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Wohnst du noch oder lebst du schon in Frankfurts schönstem Hotel?

Der kunstvolle Amüsierbetrieb Lindenberg hat eröffnet

 

Von Ludwig Fienhold

In Frankfurt wurde jetzt mit dem Lindenberg das originellste Hotel der Stadt eröffnet, in dem es sogar eine eigene Kino-Bar gibt. Künstler und Designer haben die 150 Jahre alte Villa mit viel Witz und Charme ebenso heiter wie stilvoll gestaltet. Solche Originalität mit Drang zur Andersartigkeit kennt man eher aus New York oder London. Das Lindenberg will auch keine herkömmliche Herberge sein, sondern sieht sich als besonderer Ort für eine Gästegemeinschaft. Man will zeitloses Bleiben ermöglichen, Übernachtungsgäste sind genauso willkommen wie solche, die für wenige Tage, einige Wochen, Monate oder gar Jahre ein zweites Zuhause suchen. Das neue Hotel steht nicht im Zentrum Frankfurts, der touristischen Altstadt oder dem noblen Westend, es beweist Mut zur Lücke und platziert sich im momentan noch nicht so attraktiven Ostend, das sich aber stetig positiv entwickelt. Genau dieser Stadtteil wird schon sehr bald eine enorme Aufwertung erleben, wenn dort 2014 die Europäische Zentralbank in ein gigantisches Gebäude von 220 Metern Höhe mit 2.500 Mitarbeitern einzieht.

Lindenberg ist kein Design-Hotel mit immergleichen Lounge-Mobiliar. Es wurde bis ins kleinste Detail mit Feinsinn für Dekor, Farben und Formen sehr emotional und individuell gestaltet. Allein die schreiend schönen Lampenschirme der Berliner Künstlerin Isabel Ott sind Schmuckstücke und sinnliche Apperzeptionen zugleich. Einige der zehn Zimmer und Suiten zieren Wandvertäfelungen und Stuck, an vielen Stellen überraschen Kunstobjekte, alte Koffer oder Kleiderpuppen. Sämtliche Möbelstücke sind Unikate, die penibel restauriert wurden. Clever und raumsparend sind die Verstecke: In einem der Zimmer verschwindet das Bett in einer Schrankwand aus sonnenverbrannter Fichte, die zuvor über 100 Jahre lang Teil der Hauswand einer Berghütte war. Das Bad ist wie unsichtbar in einem eigens für das Hotel entworfenen Holzkubus untergebracht. In den Zimmern kann an einem Herd gekocht werden, der in einen alten Schrank für Maschinenbauzeichnungen eingepasst wurde. Dort befindet sich auch die Minibar. Alle Zimmer sind mit einem französischen Bett und exquisiten Matratzen des finnischen Herstellers Fennobed ausgestattet. Zum Standard gehören Multimediapanels für Musik und Lan sowie Plasma-Fernseher. Die Suiten und Zimmer heißen Lilly, Lolita, Lotta, Lila, Luna, Linda, Lulu, Laila, Lisl und Lucy und passen sich damit alliterarisch dem Namen Lindenberg an. Dem Hotelbesitzer Steen Rothenberger gefiel der Name, weil Udo Lindenberg ja seit Jahren Dauergast im Hamburger Atlantic ist.

Das Lindenberg will so etwas wie eine Mischung aus Hotel und Wohngemeinschaft sein, weshalb es auch gemeinsame Bereiche gibt, in dem man andere Gäste treffen kann. Das ausdrucksvoll gestaltete Kaminzimmer wurde von der Berliner Künstlerin Kathi Kaeppel mit üppigen Wandreliefs versehen. Lindenberg-Gäste kochen entweder selbst oder können sich von einem der Köche verwöhnen lassen. Jeder Gast hat in der gemeinsamen Küche seinen persönlichen Bereich mit eigenem kleinen Kühlschrank und Stauraum. Gekocht wird auf einer Teppanyakiplatte oder auf dem Induktionsherd. Wer bei einem Glas Wein einfach nur zuschauen möchte, kann an der Theke auf einem der Barhocker Position beziehen. Ein Geschirrspüler ist vorhanden, ebenso ein Weinklimaschrank. Direkt von der Küche geht es über die Terrasse hinaus in den Garten mit Grill, Liegestühlen und Strandkorb. Die eigentliche Sonnenterrasse weiter oben bietet Ausblick auf die Dächer der Stadt. Es gibt zudem noch einen gemütvoll-heiteren Ess-Salon, an dessen runder Tafel viele Gäste Platz finden. Sonntags wird ein „Frühstücks-Mittagsessen“ serviert – von Kimberley Unser, die sonst im Restaurant Seven Swans kocht und vom Gault Millau als  „Entdeckung des Jahres 2012“ ausgezeichnet wurde. En passant: Das Haus vom Seven Swans gehört Lindenberg-Hausherr Steen Rothenberger.

Der Fitnessraum mit seinen Dutzenden alten und schön gerahmten Spiegeln ist schon beachtlich, doch der Clou in diesem an geistvollen Einfällen reichen Hotel ist die hauseigene Kino-Bar mit plüschigen Sitzreihen, wobei auch an eine Popkornmaschine gedacht wurde. Die Kino-Bar wurde Lucia getauft – die Erleuchtete. Zu alten und neuen Filmen kann man an der gut sortierten Bar  seinen Drink genießen, auch direkt an der Theke oder in einer Sitzecke. Das Lindenberg verzichtet bewusst auf unnötigen Service, den der Gast weder braucht, noch bezahlen möchte. „Fleißige Gäste waschen ihre Hemden im hauseigenen Waschsalon, zupfen sich die Bettdecke zurecht und wenden morgens ihre Spiegeleier selbst. Gäste mit weniger Enthusiasmus für diese Handgriffe buchen sich einfach einen maßgeschneiderten Service hinzu“, meint Eva Kösling, die sich nicht Hoteldirektorin nennt, sondern den Titel „Leitung Gästewünsche“ trägt. Die reinen Zimmerpreise im Hotel Lindenberg richten sich nach Größe, Ausstattung und Dauer des Aufenthalts. Sie reichen von 99 € für den Tag bis zu 1.279 für einen Monat. Auch bei der Gestaltung der Tarife nutzt man die künstlerische Freiheit: „Träger eines Künstlersozialversicherungsausweises, registrierte Freiheitskämpfer und niederländische Staatsbürger erhalten vergünstigte Konditionen.“

Ich erlaube mir  subjektive Werturteile: Das Lindenberg ist das kunstsinnigste, sinnlichste und seelenvollste  Hotel Frankfurts. Und von einem nicht allzu kleinen Teil der Welt.

