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Adios Amador Bienvenu Mosbach

Neue Frankreich-Küche im Ex Drei-Sterne-Lokal

 

Wo einst Juan Amador mit drei Sternen das höchstbewertete Restaurant in Hessen betrieb, sind jetzt die Brüder Mosbach eingezogen. Radikaler kann kaum ein Schnitt sein, gestern sorgte in Langen noch Juan Amador mit seiner Avantgarde-Küche für Aufsehen, heute wollen die Mosbachs mit klassischer französischer Küche und Brasserie-Gerichten überzeugen. Das alte Fachwerkhaus ist schön und gemütvoll, die Lage im dumpfen Langen gilt als problematisch. Dominique und Guy Mosbach, die in frühen Jahren mit dem Bistrot 77 in Frankfurt auch ein Sterne-Restaurant betrieben, wollen nun mit ihren persönlichen Evergreens und moderaten Preisen das lokale und regionale Publikum erreichen.

Das Menü Tradition wird gewiss all jenen bekannt vorkommen, die Dominique Mosbach noch aus alten Tagen kennen: Hausgemachte Gänsestopfleberterrine mit Gewürztraminergelee; Rinderfilet in Rotweinsauce; Zander auf Linsen; Käse; karamellisierte Feigen mit Pistazien-Eis und Himbeermark (42 €). Die Speisekarte ist angenehm komprimiert, neun Vorspeisen, sieben Hauptgerichte (15 – 28 €) und neun Desserts stehen im Angebot, Fisch und Meeresfrüchte werden täglich auf einer eigenen Tafel präsentiert. Die hausgemachte Fischsuppe mit Rouille und der Kalbskopf standen auch schon erfolgreich im Bistrot 77 auf der Karte, ebenso die Kalbsnieren in Senfsauce und das Entrecôte mit Pfeffersauce (und selbstgemachten Pommes frites). Unter den Desserts dürfte die Wahl, wie schon früher, auf die Crème Brûlée und die flambierte Apfeltarte mit Vanille-Eis fallen. Küchenchef Dominique Mosbach erarbeitete seinen ersten Michelin-Stern für Erno´s Bistro in Frankfurt und war damit der erste Koch mit dieser Auszeichnung in der Stadt, bevor er dann 1980 zu gleichen Ehren in seinem gemeinsam mit Bruder Guy betriebenen Bistrot 77 kam. Heute steht dort in Sachsenhausen das Restaurant von Carmelo Greco, dem besten Italiener der Stadt.

Restaurant Mosbachs in Langen

Der Weinkeller ist gut gefüllt und erinnert noch an die Glanzzeiten im Bistrot 77. Dominique (Küche) und Guy Mosbach (Service) haben mit Human Fard noch einen langjährigen Mitstreiter und Mitinhaber nach Langen mitgebracht, der bereits im Grünen Baum in Neu-Isenburg im Service tätig war. Die Mosbach-Brüder hätten die von ihnen seit 2003 betriebene muntere Apfelweinkneipe gewiss nicht freiwillig verlassen, hatten aber Probleme mit dem Vermieter (die neue Geschäftführerin will übrigens das Lokal mit französisch-hessischer Küche wie gehabt weiterführen). Juan Amador wiederum steht seit September in seinem Restaurant Amesa in Mannheim am Herd.

Das neue Mosbach´s in Langen zeigt sich nahezu unverändert und wurde nur ein ganz klein wenig in der Tischkultur rustikalisiert, auch die albernen Hussen sind von den Stühlen verschwunden. Der Besitzer des schönen Fachwerkhauses Eric Bernard Beuerle, der nur noch als Künstler arbeitet (Eric Decastro) und gerade eine Ausstellung in New York hatte, ist froh so schnell nach Amador wieder neue Mieter zu haben. Der 51 Jahre alte Burgunder, der für seinen pfiffigen Humor bekannt ist, hatte vor Amador mit dem Le Provencal bereits ein französisches Lokal in seinen vier Wänden. Weil er die traditionelle französische Küche besonders schätzt und in seinem Umfeld aber nicht findet, wollte er unbedingt wieder einen Vertreter dieser Spezies.

 

Bild oben rechts: Human Fard (l.), Dominique Mosbach (M.), Guy Mosbach (r.)

Siehe auch Artikel Die Mosbachs werden Nachfolger von Juan Amador und 3-Sterne-Koch Juan Amador schließt sein Restaurant in Langen

 

Mosbach´s, Langen, Vierhäusergasse 1, Tel. 06103 50 27 14. www.mosbachs.de

Täglich geöffnet von 12 – 15 und 18 – 24 Uhr, Montag und Samstagmittag geschlossen.

 

 




Striptease und spätes Frühstück

Frauen haben mehr Sonderwünsche im Hotel

 

Gut schlafen lässt es sich in den meisten Hotels. Doch viele Reisende wünschen sich Extraleistungen für einen gelungenen Aufenthalt. Nur rund jeder Zehnte ist im Hotel wunschlos glücklich, wie das Buchungsportal HRS in einer Umfrage unter 600 Internetnutzern herausgefunden hat. Die am häufigsten genannten Wünsche sind: Spätes Auschecken, Frühstück auf dem Hotelzimmer und einen Pagen, der das Gepäck ins Hotelzimmer trägt.

Fast zwei Drittel (61,7 Prozent) aller Befragten möchten sich beim Packen nicht beeilen und würden gerne später auschecken als normal. Dabei möchten sich Jüngere häufiger mehr Zeit gönnen als Ältere. Wünschen sich 67 Prozent der Befragten bis 29 Jahre ein Late Check-out, sind es bei der Generation 50 plus nur noch gut 53 Prozent. Auf Platz zwei der beliebtesten Sonderwünsche wählten die Befragten das Frühstück im eigenen Hotelzimmer. Knapp 46 Prozent sind gerne für sich und bevorzugen das Morgenmahl im eigenen Zimmer – darunter besonders Frauen und Jüngere, von denen jeweils mehr als die Hälfte Privatsphäre beim Frühstück schätzt. Je älter die Befragten, desto geselliger werden sie allerdings. In der Altersgruppe bis 29 Jahre geben mehr als 56 Prozent an, lieber im Hotelzimmer frühstücken zu wollen. Von den 30- bis 49-Jährigen sind es gut 45 Prozent, bei den Umfrageteilnehmern ab 50 Jahren nur noch rund 35 Prozent. Als dritthäufigster Sonderwunsch entpuppt sich der Gepäckservice. 44,8 Prozent aller Befragten würden sich gerne ihr Reisegepäck von einem Hotelangestellten auf das Zimmer tragen lassen. Diesen Wunsch äußerten fast 54 Prozent der Frauen, aber nur 37 Prozent der Herren gegenüber HRS (www.hrs.de).

