La Moraga: Tapas für die Welt

Spanien will mit seiner heiteren Häppchenkultur

jetzt auch Frankfurt, Dubai und Florida erobern

 

Von Ludwig Fienhold

Das in Spanien an der Costa del Sol ins Leben gerufene Konzept der Gastronomiegruppe La Moraga mit modernen Tapas hat nun sein erstes Lokal auf deutschem Boden in Frankfurt eröffnet. Nahe der Flaniermeile Goethestraße und damit auch nicht weit von der bekannten Freßgass entfernt, liegt es zwar nicht so prominent, aber doch zentral.  Küchenchef Christian Heinenbruch und sein Team stehen seit Dienstag, 1. Oktober, in der offenen Showküche.  Es gibt nicht nur Tapas, sondern auch größere Gerichte. Außer dem Restaurant existiert zudem eine Lounge-Bar mit kreativen Coktails.

La Moraga Bar Frankfurt

La Moraga Bar Frankfurt

Das La Moraga Frankfurt war zwar schon für letztes Jahr im Herbst geplant, doch knirschte es hinter den Kulissen. Der als kreativer Kopf eingesetzte Zwei-Sterne-Koch Dani García aus Marbella (Restaurant Calima) zertritt sich mit seinen Partnern, weshalb manche der spanischen Filialen geschlossen wurden und andere gar nicht erst an den Start gehen konnten. Inzwischen arbeitet La Moraga mit anderen Köchen zusammen, während Dani García unter dem Namen La Manzanilla sein eigenes Lokal in New York eröffnet hat.

Wo jetzt La Moraga seine Zelte aufgeschlagen hat, versuchte für nur sehr kurze Zeit das GinYuu sein Glück – als trauriges Paradebeispiel mit unqualifizierter Systemgastronomie. Das 450 Quadratmeter große Lokal La Moraga in Frankfurt wird von einer bislang wenig bekannten GmbH namens Look & Taste in Wiesbaden betrieben, doch steckt dahinter unter anderem Madjid Djamegari, der als Betreiber der Kameha Suite bekannt wurde und nun das Musiklokal Gibson an der Frankfurter Zeil führt. Er hat die Masterlizenz für La Moraga für Deutschland, die Schweiz und Österreich erworben.

Lamoraga HamburgerDa es sich um ein Franchise-Unternehmen handelt, sind die Vorgaben weltweit gleich. Hierbei geht es jedoch nicht nur um formelle und juristische, sondern auch gastronomische Strukturen. Die Rezepturen werden weitergegeben und sind allerorten weitgehend identisch. Die Grundfrage bei all diesen Unternehmungen lautet jedoch, ob es auch die ausreichend richtigen technischen Voraussetzungen und guten Mitarbeiter für deren Umsetzung gibt. Genau an diesen handwerklichen Voraussetzungen scheiterten schon einige Unternehmen. Was einst Sterne-Koch Dani García und seine Partner von La Moraga initiiert haben, ist als Konzept grundsätzlich sehr erfolgversprechend: Leckere kleine Gerichte zum angenehmen Preis, begleitet von guten Weinen und nettem Service. So unter anderem zu erleben in Marbella (Puerto Banứs) und in Malaga. Dort sogar am Flughafen, der damit für unseren Geschmack eines der Top Five Airport-Lokale in der Welt zu bieten hat. Dani García ist in Spanien und vor allem Andalusien sehr bekannt und hat bei Martín Berasategui im Restaurant Tragabuches in Ronda gelernt. Dani García experimentierte auch lange Zeit auf molekularer Ebene, besinnt sich heute aber wieder mehr darauf, klassische andalusische Gerichte zu verfeinern und neu zu interpretieren. Seinen Küchenstil bezeichnet er gerne als Cocinacontradición.

LamoragaIm extra ordinären Marbella-Hafen Puerto Banứs kann man als seriöser Gastronom nur schwer Fuß fassen wollen. Am Rand hat sich jedoch das La Moraga so gut installieren können, das sich bereits vor seiner Eröffnung um 20 Uhr Schlangen bilden, zumal man nicht reservieren kann.  Kaum eine halbe Stunde später ist kein Platz mehr frei, muss man Glück haben, vielleicht sind einige ja nur auf einen Happen dabei und räumen rasch wieder das Feld. Doch wer sich in den kleinen Schweinereien aus der offenen Küche erst einmal festgebissen hat, verlässt dieses beschwingte Lokal nicht so schnell. Zur guten Laune tragen außerdem der frohe Service von Amanda und die Weine zu Schmunzelpreisen bei. Die Tapas sind nicht durchgängig klasse, machen aber in jeder Form Spaß. Es sind zumeist temperamentvolle, gut zubereitete und beherzt gewürzte Miniaturen, die bei jedem Bissen Lust auf den nächsten machen: Kebab mit Iberico-Schwein in orientalischer Sauce mit Raz el Hanout; große Garnelen in frittiertem Basilikum; geräucherter Kabeljau mit Ziegenkäse und süßen Linsen; gehackte Kutteln mit Kichererbsen und Minze (pro Teller 3 bis15 Euro). La Moraga bezeichnet sich inzwischen nicht mehr als Tapas-Lokal, sondern als Gastrobar.

Lamoraga

La Moraga Malaga

Die Speisekarten aller La Moraga-Lokale fallen gleich aus und werden nur schleppend erneuert. Selbst bei mehrmaligem Besuch dauert es aber, bis man die über 50 Happen durch hat. Auch am Flughafen von Malaga gibt es die gleichen originellen Tapas, die ebenfalls nicht allzu klein ausfallen. Zu den Highlights gehören grundsätzlich der süffige und schön gewürzte Burger Bull mit geschmortem Ochsenschzwanz sowie der schlotzige Pig Burger mit Schweinebacke, Speck und Teriyaki-Mayonnaise. Dazu trinkt man einen quicklebendigen Cava von Augustí Torello Mata für angenehme 4,80 Euro das gut eingeschenkte Glas. Auch hier kann man den Service wegen seiner Freundlichkeit und Präsenz nur loben. Es gibt sogar nette Menüs für nur 20 Euro, inklusive Wein, Bier oder Wasser.

Der frühere Mentor von La Moraga, Dani García, hat inzwischen in der Park Avenue 345 in New York sein neues Lokal eröffnet. La Manzanilla will eine „Spanische Brasserie“ sein und bietet vor allem modifizierte traditionelle Küche, aber auch einige seiner bekannten Speisen, wie den fabelhaften Ochsenschwanz-Burger, allerdings nicht als Tapa-Portion, sondern als eigenständiges Gericht. García steht nicht selbst am Herd, dafür sein Partner Santiago Guerrero. Das Konzept ist nicht schlecht, aber vielleicht wäre er mit einer reinen Tapas-Bar besser in New York gefahren. Außerdem ist Dani García zwar in Andalusien ein Star, in New York aber eher ein No-Name.