 

Lindenberg, Die Kunst der Unterkunft, 60314 Frankfurt, Rückertstrasse 47, Tel. 069 430 591 530. www.das-lindenberg.de

Zimmerpreise: Einzimmersuiten ab 99, Zweizimmersuiten ab 149 €.

Zusätzliche Services können individuell oder als maßgeschneiderte Pakete dazu gebucht werden. Die verschiedenen Frühstücksangebote beginnen bei 4 €, die unterschiedlichen Zimmerreinigungspakete sind ab 45 € pro Woche und ab 75 € im Monat erhältlich.

 

Photo Credit:  Barbara Fienhold




Kurioser Trend: Der Ersatz-Weintrinker

Flaschen ohne Etiketten

 

Weinfreunde auf der ganzen Welt amüsieren sich über die so genannten „Etikettentrinker”. Diese genießen den Wein nämlich ausschließlich wegen des mit ihm verbundenen sozialen Status. Bestimmte Namen und Marken auf Weinflaschen versprechen dem Eigentümer Prestige und Anerkennung. Bei genauerem Hinsehen erkennt der genuine Genießer aber, dass die Person durch Äußerlichkeiten und Benehmen nur den Eindruck erwecken will zur Gruppe der wahren Weinkenner zu gehören. Ihre tatsächliche Ignoranz verdecken diese Menschen häufig durch ein gewisses Maß an Wichtigtuerei, Überheblichkeit und Blasiertheit.

Nichts für Etikettentrinker

Kürzlich bin ich auf eine kuriosen Variante der Etikettentrinker gestoßen: Weinfreunde, deren Weinflaschen weder Etiketten noch Kapseln haben. Der Sinn solchen Verhaltens ist leicht nachvollziehbar: Man überhöht die Einfachheit auf das Niveau einer eingebildeten Ursprünglichkeit. Wie auf den gedeckten Tischen der Weinbauern oder in den Weinkneipen der Weinbauregionen gerade abgefüllte Flaschen ohne Etikett und Kapsel auf den Tischen stehen und Originalität suggerieren, tut die blanke Flasche auf der Tafel den gleichen Dienst und markiert die Nähe zum Winzer und damit die vermeintlich hohe Kennerschaft des Gastgebers. Die unetikettierte Flasche verbreitet das Image einer extra für den persönlichen Gebrauch gemachten Abfüllung. Ich habe den Verdacht, dass manch einer dieser „No Name”-Freaks Etikett und Kapsel aufwendig entfernt haben um zu der erstrebten Äußerlichkeit zu gelangen. Das kann aber nur glaubwürdig funktionieren wenn Bescheidenheit und Einfachheit als Image einer persönlichen Originalität auch zum übrigen Lebensstil des Gastgebers passen.

Ein weiteres, soziologisch interessantes, Phänomen ist die von Rolf Breitenstein* beschriebene „Simulationsgesellschaft”. In seiner Studie hat er die in unserer Industiegesellschaft herrschende Lehre des STAO, was „so tun als ob” heißt, definiert. Der Manager lässt seine Sekretärin den Brief mit dem Vermerk „nach Diktat verreist” unterschreiben, um seinem Partner zu zeigen, wie vielbeschäftigt er ist. Dabei sitzt er im Chefsessel und liest den Klatschteil der Tageszeitung. Worüber man im gesellschaftlichen Rahmen noch lächeln kann, das hat sich in der Soziologie der Verbraucher tatsächlich schon längst unter dem Begriff „Surrogat-Konsument” etabliert. Was damit gemeint ist, lässt sich an einem Beispiel einfach demonstrieren: Automagazine veranstalten und publizieren umfangreiche Tests von Automodellen, die für den überwiegenden Teil der Leserschaft aus materiellen Gründen unerreichbar bleiben. Die detaillierten Beschreibungen des Luxus eines Ferrari, Porsche, Bentley oder Maybach nehmen überproportional viel Raum ein und werden gierig gelesen. Die Informationen, die die Leser über diese Ikonen der Branche erhalten, sind für viele Nachfrager offenbar „selbstgenügsam”, d.h. sie reichen zu seiner Befriedigung. Er kann nun mitreden bzw. so tun als ob er eigene Erfahrungen mit dem für ihn unerreichbaren Lustobjekt gemacht hat. Solche „selbstgenügsamen” Informationen werden besonders im Genusssektor sehr hoch gehandelt.

