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Champagner: Das Beste für die Feste

Favoriten & Trends

 

Ludwig Fienhold & Team

 

Der Trend zu kleinen Champagner-Winzern, die meist viel Qualität und Individualität zum angenehmen Preis bieten, bleibt auch für das neue Jahr bestehen. Veuve Fourny, Geheimtipp, Newcomer und einer unserer Favoriten, verbindet auf sehr elegante Weise die Tradition eines kleinen Betriebs mit der mondänen Art großer Weltklassekellereien. Pure Sinnlichkeit, drahtige Spannung, Erfrischung auf höchstem Niveau.

Neben dem Trend zu Champagner-Winzern, verstärkt sich auch der Hang zu Bio-Erzeugnissen und Rosé-Champagner. Anselme Selosse, den man vor zwanzig Jahren noch zur heranwachsenden Avantgarde zählen konnte, ist längst eine etablierte Bio-Kellerei mit Spitzenpreisen. Zu den Besten in diesem Genre zählen zudem Fleury, Larmandier-Bernier, Francis Boulard und Dominique Moreau. Von Drappier gibt es einen Brut Nature ohne Dosage mit nur 2 Gramm Restzucker. Rosé-Champagner, einst als feminin belächelt, haben sich durch eine Qualitätsoffensive durchgesetzt. Zu verdanken ist dies Marken wie Billecart-Salmon, Bollinger oder De Sousa.

Das Trio triumphale heißt: Salon, Krug, Roederer Cristal. Es gibt gerade unter den Köchen nicht wenige, die nur Krug trinken. Diese Krugisten muss man nicht bedauern, aber sie sollten ruhig mal nach anderen Perlen tauchen. Der Vorteil von Krug ist, dass er immer schmeckt, selbst in der Küche so nebenbei beim Kochen. Krug ist so präsent, dass man ihn nicht überschmecken kann. Salon ist subtiler und das Allerbeste für Feintrinker. Dies erfordert aber etwas Ruhe und Besinnlichkeit und kein Feuerwerk.

Ein Champagner für Kenner, die sich nicht um Etiketten und Trends scheren, ist Pierre Gimonnet. Der große Blanc de Blancs Klassiker ist seinem unverwechselbarem erfrischenden Stil stets treu geblieben und bietet das wahrscheinlich beste Preis-Geschmacksverhältniss von allen. Der Cuis 1er Cru ist als Basis schon unsagbar gut und wird durch den Fleuron und den Special Club Millesime de Collection noch gehörig getoppt.

Fleury war schon ein Bio-Betrieb bevor dies zu einer gewissen Modeerscheinung wurde. Seit 1989 bewirtschaftet man biodynamisch und erzeugt herausragende Champagner, die das Etikett „Moderne Klassik“ tragen könnten. Klar, reintönig, präzise und komplex – geht mehr? Noblesse mit Tiefgang bietet der „Robert Fleury“ 2004. Die reifen Aromen von Früchten, der zarte Karamellton und die dezente Vanille werden durch feine Würze, Mineralität, Zitrus und eine frische salzige Brise diffundiert, was animierend wirkt und auch noch nach dem dritten Glas nicht satt macht. Für 48 Euro wird man in dieser Klasse kaum etwas Besseres finden.

Unter den kleineren Champagner-Winzern vermag man die meisten Entdeckungen zu machen. Diese Namen sollte man sich dabei merken: Larmandier-Bernier, Doyard, Bedel, Vadin-Plateau, Barbichon und Bergeronneau-Marion. Die Avantgarde weist den Weg zu einem allgemeinen Trend: Schlank statt barocke Fülle, trockene Frische und Mineralität statt eindimensionaler Süße.

Unbedingt beachten: Champagner ist in erster Linie ein Wein und benötigt wie dieser viel Luft zur optimalen Entfaltung, 20 Minuten Geduld sollte man schon haben. Das letzte Glas schmeckt ohnehin immer am besten. Große Champagner sperrt man nicht in schmale Kelche oder gar Flöten ein, Burgunderweingläser sind die weit bessere Wahl.

