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Jagd auf Zimmermädchen im Hotel?
Strauss-Kahn: Wenn Gäste Schrecken verbreiten

Gut, Gäste von Luxushotels sind nicht grundsätzlich seriöse Menschen. Doch genau so wenig per se Kriminelle. In der Hotelwelt geht es ebenso zu wie in der übrigen Welt, es gibt die Guten und die Bösen. Mit dem Fall des mächtigen Bankers Dominique Strauss-Kahn gewinnt das Thema zusätzlich brisanten Stoff: Wie sicher sind Hotelmitarbeiterinnen, vor allem von Housekeeping und Roomservice? Das Zimmer ist der intimste und am wenigsten geschützte Ort eines Hotels, da es meist keine Zeugen gibt. Sollen die weiblichen Mitarbeiter im Hotel jetzt nur noch bewaffnet aufs Zimmer gehen?

Hotel Sofitel New York

Geschehnisse wie in New York gehören zu einem sonst nur hinter vorgehaltener Hand diskutierten (Tabu)-Thema, denn kein Hotel hat Interesse daran durch solche negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam zu machen. Manchmal kann man sich solchen aber nicht entziehen. Das Sofitel in New York schirmt sich und seine Gäste seit dem Vorfall ab und verwehrt Journalisten und anderen Schaulustigen den Weg, damit der Betrieb normal weitergehen kann. Derzeit werden nur die Hausgäste eingelassen und sonst keine Besucher. Jorge Tito, der erst seit einem knappen Jahr General Manager des Sofitel in New York ist, lässt sich zu dem Vorfall nicht sprechen und lediglich offiziell verkünden, dass die betreibende Hotelgruppe Accor in Paris mit der seit drei Jahren in Diensten stehenden Mitarbeiterin von Housekeeping sehr zufrieden ist – in Bezug auf die Arbeit und das Benehmen. Das Zimmermädchen, eine 32 Jahre alte Mitarbeiterin aus dem westafrikanischen Guinea, betrat nach eigener Aussage die offenbar unverschlossene Suite 2806 in der Annahme, der Gast wäre bereits abgereist. Normalerweise kündigt Housekeeping sein Erscheinen durch einen Ruf an und lässt nach dem Eintritt auch die Tür zum Zimmer weit geöffnet. Nach Darstellung der New Yorker Staatsanwaltschaft sei Strauss-Kahn aus dem Badezimmer gestürzt und habe die Tür zugeschmissen. Vor allem aber: Warum lässt ein prominenter und vermögender Gast seine Zimmertür ungesichert, dazu noch in New York, wodurch er zur leichten Beute von Feinden und Verbrechern werden kann? Solche Details sind noch nicht befriedigend geklärt, der Rest ist bekannt. Dominique Strauss-Kahn musste vorrübergehend seine 60 qm große Suite gegen eine 12 qm kleine Einzelzelle tauschen.

Suite im Sofitel New York

Das Sofitel zählt keineswegs zu den Tophotels der Stadt, liegt aber strategisch günstig in der Nähe des Times Square. Auf 30 Stockwerken verteilen sich 398 Zimmer (Suiten bereits ab 330 € bis 2.200 € die Nacht). Sicherheitspersonal ist 24 Stunden im Einsatz, eine Videokamera überwacht den Eingang. Das alles nützt den Hotelmitarbeitern selbst wohl nichts. Sofitel gehört zu Europas größter Hotelgruppe – der französischen Accor mit 4.100 Häusern in 90 Ländern. Es ist wohl kein Zufall, warum sich der französische Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und Anwärter auf das Präsidentenamt Frankreichs gerade diese Adresse ausgesucht hat. Das aber soll nicht in erster Linie aus nationalem Interesse geschehen sein: Der konservative französische Abgeordnete Bernard Debré erklärte, dass Strauss-Kahn das Sofitel in New York mit Wissen des Hotels über Jahre hinweg regelmäßig als Sexherberge genutzt hätte, was die Hotelleitung als verleumderisch zurückwies. Der Begriff, in einem Hotel absteigen, bekommt jedenfalls durch die Affäre zusätzlichen Inhalt – Strauss-Kahns Abstieg ist besiegelt.

Claridge´s London

Ein noch immer frei herumlaufender prominenter Sohn, der ausschließlich in Luxushotels absteigt, lehrt deren Mitarbeiter das Fürchten. Hannibal Gaddafi, mit 35 Jahren jüngster Spross des libyschen Diktator Muammar al-Gadaffi, randaliert grundsätzlich in Hotels und wurde in Paris und Genf deshalb schon mehrfach verhaftet. Im Interconti Paris richtete er sogar die Waffe gegen das Sicherheitspersonal des Hotels. Im Londoner Luxushotel Claridges schlug Hannibal seiner damaligen Freundin das Nasenbein ein – Polizei und Ambulanz mussten anrücken. Auch das Genfer Hotel President Wilson, das zu den drei teuersten der Welt gehört, hatte keine Freude an dem rabiaten Gast. Dort verprügelte Hannibal neben seiner Begleiterin auch zwei Angestellte. Die Hotelleitung war alles andere als begeistert, als Schweizer Kriminalbeamte den Gast aus seiner Suite holen und abführen mussten. Nach Hannibals Verhaftung forderte sein rasender Vater die Auflösung der Schweiz, was einer nebulösen Kriegserklärung gleichkam. Die Royal Penthouse Suite im Hotel President Wilson zieht sich über die gesamte 8. Etage, hat einen eigenen Fitnessbereich, zudem Whirlpool mit Blick auf den Genfer See, private Terrasse einen Konzertflügel von Steinway & Sons sowie den größten LCD-Fernseher der Welt, der den Salon in ein Kino verwandelt. Die Suite verfügt über eigenes Sicherheitspersonal, einen exklusiven Lift und schusssichere Fenster. Das Hotel schützt seine gutbetuchten Gäste, kann aber weit schwerer das Personal vor den Angriffen martialischer Gäste bewahren. Die 1.600 qm große Royal Penthouse Suite kostet 42.000 € die Nacht, ohne Frühstück. Wer so viel für eine Suite zahlt, meint offenbar das Personal mitgekauft zu haben.

Hotel President Wilson Genf

Diese Grundhaltung zeigte sich auch in einem der bekanntesten Pariser Luxushotels, in dem ein vermögender Saudi das Zimmermädchen inklusive verstand. Die Mitarbeiterin konnte einen Notruf absetzen, worauf ein Polizeitrupp noch relativ dezent das Hotel stürmte. In Deutschland sind solche Fälle bislang nicht bekannt geworden. Karl Nüser, geschäftsführender Gesellschafter und Direktor des Nassauer Hofs in Wiesbaden, hat in den 30 Jahren seiner Tätigkeit dort „schon viel erlebt“, zeigt sich aber erleichtert, dass sich solche oder ähnliche Fälle „noch nie ereignet hätten.“ Thomas Kleber, geschäftsführender Direktor des Kameha Grand Bonn zum gleichen Thema: „Wir haben bisher keine negativen Erfahrungen im Bezug auf Belästigung unserer Mitarbeiterinnen am Arbeitsplatz. Es herrscht ein sehr vertrauensvolles und offenes Arbeitsklima und wir würden vom Management jederzeit den Mitarbeiterinnen zur Seite stehen und diese schützen. Durch unsere Regelung gegen Diskriminierung und Belästigung sind alle Mitarbeiter informiert, dass sie sich bei Bedarf vertrauensvoll an die Direktion wenden können.“ Die auf unsere Nachfrage hin eingegangenen Statements anderer deutscher Hotels klingen sehr ähnlich.