 

Frauen wollen mehr als Männer

Generell äußern Frauen mehr Sonderwünsche als die Männer – besonders hinsichtlich der Ausstattung des Hotelzimmers. Fast jede zweite Frau würde sich gerne einen Blumenstrauß ins Zimmer stellen lassen. Nicht einmal jeder vierte Mann wünscht sich derartige florale Aufmerksamkeiten. Ebenfalls wenig überraschend: Rund 37 Prozent der Damen können sich für zusätzliche Decken buchstäblich erwärmen, von den Herren sind es lediglich gut neun Prozent. Dass exklusive Kosmetik wie Make-up oder Pflegeprodukte ihren Hotelaufenthalt krönen würde, gaben zudem rund ein Drittel (37,2 Prozent) der Frauen zu Protokoll, von den Männern nicht einmal jeder Zehnte (9,4 Prozent).

 

Jeder zehnte Mann wünscht sich eine Stripperin

Männer stehen mehr auf nackte Haut als auf Cremes & Co.: Jeder zehnte männliche Umfrageteilnehmer wünscht sich eine Stripperin für eine Privatvorführung. Frauen zeigen sich hier deutlich zurückhaltender. Nur gut ein Prozent der befragten Frauen ließe sich von einer Stripeinlage im Hotel begeistern.

Sportliche Jugend

Besonders die junge Generation bis 29 Jahre möchte sich auch während eines Hotelaufenthaltes fit halten und plädiert für Sportgeräte wie eine Yoga-Matte oder einen Heimtrainer im eigenen Zimmer. Knapp 31 Prozent wünschen sich etwaiges Equipment für ein ungestörtes Training. Bei den 30- bis 49-Jährigen hegen knapp 22 Prozent solch sportliche Ambitionen und bei den Befragten ab 50 sind es nur noch gut zwölf Prozent.

Geschäftsreisende: Extra zeitiges Frühstück und Ersatzkleidung

Da sie ihr Hotel meist sehr früh verlassen, wünschen sich besonders Geschäftsreisende ein extra zeitiges Frühstück. 38 Prozent der Business Traveller stehen knapp 16 Prozent der Privatreisenden gegenüber. Auch über Ersatzkleidung, wenn etwa die Bluse oder das Sakko vergessen wurde, freuen sich mit knapp 18 Prozent deutlich mehr Geschäftsreisende als Urlauber, von denen sich knapp zehn Prozent diese Sonderleistung vom Hotel wünschen. Punkten können Hotels bei vielen Gästen auch mit zusätzlichen Kissen, WLAN und einem Spätaufsteher-Frühstück. Obwohl einwandfreie Hygiene in jedem Hotel Standard sein sollte, gaben einige Befragte explizit auch Sauberkeit als Sonderwunsch an.

 

 

 

 

 

 

 




Geheimtipp: Crell Cuisine

100 Jahre Apfelweinkneipe

Heute Gourmetgasthaus

 

Von Ludwig Fienhold

Wie lange bleibt ein Geheimtipp geheim? In diesem Moment jedenfalls nicht mehr. Das Lokal Crell im Frankfurter Nordend sollte man kennen. Es sieht aus wie die nette Eckkneipe, in der die Nachbarn auf einen Teller und ein Glas Wein kommen. Aber es zieht auch alle an, welche die gestylten aufgerüschten immergleichen Lokale und Lounges satt haben und mehr das Authentische und Individuelle suchen. Es wird eine pfiffige neue deutsche Küche zu fairen Preisen geboten. Jetzt feiert Patron und Küchenchef Christopher Crell sein vierjähriges Bestehen – Cheers!

Das Haus hat eine Morbidezza, wie sie nur ein altes Gemäuer haben kann. Wilder Wein und Efeu überzieht den kleinen Vorgarten und die gesamte Fassade, die in den letzten Tagen des Indian Summer die Blätterfarben prall aufleuchten ließ. Den Charakter und Charme dieses Waldfauns spürt man schon von der anderen Straßenseite. Gastronomie ist hier seit über 100 Jahren zu Hause, Wirtshäuser und Apfelweinkneipen mit dem Namen Apfelwein-Bauer, Windlicht, Gaus, Laternchen und Eiffelturm, deren Bilder teilweise im Lokal hängen. Die Liste mit den Vorschriften ist erhalten geblieben, deren Vollzug zum Glück nicht mehr. Darin heißt es: „An geeigneter Stelle ist ein Spucknapf aufzustellen, der täglich mit heißem Wasser gereinigt und danach wieder mit frischem Wasser gefüllt werden muss.“

In der behaglichen guten Stube finden 22 Gäste Platz, auf der Terrasse ebenso viel (Heizstrahler sind bestellt). Der dunkle Dielenboden und die Theke stammen noch aus alten Tagen und geben einen kleidsamen Kontrast zum hellen modernen Mobiliar. Das Haus in der Gaußstraße 4, nahe Merianplatz, hat als einziges in der Zeile die Bomben des Zweiten Weltkriegs überstanden. Christopher Crell hat sich inzwischen mit einer kleinen Küchenmannschaft neu aufgestellt. Einst reiste er als Koch um die Welt, machte Station in Sizilien und Island und arbeitete auf Schloss Soltau in Kroatien, bevor er im damaligen Vini an der Bockenheimer Straße in Frankfurt am Herd stand. Heute arbeitet er bei Veranstaltungen auch gerne mit Stefan Marquard zusammen, jetzt Fernseh- und Eventkoch, einst ein guter Mann in den Schweizer Stuben. Vor vier Jahren machte Christopher Crell dann aus einer ehemaligen Apfelweinkneipe sein eigenes Lokal, das er Crell Cuisine nennt.

