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Besuch beim feigsten Gastronomen

Restaurant-Kritik

Die neue Brasserie

Mon Amie Maxi

 

Kann man ein Lokal mit einem Namen wie Mon Ami Maxi überhaupt ernst nehmen? Wir springen über den  Schatten des Betreibers Christian Mook und versuchen die Sonnenseiten zu entdecken.

Das Lokal ist günstig an der Bockenheimer Landstraße gelegen, just in dem ehemaligen schönen Postamt in der Villa May, in das der Suhrkamp Verlag stets seine Briefe und Päckchen hinbrachte (nur Margarete und Alexander Mitscherlich erhielten alles mit einem Boten, denn sie wohnten ja nicht weit). An diesem historischen Ort ist nun also ein Lokal eingezogen, das sich guter Meeresfrüchte rühmt. Beim ersten Besuch erlebten wir eisige Kälte und kühle Berechnung. Die Plat de Fruits de Mer Royal mit Meeresschnecken, Taschenkrebsscheren, Nordseekrabben, Crevetten, Austern und etwas Kaisergarant war derart frostig, dass sie jeden Geschmack betäubte. Die mit einer merkwürdigen Masse umschleimten Schnecken waren für uns gar nicht genießbar. Alles in allem für gierige 79 € überteuert.

Wir wagten einen weiteren Besuch. Es ist in diesem Lokal ja nicht alles kalt. Zumindest beim Service des charmanten Maître Sebastion Bonnier (ehemals Micro und Roomers) fühlt man sich ein wenig wie in Frankreich, wobei einige Mitarbeiter/innen sonst eher durch Ahnungslosigkeit auffallen. Das Lokal wurde massiv wie ein Themenpark inszeniert und täuscht Authentizität vor. Die Weinkarte ist ebenso berechnend. Die Suche nach guten oder gar preislich stimmigen Flaschen zieht sich in die Länge. Unter 50 € ist nichts zu entdecken. Zu Fisch und Meeresfrüchten wurde uns ein 99er Montrachet angeboten, für schlanke 299 €. Wir begnügten uns mit einem Cremant Rosé, dessen Herkunft ungefähr so nachhaltig ist wie sein Geschmack.

Die Kalbsnieren mit Kartoffelpüree wurden gerade einmal lauwarm aufgetischt und waren nach dem dritten Bissen bereits kalt. 40 Minuten nach der Essensbestellung wurde das Blech mit dem dampfenden und am Stück gebratenen Seeteufel angekarrt. Ein intensiverer Geruch bahnte sich dazu seinen Weg an unseren Tisch. Die Knoblauchfahne wurde intensiver, ebenso der Anblick des völlig überladenen Bleches mit Seeteufel deutlicher:

Ein einziges Triefen in Öl, Butter und Gemüse, eine überbackene Kruste, die etwa 4 cm hoch war und aus Leipziger Allerlei bestand. Der alte, stinkende Knoblauch legte sich über alles und zerstörte jegliches andere Aroma und den zarten Fisch sowieso. Küchenchef Alexander Roisch hat nach eigenem Bekunden über vier Jahre bei Hans Haas im Münchner Tantris gearbeitet – und dann ein solcher Faux Pas? Oje! Die geschmorten Lammschultern gerieten immerhin tadellos und wurden nicht von altem Knoblauch beherrscht.

Das Lokal will sehr französisch sein, setzt aber ganz unreflektiert internationale Weine ein, oft sehr schwache. Das vor allem zu Preisen jenseits des Akzeptablen, aber das kennen wir ja schon von den Wichtigtuern-Lokalen Ivory Club und Zenzakan von der Mook-Gruppe. Christian Mook ist übrigens der einzige Gastronom in Frankfurt, der eine solche Angst vor Kritiken hat, dass er unbequeme Journalisten nicht bewirtet. Aber es gibt zum Glück mehr unbequeme Kritiker als feige Gastronomen.

Peter Lunas

 

Mon Amie Maxi, Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 31, Tel. 069 71 40 21 21.

 

 




Happy Birthday Louis XV !

Alain Ducasse und die Küchen-Elite

der Welt in Monaco

 

Von Frankreich-Korrespondent Jörg Zipprick

Der 25.Geburtstag des Louis XV Restaurants in Monaco war mehr als ein Galamenü für 250 Starköche. Er war eine Demonstration der Stärke der französischen Küche.