Es könnte aber weitaus mehr Übergriffe auf Hotelangestellte geben, als wir das für möglich halten. Es wird jedoch mehr darüber geschwiegen als geredet, vor allem, wenn dabei Prominente im Spiel sind. Auch solche Fälle sind Beispiele einer zunehmend soziopathischen Gesellschaft, die auf Funktionalität setzt, aber ohne Gewissen auszukommen glaubt. Macht bedeutet nicht selten den Verlust von sozialer Kompetenz und Emotionalität und geht einher mit der Missachtung anderer Menschen. Man muss indes einem Zimmermädchen mit dem gleichen Respekt gegenübertreten wie dem Hoteldirektor. Das ist kein sozialistischer Gedanke, dies gebietet die reine Menschlichkeit. Doch leider wissen das nur jene, denen man es ohnehin nicht mehr sagen muss.

Ludwig Fienhold

 

Bild ganz oben rechts: Jennifer Lopez als Zimmermädchen in dem Hotel-Film Maid-in-Manhattan




3-Sterne-Koch Juan Amador schließt sein Restaurant in Langen

Und zieht nach Mannheim ins Amesa

 

Von Ludwig Fienhold

Der 3-Sterne-Koch Juan Amador gibt sein gleichnamiges Restaurant in Langen bei Frankfurt auf und zieht in sein zweites Lokal Amesa in Mannheim ein. Es mag wie eine Sensation klingen, doch eigentlich werden damit nur seit längerem bestehende Gerüchte bestätigt. Zudem wird Amador auch seine aufwendig ausgestattete Werkstatt in Fechenheim abgeben, die für Veranstaltungen und Kochkurse diente. Nach sieben Jahren sucht Juan Amador einen Neuanfang, wie er in einem persönlichen Gespräch sagte. Er wird im Juni schließen und nach zweimonatiger „Kreativpause“ im August erneut an den Start gehen. Noch einige Tage gilt der spanische Schwabe als 3-Sterne-Koch, danach muss er sich wieder die Auszeichnung erarbeiten, da diese an das jetzige Restaurant gebunden ist.  Dies gilt auch für die 18 Punkte im Gault Millau. Juan Amador ist neben Klaus Erfort vom Gästehaus in Saarbrücken der einzige 3-Sterne-Koch in Deutschland, der kein Hotel im Hintergrund hat. Insgesamt gibt es bei uns neun 3-Sterne-Restaurants. Hohe Auszeichnungen sind indes keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg.

Restaurant Amador in Langen

Langen ist ein schwieriger Standort. Das wusste Juan Amador auch schon als er dort einzog. In der hessischen Kleinstadt existiert nur das Sterne-Restaurant von Amador, das eine weite Anreise lohnt. Sonst macht Langen durchs nichts auf sich aufmerksam. Als Manko kann nicht allein die Location ausgemacht werden, es fehlen auch eine Terrasse und Parkplätze. Zudem verfügt das schöne Fachwerkhaus nur über 26 Plätze, was vom Umschlag her keineswegs optimal ist. Juan Amador hätte, wie er sagt, das Haus gerne gekauft und ausgebaut, eventuell noch ein Nachbargrundstück dazugenommen. Doch die Stadt Langen hatte Bedenken, denn das alte Fachwerkhaus steht unter Denkmalschutz.

Der 42 Jahre alte Küchenchef hat sich seit längerem auch in Frankfurt nach einem geeigneten Objekt umgesehen, doch entweder stimmte der Preis oder der Standort nicht. Die nächstliegende Lösung war für Amador der Umzug nach Mannheim, wo bereits seit knapp zwei Jahren ein Restaurant von ihm existiert. Bislang ist es mit einem Stern im Michelin und 17 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet, jetzt soll es weiter nach oben gehen. Juan Amador möchte sich mehr als früher konzentriert um dieses Kerngeschäft kümmern und sich weniger im Ausland oder bei anderen Veranstaltungen engagieren. Das Restaurant Amesa (Spanisch: Tisch) in Mannheim kann zwischen 34 und 40 Gäste bewirten, wobei für Veranstaltungen mehr als doppelt so viel Platz vorhanden ist. Zudem gibt es Parkplätze vor der Tür. Ein Teil der Mannschaft aus Langen von sieben Köchen und vier Servicemitarbeitern wird mit nach Mannheim gehen, Amadors bisheriger Stellvertreter Marko Richter jedoch nicht.

Fachwerkromantik im Restaurant Amador in Langen

Juan Amador ist souverän genug, um zuzugeben, dass „2009 ein sehr schlechtes Jahr war“, bei dem tiefrote Zahlen geschrieben wurden. Auch die Auslastung an Werktagen war nicht so gut, wie freitags und samstags, wo er das Lokal zweimal am Abend hätte besetzen können. In die Insolvenz geht das Geschäft nach Aussage von Amador aber nicht, er will auch niemanden etwas schuldig bleiben. Die Amador GmbH bleibt bestehen. Es heißt ja, dass der dritte Stern im Michelin ein Umsatzplus von bis zu 30 Prozent ausmachen würde. Aber keineswegs über einen längeren Zeitraum und auch nicht bei jedem Restaurant, denn mit dieser hohen Auszeichnung wachsen auch der Erwartungsdruck und damit die Personal- und Produktkosten. Hausbesitzer Eric Bernard Beuerle Decastro, Unternehmer und Künstler, und Juan Amador trennen sich im Guten und bleiben weiterhin Freunde, wie beide bestätigen. Beuerle, der seine französische Heimatküche besonders schätzt, hätte gerne wieder etwas Klassisches in dieser Ausprägung, ist aber nach vielen Seiten offen. Jedenfalls wird es in Langen in der Vierhäusergasse wieder Gastronomie geben – vor Amador existierte dort ja bereits das Restaurant Provencal.

Restaurant Amesa von Juan Amador in Mannheim

Das Restaurant Amesa in Mannheim ist ein höchst sonderbares und eben auch bemerkenswertes Objekt. Hinter der Backsteinfassade der alten Puppen-Fabrik verbergen sich ein Museum mit den Werken des weltberühmten Künstlers Anselm Kiefer sowie das futuristische Design-Restaurant von Juan Amador. Grelles Weiß und knalliges Rot gemischt mit Stahl, Beton und kahlen Wänden geben ein unkonventionelles Erscheinungsbild. Man fühlt sich optisch ein wenig in die Filmwelt von Stanley Kubricks Clockwork Orange entführt. Bislang führte hier die 29jährige Caroline Baum als Küchenchefin die weiße Brigade. Im August wird Juan Amador die Regie übernehmen, denn das Amesa soll sich von einem 1-Sterne-Restaurant zu einem 3-Sterne-Restaurant entwickeln. Die Eröffnung im August ist deshalb strategisch wichtig, weil er dann noch in die Wertungen der Restaurantführer einbezogen werden kann.

Juan Amador im Restaurant Amesa in Mannheim

Juan Amador blickt nach vorn und hat nach keineswegs einfachen Jahren eine kulinarische Katharsis durchlebt. Bei ihm fand ohnehin längst eine tiefgreifende Veränderung statt, auch handwerklich. War das Etikett Molekularkoch anfangs noch originell, so wurde es zunehmend für ihn zur Last, zumal er im Grunde nur noch bei den Desserts als Transmutationskoch arbeitet und inzwischen wieder mehr den Blick für das Wesentliche zeigt. Mieral-Taube mit Kokos, Mango und Purple Curry oder Nacken vom Müritzlamm aus dem Rauch mit Rhabarber und Heu oder geeiste Beurre blanc mit Kaviar, Haselnussmilch und knusprigen Malzbrotbröseln oder Tatar mit Gänseleber, gelierter Soubise, pochiertem Wachtelei im knackigen Brotmantel, Scheiben von Roten Rüben, Pommerysenf-Eis und Gurkenschaum werden wir lange in guter Erinnerung behalten.