Die Küchencrew hantiert gerne mit Pilzen und Kräutern, etwa Wildkräutersalat, Steinpilzsuppe und Waldpilzragout. Gut gefallen uns regionale Gerichte, die etwas moderner interpretiert werden. Bei der schön gewürzten Blutwurst mit Himmel & Erde werden statt des gewohnten Kartoffelbreis rösche Kartoffeltaler dazwischengesetzt, die der weichen Wurst einen Knackpunkt geben. Der dünn geschnittene Apfelweinschinken mit Brunoise (kleine Würfel) vom Handkäse mit Apfelmeerrettichsalat ist eine ebenso runde geschmackliche Einheit, wie der rosa gebratene Hasenrücken mit Demiglace und süß-saurem Kürbis. Christopher Crell kocht seiner Art entsprechend: Ehrlich, gradlinig, frankfurterisch. Nicht langweilig, sondern mit Witz und Pep. Nicht extravagant und prätentiös, aber anspruchsvoll. Da er jedoch trotz seiner erst 31 Jahre etwas in der Welt herumgekommen ist, sind auch internationale Einflüsse erkennbar. Da wird das Thunfischsteak in einen Zitronenpfeffermantel gehüllt und mit Kokospolenta, Ingwer, Thaispargel und Calvadossauce kombiniert. Die Küche ist am Besten, wenn sie mit wenigen Komponenten ganz entspannt und aufs Wesentliche konzentriert arbeitet, so wie beim saftigen und krossen Zander mit Trauben-Schalotten-Gemüse und Schwarzbrot-Croutons – wunderbar puristisch und schnickschnackfrei. Handwerklich und geschmacklich perfekt ist das zarte mit Schmackes zubereitete Entrecôte vom US-Beef mit getrüffeltem Kartoffelbrei, Waldpilzragout und Minimöhren. Schlichtweg lecker fallen die mit weißer Schokolade gefüllten Ravioli mit Ricotta in Mangobutter aus. Die Speisekarte wechselt alle zwei Wochen, wobei es auch dazwischen Neuzugänge gibt.

Christopher Crell

Die kleine Weinkarte (22 Offerten, darunter 8 offene) kann (noch) nicht mit der Küche mithalten und hat keinen so eindeutigen Charakter wie die Speisekarte, man findet aber etwas Passendes. Ursprung von Schneider, Kuhns Incognito sowie Conterno und Chateauneuf du Pape von Castan sind eine gute Wahl. Christopher Crell ist oft im Service zu finden, flitzt aber nach der Bestellung gleich in die Küche. Viele Gäste kommen wegen ihm und seiner sympathischen und unaufgeregten Art, da muss er sich auch draußen blicken lassen. Für uns ist Crell die Nr. 1 im Nordend und eine der angenehmsten Adressen der Stadt.

Crell Cuisine, Frankfurt, Gausstraße 4, Tel: 069 49 89 67. Geöffnet Dienstag bis Samstag 18 – 23 Uhr (Küche), Sonntag ab 16 Uhr, Montag geschlossen. www.crell-cuisine.de

 

 

 

 

So schmeckt Island

Isländische Spitzenköche zu Gast im Restaurant Crell

Event zur Frankfurter Buchmesse

Passend zum Ehrengast Island der Frankfurter Buchmesse nimmt das Restaurant Crell Cuisine seine Gäste am 12. Oktober ab 19 Uhr mit auf eine kulinarische Reise in das Land der Vulkane und Geysire. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Reykjavik is Cooking“ bringt der Frankfurter Koch Christopher Crell zusammen mit den beiden isländischen Spitzenköchen Axel Björn Clausen und Nick Andrew Torres La-Um (Fish Market Reykjavik) landestypische Genüsse auf die Teller. Angefangen bei Langustinen, Algen-Salat, Galia-Melone, Wasabi-Bohnen , Zwiebelsprossen und Chili, über leicht gesalzenen Kabeljau, Kartoffelpüree mit Topinambur und frische Limettenscheiben, bis hin zu süßem Sellerie-Salat und süßen Minikräutern.

Anmeldungen und Infos: Tel: 069 49 89 67

 




Schönbergers moderne Retro-Küche

Toller Neustart vom Lokal Döpfner´s im Maingau 

 

Wer erinnert sich noch an Ragout fin? Das verputzte Tante Hedwig mit verzücktem Gesicht im Café Schneider. Allein die Blätterteigmütze obenauf galt als Krönung. Dieses meist etwas fade Gericht in schleimiger Soße ist heute so gut wie ausgestorben. Der neue Küchenchef des Restaurant Döpfner´s im Maingau in Frankfurt-Sachsenhausen, Daniel Schönberger, hat ein Händchen für Retro-Gerichte, die er modifiziert und in Schwung bringt. Auch Kalbsragout im Blätterteig. Kaum zu glauben, was er daraus gemacht hat: Das hervorragende Ragout von Kalb, Bries und Nierchen wird von zwei famosen Saucen begleitet, einer hellen aus Kalbsfond und einer dunklen mit Liebstöckel. Man möchte sie sich literweise abfüllen lassen und mit nach Hause nehmen, doch immerhin werden sie in der Sauciere serviert, damit man selbst nachlöffeln kann. Die Gerichte sind so kraftvoll, wie nötig, und so fein wie möglich. Auch leichte Speisen haben bei Schönberger eine Aussage, Saibling mit Gurkengemüse und Kartoffelpüree ist von schlichter Schönheit. Der Zander wird comme il faut gebraten und gebeizt zubereitet und mit Kaiserschoten und lila Kartoffelsalat serviert. Die Beerenkaltschale mit Grießflammerie ist wunderbar old fashioned und deshalb schon wieder modern, vor allem, wenn man sie so leichthändig wie hier zubereitet.  

Küchenchef Daniel Schönberger

Rinderroulade mit Kartoffelstampf wird auch weiterhin eingesetzt – und das ist gut so. Wo bekommt man denn in Frankfurt noch eine gute Roulade aus Großmutters Küche? Eine Evergreen-Küche wird heutzutage ja eher selten gekocht – die einen können Klassiker nicht mehr, die anderen wollen es nicht und jagen lieber Aromen wie Chili und Kokos hinterher. Daniel Schönberger greift die Tradition auf und setzt sie auf seine Weise mit Geschmacksausdruck um. Gerade zu einem Koch passt sehr gut die Thomas Morus-Weisheit „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. Die wichtigste Station von Schönberger war zuvor das Sterne-Restaurant Hessler in Maintal bei Frankfurt, wobei er noch bei Doris-Katharina Hessler mit am Herd stand.

Die Speisekarte im Döpfner´s im Maingau ist kleiner als zuvor, was Qualität und Logistik in der Küche fördert. Sie liest sich vielleicht nicht aufregend, lässt dann aber umso mehr die Teller sprechen. Man könnte sich mehr Eigenwilligkeit wünschen, doch muss man verstehen, dass es die Döpfners langsam angehen lassen wollen und eine bedächtige Erneuerung anstreben. Gerade ihr Restaurant kann auf einen starken Stamm an Gästen bauen, den man sich nicht verschrecken möchte. Wie man jetzt aber zusätzlich neue Gäste gewinnen und sich noch mehr einem jüngeren Publikum öffnen will, das wird ein spannender und herausfordernder Spagat. Die Preise sind auch nach dem Wechsel moderat geblieben, der Weinkeller ist bestens gefüllt, es werden allein 20 offene Weine angeboten, der Schwerpunkt liegt weiterhin bei Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Der Service ist besonders engagiert, hat sich teilweise erfrischend verjüngt, wobei Restaurantleiter Uwe Graul erhalten geblieben ist.