 

CHAMPAGNER TOP 20

 

Salon

Subtiles Meisterwerk: So viel Finesse, diskreten Charme und schwebende Leichtigkeit wie beim Jahrgangschampagner 2002 und 2004 sowie aktuell 2007 erlebt man selten. Die Aromen von Citrus, Birne und Mandel flirren, der für die Kreideböden durchaus typische Ingwerton ist nur hauchzart präsent. Weniger Brioche im Geschmack, mehr die von Proust verewigten Madeleines. Die dichte Perlage und ihre winzigen schnellen Bläschen entfalten im Mund sofort schmeichelndes Wohlgefühl und eine delikate Aromatik, die leicht salzig hinterlegt ist und ungemein animierend wirkt. Selten war ein reiner Chardonnay-Champagner so feinsinnig, raffiniert und filigran. Ein Jahrhundert-Champagner. Preis: ca. 400 – 500 €.

 

Krug

Die Legende: Krug ist der König Artus unter den Champagner, ein weiser, ritterlicher und einzigartiger Charakter. Intelligente Kraft paart sich mit feinsinniger Leidenschaft. Ein Champagner, den man wegen seiner starken Persönlichkeit unter 1000 verschiedenen Sorten stets leicht herausfinden könnte. Kein Alltagschampagner, aber einer, den man sich gerne jeden Tag gönnen würde. Der Krug Vintage ist ein Monument, geprägt von großer Harmonie, ausdrucksvoll, aber nicht laut. So etwas Grandioses hat seinen Preis und kostet im Schnitt 200 Euro. Aber auch die Grande Cuvée Krug ist famos: Cremige Textur, elegante Würze aus Nüssen und Früchten, schöne Röstnote. Preis: 179 €.

 

André Clouet

Eine der spannendsten Entdeckungen in der Champagne ist André Clouet, der bislang nur in der Fachwelt bekannt ist. Wir sind nahezu vom ganzen Sortiment begeistert, das preislich von 29 bis 400 € reicht, wobei bereits der lukrative Einstiegschampagner fabelhaft ausfällt. Der junge selbstbewusste Champagnerwinzer sieht sich unter den Top Five, was keineswegs übermütig erscheint. Die Grande Reserve Bouzy Grand Cru (Pinot Noir) ist für uns der preiswerteste Einstieg in die Welt der erstklassigen Champagner (29,80 €). Feinste Perlage, dichte Cremigkeit, Briochenote zum Anbeißen, frisch-fruchtige Aromen von Apfel und Birne mit einem nussigen Touch. Es ist aber vor allem diese süffige persistente Mousseux, die zum ewigen Weitertrinken anregt.

 

Leclerc Briant

In er Champions League spielen die Champagner von Leclerc Briant, von denen einige absolutes Weltklasseniveau erreichen. Und das bei Preisen, die man gerade in dieser Liga als moderat empfinden muss. Die Champagner begeistern durch eine vibrierende Mineralität und Dichte, die den Gaumen flutet. Konstante Perlage, feine Cremigkeit, leise Aromatik. Champagner zum Anbeißen. Jede Flasche eine Persönlichkeit. Reserve Brut, Rosé Extra Brut und Premier Cru Extra Brut – einer besser als der andere.

 

Drappier

Michel Drappier aus Urville hat mit seiner Prestige-Cuvée Grande Sendrée einen wunderbar barocken Wonneproppen geschaffen. Der bernsteinfarbene Grande Sendrée 2010 Extra Brut ist ein grandioser Stoff: saftig, straff, frisch, mit delikater Würze und Röstaromen sowie einem raffinierten Geschmack von Salzkaramell. Ausschließlich aus der Lage Sendrée, der Liqueur de Dosage reifte 15 Jahre im Holzfass.

 

Dom Pérignon

Der berühmteste Champagner der Welt ist zwar nicht zwangsläufig auch der Beste, ragt aber stets mit einigen Jahrgängen monumental hinaus.1988, 1990 und 2002 gehören zu den absoluten Spitzen, der aktuelle Jahrgang 2008 ist aber ebenfalls ein Komet. Kraftvoll, große Dichte, sphärische Perlage, geröstete Haselnuss, etwas Zitrusfrische. Imperiale Geschmacksfülle. Preis: ca. 180 €.

 

Philippe Gonet

Wunderbarer Winzer-Champagner: Nicht selten entdeckt man unter den unbekannten Champagnerwinzern eine Perle. Etwa den Blanc de Blancs Grand Cru Roy Soleil von Philippe Gonet, dessen Grundweine teilweise in gebrauchten Eichenfässern reifen, was in der Champagne ungewöhnlich ist. Bestes Lesegut aus der Grand Cru Lage Le Mesnil. Dieser cremige und opulente Gonet duftet delikat und schmeckt ziemlich sexy. Bauchiges Glas benutzen. Preis: ca. 36 €.

