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Terrassen: Alles muss raus!

Die schönsten Dachgärten

Cocktails mit Aussicht

 

Wer gastronomisch auf der Höhe sein will, hat ein Dachgartenlokal. Spektakulär ist dies in Bangkok gelungen, wo das Vertigo Gäste aus aller Welt auf die 61. Etage des Banyan Tree Hotels zieht. Das Essen ist akzeptabel, doch geht es hier vor allem um den Ausblick, den man auch in der Moon Bar bei einem Drink unter freiem Himmel genießen kann. Die Aussicht wäre einmalig zu nennen, wenn es nicht noch The Dome at State Tower gäbe – den schönsten Dachgarten der Welt. In 200 Metern Höhe fühlt man sich beinahe wie im Flug über Bangkok und ist überwältigt. Im immer noch sehr guten Open-Air-Restaurant Breeze finden sich Rendezvous-Pärchen zum Dinner über den Wolken ein. Zu einer fantastischen Aussicht verhilft auch die Bar Rouge in Shanghai, wo sich die glitzernden Hochhausfassaden im Cocktailglas spiegeln. Die Uferpromenade Bund und der Huangpu-Fluss sind eine filmreife Kulisse, an der sich die Gäste kaum sattsehen können und ebenso heftig fotografieren, wie die Chinesen bei uns.

230 Fifth Avenue

Keinen einzigen Ruhetag gönnt sich New Yorks spannendste Rooftop Bar, 230 Fifth Avenue. Von 16 bis 4 Uhr in der Frühe kann man hier bei jedem Wetter feiern. Sollte es kühl sein, werden Heizstrahler aktiviert, zudem erhalten die Gäste rote Fleece-Bademäntel. Empire State Building und Chrysler Building scheinen zum Greifen nah, die Stadt liegt einem im Lichterglanz zu Füßen. Der Ausblick ist spektakulär, die Preise mögen manchen auch den Atem rauben, sind aber für diese einmalige Location nicht mal  überzogen. Ein Bier schluckt 7 $, mäßiger Wein ist für 7 $ zu haben, Cocktails werden mit 12 $ berechnet, eine Flasche Moet & Chandon Imperial verlangt 125 $ (+ 20% Gratuity jeweils). Man muss aus Plastikgläsern trinken, aus Sicherheitsgründen. Es gibt keine Haute Cuisine, sondern simples Fingerfood, etwa malaysische Fish Cakes oder Chicken Strips. Smooth Jazz, Chill Electronica und Oldies kommen gedämpft vom Band. Dress Code: Smart Casual, Jeans sind okay, Flipflops werden nicht gerne gesehen. Bis zu 1000 Gäste finden Platz. Unter ihnen viele Banker und Börsianer, aber auch jede Menge nette Menschen, hübsche obendrein. Jeder NYC-Besucher will hier mal dabei gewesen sein. Die Kellnerinnen können teilweise nett anzusehen sein, sind aber alles andere als professionell und nehmen sich viel zu wichtig – eine New Yorker Servicekrankheit.

Die wohl schönste Dachgartenterrasse in München bietet das Mandarin Oriental (siehe Bild ganz oben rechts). Derzeitiges Motto: Beach Feeling. Zudem befindet sich dort oben ein beheizter Swimmingpool. Gäste haben Ausblick über die Altstadt bis zum Gipfelkamm der Alpen (von 12 – 22 Uhr). Dass man sich in Deutschland mit Dachgarten-Lokalen grundsätzlich jedoch schwer tut, liegt nicht nur am launischen Sommer, sondern auch an den strengeren Sicherheitsbestimmungen.