Kleine Straßenterrasse

Weil´s so schön ist und der 36 Jahre alte Daniel Schönberger offenbar ein Faible für die Oldtimer-Küche hat, ist am 3. September gleich ein ganzes Nostalgie-Menü zu haben, moderiert vom Weinveteranen Harry H. Hochheimer. Vergessene Gerichte, neu gekocht, beispielsweise Perlhuhnbrust bourguignonne und Kalbsteak au four. Die Kalte Ente zum Entree kommt nicht aus dem Ofen und ist eine gute alte Bowle (5 Gänge mit 10 Weinen 78 € pro Person). Es könnte wieder so heiter werden wie bei der Feier zum 60jährigen Bestehen des Lokals, bei der Werner Döpfner das Essen mit Anekdoten von damals würzte.

Ludwig Fienhold

 

Siehe auch BISS-Artikel Beim nächsten Mahl wird alles anders

Döpfner´s im Maingau, Frankfurt, Schifferstraße 38 – 40, Tel. 069 61 07 52. 

Dienstag – Freitag 12 – 14.30 Uhr und 18 – 22 Uhr, Samstag 18 – 22 Uhr, Sonntag 12 – 14.40 Uhr (jeweils Küchenzeiten), Montag geschlossen. www.doepfners.de

60 Jahre Döpfner

 




Keine Spucktüten, weniger Turbulenzen

Neue Gastronomie am Frankfurter Flughafen 

 

Delicut & First Taste

 

Außer Bretzeln und Spesen nichts gewesen, lautete zu viele Jahre die gastronomische Durchsage auf dem Frankfurter Flughafen. So langsam gewinnt der Rhein-Main-Airport aber kulinarisch an Höhe, inzwischen muss der Gast nicht mehr so oft auf Crash-Kurs gehen. Einige Neuzugänge geben zumindest Anlass auf Hoffnung. Der Frankfurter Gastronom Tim Plasse hat mit dem Delicut in bester Lage einen amüsanten Power Imbiss eröffnet, Feinkost-Meyer mit First Taste eine Nische für Suppen, Salate und Sandwichs gefunden.

Der Name Delicut wurde gut gewählt und verheißt die Verkürzung aus Delikat, Deli und Cut – Feinkost, New York Delis und Metzgerei. Allein der Gestaltungswille ist in der uniformierten Flughafengastronomie, wo fast alles nach Massenabfertigung aussieht, bemerkenswert. Die Gäste sitzen an einem massiven, geschraubten Holzblock, der aus einer Berghütte zu stammen scheint. In Nachbarschaft dazu steht eine stylishe Steintheke, wie man sie aus schicken Bars kennt. Wer mag, kann auch an ganz normalen Holztischen sitzen. Der nette, forsche und beratungswillige Service ist auch anders als sonst am Flughafen. Jedenfalls hat all das Unterhaltungswert, zumal man die Anzeigen mit den Abflügen im (Adler)Blick haben kann (Raucher können auch gleich vor die Tür).

Delicut

Die Speisekarte an der Theke ist einem Departures Board nachempfunden. Es gibt Sandwichs, Salate und Suppen, aber origineller als gewöhnlich. Das Turkey Pastrami Classic wird mit dünn geschnittener Truthahnpastrami auf Toast und Senf serviert, der Reuben mit Rinderbug, geschmolzenem Schweizer Käse und Coleslow. Dazu werden auf einem Tablett verschiedene Saucen und Dips gereicht: Senf mit Frankfurter Grünen Kräutern, pikanter Ketchup mit Rauchöl, Schmorbratenfond, Mayonnaise mit Soja und Sesamöl sowie klassische Vinaigrette. Als aufmerksame Leser der Biss-Zeitung, wurde von den Betreibern auch unsere Rubrik Bits & Bites übernommen, wobei darunter hausgemachte Kartoffelchips oder Frankfurter Würstchen angeboten werden. Es sind auch größere Gerichte zu bekommen, etwa geräucherte Schweineschulter. Gastronom Tim Plasse möchte mit seinem neuen Delicut eine kulinarische Symbiose aus traditioneller Metzgerküche und moderner Barkultur machen, wobei er auf regionale Produkte setzt. Es gibt außerdem einige ordentliche Weine und Champagner von Legraas & Haas (9,50 € für das 0,1-Liter-Gläschen). Der Cappuccino kostet 2,90 €, es war schon immer nie ganz billig am Frankfurter Flughafen.

Delicut ist jedenfalls genauso eine Bereicherung für den Rhein-Main-Airport, wie der neue kleine nette Imbiss von Meyer Feinkost. Er hat sich in der Abflughalle neben der Edelboutique Burresi Platz geschaffen (früher war dort ein Café). Die schöne Linsensuppe mit Schnippelwürstchen, das Karotten-Ingwer-Süppchen und die gute Gulaschsuppe kennt man von Meyers auf der Freßgass. Husumer Krabben-Salat und Chicken Ceasar Salat sind ebenfalls eine Empfehlung, die Paninis sind wohlwollend belegt. Brot und Brötchen sind von guter Qualität. Offeriert werden zudem frisch gepresste Säfte, wobei der aus Apfel, Fenchel, Orange und Karotte am interessantesten ausfällt. Kaffee und Cappuccino sind tadellos. Man hat das Bestmögliche aus den kleinen Verhältnissen gemacht, die Gäste sitzen jedoch innen sehr eng und können sich schon mal auf die Platzsituation im Flugzeug einstimmen. Bequemer und großzügiger sitzt man im Loungemobiliar vor dem Ladenlokal.