Alain Ducasse lud ein und fast alle kamen: Die Spitzenköche Jean Paul Abadie aus Lorient in der Bretagne und Zhenxiang Dong aus Peking. Aus Spanien reisten Andoni Aduriz, Elena Arzak, Quique Dacosta, Juan Roca, Angels und Regina Santamaria an, aus den USA flogen Terrance Brennan und Daniel Boulud ein, aus Indien kam Hemant Oberoi, aus Japan Hiroshi Nakamishi, aus Italien waren Massimiliano Alajmo, Massimo Bottura, Heinz Beck dabei. Rene Redzepi aus Kopenhagen war ebenfalls mit von der Partie, die Schweiz war unter anderem mit Philippe Rochat vertreten, aus deutschen Landen waren Harald Wohlfahrt und Heinz Winkler dabei. Frankreichs Küchenelite zeigte sich fast vollständig, von Pierre Troisgros über Marc Haeberlin und Anne-Sophie Pic zu Joel Robuchon. Nur Paul Bocuse fehlte, meldete sich jedoch am späten Abend per Telefon.  „Hier sind alle kulinarischen Stilrichtungen versammelt“ erklärte Alain Ducasse.

Wissen die Topköche wo es langgeht?

Natürlich wurde anlässlich des 25. Geburtstags des Louis XV gut gegessen und getrunken: So gab es hängend gegrillte Langusten und Hummer mit Steinpilzen, live vor den Augen der Gäste im „Grill des Hôtel de Paris“ zubereitet. Beim großen Galadiner gab´s Gamberoni aus San Remo nebst Kaviar (erstklassige Zuchtware von Schrenki-Stören aus China), Dinkelrisotto mit Artischocken und weißen Trüffeln, Fischsuppe, Tourte vom Federwild mit getrüffeltem Salat, danach Äpfel und Quitten mit Milcheis. Das alles begleitet von Dom Pérignon  Rosé 2000 und 1995, Dom Pérignon Oenothèque 1993, „Y“ von Yquem 2009, Cheval Blanc 2004, Château d’Yquem 1988 und schließlich Hennessy Paradis Impérial.

Wesentlich interessanter als die Tatsache, dass all dies sehr gut schmeckte und für 500 Personen mit verblüffender Präzision und wohldosiertem Rhythmus serviert wurde, ist jedoch all das, was auf diesem Gipfeltreffen gesagt wurde: Ob die französische Küchenwelt sich denn nicht faul auf ihren Lorbeeren ausruhen würde, fragte da etwa ein britischer Pressevertreter. Ducasse antwortete, er begrüße es sehr, dass heute überall auf der Welt gut gekocht würde. Aber Frankreich hätte gegenüber anderen Ländern küchenhistorisch gesehen einen Vorsprung und Verdienste, die sich schwer leugnen ließen. Der schottische Küchenchef Tom Kitchin aus Edinburgh ergänzte: „Sorry Englishman, aber in allen Ländern gibt es faule und fleißige Menschen.“

Louis XV Restaurant

Die fragwürdige Liste der San Pellegrino 50 Best? Es gäbe heute viele Ranglisten, meinte Ducasse, alles was die Küche ins Gespräch bringt, sei doch gut für die Branche. Der monegassische Spitzenkoch gab sich sehr konsensorientiert als Sprecher der gesamten Branche, als eine Art Bocuse für das 21. Jahrhundert. Auch Joel Robuchon, der in Frankreich immer wieder als Ducasse-Rivale dargestellt wird, erkannte das an: „Er ist ein „Einiger „ („rassembleur“), der fähig ist all diese Köche anreisen zu lassen“ erklärte er Reportern der Lokalzeitung „Monaco Matin“. Unterstrichen wurde der hohe Qualitätsanspruch durch einen Markt mit lokalen Produkten: knackige Gemüse, frischester Fisch, Krustentiere wie Languste und Bärenkrebse, Wild, dazu vor Ort gekochte kleine Gerichte: Auch Prince Albert ließ sich die Gamberoni von Fulvio Pierangelini schmecken.

Den Kollegen gab Alain Ducasse ein paar Worte mit auf den Weg: „Der Koch interpretiert den Reichtum der Natur. Seine Küche respektiert den Eigengeschmack jedes Produktes. Ein Koch verteidigt die Umwelt durch seine Auswahl der Produkte. Lokale Produzenten sind seine wichtigsten Alliierten: Die Produkte erzählen eine Geschichte, die der Koch durch seine Rezepte erzählt. Der Dialog zwischen Koch und Produzenten verbindet beide in ihrer Suche nach Geschmack.“ Dass diese Sätze je nach Küchenrichtung verschieden aufgefasst wurden, war auch einem Alain Ducasse klar. Doch, wie er es selbst ausdrückte: „So ein Geburtstag ist ja auch eine Gelegenheit, die Dinge gerade zu rücken.“

 

 

 

 

 

 

 

Foto oben rechts: Alain Ducasse (r.) und Prinz Albert von Monaco

Photo Credits:  realis photo, Monaco