzmobiliar im Landhausstil gibt eine klare ruhige Linie vor, die das eher hektische Umfeld etwas ausbremst. Neun verschiedene gute Hausbrote sind zu haben, die sich größtenteils durch eine rösche Kruste auszeichnen. Da in der kleinen Küche zu wenig Platz für alle notwendigen Gerätschaften ist, werden die vorgefertigten Produkte wieder aufgebacken, was aber nichts an deren Qualität und Frische ändert. Sehr gut fallen auch das buttrige Croissant und die Brioche aus. Empfehlenswert zudem Oliven- und Walnussbrötchen. Unter den Tartines, zumeist in Öl gerösteten Brotscheiben, gibt es leichte mit Tomaten oder furchtbar wuchtige mit gereiftem Gruyère. Am besten schmeckt die große und mit Ziegenkäse überbackene Knusperscheibe, bei der Birnen und Akazienhonig für aparten Kontrast sorgen.

Meyers Suppenküche

Sehr lecker auch die Aprikosen- und Apfel-Tarte. Auch der Cappuccino, selbstredend „organic“, schmeckt ausgezeichnet. Die frische Minze-Limonade macht munter, die Weinkarte zeigt sich ansonsten nahezu überraschend und kann mit hochsoliden Winzernamen wie Dreißigacker, Schäfer-Fröhlich, Laible, Rosch und Heyl zu Herrnsheim aufwarten.

LF

Delicut, Terminal 1, Abflughalle A.

 Meyer Feinkost, Terminal 1, Flugsteig A1-5, Tel. 069 690 29265.

Le Pain Quotidien, Terminal 2, Ebene 3. Tel. 069 69 711 69 10. Täglich geöffnet von 6 – 22 Uhr. Alle genannten Adressen sind noch vor Sicherheitscheck und Passkontrolle zu erreichen.

 




Restaurant Pferdestall frisch gesattelt

Franz Zlumka und Andreas Fink starten mit neuer deutscher Küche

 

Eines der schönsten Häuser in Frankfurt, die Remise im Westend, soll ab Februar nächsten Jahres endlich wieder gastronomisch belebt werden. Der neue Pächter Franz Zlumka aka Herr Franz betrieb zuvor 15 Jahre lang mit dem Literaturhaus an der Bockenheimer Landstraße bereits ein anderes attraktives Lokal. Der 61 Jahre alte Gastronom aus Oberösterreich arbeitete als Koch, Barkeeper und Schiffsteward, bevor er sich 1983 selbständig machte. Er führte unter anderem auch das Orpheo in Frankfurt und gründete zu vorgerückter Stunde das Deutsche Institut für Hausmannskost.

Im neuen Pferdestall soll es mittags Fisch, Fleisch und Krustentiere vom Grill geben. Dazu Gerichte von der wechselnden Tageskarte, stets mit einem vegetarischen Angebot. Ab 16 Uhr ist Brotzeit, mit deftigen belegten Broten (keine Canapés) – belegt mit Braten, Salami, Schicken, Käse oder von allem etwas, so wie sich der Gast seine Brotzeit eben zusammenstellt. Dazu Gürkchen oder Mixed Pickles. Alles wird immer frisch aufgeschnitten.

Küchenchef Andreas Fink

Abends gibt es im Restaurant eine eigene Karte. „Mein Koch Andreas Fink soll sich austoben, er versteht es, die traditionelle Küche innovativ aufzupeppen“, meint Franz Zlumka. Außerdem soll ein Servierwagen zum Einsatz kommen, wie man ihn aus französischen, englischen oder amerikanischen Restaurants kennt. Von diesem können die Gäste ganz Gusto auswählen und ihren Teller individuell zusammenstellen: Braten, Bollito misto, Kalbszunge, Wurst, Huhn, Rindfleisch, Geflügel. Küchenchef Andreas Fink arbeitete zuvor unter anderem in den Frankfurter Lokalen Biancalani, Dorade und Zarges sowie dem Szenetreff Ima Kitchen. Er möchte im Pferdestall eine anspruchsvolle deutsche Küche etablieren, beispielsweise mit Gulasch, Olivenkartoffelpüree und gebackenem Steinpilz oder Kürbisrisotto mit Lamm und Pfifferlingen. Gastronom Franz Zlumka ist dem Frankfurter Presseclub als ebenfalls dort residierenden Hausherrn verpflichtet, der das Palais zu einem kulturellen Treffpunkt und sozialen Salon machen möchte. In nur vier Monaten ist es soweit.

Patron Franz Zlumka

Der Pferdestall in der Ulmenstraße 20 ist als einziges Gebäude des einst fürstlichen Livingstonschen Palais-Ensembles übriggeblieben und wurde zuletzt vom Heidelberger Gastronomen Ernst Kraft nahezu außerhalb der Öffentlichkeit bewirtschaftet.1880 wurde das neo-barocke Gebäude von dem Architekten Schmidt für den wohlhabenden und aus Amerika zurückgekehrten Frankfurter Geschäftsmann M. L. Livingston geplant und gebaut. Das dreiflügelige repräsentative Bauwerk war als Pferdestall und Remise (Wirtschaftsgebäude für Fahrzeuge und Geräte) geplant. Die Kutschen wurden mit einem Aufzug nach oben befördert. Kurz nach Fertigstellung des Gebäudes starb der Bauherr und Besitzer – und der „Pferdestall“ wechselte mehrfach den Besitzer, unter anderem war er auch kurzfristig in Besitz der Familie Rothschild.