Hat Juan Amador das Talent und die Kraft für einen hochklassigen Neustart? Vielleicht mehr denn je.

Amador, Langen, Vierhäusergasse 1, Tel. 06103 50 27 13. www.restaurant-amador.de
Amesa, Mannheim, Flosswörthstraße 38, Tel. 0621 85 47 496. www.a-mesa.com
Fotos: Amador Archiv



Lafers Sternekoch ist Chef im neuen Jumeirah Frankfurt

Martin Steiner will mit neuer

Regionalküche heiß machen  

 

Johann Lafers bisheriger Küchenchef auf der Stromburg, Martin Steiner, ist jetzt Executive Chef im neuen Hotel Jumeirah Frankfurt. Er steht dort bereits am Herd, doch die ersten Gäste werden erst ab August bewirtet. Steiner führte drei Jahre im Gourmetrestaurant Le Val d´Or die weiße Brigade und möchte in Frankfurt zur Spitze gehören und sich wieder einen Stern erkochen. Mit einem deutlichen kulinarischen Profil, das auf die Neuinterpretation regionaler Gerichte setzt. Apfelwein-Risotto mit pochiertem Seesaibling und Meerrettichschaum soll eines der Signature-Gerichte werden. Damit könnte der 32 Jahre alte Österreicher aus Kärnten die internationalen Hausgäste neugierig machen und die lokalen Genießer gewinnen. Jedenfalls hat Steiner schon viele gute Ideen ausgekocht, noch bevor es richtig los geht.

Martin Steiner, Küchenchef im neuen Jumeirah Hotel in Frankfurt

Das Frankfurter Publikum wird mit einer Cuisine hessisch nouvelle wohl stark zu interessieren sein, zumal es das auf diesem zu erwarteten Niveau nicht gibt. Es macht auf jeden Fall schon jetzt Appetit, wenn die Küche gegrillten Zander, Ahle Wurscht und Kümmelschaum geschmacksfördernd zusammenführen will. Lust macht auch der pochierte Rücken vom Hunsrücker Dammwild in röscher Brotkruste mit Kartoffel-Spitzkohlstrudel und Preiselbeer-Sauce. Auch bei den Desserts herrscht keine Langweile: Tarte von roten Ingelheimer Walnüssen mit Quark-Eis und Apfel-Sherry klingt gut.

Martin Steiners Karriere begann nach einer Kochausbildung im heimischen Kärnten im Hunsrück, wo er zwei Jahre lang in der Küche der Stromburg arbeitete. Bergauf ging es nach Stationen in namhaften Häusern wie dem Hotel Adlon in Berlin und dem Süllberg Hotel in Hamburg. Es folgten Anstellungen als Senior Sous Chef im Savoy in London und im renommierten Schlosshotel Münchhausen sowie als Küchenchef im Relais & Chateaux Hotel Jagdhof Glashütte, das dem der jungen Kärntner schließlich auch einen Michelin-Stern bescherte. Zwölf Jahre nach seiner Zeit in der Stromburg erinnerte sich Johann Lafer an das Talent des jungen Steiner und holte ihn 2008 als Küchenchef zurück in den Soonwald, wo er unter anderem die Küche des Gourmetrestaurants Val d’Or führte (1 Stern im Michelin, 16 Punkte im Gault Millau). Lafers Stromburg hat offiziell noch keinen Nachfolger für Martin Steiner.

Jumeirah und das Palais Thurn und Taxis

Im Frankfurter Jumeirah wird Martin Steiner für alle gastronomischen Betriebe inklusive Roomservice verantwortlich sein, vor allem aber für das Gourmetrestaurant Max on One. Dieses wurde vom japanischen Innenarchitekten Takashi Sugimoto und seinem Team von Superpotatoe entworfen. Mit offener Show-Küche, Private Dining Bereich, zwei begehbaren gläsernen Weinkuben sowie einem Steakhouse-Front-Grill. Der Junior Sous Chef von Martin Steiner heißt übrigens Christopher Keylock und war zuvor im Hotel La Villa am Starnberger See, dem Jagdhof Glashütte in Bad Laasphe und Johann Lafers Stromburg tätig.

Der Restaurantname Max on One geht auf Kaiser Maximilian I. zurück. Der Gründer des deutschen Postsystems hatte damals die Familie Thurn und Taxis, welche ihre Postzentrale später im benachbarten Thurn- und Taxis Palais hatte, mit dem operativen Geschäft beauftragt. Das „on One“ wiederum bezieht sich auf die Lage des Restaurants im ersten Stock des Hotels. Küchenchef Martin Steiner forciert zwar die kreative Umsetzung regionaler Gerichte, doch wird man bei dem Österreicher auch genügend Einflüsse aus seiner Heimat erleben.

Martin Steiners letzte Station: Johann Lafers Stromburg

Neben dem Max on One findet man im neuen Jumeirah Frankfurt ein Café, das den Charme Pariser Kaffeehäuser aufleben lassen will. Die Gäste erwartet dort ein à la Carte Menü für den kleinen Hunger nebst Kaffee- und Teespezialitäten sowie Patisserie. Das Café ist von der Shoppingmall MyZeil zugänglich und bietet auch abends noch frische Snacks, Weine, Champagner und Desserts. Der große Klassiker unter den Hotel-Angeboten ist das Club Sandwich, im Jumeirah verspricht man das „Best in Town“. Interessant könnte vor allem der große Hit der New Yorker Diners ausfallen: das Pastrami Sandwich. Im Jumeirah will man es warm vom Grill servieren, mit Chili-Mango-Chutney und Salat. Die Hotelgäste können es sich auch aufs Zimmer bringen lassen, denn das Pastrami Sandwich steht ebenfalls auf der Etagenkarte. Die Bar im Erdgeschoss soll neben Hotelgästen auch die Frankfurter zu einem Feierabenddrink einladen – am offenen Kamin und mit Blick auf das erleuchtete Thurn und Taxis Palais.

Für exklusive Veranstaltungen, Konferenzen und Meetings sowie private Feiern steht eine ganze Event-Etage mit hauseigenem Event-Manager bereit. Die im zweiten Stock des Hotels gelegenen Räume mit einer Gesamtgröße von 730 qm, darunter auch ein imposanter Ballsaal, haben einen Panorama-Blick auf die Frankfurter Skyline. Das Fünf-Sterne- Hotel, das zu der in Dubai ansässigen Luxushotelgruppe Jumeirah gehört, hat 218 Zimmer und Suiten, die auf 25 Etagen verteilt sind und teilweise einen tollen Blick auf Skyline und Umland freigeben.

Jumeirah Hotel mit dem Kaufhof davor

Die Lage des Hotels ist zwar sehr zentral, doch keineswegs optimal. Die volkstümliche Frankfurter Shopping-Meile Zeil ist nicht die noble Goethestraße. Weiteres Manko: Das Hotel hat keine Terrasse. Die könnte Jumeirah haben, wenn sie dass attraktive Palais Thurn und Taxis vor der Tür gleich mitgepachtet hätte (obere Restaurantebene mit Innenhof sind immer noch nicht verpachtet). Dennoch sollte sich Frankfurt erst einmal über diesen Zuwachs in der Tophotellerie freuen: Welcome Jumeirah!   