In Gourmet-Zeitschriften, die auf den ersten Blick bereits erkennbar für weniger begüterte Zielgruppen gemacht werden, erscheinen Reportagen und Rezepte von den großen Restaurants im In- und Ausland. Kaum ein Leser dieser Blätter wird sich jemals dorthin begeben und trotzdem ist er irgendwie mit von der Partie und kann mitreden. Reiseführer verfolgen häufig den gleichen Zweck. Es gibt Menschen, die ziehen Befriedigung bereits aus der Lektüre über potentielle Genüsse. Das Wissen darüber ist zum Genussersatz (Surrogat) geworden. Nicht viel anders ist es beim Wein. Ich kenne Weinfreunde, die die Bewertungen der großen Weinjournalisten sämtlicher Bordeaux Grand Crus aus den letzten beiden Jahrzehnten auswendig kennen und darüber referieren können, als seien es ihre eigenen Verkostungsnotizen. Mancher Weinfreak kennt alle Details von den großen Weingütern und ihren Weinen ohne jemals einen Tropfen davon am Gaumen gehabt zu haben. Ich habe mich auch selbst schon ertappt, über Weine geredet zu haben, denen meinen Geschmacksnerven noch nie begegnet sind, über die ich aber so viel gehört hatte, dass sie mir im Detail bekannt waren. Solche „Surrogat-Trinker” gibt es in allen sozialen Schichten der Weintrinker, sie kommen aber bei den wirklichen Enthusiasten vermutlich deutlich häufiger vor.

Ich glaube, dass man sich als Weinfreund ein ironisches Lächeln nicht verkneifen kann, aber gleichzeitig zugeben muss, dass Etikettentrinker sich einem geringeren Risiko aussetzen, schlechte Weine serviert zu bekommen. Als Weinhändler muss man beide hier beschriebenen Gruppen ernst nehmen.

Peter Hilgard

 

Das Titelbild stammt von der Künstlerin Ute Ringwald, die im Schwarzwald geboren wurde und in Bad Vilbel bei Frankfurt lebt und arbeitet. Ihre opulenten, farbenfrohen und ironischen Aquarelle sind oft von genießerischen und erotischen Motiven geprägt und haben eine lebensfrohe Ausstrahlung.  www.uteringwald.de www.facebook.com/ute.ringwald.malerei 

 

 

 

*Breitenstein, Rolf: Die Simulationsgesellschaft. Glücklich ist – wer nur so tut.

München, Wirtschaftsverlag Langen-Müller/Herbig

 




Schattners Wein-Chat Nr. 2

Macht es wirklich Sinn Weißweine zu karaffieren?   

 

Ein wichtiges und oft komplett falsch eingeschätztes Thema! Während bei Rotwein mit Depot unstrittig ist, dass dekantiert wird, wird es bei Weißwein oft sehr fahrlässig gesehen. Natürlich ist der Aufwand im Restaurant sehr groß. Aber man sollte nach dem eigenen Geschmack gehen und entscheiden, was besser ist für den Wein. Besonders die jungen konzentrierten Weißweine brauchen mindestens genauso viel Luft wie ihre roten Pendants. Erste- und Große Gewächse vom Riesling und Weiß- und Grauburgunder entwickeln sich deutlich an der Luft. Erst dann zeigen sie ihre volle Aromatik und passen sich auch meist besser dem Essen an. Das gleiche gilt für große Weißweine aus dem Burgund, dem Bordeaux, der Rhône und z.B. einzelnen speziellen Weinen der Loire und dem Friaul, die nicht für ihre Fruchtigkeit, sondern für ihren Körper und ihre Dichte bekannt sind. Bei Rotweinen übrigens Vorsicht – bei filigranen edlen Burgundern oder deutschen Spätburgundern. Die verlieren schnell ein Teil ihrer verführerischen Nase beim karaffieren. Das gleiche gilt bei zu reifen Rotweinen. Lieber erst vorsichtig aus der Flasche einschenken und probieren, ob der Wein den Sauerstoff verträgt.

 

Fisch und Rotwein

 

Man liest zwar überall, dass dieses Zusammenspiel neuerdings „erlaubt“ ist, sollte aber auf gewisse Dinge achten. Kulturell bedingt, ist es gerade in Spanien, Italien und dem südlichen Frankreich schon lange üblich, zu kräftig zubereiteten Fischen, Rotweine aus der Region zu trinken. Es kommt vorwiegend auf die Substanz und den Eigengeschmack des Fisches, aber auch besonders auf die Zubereitungsart und die Sauce dazu an. Sobald Röstaromen oder mediterrane Gewürze und Kräuter ins Spiel kommen, kann man gerne einen Rotwein dazu trinken. Er sollte aber nicht zuviel Gerbstoffe und Tannine haben und muss auch nicht unbedingt der Alkoholstärkste sein. Leicht gekühlt, passt er noch besser. Auf keinen Fall empfehlen kann ich Rotwein zu rohen Fischgerichten, pochierten oder gedünsteten Fischen. Der Rotwein überdeckt den Geschmack  des Fisches und wirkt metallisch.

 

Kai Schattner

Wie könnte man den Sommelier Kai Schattner beschreiben? Als frisch, ausbalanciert oder gar feinherb? Ja, auch das ist er irgendwie, doch vor allem präsentiert er sich als beschwingt, entspannt und punktgenau. Er ist kein Weinschwätzer, sondern ein Weinwisser, der sich nicht prahlerisch aufdrängt und lieber mit präzisen und fundierten Statements überzeugen will. Seinerzeit als Sommelier in der Ente im Grandhotel Nassauer Hof in Wiesbaden und jetzt als selbständiger Weinberater. Seine Erfahrungen und Fachkenntnisse sind gefragt. Der 43 Jahre alte Profi ist in Heidelberg geboren und lebt seit 20 Jahren in Wiesbaden beziehungsweise im Rheingau. Er  hat bei einigen Klassikern der Branche gearbeitet, etwa dem Château Eza bei Monaco, dem Schwarzen Adler in Oberbergen und eben in der legendären Ente in Wiesbaden. Kai Schattner liebt den Rheingau und die Rieslinge. Aber er ist ebenso mit großen französischen Rotweinen vertraut und kennt sich nach vielen Reisen sogar bestens in der Weinwelt Chinas aus, die gerade aufbricht, den Markt zu erobern. Schattner berät Unternehmen, hält Seminare und verkauft Weine im großen Stil. Warum wohl hat das Frischeparadies (Edelfisch) so viele tolle Weine? In der BISS-Zeitung wird Kai Schattner immer wieder zu vielgestellten Fragen von Weinfreunden Stellung nehmen und mit Rat zur Seite stehen.