 

Billecart-Salmon

Billecart-Salmon ist grundsätzlich eine gute Wahl, doch der Brut Rosé hat einfach einen umwerfenden Charme und umgarnt durch ein Bukett von schwarzen Beeren und roten Früchten. Er ist wunderbar frisch und dezent fruchtig, eine dichte Perlage macht den Rosé zum feinen Gaumenschmeichler (ca. 50 €). Gerade an der Basis erweist sich die wahre Qualität, wie bei jedem Winzer: Der Billecart-Salmon Brut Reserve ist von einer Frische und Finesse, wie sie nur wenige Champagner auszeichnet. Und das zu einem Preis von ca. 37 €. Aus der Magnum schmeckt dieser Champagner noch einen Schluck besser. Auch die lange gereiften Champagner des Hauses, die bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts gut trinkbar zurückreichen können, sind von diskreter Feinheit. Billecart-Salmon war nur wenigen Insidern bekannt, bevor ihn vor über drei Jahrzehnten die Schwarzwaldstube in der Traube Tonbach als eines der ersten Spitzenrestaurants in Deutschland als Hauschampagner servierte.

 

Veuve Fournay Grande Reserve Brut

Es perlt so fein im Glas, das man erst einmal etwas länger zuschauen möchte, wäre da nicht die Lust auf den ersten Schluck. Der Champagner Grande Reserve Brut 1er Cru von Veuve Fourny packt genau mit jener Finesse und Frische zu, die man von einem sehr guten Champagner erwartet. Durch seine geschmeidigen Cremigkeit döst er nicht in der Mundhöhle, sondern bewegt sich elastisch beschwingt wie eine Cancan-Tänzerin und belebt die Sinne. Dabei wirkt die elegant kalibrierte Cuvée aus Chardonnay und Pinot Noir von Premier Cru und Grand Cru Lagen rund um Vertus, in Nachbarschaft zum berühmten Le Mesnil-sur-Oger, sehr entspannt und ausgeglichen. So viel Finesse und Charakter muss den Preis von 35 € als erstaunlich empfinden lassen.

 

Le Brun de Neuville, Authentique Assemblage Brut

Ein Geheimtipp, der wir ganz leise weitergeben. Die Grundweine für diese Assemblage aus Chardonnay und Pinot Noir reifen 5 Jahre auf der Hefe, damit ein hochfeiner Champagner daraus werden kann.  Nach der alten und vergangenen Tradition Dom Pérignons wird die Flasche zur Hefelagerung mit einem Naturkorken verschlossen und durch einen Metallbügel (Agraffe) gesichert. Über den Naturkorken findet in der Flasche eine Mikrooxidation statt, die den Reifungsprozess so positiv beeinflusst, dass der Champagner feiner, cremiger und komplexer wird, als Champagner, die zur Reifung mit Kronkorken versehen werden. Das muss nicht immer der Fall sein, ist aber bei dieser wunderbaren Assemblage unverkennbar zu erleben. Dazu ist deutlich mehr Handarbeit erforderlich, weshalb nur erstklassige Champagner auf diese Weise erzeugt werden (etwa auch Bollinger). Der Authentique von Le Brun de Neuville ist sanft und geschmeidig. Die Aromatik aus Frucht, Gebäck, Bisquit und Birne wird von leichter Zitrusfrische und dezenter Salzigkeit begleitet sowie von einer hauchzarten moblen Firnis beseelt. Großartig. 45 €.

 

Pierre Gimonnet

Chardonnay-Klassiker: Didier Gimonnet ist ein Meister des Blanc de Blancs. seine Chardonnay-Perlen sind temperamentvoll unbekümmert und so voller leichter Lebhaftigkeit, dass man mit jedem Glas Lust auf das nächste bekommt. Seidige Mousseux, kühle Stilistik und dezente Zitrusfrische zeichnen den Champagner Cuis 1er Cru Blanc de Blancs aus, und das für sympathische 29 €. Die Familienkellerei kann sich bester eigener Lagen in Cuis bei Epernay bedienen, viele große Champagnerhäuser kaufen indes bei Winzern ein. Der noch speziellere Fleuron (39 €) von Gimonnet besticht mit Frische, Frucht und Finesse. Dieser saftige Champagner duftet nach Aprikose, Limone sowie Minze und wird von einem Hauch Röstaromen unterlegt. Gimonnet ist eines der absoluten Lieblingsgetränke von Champagner-Fex Eckart Witzigmann.