Ludwig Fienhold

Noch Mitarbeiter gesucht:

Zur Verstärkung des Pre-Opening Teams in Frankfurt sucht das Hotel Jumeirah motivierte Mitarbeiter in den verschiedensten Bereichen – „Gastgeber aus Leidenschaft“. Man lernt das Team und die persönlichen Karrieremöglichkeiten in ungezwungener After Work Atmosphäre bei Ebbelwoi und Brezeln kennen.

Jumeirah Frankfurt Career Lounge

11. und 18. Mai von 18 -20 Uhr auf der Dachterrasse des Pre-Opening Büros, Schillerstraße 20, Frankfurt.

Siehe auch Artikel „Orient de Luxe – Hotel Jumeirah Frankfurt eröffnet im Juli“ vom 5. März: http://www.fienholdbiss.de/2011/hotel-jumeirah-frankfurt-eroffnet-im-sommer/




Thomas Sommer ist der beste Sommelier Deutschlands

Härtetest mit Günther Jauch auf Burg Schwarzenstein

 

Thomas Sommer vom Schlosshotel Lerbach in Bergisch Gladbach darf ab sofort den Titel „Bester Sommelier Deutschlands“ tragen. Er wurde gemeinsam mit zwei Finalisten live vor einer Jury und großem Publikum auf der Burg Schwarzenstein in Johannisberg im Rheingau geprüft, was die Nervosität drastisch erhöhte.

In die letzte Runde schafften es von insgesamt 33 Teilnehmern aus ganz Deutschland neben Thomas Sommer noch Jürgen Fendt vom Hotel Bareiss in Baiersbronn und Melanie Panitzke vom Restaurant Wein am Rhein in Köln. Eine solche Zitterpartie hatte es bislang nicht gegeben, selbst die Gläser schienen vor Anspannung kurz vor dem Zerspringen zu sein. Die Sommeliers mussten auf einer Weinkarte sehr knifflig eingearbeitete Fehler ausfindig machen – Weinnamen wurden falsch geschrieben, Lagen vertauscht und Klassifizierungen verdreht. Damit aber nicht genug. Einer Tischrunde sollten die passenden Weine zum Essen kredenzt werden, wobei ein Roter zu dekantieren war. Die Tischrunde auf der Bühne bestand aus Fernsehmoderator Günther Jauch, Fernsehkoch Johann Lafer und den Weinberatern Christine Balais und Markus del Monego – wobei noch einige mehr in der Jury saßen, etwa Guy Bonnefoit, der fleißigste aller Weinspezialisten. Es wurde nach dem Sinn des Dekantierens gefragt, aber auch nach Wasserempfehlungen und der Definition für Ristretto. Alles ganz im Begriffssinne von Bernd Glauben, dem Chef der Deutschen Sommelier-Union, für den dieser Beruf weit mehr als der eines Weinkellners ist und der ihn eher als Genuss-Manager sieht.

Bernd Glauben, Jürgen Fendt, Melanie Panitzke, Johann Lafer, Thomas Sommer, Günther Jauch (v.l.n.r.)

Die Kandidaten hätten unterschiedlicher nicht sein können. Melanie Panitzke wirkte äußerst angespannt und den Test-Gästen gegenüber etwas zu herb. Thomas Sommer redete auf Flaschenteufel komm raus und setzte sich und sein Wissen in einem solchen Übermaß in Szene, wie es jeden Weinfreund im Glasumdrehen zum Biertrinker werden lässt. Einzig Jürgen Fendt erschien angenehm dezent und souverän und ließ auch den Gästen Luft. Überhaupt wurde zuviel Fachwissen abgefragt, während das Wichtigste nicht in die Wertung einfloss: Der Umgang mit Gästen. Keinem der Teilnehmer huschte auch nur der Anflug eines Lächelns übers Gesicht, was in der Gastronomie immerhin die wesentliche Grundregel ist: Lächeln, lächeln, lächeln. Der Gewinner, Thomas Sommer, patzte auch noch gewaltig. Wie der Food Fotograf Johann Wilsberger ins Mikrofon raunte, hätte er ihn niemals gewinnen lassen, weil Sommer einen Barolo im Burgunderglas servierte.

Jürgen Fendt schenkt ein

Der Direktor des Hotels Burg Schwarzenstein, Dirk Teigelkamp, begrüßte zu diesem Ereignis 160 Gäste, was den Saal bis zum Anschlag füllte. Es wurden aber nicht nur der Saal und die Weingläser gut gefüllt, zum Preis von 250 € gab es zudem ein 4-Gänge-Menü von den Sterneköchen Juan Amador (Amador, Langen), Klaus Erfort (Gästehaus, Saarbrücken), Thomas Bühner (La Vie, Osnabrück) und Sven Messerschmidt (Burg Schwarzenstein, Johannisberg). Pavé von der Gänsestopfleber mit Holunderblüten, Quittencreme und Joghurtflocken (Erfort) war hochsolide Klassik, das Dessert aus Rhabarber, Waldbeeren und weißer Schokolade ein feines aromatisches Sommergericht (Messerschmidt). Thomas Bühner irritierte mit dem Gericht (keine) Bouillabaisse aus Calamari, Knurrhahn, Anchovis, Rucolacreme und Safrankartoffel. Der Hinweis auf „keine“ war ebenso unschlüssig wie die ganze Kombination. Höhepunkt des Abends und das mit Abstand beste Gericht war die mitreißend gewürzte Mieral-Taube mit Kokos, Mango und Purple Curry von Juan Amador. Die agierenden Köche arbeiten normalerweise am Abend mit höchstens 40 Gästen, nun hatten sie gleich 160 Portionen über den Pass zu schicken. Eine ganz andere Situation, die insgesamt aber mit Bravour gemeistert wurde. Die aufgetischten Weine waren für sich und auch gemeinsam mit dem Essen suboptimal.

Lafer, Sommer, Jauch in Feierlaune

Der zum ersten Mal organisierte Wettbewerb „Bester Sommelier Deutschlands“ wird zwar von der Hotelvereinigung Relais & Châteaux ausgeschrieben und gemeinsam mit der Sommelier-Union Deutschland veranstaltet, doch ist die Mitgliedschaft in diesen Gruppen keineswegs eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme. Thomas Sommer ist zumindest für zwei Jahre „Bester Sommelier Deutschlands“, dann wird der Wettbewerb erneut ausgeschrieben und ein neuer Sommelier gekrönt. Die bisherigen Teilnehmer sind dabei nicht ausgeschlossen und dürfen auch wieder antreten. Was Lena beim Song Contest darf, soll eben auch in der Gastronomie möglich sein.

LF

 

Fotos: Markus Hildebrand

 




Brandaktuell: Edelbrenner Dirker schenkt Neues ein

 

Hochgeistiges in Flaschen

 

Arno Dirker ist ein Wunderwuzzi, er destilliert aus Wildbirnen, Feldzwetschgen, Erdbeeren oder Grapefruit die feinsten Brände und Geiste, erzeugt saftige Apfelweine sowie einen leckeren Holunderblütensekt, überrascht mit Gelee aus Mostbirnen und Konfitüre aus Elsbeeren und lässt seine Schnäpse auch noch in Trüffel füllen.

