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Mario Lohninger schließt Silk und Micro

Und steigt gleich

ins Holbeins ein

 

Von Ludwig Fienhold

 

Gastronomischer Paukenschlag: Mario Lohninger, Frankfurts bester Koch, schließt seine beiden Restaurants Silk und Micro im Cocoon Club. Nach acht Jahren will sich der Österreicher auf sein Restaurant Lohninger in der Schweizer Straße konzentrieren und außerdem als Co-Partner von Gregor Meyer das Holbeins führen. Während das Micro bereits zu ist, wird im Silk das letzte Menü am 28. Juli serviert. Der Cocoon Club soll von Sven Väth und Matthias Martinsohn weiter als Partylocation betrieben werden. Ob der Club in Zukunft überhaupt noch eine Chance hat, darf bezweifelt werden, zumal der kürzlich eröffnete Musikclub Gibson weit günstiger im Stadtzentrum liegt und einiges zu bieten hat. Über das neue Lokal von Mario Lohninger werden wir hier noch ausführlich berichten. Wie Mario Lohninger in einem Gespräch mit dieser Zeitung sagte, wird nahezu die komplette Mannschaft aus den Lokalen Silk und Micro weiter an Bord bleiben. Die hochwertige Küche bleibt in seinem Besitz und wird ausgebaut, die ganze Abwicklung ging ohne Blessuren oder gar Schulden vonstatten.

Paul Lohninger im Silk

Trotz hervorragender Küche hatten die Restaurants Silk und Micro mit einigen Handicaps zu kämpfen. Die abseitige Lage im faden Gewerbegebiet von Fechenheim war ebenso wenig förderlich, wie das klotzige Gebäude selbst, dem es außerdem noch an einer Terrasse mangelt. In den Sommermonaten kann man in der Gastronomie ohne Freiluftplätze kaum überleben. Es ist kein Geheimnis, dass Mario Lohninger sein Geld in erster Linie mit dem vor drei Jahren eröffneten gleichnamigen Lokal in der Schweizer Straße in Sachsenhausen verdient. Für den 39 Jahre alten Mario Lohninger beginnt jetzt ein neuer Lebensabschnitt, wobei es für Frankfurt gut ist, dass er hier seinen festen Standort gefunden hat. Jahrelang war ja zu hören, dass es ihn wieder nach New York zurückziehen wird, wo er im Danube sehr erfolgreich war und so illustre Gäste wie Keith Richards und U2 bekochen konnte. Da Frankfurt die einzige Stadt Europas mit Manhattan-Appeal ist, konnte sich Mario Lohninger aber schnell mit dem Leben hier anfreunden.

Mario Lohninger

Obwohl die Konzeptlokale Silk und Micro vom Auftritt her ultramodern sind, steckt ein Familienbetrieb dahinter. Mutter Erika führt resolut den Service und umsorgt die Gäste, Vater Paul ist als Spitzenkoch aus der Küche kaum wegzudenken. Das Silk wurde mit einem Michelin-Stern und 18 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet, das Lohninger mit 15 Punkten bewertet. Vom Gault Millau wurde Lohninger zudem zum „Koch des Jahres“ 2011 gekürt, weil er virtuos kochen kann und unternehmerischen Mut zeigt. Dass Silk sieht mit seinem wabernden Weiß und den klinischen Ledergarnituren ein wenig aus, als hätte es ein Psychiater ersonnen, der durchgeknallte Hollywoodstars in beruhigend edlem Ambiente therapieren wollte. Das Restaurant beeindruckt jedenfalls mit seinen dem Teint schmeichelnden zarten Farben und einladendem Designer-Lounge-Liegemöbeln, vor allem aber durch die phantasievollen, sinnlichen und mit großer Präzision zubereiteten Gerichte, die in beschwingter Folge als Miniaturen gereicht werden. Unvergessen: Karamellisierte Jakobsmuschel mit Babycalamari in ingeniösem Ananas-Kapern-Sud; Schottischer Lachs in Orangen-Ingwer-Marinade;  Sukkulenter Seewolf in duftiger Ocean Herbal Sauce; samtiges Kapuzinerkresse-Bonbon mit aromatischen Perini-Tomaten-Coulis und brauner Butter.