 




Terrassen: Alles muss raus!

Die schönsten Dachgärten

Cocktails mit Aussicht

 

Wer gastronomisch auf der Höhe sein will, hat ein Dachgartenlokal. Spektakulär ist dies in Bangkok gelungen, wo das Vertigo Gäste aus aller Welt auf die 61. Etage des Banyan Tree Hotels zieht. Das Essen ist akzeptabel, doch geht es hier vor allem um den Ausblick, den man auch in der Moon Bar bei einem Drink unter freiem Himmel genießen kann. Die Aussicht wäre einmalig zu nennen, wenn es nicht noch The Dome at State Tower gäbe – den schönsten Dachgarten der Welt. In 200 Metern Höhe fühlt man sich beinahe wie im Flug über Bangkok und ist überwältigt. Im immer noch sehr guten Open-Air-Restaurant Breeze finden sich Rendezvous-Pärchen zum Dinner über den Wolken ein. Zu einer fantastischen Aussicht verhilft auch die Bar Rouge in Shanghai, wo sich die glitzernden Hochhausfassaden im Cocktailglas spiegeln. Die Uferpromenade Bund und der Huangpu-Fluss sind eine filmreife Kulisse, an der sich die Gäste kaum sattsehen können und ebenso heftig fotografieren, wie die Chinesen bei uns.

230 Fifth Avenue

Keinen einzigen Ruhetag gönnt sich New Yorks spannendste Rooftop Bar, 230 Fifth Avenue. Von 16 bis 4 Uhr in der Frühe kann man hier bei jedem Wetter feiern. Sollte es kühl sein, werden Heizstrahler aktiviert, zudem erhalten die Gäste rote Fleece-Bademäntel. Empire State Building und Chrysler Building scheinen zum Greifen nah, die Stadt liegt einem im Lichterglanz zu Füßen. Der Ausblick ist spektakulär, die Preise mögen manchen auch den Atem rauben, sind aber für diese einmalige Location nicht mal  überzogen. Ein Bier schluckt 7 $, mäßiger Wein ist für 7 $ zu haben, Cocktails werden mit 12 $ berechnet, eine Flasche Moet & Chandon Imperial verlangt 125 $ (+ 20% Gratuity jeweils). Man muss aus Plastikgläsern trinken, aus Sicherheitsgründen. Es gibt keine Haute Cuisine, sondern simples Fingerfood, etwa malaysische Fish Cakes oder Chicken Strips. Smooth Jazz, Chill Electronica und Oldies kommen gedämpft vom Band. Dress Code: Smart Casual, Jeans sind okay, Flipflops werden nicht gerne gesehen. Bis zu 1000 Gäste finden Platz. Unter ihnen viele Banker und Börsianer, aber auch jede Menge nette Menschen, hübsche obendrein. Jeder NYC-Besucher will hier mal dabei gewesen sein. Die Kellnerinnen können teilweise nett anzusehen sein, sind aber alles andere als professionell und nehmen sich viel zu wichtig – eine New Yorker Servicekrankheit.

Die wohl schönste Dachgartenterrasse in München bietet das Mandarin Oriental (siehe Bild ganz oben rechts). Derzeitiges Motto: Beach Feeling. Zudem befindet sich dort oben ein beheizter Swimmingpool. Gäste haben Ausblick über die Altstadt bis zum Gipfelkamm der Alpen (von 12 – 22 Uhr). Dass man sich in Deutschland mit Dachgarten-Lokalen grundsätzlich jedoch schwer tut, liegt nicht nur am launischen Sommer, sondern auch an den strengeren Sicherheitsbestimmungen.

Vertigo Bangkok

Wenn es eine Stadt gibt, die alle Voraussetzungen für aussichtsstarke Dachgarten-Lokale erfüllt, dann Frankfurt. Nr. 1 ist die Long Island Summer Lounge in zentraler Lage auf dem Oberdeck des Parkhauses Börse. Das Ambiente ist eine sehr gelungene Mischung aus Yachtclub und Schiffsdeck. Auf diesem Upper Deck wähnt man sich auf einem Ozeanriesen, doch statt unerwünschter Eisberge sieht man nur die anregende Frankfurter Skyline. Holzpaneele, Palmen und kleine Pools lassen Wasser, Strand und Meer vor dem Auge entstehen, moderne Lounge- und Lümmel-Möbel mit Doppelbetten und Baldachin laden zum Faulenzen. Wer sich unbedingt beschäftigen will, kann mit seinem Laptop dank Wireless LAN online gehen. Die 1700 Quadratmeter große City-Oase will indes vor allem für einen Kurzurlaub sorgen. Die Getränkekarte setzt auf Bacardi-Feeling und die allgegenwärtigen Cocktails, einen Riesling und Sauergespritzten findet man aber auch, ebenso den hierzulande weniger bekannten Long Island Ice Tea (aus braunem Rum, weißem Tequila, Wodka, Gin, Triple Sec, Orangensaft, Zitrone und Cola). Der nächtliche Sternenhimmel würde für eine wunderbare Atmosphäre reichen, doch abends sorgen Fackeln und Lichtspiele für weitere optische Reize. Der Sansibar Roofgarden an der Hanauer Landstraße existiert nicht mehr, im Frühjahr 2011 ist an die gleiche Stelle das Penthouse eingezogen.  Die Betreiber haben sich nach eigenem Bekunden vom Bauhausstil und den In-Clubs von New York inspieren lassen. Den Sound bestimmt Chill-House nach der Art von Sudio del Mar, zudem wird Live-Musik geboten. Man kann einen Besuch gleich mit dem sehr schicken und schönen Club Apartment im gleichen Haus verbinden.