Bei Arno Dirker bewegt man sich genau auf der Grenze zwischen Bayern und Hessen (Pass ist nicht erforderlich, Sprachkenntnisse von Vorteil). Es gab hier ja tatsächlich die Posse, dass der renommierte Brenner beinahe sein angestammtes Terrain mit Brennhaus verloren hätte, weil die Behörden ihn auf bayerischem und nicht hessischem Gelände sahen und somit als „illegal“ einstuften (detaillierte Erklärungen bleiben erspart und würden nur in den Wahnsinn treiben). Jedenfalls darf der Franke Arno Dirker weiter auf seinem hessischen Ausfallzipfel brennen und nahm auch diese gute Nachricht als Anlass für ein großes Fest, zu dem über 1000 Gäste kamen.

Brennhaus von Arno Dirker

Der Obsthof und die Brennerei gerieten zu einem Festgelände. Der Culture Club in Hanau verwandelte Dirkers Brände in Cocktails, worauf sich das Lokal schon länger versteht. Mit von der Partie war auch der Landgasthof Behl mit Spanferkel und Kartoffelstampf, Apfelbratwurst oder Presskopf mit Gewürzgurken und Bauernbrot. Andere befreundete Produzenten waren ebenfalls mit Räucherfisch, Weinen, Obst und Pralinen vertreten. Ein Besuch Arno Dirker ist brandgefährlich, denn all seine Produkte erzeugen Neugierde und Lust. Es ist gut, sich einen Fahrer anzuheuern oder ein Bett in der Nachbarschaft zu buchen (Adressen finden sich auf der Brenner-Webseite).  

 

Elixiere für Feintrinker

 

Schnaps war lange Zeit nicht viel mehr als fuselige Konterbande aus Opas Alchimistenkeller. Längst ist daraus ein Elixier für Feintrinker geworden. Vor allem, wenn man es mit so virtuos gemachten Obstbränden wie denen von Arno Dirker aus Mömbris zu tun hat. Bei speziellen Schaubrennabenden können Gäste während eines Essens miterleben, wie ein solches Destillat entsteht. Das Schnaps-Menü im Landgasthof Behl im benachbarten Blankenbach ist ein guter Beweis dafür, wie erfolgreich man in der Gastronomie mit regionalen Ideen und wahrer Handwerkskunst sein kann.

Arno Dirker mit seinen Lieblingen

Kirsche, Pflaume, Mirabelle, Holunder – in der Schnapsmanufaktur von Arno Dirker im unterfränkischen Mömbris riecht es nicht nach Alkohol, sondern nach einem Konzentrat aus Früchten. Der 48 Jahre alte Brenner, der zu den besten seiner Zunft in Europa gehört, zieht aus seinem Kupferkessel hochwertige Destillate und keine groben Geiste, die übel im Kopf herumspuken. Die Kunst des Schnapsbrennens besteht darin, die Feinheiten der Duftstoffe und den Fruchtgehalt des jeweiligen Ausgangsproduktes herauszudestillieren. Ein guter Obstbrand darf weder parfümiert schmecken noch ätzend kratzen und sollte extraktreich, weich und rund sein. Die Qualität beginnt bereits bei der Auswahl des Obstes, das reif und sauber sein muss und ohne Stiele und Blätter in den Brenner zu kommen hat. Die Maische aus reinem Fruchtfleisch wird bei Arno Dirker in einen Kupferkessel gefüllt, der für 350 Liter ausreicht. Kupfer ist wichtig, weil es als Katalysator für Blausäure wirkt, wie sie beispielsweise bei der Verarbeitung von Kirschkernen entstehen kann. Das aus dem Kessel fließende Destillat hat noch ein Alkoholvolumen von 80 Prozent und wird auf eine Trinkstärke von 40 bis 50 Prozent reduziert, wozu reines destilliertes Wasser notwendig ist. Dirkers Edelbrände werden nicht aufgezuckert, enthalten keine Aroma- und Farbstoffe und sind hundertprozentige Fruchtdestillate ohne Zusätze von Monopolsprit oder Weingeist. Nach den herrschenden EG-Richtlinien beileibe keine Selbstverständlichkeit.

Dirkers Schlehe

Legendär sind Rote Wildkirsche, Quitte, Traubenkirsche und Weinbergspfirsich. Das nach Kirsche, Zimt, Vanille und Schokolade duftende Steinweichselkirschwasser ist längst Kult, wobei auch  die zwei Jahre im Holzfass gelagerte Fränkische Feldzwetschge durch ihr dichtes Aroma gefällt. Raritäten wie die Brände vom pflaumenblättrigen Wildapfel, der Zitronenbirne und der Zierquitte sind stets schnell vergriffen, für den höchst raren Mispelbrand kamen Kenner bis aus Wien angereist. Dirkers brandaktuelle Stoffe zeigen ebenfalls Klasse, etwa der viskose Grafensteiner Apfelbrand, der neben schönen Apfelaromen zarte Nuancen von Pfirsich freisetzt. Dirker hatte Anfang des Jahres die schöne Idee, seine neuen Kreationen monatlich im 0,2 l Fläschchen an die Gastronomie zu schicken, wobei er dieses Abonnement sicher auch in seinem Online-Shop für allen anderen zu einem Pauschalpreis anbieten könnte, zumal die Flaschengröße für einen solchen Digestif optimal ist.

Über 50 Destillate und andere Erzeugnisse warten in Dirkers wundersamen Hexenkesselstübchen im dörflichen Mömbris. Mann kann seine erstklassigen Schnäpse in vielen Spitzerrestaurants bekommen. Für kleine Gruppen ab zehn Personen arrangiert er auch Seminare in seiner guten Stube mit Hausmacher Wurst, selbst gemachtem Apfelwein und einem ausgesuchten Sortiment an Schnäpsen. Ein besonderes Erlebnis sind außerdem seine Brennabende in der Destille im Hotel Brennhaus Behl, wo er mit Feuer im Blick am kupfernen Brennkessel anschaulich erklärt, wie aus einem unschuldigen Obst ein verführerischer Trunk werden kann. Zusammen mit dem Gastronomenpaar Beate und Gerhard Behl wird hier zu moderaten Preisen gezeigt, wie sinnvoll die viel strapazierte Erlebnisgastronomie sein kann, wenn sie zu allen Tafelfreuden auch noch Informationen zu vermitteln versteht und so nebenbei den Wissensdurst stillt.

LF

Arno Dirker, Mömbris, Alzenauer Str. 108

Brennerei-Hotel und Landgasthof Behl

Tel. 0 60 29 77 11. www.dirker.de

Hotel Brennhaus Behl, Blankenbach (bei Aschaffenburg), Krombacher Str. 2. Tel. 06024 47 66. www.behl.de

Die nächsten Brenner-Abende mit Degustationsmenü im Landgasthof Behl in Blankenbach finden am 3. Juni und am 24. September statt.




Der Soßen-Preis geht an den Tigerpalast

Gewinner und Highlights des Festivals in Frankfurt

Gewinner beim diesjährigen Festival der Frankfurter Grünen Soße wurde der Tigerpalast. Platz 2: Meyer´s Delikatessen, Platz 3: Apfelweinlokal Wagner. Im letzten Jahr gewann Jörg Ludwig (Gerbermühle, Roomers).  Für unseren Geschmack war die Grüne Soße vom Tigerpalast zu säuerlich, während die von Meyer´s und noch ein klein wenig mehr die von Wagner besser und harmonischer ausfiel. Sehr gut geriet auch die Grüne Soße der JVA Frankfurt (Justizvollzugsanstalt alias Knast), die jedoch nur als Tagessieger hervorging. Das Showprogramm war unterhaltsam, die Präsentation professionell.