La Moraga, Frankfurt, Junghofstr. 14, Tel. (069) 153454 66.  Geöffnet Montag – Donnerstag 11 – 1 Uhr, Freitag + Samstag 11 – 2 Uhr, Sonntag 11.30 – 23 Uhr.

La Moraga, Marbella, Puerto Banús, Ramón Areces 1, (0034) 952 815652. www.lamoraga.com

 

 

 




Super Soul Food beim Polo Turnier Frankfurt

Cater-Stimmung mal anders

 

Ob Prinz Charles und seine Söhne William und Harry, die bekanntesten Polo-Spieler auf diesem Planeten, den Frankfurt Gold Cup im Stadtteil Nied wohl kennen?  Es ging aber auch ohne sie ganz sportlich royal beim inzwischen sechsten Turnier auf dem Poloplatz Georgshof zu. Mit der Kleidung hapert es allerdings noch bei den Besuchern, nur ganz wenige Damen trugen Hut & Hütchen, die meisten kamen sportlich salopp, wobei es viele Männer nicht mal ins Jackett schafften. Das VIP-Zelt, in das sich jeder einkaufen konnte, wurde ganz in Weiß leicht festlich inszeniert. Auf allen anderen Plätzen hatten die Zuschauer freien Eintritt.

PoloEin solches Turnier wäre nur ein Sportplatz, wenn nicht auch eine Topqualität bei Essen und Service geboten würde. Thomas Funke von Soul Food und sein Team leisten stets erstklassige Arbeit, wobei sie nicht jedes Würstchen mit Schleifchen versehen und durch Überdekoration mangelndes Format kaschieren möchten. Bei Soul Food schmeckt alles nach Leib & Seele: Der butterzarte voll saftige Rücken vom Duroc-Schwein in einer würzigen Cajun-Bratensauce mit rosmarinisierten Hofheimer Bauernkartoffeln war so hervorragend, wie man das in nur wenigen Restaurants bekommt. Auch der Kabeljau glänzte durch perfekte Garung und schönste Konsistenz und bedurfte nur einer Prise Fleur de Sel, um glücklich zu machen. Tolle Gewürze standen handverlesen parat, allein der frische Pfeffer war für sich schon eine Entdeckung. Ob Maispoularde, Aufschnitt, Wurst, Käse oder andere Happen, selten sind wir von einem Caterer-Buffet so begeistert gewesen. Manches Dessert hatte großväterliche Güte, der saftige hausgemachte Zwetschgen-Crumble würde trotz anarchistischer Optik jedes Café adeln.  Bei den Getränken zeigte vor allem der fließend strömende Champagner von Gosset, was zu einem Polo Turnier passt.

Sportlicher Service: Celine Dahmen

Sportlicher Service: Celine Dahmen

Thomas Funke & Soul Food betreiben Catering auf Restaurant-Niveau. Er verfügt über einen sehr guten Background, hat unter anderem im seligen Frankfurter Brückenkeller gearbeitet und bei Klaus Peter Kofler, als dieser noch mit ihm das Schirn-Restaurant auf gutes Niveau brachte. Thomas Funke, der auch immer mal wieder im Frischeparadies kocht, kann sich auf ein gutes Serviceteam verlassen. Dieses war beim Polo-Turnier besonders einsatzfreudig und zeigte mit Cowboy-Hüten Schick – und war dadurch leicht erkennbar. Im VIP-Zelt wurden 300 Gäste bewirtet, insgesamt kamen 2.500 Besucher. Gewinner des Turniers wurde das Team von Oman-Air.

Polo ist ein beschwingt kraftvoller Sport von choreografischer Dynamik. Und gewissen Merkwürdigkeiten, es gibt sogar halbe Tore. Polo weckt in Argentinien schon lange Begeisterung, aber auch auf Sylt geht man auf Turniere und erkennt den sportlichen und gesellschaftlichen Reiz. Das Frankfurter Turnier gehört jedoch ebenso in jeden Terminkalender.

Polo Club Hessen, Herborn, Tel. 0170 45 40 570. www.frankfurtpolo.de

Soul Food, Liederbach, Tel. 0172 69 71 061. www.soulfood.de

 Photocredit: Barbara Fienhold




Skyline Dinner in Koflers Tree House

Wolkenkratzer-Lokal

mit Höhen & Tiefen

 

Das Auge isst mit und kann sich an diesem Skyline-Blick nicht sattsehen: Klaus Peter Kofler hat erneut sein Treehouse bezogen, in dem die Gäste eine grandiose Sicht auf Frankfurt haben. Auf der 25. Etage des Nextower am Thurn- und Taxisplatzt mitten in der City breiten sich Restaurant, Bar und Dachterrasse aus. Restaurant und Bar wurden in einem flamboyanten Stilmix aus Vintage, Retro und britischem Barclub entworfen, der Roof Garden braucht nur gutes Wetter, um zu gefallen und bietet Drinks open air. Zum Sundowner gibt es derzeit keinen schöneren Platz, doch ab 22 Uhr krachen DJ´s die Idylle weg. Bis 12. Oktober kann noch in 100 Metern Höhe gefeiert werden, dann wird das Luxus-Baumhaus wieder abgebaut.

Restaurant mit Ausblick

Restaurant mit Ausblick

Hauptattraktion im Tree House sind der Ausblick im Cinemascope-Format und die phantasievolle Gestaltung.  Das Essen ist eher eine nette Begleitmusik. 13 Michelin-Sterne sollen den Himmel erleuchten, doch ist das ziemlich geflunkert. Tim Raue (Berlin), Juan Amador (Mannheim), Wahibi Nouri (Hamburg) und andere bekannte Köche sind keineswegs präsent, die Kofler-Köche kochen lediglich nach deren Rezepturen. Beim Pre Opening waren immerhin Matthias Schmidt von der Frankfurter Villa Merton und André Tienelt vom Hotel Elbresidenz aus dem sächsischen Bad Schandau zugegen und teilten sich mit weiteren sieben Köchen die nicht allzu große Küche, die am Rand des Restaurants offen einsehbar installiert wurde. Bei den vielen bekannten Namen auf der Kofler-Köcheliste überrascht Tienelt, den man nicht unbedingt kennen muss. Bester Gang beim Menü war das Amuse bouche: Filigranes Mascarponeschaumbällchen in Kopfsalatsauce. Eine gute Kombination zeigte auch der würzige Saibling an Bearnaise-Mayonnaise mit Estragon, Sauerampfer und rohem Wurzelsalat, die Matthias Schmidt nach einer Vorlage von Tim Raue servierte. Beim gut gegarten Kalbfleisch mit süßsaurer Gemüse-Caponata, schwarzer Feige und Kräutern vertrugen sich vor allem Fleisch und Feige. Die Tagliatelle von Palmherzen mit zu viel Parmesan und schwachen Sommertrüffeln schmeckte wie beim Italiener nebenan – nach einem Rezept vom Restaurant Mani aus dem brasilianischen Sao Paulo. Wie toll auch manch einfach klingendes Gericht sein kann, zeigte Matthias Schmidt mit seinem Dessert: Gurke mit Joghurt und Dillblüten. Für eine Generalprobe insgesamt kein übles Ergebnis. Doch darf man bei solchen Events auch nicht zu viel erwarten. Die Köche müssen auf kleinem Raum viel improvisieren und mit einem ihnen unbekannten Service harmonieren. Der Service war indes in Hochform und schien auf Rollschuhen unterwegs. Bei der Weinauswahl zeigte das Tree House zunächst überhaupt keine glückliche Hand, kein einziger schlanker Weißwein war dabei, obwohl Rheinhessen und Rheingau gleich vor der Tür liegen. Jetzt wurde die Karte immerhin durch einen Weißburgunder von Battenfeld-Spanier und einen Rheinhessen Riesling von Groebe aufgestockt. Mit an Bord kam zudem ein Grauburgunder von Kühling-Gillot, der aber nicht gelistet ist und nur auf Nachfrage zu haben ist.

