Die 7 Samurai Chefs

Köche & Barkeeper mit

neuen japanischen Kreationen

 

Köche, Barkeeper und japanische Spitzenproduzenten haben sich zu einer Geschmacksoffensive zusammengeschlossen, die sich über viele deutsche Städte bis nach Tokio zieht. Mit von der Partie sind Spitzenmixer wie Ewald Stromer von der Capella Bar im Breidenbacher Hof und Topköche à la Mario Lohninger vom Silk in Frankfurt oder Christian Bau vom Mosel-Schloss Berg. Die Events werden bei ausgesuchten Restaurants und Bars stattfinden und bis zum Jahresende gehen.

Enrico Wilhelm von der Doc Cheng´s Bar im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten setzt schon seit langem auf Cocktails mit asiatischem Touch und kann eine große Sake- und Shochu-Auswahl anbieten. Arnd Henning Heißen vom Curtain Club im Ritz Carlton Berlin ist für seine aromatischen Drinks bekannt, sein Signature-Cocktail ist der Yuzo-Watermelon. Hidetsugu Ueno betreibt die sehr bekannte winzig-intime Bar High Five in Tokio, wo es nicht nur bemerkenswerte japanische Single Malts gibt, sondern auch exzellente Bamboo-Cocktails und leckere Snacks. Thomas Huhn gehört ebenfalls zu den Besten seiner Zunft und zeigt dies im erstklassigen Hotel Les Trois Rois in Basel, wo er in diesem Jahr besonders viel mit Sake arbeitet.

Orhan Toprak, 22nd Bar

7 renommierte Barchefs präsentieren jeweils 7 neue Kreationen mit Produkten von 7 Spitzenproduzenten an insgesamt – natürlich – 7 Abenden. Die meisten Cocktails werden allerdings das ganze Jahr über zu haben sein. Den Auftakt in Frankfurt machte die 22nd Bar-Lounge im von den Meliá-Hotels geführten Eurotheum an der Neuen Mainzer Straße. Die grandiose Aussicht über die Stadt ist die große Trumpfkarte dieser hochgelegenen Bar, deren Toiletten den Gästen ebenfalls einen spannenden Panoramablick gönnen.

Mario Lohninger hat sich schon immer von der japanischen Küche inspirieren lassen und offeriert in seinen drei Restaurants Silk, Micro und Lohninger in Frankfurt immer wieder delikate Exotika. Sein neues und aufregend gutes Sake-Menü wird am 22. Mai um 19 Uhr im Silk serviert: Grüner Spargel Tempura & Sesam Sauce; Cornetto mit mariniertem Lachs & Avocado;  Gazpacho, japanische Pflaume & Octopus; Bonito Sashimi, Dorade & Rote Gamba; Jakobsmuscheln, Aubergine & Rote Miso Sabayone;  Black Cod, japanische Consommé & Rettich Cannelloni;  Bisonfilet, Enoki & japanische Yam; Erdbeer Yuzu Sorbet & Mango Mascarpone Schaum; Grüner Tee Bisquit, Ananas & Sake Sorbet. Allein der Black Cod ist umwerfend gut. Menüpreis inklusive hochwertiger Sake 198 €.  Auch Juan Amador besinnt sich mal nicht auf Spanisches, sondern wird nipponistisch. In seinem Restaurant in Mannheim wird das Menü inklusive Sakebegleitung für 260 € zu haben sein.

Yoshiko Ueno-Müller, Jörg Müller

Hinter der Veranstaltung der 7 Samurai stehen Yoshiko Ueno-Müller und Jörg Müller, die sich seit vielen Jahren spezialisiert haben – sie ist unter anderem Master of Sake Tasting, er Weinberater. Zusammen betreiben sie die Ueno Gourmet GmbH in Kronberg im Taunus. Ihre 7 Samurai-Köche fanden bereits im letzten Jahr eine überwältigende Resonanz (siehe BISS-Artikel Die 7 Samurai-Köche und Sake: Poesie in Flaschen).

Peter Lunas

 

 

 

Das ganze Programm mit allen Teilnehmern, weitere Infos und Anmeldeadressen unter www.japan-gourmet.com

Silk, Mario Lohninger, Frankfurt, Informationen & Reservierung, Tel. 069 – 900 200.

Juan Amador, Mannheim, Floßwörthstr. 38, Reservierung Tel. 0621 8547 496.

Photo Credit: Barbara Fienhold

 

 

 




Die 50 Best in der Kritik

Stimmen zur so genannten Restaurant-Weltbestenliste

 

Im letzten Jahr stand „Biss“ mit der Kritik an den „50 Best“ ziemlich allein. Dieses Jahr jedoch meldeten sich parallel zu unserem Beitrag auch andere Kritiker der zweifelhaften Liste zu Wort.

 

Martin Berasategui ist ein bekannter Koch aus Lasarte nahe San-Sebastian. Eigentlich hat er in seiner Karriere so ziemlich alles erreicht, was ein Koch erreichen kann.  Vielleicht kann er es sich auch deshalb erlauben, sich über die Nachrichtenagentur EFE zu den „San Pellegrino 50 Best“ zu äußern:

Berasategui sieht die Liste der „50 Best“ als „Montage und Hoax“. „Für mich ist diese Liste nicht realistisch oder gerecht, sie ist gefälscht“ erklärte der Baske („Para mí esta lista no es real ni justa, está amañada“). Die Liste sei nicht ernst zu nehmen weil es kein Budget gibt, das zum Testen von Restaurants und den damit verbundenen Reisen nun mal benötigt wird. Berasategui:  „Das einzige Budget wird in London für das Gelage verbraucht“.

Er wäre sehr glücklich über die Präsenz von acht spanischen Köchen unter den 50 Besten,  „wenn es wahr wäre.“

Martin Berasategui

Der französische Food-Blogger Bruno Verjus meint: „Es ist klar, dass einige Regionen Lobby-Gewohnheiten haben und ihre Mitglieder gruppieren, um dieses oder jenes Restaurant zu fördern.  Aus diesem Grund machte Schweden mit einer sehr aktiven Politik gegenüber den regionalen Präsidenten [gemeint sind die Chairmen] auf sich aufmerksam/wurde dabei erwischt. Zweifelsohne eine gute Idee, wo doch zwei schwedische Restaurants… stark aufsteigen….. Das Gleiche gilt für spanische, südamerikanische oder angelsächsische Restaurants, die Unterstützung von den jeweiligen Paten wie „Ferran Adrià“ und „Daniel Boulud“ erhalten“.

Verjus fährt fort: „…doch was tun mit DEM besten Restaurant der Welt, dem Louis XV in Monaco, das jetzt in der Rangliste fehlt? Oder mit Pierre Gagnaire, Alain Passard, Pascal Barbot, Michel Troisgros und viele andere, die wahrscheinlich nie in den Top Ten erscheinen. Es reicht, um die Welt zu reisen und zu essen, um zu verstehen, dass Lobby-Nahrung und Nahrung für die Seele unmöglich zu versöhnen sind.“

Ebenfalls in Frankreich hat „Le Monde 2“, die Wochenbeilage der Tageszeitung Le Monde, zwei Insider interviewt:

Francois Simon, der gefürchtete Kritiker von Le Figaro und ehemaliger „Chairman“ der 50 Best für  Frankreich, erläutert da, er habe die Jury verlassen, weil „die Auszeichnung mehr eine Frage des Bekanntheitsgrads als der Qualität“ war.