Im Micro waren die Lieblingsgerichte von Mario Lohninger zu haben, von Sushi bis Wiener Schnitzel. Dass daraus keine Allerweltsküche wurde, sondern durchweg fabelhafte Signature-Gerichte entstanden, war einer hoch ambitionierten Küchenarbeit zuzuschreiben. Man wollte das beste Wiener Schnitzel, den besten Gulasch und die beste Pizza der Stadt machen – und schaffte es.

Restaurant Lohninger

Trotz polyglotter Speisewelt besinnt sich Mario Lohninger auf seine Wurzeln und hat mit seinem schlicht Lohninger heißenden Lokal ein gutes Stück Heimat nach Frankfurt gebracht. Dort will er sich jetzt noch weit stärker als bisher mit Mutter Erika und Vater Paul engagieren. Österreich wird ein zentrales Thema bleiben, klassisch und modern interpretiert. Auf der Karte: Umwerfend schlotziges Ochsenbackerl-Gulasch mit Topfenspätzle, luftig souffliertes butterzartes Wiener Schnitzel sowie prächtiges Ochsenfilet aus dem Bergheu. Daneben soll es aber auch typische und kreative Lohninger-Gerichte geben, wie den famosen Black Cod in geräucherter Consommé. Global, regional, genial.

 

 

Photo Credit: Barbara und Ludwig Fienhold




Gastro News

Party im Waldstadion

 

Nicht nur viele Kinder träumen davon, ein Fußballstadion ganz allein für sich zu haben. Wer etwas älter ist, mehr Geld oder bessere Kontakte hat, kann sich so ein Stadion aber auch mieten. Das Frankfurter Waldstadion gehört jedenfalls zu den interessantesten Locations der Stadt. Das hochglänzende Top Magazin Frankfurt hat das Stadion als Eventbühne genutzt und ein rauschendes Fest mit 300 geladenen Gästen gefeiert. Mit guter Musik, die so angenehm war, dass man auch gute Gespräche führen konnte. Nette Idee: Bei der Vanity Fair gab es Eintrachtschals als Souvenir. Das Catering war ein Eigentor, der Service zeigte sich sturmerprobt. Fast alles wie in der 1. Liga.

 

Kein Café im Rententurm

 

Im gerade ansehnlich restaurierten spätgotischen Rententurm wird es nun doch kein Café geben. Der strategisch hervorragend zwischen Fahrtor und Eisernem Steg liegende Platz wäre ideal dafür gewesen, vor allem für den Betreiber, denn hier laufen alle Touristen und halb Frankfurt vorbei. In der Gerüchteküche dampfte es gehörig, es war von vielen Bewerbern die Rede. Auch vom gegenüberliegenden Spitzenkonditor Hollhorst. Den hätten wir sehr gerne auch dort gesehen, aber nun darf man hier im Erdgeschoss nur Bilder vom alten Frankfurt bewundern. Das neue und als Ergänzung zum historischen Teil gedachte Museum nebenan soll dagegen eine Gastronomie bekommen. Dabei würde der historische und nun eröffnete Teil als Ausstellungsfläche reichen. Jetzt hat man noch über die freie Fläche einen großartigen Blick auf Nikolaikirche und Dom. Doch Frankfurt befindet sich im Bauwahn und mauert sich ein.

 

Neues Lokal an der Kleinmarkthalle

 

Die Kleinmarkthalle ist eine Goldgrube. Man steckt jedenfalls gerne viel Geld hinein. Vor allem der Rolanderhof, das Terrassenlokal auf der Galerie im ersten Stock, ist von früh bis spät von trinkfreudigen Gästen umlagert. Aber auch vor der Kleinmarkthalle geht es munter zu, gerade samstags, wenn einige Stände ganz open-air mit Champagner, Wein und Würstchen locken. Jetzt hat die bislang müde Gastronomie gegenüber am Liebfrauenberg einen neuen Pächter bekommen: Marcel Pickel, der mit seiner Partnerin Anja bereits die Weinstube am Römer hinter der Historischen Ostzeile (nicht zu verwechseln mit der Weinstube im Römer neben dem Standesamt) betreibt. Im neuen Lokal Liebfrauenberger gibt es Hessisches und das, was man einst gutbürgerliche Küche nannte. Beim Festival der Grünen Soße belegte das Lokal den zweiten Platz. Wie in den alten und zumeist ausgestorbenen Fernsehkneipen will man hier dem Fußball und seinen Fans einen Platz geben. Die Flimmerkiste läuft auf vollen Touren, vor allem zwischen dem 8. Juni und 1. Juli zur Fußball-Europameisterschaft.