Sirocco Bangkok

Eine ganz andere Frankfurt-Perspektive bietet der Dachgarten im Hotel Fleming´s am Eschenheimer Tor. Bei diesem Panaroma gerät man leicht ins Schwärmen und übersieht großzügig die Schwächen von Küche, Keller und Service. Zu empfehlen sind, sofern sie denn kalt an den Tisch kommen, der Grüne Veltliner von Ott und der Weißburgunder von Polz. Bei den Roten der Tinto „Fabelhaft“ aus Portugal und der südafrikanische Shiraz „Allesverloren“. Die Barkarte bietet neben Radeberger Bier vom Fass die allseits bekannten Drinks, wobei die Mojito einmal wirklich kubanisch ausfällt, will heißen, niedrig im Alkohol und mehr erfrischend als kopflastig. Gleich neben den Tischen schließt sich mit einigen Steh-Hocker-Plätzen die Bar-Abteilung an, wo man ebenfalls essen kann, nach 23 Uhr nur noch Kleinigkeiten. Mittags steht die Sonne so, dass die Schirme keinen Schatten spenden, die beste Zeit für dieses Lokal liegt zwischen 19 und 22 Uhr. Für die Fahrt nach oben sollte man den wunderbar altertümlichen Paternoster benutzen, den vorletzten seiner Art in Frankfurt.

LF

 

Long Island Summer Lounge

Long Island Summer Lounge, Frankfurt, Parkhaus Börse, Meisengasse 2-8, Tel. 069 91 39 61 47.Öffnungszeiten: Mitte Mai bis September, täglich 16 – 1 Uhr. Samstag, Sonntag ab 14 Uhr,  5 Euro Eintritt. www.longislandsummerlounge.de

Penthouse, Frankfurt, Hanauer Landstr. 190 (Uniongelände),  geöffnet Donnerstag bis Samstag 18 – 2 Uhr. www.apt-penthouse.de

Fleming´s Hotel, Frankfurt, Eschenheimer Tor 2. Tel. 069 42 72 32 200, täglich von 6 bis 23 Uhr geöffnet (Küche). www.flemings-hotel.de

Mandarin Oriental, München, Neuturmstr. 1, Tel. 089 290 980.

 


 

 

 

 

 

 

 

 




Im Westend was Neues

Allgaiers kommt salopp

 

Das neue Restaurant Allgaiers im Frankfurter Westend überrascht mit schlanker Optik und üppiger Weinkarte. Wer die früheren Lokale Le Midi und Gargantua an dieser Stelle kannte, wird seinen Augen kaum trauen: Alles ist anders, auch der Raumschnitt, selbst der Eingang wurde versetzt. Nach der Kernsanierung des Hauses ergibt sich ein völlig neues Bild.

Das am 1. August eröffnete Allgaiers ist gerne auf dem Holzweg, es gibt nur blankgescheuerte Tische, auf Tischdecken und andere formelle Accessoires wurde verzichtet. Man möchte mit dem saloppen Auftritt erst gar keine Schwellenangst aufkommen lassen und dem als besonders teuer und fein geltendem Westend eine gewisse Normalität entgegensetzen. Dazu verhilft auch als ironische Akzentuierung eine Terrassenmöblierung in ausgesuchter Loch- und Wurmstich-Art. Der efeuumrankte Garten hat noch nicht sein endgültiges Gesicht, Hauptsache Garten, Hauptsache Sommer. Der beige-braune Grundton des Gastraums im Inneren wird gehörig aufgefrischt durch die die sehr ausdrucksvollen und bewegenden Bilder von Jakob Kuffner. Der Kunstprofessor und Maler war der Onkel von Stefan Allgaiers Frau Claudia. Aufgelockert wird die Atmosphäre auch durch einige Barhocker an der Küchentheke, wo man auf ein Glas Wein und eine Kleinigkeit Platz nahmen kann.

Allgaiers schließt im Westend die Lücke zwischen der französischen Spitzenküche von Erno´s Bistro und einigen beliebigen Italienern. Ein täglich wechselndes Lunchmenü von drei Gängen gibt es zum lütten Preis von 17 €.

Stefan Allgeier, der bislang den Grünen Wald in Kronberg führte und dort immer noch die Grüne Gans betreibt, hat sich für sein neues Lokal keinen bekannten Koch geholt, sondern einen, den vor allem er kennt. Der junge Max Traue hat keine renommierten Stationen hinter sich und konnte bislang nur im Grünen Wald in Kronberg hervortreten. Stefan Allgeier zur Seite steht im Service der handfest-freundliche Achim Subtil, der zuletzt auch im Grünen Wald arbeitete und zwei Jahrzehnte davor im legendären Humperdinck schrägt gegenüber vom Allgaiers (jetzt Surf ´n´ Turf), wo Willi Tetz und Edmund Teusch eines der besten Restaurants von Frankfurt betrieben.

Neben dem Lunch-Menü und einem Wein-Menü (mittags und abends) werden Gerichte à la Carte angeboten, die bereits im Lokal Zum Grünen Wald in Kronberg Anklang fanden. Hummer mit Kalbsbries in Krustentierschaum, Gänseleberterrine, Wiener Schnitzel, Lamm oder US-Beef werden auf der Karte stehen. Bei den Weinen zeigt sich Allgaier wieder ambitioniert, über 400 Positionen sind verzeichnet. Schwerpunkt bilden Deutschland und Frankreich, auch Österreich, Italien und Spanien sind vertreten, die Neue Weinwelt dagegen nur stellenweise. Es sind dabei 15 offene Weine zu haben (0,1 und 0,2l, 4 – 9 €). Bei der Eröffnung gefielen die kleinen Tellergerichte, vor allem die gut gewürzte Lammfrikadelle mit mediterranem Gemüse.

LF

Achim Subtil

(siehe auch Biss-Artikel vom März Allgaiers statt Gargantua).