Die Menüpreise passen sich der Höhe des Tree Houses an, drei Gänge kosten 85 €. Es können aber inzwischen auch einzelne Gänge aus dem Menü für 29 € bestellt werden.

Bar

Restaurant

Ein ganz zentraler Erlebnisraum ist die Bar. Dafür hat man den Profi Stephan Hinz engagiert, der mit sehr amüsanten Ideen auftrumpft. Unter dem Titel Cocktailkunst gibt es einige bemerkenswerte Kreationen:

Pocket Rocket: In einem Reagenzglas serviert, erwartet den Gast ein Frische-Elixier aus Wodka, Rucola, Kokos, Limette, Mandel, Salz und Maracuja.

Coquetier: Eine Erklärung zum Entstehen des Wortes ‘Cocktail’ ist der Legende nach die Ableitung vom französischen Begriff für Eierbecher (coquetier). Grund genug, diese würzig-süße Komposition aus Rum, PX Sherry, Schokolade, Cherry Heering, Pimento Dram, Eiweiß und Bitters in einem Eierbecher zu servieren – in einem Ei selbstverständlich.

Goldener Schuss :  Den berühmten goldenen Schuss geht das Barteam etwas sanfter an, denn bei ihm landen nur Wodka, Cointreau, Zitrone, Salbei-Zucker und natürlich Goldstaub in der Spritze.

Currywurst Cocktail: Ein flüssiger Tribut an die Currywurst: Wodka wird mit würzigem Schinken aromatisiert und durch fruchtiges Paprikapüree ergänzt. Darauf eine Krone aus Curryschaum und eine Prise Beerenpfeffer. Serviert in einem Weckglas mit einer Nudel als Trinkhalm und Serranoschinken-Chips.

Cinema Cocktail: Aus Mais lässt sich nicht nur Popcorn machen, sondern zum Beispiel auch Bourbon. Um auf diese Verwandtschaft aufmerksam zu machen, wird im Tree House der Bourbon gleich mit Popcorn aromatisiert, durch Orangensaft und Honig abgerundet und in einer Popcorntüte serviert.

Ludwig Fienhold

Dachterrasse

Dachterrasse

Tree House, Nextower 25th Floor, Frankfurt, Thurn- und Taxisplatz 6, Tel. 0170 389 8800. Öffnungszeiten: Dachterrasse & Bar ab 18.30 Uhr, Restaurant ab 19 Uhr.

Der aberwitzig unübersichtliche und nur in Englisch stattfindende Internetauftritt verwirrt mehr als er informiert, weshalb wir den eher direkten Draht über das Telefon empfehlen.

www.pretadiner.com/en/event_2013_frankfurt_taste.php

 

 

 
 

 


BILDER GALERIE TREE HOUSE

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Küchenchef Martin Steiner verlässt Jumeirah

Und eröffnet eigenes Lokal in alter Schlossmühle

 

Von Ludwig Fienhold

Der Executive Chef des Jumeirah in Frankfurt, Martin Steiner, wird das Hotel am 15. September verlassen. Der 35 Jahre alte Österreicher begann dort im Mai 2011 und war zuvor Küchenchef auf Johann Lafers Stromburg. Steiner steht für eine hochklassische und verfeinerte deutsch-österreichische Küche. Der Nachfolger Steiners im Restaurant Max on One im Jumeirah ist in Aussicht, muss aber noch vertraglich abgesichert werden, weshalb es bislang dazu keine offizielle Stellungnahme gibt.

Jumeirah Küchenparty

Direktorin Dagmar Woodward, Martin Steiner, Slim Ennakhla (v.l.n.r.)

Martin Steiner will sich selbständig machen und plant sein eigenes Restaurant – aber nicht in Frankfurt, sondern in einer alten Schlossmühle bei Paderborn. In dieses Objekt hatte er sich schon vor sieben Jahren verliebt. Inzwischen ist es frei geworden, kann Steiner seinen Traum verwirklichen. Eröffnung der Almer Schlossmühle soll am 1. November sein.

Der anfangs als Restaurantleiter im Max on One fungierende Marcus Wyrwich ist inzwischen im Roomers, an seine Stelle rückte Slim Ennakhla. Die Speisekarte im Jumeirah ist nach wie vor deutsch-regional und österreichisch und wird vorerst keine Veränderungen aufweisen. Der Kärntner Martin Steiner versteht sich ausgezeichnet auf seine Heimatgerichte, das Wiener Schnitzel gehört zu den Besten überhaupt und darf auch 26 Euro kosten. Es wird mit sehr guten und leicht speckigen Bratkartöffelchen und wunderbar erfrischendem Gurkensalat serviert. Das gebackene Bio-Freiland-Ei klingt unspektakulär, wie manches auf der Karte, überrascht aber optisch und geschmacklich umso mehr. Highlights sind neben dem Wiener Schnitzel und dem Backhendl vor allem Duo vom Steirischen Almochsen, Hunsrücker Damhirschrücken in der Linzertorten-Kruste und Seiberbacher Huhn im Salzteig. Die Desserts sind durchweg gut. In den nächsten Wochen kann man Steiners Küche noch genießen.

Jumeirah City Skyline

Jumeirah City Skyline

Das Restaurant Max on One von Martin Steiner hat 16 Punkte im Gault Millau, aber keinen Michelin-Stern. Die Haltung vom Michelin ist deshalb umso unverständlicher, weil Steiners Küche auf Lafers Stromburg mit einem Stern belohnt wurde, obwohl er dort weniger überzeugend kochte als im Jumeirah.

Das Jumeirah Hotel in Frankfurt hat viel Hightech zu bieten, von amüsant bis sinnvoll. Auch die Küche des Hauptrestaurants Max on One ist sehenswert – die Gäste können den Köchen ungeniert bei der Arbeit zusehen. Es ist alles sehr stilvoll, doch das Noble wird durch kybernetischen Realismus mit Rinderhälften und Knoblauchstangen am Haken rational geerdet. Zusammen mit der Schaumalrein-Küche schafft das verglaste Kühlhaus mit seinem Inventar ein großartiges Stillleben von hopperscher Dimension.

