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Neue Schnitzel-Hochburg & Gastro News

Tafelspitzkönig Plachutta mit sechstem Lokal

 

Das multigastronomische Wiener Familienunternehmen Plachutta hat sich schon immer auf seine Kernkompetenz konzentriert: Allerbeste Wiener Küche mit Tafelspitz in vielen Variationen. Im neuen Plachuttas Gasthaus zur Oper stehen das Wiener Schnitzel und andere Evergreens im Mittelpunkt. Es gibt einige Highlights der unsterblichen Österreichküche, wie Backhendl, Zwiebelrostbraten und Kalbsleber oder Schulterscherzel-Gulasch vom Weideochsen mit Serviettenknödel und Rindsroulade in Kapernrahmsauce. Das sechste Lokal der Gruppe will das „Gashaus neuer Generation“ sein.  Modernes Design trifft gelungen auf Wiener Tradition. Im Plachuttas ist Platz für 150 Gäste, auf der großen Terrasse noch einmal so viel.

Das Gasthaus zur Oper entstand für vier Millionen Euro aus zwei alten Wirtshäusern in der Walfischgasse im 1. Bezirk. Die 100 Jahre alten schönen Holzvertäfelungen geben dem Lokal regelrecht einen Rahmen, der die verschiedenen modernen und historischen Elemente zusammenhält. Das Fleisch ist zart, die Schnitzel werden perfekt souffliert, Saucen und Aromen nicht überbetont. Die Preise sind moderat, das Wiener Schnitzel (zwei Stück) kostet 16,80 Euro, das ausgelöste Backhuhn im Korb ist für 13,70 Euro zu haben. Neu ist die Wiener Schnitzelsemmel, die es als Take-away gibt. Das süffige Hausbier fließt ungebremst, die 50 ausgesuchten Weine sind auch offen zu haben.

Plachuttas Gasthaus zur Oper, Wien, Walfischgasse 5-7, Tel 0043 1 51 222 51. Täglich von 11 bis 0.30 Uhr geöffnet, Küchenschluss 23.15 Uhr.

 

20 Jahre Hans Haas im Tantris München

 

Wie die Zeit vergeht: Hans Haas ist tatsächlich schon 20 Jahre Küchenchef im Tantris in München. Er trat nur zögerlich die Nachfolge von Eckart Witzigmann und Heinz Winkler an, die dort gigantische Fußspuren hinterließen, in die im Grunde niemand hineinwachsen konnte. Der kernige, drahtige und bescheidene Tiroler hat es immerhin souverän geschafft, das Restaurant im Bewusstsein der Gourmets zu halten. Sein gelassener, auf den reinen und ursprünglichen Geschmack konzentrierter Küchenstil mag nicht spektakulär erscheinen und erzielt seine Wirkung nur bei jenen, die das Reduzierte und Produktbezogene schätzen. Als wir jung waren, empfanden wir die Einrichtung als extrem spießig und albern – mit solchen Möbeln hatten sich ja schon unsere Eltern das Leben verscheußelt. Inzwischen gilt dieser Retro-Stil bei manchen wieder als schick und gesellschaftsfähig. Hans Haas ist ein echter Witzigmann-Schüler und keiner von denen, die sich so nennen, obwohl sie nur Karotten dort geputzt haben. Hans Haas kochte einst auch im Frankfurter Brückenkeller, damals war das inzwischen völlig versackte Restaurant noch eine Institution. Hans Haas setzte seinerzeit als neu und ungewohnt für die Spitzengastronomie geltende Produkte wie die geschmorten Ochsenbäckchen ein, die jetzt inflationär über die Teller der Republik kullern. Bereits von 1987 bis 1992 kochte er in einer geschmacklichen Klarheit, die ihn über all die Jahre auszeichnet.

Tantris, München, Johann-Fichte-Str. 7, Tel. 089 361 959 0. Geöffnet Dienstag bis Samstag 12 – 15 Uhr und 18.30 – 1 Uhr, Küchenschluss 13.30 und 22.30 Uhr.

 

Schluss mit Sterneküche

Das Restaurant Bel Etage im Hotel Vila Vita Rosenpark wurde geschlossen, damit verliert Marburg seine einzige herausragende Adresse (1 Stern im Michelin, 16 Punkte im Gault Millau). Küchenchef Bernd Siener wurde laut offizieller Darstellung mit anderen gastronomischen Projekten der Hotelgruppe beauftragt. Man darf aber davon ausgehen, dass das Gourmetrestaurant nicht rentabel genug war. Trotz ausgezeichneter Leistungen.

Bernd Siener war seit zwölf Jahren und damit von Anfang an für die Küche im Restaurant Bel Etage verantwortlich, dem Schmuckstück des Hotels. Der 43 Jahre alte Mainzer, der aus einer alteingesessenen Konditorenfamilie stammt, kann eine solide Vita vorlegen und arbeitete unter anderem im Schwarzen Adler in Oberbergen bei Franz Keller, in der Schwarzwaldstube in Baiersbronn bei Harald Wohlfahrt sowie im Tantris bei Heinz Winkler und dessen Restaurant Tristan auf Mallorca. Bernd Siener konzentrierte sich auf das Wesentliche: das Produkt, die Aromen und die Vollendung der Zubereitung. Das Ergebnis waren so perfekt strukturierte und kristalline Gerichte wie der Kuchen von Gänseleber mit Gravensteiner Apfel. Erstklassig auch die fleischige Seezunge mit luftigen Morchel-Tortellini und hessischem Spargel. Bekannt war Siener für seine Ausflüge ins Mallorquinische. Dann gab es im eigenen Saft gegartes Insel-Spanferkel mit Zitrusfrucht-Olivenöl-Emulsion und karamellisiertem Chicoree.

Im Hotel Rosenpark erwartet den Gast nach wie vor eine vielseitige Wellnesslandschaft mit Pool, Fitnessgeräten, Sauna, Aromadampfkabinen, orientalischem Rasuldampfbad, Tepidarium mit Rosenduft, Erlebnisdusche mit Urwaldregen sowie ein nachgebauter Soleheilstollen aus Naturstein und Holz, wo auf Knopfdruck feine Sprühnebel in Gang gesetzt werden. In der Beauty-Abteilung finden die Gäste bei einer Chardonnay-Packung Entspannung.




Zahnloser Haifisch Chinaküche ohne Biss

Liebe Chinesen,

ihr habt uns Konfuzius, den Wok und die Peking-Ente geschenkt. Ohne euch wüssten wir viel weniger über alternative Heilmethoden und würden unsere Möbel einfach so in die Wohnung stellen, statt sie nach den harmonischen Gesetzen des Feng-Shui zu platzieren. Auch für die Seide, aber nicht so sehr für das Schießpulver, besten Dank. Ihr kommt jetzt in immer größeren Gruppen nach Frankfurt, fotografiert euch am liebsten gegenseitig und geht sogar Radfahrern auf dem Bürgersteig nicht aus dem Weg, was gerade in dieser Stadt nur den Standhaftesten gelingt. Jedes Volk hat so seine Angewohnheiten, ihr fühlt euch eben stark, denn es gibt ja immerhin gleich über 1,3 Milliarden von euch. Liebe Chinesen, ihr habt eine der interessantesten Küchen der Welt, die sich in Kanton, Shanghai, Szechuan, Peking und anderen Stilen mehr unterscheidet und eine Vielfältigkeit zeigt, die eure Anzüge nicht vermuten lassen. Warum aber schickt ihr nicht einmal einen kulinarischen Botschafter nach Frankfurt, der hier die Gastronomie mit guter chinesischer Küche bereichern könnte. Gut, die meisten hätten so ihre Probleme mit Schwalbenspucke, Haifischflossensuppe und Schildkrötenpenis. Doch euer Riesenreich ist ja eine einzige Garküche und bietet auch weniger Extravagantes.