Das Festzelt am Rossmarkt war allabendlich gut gefüllt, die Markstände vor der Tür hätten mehr Beachtung verdient gehabt. Allein die Fleischwurst von der Metzgerei Baumann aus Hain-Gründau bei Gelnhausen war den Besuch wert – fleischig, würzig, beste Konsistenz, ein Weltklasseprodukt. Dirk Baumann servierte sie mit sehr guter Frankfurter Grüner Soße und überraschend guten Kartoffeln (Portion 6,50 €). Diese Fleischwurst wurde Sieger beim Wettbewerb unter den besten hessischen Fleischwürsten, bei denen 310 Sorten zur Wahl standen. Bei Happel´s Käsestand gab es eine ausgezeichnete Auswahl, auch der schön durchgezogene Handkäs überzeugte. Allein schon optisch sympathisch ist der Stand von „Reichs-Post Bitter“ mit knallrotem Oldtimer. Der Bad Homburger Bitterlikör wurde 1843 als Marke gegründet und besteht aus 43 natürlichen Kräutern, Blüten, Wurzeln und Gewürzen (Ginseng, Rosmarin, Salbei, Ingwer, Pomeranze, Bitterklee, Tausendgüldenkraut, Krauseminze). Das Plakat dazu ist kunstvoll.

Feststimmung mit Grüner Soße

Eine besonders sympathische Entdeckung war das Weingut Peth-Wetz aus Bermersheim in Rheinhessen. Christian Peth ist beim Festival mit einer Holzhütte und einem guten Sortiment vertreten. Riesling und Sekt sind eine Empfehlung, aber auch die Rotweine. Ob Spätburgunder oder die Assemblage aus verschiedenen Roten – alles zeigt eine deutliche Handschrift, schöne Frucht und feine Aromen. Selbst der Rosé offenbart Statur und noch mehr der Clairet – in diesem Fall ein leichter Roter, den man gekühlt genießt (im James Bond Film „Diamantenfieber“ wurde er bevorzugt getrunken). Die zwei 2 € dafür waren ein Geschenkpreis.

Die Frankfurter Gastronomie hat diese Weine noch nicht entdeckt. Dafür aber ein Kölner Musiker: Helmut Zerlett, der die Harald Schmidt Show musikalisch begleitet, wird beim Weingut Peth-Wetz ein Praktikum absolvieren und im Weinberg arbeiten. Zerlett besuchte auch persönlich den Stand und war vom Markt und der Qualität begeistert.




Die wahrscheinlich beste Koch-Show der Welt

The Flying Culinary Circus

 

Während uns das deutsche Fernsehen mit müden Kochshows langweilt, gibt es mit dem international auftretenden Flying Culinary Circus eine wirklich witzige und talentierte Truppe, die weit mehr auf der Pfanne hat: Power, Naturcharme und Comedy in einem. Die kulinarischen Fab Four machen TV-Shows, werden von Prominenten, Hotels oder Eventagenturen gebucht und sind derzeit Norwegens lustigster Exportschlager.

FCC mit Sarah Ferguson

Kaum jemand versteht Küche und Entertainment so gut zu kombinieren und zu präsentieren wie dieser kulinarische Zirkus. Die Show-Elemente sind angenehm dosiert, es geht vor allem um Geschmack und die die unterhaltsame Präsentation von Gerichten, dessen Grundlagen und Rezepte ebenso salopp wie fundiert vermittelt werden. „Wir sind dir verrücktesten aller Köche und fühlen uns wohl dabei“, sagen die Vier: Trond Svendgard, Hans Kristian Larsen, Mathias Spieler Bugge, Tor Jorgen Kramprud Arnesen. Jeder von ihnen ist Spezialist und hat seinen Part: Trond ist Fisch- und Seafood-Experte und wurde in Bodø im Norden Norwegens geboren, dem Fisch-Paradies des Landes. Hans ist Carnivore und als gelernter Metzger messerscharf auf Fleisch eingestellt. Er arbeitete im Bagatelle in Oslo, dem ersten zwei Sterne Restaurant von Norwegen. Dort war sein Chef ein hünenhafter Wikinger – der 2,20 Meter große Eyvind Hellstrom, ein alter Kumpan von Paul Bocuse. Mathias wiederum liebt Saucen und Suppen, arbeitete im Burj al Arab Dubai und im Raffles Singapore und ebenso im Bagatelle. Gärtnersohn Tor versteht sich auf Kräuter und Gemüse. Diese vier wunderbaren und wunderlichen Charaktere sind die erste Küchen-Rockband der Welt.

Die Chefs des Flying Culinary Circus

Den ersten gemeinsamen Auftritt als Flying Culinary Circus hatten die vier Köche  im Central Park in New York, wo die norwegische Botschaft feierte. Dabei entdeckten sie, dass sie sich sehr gut in ihren unterschiedlichen Fähigkeiten ergänzen und zusammen eine großartige Stimmung erzeugen können. Den Gästen gefiel es, sie wurden direkt für eine private Feier in eine Villa in den Hollywood Hills gebucht, zu der sie spontan weiterflogen. Im Laufe der Jahre entwickelten sich viele internationale Kontakte, die den Flying Culinary Circus mittlerweile in 40 Länder der Welt gebracht hat und ihn zur einzigen konstant reisenden Kochgruppe der Welt machte.

FCC in Dubai

Die muntere Truppe kochte bei Partys von Shakira, Michael Bublé, James Blunt, Will Smith, den Black Eyed Peas, Sarah Ferguson oder Kronprinz Haarkon und Mette-Marit von Norwegen. Bei ihren Shows stecken sich die Köche in Brand, biegen im Handumdrehen Gabeln, lassen Salz vor den Augen verschwinden oder zaubern unter der Cloche aus Eiern in Sekunden Pfannkuchen. Diese zirzensischen Effekte tragen zur guten Stimmung bei und sollen die eigentliche Botschaft amüsant rüberbringen: Kochen ist Leidenschaft, Geschmack ist sexy. Dem Namen entsprechend serviert der „Fliegende kulinarische Zirkus“ auch schon mal fünf Gänge in einem Spezialkran in 30 Metern Höhe. Beim dramatischen Ibsen-Menü wurde Elch serviert und bei Party-Girl Dita von Teese gab es blaue Gerichte zum blauen Outfit der Gäste. Die Küchen-Shows haben meist ein Thema, sind aber nicht programmiert und lassen den brutzelnden Entertainern Spielraum für Improvisation. Die fliegenden Köche arbeiten für zwei und für zweihundert Gäste. Für die Rich & Famous und alle anderen, die sie suchen und buchen.