 

Allgaiers
Liebigstraße 47
60323 Frankfurt
www.allgaiers.eu
069 98956611

Mo – Fr. von 12-14.30 Uhr
und von 18.30-23.00 Uhr warme Küche

 

 

 

 

 

 

 

Bild ganz oben rechts: Stefan Allgaier




Koflers neues Café Schmus

Garten-Oase im Trubel Berlins

 

Das Lokal im größten jüdischen Museum Europas in Berlin heißt jetzt Café Schmus. Nach Umbauarbeiten wurde es wieder eröffnet und kann auch ohne Museumsticket besucht werden. Kofler & Kompanie ist hier bereits seit September 2011 für die gastronomische Betreuung zuständig. „Schmus“ oder „schmisen“, „schmusen“, bedeutet je nach jiddischem Dialekt, „sich unterhalten“, „miteinander reden“, „sich etwas erzählen“. Auf der großen Speisetafel über der Küche steht auch ein altes jüdisches Sprichwort: Wovon wird der Kaffee süß, vom Zucker oder vom Umrühren?

Das Café will eine neue kreative Richtung in der traditionellen jüdischen Küche einschlagen. Generell wird auf Schweinefleisch, Schalen- und Krustentiere verzichtet, jedoch nicht koscher gekocht. Am Vormittag bietet das Museumscafé ein Frühstücks-Sortiment und frische Kaffeespezialitäten an. Täglich gibt es wechselnde Mittagsgerichte aus regionalen sowie mediterranen Zutaten mit Live Cooking Elementen sowie Salate, Sandwich-Variationen, frische Kuchen und Süßes.

Das Café Schmus befindet sich im Altbau des Jüdischen Museums Berlin direkt neben dem lichtdurchfluteten Glashof und grenzt an einen weitläufigen Garten, im Sommer eine Oase im Großstadttrubel: 3.000 Quadratmeter mit Laubengang und Liegestühlen, Wiesen mit Zieräpfelbäumen und einem Platanenwäldchen. Beide Orte werden vom Café bespielt. Das Café Schmus bietet hier als besonderes Highlight individuell gestaltete Picknickkörbe an – der ideale Begleiter für den Konzertabend oder beim Genießen und Entspannen im idyllischen Ambiente (Vorbestellung: Tel. 030 25796751.

Die exklusiven Räumlichkeiten bieten zudem eine gute Location für hochwertige Event-Formate, meint Börries von Notz, der Direktor des Jüdischen Museums, für den Kofler & Kompanie bevorzugter Cateringpartner des Hauses ist. Nicht zuletzt eignet sich der von Daniel Libeskind  entworfene Glashof des Museums für Tages- und Abendveranstaltungen mit bis zu 650 Personen. Außerdem ist es möglich, die Caféflächen auch abends außerhalb der Museums-Öffnungszeiten exklusiv für Veranstaltungen zu mieten.

von Notz (l.) und KP Kofler

Für den Frankfurter Gastronomen Klaus Peter Kofler spielt Museumsgastronomie schon seit mehreren Jahren eine sehr bedeutende Rolle. Sein Unternehmen ist in Berlin neben dem Café Schmus im Jüdischen Museum auch im Zeughaus im Deutschen Historischen Museum sowie im Bodemuseum für die gastronomische Betreuung der Cafés zuständig, zudem ist er Cateringpartner für Veranstaltungen in  diesen Locations. „Für Veranstaltungen sind hier wunderbare Kombinationen der verschiedenen Museumslocations möglich, meint Kofler. „Besonders reizvoll an der Museumsgastronomie ist, dass hier wirklich äußerst spektakuläre Räumlichkeiten zu finden sind. Insbesondere ist es uns wichtig, dass wir als kunstinteressierte Gastronomen, das Museum inhaltlich stark in das jeweilige Café einbauen.“ So wurden beispielsweise für das Café Schmus besondere Lampen mit jüdischen Schriftzügen bauen eingebaut. Im neuen Café Schmus dominieren natürliche und gedeckte Farben. Das Interieur ist im Used Style gehalten – vergleichbar mit Kofler Pret a Diner Pop-up Design. Der Innenraum hat 60 Sitzplätze, im anschließenden Glashof  kommen noch einmal 100 hinzu, bei schönem Wetter gibt es weitere 40 Plätze im Garten.

 

Café Schmus, Berlin, Lindenstraße 9-14, Tel. 030  25796751, geöffnet Mo: 10-22 Uhr, Di-So: 10-20 Uhr, entsprechend der Öffnungszeiten des Jüdischen Museums Berlin.

 

 




Neueröffnung Lohninger & Meyer

Gastro News

Famoses Fest im neuen Holbein´s

 

Das Jahr ist zwar noch nicht zu Ende, doch es dürfte sich schwer ein besserer Kandidat für den Titel „Fest des Jahres“ finden lassen als die große Sommersause im Restaurant Holbeins, bei der Gregor Meyer und sein neuer Partner Mario Lohninger auch gleich den Einstand für ihre Kooperation feierten. Der Veranstalter, das Frankfurter Top Magazin, sucht sich für seine Top-Lounge Feste ja immer extravagante Locations aus, doch diesmal glänzte man auf allen Ebenen, von der Präsentation bis zur Organisation, beim Essen und bei den Getränken. Es gab guten Champagner von Billecart-Salmon, Wein von August Kessler und Radeberger Pils vom Fass sowie Hugo und Aperol Sprizz bis zum Ertrinken.

Gregor Meyer (l.) und Mario Lohninger im Holbein´s

Im Garten verteilten sich verschiedene Küchenstände mit Hausmacher Bratwurst und Ananas-Curry, Riesengarnelen in Dukka, Hühnchen mit Wok-Gemüse und N.Y. Strip Loin Mini-Burger. Als Desserts gab´s Macarons, hausgemachtes Bio-Sorbet im Glas und Pampelmusen-Cocktail.  Zudem konnte man zum ersten Mal das neue Sushi-Lokal im Holbein´s bewundern, in dem jetzt Kawano Hirofumi für die erstklassigen japanischen Happen sorgen wird, wie wir sie aus Mario Lohningers Silk und Micro kannten. Das mit dezentem Schick gestaltete Sushi-Lokal befindet sich im Souterrain, besorgt sich aber durch seinen großen Eingang viel Licht und Luft von Außen, wodurch überhaupt kein „Dunkles-Loch-Gefühl“ aufkommt.