Die Liste sieht er heute als „Nomenklatur des Fressens [bouffe], die versucht, gerechte Meinungen  zu Gunsten einer Clique von Freunden zu modifizieren.“

Kurz erwähnt er gemeinsame Umtrünke, die durch geschenkte Flugtickets erst möglich werden.

Besonders interessant ist die Stellungnahme von Joe Warwick. Der britische Journalist gehörte von 2001 bis 2008 zur Redaktion von Restaurant Magazine und gilt als einer der „Erfinder“ der Liste. Noch 2011 wurde er als Juror geführt: „Restaurant Magazine sei „ein Fachmagazin für Profis aus Hotellerie und Gastronomie“. „Wir suchten nach einer originellen Idee, die vielleicht von der Presse übernommen werden könnte“ erklärt Warwick „ Einer von uns sagte: „Und wenn wir eine Liste der besten Restaurants von England erstellen?“ Und ein anderer fügte hinzu: „Und warum nicht die Welt?“ So begann alles.“

Laut „Le Monde 2“ sieht Joe Warwick heute die Dominanz der 50 Best durch selbst ernannte Avantgardisten als „einen gewissen kulturellen Faschismus“.

 

Recherche: Jörg Zipprick

 

Siehe auch Biss-Artikel Besoffene Köche, gierige Kritiker sowie Die ranzigste Restaurantliste der Welt

 

 

 

 




Böse Zungen Best of Gault Millau

Als die Franzosen

noch frech waren

 

Zugegeben, ich kenne den Namen der neuen Chefredakteurin vom Gault Millau Deutschland, Patricia Bröhm, nur aus den Autorenzeilen der „Süddeutschen“. Aber: Diese Autorenzeile und die Texte darunter waren mir sympathisch. Es gibt im Gegensatz dazu ja Namen, die wie ein böses, tiefschwarzes Omen jeden Text überschatten, die nach Schwefel und Synthetik-Aromen riechen, aber das will ich heute mal nicht vertiefen. Mögen Patricia Bröhm jedenfalls Heringsei-Imitat, Synthese-Aromen, Zusatzstoffe und IFT* weitgehend erspart bleiben, mögen die permanenten Geschmacksexplosionen und unvermeidlichen Spiele der Konsistenzen ihren Mundraum verschonen.

Sympathisch waren mir die Texte schon deshalb, weil Patricia Bröhm darin Menüs nicht wie ein Gerichtsmediziner seziert, wie es momentan im Kritikermilieu à la mode scheint. Ich sehe da eine Parallele zur Kost, die uns diverse Fernsehproduzenten auftischen. Früher hatten wir den sympathischen Gerichtsmediziner „Quincy“ im Vorabendprogramm, heute zerlegt irgendein CSI-Experte den Mageninhalt von Mordopfern in Großaufnahme und schmiert mir das Resultat auf den Flachbildschirm. Das will ich gar nicht so genau sehen, genau wie ich als Leser von Restaurantkritiken  halt nicht jedes Knusperelement mit angeblichem „Katalysatoreffekt“ beim Vornamen kennen lernen möchte.

Der Ur-Gault & Millau

Sympathisch war mir auch stets der Gault Millau. Der Restaurantführer schien mir für die Gäste geschrieben zu sein, nicht für die Köche. Den Gault Millau habe ich schon als Student gekauft. Wegen der Verrisse. Groß war die Freude, wenn ein Kritiker endlich mal zugab, dass er in einem mir bekannten Lokal genau so mies gegessen hatte wie ich als stinknormaler Gast. Als ich meinen ersten Gault Millau Deutschland bei Gonski in Köln erstand, hatten die Verfasser einen, wenn auch regional begrenzten, Miniskandal angezettelt indem sie dem kölschen Aushängeschild „Der goldene Pflug“ nur 15 von 20 Punkten zugestanden. „Frech“ sei das und „geradezu unverschämt“ hieß es damals. Schließlich habe der Laden drei Sterne im Michelin, da müssen doch auch hart gesottene Kritiker mit den weichen Knien klappern.  Ich muss zugeben, dass ich damals nicht täglich den „Goldenen Pflug“ frequentierte. Dennoch kam es kurze Zeit später zu einem Besuch. Fortan vertraute ich dem Gault Millau stärker als dem Michelin. Ein Eindruck, der sich noch verstärkte, als mir kurz darauf in einem Pariser Drei-Sterne-Lokal eine Entenbrust in einer Garstufe vorgesetzt wurde, die ich halbwegs neutral nur mit dem Wort „mumifiziert“ beschreiben kann. Ich will den Ort dieses Verbrechens am Federvieh  jetzt nicht weiter benennen, aber der Name beginnt mit „L“  und endet mit „a Tour d’Argent“.

Seitdem war mir „frech“ und „unverschämt“ immer lieber als „staatstragend“. Die fröhlich-sonnigen Betrachtungen permanent grundoptimistischer Berufsesser hatte ich übrigens schon vorher für immer ausgemustert und ignorierte fortan die Regalmeter, die Buchhändler an sie verschwendeten.

„Frech“ ist sozusagen die DNA des Gault Millau. Wir haben den Vorfahren des Führers aufgetrieben und abgestaubt: „Guide Julliard de Paris“ von Henri Gault und Christian Millau. In der Ausgabe von 1970 stehen viele köstliche Beispiele der Restaurantkritik. Hier ein Best of:

 

Au Mouton de Panurge

17, rue de Choiseul

…. « gehässiges Lachen, Gardegesänge und unnachahmliche Obszönitäten gehören zu unserem Kulturerbe. Schon deshalb ist es wichtig, dass ihre Kinder diesen Ort kennen lernen….“

(Anmerkung: Dieses Lokal existiert nicht mehr. Doch keine Sorge, das Kulturerbe lebt andernorts fort und scheint derzeit nicht gefährdet)

 

Le Coq d’Or

13, rue Malebranche

„All der verwelkte Prunk des alten Russlands der Großherzöge und Taxifahrer. Hier ist man schlecht zum kleinen Preis und schwimmt in Lokalkolorit.“

(Anmerkung: Etliche geflohene russische Adlige mussten sich damals in Paris als Taxifahrer verdingen)

 

Rôtisserie Périgourdine

2, place Saint Michel

Wir werden über dieses Lokal nie wieder schlecht reden: Dies ist das schlechteste Restaurant von Paris, dies ist das schlechteste Restaurant von Paris….  Dies ist das schlechteste…. Dies ist… dies ist das beste Lokal von Paris, dies ist das beste Lokal von Paris…

(Anmerkung: Die Rôtisserie bekam die Note Note: 4/20)

 

La Méditerranée

2 place de l‘Odéon

„Keine Verbesserung seit der letzten Auflage. Die Teppiche sind immer noch verdreckt, der Fisch im Kühlschrank vergessen, Schokoladenmousse wird mit Stärkemehl vollgestopft….“

(Anmerkung: Das Lokal existiert noch, der Teppich wurde ausgetauscht.)