Beim alljährlichen Food Festival in Hongkong zeigt ihr der ganzen Welt, wie gut die chinesische Küche sein kann. Wir erinnern uns noch gerne an die wunderbare Peking-Ente im Spring Deer, das saftige „Bettler“-Hühnchen im Great Shanghai Restaurant, die allerfeinsten Dim Sum im Yan Toh Heen und das komplizierte Taubengericht mit dem schönen Namen „Glücklicher Vogel überquert die Brücke“. Auch das kunstvolles Designer-Restaurant Green T. House in Peking von der bildhübschen Jin Jie Zhang finden wir interessant. Doch was, liebe chinesische Freunde, serviert ihr uns hier?  Ihr gaukelt mit einer übergroßen Speisekarte und Hunderten von Gerichten Ideenreichtum vor und präsentiert die immergleichen Grundprodukte, die mit den immergleichen Saucen kombiniert werden. Süß-sauere Klebetunken, pausbäckige Menü namens Familienglück und die fünf Gewürze der Seligkeit bringen uns aber schon lange nicht mehr in Stimmung. Während ihr euch, werte Chinesen, in den Karaoke-Schuppen von Frankfurt unter „Ganbei“-Zurufen zum Trinken antreibt, sitzen wir vor der Getränkekarte und wissen nicht, was wir außer Wasser bestellen sollen. In eurem Land gibt es die zauberhaftesten Tees, doch wir sollen uns ständig an Jasmin mit Blümchengeschmack erfreuen. Zugegeben, eine solche Produktfrische und Viktualien-Auswahl, wie sie auf den Märkten Hongkongs geboten wird, können wir nicht erreichen, doch haben wir mit der Kleinmarkthalle ebenfalls etwas ziemlich Gutes, zumal auch dort immer mehr exotische Pflanzen sprießen.

Bei uns gehen die meisten zum Chinesen, weil es große Portionen zu kleinen Preisen gibt. Und ihr, liebe Chinesen, verachtet die Langnasen ein wenig dafür, dass sie sich wegen ihrer Knauserigkeit mit mäßigem Essen abfüttern lassen. Als sei es ein Strafgericht, nehmen dann die chinesischen Frankfurt-Besucher ausgerechnet dort mit Vorliebe Platz, wo es mäßiges deutsches Essen, aber große Portionen zu kleinen Preisen gibt. Uns, die wir die chinesische Küche schätzen, in Frankfurt aber keine passende kulinarische Bleibe dieses Genres finden, bleibt nur der lange Weg nach Hongkong, Peking und Shanghai.

Ludwig Fienhold




Die neue Gasthauskultur

Die Dorfstube in Düsseldorf

und andere Top-Adressen


Zugegeben, wir haben Düsseldorf oft unterschätzt und Köln den Vorzug gegeben. Das ist längst anders, was zum einen daran liegt, dass Köln immer schmuddeliger und Düsseldorf nicht schicker, sondern kölscher wird. Vor allem aber die Gastronomie lädt zum fröhlichen Essen und Trinken ein. Auf Wirtshausniveau, wie im deftigen Füchschen in der Altstadt, auf Toplevel, wie im Hummer-Stübchen oder Victorian,  Düsseldorfs besten Restaurants. Mit dem Breidenbacher Hof hat die Stadt nicht nur eine erstklassige Logieradresse, die Bar dort gehört zur Spitze in Deutschland (siehe Artikel Genuss & Gesundheit im Breidenbacher Hof). Wer eines der kulinarisch wertvollsten Gasthäuser der Republik kennenlernen will, muss in die Dorfstube.

Eine Dorfstube in Düsseldorf? Wo eigentlich sonst. Es gibt nur einen, der das Original vom Schwarzwald ins Rheinland übertragen durfte: Christian Bareiss, Sohn von Hotelier-Legende Hermann Bareiss, der mit seinem Hotel in Baiersbronn eines der besten Hotels in Europa betreibt und dort seit 18 Jahren das wahrscheinlich beste Gasthaus überhaupt führt – die Dorfstube. Die Düsseldorfer Dorfstube ist keine bloße Kopie, sondern vielleicht eher das Pilotprojekt für eine neue deutsche Gasthauskultur, die auch in anderen deutschen Großstädten greifen könnte. Der 33 Jahre alte Christian Bareiss hat auf jeden Fall große Pläne, zieht aber zunächst einmal sein neues Projekt in Düsseldorf-Oberkassel hoch. Bei den fünf verschiedenen originalgetreuen Stuben aus 200 Jahre altem Tiroler Holz erlebt man behagliche Kaminzimmer und Ecken, bei denen man das Gefühl hat, in einer großmütterlichen Wohnküche zu tafeln. Dielenboden und Kassettendecke, wertvolle historische Unikate, antike Schmuckstücke, Brauchtumsgegenstände, Bauernsilber und alte Kachelöfen aus dem Schwarzwald lassen zu keiner Sekunde auch nur den Gedanken an Folklore und Kitsch entstehen und zeugen davon, dass man hier gestalten und nicht bloß dekorieren wollte. Wer sich in der Dorfstube nicht wohl fühlt, kann nur dort lieber zu Hause sein, wo der immergleiche Lounge-Stil mit dem immergleichen gelangweilten Blasiertheitschic wohnt (der selbst in Düsseldorf selten geworden ist).

Mit einem sehr klaren Gasthaus-Bewusstsein wurde auch der Auftritt der Küche entworfen. Es gibt Schwarzwald-Gerichte, Regionales aus Baden-Württemberg und Saisonales. Das einzige „internationale“ Angebot ist der Flammenkuchen, der hier aber auch wirklich besonders gut ausfällt. Sonst geht es wie im Schwarzwald zu. Der Murgtaler Wurstsalat ist von derber Schönheit, die Dorfstuben-Vesper (mit wirklich dünn geschnittenem Schinken) inklusive Kirschwasser wird zu einer ein Gute-Laune-Platte. Die saftstrotzende Roulade vom Schwarzwälder Weiderind in Spätburgundersauce haben wir bislang nirgendwo besser gegessen – allein dafür lohnt sich der Besuch. Der schwäbische Zwiebelrostbraten mit Rieslingkraut und handgeschabten Spätzle fällt fabelhaft aus, die Bauernente aus dem Rohr mit Apfelrotkohl und Sahnepüree ist famos. Eine solch meisterliche deutsche Wonneproppenküche erlebt man eher selten. Gute Grundprodukte, souveränes Küchenhandwerk und strukturierte Kombinationen sind die Grundlage dafür. Die Preise sind für die Qualität sehr fair (Vorspeisen 10 – 16 €, Hauptgerichte 19 – 26 €).

Schwerpunkt bei den Weinen ist Deutschland mit Baden und Württemberg, bei den offenen darf man sich noch nach oben strecken. Bis zum dritten Oktober findet in Düsseldorf und Umgebung auch wieder die Tour de Menu Gusto statt, wo es in vielen Lokalen besonders preiswerte Kennenlern-Menüs gibt und diesmal sogar erstmals das Hummer-Stübchen mit von der Partie ist. In der Dorfstube ein Drei- oder Vier-Gang-Menü (36 €, 42 €) mit beispielsweise geräuchertem und gepökelten Schweinebäckle, Steinpilzessenz mit Kalbsschwanzmaultäschle und Rehrücken mit handgeschabten Spätzle.

Christian Bareiss

In der Düsseldorfer Dorfstube ist schon sehr viel von der gleichnamigen in Baiersbronn enthalten. Christian Bareiss ist schließlich mit der Küche im Hotel Bareiss aufgewachsen und setzt mit Sebastian Mülders einen Küchenchef ein, der dort einige Jahre gearbeitet hat. Christoph Bareiss denkt daran, sein Konzept von der neuen deutschen Gasthauskultur auch in andere Städte zu tragen. Nicht gerade nach München, wo dieses Genre schon gut vertreten ist, sondern eher nach Hamburg oder Frankfurt, wo man damit noch eine Lücke schließen könnte.

 

 


Nagaya:  Moderne japanische Haute Cuisine

Küchenchef Nagaya

Schon seit den fünfziger Jahren sind japanische Unternehmen stark in Düsseldorf vertreten, heute sind es nahezu 300. Nirgendwo in der Republik leben so viele Japaner wie in Düsseldorf (über 10 000).  Die japanische Küche etablierte sich hier bereits als sie in Deutschland noch als sehr exotisch galt. Es existieren vier bemerkenswerte Lokale dieser Spezies, wobei das Nagaya der herausragende Klassenprimus ist. Die Einrichtung ist streng puristisch und lenkt auf die apart dekorierten Teller hin. Präzise gegarte Produkte, feindosierte Würzung, transparenter Aufbau der Speisen sowie stilsichere, harmonische und originelle Zusammensetzung der Komponenten sind die Grundpfeiler dieser ausgezeichneten japanischen  Küche. Alles erscheint poliert, rein, sauber, geklärt, Küchenchef Yoshizumi Nagaya kommt weitgehend ohne Fett aus, was das Essen auch leicht macht.