Zu keiner Zeit herrschte an den Kochstationen Gedränge, ein unermüdlicher Service flitzte zudem mit Essen und gekühlten Getränken umher und dachte auch daran – heißa wir haben Sommer – Eiswürfeleimer einzusetzen. Laue Getränke sind bei vielen Sommerfesten ein Gute-Laune-Killer, aber immer wieder zu erleben. Über 500 Gäste tummelten sich und zeigten, dass Frankfurt keine graumäusige Business-Stadt ist, sondern auch bunt sein kann. Vor allem die Damen bewiesen Modebewusstsein, nicht oft sieht man so viel Bein und tolle Schuhe auf einmal.

 

Selten hat es bei den ohnehin gut besuchten Festen des Top Magazins einen solchen Ansturm gegeben, das Wetter war perfekt, doch vor allem waren alle neugierig auf das neue Holbein´s. Das Essen stammte selbstredend nicht von der neuen Karte, die ohnehin erst Ende des Monats greifen wird. Doch belegten die Happen, dass auch Party-Food gut gemacht sein kann. Das Holbein´s ist beim Ambiente seinem Stil treu geblieben, die Terrasse wurde mit neuen Stühlen ausgestattet, auch der große Gastraum selbst inklusive der separaten Arkaden ist behaglicher geworden. Die neue Tischkultur (Service, Besteck, Gläser) wird sich in den nächsten Tagen bemerkbar machen. Gäste können den Abschluss der Veränderungen und das neue Konzept im Holbein´s ab 1. September genießen.

Siehe auch Artikel Mario Lohninger und Gregor Meyer betreiben gemeinsam das Holbein´s im Städel Museum sowie Mario Lohninger schließt Silk und Micro

 

Balzers neue Küchenloft

 

Laut klackende Schuhe der Servicemitarbeiter und heftig knackende Eiswürfel sind Event-Caterer Michael Balzer bei Veranstaltungen ein Gräuel. Ebenso verpönt ist bei ihm Puderzucker, der schnell die Kleidung der Gäste bestäuben könnte. Bei der Eröffnung seiner neuen kulinarischen Werkstatt in Frankfurt-Niederrad beließ es Balzer nicht bei den üblichen Begrüßungsformeln. Er bemerkte auch, dass die Stadt nicht auf ihn gewartet habe, weshalb er besonders engagiert aufzutreten habe. Bislang ist Balzer eher in Wiesbaden aktiv und führt mit der Gutsschänke auf Schloss Reinhartshausen im Rheingau noch einen weiteren Betrieb. In Frankfurt begegnet er nun im gehobenen Catering-Bereich zwei Platzhirschen – Klaus Peter Kofler und Gregor Meyer. Die Stärke von Kofler liegt in seinem Ideenreichtum, die von Mayer in der soliden Handwerklichkeit. Die Stärke von Balzer sieht man unter anderem in der Präsentation. Unvergessen ist seine Tafel im Frankfurter Hauptbahnhof (http://www.fienholdbiss.de/?p=6855) Auch jetzt machte er aus dem tristen Gebäude mit der Produktionsküche (14 Mitarbeiter) in der Bürostadt Niederrad eine fesche Lounge mit verschiedenen Küchenstationen – mit Hilfe des kreativen und phantasievollen Unternehmens Unit Art aus Maintal-Bischofsheim bei Frankfurt, deren Blumen-Arrangements und Dekorationen immer optische Highlights sind.

 

Wein-Salon bei Zarges

 

Saar-Winzer Roman

Das Restaurant Zarges auf der Frankfurter Freßgass eröffnet wieder seinen Wein-Salon mit einer Reihe von Degustationen, bei dem Winzer ihre Erzeugnisse persönlich vorstellen. Den Auftakt macht am 30. August um 19 Uhr ein Winzerstar von der Saar:  Roman Niewodniczanski präsentiert den Jahrgang 2011 an diesem Abend als Premiere exklusiv im Restaurant. Für ihn ist dieser Jahrgang „ein sagenhafter von historischer Qualität“. Aufgrund der grandiosen Qualitäten stuft er den Jahrgang auf ein Niveau mit den inzwischen legendären Jahrgängen 1921, 1945, 1959 und 1971 ein. „2011 konnten wir Weine machen in einer Stilistik wie vor hundert Jahren: Fast alle unsere Rieslinge haben gerade einmal 12 Prozent Alkohol.“ Maître Sommelier Bjoern Zimmer führt durch den Abend, Küchenchef Girolamo Falco präsentiert ein 5-Gang-Menü passend zu den einzelnen Wine-Flights. An dem Abend besteht die Möglichkeit die zum Teil stark limitierten Weine von Van Volxem direkt zu bestellen. Die vorgestellten Weine gehen teilweise erst ab dem 1.September in den offiziellen Verkauf. Preis pro Person für das Weindinner: 99 Euro ( 5-Gang-Menü mit Weinbegleitung). Reservierung unter Tel. 069 29 90 30.