Während der französische Gault Millau nach dem Verkauf an einen Hersteller von Geschenkartikeln mit den Jahren immer artiger wurde, hat der Gault Millau Deutschland seinen Charakter und Biss behalten.

Jörg Zipprick

 

* IFT = Instant Food thickener, wird sonst im Hospital den Patienten mit Dysphagie, also Schluckstörungen verabreicht und gern in der neuen nordischen Küche verwendet.

 

 




Gastro News Rhein-Main

Des eigenen Glückes Schmied

Neue Weinstube

 

Nein, nicht schon wieder eine Lounge oder Weinbar, einfach nur eine Weinstube. Mehr will das neue Lokal von Chris Hörle nicht sein. Und in Zeiten der unbedingten gleichmachenden Moderne ist das ja immerhin eine Ansage: Weinstube. Genau das ist auch daraus geworden, in aller Gemütlichkeit, bei aller Bescheidenheit, die auf manches verzichtet, aber nicht auf Persönlichkeit und ordentliche Weine. Man fühlt sich ein bisschen wie im Schwarzwald oder mehr noch wie in einer Straußwirtschaft. Die Alte Schmiede im Stadtteil Nied (unweit vom Frischeparadies) bietet jedenfalls eine Stube, wie man sie so in der Stadt nicht mehr kennt, inklusive Sommergarten.

Chris Hörle

Bei den Weinen stehen drei Güter im Mittelpunkt: Petry/Lindenhof (Rheingau), Lergenmüller (Pfalz), Juliusspital (Franken). Hausmarke ist „Der Chris ihrn Schoppe“, ein süffiger Riesling aus der Hochheimer Hölle (1,90 € 0,1l, 3,50 € 0,2l, 16 € Flasche). Zu essen gibt es auch etwas, kalte Deftigkeiten: Hausgemachten Wurstsalat, Vesperplatte mit gemischter Wurst, Käseplatte mit Feigensenf, Brot und Butter oder Handkäs mit Musik (3,50 – 9,90 €). Zudem werden ständig wechselnde Tagesempfehlungen angeboten. Chris Hörle arbeitete bislang viele Jahre an der Seite ihres Lebenspartners Harry H. Hochheimer in der Wein- und Gastronomieberatung und will sich jetzt vor allem ihrer eigenen Weinstube widmen.

Weinschänke zur Alten Schmiede, Frankfurt-Nied, Beunestraße 4-6, in den Sommermonaten geöffnet Mittwoch bis Samstag ab 17 Uhr, Sonn- und Feiertage ab 14 Uhr. Tel. 069 33 35 76 77.  www.alte-schmiede-nied.de

 


Süffiges Wein-Schiff

Flüssiges auf dem Main

 

Monsieur Delescot in bester Laune

Das gibt’s sonst auf keinem Schiff: Eine Weinprobe auf dem Main. Der Champagner perlt, der Wein flitzt über die Zunge und die Stimmung schlägt sanfte Wellen. Veronique und Julien Donadel, die in Frankfurt mit Weinen und Delikatessen handeln, luden zum zweiten Mal aufs Schiff der KD-Flotte. Man traf in Form von Menschen und Flaschen viele gute Bekannte, konnte aber auch manche Neuentdeckung machen. Die Weine vom Winzerhof Stahl aus Franken gehören zu den Entdeckungen. Edelstahl heißt sinnigerweise der trockene Riesling, der ebenso mit kühler Frische und dezenter Frucht überzeugt, wie der Silvaner. Der preiswerteste Tropfen von Christian Stahl heißt trocken „Nachschlag“ und ist wegen seiner schlanken Art ein besonders guter Spaßwein für den Sommer. Bemerkenswert: Amaral Sauvignon Blanc von De Gras aus Chile, mit typischem, aber nicht lautem Aroma von Stachelbeeren, Melone und frisch gemähtem Gras sowie einer delikaten salzigen Frische.

Marco Zanetti

Mit von der Partie war auch Marco Zanetti, der sich als Winepunk und Sommelier des Restaurants Parkstraße Neun in Bad Nauheim bekannt gemacht hat. Er ist ein Charakter, wie man ihn eher selten in der glattgebügelten Welt der Sommeliers sieht, und hatte unter anderem einen wunderbar trockenen Lambrusco von Lini mitgebracht, der ausgezeichnet zu pikanter Wurst und Parmesan passt und sehr kühl getrunken werden sollte. Rainolf Kirsch präsentierte Weine aus dem Friaul, die vor allem durch ihre ungewöhnlichen und an Portwein erinnernden Flaschenformate auffielen und sich an Szenelokale wenden. Mit im Gepäck hatte er aber auch den besonders erfolgreichen portugiesischen Fabelhaft Tinto, von dem allein 100 000 Flaschen an die Lufthansa gehen.

Erfrischung auf sehr hohem Niveau bieten die Champagner aus der Kellerei Edouard Brun (1898), die im Besitz der Familie Delescot ist. Sie besitzt acht Hektar eigene Weinberge in der Grand Cru Lage Aŷ und anderen Orten um Reims. Die Prestige-Cuveés l´Elegante und l´Elegante Rosé in der auffälligen Jugendstilflasche sind von geschliffener Präsenz und subtiler Aromatik. Die Assemblage beider besteht aus Chardonnay und Pinot Noir, wobei der Rosé einen höheren Pinot-Anteil hat, während die Cuvée Brut stärker auf Chardonnay setzt. Fazit: Viel Gutes auf dem Main und die Frage: Warum nur kann ein solches Weinschiff nicht als feste Einrichtung am Eisernen Steg in Frankfurt vor Anker gehen?

www.donadel-fils.de

 

Auf dem Dach Frankfurts

Zypern im Fleming´s

 

Es gehört zu den schönsten Unternehmungen in Frankfurt: Mit dem Pater Noster auf die Dachterrasse des Hotels Fleming´s zu reisen. Die Aussicht bietet eine völlig andere Stadtperspektive, so nah kommt man dem historischen Eschenheimer Turm sonst nicht, hinter dem sich mächtig das Jumeirah mit Einkaufscenter aufbäumt. Dieses Panorama nutzte die Fremdenverkehrszentrale Zypern für einen kulinarischen Abend, der angenehm locker inszeniert wurde. Die Weine kann man höflich übergehen, beim Essen gefielen gefüllte Calamari mit Couscous, Grillwürstchen mit Petersilie und Minze sowie Spanferkelrücken. Die nächsten Tage wird das sonst mit Grillgerichten und Seafood hantierende Hausrestaurant beim Essen auf Zypern setzen. Interessant ist auch der Name des Hotels: Der 2007 verstorbene Eigentümer der Hotelgruppe Fleming´s, Ignaz Blodinger, bewunderte den Autoren Ian Fleming, den Erfinder von James Bond.