Meyers Feinkostlokal First Taste

Zu den besseren Adressen am Flughafen gehört nach wie vor Le Pain Quotidien. Das „Täglich Brot“ gibt es allerdings zu nicht alltäglichen Preisen, ein Croissant verschlingt beispielsweise 1,80 Euro. Man möchte so etwas wie die großväterliche Backstube von einst auf unsere Zeit übertragen. In dem Lokal erwartet die Gäste neben Einzelplätzen ein sehr großer blanker Holztisch, der für Gastlichkeit und Geselligkeit steht. Dort soll eine offene Gesprächsatmosphäre herrschen, ähnlich dem Frankfurter Ideal der Apfelweinlokale, wo man sich auch nicht vereinzelt, sondern mischt. Das helle Holzmobiliar im Landhausstil gibt eine klare ruhige Linie vor, die das eher hektische Umfeld etwas ausbremst. Neun verschiedene gute Hausbrote sind zu haben, die sich größtenteils durch eine rösche Kruste auszeichnen. Da in der kleinen Küche zu wenig Platz für alle notwendigen Gerätschaften ist, werden die vorgefertigten Produkte wieder aufgebacken, was aber nichts an deren Qualität und Frische ändert. Sehr gut fallen auch das buttrige Croissant und die Brioche aus. Empfehlenswert zudem Oliven- und Walnussbrötchen. Unter den Tartines, zumeist in Öl gerösteten Brotscheiben, gibt es leichte mit Tomaten oder furchtbar wuchtige mit gereiftem Gruyère. Am besten schmeckt die große und mit Ziegenkäse überbackene Knusperscheibe, bei der Birnen und Akazienhonig für aparten Kontrast sorgen.

Meyers Suppenküche

Sehr lecker auch die Aprikosen- und Apfel-Tarte. Auch der Cappuccino, selbstredend „organic“, schmeckt ausgezeichnet. Die frische Minze-Limonade macht munter, die Weinkarte zeigt sich ansonsten nahezu überraschend und kann mit hochsoliden Winzernamen wie Dreißigacker, Schäfer-Fröhlich, Laible, Rosch und Heyl zu Herrnsheim aufwarten.

LF

Delicut, Terminal 1, Abflughalle A.

 Meyer Feinkost, Terminal 1, Flugsteig A1-5, Tel. 069 690 29265.

Le Pain Quotidien, Terminal 2, Ebene 3. Tel. 069 69 711 69 10. Täglich geöffnet von 6 – 22 Uhr. Alle genannten Adressen sind noch vor Sicherheitscheck und Passkontrolle zu erreichen.

 




Restaurant Pferdestall frisch gesattelt

Franz Zlumka und Andreas Fink starten mit neuer deutscher Küche

 

Eines der schönsten Häuser in Frankfurt, die Remise im Westend, soll ab Februar nächsten Jahres endlich wieder gastronomisch belebt werden. Der neue Pächter Franz Zlumka aka Herr Franz betrieb zuvor 15 Jahre lang mit dem Literaturhaus an der Bockenheimer Landstraße bereits ein anderes attraktives Lokal. Der 61 Jahre alte Gastronom aus Oberösterreich arbeitete als Koch, Barkeeper und Schiffsteward, bevor er sich 1983 selbständig machte. Er führte unter anderem auch das Orpheo in Frankfurt und gründete zu vorgerückter Stunde das Deutsche Institut für Hausmannskost.

Im neuen Pferdestall soll es mittags Fisch, Fleisch und Krustentiere vom Grill geben. Dazu Gerichte von der wechselnden Tageskarte, stets mit einem vegetarischen Angebot. Ab 16 Uhr ist Brotzeit, mit deftigen belegten Broten (keine Canapés) – belegt mit Braten, Salami, Schicken, Käse oder von allem etwas, so wie sich der Gast seine Brotzeit eben zusammenstellt. Dazu Gürkchen oder Mixed Pickles. Alles wird immer frisch aufgeschnitten.

Küchenchef Andreas Fink

Abends gibt es im Restaurant eine eigene Karte. „Mein Koch Andreas Fink soll sich austoben, er versteht es, die traditionelle Küche innovativ aufzupeppen“, meint Franz Zlumka. Außerdem soll ein Servierwagen zum Einsatz kommen, wie man ihn aus französischen, englischen oder amerikanischen Restaurants kennt. Von diesem können die Gäste ganz Gusto auswählen und ihren Teller individuell zusammenstellen: Braten, Bollito misto, Kalbszunge, Wurst, Huhn, Rindfleisch, Geflügel. Küchenchef Andreas Fink arbeitete zuvor unter anderem in den Frankfurter Lokalen Biancalani, Dorade und Zarges sowie dem Szenetreff Ima Kitchen. Er möchte im Pferdestall eine anspruchsvolle deutsche Küche etablieren, beispielsweise mit Gulasch, Olivenkartoffelpüree und gebackenem Steinpilz oder Kürbisrisotto mit Lamm und Pfifferlingen. Gastronom Franz Zlumka ist dem Frankfurter Presseclub als ebenfalls dort residierenden Hausherrn verpflichtet, der das Palais zu einem kulturellen Treffpunkt und sozialen Salon machen möchte. In nur vier Monaten ist es soweit.

Patron Franz Zlumka

Der Pferdestall in der Ulmenstraße 20 ist als einziges Gebäude des einst fürstlichen Livingstonschen Palais-Ensembles übriggeblieben und wurde zuletzt vom Heidelberger Gastronomen Ernst Kraft nahezu außerhalb der Öffentlichkeit bewirtschaftet.1880 wurde das neo-barocke Gebäude von dem Architekten Schmidt für den wohlhabenden und aus Amerika zurückgekehrten Frankfurter Geschäftsmann M. L. Livingston geplant und gebaut. Das dreiflügelige repräsentative Bauwerk war als Pferdestall und Remise (Wirtschaftsgebäude für Fahrzeuge und Geräte) geplant. Die Kutschen wurden mit einem Aufzug nach oben befördert. Kurz nach Fertigstellung des Gebäudes starb der Bauherr und Besitzer – und der „Pferdestall“ wechselte mehrfach den Besitzer, unter anderem war er auch kurzfristig in Besitz der Familie Rothschild.




Nuno Mendes im Tree House

Londons hipper Koch gastiert in Frankfurt

 

Das spektakuläre Tree House in Frankfurt auf der 24. und 25. Etage des Nextowers hat mit Nuno Mendes aus London einen neuen Gastkoch. Der gebürtige Portugiese lernte unter anderem in Ferran Adrias El Bulli in Spanien, kocht aber deutlich anders. Er steht für so etwas wie eine heitere Country Cuisine – from the Farm to the Table. Sein Faible ist aber auch Fisch, bei dem er gerne Obst einsetzt. Nuno Mendes betreibt im lebhaften East End in London das unkonventionelle Restaurant The Loft Project. Im Frankfurter Baumhaus werden seine Gerichte noch bis 16. Oktober zu erleben sein. Insgesamt hat das Pop-up-Restaurant The Tree House noch bis 22. Oktober geöffnet.