Eine Lustmachervorspeise ist das in grünem Apfel eingerollte Scampi-Sashimi mit gebackenem Oktopus am Spieß, gedämpftem Mittelmeer-Rotbarsch und Sashimi von der Jacobsmuschel mit Trüffeln. Raffiniert auch die gegrillte Gelbschwanz-Makrele in geschliffener Terriyaki-Sauce. Zu den Highlights auf der Karte gehört praller gebratener Black Cod (Kabeljau-ähnlich), der in Miso mariniert wurde und von einer delikaten und dezenten Honig-Miso-Sauce begleitet wird.

Ein für japanische Verhältnisse sehr modernes Gericht ist die Rolle aus der Gänsestopfleberterrine mit Krokant von Roter Bete, Haselnuss-Puder, roten Süßkartoffel-Chips und Gänsestopfleber-Dip. Yoshizumi Nagaya spielt mit Texturen und setzt schmelziger Konsistenz gerne eine kleine Knusprigkeit oder andere kontrastreiche Haptik entgegen. Dabei überzieht er nie, ist weit von Fusion und nervöser Geschmacksverzerrung entfernt. Ganz im Gegenteil zeigt gerade seine Küche, wie man japanische Klassik behutsam und akzentuiert modernisiert. Es werden auch Sushi und Sashimi sowie Mittagsmenüs (48 €) offeriert, doch die kreative Seite von Nagaya lernt man vor allem beim Hauptmenü kennen (118 €), dessen Positionen aber auch größtenteils einzeln zu haben sind.

Die ganzjährige Genussreihe der Samurai-Köche und Sake-Dinner (siehe Bericht Die 7 Samurai-Köche)fand auch im Restaurant Nagaya statt und wird jetzt am 6. Oktober im Victorian in Düsseldorf veranstaltet. Dieses Restaurant gehört zu den besten Adressen in Deutschland, Küchenchef ist Volker Drkosch, dessen Fangemeinde in Frankfurt noch immer an die guten Zeiten in seinem Restaurant Brick denkt. Er zaubert in Düsseldorf aus Rotbarbe, Basilikum, geräucherter Mandel und würziger Merguez nach wie vor aufregende Gerichte. Und erinnert sogar kulinarisch noch an Frankfurt – mit einer Melange aus Frankfurter Kräutern, Crème brûlé, Kalbskopf und Meerrettich.

Ludwig Fienhold

Dorfstube, Düsseldorf Oberkassel, Lanker Str. 2,  Tel. 0211 171 52 540. www.dorfstube.de Täglich von 12 bis 24 Uhr geöffnet, Montag geschlossen.

Nagaya, Düsseldorf, Klosterstr. 42, 0211 863 96 36. Geöffnet Dienstag bis Freitag 12 – 14 Uhr und  19 – 22 Uhr, Sonntag, Montagmittag und Samstagmittag geschlossen. www.nagaya.de

Victorian, Düsseldorf, Königstr. 3a, Tel. 0211 865 50 10. Geöffnet Montag bis Samstag, 12 – 15 Uhr und 19 – 22 Uhr, Sonntag geschlossen. www.restaurant-victorian.de

Tour de Menu Gusto www.rheinlust.de




Genuss & Gesundheit – wie geht das?

Der Breidenbacher Hof

lockt auch Medizintouristen

 

Detox Days und Health Care im Luxushotel Breidenbacher Hof? Ausgerechnet dort, wo es eine der besten Bars in Deutschland gibt? Selbstredend genau dort. Wenn so viel unter einem Dach angeboten wird, kann man gut kombinieren. Zeit für Genuss, Zeit für Gesundheit. Man kann sich aber auch nur für eines von beidem entscheiden. Die medizinische Abteilung im Hotel ist hochkarätig ausgestattet und durch den Arzt und Buchautoren Professor Dietrich Baumgart weit über die Stadt hinaus bekannt geworden. Der Genussmensch selbst ist ein Beispiel dafür, wie man Lebensfreude und Gesundheitsbewusstsein in einem Körper vereint. Immer mehr Gäste aus allen Ländern der Welt wissen Düsseldorf zu schätzen – der Medizintourismus boomt.

Der Breidenbacher Hof ist Düsseldorfs bestes Hotel. Die sehr kommoden Zimmer sind in dieser Klasse vielleicht eine Selbstverständlichkeit, die nette Geste, dass die Minibar (Refreshment Center genannt) im Preis enthalten ist leider noch viel zu wenig gängig. Eine iPod-Station und kostenfreier Internetzugang ist Standard, ebenso ein Panel am Bett, von dem aus sich alle wichtigen Zimmerfunktionen steuern lassen. Besonders schön fallen die Bäder aus, mit Fußbodenheizung und integriertem TV-Monitor im Spiegel – beim Rasieren blickt der allgegenwärtige Johann Lafer ins Bad. Man kann mit manchen persönlichen Überraschungen rechnen. Wenn der Gast aufs Zimmer kommt, steht vielleicht schon ein Bild von ihm und der Familie auf dem Nachtisch (hat sich das Hotel zuvor aus dem Internet gezogen). Allen Gästen steht eine große und komfortable Lounge zur Verfügung, hier Living Room genannt. Dort kann man rund um die Uhr Kaffee und Häppchen bekommen und sich der bereitstehenden Computer bedienen. Das Frühstück im Restaurant ist sehr gut.

Brasserie 1806

Die Brasserie 1806 ist das einzige Lokal im Hotel und deshalb etwas breiter aufgestellt, wobei man aber auch regional Flagge zeigt. Küchenchef Michael Reinhardt und seine Crew verstehen sich auf pfiffige Brasserieküche und servieren eine rheinländisch-französische Melange. Die Entencurrywurst und die Breidenbacher Frikadelle mit Karotten-Ingwer-Kartoffelstampf und Trüffel sind ebenso gutgemachte Hausklassiker, wie das Sauerkraut Sea mit Seeteufel, Lachs, Kabeljau und Hummer. Sehr gut außerdem die gebratene Düsseldorfer Blutwurst mit Jakobsmuschel, Kartoffelstock, Apfelkompott und Balsamicojus.

In der Rubrik Les Fruits de Mer werden verschiedene Austern angeboten, die man sich einzeln bestellen oder zu einer Degustation zusammenfügen kann. Stückpreis drei bis fünf Euro. Auf diese Weise lernt der Gast so nebenbei die verschiedenen Austernarten kennen. Die Austern werden attraktiv in einer Eisschale präsentiert und fallen erstklassig aus. Die Variationen lassen sich zudem noch mit Hummer, Taschenkrebs und Crevetten erweitern. Alles wird mit Zitronenmayonnaise, Sauce Rouille, Schalottenvinaigrette und Chesterbrot serviert. Gute Champagner gibt’s auch glasweise. Während der aktuellen Tour de Menu-Wochen ist ein besonderes Menü zu haben, das durch die besten Brasserie-Küchen der Welt von  New York über Paris bis Tokio führt.

Die Capella Bar & Cigar Lounge gehört zum Besten, was es auf diesem Gebiet bei uns gibt. Gut, sie mag auf den ersten Blick ein klein wenig zu glitzy und ziemlich Dubai-like sein. Doch irgendwie ist Düsseldorf ja auch das schönste Emirat Deutschlands. Und arabische Gäste sind gerade wegen der Kombination aus Luxus, Health Care und Barleben besonders gerne hier. Umso größer ist dann die Überraschung, weil in dieser amüsanten und originell gestalteten Bar eine seltene Qualität zu erleben ist. Das liegt vor allem am Chefbarkeeper Ewald Stromer, einem gelernten Instrumentenbauer, Posaunisten und Jazzliebhaber, der als Seiteneinsteiger zu einem der Fähigsten seiner Zunft wurde. Er war zuvor im Kempinski Falkenstein im Taunus, wo auch sein jetziger Direktor, Cyrus Heydarian, als General Manager Regie führte.