Vertigo Bangkok

Wenn es eine Stadt gibt, die alle Voraussetzungen für aussichtsstarke Dachgarten-Lokale erfüllt, dann Frankfurt. Nr. 1 ist die Long Island Summer Lounge in zentraler Lage auf dem Oberdeck des Parkhauses Börse. Das Ambiente ist eine sehr gelungene Mischung aus Yachtclub und Schiffsdeck. Auf diesem Upper Deck wähnt man sich auf einem Ozeanriesen, doch statt unerwünschter Eisberge sieht man nur die anregende Frankfurter Skyline. Holzpaneele, Palmen und kleine Pools lassen Wasser, Strand und Meer vor dem Auge entstehen, moderne Lounge- und Lümmel-Möbel mit Doppelbetten und Baldachin laden zum Faulenzen. Wer sich unbedingt beschäftigen will, kann mit seinem Laptop dank Wireless LAN online gehen. Die 1700 Quadratmeter große City-Oase will indes vor allem für einen Kurzurlaub sorgen. Die Getränkekarte setzt auf Bacardi-Feeling und die allgegenwärtigen Cocktails, einen Riesling und Sauergespritzten findet man aber auch, ebenso den hierzulande weniger bekannten Long Island Ice Tea (aus braunem Rum, weißem Tequila, Wodka, Gin, Triple Sec, Orangensaft, Zitrone und Cola). Der nächtliche Sternenhimmel würde für eine wunderbare Atmosphäre reichen, doch abends sorgen Fackeln und Lichtspiele für weitere optische Reize. Der Sansibar Roofgarden an der Hanauer Landstraße existiert nicht mehr, im Frühjahr 2011 ist an die gleiche Stelle das Penthouse eingezogen.  Die Betreiber haben sich nach eigenem Bekunden vom Bauhausstil und den In-Clubs von New York inspieren lassen. Den Sound bestimmt Chill-House nach der Art von Sudio del Mar, zudem wird Live-Musik geboten. Man kann einen Besuch gleich mit dem sehr schicken und schönen Club Apartment im gleichen Haus verbinden.

Sirocco Bangkok

Eine ganz andere Frankfurt-Perspektive bietet der Dachgarten im Hotel Fleming´s am Eschenheimer Tor. Bei diesem Panaroma gerät man leicht ins Schwärmen und übersieht großzügig die Schwächen von Küche, Keller und Service. Zu empfehlen sind, sofern sie denn kalt an den Tisch kommen, der Grüne Veltliner von Ott und der Weißburgunder von Polz. Bei den Roten der Tinto „Fabelhaft“ aus Portugal und der südafrikanische Shiraz „Allesverloren“. Die Barkarte bietet neben Radeberger Bier vom Fass die allseits bekannten Drinks, wobei die Mojito einmal wirklich kubanisch ausfällt, will heißen, niedrig im Alkohol und mehr erfrischend als kopflastig. Gleich neben den Tischen schließt sich mit einigen Steh-Hocker-Plätzen die Bar-Abteilung an, wo man ebenfalls essen kann, nach 23 Uhr nur noch Kleinigkeiten. Mittags steht die Sonne so, dass die Schirme keinen Schatten spenden, die beste Zeit für dieses Lokal liegt zwischen 19 und 22 Uhr. Für die Fahrt nach oben sollte man den wunderbar altertümlichen Paternoster benutzen, den vorletzten seiner Art in Frankfurt.

LF

 

Long Island Summer Lounge

Long Island Summer Lounge, Frankfurt, Parkhaus Börse, Meisengasse 2-8, Tel. 069 91 39 61 47.Öffnungszeiten: Mitte Mai bis September, täglich 16 – 1 Uhr. Samstag, Sonntag ab 14 Uhr,  5 Euro Eintritt. www.longislandsummerlounge.de

Penthouse, Frankfurt, Hanauer Landstr. 190 (Uniongelände),  geöffnet Donnerstag bis Samstag 18 – 2 Uhr. www.apt-penthouse.de

Fleming´s Hotel, Frankfurt, Eschenheimer Tor 2. Tel. 069 42 72 32 200, täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet (Küche). www.flemings-hotel.de

Mandarin Oriental, München, Neuturmstr. 1, Tel. 089 290 980.