Gebackenes Bio-Ei

Gebackenes Bio-Ei

Dem Jumeirah hätte man gar nicht so viel mutigen Hintersinn zugetraut, die Gestaltung des Restaurants wurde dem coolen japanischen Designer Takashi Sugimoto aus Tokio und seinem Team Super Potato überlassen, die bekannt für innovative Ideen sind, aber hauptsächlich in Asien arbeiten und hier erstmals in Deutschland aktiv wurden. Man musste mangels interessanten Fensterausblicks noch mehr nach Innen fürs Auge gehen, was auch mit dem gläsernen begehbaren Weinklimaschrank im Zentrum geglückt ist. Der Restaurantteil um die Backherde und Öfen erscheint mit den an dieser Stelle nur spartanisch eingedeckten Holztischen und dem kunstvollen Geschirr in den Wandregalen wie eine große Wohnküche. Trotz der Modernität des Raums kommt Behaglichkeit auf, was auch den kommoden Fauteuils zu verdanken ist. Das Jumeirah in Frankfurt ist bis jetzt das einzige Hotel dieser Dubai-Gruppe in Deutschland.

 

Jumeirah, Max on One, Frankfurt, Thurn- und Taxis-Platz 2,

Tel. (069) 297 23 71 98

Martin Steiner

Martin Steiner

Bild ganz oben rechts: Martin Steiner in der Küche vom Restaurant Max on One im Hotel Jumeirah

Photocredit: Barbara Fienhold, Jumeirah

 




Seven Swans: Das originellste Restaurant von Frankfurt im neuen Look

Nach dem Umbau jetzt 

größer, schöner, besser

 

Von Ludwig Fienhold

Im schmalsten Haus von Frankfurt ist viel Platz für Phantasie: Nach dem Umbau ist jetzt alles noch größer, schöner, besser. Aus den ehemaligen Hotelzimmern wurde zusätzlich Platz für eine neue Küche und mehr Tische geschaffen.  Künftig können im Restaurant Seven Swans 30 Gäste bewirtet werden, bislang waren es höchstens 18. Das Restaurant erstreckt sich nun über drei Etagen und teilt sich in den White Room und den Black Room sowie die Dachterrasse auf. Diese wunderbare Loge mit Blick auf den Dom und die Skyline ist der schönste Platz (für 2 – 4 Gäste). Dort zieht Küchenchefin Kimberley Unser auch ihre Kräuter. Die Dachterrasse ist aber auch ein Chefs Table, denn die Gäste sitzen unmittelbar neben der offenen Küche. Die Speisekarte bleibt weiterhin klein, doch der Menüzwang wurde abgeschafft, man kann jetzt auch spontan kommen und sich etwas aus der Speisenfolge auswählen.

White Room

White Room

Küchenchefin Kimberley Unser strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Endlich konnte sie ihre schlichte Hausfrauenküche gegen eine professionelle eintauschen. Die ist zwar auch nicht riesig und musste dem Häuschen angepasst werden, doch hier steht jetzt ein eigens für Seven Swans angefertigter Molteni-Herd, der Rolls-Royce unter den Öfen. Unterstütz wird Kimberley Unser nach wie vor von Souschef Max und einer Gehilfin. Der Stil der Küche bleibt wie er war. Kimberley Unser lässt sich gerne von der ganzen Welt inspirieren und macht daraus ihre ganz persönliche Landhausküche. Saisonal, regional, frisch. Aus kontrolliertem Anbau – jetzt sogar mit einem eigenen ökologische Hof auf den Braumannswiesen in Bad Homburg. Das dort erzeugte Obst, Gemüse und nebst frischen Kräutern werden verstärkt in der Küche vom Seven Swans eingesetzt. Die anfänglich magere Weinkarte wurde inzwischen aufgestockt und mit einigen guten Flaschen ergänzt, wobei noch Spielraum nach oben bleibt.

Black Room

Black Room

Ein Raum im Seven Swans ist nur für Künstler und ihre Werke reserviert. Katharina Weinstock kuratiert mehrmals jährlich die Ausstellungsreihe Seven Swans perspectives. Jede neue Ausgabe der Reihe begeht das Seven Swans mit einer offenen Vernissage, bei der Künstler und Kuratorin durch den Abend führen. Kunst ist auch an den Wänden der Restaurantetagen zu finden, wobei der Blick aus dem Fenster auf den Main und die vorbeiziehen Schwäne ebenfalls ein großer optischer Leckerbissen ist.

Am Eröffnungsabend des neuen Seven Swans feierten Hausherr Steen Rothenberger, Geschäftsführerin Suna Korap und Küchenchefin Kimberley Unser mit über 100 geladenen Gästen. Beliebtester Platz waren die Dachterrasse und die Küche. Die vielen positiven Neuerungen könnten bewirken, dass Küchenchefin Kimberley Unser, die ohnehin gerne über den Tellerrand blickt, ihren Horizont noch weiter öffnet. Das Seven Swans bleibt Frankfurts originellstes Lokal und erscheint jetzt noch eine Prise pfiffiger.

Seven Swans, Frankfurt, Mainkai 4, Tel. (069) 21 99 6226. Geöffnet Dienstag – Samstag ab 18.30 Uhr. www.sevenswans.de.

Bild oben rechts: Kimberley Unser

Photocredits: Barbara Fienhold

Siehe auch: Neueröffnung Seven Swans

 


 





Die Sterne sind schnuppe

Der kulinarische Horizont wird enger

 

 

Von Ludwig Fienhold

Köche gehen, neue Konzepte kommen. So viele Schließungen auf einen Schlag wie jetzt gab es in der deutschen Spitzengastronomie selten. Nachdem das ehemalige Zwei-Sterne-Restaurant La Vision im Kölner Wasserturm jetzt ohne Visionen auskommt und das ebenfalls von den Gourmet Guides dekorierte Nero im Schloss Hugenpoet in Essen-Kettwig geschlossen ist, wird auch Michael Hoffmann im nächsten Jahr sein respektables Margaux in Berlin dicht machen (18 Punkte Gault Millau, 1 Stern Michelin). Außerdem ändert das muntere Monkey´s West in Düsseldorf  seine Küche und verlässt den Gourmetkurs (bislang 16 Punkte Gault Millau, 1 Michelin-Stern).

Immer mehr Gastronomen sind die Sterne schnuppe, andere suchen nach neuen Konzepten, weil die alten vielleicht gut, aber nicht rentabel waren. Von einem Sternesterben zu reden, wäre zu dramatisch, denn noch bewegen sich viele Kometen am kulinarischen Himmel. Doch es sind (ein)leuchtende Zeichen, die hier gesetzt werden. Welchen Grund also gibt es für den Kurswechsel und die Schließung vieler Toprestaurants?