Die schicke Bar ist von großem Unterhaltungswert, mit Flirt-Faktor. Mitarbeiter, Atmosphäre und Ambiente strahlen eine ungezwungene Freundlichkeit aus. Allein das Avantgarde Cocktail Menu ist großartig: Zu fünf hochspeziellen Cocktail-Ideen werden drei korrespondierende kulinarische Miniaturen gereicht (Gesamtpreis 75 €). Beispiel: Liquid Kitchen mit Hendrick´s Gin, Agavesirup, Gin, Zitronensaft, Maccheroni und dazu Medaillons zum Gewürzlachs mit Gurke und Saiblingskaviar. Man bekommt aber auch als Kombination passend zur Cohiba Robusto einen Whisky-Drink. Die Bar bietet sehr viele Eigenkreationen an, zudem solche mit Lokalkolorit (mit Killepitsch, einem Düsseldorfer Kräuterlikör). Der wahrscheinlich erste weltweit kreierte Cocktail, der Sazerac mit Absinth und Whisky, erlebt auch in Düsseldorf eine Renaissance und wird hier perfekt zubereitet.

Man kann in dieser Bar bestellen, was man will, bei allem spürt man gute Grundprodukte und präzise Handwerklichkeit, mit jenem Schuss Individualität, der eine erstklassige Bar auszeichnet. Unbedingt probiert haben muss man  Mixology aus hausgemachtem Sellerie-Vodka, Sellerie, Apfel, Apfelsaft, Zitronensaft, Agavesirup und Zimt. Für diese hohe Qualität fallen die Preise moderat aus, man muss sich nur einmal vergegenwärtigen für welche Preise miese Containerdrinks in Szenebars über den Tresen gehen. Ein 12 Jahre alter Chivas mit Stone´s Premium Ginger Wine, Rose´s Lime Juice und Zitronenzeste ist für 14 € im Breidenbacher Hof fast schon ein Geschenk. Für alle probierten Drinks gilt: Attraktive Präsentation, Verwendung von Qualitätsprodukten, Balance der Ingredienzien, Harmonie des Geschmacks. Das Barsortiment ist ausgezeichnet: Whisky, Rum, Cachaca, Vodka, Gin und andere Spirituosen sind kenntnisreich gewählt. Die für eine Bar so wichtige Champagnerauswahl beschränkt sich ebenfalls nicht nur auf die üblichen Verdächtigen. Außerdem sind gleich drei Biere vom Fass haben.

Chefbarkeeper Ewald Stromer und sein Team sind ungewöhnlich gut aufgestellt. Freundlichkeit, Beratung, offensiver Charme, Aufmerksamkeit und Fachkenntnis gehen Hand in Hand. Die Stimmung in der Bar ist gut, vor allem samstags, wenn Pianomusik live auf dem Programm steht. Hinter der Bar wartet eine stilvoll gestaltete Zigarren-Lounge, der große begehbare Humidor stellt hohe Ansprüche zufrieden, es werden 124 verschiedene Sorten angeboten. Es ist übrigens der größte Humidor in einem Hotel in Europa.

Genug geraucht, gegessen und getrunken? Dann ins Health Center des Hotels. Immer mehr Touristen, gerade aus arabischen Ländern und Russland, reisen nach Düsseldorf, um sich medizinisch checken und auffrischen zu lassen. Kuwait, Dakar, Dubai, Moskau, alle da. Im Breidenbacher Hof ist man deshalb schon lange sehr vielsprachig gewappnet. Hoteldirektor Cyrus Heydarian vermag in seinem Haus zwei Privatkliniken zu beherbergen und hat mit Dietrich Baumgart einen versierten Mediziner an seiner Seite, dessen Buch „Mut zur Gesundheit – Die Baumgart-Strategie für Führungskräfte“ man ganz kardiologisch jedem ans Herz legen kann. Genussmenschen verstehen ja mehr von Essen und Wein als von Medizin, zumal sie gerade das als ihre Medizin betrachten, doch gibt es keinen dauerhaften und gesunden Genuss, ohne Abstinenz und medizinische Kontrolle. Zumindest sollte man wissen und überprüfen lassen, wie es mit dem eigenen Körper steht.

Im Breidenbacher Hof kann man den Luxus und den Service eines Fünf-Sterne-Hotels genießen und als Gast durch einen privaten Zugang zu den Behandlungsräumen gelangen – Privatsphäre und Sicherheit haben Priorität. Die Privatklinik bietet Cardio Check-ups und misst die Leistungsfähigkeit des Herz-Lungen-Systems sowie den Energiestoffwechsel bei körperlichem Stress. Mit einem modernen 4D-Sonographen lassen sich die Herzfunktionen detailliert beurteilen, wobei auf einem 40-Zoll-LCD-Bildschirm zu sehen ist, wie die Herzstrukturen zusammenarbeiten. Spezielle Detox Days unter medizinischer Betreuung werden ebenfalls im Breidenbacher Hof angeboten.

 

 

Detoxing Days im Breidenbacher Hof

Regenerieren & Abnehmen

Detoxing Days Arrangement beinhaltet 5 Nächte

Medizinischer Check up Cardio und Stoffwechsel, Ernährungsberatung, Physiotherapeutischer Check, 2 Detoxing Tage im Breidenbacher Hof, medikamentöses Detoxing. Details: Blutabnahme, ärztliches Aufnahmegespräch, Medical Check Cardio,Medical Check Stoffwechselorgane, Physiotherapeutischer Check mit Experten, 3 Infusionen medikamentöses Detoxing, Ernährungsberatung mit Ausgabe des individuellen Ernährungsplans (2 Termine).

Kosten für das Übernachtungspackage inklusive Frühstücksbuffet sowie alle medizinischen Leistungen (Minimum 5 Übernachtungen): Preis im Einzelzimmer ab 1030 € pro Nacht inkl. MwSt., Frühstücksbuffet sowie aller genannten medizinischen Leistungen. Preis im Doppelzimmer: ab 1760 € pro Nacht inkl. MwSt. Frühstücksbuffet sowie aller medizinischen Leistungen.

Breidenbacher Hof, Düsseldorf, Königsallee 11 (Eingang Theodor-Körner-Str. 1-7, Tel. 0211 160 900.

www.capellahotels.com/dusseldorf

www.preventicum.de




Frost-Blubber Eis-Champagner

Ein neues Kühlgetränk erhitzt

 

Mööt & Tschengdong präsentiert  den weltweit ersten Champagner, der sich eigens für den Genuss mit schockgefrosteter Zunge eignet: In mehr als 30 In-Locations, wo sich rund um die Uhr  kein Mensch darüber aufregt, dass es dort nichts Anständiges zu trinken gibt. Aufs Eis geführt werden sollen vor allem Strandclubs und Pool Party People.

Mööt präsentiert einen völlig neuen Weg, Champagner zu schädigen – und dazu brauchen Sie nur ein paar Eiswürfel, am besten hergestellt aus dem stark gechlorten Leitungswasser der globalen Metropolen. Gleich beim ersten Mal Nase-ins-Glas-tunken fühlen Sie sich wie im Schwimmbad, nur dass neben Ihnen keine knackigen Strandnixen herumspringen, sondern nur die beiden Möpse Ihrer Tischnachbarin, die aber im Gegensatz zu denen ihrer drallen Besitzerin immerhin echt sind. Lässig lässt die Eiseskälte am Gaumen die letzten Reste primär schon kaum vorhandener Geschmacksnoten abtauchen und schenkt Ihnen das Mundgefühl von damals im Schwimmbecken zurück, als der freche Nachbarsjunge Sie immer unter Wasser gedrückt hat. Einzig die Kälte suggeriert Erfrischung und wenn Sie noch einige Ananasstückchen ins Glas werfen, dann finden Sie auch ein paar kräftige, tropische Fruchtaromen. So wird Mööt Ice ganz bestimmt Ihr einziger Höhepunkt des Tages, es sei denn Sie können die Dralle irgendwie überreden, ihre Möpse für ein paar Minuten in die Vuitton-Tasche zu sperren. Mööt Ice ist echt trendy, also schwingen Sie sich in Ihren Landrover Offender, kämpfen Sie sich durch den Vorstadtdschungel mit all seinen tückischen Einbahnstraßen und 30er Zonen zu  Ihrem Stammlokal vor, parken Sie wie gewohnt auf dem Behindertenparkplatz (mit der Politesse sind Sie ja schon beim „Du“) und treffen Sie Ihresgleichen auf der Terrasse. Frischen Sie für ein paar geistfreie Stunden Ihren sonnenstudiogegerbten Teint und den Alkoholpegel ein wenig auf, das nennt man auch exklusives Happening.