 

 

Das beste Frankfurter Würstchen

kommt aus Pfungstadt von der Metzgerei Feldmann. Jedenfalls kam es zu diesem Ergebnis beim 1. Frankfurter Würstchen Casting auf dem Liebfrauenberg, bei dem eine Jury aus Fachleuten und mehr oder weniger bekannten Frankfurtern munter mampfend Rat hielt, wobei auch Ex-Oberbürgermeisterin Petra Roth mit von der Partie war. Immerhin erreichte mit dem Fleicher-Fachgeschäft Kai Waibel ein Frankfurter Unternehmen Platz 2. Über 40 Teilnehmer kämpften um den Titel. Fleischkonsistenz und Knackigkeit spielten dabei eine Rolle, aber auch Geschmack und Aussehen. Der als Haxen-Reichert bekannte Thomas Reichert wollte mit dem von ihm initiierten Wettschmaus die handwerklichen hergestellten Produkte kleiner Fachbetriebe in den Mittelpunkt stellen, weshalb große Unternehmen wie G. A. Müller nicht dabei waren, der mit Rewe kooperiert, allein im Kernunternehmen 50 Mitarbeiter beschäftigt und im Landkreis Fulda produziert. Das Frankfurter Würstchen ist nach Meinung von Reichert „das liebeswürdigste Produkt von Frankfurt“ und auf der ganzen Welt viel bekannter und begehrter als bei uns, was sich durch solche Aktionen ändern solle. Das Frankfurter Würstchen ist ein geographisch geschütztes Markenzeichen und darf nur nach bestimmter Rezeptur im Frankfurter Raum hergestellt werden, wozu jedoch offiziell beispielsweise auch Darmstadt oder Offenbach gehören. Das Würstchen Casting auf dem Liebfrauenfest wurde zu einem kleinen Volksfest mit Musik – wo sonst konnte man die Sängerchöre der Fleischerinnung Frankfurt-Darmstadt live erleben?  Der Wettbewerb soll alle zwei bis drei Jahre stattfinden. Beim nächsten Mal könnte man vielleicht mehr das Publikum einbeziehen und mittesten lassen. Nach Art des Frankfurter Grünen Soße Festivals, wo Gäste gegen eine Gebühr probieren und abstimmen dürfen.

Barbara Fienhold

 

 

 




Neues Penthouse über den Dächern von Paris

Hotel-News: George V Paris, Ritz Paris, Ritz London

 

How Suite

Four Seasons Hotel George V trumpft mit XXL Zimmer auf

 

Das Four Seasons Hotel George V Paris hat neue spektakuläre Penthouse Suite eröffnet, die vom französischen Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon gestaltet wurde. Sie bietet Gästen einen 360 Grad Ausblick auf die Stadt. Ein unvergleichliches Wohnerlebnis nennt es General Manager Christopher Norton, der bereits das Four Seasons auf Bali zu einem der weltweit besten Resorts machte. Die Penthouse Suite hat sechs Terrassen und glänzt mit Luxus auf 160 Quadratmetern. Zu den Highlights der Penthouse Suite gehört ein höchst eleganter Wintergarten, der mit einem Ausblick auf den Invalidendom, den Eiffelturm und die Amerikanische Kathedrale besticht. Die Terrasse, die in ihrer Form dem Bug eines Schiffes nachempfunden ist, bietet weitere Impressionen der Stadt: Die Dächer der Madeleine, der Oper und des Pantheons liegen dem Gast zu Füßen. Von der Terrasse führen Stufen zu einem privaten Balkon, der noch höher auf dem Dach des Gebäudes gelegen ist.

Ein weiteres Schmuckstück der Suite ist das beigefarbene Marmorbadezimmer, das an eine luxuriöse Lounge erinnert: Neben der großen Walk-in-Dusche befindet sich eine frei stehende Badewanne, die mit Massagedüsen und Farbtherapie-Lichtern ausgestattet ist. Blühend weiße Orchideen vermitteln den Eindruck eines Freilufterlebnisses mitten im Badezimmer. Das lichtdurchflutete Ankleidezimmer wurde nach Art eines französischen Boudoirs gestaltet. Die großartigen Blumengestecke entwirft der hauseigene Floraldesigner Jeff Leatham, der seinerzeit wohl für Louis XIV, den Sonnenkönig gearbeitet hätte. Eine normale Suite kostet im Four Seasons 2.350 €, den Preis für die XXL Penthouse Suite erfährt man nur auf Anfrage.

 

Ritz London wird billig

Das Hotel Ritz in London ist ein Prachtbau, zur Tea Time ist das Haus stets voll, vor allem Touristen werden schnell abgefüttert. Doch sonst muss sich das Hotel um Gäste bemühen, auch während der Olympiade. Jetzt werden sogar Lunch- und Dinner-Menüs mit drei Gängen und zwei Glas Wein für 50 Pfund (63 Euro) angeboten. Überhaupt hat das einst hochpreisige Restaurant erstaunlich bei den Preisen abgespeckt. Die gastronomische Konkurrenz wurde London in den letzten Jahren auch enorm stark, wobei sich das Ritz in seinen Leistungen nicht groß weiterentwickelt hat. Die In-Crowd findet ohnehin weit amüsantere Plätze. Das Ritz-Restaurant ist das letzte seiner Art in London, wo noch Jackett und Krawatte erwartet werden. Beim Anblick auf das ausgelatschte Schuhwerk der Mitarbeiter wirkt dies umso alberner.

 

 

Adieu Ritz Paris

Das größte Hotel-Theater der Welt hat jetzt für ganze 27 Monate seine Vorhänge geschlossen. Wo nur sollen nun die Schönen und Reichen hingehen? Und wo vor allem jene, die sich für schön und reich halten? Über 20 Millionen Euro wird die Renovierung kosten, die ja schon eher zu einer Totalsanierung wird. Außer der Fassade und der Suite Impériale wird alles neu gestaltet. Auch das famose Restaurant von Zwei Sterne-Koch Michel Roth L´Espadon (es wird jetzt mit einem beweglichen Glasdach verkuppelt) und die großartige Hemingway Bar von Colin Field. 470 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen, einige wurden verabschiedet, andere müssen sich arbeitslos melden und dürfen dann wieder kommen. Wir werden vor allem den großartigen Concierge Manfred Mautsch und den Weltklasse-Barchef Colin Field vermissen.

 

Fotos: George V, Ritz Paris, L. Fienhold