 

Neue Küche im Grünen Wald

Vincent Orosco ist wieder in Kronberg

 

Stefan Allgaier führte das Restaurant 13 Jahre und übergab es nun an Vincent Orosco, der bereits zwischen 2007 und 2009 als Chefkoch im Grünen Wald verantwortlich war (14 Punkte im Gault Millau). Für den Gast wird sich nicht allzu viel ändern, denn Vincent Orosco wird Teile des seit Jahren bestehenden Teams übernehmen. Sonnenschein Daniele Miglietta wird nach wie vor für den Service verantwortlich sein und Frank Fischer die Gäste weiterhin als Sommelier in Sachen Wein beraten. Stefan Allgaier wird, wie am 24. März in BISS berichtet, im Frankfurter Westend in der Liebigstrasse 47 das Restaurant „Allgaiers“ im Juli eröffnen, wo einst die Lokale Gargantua und Le Midi zu Hause waren. Frische deutsch-französische Küche und eine Weinkarte mit rund 300 Positionen sowie ein moderat kalkuliertes Lunch-Angebot sollen Gäste gewinnen. Das Restaurant wird von Montag bis Freitag geöffnet haben (am Wochenende schwächelt das Westend bekanntermaßen), am Wochenende ist das Lokal nur für Veranstaltungen, Familienfeiern oder Geburtstage buchbar. Auch spezielle „Weinabende“ werden am Wochenende stattfinden

www.zum-gruenen-wald.com                      www.allgaiers-restaurants.com

 

 

Photo Credit: Barbara Fienhold

 

 

 




Gastro News

Party im Waldstadion

 

Nicht nur viele Kinder träumen davon, ein Fußballstadion ganz allein für sich zu haben. Wer etwas älter ist, mehr Geld oder bessere Kontakte hat, kann sich so ein Stadion aber auch mieten. Das Frankfurter Waldstadion gehört jedenfalls zu den interessantesten Locations der Stadt. Das hochglänzende Top Magazin Frankfurt hat das Stadion als Eventbühne genutzt und ein rauschendes Fest mit 300 geladenen Gästen gefeiert. Mit guter Musik, die so angenehm war, dass man auch gute Gespräche führen konnte. Nette Idee: Bei der Vanity Fair gab es Eintrachtschals als Souvenir. Das Catering war ein Eigentor, der Service zeigte sich sturmerprobt. Fast alles wie in der 1. Liga.

 

Kein Café im Rententurm

 

Im gerade ansehnlich restaurierten spätgotischen Rententurm wird es nun doch kein Café geben. Der strategisch hervorragend zwischen Fahrtor und Eisernem Steg liegende Platz wäre ideal dafür gewesen, vor allem für den Betreiber, denn hier laufen alle Touristen und halb Frankfurt vorbei. In der Gerüchteküche dampfte es gehörig, es war von vielen Bewerbern die Rede. Auch vom gegenüberliegenden Spitzenkonditor Hollhorst. Den hätten wir sehr gerne auch dort gesehen, aber nun darf man hier im Erdgeschoss nur Bilder vom alten Frankfurt bewundern. Das neue und als Ergänzung zum historischen Teil gedachte Museum nebenan soll dagegen eine Gastronomie bekommen. Dabei würde der historische und nun eröffnete Teil als Ausstellungsfläche reichen. Jetzt hat man noch über die freie Fläche einen großartigen Blick auf Nikolaikirche und Dom. Doch Frankfurt befindet sich im Bauwahn und mauert sich ein.

 

Neues Lokal an der Kleinmarkthalle

 

Die Kleinmarkthalle ist eine Goldgrube. Man steckt jedenfalls gerne viel Geld hinein. Vor allem der Rolanderhof, das Terrassenlokal auf der Galerie im ersten Stock, ist von früh bis spät von trinkfreudigen Gästen umlagert. Aber auch vor der Kleinmarkthalle geht es munter zu, gerade samstags, wenn einige Stände ganz open-air mit Champagner, Wein und Würstchen locken. Jetzt hat die bislang müde Gastronomie gegenüber am Liebfrauenberg einen neuen Pächter bekommen: Marcel Pickel, der mit seiner Partnerin Anja bereits die Weinstube am Römer hinter der Historischen Ostzeile (nicht zu verwechseln mit der Weinstube im Römer neben dem Standesamt) betreibt. Im neuen Lokal Liebfrauenberger gibt es Hessisches und das, was man einst gutbürgerliche Küche nannte. Beim Festival der Grünen Soße belegte das Lokal den zweiten Platz. Wie in den alten und zumeist ausgestorbenen Fernsehkneipen will man hier dem Fußball und seinen Fans einen Platz geben. Die Flimmerkiste läuft auf vollen Touren, vor allem zwischen dem 8. Juni und 1. Juli zur Fußball-Europameisterschaft.

 

 

Flüssiges Fleisch

mit Saumagen

 

Der neue Weinladen Westlage im Frankfurter Westend geht fleißig mit ausgesuchten kulinarischen Angeboten ans Werk. Weine aus nahen Regionen und speziell der Pfalz (Kuhn, Rings etc.), Produkte von Landmetzgereien, handgerührte Marmeladen, Großmutters Suppen und andere traditionelle Erzeugnisse stehen im Sortiment. Der Shop ist gut bestückt, daneben betreibt man noch Catering, Weinverkostungen und Geschenkservice. Ein Spaß besonderer Art sind die lockeren Weinverkostungen, vor allem, wenn so muntere Winzer wie Uli Metzger zu Gast sind, und dazu Leckeres wie angebratener Saumagen gereicht wird.

Uli Metzger hatte gemeinsam mit seiner Agentur die Aufsehen erregende Idee, statt der üblichen Klassifizierung à la Kabinett und Spätlese eine Qualitätseinteilung nach Fleischerart vorzunehmen: Bei seinen Weinen laufen die Besten deshalb unter Filet (A), Gutsweine als Flanke (C). Das alles wäre nur ein netter Gag, doch Uli Metzger hat auch einige wirkliche Spaßweine zu bieten, die von einem ähnlich fröhlich-beschwingten Naturell wie er selbst sind.Der Sonnenberg Riesling gehört zu den schlanken und trocknen Vertretern von Metzger und fällt frisch mineralisch aus. Beim wonnigen Pink-Rosé freut man sich über das nette Schweinchen-Etikett, und der Rieslingsekt bietet ordentlich Geschmack für kleines Geld. Als Weißer und Schwarzer Bulle fallen Cuvées ins Gewicht, wobei auch hier das Etikett Programm ist. Der Schwarze Bulle aus Spätburgunder und Merlot gefällt durch seine Kräuterwürze sowie eine pfeffrige und leicht salzige Note. Überraschend gut präsentiert sich der sonst in Spanien ansässige Tempranillo, den man ruhig leicht kühl trinken kann. Flaschenpreise zwischen 7 und 22 €.

Betrieben wird Westlage vom Pfälzer Andreas Georg Dresch und dem Frankfurter Robert Schild. Dresch war zuvor als Marketingleiter in der Hotellerie tätig, Schild arbeitet in der Reisebranche als Grafik-Designer, was man auch dem ansprechenden Internetauftritt von Westlage ansieht.