Mit dem Vorhaben, einen radikal neuen Weg des Betrinkens einzuschlagen, wurde der Mööt genau so kreiert, dass das störende Geschmackserlebnis fast völlig ausbleibt, und Sie sich ganz einfach intensiver darauf konzentrieren können, wie die Promille immer drängelnder zum Tänzchen bitten. Wer braucht schon den aromatischen Hauch frischer roter Früchte? Die mangelnde  Komplexität kaschieren wir mit einer leichten Süße, die den Geschmacksnerven vortäuscht, das da außer Eiswürfeln und alkoholisierten Kohlensäurebläschen doch noch was ist.

Bereits die äußere Hülle des eisigen Mööt, die Marketingspezialisten während des letzten Ecstasy-Offsides für Sie kreiert haben könnten, ist zielgruppenorientiert: Eine luxuriöse, weiß lackierte Flasche mit schwarzer Manschette, goldenem Label und silbernen Elementen lenkt massiv vom Inhalt ab. Wirkt das nicht ein wenig wie die glitzernden Barbie-Püppchen, die wir tagsüber mit unseren Kreditkarten zum Shoppen schicken?

Dieser Champagner ist speziell für den Genuss während des Tages entwickelt, weil Sie ja schließlich nicht arbeiten müssen. Und weil der Führerschein eh schon weg ist, ist der Mööt perfekt für Treffen mit Ihren Amigos an exklusiven, angesagten Orten – von München-Schnackslhausen bis Bad Ischgeil. Den eiskalten Mööt sollten Sie in möglichst großen Blumenvasen servieren, denn da passen  mehr Eiswürfel rein und man wird auch besser gesehen. Zudem können Sie ihn – je nach Grad Ihrer Beeinträchtigung  – mit Kokablättern und  Mortadellascheiben garnieren oder ihn mit einem Schuss Red Bull in einen Mööt Rosé verwandeln.

Eis-Mööt ist ein Getränk, das Ihnen für nur 79 Euro pro Flasche das Gefühl gibt, nicht der einzige Soziopath zu sein, der tagsüber gerne trinkt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass das Leben möglicherweise noch mehr bietet als eine geballte Ladung Oberflächlichkeit.

Hans-Jürgen Teßnow




Tarzan de Luxe The Tree House

Dinner in den Wolken


Von Ludwig Fienhold

So etwas gibt es nur in New York? Nein, in Frankfurt, der einzigen Stadt in Europa mit Manhattan-Skyline, gibt’s das jetzt auch: Ein Restaurant in den Wolken, mit Glamour, Witz und grandiosem Panoramablick. Es ist exzentrisch und kunstvoll gestaltet und trotzdem sogar gemütlich. Der stählernen Architektur des Hochhauses Nextower setzt man die Wärme von Ethno-Optik und Trödel-Look entgegen. Das Restaurant Tree House präsentiert sich als modernes Baumhaus für einen Luxus-Tarzan. Man erlebt im Interieur viele Dschungel-Elemente, Büsche baumeln von der Decke, originelle Bilder aus Gras schmücken die Wände, Baumstämme werden zu Abstelltischen. Bei dieser Wildwuchsmischung stehen Holzstühle aus Kenia neben Sesseln von Gelsenkirchener Großmüttern. Das alles wäre als Party-Location schon toll, doch sind hier auch Topköche und versierte Barkeeper am Werk: Juan Amador, Matthias Schmidt, Ollysan und Nuno Mendes stehen für Gerichte der anderen Art, wobei auch der Berliner Party-Club Cookies mitspielt.

Das gerade eröffnete Wolkenkuckucksheim The Tree House ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Hotel Jumeirah am Thurn- und Taxis-Palais entstanden. Der einzige Nachteil an diesem einmaligen Projekt: Es ist als Pop-up-Restaurant zeitlich limitiert und nur noch bis 15. Oktober geöffnet. Das Tree House ist indes weit mehr als ein Restaurant, es gibt noch eine Bar, einen großen Roof Top Garden, eine sehenswerte Kunstgalerie sowie einen Konferenzraum. Die Bereiche dieses Gesamtkunstwerks verteilen sich auf zwei Etagen im 24. und 25. Stockwerk. Die neu interpretierte Lodge-Atmosphäre ist im Restaurant und in der Bar zu entdecken. Der auffällig sympathische Service, männlich wie weiblich, ist am Lächeln und einem Dress mit Hosenträgern und Krawatten zu erkennen. Die Betreiber des Pop-up-Restaurants sind Klaus Peter Kofler, der das Sterne-Restaurant Villa Merton in Frankfurt führt und als innovativer Nobel-Caterer in ganz Deutschland aktiv ist. Partner sind Micky Rosen und Alex Urseanu, die neben vielen anderen Adressen (Hotels, Restaurants) auch die bekannte Gerbermühle in Frankfurt betreiben. Deren Beitrag besteht vor allem aus der gut aufgestellten Bar des Hotels Roomers, die hier mit neuen und klassischen Drinks vertreten ist.

Oliver „Ollysan“ Lange und seine Kreationen sind herausragend. Er ist als Sushi-Sashimi-Meister vor allem in Frankfurt, München und Berlin bekannt, kann aber auch verdammt gut kochen, wie sein geschmorter Ochse mit Karotten und Sellerie zeigt. Ollysan ist grundsätzlich an der Bar mit seinen exquisiten Sushi und Sashimi sowie an bestimmten Abenden mit einem Menü vertreten. Jeder Küchenchef arbeitet an ganz bestimmten Tage (siehe Liste unten). Man sollte sie alle besuchen, denn jeder von ihnen steht für eine außergewöhnliche und ungewöhnlich gute Küche. Matthias Schmidt von der Villa Merton überzeugt mit einer sehr regionalen Neo-Nature-Küche, die selbst aus Wurzeln Köstliches zu machen versteht. Juan Amador ist nach einigen Wochen kulinarischer Abstinenz auch wieder am Herd und sorgt für katalanisch-französische Avantgarde. Der in Portugal geborene, in Kalifornien und Spanien geschulte und in London arbeitende Nuno Mendes liebt Meeresfrüchte steht gür eine präzise und kreative Küche. Menüs (3 Gänge) gibt es für 59 Euro, vegetarische 46 Euro (Desserts kosten 9 € extra). Neben dem erstklassigen, in Terriyakki geschmorten Ochsen serviert Ollysan Gelbflossen-Thunfisch mit Trüffeln und Yuzu-Citrus sowie eine sehr gute Kokossuppe mit Perlhuhn und japanischen Pilzen. Matthias Schmidt überrascht mit einer kühnen Kombination von Kalb, Petersilienwurzel und Saiblingseiern. Dem Gläschen mit Roter Bete, Zuckerrüben und Meerrettich entströmt ein Smoky Flavour, der an orientalischen Shisha-Duft erinnert (siehe auch Biss-Artikel Der Koch der Wiesen und Wälder). Für das Restaurant ist eine Reservierung zwingend, die Bar kann immer besucht werden.

Restaurant, Bar und Dachterrasse können auch für Secret-Dinner, Firmenevents und andere Feiern gebucht werden. Die beiden Etagen haben 360 Plätze. Für die nächsten Wochen gibt es sicher kein spannenderes Restaurant in Deutschland. Am Eröffnungsabend waren gut 350 Gäste im Tree House, was die Qualität von Küche und Service nur noch mehr bestätigt: Wer so außergewöhnlich gut eine Großveranstaltung mit exzeptionellen Gerichten arrangiert, zeigt sein Können. Das erste Baumhaus Frankfurts schlägt zwar leider keine Wurzeln, zeigt aber, wie die Stadt zu einer Metropole werden könnte.

Tipps & Termine

Man kann leider nicht einfach so anrufen und buchen. Gäste müssen sich per Email anmelden und reservieren. Wer unter der Tree House Email biss@pretadiner.com einen Tisch im Restaurant reserviert, bekommt an der Bar einen Drink gratis.