Die fliegenden Köche lassen nichts anbrennen

Die Köche versuchen auf ihren Reisen viel über regionale Rezepte und Spezialitäten zu lernen, um all das in ihre eigenen Menüs mit einfließen zu lassen. Sie lieben selbstredend die traditionellen norwegische Gerichte, aber auch die asiatische Küche. Generell sind sie Liebhaber von norwegischem Fisch, den sie als den Besten der Welt bezeichnen. Ihre Gerichte changieren zwischen traditionell und schräg. Die Sülze aus Wachtel mit Foie Gras, Aprikosen, Pistazien und Artischocken gehört zu den originellen Vertretern der fliegenden Köche. Ebenso spannend wird es mit dem norwegischen Lachs mit Meerrettichcreme und Zwiebelvinaigrette, weil der Lachs auf dem Teller geräuchert wird – mit einem handtellergroßen Gun Smoker. Weitere Beispiele aus der Küche: Thai-Salat mit Mango, Cashewnüssen und Tempura- Prawns; Suppe aus Miesmuscheln und Jerusalem-Artischocke mit Petersilienwurzel; eiskalter Rhabarber mit Birnen und Ingwercreme; nordischer Ziegenkäse mit saurem Spargel und Rosinenvinaigrette

Der Flying Culinary Circus (www.fccircus.com) will unbedingt nach Deutschland kommen: „Dort haben wir bisher in der norwegischen Botschaft in Berlin und für eine Adelsfamilie in Bayern gekocht. Unser Manager Tim Ahmann kommt ursprünglich aus Deutschland, wir wären gerne häufiger dort zu Gast – besonders in der kulinarisch spannenden Rhein-Main-Region“, meint Trond Svendgaard vom Küchen-Zirkus. Norwegian Wood war schon ein Hit, jetzt auch Norwegian Cook.

Peter Lunas

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Kultur mit Geschmack

Wo Küche und Kunst zusammenkommen

Bei diesen Terminen kommen kulturinteressierte Gourmets auf den Geschmack:
Essbares Fichtelgebirge, Wildkräuter-Köche tischen Regionales auf. Götterdämmerung mit König-Ludwig-Kochkurs am Chiemsee. „Der blaue Reiter“, Galerie mit Küche. 

 

                                                                                                                                                                                           

Essbares Fichtelgebirge

Das größte Felsenlabyrinth Europas ist zugleich Deutschlands älteste Naturbühne. Vor dieser einmaligen Kulisse finden vom 24. Mai bis zum 22. August 2011 die Luisenburg Festspiele statt. Mit Premiere im August werden auch „Die Fledermaus“ von Johann Strauß und Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“ aufgeführt. Wer nach dem Spektakel die kulinarischen Köstlichkeiten der Region genießen will, ist bei den 16 zertifizierten Wild-Kräuter-Köchen willkommen, die sich im Programm „Essbares Fichtelgebirge“ zusammengeschlossen haben. Sie verarbeiten natürliche Produkte aus Wald, Wiese und Wasser und servieren sie als typische Wild-Kräuter-Gerichte der Region. Details unter www.luisenburg-aktuell.de und www.essbares-fichtelgebirge.de.

 

Die Lieblingsgerichte König Ludwigs II.

Vom 14. Mai bis 16. Oktober dreht sich in der oberbayerischen Region Chiemsee-Alpenland alles um den „Märchenkönig“. Anlässlich des 125. Todesjahres des „Kini“ gibt die Bayerische Landesaustellung in den Räumen des Schlosses Herrenchiemsee mit der Ausstellung „König Ludwig II. – Götterdämmerung“ einen ungewöhnlichen Einblick in das Leben des Monarchen. Dazu können sich in Bernau Feinschmecker die Lieblingsgerichte des berühmten Bayern-Königs beim König-Ludwig-Kochkurs „Königlich Kochen“ auf der Zunge zergehen lassen. Termine: 19. Mai, 05., 06., 16. Juni, 14. Juli, 18. August, 22. September 2011.
Weitere Informationen unter www.chiemsee-alpenland.de.

 

„Der Blaue Reiter“ kombiniert mit mediterranen Leckerbissen

Fünf Museen im Alpenvorland sind der Künstlergemeinschaft „Der Blaue Reiter“ gewidmet: Das Franz Marc Museum in Kochel am See, das Buchheim Museum in Bernried, das Stadtmuseum in Penzberg sowie das Schlossmuseum und das Münter-Haus in Murnau zeigen wichtige Werke, Wegbereiter und Weggenossen der Künstler. Wer nach der Museumstour Appetit auf mehr hat, findet in der Murnauer „Seidelstraße 4“ beides: Kunst und Essen. Neben internationaler Malerei und Bildhauerei, Fotografie und Objektkunst werden den Gästen dort mediterrane Leckerbissen serviert: Weine aus Italien, Frankreich und Spanien. Dazu passend gibt es Antipasti, Hors d’oeuvres und Tapas. Mehr zu den Museen und der Galerie & Cantina unter www.blauesjahr.de, www.murnau-galerie.de.




Russland essen Köche auf

Alain Ducasse eröffnet Restaurant in St. Petersburg

 

Kein Glück für Kreative in Moskau

 

Heinz Winkler hat es vergeblich versucht und auch Juan Amador ist an Moskau gescheitert. Der Drei-Sterne-Kollege Michel Troisgros konnte mit seinem Restaurant Koumir ebenfalls nicht Fuß fassen. Jetzt hat der Superstar unter den Weltköchen, Alain Ducasse, ein Restaurant in St. Petersburg eröffnet. Im „miX“ im Hotel „W“ wird mit russischen Produkten klassisch französisch gekocht. Aber nicht nur, Franzosen kommen nicht ohne Trüffel aus, weshalb es auch Dorade gibt, die mit Trüffel und Limone mariniert wurde. Rund 100 Gäste finden in dem neuen Restaurant Platz, wobei sie den Köchen bei der Arbeit zusehen können. Küchenchef Alexandre Nicolas arbeitet seit acht Jahren für Ducasse und ist mit dessen hohen Anforderungen und  klarem Stil bestens vertraut. Ducasse betreibt jetzt 28 Restaurants in acht Ländern auf der Welt. Das „W“ liegt im kulturellen Zentrum von St. Petersburg und verfügt über 137 Zimmer. Die vor zehn Jahren ins Leben gerufene Marke „W“ mit Sitz in New York ist die Nobellinie der Starwoodhotels mit Lifestylecharakter und modernem Design. Inzwischen gehören 36 Häuser in New York, Paris, London, aber auch auf der thailändischen Ferieninsel Ko Samui dazu.

Alain Ducasse

Doch Russland schöpft schon lange nicht mehr aus dem Vollen, Investoren sind wachsam geworden. Der Rubel rollt langsamer. Auch in Moskau. Von geplanten 16 Großbauprojekten, wie dem Russia Tower, wurden bislang fünf eingefroren. Das in unmittelbarer Nähe des Roten Platzes geplante Four Seasons Hotel sollte schon längst vor zwei Jahren eröffnen, ebenso überfällig ist das geplante Mandarin Oriental. Die Stadt wird jährlich von rund vier Millionen Besuchern belebt, wobei Deutschland den größten Anteil hat. Die relativ gute Belegung der Hotels ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass es insgesamt zu wenige Herbergen gibt. 200 Hotels bringen lediglich rund 35.000 Zimmer, von denen Schätzungen nach höchstens 8000 internationalem Standard entsprechen. Bis heute  gibt es gerade einmal eine Handvoll Luxushäuser, unter denen Ritz-Carlton und Baltschug Kempinski herausragen. Das 1905 erbaute Metropol, in dem schon Lenin logierte, wird inzwischen von Le Méridien betrieben und wirkt trotz schöner Fassade, Stuck, Marmor und antiken Möbeln beinahe unbewohnt und verschlafen. Die großen Hotels liegen alle in der Nähe des Roten Platzes und des Kremls.

W Hotel Terrasse

Moskau gehört zu den teuersten Metropolen der Welt. Die Stadt zeigt sich preislich auf dem Niveau von London, Paris oder New York, kann aber auf der Hotelebene bei weitem nicht mithalten. Es mangelt weniger an der Ausstattung und mehr an der Qualität und ganz besonders den Serviceleistungen. Die Zimmerpreise in der Luxusklasse bewegen sich zwischen 400 und 800 Euro, wobei man nun mit etwas Glück auch schon für 200 Euro Quartier beziehen kann. Die Restaurants waren noch nie so leer wie jetzt, die Hotelzimmer kaum günstiger.

