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Paris: Drei Luxushotels schließen

Ritz, Crillon und Plaza Athénée hauen auf den Putz und renovieren

 

Die drei berühmtesten Hotels von Paris – Ritz, Plaza Athénée und Crillon – müssen 2012 schließen, um renoviert und saniert werden zu können. Das Ritz wird im Juni für gleich zwei Jahre dicht machen. Betroffen sind davon 450 Mitarbeiter, 30 bleiben zum weiteren Aufbau im Haus. Die Mitarbeiter sollen nach der Generalrenovierung jedoch wieder eingestellt werden. Zwei Jahre müssen sie sich nach einer anderen Arbeit umsehen oder sich arbeitslos melden. Die Grande Dame war in die Jahre bekommen und wird nun einem behutsamen Facelift ausgesetzt. Am altehrwürdigen Charakter des berühmtesten französischen Hotels soll sich nichts ändern. Betroffen von der Schließung sind auch das formidable Zwei-Sterne-Restaurant L´Espadon und die erstklassige Bar Hemingway.  Das Ritz und seine 106 Zimmer und 55 Suiten waren zuletzt vor 30 Jahren gründlich renoviert worden, danach noch stellenweise. Die normalen Zimmerpreise bewegen sich zwischen 510 und 770 Euro (ohne Frühstück). Das Frühstück kostet 45 Euro.

César Ritz gilt als der Urvater der großen Hotellerie, sein 1898 eröffnetes Haus ist Legende. Wer die prunkvolle Hotel-Oper und die Grandezza einer längst vergangenen Epoche schätzt, konnte sich hier ausgesprochen wohl und gut bedient fühlen. Die Atmosphäre hat beinahe etwas Überirdisches, die Preise ebenso. Zum Ambiente eines Hotels gehören auch die Gäste. Die Schicken und Schönen und ihr belebender Auftritt machen das Ritz zu einer unvergleichlichen Weltbühne. Im Ritz lebte auch fast 40 Jahre lang die Modeschöpferin Coco Chanel. Traurige Berühmtheit erlangte das Fünf-Sterne-Hotel 1997, als Prinzessin Diana von dort zu ihrer Todesfahrt aufbrach. Das Hotel gehört dem Vater ihres bei der Fahrt ebenfalls tödlich verunglückten Freundes Dodi, Mohammed al-Fayed.

Nach Informationen des Figaro sollen auch die Hotels Crillon (Mitte 2012) und Plaza Athénée (November 2012) geschlossen und renoviert werden. Das Crillon hat keinen Wellnessbereich oder Pool, die Technik ist veraltet. Auch die Zimmer gehören einer Generalüberholung unterzogen. Beide Hotels sollen aber nicht länger als fünf Monate geschlossen bleiben.Das ebenfalls fürstliche George V hatte sich bereits von 1997 bis 1999 generell aufgefrischt. Trotz nicht kleinlicher Zimmerpreise (650 bis 1.025 Euro für Standard) machen die neuen Hotels Mandarin Oriental, Shangri-la und Raffles Le Royal Monceau den alten Palästen gehörig zu schaffen und verstärken enorm den Konkurrenzdruck.

LF

Hemingway Bar im Ritz Paris

Um diese Bar ranken sich so viele Legenden, dass man mit jedem Schluck Teil von ihnen zu werden glaubt. Nun hätte dieser ungewöhnliche Ort keine solche Magie, wenn er nur aus Geschichte bestünde. Auch die Gegenwart wird zum Besonderen, da ein großartiger Barkeeper und ein höchst engagierter Service die Gäste keine Minute daran zweifeln lassen möchten, dass sie sich in einer überaus kultivierten und amüsanten Trinkstätte befinden. An der kleinen Theke soll für Ernest Hemingway die Bloody Mary erfunden worden sein, weil er einen geruchlosen Drink suchte, den seine vierte Frau, Mary Welsh, nicht mehr als „Fahne“ wahrnehmen sollte. Das Ambiente ist unverändert privat, die Atmosphäre aus gediegener Bibliothek, umwölkter Zigarrenlounge und trinkfestem Kolonialcharme zeitlos anregend. Es herrscht strengstes Fotografierverbot, nicht nur mit Rücksicht auf etwa anwesende Prominente, sondern zum Schutz für alle Gäste.