Matthias Schmidt:

8. – 18. September

26. September – 5. Oktober

Ollysan

8. September – 25. September im Restaurant

8. September – Ende an der Bar

Juan Amador

19. September – 5. Oktober

Nuno Mendes

10. – 15. Oktober
 

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6.- 9. Oktober

The Tree House, Frankfurt, Nextower, Thurn- und Taxis-Platz 6

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China à la Carte Kulinarische Reisen

Wine & Dine Festival in Hong Kong

Beim Hong Kong Wine & Dine Festival (27. bis 30. Oktober) steht die asiatische Metropole ganz im Zeichen kulinarischer Erlebnisse. Mehr als 200 Stände entlang der weltberühmten Promenade in Kowloon bieten das Beste aus den Küchen verschiedener Regionen und Länder, darunter auch viele preisgekrönte lokale Spezialitäten. Weingüter empfehlen die jeweils passenden Tropfen und laden zu Verkostungen ein. Dies wird ergänzt durch Auftritte von Künstlern, Tanz­vorführungen und die Multi-Media Lichtshow „Symphony of Lights“ von 44 Wolkenkratzerdächern auf beiden Seiten des Hafens.

Das seit 2009 jährlich veranstaltete Fest gehört zu den Top 10 der internationalen Wein- und Delikatessen-Festivals. An den vier Tagen erwartet die Besucher ein vielfältiges Programm. So können bei Weinproben die weltweit beliebtesten Jahrgänge und die delikatesten Gerichte von prämierten Restaurants verkostet werden. Sommeliers laden ein zu Weinverkostungen mit ausgewählten Spitzenweinen von Weingütern und Weinhändlern aus Hong Kong und der ganzen Welt. Natürlich präsentieren sich auch die Restaurants und Hotels der chinesischen Metropole und wollen mit Delikatessen überraschen. Das Rahmenprogramm wird durch Jazz-Konzerte, Live-Musik und Tanzvorführungen vor der Kulisse des Victoria Harbours umrahmt. Rund 110.000 Menschen besuchten letztes das Wine & Dine Festival.

China Tours bietet zum Wine & Dine Festival eine  kulinarische Entdeckungsreise nach Hong Kong an. Geboten werden verschiedene Essen in ausgesuchten Restaurants, Weinverkostungen unter Anleitung eines Sommeliers im edlen Clube Militar de Macau und entspannte Jazzklänge am Abend im legendären Jazzclub „Bert’s Bar“. Weitere Highlights sind die Insel Lantau bei Hong Kong, ein Ausflug auf die Insel Macau und eine Fahrt in der einzigartigen Ding-Ding-Tram auf Hong Kong Island.

Die Reise findet vom 26. Oktober bis 1. November 2011 statt und kostet ab 2.399 Euro pro Person im Doppelzimmer. Weitere Informationen unter:  http://www.ChinaTours.de/Wine-and-Dine

 

Reise zu den Markthallen & Garküchen in China

Peking-Ente und gebratene Nudeln sind die beliebtesten Gerichte der Deutschen, wenn sie chinesisch Essen gehen. Schade, denn die ursprünglich chinesische Küche ist vielfältiger und sehr viel abwechslungsreicher als wir es hierzu Lande kennen. Wie so oft werden ausländische Gerichte und Speisen den inländischen Essgewohnheiten der jeweiligen Kultur angepasst. Dabei gehen nur allzu oft die ursprüngliche Zubereitung und die traditionellen Gewürze des jeweiligen Landes verloren. Wie man im Reich der Mitte wirklich kocht, und warum die wahre chinesische Küche in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist, erfährt man auf einer spannenden Erlebnisreise nach China. Caissa Touristic, einer der führenden Spezialreiseveranstalter für Chinareisen, nimmt Reisende mit auf ein kulinarisches Erlebnis ins Reich der Mitte und führt in die einzigartige Kochkunst Chinas ein.

Um hinter das Geheimnis der jeweiligen Küche zu kommen, lohnt es sich, vor Ort den Spuren der traditionellen Küche zu folgen und sich so von den ursprünglichen und originalen Gerichten des jeweiligen Landes inspirieren zu lassen. Wer vor Ort einen Einblick in die überwältigende Vielfalt chinesischer Gerichte und ihrer Zubereitung gewinnen will, dem bietet sich im Rahmen einer zweiwöchigen kulinarischen Erlebnisreise durch China (9. bis 22. Oktober) die Gelegenheit dazu. In Begleitung von Yimin Zhou, dem leidenschaftlichen Hobbykoch und Repräsentanten von Caissa Touristic in Chengdu, geht es dabei von Peking aus über Xi’an, Chengdu und Guilin bis nach Shanghai.

Ziele der Tour sind neben den touristischen Highlights vor allem Markthallen und Garküchen, die einen repräsentativen Querschnitt der chinesischen Küche aufzeigen. Während eines Kochkurses unter fachmännischer Leitung haben die Teilnehmer zudem die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und die neugewonnenen Eindrücke und Erkenntnisse der traditionellen chinesischen Küche unter Beweis zu stellen.

Die kulinarische Reise kostet inklusive aller Flüge, 12 Übernachtungen in Vier-Sterne-Hotels sowie Essen 3.199 Euro pro Person im Doppelzimmer. Im Reisepreis enthalten ist zudem das Besichtigungsprogramm inklusive der Eintrittsgelder, Visabesorgung und –gebühren, örtliche deutschsprachige Reiseleitung, DB Rail & Fly Ticket für die Anreise mit der Bahn nach Frankfurt, alle innerchinesischen Flüge und Transfers, volle Verköstigung, sowie Reiserücktritts- und Reiseabbruchversicherung. Informationen und Programm: www.caissa.de, www.chinaholidays.de.

 

 

 




Der Grieche & Gastro News

Neues Lokal in Frankfurt

Essen, Trinken und Tanzen

 

Panta rhei – alles fließt, vor allem, wenn Griechen die Eröffnung eines Lokals feiern. Ouzo und Wein, gelegentlich wurde auch Wasser gesichtet, als Nikos Gatzias sein Lokal in der Kaiserhofstraße neben der Freßgass in Frankfurt einweihte und schlicht auf den Namen Der Grieche taufte. Das Lokal ist groß genug und konnte die 300 Gäste unterbringen, zumal auch noch Stehtische auf der Straße Platz schafften. Eine solche Stimmung wünscht sich Nikos Gatzias sicher jeden Tag, doch wird sich dies mit zahlenden Gästen nicht ganz so einfach machen lassen.

Der Grieche will ein Hotspot in der Innenstadt werden, ein Lokal, in dem man nicht nur Essen, sondern auch feiern kann. Willkommen sind auch jene, die nur auf ein Glas vorbeischauen wollen, Bar, Sitzhockertische und eine Terrasse lockern auf. Die Terrasse wurde mit Olivenbäumen geschmückt, viel mehr kann man aus dem Erdgeschoss des Parkhauses Börse kaum machen. Die blau-graue Taverne im rustikalen Landhausstil hat geschickt den Großraum-Loft-Gedanken aufgenommen und zudem eine Neon-Bar implementiert. So stellt man sich in einer Großstadt einen modernen Griechen vor, jedenfalls gibt es in Frankfurt kein anderes Lokal dieser Spezies mit einer solch originellen Optik. Am Eingang wurde ein kleiner Shop platziert, wo man griechische Produkte kaufen kann. Die Long Island Bar, die hier zuvor vom gleichen Inhaber betrieben wurde, lief nicht mehr gut, weshalb ein neues Konzept her musste.

Die Speisekarte im kleinen Zeitungsformat versammelt die üblichen Verdächtigen: Gyros, Bifteki, Souvlaki, Calamares mit Tzatziki sowie Salate und Vorspeisen. Die Hauptgerichte vom Grill kosten zwischen 11,80 und 16,20 Euro. Bei den Weinen setzt man auf heimatliche Gewächse, es gibt sogar den gefürchteten Retsina (glasweise ab 4,10 € für 0,2, Flaschen ab 24,59 €). Nikos Gatzias hat keinen Küchenchef aus Frankfurt angeheuert, sondern Kostas Yannakis aus Griechenland geholt. Man soll das Essen bei einer Großveranstaltung mit über 300 Gästen nicht bewerten, doch würde der Küche mehr Temperament beim Würzen gut tun. Es soll aber nicht nur gegessen und getrunken werden, zur Lebendigkeit einer richtigen Taverne gehört nach Meinung von Nikos Gatzias auch das Tanzen. Platz ist genug, es kann sogar auf den Tischen sein, wie bei der Eröffnungsfeier.