Nuno Mendes blickt aus großen lustigen Kinderaugen – und tatsächlich hat seine Küche etwas Kindliches und Natives. Die Vorspeise aus nur kurz gegarter Makrele, Kirsch- und Salatherzen-Mousse ist ein kulinarischer Abenteuerspielplatz und wahrhaftig etwas für Abenteuerlustige. Sehr viel mehr geerdet ist seine dicht gewobene Kombination aus Langustine, Pilzen und Eigelb, die in einer Dose auf einem Holzbrett serviert wird.

Iberico-Schweinchen

Iberico-Schweinchen

Die Country Cuisine kommt vor allem beim Iberico-Schwein mit Yoghurtschaum und Lorbeer zur Geltung. Sehr gut zum Landbrot passen auch die cremige braune Butter und die geräucherte Butter. Bittersüße Schokolade mit Pulver aus Roter Bete und eine Melange aus Kokosnuss, Steinpilzen und Zimt sind zwei Desserts, die ebenfalls keine Sekunde langweilen. Nuno Mendes selbst war zum Auftakt in Frankfurt, kann aber sein Lokal in London nicht die ganze Zeit alleine lassen. Ihn vertritt als Vertrauter ein deutscher Koch, der mit ihm in London am Herd steht: Thomas Elstermeyer (Bild ganz oben in der Mitte).  Das Drei-Gänge-Menü im Tree House kostet 65 Euro, wer noch eines der beiden Desserts haben möchte zahlt noch 6 beziehungsweise 9 € dazu. Am Wochenende ist kaum ein Platz zu haben, auch sonst sollte man sich beeilen.

 

Nuno Mendes at Work

Das Restaurant von Nuno Mendes in der Kingsland Road in London ist kein normales Lokal und versteht sich eher als Experimentierfeld, zu dem auch Gastköche aus aller Welt eingeladen werden. Gemeinsam mit ihnen entwirft Nuno Mendes dann oft improvisierte Gerichte und solche, die recht improvisiert wirken. In der Loft arbeiten nur zwei Engländer, die meisten anderen kommen aus Portugal, Brasilien, Südafrika, Deutschland oder der Schweiz. Eine Speisekarte interessiert die wenigsten Gäste, sie lassen sich lieber mit einem Menü überraschen. Man sitzt wie bei Freunden zu Hause gemeinsam an einer großen Tafel, keine Tischdecken, nur blankes Holz. „Ich will, dass die Leute Spaß haben“, sagt Nuno Mendez, „die Gäste und die Köche.“  Tatsächlich gelingt dem hochsympathischen Koch eine amüsante, entspannte Atmosphäre zu schaffen, in der das Genießen besonders leicht fällt und einfach Spaß macht. Das Londoner Loft Project lässt von Donnerstag bis Samstag Gäste ein und ist die übrigen Tage mehr ein privater Kochclub mit Partys, Events und Cooking Classes. In der Loft sind auch permanent wechselnde Kunstausstellungen zu sehen. Die Location erinnert entfernt an das ungewöhnliche Seven Swans in Frankfurt.

Der Frankfurter Gastronom und Eventcaterer Klaus Peter Kofler, der das Tree House unter seinem Label Pret a Diner ins Leben gerufen hat, ist bereits in London, wo das Projekt mit den gleichen Köchen nicht in die Höhe getrieben, sondern ganz im Gegenteil im Untergrund in Szene gesetzt wird: In The Old Vic Tunels nahe der Waterloo Station. Dinner wird diesem gespenstischen Labyrinth zu einem Abenteuer. Neben Nuno Mendes sind auch Juan Amador und Matthias Schmidt von der Villa Merton sowie Sushi-Meister Ollysan dabei. Das Tunnel-Projekt (www.pretadiner.co.uk) steckt  voller Überraschungen: Restaurant und Bar-Lounge, Kunstausstellungen und viel Musik. Es geht zwar noch bis zum 25. Oktober, doch sind fast alle Plätze vergeben.

 

Siehe auch Biss-Artikel Tarzan de Luxe

Wer im Frankfurter Tree House unter der Email biss@pretadiner.com einen Tisch im Restaurant reserviert, bekommt an der Bar einen Drink gratis.

 

Nuno Mendes (l.) und Klaus Peter Kofler

 

 

 

 

 

 

 




Der freche Küchenchef II

Alle gute Dinge sind Drei

 

Spaghetti con Zucchine Grattugiate e Pancetta Croccante
Spaghetti mit geriebener Zucchini und knusprigem Speck

Wissen Sie, wenn es ums Essen geht, ist es wirklich alles eine Frage des Geschmacks. Der einer mag es, der andere mag es nicht. Manche Leute finden es toll etwas Neues zu probieren, andere bevorzugen traditionelle Gerichte. Und einige Leute wie ich finden Vielfalt und Fantasie sowie eine gesunde Mischung aus alt und neu eine super Sache. Und mit ein wenig Verrücktheit noch dazu gegeben, gibt es in hin und wieder die eine oder andere schöne Geschichte aus der Küche.

Dies ist im Grunde ein sehr einfaches Gericht, aber ich habe es in drei verschiedenen Varianten präsentiert. Es ist erstaunlich, wie gut eine einfache Zucchini schmecken kann – dass so viele Menschen behaupten, sie finden sie zu fade oder geschmacksneutral hat damit was zu tun, dass diese sie nicht richtig zubereiten! Das Wichtigste ist, zu versuchen, ihren natürlichen Geschmack und ihre Süße hervorzuheben und es zu komplementieren mit etwas anderem. Bacon schmeckt zu Zucchini (und fast alles andere!) großartig, und ebenso gut schmeckt Muskat. Also sagte ich mir, warum nicht gleich beides benutzen?

Spaghetti mit Pesto

Okay, lasst uns nicht um den heißen Brei  reden, sondern lieber gleich eine Mischung aus halb Milch, halb Wasser zum Kochen bringen, um die Spaghetti darin baden zu lassen. Das gibt den Spaghetti einen schönen cremigen Geschmack, aber leicht und gesund ohne Fett und Sahne.

Während die Spaghetti kochen, fangen wir an mit den anderen Zutaten. Zunächst legen wir Speckstreifen in eine trockene Teflonpfanne und braten sie an bis sie knusprig und braun sind. Danach legen wir sie auf ein Küchentuch zum Abtropfen. Die geriebenen Zucchini, etwas fein gehackten Knoblauch und ein paar Frühlingszwiebeln in die Pfanne geben und sanft anbraten – es wird noch genug Fett in der Pfanne vom Speck übrig sein. Würzen Sie mit ein wenig Cayennepfeffer, Salz und Pfeffer.