Michael Hoffmann vom Margaux in Berlin

Michael Hoffmann vom Margaux in Berlin

Wer in Berlin als ambitionierter Küchenchef  ohne Hotel oder einen anderen Sponsor überleben will, muss nicht nur gut am Herd sein, sondern auch rechnen können wie Adam Ries. Michael Hoffmann ist viel zu sehr Künstler, um sich mit erdrückenden Zahlen befassen zu wollen. Irgendwann rächt sich das aber, laufen die Kosten davon. Ob Michael Hoffmann nun für sein Margaux die Pacht nicht mehr aufbringen konnte, wie vielfach zu hören ist, oder sich nicht hat wirtschaftlich beraten lassen, ändert nichts mehr – in fünf Monaten ist Schluss. Von Buletten-Berlinern und Gourmet-Touristen kann sich kein Küchenchef ernähren, der ein kostspieliges Spitzenrestaurant betreibt. Offiziell will sich Hoffmann nicht zu den Gründen äußern und verrät auch sein neues Konzept nicht, mit dem er in jedem Fall wieder in Berlin antreten will. Vielleicht weiß er es auch einfach gar nicht und muss sich selbst erst einmal über seine Zukunft klar werden. Die Auszeichnungen in den Gourmet Guides Gault Millau und Michelin sind dann im nächsten Jahr erst einmal verloren und müssen wieder neu erarbeitet werden. In diesen Tagen liest man viel davon, dass die Köche ihre Sterne und Punkte zurückgeben würden, was aber Quatsch mit Soße ist: Kein Koch kann diese Ehrungen retournieren, nur die Restaurantführer selbst verleihen und entziehen sie.

Schloss Hugenpoet

Schloss Hugenpoet

Über den Wasserturm und sein Restaurant hatten wir bereits berichtet (siehe BISS-Artikel La Vision in Köln schließt). Das wunderbare Schloss Hugenpoet (bitte Pot und nicht wie „Dichter“ aussprechen, der Name bedeutet „Krötenpfuhl“) hatte gute und doch schmerzliche Gründe, sein Konzept zu ändern. Das Gourmetrestaurant Nero wird es so nicht mehr geben, doch Küchenchefin Erika Bergheim und ihr Team bleiben. Trotz ihres Talents fehlte die raumfüllende Akzeptanz in der Region. Gourmetrestaurant bedeutet in dieser Gegend immer noch „teuer“ und „fein“. Es gab Abende, da saßen wir mit Schauspieler Bruno Ganz ganz allein in der Gaststube. Manch einer mag auch die Küchenchefin unterschätzt haben, die so wirkt, wie man sich Veganer vorstellt. Doch die Dame hat´s drauf und beherrscht die gute klassische Küche.

Das neue Angebot im Lokal Nero ist simpel, meint Schlossherr  Michael Lübbert. Es orientiere sich an den Bedürfnissen der internationalen Hotelgäste ebenso, wie an denen der Nachbarn aus Kettwig, Hösel oder Düsseldorf. Das Restaurant hat weder Sonntag noch Montag zu, es gibt auch nachmittags Küche. Niemand muss sich an einen Gourmet-Verhaltenskodex halten, damit er mit Freude und Respekt bedient wird, sagt Lübbe. Es sei egal, ob jemand mit dem Nachtisch beginnt und dann eine Vorspeise esse, oder überhaupt lieber nur ein Stück Kuchen. Es störe auch niemanden, wenn jemand Cola oder Bier statt Wein bestelle, egal zu welcher Tageszeit und zu welchem Essen. Mit dieser neuen Ausrichtung hofft man jedenfalls, mehr Freunde gerade in der Umgebung zu finden. Die tapfere Küchenchefin und das charaktervolle Hotel hätten es mehr als verdient.

Affentheater ums Monkey´s West

Affentheater ums Monkey´s West

Das Monkey´s  West in Düsseldorf feierte seinen Ende letzten Jahres erhaltenen Michelin-Stern und merkte dann recht schnell, dass dieser auch eine Bürde sein kann. Man wendet sich nun in eine andere Richtung und unternimmt alles, damit der Stern in diesem Jahr schnell wieder erlischt. Wo einst kreative Küche funkelte, sollen nach der Sommerpause nur noch kleine Sternchen glitzern – mit Events.

Für den engagierten Küchenchef Christian Penzhorn ist kein Platz mehr. Betreiber Benjamin Achenbach bemängelt, dass der „Stern“ den Eindruck einer „teuren“ Küche vermittelt hätte. Zudem hätte diese Art der Küche nicht mehr die Zugkraft wie vor Jahren. Die Aussage von Achenbach, man wolle sich außerdem nicht von Restaurant-Testern vorschreiben lassen, wie ein Essen schmecken solle, ist allerdings töricht. Er ist zwar noch jung, sollte aber begreifen, dass in dieser kostenlosen Beratung die Chance einer Verbesserung liegt.

Restaurant La Terrrasse im Park Hotel Bremen

Restaurant La Terrrasse im Park Hotel Bremen

Die Zukunft des Toprestaurants La Terrasse im Bremer Park Hotel steht nicht unbedingt in den Sternen. Nachdem nun die nicht gerade für gastronomische Sonderleistungen bekannte Dorint-Gruppe das Hotel übernommen hat, dürften die Tage eines solch kostenintensiven Lokals gezählt sein. Küchenchef  Norman Fischer, der zuvor in allerbesten Häusern wie dem Waldhotel Sonnorra in Wittlich und Victors Schloss Berg in Perl arbeitete, hat das Park Hotel in kulinarische Höhen gekocht. Er wurde vom Gault Millau mit 17 Punkten bedacht und erhielt vom Michelin 1 Stern, vor allem aber, ist er fähig, noch höhere Weihen zu erfahren. Von Dorint wird er dafür wohl nicht die gleiche finanzielle und ideelle Unterstützung bekommen, wie vom Grandseigneur und Gourmet Wilhelm Wehrman, der das Park Hotel mit seiner Frau Dominique mehr als drei Jahrzehnte prägend führte. Die offizielle Gangart ist indes eine etwas andere. Der Restaurantbetrieb werde bislang noch mit Küchenchef Norman Fischer und Serviceleiterin Catharina Boll weitergeführt, heißt es. Wie der stellvertretende Direktor des Park Hotels Jens Wehrenberg auf Anfrage erklärte, stehe jedoch jede Abteilung sehr genau unter weiterer Prüfung – will heißen, wird auf Rentabilität hin untersucht. Wenn aber ausgerechnet der gerade im Höhenflug befindliche Norman Fischer Abstriche machen muss – beim Einkauf und anderen Qualitätsbelangen – dürfte er nicht zu halten sein.