Westlage, Frankfurt, Grüneburgweg 92, Tel. 069 95 50 94 70. www.westlage-frankfurt.de

Uli Metzger

 

Café Laumer mit Musik

und schrillen Zwischentönen

 

Das legendäre Café Laumer an der Bockenheimer Landstraße hat inzwischen eine interessante Musikreihe mit Live-Künstlern etabliert, die einen Besuch lohnt. Das so genannte Nachtcafé startet meist ab 19 Uhr, wenn längst die letzten Torten gegessen sind. Wir würden noch viel lieber ins Laumer gehen, wenn endlich einmal Kaffee und Cappuccino schmecken würden und manches aus dem Sortiment nicht so von der Stange erschien. Inzwischen haben sich ohnehin dissonante Töne ergeben. Die neue und erst seit 1. Februar agierende Betreiberin Anja Klügling hat sich binnen weniger Wochen von ihrem Geschäftspartner getrennt und fluchtartig das Lokal im Groll verlassen. Als Geschäftsführer ist nur noch Jorge Hubermann im Amt. Anja Klügling war sehr engagiert angetreten, sie betreibt erfolgreich mehrere Cafés unter dem Namen Merci in Kronberg, Bad Soden und Eschborn. Zur Erinnerung: Das Café Laumer ist mehrmals in erhebliche Schwierigkeiten geraten und war letztes Jahr gerade erst erneut in die Insolvenz gegangen.

Café Laumer, Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 67, Tel. 069 72 79 12.

www.cafelaumer.de

 

 

 

 

 

 

 

 




Neue Feinkost Frankfurt wird französischer

Epicerie Donadel und andere gute Adressen für die

O-là-là-Momente im Leben

 

Allein die Einrichtung ist ein Genuss. Zwischen Antiquitäten und Trödel breitet sich ein Schlaraffia aus, wie man es so bislang in Frankfurt nicht kannte. Die neue Epicerie an der Berger Straße bietet viele handverlesene Feinkost von zumeist kleinen und handwerklich arbeitenden Erzeugern aus Frankreich. Vom richtig guten Baguette bis zum nicht überall zu habenden Champagner findet man vieles, was man für die täglichen Feierstunden des Lebens braucht.

Der sehenswerte Hinterhof hat Geschichte, man merkt es allein am kunstvollen Tor, einer handwerklichen Rarität, wie man sie kaum noch in dieser Stadt zu sehen bekommt. Hier war seit 1873 Getränke-Schäfer zu Hause, wovon die alten Brauereimalereien im Eingang zeugen. Jetzt haben den über 150 Quadratmeter großen Laden Veronique Donadel und Julien Lagahuzere übernommen. Mutter und Sohn betreiben seit langem Weinhandel in Frankfurt, können sich aber erst hier so richtig entfalten. In ihrem neuen Geschäft hat Veronique Donadel viel von dem versammelt, was sie liebt und zum Teil seit ihrer Kindheit kennt.

Epicerie Donadel

Man spürt Qualität und Individualität. Allein die Baguette sind klasse. Es gibt das Pariser Modell, schmal und krachig. Und es gibt das Nizza-Baguette, eine breitere südfranzösische Variante mit mehr Saftigkeit. Dazu holt man sich erstklassige, leicht gesalzene und frisch vom Klotz geschnittene Butter aus der Normandie, einen perfekten Reblochon oder mildwürzig-saftigen Jambon de Chalosse. In diesem schönen Krämerladen stößt man beim Stöbern auf manche Entdeckung, etwa Cassoulet aus der Landes, Kutteleintopf, baskisches Ketxupa oder die Liköre der alten Destillerie Denoix aus dem Limousin.

In dem neuen Feinkostladen nehmen die Weine in jeder Hinsicht viel Raum ein, wobei die Preise sozial sind. Hier darf man getrost die bei uns leider stark vernachlässigte Rebsorte Viognier mitnehmen und findet sogar einen guten, trockenen und frühlingshaften Muscadet. Champagner enttäuscht ebensoviel wie er begeistert. Umso besser, mal wieder einem blitzsauberen, eleganten und aussagekräftigen Edelschaumwein zu begegnen. Das Familienunternehmen Edouard Brun wurde 1898 gegründet und besitzt acht Hektar eigene Weinberge in der Grand Cru Lage Aŷ und anderen Orten um Reims. Die Prestige-Cuveé l´Elegante Réserve Grand Cru Brut (Chardonnay, Pinot Noir) ist unser Favorit und für 35,90 € beinahe mildtätig. Der noch preiswertere Basis-Champagner von Brun (26 €) ist ebenso eine Empfehlung, der Rosé (41,50 €) gefällt durch seine zartduftige Art und eine harmonisch pumpende Perlage. Begleitet von dezent eingesetzten guten – und nicht der reinen Folklore geschuldeten –französischen Chansons kauft es sich sehr beschwingt ein. Auch Service und Beratung sind so, wie man das fast nur noch in ausgesuchten kleinen Geschäften erlebt, wozu auch die angenehm kundenorientierte Art von Daniel Fuckert und der Familie Donadel beiträgt. Weiterer Pluspunkt: Kunden können mit dem Wagen in die Toreinfahrt bis vors Geschäft fahren.

Donadel

Pseudofranzösisches Gehabe und Preise wie in Paris erlebt man oft in Frankfurt. Eine echte und gute französische Adresse ist seit Jahrzehnten Erno´s Bistro im Westend. Bessere Weine aus Frankreich wird man kaum sonst wo finden, vor allem wenn es um Entdeckungen aus dem Süden und der Rhone geht (insgesamt 600 Positionen auf der Karte). Patron-Sommelier Eric Huber setzt diese optimal zum Essen ein, das nach wie vor klassisch und südfranzösisch ausfällt. Wo sonst bekommt man wunderbar schlichte Extravaganzen wie souffliertes Ei mit Kaviarschmand oder eine südfranzösisch vibrierende aromatische Zucchinisuppe mit Majoran und gebratenen Calamaretti?

Seit seiner Eröffnung vor bald 40 Jahren hat sich nicht viel geändert, noch immer sieht es aus, wie in einem Gasthaus, sitzt man vor rotkarierten Tischdecken und allerlei Bibelots. Das zweite gute französische Restaurant in Frankfurt, das Bistrot 77, existiert nicht mehr. An gleicher Stelle arbeitet nun der Ausnahme-Italiener Carmelo Greco, während es sich die Mosbach-Brüder Dominique und Guy vom einstigen Bistrot 77 in Langen in dem ehemaligen Fachwerkhaus von Juan Amador gemütlich gemacht haben.

Veronique Donadel, Julien Lagahuzere, Daniel Fuckert

Pariser Chic und eine frankophile Speise- und Getränkekarte findet man bei Zarges auf der Freßgass. Allein auf der separaten Champagnerkarte entdeckt man über 70 verschiedene Offerten, aber nicht die üblichen Verdächtigen, sondern handverlesene Qualitäten von Jacquesson, Bedel, Prévost oder Salon. In der Confiserie bekommt man sehr gute Torten, Kuchen, Feingebäck sowie die Tees von Mariage Frères. Wer alte Cognacs und Armagnacs, spezielle Calvados, ordentliche Weine und Schaumweine sowie manch anderes aus Frankreich sucht, ist bei France-Terroirs von Dan Matei in der Frankfurter Kleinmarkthalle gut aufgehoben. Dort kann man an der kleinen Theke auch glasweise gute Champagner und Crémants zu gutmütigen Preisen bekommen, samstags zudem am Stand vor der Tür.