Barchef Colin Field

Barchef Colin P. Field ist eine Institution in der Branche. Er ist nicht nur virtuos im Handwerklichen, sondern zeigt sich auch in der Kommunikation als perfekter Gastgeber. Seine Servicemitarbeiter sprühen Funken vor Einsatzfreude. Es wundert deshalb auch nicht, dass es keinen Gast in der stets vollen Bar gibt, der unter drei Drinks nach Hause geht. Die Gäste werden freundlich begrüßt und ebenso verabschiedet. Vor der ersten Bestellung reicht der Service ein Glas Eiswasser. Klassische Drinks werden souverän gemixt, doch in der Bar Hemingway ist die Mannschaft auch spontan und kreativ. Die Wahl eines Drinks hängt von vielen Faktoren ab, die persönliche Stimmung ist gewiss ausschlaggebend. Ich erkläre Barkeeper Pierre, dass ich eigentlich Lust auf einen Rotwein hätte, aber auch mit einem entsprechenden Cocktail zufrieden sein könnte. Im Handumdrehen serviert er einen aus Rotwein, Rum, Zimt und Honig, den einige Eiswürfel kühlen. Dieser Drink, den er „Mama Juana“ nennt, ist wunderbar ausbalanciert, keineswegs süß, und schmeckt einfach großartig. Eine andere hervorragende Kreation hört auf den Namen „Serendipity“ (Entdeckerfreude, aber auch: Mehr Glück als Verstand) und besteht aus Champagner, Calvados, Apfelsaft und frischer Minze.

Wenn sich, wie hier, Gäste und Service die Bälle zuspielen, scheint es beiden Seiten am meisten Spaß zu machen. Die Barkeeper werden angespornt und zu Sonderleistungen gebracht, die Gäste dürfen sich an neuen Geschmackserlebnissen erfreuen (Cocktails 25 €). Stärke der Bar sind die Kreationen von Colin P. Field: „Benderitter“ besteht aus einem Ingwerextrakt mit Champagner und kann universell vor oder nach dem Essen getrunken werden. Beim „Picasso Martini“ geht es um Präzision – der Eiswürfel wurde mit Noilly Prat getränkt, der Gin hat exakt 18,4 Grad. Man kann sich ausgiebig und sehr informativ mit der Barcrew unterhalten, die auch beim heftigsten Ansturm den Überblick behält und jedem Gast Zeit und Aufmerksamkeit widmet. Um 10 Minuten vor zwei Uhr in der Nacht wird zur „Last Order“ gerufen – was noch einmal zu heftigem Umsatz bei fast allen Gästen führt. Um 2.15 Uhr steigt der Chefbarkeeper auf einen Stuhl und fordert die Gäste mit einem heiteren Reim in Englisch auf, den Abend langsam ausklingen zu lassen (Schlusswort: Sie dürfen noch bleiben, müssen aber sofort zahlen). Das wirkt besser als jeder banale Rauswurf und zeigt Geschick für persönliche Ansprache.

LF

 

Die beiden Bilder oben zeigen das Ritz in Paris

 

 

 




Gerührt und geschüttelt, aber nie abgesoffen

10 Jahre Harry´s News York Bar im Hotel Main Plaza

 

Von allen Hotels der Stadt passt das Main Plaza am besten zu Frankfurt – keines zeigt mehr New York Statur. Das markante 88 Meter hohe Backsteingebäude am Mainufer erinnert an die Architektur Manhattans aus den 30er Jahren. Es ist mit seinem gülden verzinkten Turm ein Blickfang und thront just dort, wo einst der Schlachthof stand und vis-à-vis am anderen Ufer noch immer ein Edelbordell Fleischeslust verheißt. Das Haus hat Betreiber und Konzepte gewechselt, doch die Harry´s New York Bar ist seit zehn Jahren unverändert standhaft geblieben und konnte jetzt mit vielen illustren Gästen ein rundes Jubiläum feiern.

Es wäre zwar schön gewesen, die Harry´s New York Bar auf der Turmspitze des Main Plaza unterzubringen, doch sicherheitstechnische Gründe ließen daraus nichts werden. Der Dielenboden aus naturbelassener Mooreiche schafft eine warme Grundatmosphäre. Das Mobiliar changiert zwischen Bauhaus und Art Deco. Die Theke ist angenehm groß und als Kommunikationszentrum der Mittelpunkt, man kann sich aber auch an die Tische zurückziehen, die in angenehmen Abstand zueinander stehen und private Gespräche zulassen. Dienstag bis Samstag spielen zwischen 22 und 2 Uhr wechselnde Pianisten live.