Wenn Sie vegetarisch überzeugt sind, können Sie den Speck weg lassen und Olivenöl verwenden, denke ich zumindest. Aber glauben Sie mir, dieses Schweinchen hätte es so gewollt!

Inzwischen wären Ihre Spaghetti fertig, also abtropfen lassen, wenn auch nicht zu gründlich, und ab in die Pfanne geben. Großzügig mit Muskat abschmecken, mit der leckeren Zucchini zusammen rühren, und für eine Weile weiter köcheln lassen. Und während Sie das tun, können Sie sich ein wenig Tomate und Basilikum-Pesto vorbereiten, wenn Sie möchten.

Für das Pesto, nehmen Sie ein 4-5 Kirschtomaten, 2 gute Handvoll Basilikum, eine Knoblauchzehe, einen halben Teelöffel Chili-Flocken, einen Esslöffel geriebenen, gesalzenen Ricotta-Käse, geröstete Mandeln und natürlich ein gutes Olivenöl. Ab in das Küchengerät ihres Vertrauens damit und los geht´s!

Nun haben Sie 3 Möglichkeiten dieses Gericht zu servieren zur Auswahl. Aber es wird schwierig sein sich zu entscheiden, da alle 3 Varianten gleich lecker sind!

Avanti Strazzanti

Francesco Strazzanti

So wünschten wir uns Kochbücher: Amüsant, individuell, authentisch und derart plastisch fotografiert, dass man einfach Lust aufs Essen bekommt. Francesco Strazzanti ist ein vielsprachiger und kochverrückter Sizilianer, der in England aufgewachsen ist und seit 20 Jahren als Designer in Frankfurt lebt. Sein unterhaltsamer Internetauftritt (www.the-saucy-chef.blogspot.com) macht enorm Appetit und gehört zu den Besten des Genres. Saucy hat nichts mit Sauce zu tun, sondern steht für frech, flott, pikant. Francesco Strazzanti zaubert oft aus verblüffend einfachen Zutaten großartige Gerichte und macht dazu auch erstklassige Fotos. Im Grunde sollte ein Talent wie er ein Restaurant besitzen, um uns alle an seinen Werken teilhaben lassen zu können (was ja vielleicht noch kommt). Strazzanti präsentiert keine herkömmlichen Rezepte, sondern plaudert mit dem Leser und erzählt, wie er in der Küche hantiert. Wir stellen einige seiner leckersten Gerichte in lockerer Folge vor.




Neue Schnitzel-Hochburg & Gastro News

Tafelspitzkönig Plachutta mit sechstem Lokal

 

Das multigastronomische Wiener Familienunternehmen Plachutta hat sich schon immer auf seine Kernkompetenz konzentriert: Allerbeste Wiener Küche mit Tafelspitz in vielen Variationen. Im neuen Plachuttas Gasthaus zur Oper stehen das Wiener Schnitzel und andere Evergreens im Mittelpunkt. Es gibt einige Highlights der unsterblichen Österreichküche, wie Backhendl, Zwiebelrostbraten und Kalbsleber oder Schulterscherzel-Gulasch vom Weideochsen mit Serviettenknödel und Rindsroulade in Kapernrahmsauce. Das sechste Lokal der Gruppe will das „Gashaus neuer Generation“ sein.  Modernes Design trifft gelungen auf Wiener Tradition. Im Plachuttas ist Platz für 150 Gäste, auf der großen Terrasse noch einmal so viel.

Das Gasthaus zur Oper entstand für vier Millionen Euro aus zwei alten Wirtshäusern in der Walfischgasse im 1. Bezirk. Die 100 Jahre alten schönen Holzvertäfelungen geben dem Lokal regelrecht einen Rahmen, der die verschiedenen modernen und historischen Elemente zusammenhält. Das Fleisch ist zart, die Schnitzel werden perfekt souffliert, Saucen und Aromen nicht überbetont. Die Preise sind moderat, das Wiener Schnitzel (zwei Stück) kostet 16,80 Euro, das ausgelöste Backhuhn im Korb ist für 13,70 Euro zu haben. Neu ist die Wiener Schnitzelsemmel, die es als Take-away gibt. Das süffige Hausbier fließt ungebremst, die 50 ausgesuchten Weine sind auch offen zu haben.

Plachuttas Gasthaus zur Oper, Wien, Walfischgasse 5-7, Tel 0043 1 51 222 51. Täglich von 11 bis 0.30 Uhr geöffnet, Küchenschluss 23.15 Uhr.

 

20 Jahre Hans Haas im Tantris München

 

Wie die Zeit vergeht: Hans Haas ist tatsächlich schon 20 Jahre Küchenchef im Tantris in München. Er trat nur zögerlich die Nachfolge von Eckart Witzigmann und Heinz Winkler an, die dort gigantische Fußspuren hinterließen, in die im Grunde niemand hineinwachsen konnte. Der kernige, drahtige und bescheidene Tiroler hat es immerhin souverän geschafft, das Restaurant im Bewusstsein der Gourmets zu halten. Sein gelassener, auf den reinen und ursprünglichen Geschmack konzentrierter Küchenstil mag nicht spektakulär erscheinen und erzielt seine Wirkung nur bei jenen, die das Reduzierte und Produktbezogene schätzen. Als wir jung waren, empfanden wir die Einrichtung als extrem spießig und albern – mit solchen Möbeln hatten sich ja schon unsere Eltern das Leben verscheußelt. Inzwischen gilt dieser Retro-Stil bei manchen wieder als schick und gesellschaftsfähig. Hans Haas ist ein echter Witzigmann-Schüler und keiner von denen, die sich so nennen, obwohl sie nur Karotten dort geputzt haben. Hans Haas kochte einst auch im Frankfurter Brückenkeller, damals war das inzwischen völlig versackte Restaurant noch eine Institution. Hans Haas setzte seinerzeit als neu und ungewohnt für die Spitzengastronomie geltende Produkte wie die geschmorten Ochsenbäckchen ein, die jetzt inflationär über die Teller der Republik kullern. Bereits von 1987 bis 1992 kochte er in einer geschmacklichen Klarheit, die ihn über all die Jahre auszeichnet.

Tantris, München, Johann-Fichte-Str. 7, Tel. 089 361 959 0. Geöffnet Dienstag bis Samstag 12 – 15 Uhr und 18.30 – 1 Uhr, Küchenschluss 13.30 und 22.30 Uhr.