Wie so oft fiel der weibliche Service weit charmanter und aufmerksamer als der männliche aus. Die Gäste strömten auch zu später Stunde noch ein, wobei man sehen konnte, wie viel Schick es doch eigentlich in Frankfurt gibt (der sich sonst eher versteckt) – zumindest die Damen zeigten Modebewusstsein und Schuhfeeling.

Unsere Griechenland-Favoriten in Frankfurt: Parthenon, Nibelungenschänke, Dorade, Omonia.

Der Grieche, Frankfurt, Kaiserhofstr. 12, Tel. 069 913 961 47 oder 46. Täglich ab 17 Uhr geöffnet.

Bild oben: Gastronom Nikos Gatzias (r.), Küchenchef Kostas Yannakis

 

 

Sake, Erdbeeren und Käse

Eine nur auf den ersten Blick merkwürdige Liaison gehen am 30. September Sake, Käse, Erdbeeren und Apfelwein ein. Die Sake-Experten Yoshiko und Joerg Ueno-Mueller und der Keltermeister und Obstfarmer Andreas Schneider wollen mit ihren Spitzenprodukten für einen Abend gemeinsame Sache machen und die Gäste mit ungewöhnlichen Kombinationen überraschen. Nach der Begrüßung mit Apfelwein von Ananas-Renette und Bratwurst vom Holzgrill werden vier Käsegänge und Mara des Bois-Erdbeeren in Verbindung mit Premium-Sake verkostet. Beginn 19 Uhr, 39,50 € pro Person. Tel. 06101 41522. www.obsthof-am-steinberg.de

 

 

Juan Amador steht wieder am Herd

Juan Amador kocht ab sofort in seinem Restaurant Amesa in Mannheim. Dort steht der Drei-Sterne-Koch gemeinsam mit der als Co-Chefin titulierten Caroline Baum, die sich einen Stern erarbeitet hat, weshalb jetzt in der 60 Quadratmeter großen Küche zumindest rechnerisch vier Sterne zu Hause sind.  Mit seinem ersten Menü (210 €) bleibt Amador beim bisherigen Stil der avantgardistischen katalanisch-französisch inspirierten Küche.  www.amador.ag

 




Großes Gourmet Festival & Gastro News

Organisiertes Chaos

 

Viele Topköche beim Gourmet Festival in Schleswig-Holstein

 

Das Aufgebot an Topköchen ist beträchtlich, beim 25. Gourmet-Festival Schleswig-Holstein werden Harald Wohlfahrt, Jörg Müller, Dieter Müller, Hans-Stefan Steinheuer und Thomas Bühner dabei sein, aber auch Newcomer wie Michael Kempf vom Berliner Facil, der ultraregionale Koch Magnus Ek aus Schweden und der Däne Thorsten Schmidt, der seine Küche als organisiertes Chaos bezeichnet.

Auftakt war der 11. September, wer für die Gala keine Karten mehr bekommen hatte, muss sich nicht grämen, das Festival geht noch viele Wochen bis zum Januar nächsten Jahres. Ziel des Festivals ist es dem kulinarischen Leben zwischen Ahrensburg und Sylt frischen Wind einzuhauchen, den Tourismus in der umsatzschwächeren Zeit Herbst/Winter anzukurbeln und Schleswig-Holstein als Feinschmecker-Bundesland zu etablieren.

Programm, Informationen, Preise: www.gourmetfestival.de

Walking Wine Dinner

Auf Schloss Reinhartshausen im Rheingau gibt es am 11. November ein Walking Wine Dinner mit Frankfurts Spitzenitaliener Carmelo Greco und Egbert Engelhardt von der Wiesbadener Consortium Gastronomie, der für die tollen Gourmetfrikadellen und Bratwürste der 11. Generation verantwortlich ist. Folgende Weingüter sind vertreten: Giacomo Bologna (Piemont), Diel (Nahe), Dr. Heger (Baden), Reichsgraf von Kesselstatt (Mosel), Reichsrat von Buhl (Pfalz), Fürst (Franken) sowie das schlosseigene Weingut. Beginn 19.30 Uhr, Preis pro Person 135 €.

www.schloss-reinhartshausen.de

 

 

Champagner zu Börsenkursen trinken

Im Grand Resort Bad Ragaz steht ab heute der Champagner hoch im Kurs. Gäste können in den Bars und Restaurants die Edelperlen zum Euro-Tageskurs genießen. Während manche Gäste gerade wegen des Franken-Kursanstiegs gegenüber dem Euro seufzen, verwandelt das Management des Grand Resort Bad Ragaz das Stimmungstief in ein prickelndes Hochgefühl. Denn ab sofort ist der Champagner De Castellane, eine Marke von Laurent-Perrier, zum Preis des Euro-Tageskurses erhältlich. Dabei wird der Preis täglich um 10:00 Uhr angepasst und mit dem Faktor 10 multipliziert, so dass ein Glas des sogenannten Börsen-Cüpli dann bei einem Notenkurs von beispielsweise 1,13 nur 11,30 Schweizer Franken (10 Euro) kostet. Der Börsen-Champagner wird noch bis zum 15. Dezember ausgeschenkt.

www.resortragaz.ch

 

Erste Unterwasser-Weinprobe der Welt an der Mosel

In Traben-Trabach moselt es gewaltig: Am 11. und 18. Dezember findet kurios-kulinarische Wein- und Wasser-Action statt: Die Tourist-Information Traben-Trarbach lädt in Zusammenarbeit mit der Moseltherme, dem Unterwasserfotograf Andreas Scholer und dem Tauchveranstalter Yeti-Divers zur weltweit ersten Weinprobe unter Wasser ein. Das Sportbecken der Moseltherme dient als Schauplatz für einen Tauchgang der anderen Art. Mit einem Tisch, Stühlen, Weinflaschen und Weingläsern ausgestattet, verwandelt sich das Erholungsbad in einen Wein-Probierraum für abenteuerlustige Genießer. Insgesamt sechs Taucher verkosten während des 2-stündigen Tauchgangs kleine Proben der fünf ausgewählten Traben-Trarbacher Premium-Weine. Sowohl Tauchprofis als auch Laien – die im Vorfeld eine kurze Schulung zum Tauchsport erhalten – können sich für das Unterwasser-Event anmelden. Nach einer kurzen Einführung im flachen Wasser werden die Teilnehmer im tiefen Teil des Beckens zu Tisch gebeten. Damit die Weinprobe im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Wasser fällt, wird während der Verkostung mit Signalen und Unterwasser-Schildern kommuniziert. Im Anschluss an die Tauchgänge, die an beiden Tagen jeweils um 14, 16 und 18 Uhr stattfinden, wird die Weinprobe „im Trockenen“ weitergeführt und von einem Önologen begleitet. Der Preis pro Person für die Unterwasser-Weinprobe beträgt 95 Euro und inkludiert die Tauchausrüstung, den Eintritt in die Moseltherme, die Weinprobe, das Teilnahmezertifikat sowie ein vergrößertes Unterwasser-Foto zur Erinnerung.

Buchung & Informationen unter www.traben-trarbach.de




Frankfurter Operncafé im neuen Look

Morbidezza adieu!

Alte Diva geliftet


Wer hätte das gedacht: Die alte Diva hat sich einem Facelift unterzogen. Das wunderbar morsche Operncafé wurde jetzt auf seine alten Tage noch einmal aufgefrischt. Dabei hat sich das Lokal verändert, ohne viel von seinem Charakter zu verlieren, wenngleich die ergreifende Morbidezza entschwunden ist. Die Speisekarte ist mit Absicht noch so gestrig, um die vielen angestammten Gäste nicht zu verlieren. Ob man damit aber neue Gäste begeistern kann? Auch bei den Weinen ist Nachbesserung gefragt, wenngleich es mit dem Ruinart einen guten Champagner gibt, der auch glasweise zu haben ist.