Mario Lohninger

Mario Lohninger

Auszeichnungen von reputierlichen Restaurant-Testern können Fluch und Segen sein, das ist allseits bekannt. Doch diese allein entscheiden nicht über Gedeih und Verderb. Die Küche ist längst nur eine notwendige Voraussetzung für Erfolg. Atmosphäre, Location und Service sind, ob man dies nun mag oder nicht, die weit wichtigeren Voraussetzungen dafür. Und natürlich streng wirtschaftliches Denken. Das hat auch Mario Lohninger in Frankfurt erleben müssen, 2011 „Koch des Jahres“ bei Gault Millau. Der Österreicher hatte sich mit seinem Restaurant Silk 18 Gault Millau Punkte und einen Stern verdient. Silk und Schwesterrestaurant Micro sind längst Geschichte. Auch hier hat die Schließung keinesfalls an mangelnder Qualität und fehlendem Engagement gelegen. Die abseitig schrottige Lage im Gewerbegebiet Fechenheim war von Anfang an ein riesengroßes Manko. Später wurde auch der Cocoon Club, in dem sich beide Restaurants befanden, zum Problemfall. Koma-Kids und Gourmetgäste sind einfach nicht kompatibel. Mario Lohninger wirkt jetzt entspannter denn je. Mit seinem gleichnamigen Restaurant in Frankfurt-Sachsenhausen (kein Stern, 16 Punkte im Gault Millau), das ihm inzwischen auch gehört, ist er wirtschaftlich sehr erfolgreich. Die Mischung aus bestens gemachten Klassikern der Österreich-Küche und einigen Weltklasse-Gerichten in lockerer Atmosphäre spricht viele an. Essengehen muss Spaß machen, ein Erlebnis vermitteln. Wer das nicht begriffen hat und entsprechend umsetzt, ist als Gastronom zum Scheitern verurteilt.

Es werden in nächster Zeit noch viele Köche aufgeben und nach anderen Konzepten und neuen Ufern suchen. Wie lange will beispielsweise Ronny Siewert das unwürdige Geschachere um das Hotel Heiligendamm noch mitmachen? Er hätte hier schon längst die Schürze an die Wand hängen und das Restaurant Friedrich Franz Richtung bessere Welt verlassen sollen.

 

 

 




Thomas Stork grillt Marbella

Der Küchenstar

von der Costa del Sol

macht den neuen Sea Grill

im Hotel Puente Romano

zum Meetingpoint von Gourmets & Society

 

Es braucht hier nur Meerblick, blitzweiße Tischdecken und blauen Himmel, um in Feierlaune zu kommen. Der wie ein schicker Strandclub wirkende Sea Grill ist jedenfalls die richtige Kulisse für alle, die auch bei hellem Licht betrachtet gut aussehen. Fun & Food in bester Kombination. Executive Chef Thomas Stork sorgt für das hippste Restaurant Marbellas. Der 40 Jahre alte pfiffige Bayer ist ein echter Winkler-Schüler, war bei ihm in Aschau am Herd, hatte in der Käfer-Schänke in München gearbeitet und auch im Las Dunas, dem seinerzeit besten und von Heinz Winkler gastronomisch betreuten Hotel Marbellas, das leider nur noch als Residenz geführt wird. Thomas Stork setzt auf die Produkte der Region, frischen Fisch direkt vom Kutter, wilden Spargel aus Ronda, aromatische Walderdbeeren, Ziegenmilchprodukte und Kräuter von Malaga. Seine Küche hat Witz, animiert und ist rundum stimmig. Vor allem aber basiert sie auf solider Handwerkskunst und guten Erzeugnissen.

IMG_2252Der Spaß beginnt schon vor dem eigentlichen Essen, als Entree wird frisch gebackenes Brot im „Blumentopf“ aufgetischt, der wie ein Korken aussieht, dampfend am Tisch frisch aufgeschnitten und mit Olivenöl serviert wird. King Prawns mit Sesamkruste und Wildkräutersalat kennt man vielleicht, aber selten so gut wie hier. Die gratinierten Austern im Kokos-Curry-Sud sind delikat, der Lobster mit Mango und Koriander-Salat erstklassig, auch in der Variation mit Ingwer und Zitronengras. Alles wird bedächtig und keineswegs vordergründig pointiert. Die zart-saftigen Tandoori Chicken Wing Lollipops haben den typischen Duft der gleichnamigen Öfen, die gerne zum Einsatz kommen. Genauso, wie der Holzkohlegrill, auf den nicht nur Fisch und Fleisch kommt, sondern auch Zitronen und Artischocken, die mit leichter Limetten-Mayonnaise serviert werden. Alle Gerichte werden adrett präsentiert, „aber ohne optischen Lärm“, wie Thomas Stork erklärt.

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Thomas Stork

Grills gehören auf eine große Sommerterrasse und würzen auch die Luft. Kardamom, Koriander, Chili, Tandoori Masala oder Rosmarin – Thomas Stork mag ausdrucksvolle Gewürze, setzt sie aber nicht vorlaut ein. In der sommerlichen Hitze steigt das Verlangen danach, schmecken solche Gerichte einfach besser. Rosmarin und Knoblauch wachsen vor der Tür und können täglich frisch weggeschnitten werden.

Thomas Stork, der seit 1996 in Spanien lebt und auch mit einer Spanierin verheiratet ist, schwärmt von den einheimischen Produkten, die Zitronen etwa sind mild, fruchtig und süß. Auch Butter und andere Milchprodukte schmecken anders, die Wiesen in Spanien sind „gelb“ und geben intensivere Inhaltsstoffe ab. Auch die Ziegen von Malaga sind für Stork „gigantisch“, die freilaufenden Malagueňa tragen die Hörner seitlich und stehen bei Milch und Käse für erste Sahne. „Frische ist unser Geschäft“, meint Thomas Stork. Der fangfrische Fisch wird täglich neu auf einer Tafel notiert.

IMG_2262Die Marbella-Society lechzt auch nach modischer Kulinarik und wird im Sea Grill mit Wagyu Beef mit schwarzem Hawaii-Salz bestens bedient. Wir ziehen die Hochrippe aus Galizien vor, ein Wonneproppen, der mit verschiedenen Saucen (Hollandaise, Rotweinreduktion) zubereitet wird. Im Sea Grill schmecken sogar die Hamburger (200 Gramm). Sie fallen allerdings etwas extravaganter aus. Es gibt verschiedene Deluxe-Klopse, neben dem Klassiker vom Holzkohlegrill mit Rindermark ist der Lobster Burger mit pochiertem Ei und schwarzem Trüffel der Favorit. Der Clou sind Spare Ribs, aber im vollen Format. Die komplette und dickfleischige Rinderrippe von einem Kilogramm wird für vier Gäste angeboten (30 € p.P.).

Die Desserts sind, dem Konzept des Restaurants entsprechend, amüsant und originell. In der Einfachheit liegt manchmal der Schlüssel zum besseren Geschmack, wobei die Produkte immer der Star sind. So auch bei der gegrillten hocharomatischen Banane von den Kanaren, die man aus der Schale löffelt und dazu Piňa Colada Eis genießt. Die süßen Sandwichs, mit Vanille, Kaffee, Schokolade und Pistazie, sind so ungewöhnlich wie gut. Die Preise bewegen sich bei den Hauptgerichten zwischen 21 und 56 €, Wagyu, Kaviar und andere Luxusgerichte nicht mitgerechnet. Die Speisekarte wirkt groß, variiert aber viele Grundprodukte und übernimmt sich damit nicht. Bei 200 Plätzen muss man haushalten. Dennoch ist die Küche mit 42 Mitarbeitern gut besetzt, in der Hochsaison sind es sogar 80. Thomas Stork arbeitet mit einem rein spanischen Team, Ausnahme ist die Deutsche Nancy Lochmann, die für die Patisserie zuständig ist.