 

 

Flüssiges Fleisch

mit Saumagen

 

Der neue Weinladen Westlage im Frankfurter Westend geht fleißig mit ausgesuchten kulinarischen Angeboten ans Werk. Weine aus nahen Regionen und speziell der Pfalz (Kuhn, Rings etc.), Produkte von Landmetzgereien, handgerührte Marmeladen, Großmutters Suppen und andere traditionelle Erzeugnisse stehen im Sortiment. Der Shop ist gut bestückt, daneben betreibt man noch Catering, Weinverkostungen und Geschenkservice. Ein Spaß besonderer Art sind die lockeren Weinverkostungen, vor allem, wenn so muntere Winzer wie Uli Metzger zu Gast sind, und dazu Leckeres wie angebratener Saumagen gereicht wird.

Uli Metzger hatte gemeinsam mit seiner Agentur die Aufsehen erregende Idee, statt der üblichen Klassifizierung à la Kabinett und Spätlese eine Qualitätseinteilung nach Fleischerart vorzunehmen: Bei seinen Weinen laufen die Besten deshalb unter Filet (A), Gutsweine als Flanke (C). Das alles wäre nur ein netter Gag, doch Uli Metzger hat auch einige wirkliche Spaßweine zu bieten, die von einem ähnlich fröhlich-beschwingten Naturell wie er selbst sind.Der Sonnenberg Riesling gehört zu den schlanken und trocknen Vertretern von Metzger und fällt frisch mineralisch aus. Beim wonnigen Pink-Rosé freut man sich über das nette Schweinchen-Etikett, und der Rieslingsekt bietet ordentlich Geschmack für kleines Geld. Als Weißer und Schwarzer Bulle fallen Cuvées ins Gewicht, wobei auch hier das Etikett Programm ist. Der Schwarze Bulle aus Spätburgunder und Merlot gefällt durch seine Kräuterwürze sowie eine pfeffrige und leicht salzige Note. Überraschend gut präsentiert sich der sonst in Spanien ansässige Tempranillo, den man ruhig leicht kühl trinken kann. Flaschenpreise zwischen 7 und 22 €.

Betrieben wird Westlage vom Pfälzer Andreas Georg Dresch und dem Frankfurter Robert Schild. Dresch war zuvor als Marketingleiter in der Hotellerie tätig, Schild arbeitet in der Reisebranche als Grafik-Designer, was man auch dem ansprechenden Internetauftritt von Westlage ansieht.

Westlage, Frankfurt, Grüneburgweg 92, Tel. 069 95 50 94 70. www.westlage-frankfurt.de

Uli Metzger

 

Café Laumer mit Musik

und schrillen Zwischentönen

 

Das legendäre Café Laumer an der Bockenheimer Landstraße hat inzwischen eine interessante Musikreihe mit Live-Künstlern etabliert, die einen Besuch lohnt. Das so genannte Nachtcafé startet meist ab 19 Uhr, wenn längst die letzten Torten gegessen sind. Wir würden noch viel lieber ins Laumer gehen, wenn endlich einmal Kaffee und Cappuccino schmecken würden und manches aus dem Sortiment nicht so von der Stange erschien. Inzwischen haben sich ohnehin dissonante Töne ergeben. Die neue und erst seit 1. Februar agierende Betreiberin Anja Klügling hat sich binnen weniger Wochen von ihrem Geschäftspartner getrennt und fluchtartig das Lokal im Groll verlassen. Als Geschäftsführer ist nur noch Jorge Hubermann im Amt. Anja Klügling war sehr engagiert angetreten, sie betreibt erfolgreich mehrere Cafés unter dem Namen Merci in Kronberg, Bad Soden und Eschborn. Zur Erinnerung: Das Café Laumer ist mehrmals in erhebliche Schwierigkeiten geraten und war letztes Jahr gerade erst erneut in die Insolvenz gegangen.

Café Laumer, Frankfurt, Bockenheimer Landstr. 67, Tel. 069 72 79 12.

www.cafelaumer.de