Ludwig Fienhold

 

Daniel Fuckert

Epicerie Donadel, Frankfurt, Berger Str. 171. Dienstag bis Freitag, 11 – 19 Uhr, Samstag 10 – 15 Uhr. Tel. 069 98 66 03 12.

Erno´s Bistro, Frankfurt, Liebigstr. 15, Tel. 069 72 19 97.

Zarges, Frankfurt, Kalbächer Gasse 10 (Freßgass), Tel. 069 29 90 30.

France-Terroirs, Frankfurt, Kleinmarkthalle, Stand 101. Tel. 069 82 36 79 21.

Mosbachs, Langen, Vierhäusergasse 1, Tel. 06103 50 27 13.

 

 




Krolik wird Küchenchef im Tigerpalast

Und Alfred Friedrich geht in den Palmengarten

 

Spannende Restaurant-Rochaden in Frankfurt und Baden-Baden: Neuer Küchenchef im Frankfurter Restaurant Tigerpalast wird im August Andreas Krolik, der zuvor zwölf Jahre lang in gleicher Position im Brenners Park-Hotel in Bade-Baden war (2 Michelin-Sterne, 17 Punkte im Gault Millau). Der bisherige Küchenchef vom Tigerpalast, Alfred Friedrich, wechselt dann in das neue Restaurant Lafleur im Gesellschaftshaus des Palmengartens, das ebenfalls vom Tigerpalast geführt wird und am 15.  August eröffnen soll.

 

Alfred Friedrich

An die Stelle von Krolik kommt Paul Stradner ins Park-Restaurant. Der 31 Jahre alte Grazer war zuvor fünf Jahre im Drei-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube bei Harald Wohlfahrt im Hotel Traube Tonbach und arbeitet noch bis Ende Juni als Sous Chef bei Jean Georges Klein im Drei-Sterne-Restaurant L´Arnsbourg im französischen Baerenthal.

 

 

 

Paul Stradner

Der neue Küchenchef im Tigerpalast, Andreas Krolik, steht auf dem Boden der französischen Klassik, die er jedoch stellenweise modern aufpeppt. Er ist passionierter Angler, seine große Leidenschaft gehört den Fischen und Krustentieren. Krolik arbeitete schon einmal Ende der neunziger Jahre im Tigerpalast, damals war Victor Stampfer Küchenchef.

LF

 

Bild oben rechts: Andreas Krolik

Photo Credit: Barbara Fienhold, Tigerpalast, Paul Stradner




Main Nizza hat eröffnet

Neues Flaggschiff

für Frankfurt

 

Von Ludwig Fienhold

Das Nizza am Main ist in See gestochen. Mit den neuen Kapitänen Uli Mlcoch und Hardy Schranz sowie dem Smutje Olaf Berghausen. Es kann nur besser als vorher werden, denn das gastronomische Niveau war die letzten Jahre auf Grund gesunken.

Wer das Nizza am Main als große blasse Kantine in Erinnerung hat, wird das neue Main Nizza nicht wieder erkennen: In vier Monaten Umbauzeit ist daraus ein schöner Salon mit Wohnzimmeratmosphäre geworden. Auf den Sofas und Sitzbänken geben schicke Kissen Farbtupfer, die Gäste sitzen an blanken, haptisch schmeichelnden Holztischen. Man sieht geschmackvolles Designermobiliar, das aber nicht überstrapaziert und wichtigtuerisch erscheint und Platz für Gemütlichkeit lässt. Gemischte große und kleine Sitzecken, warme Erdtöne und heitere Farben, Bilder vom historischen Nizzagarten am Mainufer und vor allem die großen Panoramafenster mit Blick auf die traumhafte Flusslandschaft geben dem Restaurant eine besondere Note und individuellen Charakter.

Von jedem der 100 Plätze im Restaurant hat man Mainblick, doch werden die unmittelbaren Fenstertische wohl beliebter sein. Auf der Veranda können zudem 90 Gäste unterkommen, jeder Tisch wird mit einem Sonnenschirm bestückt. Die Lounge-Abteilung auf der Westseite verfügt über ein elektronisch ausfahrbares Sonnensegel, hier kann man Cocktails genießen oder seinen Aperitif trinken. Gäste, die nur mal auf ein Glas Wein vorbeischauen, sind grundsätzlich überall willkommen, es soll kein Esszwang herrschen. Insgesamt werden 30 Mitarbeiter im neuen Main Nizza arbeiten, zehn davon in der Küche.

Uli Mlcoch, Olaf Berghausen, Hardy Schranz (v.l.n.r.)

Uli Mlcoch, der sich selbst begeistern kann und dessen Lieblingswort derzeit „sensationell“ ist, hat mit seinem Partner Hardy Schranz alles komplett neu machen müssen. Das Lokal wurde in einem „erbärmlichen Zustand“ übernommen, wobei gerade die viel zu klein dimensionierte und falsch angelegte Küche wieder anders aufgebaut wurde. Küchenchef ist Olaf Berghausen, der im Ausland arbeitete, lange selbständig war und vor fast drei Jahrzehnten das Lokal Kempf´s in der Frankfurter Hochstraße gut bekochte (später waren dort die Restaurants Büro und Avocado). Er steht für eine klassische, entspannte, deutsche Küche, die nicht mehr mit Kapriolen beeindrucken will. Bei ihm wird es Rinder-Rouladen, Omas Krautwickel, Königsberger Klopse und Kalbsleber „Berliner Art“ geben, aber auch Wiener Schnitzel oder Rücken vom Eifler-Urlamm. Ein Highlight soll der lange in Rotwein marinierte Sauerbraten König Ludwig werden, ein Bullenfilet in kräftiger Jus. Bei den Desserts kommen Evergreens wie Bayrisch Creme auf die Karte und vergessene Leckereien à la Arme Ritter. Die Hauptgerichte bewegen sich zwischen 18 und 32 Euro, Mittagstisch (Suppe, Hauptgericht) wird zwischen 8,50 und 11 Euro angeboten. Auch bei Details legt man auf Qualität wert, Andechser Fassbutter und gutes Bäckerbrot sind obligatorisch. Bei einer ersten Kostprobe gefiel vor allem das Handkäs-Tatar auf Reibekuchen.

Die Weinkarte weist rund 70 Positionen auf, ein gutes Dutzend darunter wird offen ausgeschenkt, wobei die Betreiber betonen, „jede Flasche“ aufzumachen. Die offenen Weine kosten im Schnitt 6 Euro (0,2 l), bei den Flaschenweinen achtet man ebenfalls auf Bezahlbarkeit und setzt auf bekannte und solide Namen wie Dreissigacker aus Rheinhessen. Ein Weinklimaschrank (Eurocave) ist im Einsatz. Apfelwein und Bier sind selbstverständlich, die allerorten viel zu teuren Flaschen Wasser soll es im Main Nizza für 4,80 Euro geben.