IMG_2217Die Weinkarte hat internationales Format, Spanien dominiert, Frankreich ist nobel vertreten. Zum Sea Grill passen am besten Cava und Albariňo, nicht zu schwere und frische Weißweine. Der Service ist freundlich, akkurat und angenehm dezent. Und er ist sehr stylish: Weiße Hemden mit Stehkragen und auffällig schönen grauen Steinknöpfen, edelgraue Schürzen. Sie sind nicht besser als die Gäste angezogen, aber ebenfalls mit modischem Kniff.  Von jedem Platz im Sea Grill hat man Meerblick. Und Aussicht auf die Schicken und Schönen von Marbella.

Ludwig Fienhold

Puente Romano, Sea Grill, Bulevar Príncipe Alfonso von Hohenlohe, Tel: +34 952 820 900. www.puenteromano.com

Sea Grill: Frühstück:  7.30  – 11Uhr, Lunch:13 – 16 Uhr, Dinner: 20 – 24 Uhr.

BILDER-GALERIE

 




Das Restaurant Esszimmer adelt das Hotel Adlon

Berlins bestes Stück?

 

Stilvoll speisen in der rauen Stadt

 

Eine Restaurant-Kritik von Ludwig Fienhold

Spätestens seit der erfolgreichen TV-Serie über das Adlon will jeder einmal in Berlins berühmtesten Hotel gewesen sein. Und sei es nur auf einen Drink in der Bar. Der beste Platz aber ist das Restaurant Esszimmer, dessen Luxusküche sich nicht mit Kleingeld bezahlen lässt.

Adlon Restaurant EsszimmerVergessen wir das hektische Entree, die nervöse Rezeption und das touristische Frühstück und kommen lieber gleich zu dem, was das Adlon auszeichnet: Das Restaurant Lorenz Adlon Esszimmer. Mit knapp 40 Plätzen erscheint es doch mehr als ein Esszimmer, weil es sich in zwei Bereiche teilt. Bei einer Reservierung wird man selbst als Hotelgast leider nicht darauf hingewiesen, doch der vordere Bereich mit Blick auf das Brandenburger Tor ist der weit schönere Part, während die durchaus auch recht nette Bibliothek letztlich wie die zweite Klasse wirkt. Dass der Restaurantleiter meint, man könnte zuvor seine Wünsche äußern, ignoriert die Tatsache, dass man ja von einer solchen Teilung nicht zwangsläufig wissen kann, wobei auch an keiner Stelle bei den Hotelinformationen darauf hingewiesen wird.

Adlon Restaurant Lorenz Adlon EsszimmerDer Blick vom Restaurant auf das abendlich illuminierte Brandenburger Tor ist einzigartig. Das hat etwas Historisches, wenngleich man das nicht schmecken kann. Der Blick mag in die Geschichte gehen, trägt aber nur nebenbei zur Genuss-Optimierung bei. Dafür sorgt in ganzer Breite Küchenchef Hendrik Otto, der nie besser war als heute. Nach Stationen im Hamburger Haerlin, Brenner´s Park Hotel in Baden Baden und Harald Wohlfahrts Traube in Tonbach, verdiente er sich seine ersten Lorbeeren im Restaurant La Vision im Kölner Wasserturm (das jetzt leider schließt) sowie im Vitrum im Ritz-Carlton Berlin. Seit 2010 ist Hendrik Otto nun Küchenchef im Adlon, was ihm bislang zwei Sterne im Michelin und 17 Punkte im Gault Millau einbrachte.

Boris Häbel (l.) und Hendrik Otto

Boris Häbel (l.) und Hendrik Otto

Restaurantleiter Boris Häbel wirkt immer ein wenig staatstragend, ist aber nun mal so eine Art Musterknabe unter den Servicekräften des Landes. Der 43 Jahre alte Süd-Schwarzwälder bietet solide Bareiss-Schule, in Frankfurt kennt man ihn noch aus den seligen Restaurants Humperdinck und Brick sowie der Kameha Suite. Nach einigen Jahren bei Dieter Müller im Schlosshotel Lerbach und dem Burj al Arab in Dubai, wechselte er 2009 ins Adlon nach Berlin. Während er bedächtige Korrektheit pflegt, sorgt der bestens gelaunte Sommelier Shahab Jalali für die heiteren Erlebnisse – so sind die Rollen gut aufgeteilt. Jalali verbreitet aber nicht nur eine konsumfreudige und legere Stimmung, er berät so profund und mit auf den Gast abgestimmter Individualität, dass es eine Freude ist jeder Empfehlung nachzukommen. Insgesamt hat man es mit einem tadellos aufgestellten Service der Extraklasse zu tun, auch die jungen Mitarbeiterinnen sind mit viel Charme und Einsatzfreude dabei.

Die Erwartungen an Küchenchef Hendrik Otto sind hoch, zumal er nach noch höheren Weihen strebt. Wir haben es mit einer moderat modernisierten Haute Cuisine zu tun, die ganz klar und ruhig, aber auch sehr detailverliebt ausfallen kann. Alles ist ausdrucksvoll, nichts beliebig. Phänomenal sind die Saucen, ob Kalbsfuß-Lorbeerextrakt, Gulaschsaft, Olivensauce, Hummerglace, Pilzsaft oder Gewürzsud – so schmecken Destillate der Sinnlichkeit. Manchmal gelingt der Küche Großes mit vier Komponenten auf dem Teller, mitunter erreicht sie trotz vieler unruhig erscheinender Mosaike eine wunderbare Ausgewogenheit.

Küchenchef Hendrik Otto

Küchenchef Hendrik Otto

Die Fischgerichte fallen stets eine Spur raffinierter aus. Die formidable südfranzösisch inspirierte Seezunge im duftigen Fenchel-Gewürzsud wird aufwendig eskortiert von Auberginen-Lasagne mit Tomatengelee, Pulpo, Olivensalsa, Sardelle im Tomatenhemd,  gebratenem Fenchel in der Knusperhülle und Kichererbsen-Kroketten im Pommes-frites-Look mit Aioli und Curry. Der pralle Zander mit hinreißendem Kalbsfuß-Lorbeerextrakt und der Kaisergarant in feiner Krustentiersauce sind treffsichere Exemplare einer durchdachten, auf besten Produkten und hervorragendem Handwerk basierenden Küche.