 


 

 

 

 

 

 

 

 




Im Westend was Neues

Allgaiers kommt salopp

 

Das neue Restaurant Allgaiers im Frankfurter Westend überrascht mit schlanker Optik und üppiger Weinkarte. Wer die früheren Lokale Le Midi und Gargantua an dieser Stelle kannte, wird seinen Augen kaum trauen: Alles ist anders, auch der Raumschnitt, selbst der Eingang wurde versetzt. Nach der Kernsanierung des Hauses ergibt sich ein völlig neues Bild.

Das am 1. August eröffnete Allgaiers ist gerne auf dem Holzweg, es gibt nur blankgescheuerte Tische, auf Tischdecken und andere formelle Accessoires wurde verzichtet. Man möchte mit dem saloppen Auftritt erst gar keine Schwellenangst aufkommen lassen und dem als besonders teuer und fein geltendem Westend eine gewisse Normalität entgegensetzen. Dazu verhilft auch als ironische Akzentuierung eine Terrassenmöblierung in ausgesuchter Loch- und Wurmstich-Art. Der efeuumrankte Garten hat noch nicht sein endgültiges Gesicht, Hauptsache Garten, Hauptsache Sommer. Der beige-braune Grundton des Gastraums im Inneren wird gehörig aufgefrischt durch die die sehr ausdrucksvollen und bewegenden Bilder von Jakob Kuffner. Der Kunstprofessor und Maler war der Onkel von Stefan Allgaiers Frau Claudia. Aufgelockert wird die Atmosphäre auch durch einige Barhocker an der Küchentheke, wo man auf ein Glas Wein und eine Kleinigkeit Platz nahmen kann.

Allgaiers schließt im Westend die Lücke zwischen der französischen Spitzenküche von Erno´s Bistro und einigen beliebigen Italienern. Ein täglich wechselndes Lunchmenü von drei Gängen gibt es zum lütten Preis von 17 €.

Stefan Allgeier, der bislang den Grünen Wald in Kronberg führte und dort immer noch die Grüne Gans betreibt, hat sich für sein neues Lokal keinen bekannten Koch geholt, sondern einen, den vor allem er kennt. Der junge Max Traue hat keine renommierten Stationen hinter sich und konnte bislang nur im Grünen Wald in Kronberg hervortreten. Stefan Allgeier zur Seite steht im Service der handfest-freundliche Achim Subtil, der zuletzt auch im Grünen Wald arbeitete und zwei Jahrzehnte davor im legendären Humperdinck schrägt gegenüber vom Allgaiers (jetzt Surf ´n´ Turf), wo Willi Tetz und Edmund Teusch eines der besten Restaurants von Frankfurt betrieben.

Neben dem Lunch-Menü und einem Wein-Menü (mittags und abends) werden Gerichte à la Carte angeboten, die bereits im Lokal Zum Grünen Wald in Kronberg Anklang fanden. Hummer mit Kalbsbries in Krustentierschaum, Gänseleberterrine, Wiener Schnitzel, Lamm oder US-Beef werden auf der Karte stehen. Bei den Weinen zeigt sich Allgaier wieder ambitioniert, über 400 Positionen sind verzeichnet. Schwerpunkt bilden Deutschland und Frankreich, auch Österreich, Italien und Spanien sind vertreten, die Neue Weinwelt dagegen nur stellenweise. Es sind dabei 15 offene Weine zu haben (0,1 und 0,2l, 4 – 9 €). Bei der Eröffnung gefielen die kleinen Tellergerichte, vor allem die gut gewürzte Lammfrikadelle mit mediterranem Gemüse.

LF

Achim Subtil

(siehe auch Biss-Artikel vom März Allgaiers statt Gargantua).

 

Allgaiers
Liebigstraße 47
60323 Frankfurt
www.allgaiers.eu
069 98956611

Mo – Fr. von 12-14.30 Uhr
und von 18.30-23.00 Uhr warme Küche

 

 

 

 

 

 

 

Bild ganz oben rechts: Stefan Allgaier