Im Sommergarten mit insgesamt 200 Plätzen wird eine stark abgespeckte Karte geboten, mit preiswerten und einfachen Gerichten, wie Handkäs mit Musik. Es existieren keine Biergarten-Garnituren, sondern kleine Tische mit stilvollen Stühlen. Deshalb wird auch ein Service eingesetzt und nicht mehr Selbstbedienung gefahren, wie in den Jahren zuvor.

Der schnittige und an ein Schiff erinnernde mehrgeschossige Bau liegt am Filetstück des Frankfurter Mainufers, gleich neben dem tropischen Nizzagarten. Er wurde vor über sieben Jahren für 6,5 Millionen Euro von der Metzler-Bank errichtet und teilweise als Kantine genutzt. Die bisherigen, dreimal wechselnden Pächter betrieben das Lokal ohne Fortune, vor allem in den letzten Jahren wirkte das Lokal abgewirtschaftet und bot eine dürftige Gastronomie und schwächlichen Service.

Küchenchef Berghausen (l.) und Besitzer Krebs (r.)

Der Hanauer und inzwischen in Frankfurt lebende Untermnehmer und Projektentwickler Albrecht Krebs kaufte das Restaurant für eine nicht genannte, aber wahrscheinlich deutlich unter dem damaligen Preis liegende Summe, und setzte die Gastronomen Uli Mlcoch und Hardy Schranz ein, die er als Gast kennen- und schätzen gelernt hatte. Es wird nicht einfach sein, mit einem solchen Riesenobjekt hohe Rendite einzufahren, doch stehen sie Vorzeichen gut. Allein der große Sommergarten mit 150 Plätzen und noch 50 dazukommenden Liegestühlen, dürfte ein Renner werden. Ruhetag soll es keinen geben, alle Bereiche werden täglich bewirtschaftet. Der einmaligen Location bewusst, wollen Schranz und Mlcoch 250 Veranstaltungen im Jahr durchführen – auf der zweiten Etage, die vom Restaurant abgekoppelt ist und zudem noch über eine kleine Küche verfügt. Schon vor der Eröffnung liegen 18 Buchungen vor, die Banketträume lassen sich kleinteilig separieren oder im Ganzen nutzen, für 150 Personen ist Platz.

Uli Mlcoch und Hardy Schranz führten einst gemeinsam erfolgreich das Frankfurter Haus in Neu-Isenburg und gingen nach einem Streit eigene Wege. Mlcoch führte kurze Zeit das Druckwasserwerk am Mainufer, Schranz die Lokale Bitburger in der Hochstraße und Hardy´s auf der Freßgass. Nun gab es ziemlich überraschend ein Revival.

Das Nizza am Main ist in See gestochen, jetzt wollen die Gastronomen nur noch möglichst viele Leute ins Boot holen.

 

Siehe auch Biss-Artikel Nizza am Main schlägt Wellen

 

Main Nizza, Frankfurt, Untermainkai 17,  Mittagessen 11.30 – 14.30 Uhr, danach Kaffee und Kuchen, Abendessen 18 – 23 Uhr, danach kleine Nachtkarte.  Tel. 069 26 95 29 22. Keine Parkplätze vor der Tür, aber Parkhäuser Untermainanlage und Theater in der Nähe.

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Photo Credit: Barbara Fienhold

 




Gastro News: Metzger-Weine & Krasser Kaffee

Flüssiges Fleisch

mit Saumagen

 

Der neue Weinladen Westlage im Frankfurter Westend geht fleißig mit ausgesuchten kulinarischen Angeboten ans Werk. Weine aus nahen Regionen und speziell der Pfalz (Kuhn, Rings etc.), Produkte von Landmetzgereien, handgerührte Marmeladen, Großmutters Suppen und andere traditionelle Erzeugnisse stehen im Sortiment. Der Shop ist gut bestückt, daneben betreibt man noch Catering, Weinverkostungen und Geschenkservice. Ein Spaß besonderer Art sind die lockeren Weinverkostungen, vor allem, wenn so muntere Winzer wie Uli Metzger zu Gast sind, und dazu Leckeres wie angebratener Saumagen gereicht wird.

Uli Metzger hatte gemeinsam mit seiner Agentur die Aufsehen erregende Idee, statt der üblichen Klassifizierung à la Kabinett und Spätlese eine Qualitätseinteilung nach Fleischerart vorzunehmen: Bei seinen Weinen laufen die Besten deshalb unter Filet (A), Gutsweine als Flanke (C). Das alles wäre nur ein netter Gag, doch Uli Metzger hat auch einige wirkliche Spaßweine zu bieten, die von einem ähnlich fröhlich-beschwingten Naturell wie er selbst sind.

Uli Metzger

Der Sonnenberg Riesling gehört zu den schlanken und trocknen Vertretern von Metzger und fällt frisch mineralisch aus. Beim wonnigen Pink-Rosé freut man sich über das nette Schweinchen-Etikett, und der Rieslingsekt bietet ordentlich Geschmack für kleines Geld. Als Weißer und Schwarzer Bulle fallen Cuvées ins Gewicht, wobei auch hier das Etikett Programm ist. Der Schwarze Bulle aus Spätburgunder und Merlot gefällt durch seine Kräuterwürze sowie eine pfeffrige und leicht salzige Note. Überraschend gut präsentiert sich der sonst in Spanien ansässige Tempranillo, den man ruhig leicht kühl trinken kann. Flaschenpreise zwischen 7 und 22 €.

Betrieben wird Westlage vom Pfälzer Andreas Georg Dresch und dem Frankfurter Robert Schild. Dresch war zuvor als Marketingleiter in der Hotellerie tätig, Schild arbeitet in der Reisebranche als Grafik-Designer, was man auch dem ansprechenden Internetauftritt von Westlage ansieht.

Westlage, Frankfurt, Grüneburgweg 92, Tel. 069 95 50 94 70. www.westlage-frankfurt.de

 

 

 

Café Laumer mit Musik

und schrillen Zwischentönen

 

Das legendäre Café Laumer an der Bockenheimer Landstraße hat inzwischen eine interessante Musikreihe mit Live-Künstlern etabliert, die einen Besuch lohnt. Das so genannte Nachtcafé startet meist ab 19 Uhr, wenn längst die letzten Torten gegessen sind. Wir würden noch viel lieber ins Laumer gehen, wenn endlich einmal Kaffee und Cappuccino schmecken würden und manches aus dem Sortiment nicht so von der Stange erschien. Inzwischen haben sich ohnehin dissonante Töne ergeben. Die neue und erst seit 1. Februar agierende Betreiberin Anja Klügling hat sich binnen weniger Wochen von ihrem Geschäftspartner getrennt und fluchtartig das Lokal im Groll verlassen. Als Geschäftsführer ist nur noch Jorge Hubermann im Amt. Anja Klügling war sehr engagiert angetreten, sie betreibt erfolgreich mehrere Cafés unter dem Namen Merci in Kronberg, Bad Soden und Eschborn. Zur Erinnerung: Das Café Laumer ist mehrmals in erhebliche Schwierigkeiten geraten und war letztes Jahr gerade erst erneut in die Insolvenz gegangen.