Die schwungvollen Straßenbahnbänke sind geblieben, die alte Theke wurde abgerissen und durch eine neue auf der anderen Seite ersetzt. Jetzt ist noch mehr Platz an der Bar, wo jeder auch nur auf ein Glas Wein willkommen ist. Das Operncafé lebt von seinen Stammgästen, die den zeitlosen französischen Charme schätzen“, erklärt der gastronomische Leiter Omid Enj„Wir wollen nur insgesamt etwas lockerer werden. Besucher sollen nicht das Gefühl haben, dass sie bei uns unbedingt toll essen müssen. Sie sind auch herzlich willkommen, wenn sie einfach auf ein Glas Wein, einen Espresso oder zu Kaffee und Kuchen vorbei schauen.“

Auffälligste Veränderung ist die Bar, die den Raum großzügiger wirken lässt. Auf den lederbezogenen Hockern und der Sitzbank finden nun Leute rund um die Bar Platz. „Die Gäste können zum nächtlichen Warm-up zu uns kommen, bevor sie weiter ins Nachtleben ziehen“, sagt Enj. Das ahorngebeizte Holz der Theke verbindet sich elegant mit Verzierungen aus Messing und schwarzem Lack. An der Rückwand streckt sich ein mit Spirituosen gefülltes Regal in imposante Höhe. Vieles blieb, wie es war: Die eckigen Tische mit ihren Holzstühlen, Yves Montand als Kellner in Garçon! auf dem großen Filmplakat. Der dunkle Parkettboden, die mit Stuck verzierten Wände, die auf Pariser Flohmärkten zusammengesuchten Wandlampen. Im hinteren Teil wurden die Bänke durch gepolsterte Ledersitze ersetzt. Ihre warmen Auberginetöne bilden einen reizvollen Übergang zum frisch geschliffenen dunklen Parkett und den hölzernen Weinschränken. Man entdeckt auch eine neue Tapete, Fotografien alter handschriftlich verfasster Briefe bilden ein nostalgisch anmutendes Muster.

Die sanitären Anlagen wurden vollständig erneuert. Manch ein Gast mag vielleicht sogar die quietschende Tür auf dem Weg zur Toilette vermissen. Dafür begleiten jetzt schwarz-weiße Fliesen und rutschfeste Treppen den Gang ins stille Örtchen. Eine neue Sensortechnik neutralisiert Gerüche. Es duftet nach frischen Orchideen. Im Operncafé waren schon immer jene zu Hause, die wichtig waren oder sich wenigstens für wichtig hielten – viele Jahre hieß das Lokal deshalb auch Café Wichtig. Es gab aber auch echte Prominenz, „Michael Gorbatschow saß hier genauso wie Luciano Pavarotti, Tom Jones, Mario Adorf oder Wladimir Klitschko“, erzählen die Inhaber, Mario Saravini und Siggi Schneider.

Alte Oper

An warmen Tagen besuchen bis zu 300 Gäste die Terrasse des Hauses. Der Mix des Publikums repräsentiert die Stadt: Chinesische Touristen, internationale Geschäftsleute oder hippe Teenager sitzen vis-à-vis vom Opernplatz, mit der Alten Oper und der Frankfurter Skyline als Kulisse. Der einstige Besitzer Hartmut Schimann entdeckte schon 1980 das Potential des Ortes. Kurzerhand verwandelte er die damalige alte Bücherei in das jetzige Operncafé. Saravini und Schneider übernahmen das Lokal dann 2005, gemeinsam mit den zwei benachbarten Restaurants Charlot und Piu Allegro. „Wir haben den Anspruch, französische Metropolenkultur zu leben. Vorbilder sind das Balthazar in New York oder Café de Flore in Paris“ erklären die Inhaber. Zwei sehr große Vorbilder, wobei das Café de Flore vor allem durch seine Künstler und Intellektuellen berühmt wurde, die bislang im Operncafé eher weniger zu sehen waren.

Operncafé, Opernplatz 10–12, Frankfurt, Tel. 069/ 28 52 60, www.operncafe-frankfurt.de

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 9 – 1 Uhr, Sonntag 10 Uhr bis 1 Uhr.

Bild oben rechts: Michael Hohmann


Der Opernplatz

Wo der Stenz auf Brautschau geht


Die Gastronomie auf dem Opernplatz kann man leider nicht in höchsten Tönen loben. Im Grunde ist sie eine Posse. Anspruchsvolle müssen sich fern halten oder tapfer mitspielen. Man könnte hier auch nur Würstchen verkaufen und die Gäste kämen trotzdem, um zu sehen, wer wieder den kürzesten Rock und die güldenste Kette spazieren führt. Frankfurts größte Sonnenbank ist ungeachtet jeglicher kulinarischer Leistungen immer gut besucht. Prahlemann & Söhne gehen hier bevorzugt auf Brautschau. Die Stadt zeigt sich an dieser Stelle von ihrer schicksten Seite. Wo hübsche Damen tafeln, isst auch das Auge mit. Das Lokal als Beauty Salon. Das Operncafé ist ein unverschämt schönes Lokal mit Aussicht auf die Alte Oper. Pariser Charme lugt aus jeder Ritze, und Yves Montand lächelt dazu milde von der Wand. Den Chef nannte mal jemand einen „multilingualen Schlawiner“, wobei das mit der Mehrsprachigkeit weniger vielsagend ist. Man kann im Operncafé lässig seinen Cappuccino gegen den Uhrzeigersinn rühren und die Zeit zerfließen lassen. Ganz ohne Schaum vorm Mund, mögen auch manche Preise dazu verleiten. Ein Glas Champagner ist Pflicht, da schäumt es sich stilvoller. Mittags und abends ist das Lokal gut besucht, die Zeit dazwischen ist die reine Erholung. Mann kann aber immer etwas entdecken. Man sieht sich. Es gibt viele ältere Stammgäste, von denen man dachte, dass sie schon gar nicht mehr da sind. Die Kellner scheinen auch schon ewig im Dienst zu sein. Alles an diesem Lokal ist eitel und selbstherrlich, doch auch irgendwie unsterblich.

In dem nur einen Champagnerkorkenflug entfernten Charlot sitzt man in der ersten Reihe, weil die Terrasse den Anfang von vier nebeneinander liegenden Lokalen macht. Auch ein schönes Lokal, sehr pariserisch. Das Essen ist Glückssache. Die Preise liegen im Niveau deutlich höher als die Küchenleistungen. Wegen des Essens geht auch kaum jemand dorthin, irgendwie genießt Mario einen Sympathiebonus. Den hat er sich auch damit verdient, dass er einem notleidenden Künstler wie Peter „Hamlet“ Kuper immer einen Teller Pasta spendierte. Das schreibende und malende Stadtoriginal hat ein wunderschönes Bild vom Charlot hinterlassen, das leider nicht im Lokal hängt und einem Raub zum Opfer fiel. An den Wänden hängen mehr oder weniger bekannte Gesichter, aber keines vom Format eines Hamlet. Man bringt sich gerne ins Gespräch. Michel Friedman bekäme keinen Stuhl mehr, hieß es einst.  Dann aber verkündete Mario, dass er selbstverständlich willkommen sei, nur nicht Anspruch auf einen Stammplatz habe. So geht die „Reise nach Jerusalem“ in Frankfurt. Die muntere Atmosphäre lockte sogar Marcel Reich-Ranicki aus seinem Elfenbeinturm, der im Charlot ins Fleisch schnitt, als läge Martin Walser auf dem Teller. Ein passables Glas Wein, obendrein noch ein korrekt temperiertes, wird man am Opernplatz kaum bekommen. Darüber scheint sich aber niemand aufzuregen. Die Weinauswahl gegenüber von Charlot und Operncafé ist ebenfalls nicht berauschend. Wer sein Lokal „Kubu“ nennt, von dem darf man keine Phantasie erwarten. Vor dem Restaurant hat man jetzt einen Strand angelegt, aber auch so ist genügend Sand im Getriebe. Den Logenplatz bietet das Opéra, auf Frankfurts schönstem Balkon liegt einem die Stadt zu Füßen. Nirgendwo sonst kann man so theatralisch tafeln. Der einst tröge Service hat sich deutlich verbessert, das Essen schafft inzwischen immerhin eine gewisse Erträglichkeit. Wenn man Glück hat. Die Preise muss man als Eintrittsgebühr in eine schönere Welt verstehen. Gedeckpreis für Brot und Kräuterquark 1,90 Euro, wird ohne Bestellung gereicht. Verantwortlich ist Gerd Käfer, der mal Münchner war und nun Hesse wurde. Das hat ihn aber zu keinem besseren Gastronomen gemacht. Angesichts der Gastronomie am Opernplatz wundert es nicht, dass immer mehr Flaneure ihre eigenen Flaschen am großen Brunnen trinken und dort gleich auch noch picknicken.

Ludwig Fienhold