Barchef Emmanuel Saridakis (l.) und Barkeeper Michael Nagy

Es darf sogar geraucht werden, selbst Zigarren. Der von Anfang an und somit am längsten im Hotel arbeitende Mitarbeiter ist Chefbarkeeper Emmanuel Saridakis. Er verkörpert den ruhigen, sachkundigen und nicht aufdringlichen oder gar überschäumenden Typ des Barkeepers. Auch das zeichnet eine klassische Bar aus. Und Harry´s New York Bar ist eine der wenigen klassischen Bars in Frankfurt.

Auf der Barkarte stehen sehr viele Klassiker. Auch der vom legendären Harry Mac Elhone 1910 komponierte Harry´s Cocktail aus Gin, rotem Wermut, Absinth und Minze. Cuban Mojito, Caipirinha und Planters Punch müssen einfach sein, gut aber auch der Elderflower mit Bisongrasvodka, Holunderblütensirup, Eiweiß, Zitrone, Apfel. Die Mainhattan-Caipi zeigt mit Apfelwein, Calvados, Limette und Rohzucker Lokalkolorit (Cocktails im Schnitt 10 €). Als preiswürdig empfunden und mit einem Pokal geehrt wurde bei einem Cocktail-Wettbewerb der Parque Central von Emmanuel Saridakis, der mit einer Mixtur aus gereiftem Rum, Calvados, Lime Juice und Orangenbitter überzeugte. Für Fortgeschrittene ist der Academy spannend – er basiert auf zehn Jahre altem rauchigen Ardbeg-Whisky, rotem Wermut, Schokoladensirup und Bitters. So etwas vermag beinahe schon ein Abendessen zu ersetzen. Als Intensiv-Getränk darf man ebenso Dark & Stormy aus dunklem Rum, Limette und hausgemachter Ingwerlimonade empfinden. Die aussagekräftige Ingwergrundlage kann viel akzentuierter als ein Fertigprodukt eingesetzt werden, wobei sie auch weit besser schmeckt. An solchen Details merkt man, wie engagiert Emmanuel Saridakis, seine rechte Hand Michael Nagy und das Bar-Team sind. Aber auch am eigenen und informativen Internet-Blog (www.harrysbar-ffm.blogspot.com).

Derzeit ist eine eigene Bloody Mary Karte aktuell, mit sechs Varianten zu diesem Thema. Die Smoky Mary mit Vodka, Tomatensaft, Salz, Pfeffer und Smoked Tabasco ist schon ein wenig anders, aber noch mehr weicht die Gazpacho Mary aus Vodka, Zitrone, Salz, Pfeffer, Chili, Gurke, Tomatensaft und Olivenöl ab. Erfahrene Barflys werden sich über den Bullshot freuen, der kaum noch irgendwo auftaucht, aber aus jener Zeit stammt, als Bars die wichtigsten Lebenszentren überhaupt waren und es später als spät wurde. Diesen wunderbar würzigen Drink aus Vodka, Tabasko, Zitrone, Worcestersauce, Salz, Pfeffer und – Tusch! Rinderbrühe – trinkt man dann am liebsten, wenn man schon alle Getränke dieser Welt intus hat, aber noch Lust nach dem gewissen Etwas verspürt.

Das Spirituosen-Sortiment in Harry´s New York Bar ist nicht effektheischend, sondern grundsolide. Mit 44 Malt-Whiskys ist man sehr gut aufgestellt, ebenso mit einer gleichgroßen Rum-Auswahl. Besonders gut: Pyrat X.O. Reserve aus Anguilla, Eldorado Guyana, Zacapa aus Guatemala oder Lemon Heart Jamaica. Es sind auch ordentliche Weine zu haben, etwa ein Weißburgunder von Engist aus Baden, doch könnte man hier für Anspruchsvolle noch nachbessern und auch individueller werden.

Die Speisekarte versucht so vielfältig wie möglich zu sein und offeriert von chinesischen Dim Sum im Körbchen über New York Pastrami-Panini bis zum klassischen Club Sandwich oder Hamburger ziemlich viel. Vor allem ist bis 2 Uhr in der Nacht noch alles zu bekommen. Uns gefallen besonders die kleinen scharf angebratenen, gut gewürzten und fleischigen Hühnchenteile – Chickenwings und Chickendrumsticks. Sie machen Lust, auch auf das nächste Glas.

LF

Siehe auch Artikel: New York Look in Mainhattan

Harry´s New York Bar, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz, Tel. 069 66 401 – 0. Täglich von 18 bis 3 Uhr geöffnet. Happy Hour 18 – 20 Uhr.