 

Schluss mit Sterneküche

Das Restaurant Bel Etage im Hotel Vila Vita Rosenpark wurde geschlossen, damit verliert Marburg seine einzige herausragende Adresse (1 Stern im Michelin, 16 Punkte im Gault Millau). Küchenchef Bernd Siener wurde laut offizieller Darstellung mit anderen gastronomischen Projekten der Hotelgruppe beauftragt. Man darf aber davon ausgehen, dass das Gourmetrestaurant nicht rentabel genug war. Trotz ausgezeichneter Leistungen.

Bernd Siener war seit zwölf Jahren und damit von Anfang an für die Küche im Restaurant Bel Etage verantwortlich, dem Schmuckstück des Hotels. Der 43 Jahre alte Mainzer, der aus einer alteingesessenen Konditorenfamilie stammt, kann eine solide Vita vorlegen und arbeitete unter anderem im Schwarzen Adler in Oberbergen bei Franz Keller, in der Schwarzwaldstube in Baiersbronn bei Harald Wohlfahrt sowie im Tantris bei Heinz Winkler und dessen Restaurant Tristan auf Mallorca. Bernd Siener konzentrierte sich auf das Wesentliche: das Produkt, die Aromen und die Vollendung der Zubereitung. Das Ergebnis waren so perfekt strukturierte und kristalline Gerichte wie der Kuchen von Gänseleber mit Gravensteiner Apfel. Erstklassig auch die fleischige Seezunge mit luftigen Morchel-Tortellini und hessischem Spargel. Bekannt war Siener für seine Ausflüge ins Mallorquinische. Dann gab es im eigenen Saft gegartes Insel-Spanferkel mit Zitrusfrucht-Olivenöl-Emulsion und karamellisiertem Chicoree.

Im Hotel Rosenpark erwartet den Gast nach wie vor eine vielseitige Wellnesslandschaft mit Pool, Fitnessgeräten, Sauna, Aromadampfkabinen, orientalischem Rasuldampfbad, Tepidarium mit Rosenduft, Erlebnisdusche mit Urwaldregen sowie ein nachgebauter Soleheilstollen aus Naturstein und Holz, wo auf Knopfdruck feine Sprühnebel in Gang gesetzt werden. In der Beauty-Abteilung finden die Gäste bei einer Chardonnay-Packung Entspannung.




Zahnloser Haifisch Chinaküche ohne Biss

Liebe Chinesen,

ihr habt uns Konfuzius, den Wok und die Peking-Ente geschenkt. Ohne euch wüssten wir viel weniger über alternative Heilmethoden und würden unsere Möbel einfach so in die Wohnung stellen, statt sie nach den harmonischen Gesetzen des Feng-Shui zu platzieren. Auch für die Seide, aber nicht so sehr für das Schießpulver, besten Dank. Ihr kommt jetzt in immer größeren Gruppen nach Frankfurt, fotografiert euch am liebsten gegenseitig und geht sogar Radfahrern auf dem Bürgersteig nicht aus dem Weg, was gerade in dieser Stadt nur den Standhaftesten gelingt. Jedes Volk hat so seine Angewohnheiten, ihr fühlt euch eben stark, denn es gibt ja immerhin gleich über 1,3 Milliarden von euch. Liebe Chinesen, ihr habt eine der interessantesten Küchen der Welt, die sich in Kanton, Shanghai, Szechuan, Peking und anderen Stilen mehr unterscheidet und eine Vielfältigkeit zeigt, die eure Anzüge nicht vermuten lassen. Warum aber schickt ihr nicht einmal einen kulinarischen Botschafter nach Frankfurt, der hier die Gastronomie mit guter chinesischer Küche bereichern könnte. Gut, die meisten hätten so ihre Probleme mit Schwalbenspucke, Haifischflossensuppe und Schildkrötenpenis. Doch euer Riesenreich ist ja eine einzige Garküche und bietet auch weniger Extravagantes.

Beim alljährlichen Food Festival in Hongkong zeigt ihr der ganzen Welt, wie gut die chinesische Küche sein kann. Wir erinnern uns noch gerne an die wunderbare Peking-Ente im Spring Deer, das saftige „Bettler“-Hühnchen im Great Shanghai Restaurant, die allerfeinsten Dim Sum im Yan Toh Heen und das komplizierte Taubengericht mit dem schönen Namen „Glücklicher Vogel überquert die Brücke“. Auch das kunstvolles Designer-Restaurant Green T. House in Peking von der bildhübschen Jin Jie Zhang finden wir interessant. Doch was, liebe chinesische Freunde, serviert ihr uns hier?  Ihr gaukelt mit einer übergroßen Speisekarte und Hunderten von Gerichten Ideenreichtum vor und präsentiert die immergleichen Grundprodukte, die mit den immergleichen Saucen kombiniert werden. Süß-sauere Klebetunken, pausbäckige Menü namens Familienglück und die fünf Gewürze der Seligkeit bringen uns aber schon lange nicht mehr in Stimmung. Während ihr euch, werte Chinesen, in den Karaoke-Schuppen von Frankfurt unter „Ganbei“-Zurufen zum Trinken antreibt, sitzen wir vor der Getränkekarte und wissen nicht, was wir außer Wasser bestellen sollen. In eurem Land gibt es die zauberhaftesten Tees, doch wir sollen uns ständig an Jasmin mit Blümchengeschmack erfreuen. Zugegeben, eine solche Produktfrische und Viktualien-Auswahl, wie sie auf den Märkten Hongkongs geboten wird, können wir nicht erreichen, doch haben wir mit der Kleinmarkthalle ebenfalls etwas ziemlich Gutes, zumal auch dort immer mehr exotische Pflanzen sprießen.

Bei uns gehen die meisten zum Chinesen, weil es große Portionen zu kleinen Preisen gibt. Und ihr, liebe Chinesen, verachtet die Langnasen ein wenig dafür, dass sie sich wegen ihrer Knauserigkeit mit mäßigem Essen abfüttern lassen. Als sei es ein Strafgericht, nehmen dann die chinesischen Frankfurt-Besucher ausgerechnet dort mit Vorliebe Platz, wo es mäßiges deutsches Essen, aber große Portionen zu kleinen Preisen gibt. Uns, die wir die chinesische Küche schätzen, in Frankfurt aber keine passende kulinarische Bleibe dieses Genres finden, bleibt nur der lange Weg nach Hongkong, Peking und Shanghai.

Ludwig Fienhold