Das Kaninchen aus der Vulkaneifel in delikater Estragonsauce erhält durch Chorizo, Kapern und Speck einen emotionalen Kick, die Flusskrebse in warmer Cocktailsauce mögen merkwürdig nach Retroküche klingen, schmecken aber durch eine hervorragend mit Kräutern und Aprikosen abgestimmte Sauce besonders aufregend. Charakterfest und zartknackig: Langostino & Calamaretti in klassischer Sauce Dugléré (eingekochter Fond mit Weißwein, Schalotten, Tomaten und Kräutern), durch Staudensellerie, Apfel und Koriander pointiert. Ausgereift kombiniert: Gänseleber, Pfeffercreme, Orangenschale, Kaffee und Trüffel. Die Patisserie zaubert aus Schokolade, Kokos-Eis, Ganache-Sahnecreme, Tee und gefrorenem Kräuterschnee leichtlebige Köstlichkeiten. Jeder Teller flirtet mit der Zunge und erobert das Herz.

ente-neuSchön, dass sich das Adlon auch auf seine Klassiker aus früheren Tagen besinnt und etwa Caneton à la presse und sogar Pfirsich Melba offeriert. Die Preise im Adlon sind progressiv, für Hauptgerichte muss man 62 Euro zahlen. Besser fährt man mit den Menüs, die bereits ab 110 Euro zu haben sind (4 Gänge). Es gibt nicht allzu viele Restaurants, wo die entscheidenden Parameter aus Küche, Keller, Service und Ambiente so im Gleichgewicht sind wie im Lorenz Adlon Esszimmer. Und obendrein mit einer Prise Snobismus gewürzt werden.

Adlon Berlin Entree

Hotel Adlon Kempinski, Lorenz Adlon Esszimmer, Berlin, Unter den Linden 77, Tel. 030 2261 1960. Geöffnet Dienstag – Samstag, 19 – 22.30 Uhr (Küche).

www.lorenzadlon-esszimmer.de

 

 

 




Alain Ducasse kocht jetzt im Meurice in Paris

Der Starkoch sorgt für

rasante Rochaden am Herd

 

Wie das französische Wochenmagazin „Le Point“ meldet, wird Alain Ducasse samt  Team  ab September im Pariser Luxushotel Meurice kochen. Dessen ehemaliger Chefkoch Yannick Alléno arbeitet seit Dezember 2012 für den Luxusunternehmer Bernard Arnault, der auch Louis Vuitton, Celine, Berluti, Marc Jacobs, die Champagner Krug und Ruinart, die Weingüter Château d’Yquem und Cheval Blanc und etliche große Marken mehr besitzt.

Alain Ducasse

Alain Ducasse

Der Stammsitz von „Alain Ducasse Paris“, das Luxushotel Plaza-Athénée, wird ab 1. Oktober für Renovierungen sieben Monate lang geschlossen bleiben. Sowohl das Meurice als auch das Plaza-Athénée gehören zu der Gruppe Dorchester Hotels. Wie das Büro von Alan Ducasse inzwischen bestätigt, wird dieser nach der Renovierungszeit sowohl für das Plaza-Athénée als auch für das Meurice kulinarisch verantwortlich sein. An seiner Stellung als Chef im Louis XV in Monaco ändert dies nichts.

Gegenüber dem Wochenmagazin witzelte der Ducasse: „Ich wusste nicht, was ich nach den Ferien machen sollte. Als ich am Meurice vorbei ging, sah ich, dass dort Licht brannte. Also bin ich eingetreten und habe meine Dienste angeboten.“

JZ

Bild oben rechts: Restaurant Meurice

Siehe auch BISS-Artikel 3-Sterne-Koch Alléno verlässt das Meurice




Diamanten & Gebisse

Was Gäste so alles

im Hotel vergessen

 

Das Sheraton Frankfurt am Flughafen gilt mit seinen 1.008 Zimmern als drittgrößtes Hotel in Deutschland. Entsprechend umfangreich ist die Menge an Gegenständen, die Gäste vergessen: Diese werden – nachdem sie ein Jahr unabgeholt eingelagert waren – unter den rund 360 Hotelmitarbeitern zum Schnäppchenpreis und für einen guten Zweck verkauft. Mehr als 700 Euro kamen so nun zusammen, die in diesem Jahr an die Aktion „Road to Awareness“ gespendet wurden – eine gemeinsame Aktion der Starwood-Hotels und UNICEF. „Natürlich handelt es sich meistens um Kleidung, Stofftiere, Bücher oder Toilettenartikel, die vergessen werden“, weiß Annika Hadameck, die unter anderem für die Einlagerung und Verwaltung der Fundsachen im zuständig ist. „Dinge also, deren Wert so gering ist, dass sich der Eigentümer nie meldet oder sich die Zustellung per Post, oft ins Ausland, nicht rentiert.“ Kurioses war jedoch auch in diesem Jahr unter den Fundstücken: So fanden beispielsweise hunderte Meter aufgerolltes Elektrokabel, ein kleines Souvenir-Trachtenpärchen aus Gips oder auch ein komplettes Fahrrad einen neuen Besitzer.

Sheraton FrankfurtGrundsätzlich versucht das Sheraton vergesslichen Gästen die Gegenstände auf möglichst schnellem Weg nachzusenden. Oft handelt es sich auch um Geschäftsreisende, die bei ihrem nächsten Stopp in Frankfurt persönlich zur Abholung erscheinen. Trotzdem rund 85 Prozent aller Fundstücke so ihren Besitzer wiederfinden, hat das Hotel, um der Flut von Fundsachen Herr zu werden, ein eigenes Fundbüro eingerichtet. Für mindestens ein Jahr wird hier eingelagert, was nicht verderblich, gefährlich oder einen kriminellen Hintergrund zu haben scheint. „Alles muss schließlich erfasst, verwaltet und auch schnell wiedergefunden werden – selbst nach Monaten“, so Hadameck weiter. Aus Erfahrung kann sie zudem berichten, dass es bereits bei der telefonischen Kontaktaufnahme mit betroffenen Gästen zu heiklen Situationen kommen kann: „Beispielsweise wenn es sich um verschiedene Eheringe oder Damenkleidung in einem für einen alleinreisenden Herren gebuchten Zimmer handelt. Sollte sich eine Frau am Hörer melden, sind hier stets Diplomatie, Geschick und Diskretion gefragt.“

Nicht alles, was liegen bleibt, wandert jedoch direkt in das Fundbüro des Sheraton Frankfurt Airport Hotels. So wurden im Laufe der fast 40jährigen Hotelgeschichte bereits Rauschgift sowie ein Maschinengewehr nebst Munition der Polizei übergeben. Ein lebender Skorpion jagte einer Housekeeping-Mitarbeiterin einen gehörigen Schrecken ein und wurde in den Frankfurter Zoo gebracht. Und die Hintergrundgeschichte zu einem entdeckten riesigen Messer -versteckt in einem Deckenpaneel – konnte nie aufgeklärt werden. Vom Besitzer abgeholt wurde wiederum eine vergessene Katze, die sich hinter der Waschbeckenabdeckung versteckt hatte und dann nachts zum neuen Gast ins Bett legte. Weitere kuriose Fundstücke waren unter anderem Rohdiamanten im Wert von 30.000 Euro, Bargeld in ähnlicher Höhe, Unternehmensbilanzen und -verträge, eine Mikrowelle, eine Kreissäge, ein Pelzmantel oder auch ein Gebiss.