 

 




New York Look in Mainhattan

Hotel Main Plaza

Das Main Plaza wurde vor zehn Jahren im Oktober eröffnet und kostete seinerzeit 100 Millionen Mark. Damals gehörte es zur feinen Althoff-Collection, die für ihre hervorragenden Gourmet-Restaurants bekannt ist (Schloss Bensberg in Bergisch Gladbach, Schloss Lerbach Bergisch Gladbach, Seehotel Überfahrt Rottach-Egern, Fürstenhof Celle, Hotel am Schlossgarten in Stuttgart). Althoff musste das Hotel jedoch abgeben, weil den Besitzern (Aachener und Münchner Versicherung AG) die Rendite nicht ausreichend erschien und das Hotel deshalb anders positioniert und von der 5-Sterne-Klasse in die 4-Sterne-Kategorie gestuft werden sollte. Um die fünf Sterne halten zu können, hätte man laut Althoff die Lobby und andere Bereiche vergrößern müssen, was wegen klarer baulicher Limitierungen kaum möglich gewesen wäre. Eine solche Herabstufung wollte die im Spitzenbereich der Hotellerie angesiedelte Althoff-Gruppe nach den Worten ihres gastronomischen Direktors Andreas Schmitt jedenfalls nicht mitmachen. Mit Althoff ging Ende 2004 auch Küchenchef Volker Drkosch, der aus dem Brick eines der besten Restaurants im Rhein-Main-Gebiet gemacht hatte. Der neue Pächter, die Lindner Hotels AG, wollte das defizitäre Gourmetrestaurant nicht weiter betreiben und mit einem neuen Konzept mehr Gäste ansprechen. Es wurde zum New Brick und setzt seitdem auf „Kalifornische Küche“.

Hoteldirektor Gisbert Kern

Vielen ist noch immer nicht bewusst, dass das Main Plaza ein Hotel ist und halten es für ein Haus, in dem ausschließlich vermögende Langzeitmieter leben. Dies stammt noch aus einer Zeit, in der die Stadt Frankfurt aus nicht nachvollziehbaren Gründen an dieser Stelle kein Hotel haben wollte und zunächst nur ein sogenanntes Boardinghouse zuließ (also keine Tagesgäste, sondern nur solche, die über einen längeren Zeitraum buchen). Das Main Plaza ist aber längst ein Hotel mit 118 hochwertig ausgestatteten Zimmern und Suiten sowie 17 Residences, Maisonette-Apartments und Penthouses. Viele mit tollem Panoramablick, manche mit Terrasse. Auch die beiden Zimmer über dem Schwimmbad im gläsernen Gebäude vor dem Hotel haben Charme und liegen als einzige ganz nah am Main und seiner schönen Flusslandschaft, die zum Flanieren und Joggen einlädt.

Wer das luxuriöse Main Plaza erlebt, wird sich fragen, warum dies kein 5-Sterne-Hotel ist. „Obwohl wir über die 5-Sterne-Hardware verfügen und die Rezeption 24 Stunden besetzt ist, haben wir uns bewusst dazu entschieden, das Hotel als 4 Sterne Superior zu positionieren“, sagt dazu Hoteldirektor Gisbert Kern, der das Main Plaza seit vier Jahren führt. Der 43 Jahre alte Manager war zuvor unter anderem im Hessischen Hof in Frankfurt und im Schlosshotel Kronberg im Marketing tätig.

Ausblick von Zimmer 704

Für die attraktive Ausstattung fallen die Zimmerraten im Main Plaza moderat aus. Zimmer kann man bereits ab 219 € buchen, am Wochenende oft schon ab 125 € und Suiten für 229 €. Es lohnt sich auf die Internetseite zu gehen, auch wegen der Specials zum Paketpreis. Gut ausgerüstet und groß (35 – 50 qm) sind alle Zimmer, der Ausblick ist entscheidend, je höher desto teurer. Noch in diesem Jahr wird das Hotel mit einer technischen Neuheit ausgerüstet. Alle wichtigen Zimmerfunktionen können dann durch Smartphones oder das iPad gesteuert werden. Man spricht in Frankfurt in diesen Tagen vor allem vom neuen Jumeirah und dem geplanten Sofitel an der Alten Oper. Man muss aber auch das smarte Main Plaza und seinen einmaligen Panoramablick im Auge behalten.

LF

Siehe auch Artikel:  Gerührt & geschüttelt, aber nie abgesoffen

Lindner Hotel & Residence Main Plaza, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz, Telefon: 069 66401-0. www.lindner.de/hotel-mainplaza-frankfurt