Hotel Baltschug Kempinski Moskau

Das Baltschug Kempinski liegt zwar in der Nähe des Roten Platzes, wird aber vom Zentrum durch die Moskwa getrennt. Die Außenansicht ist imposant, schließlich wurde das altehrwürdige Haus 1897 noch unter dem letzten russischen Zaren erbaut. Von manchen der 230 Zimmer und Suiten blickt man auf den Kreml, den Roten Platz und die Basilius-Kathedrale. Das macht einen großen Teil der Stimmung aus, denn sonst erscheint das Hotel weit weniger beeindruckend. Wenn man etwas Bemerkenswertes an diesem Hotel feststellen kann, so ist es das Frühstück. Der Rest ist bestenfalls solider Durchschnitt. Vor langer Zeit hieß es einmal, dass 30 Millionen Euro zur Umgestaltung investiert werden würden. Entweder sind sie noch immer nicht geflossen oder sie haben wenig Wirkung gebracht.

Im Vergleich zu den anderen Hotels in Moskau schneidet das Baltschug Kempinski aber dennoch gut ab. Die gewachsene Tradition ist ein Trumpf. Und auch der Service erscheint erst im Lichte des Vergleichs als positiv. Man sieht kaum einen Kellner in dieser Stadt lächeln, beim Frühstück im Baltschug Kempinski aber schon. Eine solche Armada an frisch gepressten Säften, wie beim Frühstücksbuffet in diesem Hotel, gibt es zudem mehr als selten – Apfel, Melone, Karotte, Ananas, acht an der Zahl. Russischer Schaumwein, Blinis mit Forellenkaviar und Crème fraîche sowie sehr gute Eggs Benedict demonstrieren weit mehr als Standard. Das Frühstück ist jedenfalls seine 40 Euro wert. Ende des 19. Jahrhunderts war das Hotel nicht nur eine noble Herberge, sondern vermietete außerdem Appartements und Studios an Künstler. 1932 konnte man schon Gäste auf sieben Etagen unterbringen, wobei das Haus in Sowjetzeiten ein staatliches Intourist-Hotel war. Nach einer großen Renovierung wird das historische Haus seit 1992 als Hotel Baltschug Kempinski geführt, wobei die Gruppe zu einem Drittel zur Eigentümergesellschaft gehört.

Das ehemalige Restaurant von Heinz Winkler im Ritz-Carlton in Moskau

Baltschug-Direktor Gianni van Daalen, der das Hotel nach fünf Jahren verlassen hat, konnte sicher vieles verbessern. Doch kaum jemand kommt gegen den Moloch Moskau an, der durch Behördenwillkür, Bürokratie und Korruption das Leben schwer macht. Es ist auch kein Zufall, dass nicht wenige Hoteliers und Gastronomen nach anfänglichem Engagement einen Salto rückwärts machten und ihre Moskau-Pläne aufgeben mussten. Beispielsweise der Drei-Sterne-Koch Juan Amador, der in einer alten Villa in der Nähe des Roten Platzes ein Spitzenrestaurant etablieren wollte. Deutsches Know-how ist gefragt, wird aber auch gerne ausgenutzt. Ausländische Investoren sind willkommen, haben jedoch mitunter schnell ausgedient und müssen russischen Platz machen. 

Auch Hotelier und Spitzenkoch Heinz Winkler versuchte in Moskau sein Glück – sein Name stand über zwei Jahre hinter dem „Jeroboam“ im Ritz-Carlton, dem schicksten Restaurant im mondänsten Hotel der Stadt.  Die Zusammenarbeit wurde indes beendet und das „Jeroboam“ geschlossen. Dennoch hat derzeit kein Hotel mehr Glanz zu bieten als das Ritz-Carlton. Hier ist Moskau so wie man es sich vorstellt: Neureich, glitzernd, pompös, einfach Größeniwan. Bei Pomp und Plüsch treffen sich Petro-Scheichs und Rubel-Oligarchen und versinken in samtigen Fauteuils. So richtig prickelnd finden dies aber offenbar nicht allzu viele. Das Hotel könnte jedenfalls besser besucht sein. Die Preise von 768 bis 846 Euro für die Zimmer wirken auch nicht unbedingt einladend. Die Ritz-Carlton Suite ist mit 237 Quadratmetern etwa fünfmal so groß wie die Standardzimmer und verlangt nach 9.572 Euro. Derzeit gibt es kein größeres Luxuszimmer in Moskau. Mit etwas Glück kann man aber ein Zimmer am Wochenende schon für 330 Euro bekommen. Ohne Frühstück.

Ex-Restaurant Jeroboam von Heinz Winkler

Die bislang teuerste Hotelstadt der Welt musste aber umdenken und hat die Preise spürbar gesenkt. In einigen Fällen macht dies fast 40 Prozent aus, womit die Durchschnittsrate in der Stadt auf 164 Euro gedrückt wurde. Dafür haut man mit dem teuersten Frühstück der Welt auf den Putz. Für rund 1000 Euro dürfen sich Gäste an Wagyu-Beef, Foie Gras-Pastete, Beluga Caviar, Trüffel-Omelett und Champagner à discrétion erfreuen. Das feudale Zaren-Frühstück wird von der russischen Society ganz gut angenommen. In dem 2007 eröffneten Ritz-Carlton glamourt es jedenfalls gehörig. Dazu passt auch das weibliche Personal im Modelformat. Die 334 Zimmer sind so nobel ausgestattet, wie man das von Ritz-Carlton erwartet. Besonders wirkungsvoll aber sind jene mit Aussicht auf den Roten Platz. Die Dachgarten-Lounge im zwölften Stock ist in vielerlei Hinsicht der absolute Höhepunkt. Das üppige Panorama mit Rotem Platz und Kreml wäre auch von ein paar Gartenstühlen aus beeindruckend. Doch wurde ein optisch reizvolles Lokal aus Glas, Stahl, weißem Leder und kaffeebraunem Holz aus Westafrika geschaffen, in dem Vodka-Cocktails, Sushi sowie Fisch und Steaks vom Grill serviert werden.   

Roter Platz in Moskau

Moskau hat viel zu bieten, allein der Rote Platz inszeniert sich wie ein pompöses Schauspiel. Dass man unmittelbar am Lenin-Mausoleum einmal lässig Prosecco trinken und westliche Atmosphäre inhalieren kann, hätte zu Sowjetzeiten niemand für möglich gehalten. Gemessen an der touristischen Bedeutung ist die mit über zehn Millionen Einwohnern größte Stadt Europas aber noch in der Entwicklungsphase – bislang sind nur die Preise ganz oben angekommen. Dies drückt sich am deutlichsten in den Taxitarifen aus. Für eine Fahrt vom Roten Platz bis zum sehr nahen Café Puschkin, die keine vier Minuten benötigt, zahlt man 23 Euro. Wenn man Pech hat oder nicht aufpasst, sogar das Doppelte. Die meisten Taxameter sind frisiert, einen seriösen Fahrer zu finden ist nur schwer möglich. Auf diesen Straßenraub angesprochen, meinte der Concierge vom Baltschug Kempinski achselzuckend, dass dies für Moskau normal sei. Wenn solche kriminellen Auswüchse jedoch nicht unterbunden werden, wird Moskau Besucher abschrecken, was die Zeiten auch für Hotels und Restaurants noch schwerer macht.

LF