Café Laumer, Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 67, Tel. 069 72 79 12.

www.cafelaumer.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Gastro-News: Schönberger kocht jetzt im Höerhof

 Vom Maingau in den Taunus

 

Der Höer Hof, ein Kleinod im Taunus in Idstein, bekommt am 1. Juni mit Daniel Schönberger einen neuen Küchenchef. Der 37 Jahre alte Koch war zuvor im Restaurant Maingau in Frankfurt und erarbeitete sich dort 15 Punkte im Gourmet Guide Gault Millau. Dies kommt einem Michelin-Stern sehr nahe, wobei diese Auszeichnung ausblieb. Davor arbeitete Schönberger im kulinarisch unauffälligen Hotel Kempinski Gravenbruch bei Frankfurt und im Sterne-Restaurant Hessler in Maintal. Schönberger steht für eine verfeinerte deutsche Küche auf dem Boden der französischen Klassik, wobei bislang seine Saucen und die Gabe zur schlichten Schönheit beeindruckten. Den bisherigen Küchenchef, Jens Matthias Krause (14 Punkte im Gault Millau), zieht es nach Zweibrücken. Der Höerhof ist ein sehenswertes Fachwerkensemble. Der romantische Renaissancebau wurde von einem Frankfurter Architektenpaar mit teilweise modernen Designerideen belebt und lohnt auch als Hotel einen Aufenthalt. Im schönen Innenhof lässt es sich unter einer mächtigen alten Linde schwelgen.

Daniel Schönberger

Restaurant und Hotel Höerhof, Idstein im Taunus, Obergasse 26, Tel. 06126 500 26. Geöffnet Dienstag bis Samstag, 12-14 und 17.30-22 Uhr, Sonntag 12-14 Uhr, Montag 17.30-22 Uhr.

 

Zuwachs fürs Frankfurter Westend

 

Franz Zlumka hat sein neues Restaurant im Livingston´schen Palais im Frankfurter Westend eröffnet. Es heißt schlicht so, wie er selbst schon immer genannt wird: Herr Franz. Von Außen sieht es so schön aus, wie man so etwas meist nur von Ansichtskarten kennt. Innen wirkt alles noch kahl und kühl. Dass aber ausgerechnet bei Franz, dem Weinkenner, offene Weine von fragwürdiger Qualität ausgeschenkt werden, kann hoffentlich nur einem Versehen zuzuschreiben sein. Denn sonst würde genau die Basis fehlen, für die Franz Zlumka bislang bekannt war: Gute Weine zu netten Preisen. Das wird sich aber doch sicher wieder so einrichten lassen, oder?  Seine Stammgäste zieht Franz Zlumka schon seit Jahren hinter sich her. In den ersten Tagen sah man im Lokal jedenfalls viele bekannte Gesichter aus der Kultur- und Show-Welt, von Wirtschaft und Politik. Hannelore Elstner gehörte zu den ersten Gästen, aber auch die Gastronomen anderer Lokale waren neugierig (eine Restaurantkritik folgt in Biss).

Franz Zlumka betrieb zuvor 15 Jahre lang mit dem Literaturhaus an der Bockenheimer Landstraße bereits ein anderes attraktives Lokal. Der 61 Jahre alte Gastronom aus Oberösterreich arbeitete als Koch, Barkeeper und Schiffsteward, bevor er sich 1983 selbständig machte. Er führte unter anderem auch das Orpheo in Frankfurt und gründete zu vorgerückter Stunde das Deutsche Institut für Hausmannskost.

Siehe auch Biss-Artikel: www.fienholdbiss.de/2011/restaurant-pferdestall-frisch-gesattelt

Herr Franz, Frankfurt, Ulmenstraße 20, Tel. 069 71 37 96 09.

 

Dichtung & Wahrheit

 

Das Lokal Dichtung & Wahrheit Am Salzhaus in Frankfurt musste schließen, weil das benachbarte Goethehaus um die Sicherheit seiner wertvollen Sammlung fürchtet, die sich unmittelbar hinter der Küche des Lokals befindet und im Falle eines Feuers zerstört hätte werden können. Der bisherige Betreiber Sasa Rieger zog bereits ins Café im Filmmuseum am Mainufer. Nachfolger von Dichtung & Wahrheit Am Salzhaus soll Jochen Opitz werden, der nebenan ein Süßwarengeschäft führt. In seinem neuen Laden soll es auch Torten, Pralinen und andere Petit fours geben, die Küche wird jedenfalls nicht mehr gebraucht. Vor mehr als drei Jahrzehnten war an gleicher Stelle das Lokal  Juchheim´s vorhanden, ein Café mit japanischer Kost, das ebenfalls keinen Herd brauchte. Karl Juchheim exportierte sein Konditoreikonzept erfolgreich nach Japan. Heute ist daraus ein Konzern mit Filialen in ganz Asien geworden, wobei der Baumkuchen unverzichtbarer Bestandteil ist. Das größte und schönste Kaffeehaus von Juchheim steht im japanischen Nagoya.

 

Werft-Lokal soll im Oktober eröffnen

Unterhalb der gigantischen Baustelle der Europäischen Zentralbank in Frankfurt wächst so langsam auch das neue Restaurant von Thomas Klüber (Betreiber vom erfolgreichen Walden). Das neue Werft-Lokal am Main mit dem sperrigen Namen Das Oosten will Anfang Oktober eröffnen. Das Lokal an der Ruhrorter Werft im Osten der Stadt soll auf drei Etagen und einem großen Garten über 1000 Gäste fassen können, wobei 50 Mitarbeiter vorgesehen sind. Das Projekt wird mindestens drei Millionen Euro kosten. Während der Luminale (15.-20. April) taucht die Multimedia-Künstlerin Leonie Bodeving das Lokalgerippe in ein anderes Licht.

 

Villa im Tal

Die schlechte Nachricht: Das Restaurant M, eine der wenigen guten Adressen in Wiesbaden, hat nach 10 Jahren geschlossen. Die gute Nachricht: Die beiden Betreiber Bernhard Weber und Markus Seegert eröffnen am 1. Mai ihr neues Restaurant Villa im Tal, das bislang als Eventlocation diente. In dem attraktiven Lokal soll es nach bewährten Rezept weitergehen: Klassisches und Neues aus der Küche Österreichs mit mediterranen Anleihen. Die beiden großen Terrassen sind ebenso attraktiv wie das Innenleben. Das Restaurant soll nicht mehr als 50 Plätze haben. In der Küche wird wieder Markus Seegert verantwortlich sein, während Bernhard Weber das bekannte Serviceteam aus dem M führt.  Das ebenfalls von Weber und Seegert betriebe adrette Vier-Sterne Boutique-Hotel de France in Wiesbaden ist von den Veränderungen nicht betroffen und bleibt wie es ist unter gleicher Führung.

Villa im Tal, Wiesbaden, Adamstal 4, Tel. 0611 23 86 228. www.villaimtal.de