 

Fleury

Fleury war schon ein Bio-Betrieb bevor dies zu einer gewissen Modeerscheinung wurde. Seit 1989 bewirtschaftet man biodynamisch und erzeugt herausragende Champagner, die das Etikett „Moderne Klassik“ tragen könnten. Klar, reintönig, präzise und komplex – geht mehr? Noblesse mit Tiefgang bietet der „Robert Fleury“. Die reifen Aromen von Früchten, der zarte Karamellton und die dezente Vanille werden durch feine Würze, Mineralität, Zitrus und eine frische salzige Brise diffundiert, was animierend wirkt und auch noch nach dem dritten Glas nicht satt macht. Für 47 Euro wird man in dieser Klasse kaum etwas Besseres finden.

 

Jacques Selosse

Einer der ganz Großen unter den kleineren Champagner-Winzern ist der Mystiker Anselme Selosse von der Kellerei Jacques Selosse in Avize. Der Mann mit dem seelenvollen Lausbubengesicht erzeugt Ausnahmechampagner von dionysischer Lustbarkeit. Sie entfalten geradezu weihnachtliche Düfte mit einer Melange aus Vanille, Zimt, Haselnuss und geröstetem Weißbrot. Diese dichten Aromen erreicht Selosse, weil er seine Weine “atmen” lässt – und zwar nicht wie üblich in der Champagne in Stahltanks, sondern in neuen Eichenholzfässern. Kritikern, die dadurch das Filigrane am Champagner gestört sehen, entgegnet er selbstbewusst: “Ich bin feinfühlig genug, um herauszuarbeiten, dass das Holz den Geschmack nicht überdeckt, sondern unterstreicht.” Der sehr erdverbunden lebende und arbeitende Selosse sieht sich auch eher als Erfüllungsgehilfe der Natur und glaubt, dass jede Strahlung, Schwingung und Stimmung den Wein mehr beeinflusst als er selbst. Dass die Sonne und das Mikroklima im Weinberg entscheidend sind, mag ein jeder dabei nachzuvollziehen. Aber Selosse überlegt sich auch, in welche Himmelsrichtung er seine Weinfässer ausrichtet und inwieweit sich die richtige Farbgebung der ebenerdigen Lagerhalle positiv auf sein Produkt auswirken könnte. Die Preise bewegen sich zwischen 67 und 230 €.

 

Laherte Frères

Großer Exot: Der Champagne Brut Les Clos 7 ist einer der ungewöhnlichsten seiner Art und besteht aus sieben Rebsorten: Chardonnay, Fromenteau, Petit Meslier, Pinot Blanc, Pinot Meunier, Pinot Noir und Arbanne. Nase und Gaumen werden mit einer einzigartigen explosiven Aromatik aus exotischen Früchten überrascht, Limette und Minze lassen ihn wie eine veredelte Antwort auf den Mojito erscheinen. Fabelhafter Geschmack, feine Perlage, langanhaltende Frische. Preis: 59,90 €.

 

Roger Coulon

Eric Coulon gehört zu den kleinen feinen und nur bei Insidern bekannten Champagner-Winzern. Die Champagner sind durchweg gut, vor allem aber der Blanc de Noirs ist fabelhaft. Er ist frisch, elegant und sexy. Eine solche faunische Finesse gepaart mit leichtsinniger Perlage und knackfrischem Trinkfluss knallt ganz nobel ohne zu Dröhnen. Ein ziemlich bester Freund mit Kanten, perfekt gemacht ohne „gemacht“ zu wirken. Ca. 45 €.

 

Moutard

Geheimtipp: Ein Edeltrunk von beinahe unwirklicher Finesse und feinstem Mousseux ist der Moutard, welcher in kleinster Edition aus der heute vergessenen und kaum noch vorhandenen Rebsorte Arbanne erzeugt wird. Für eine solch exzellente Spezialität mag kaum ein Preis zu hoch sein, doch dieser Insider-Champagner bleibt bezahlbar. Moutard ist grundsätzlich gut und sogar preiswert (25 €), der aus der Rebsorte Arbanne jedoch stellt die Spitze dar. Champagne Brut Vieilles Vignes Cepages Arbane: Preis ca. 52 €.

 

Aubry et Fils

Rare Rebsorten: Zu Aubry et Fils greifen Insider, die keinen Allerweltsschaumwein, sondern exquisite Ware wollen. Die mit Künstleretikett ausgestattete und sehr duftige Cuvée Nicolas Francois Aubry reift 60 Monate auf der Hefe und wird nur in außergewöhnlich guten Jahren in limitierter Auflage erzeugt. Kräftiger, da in kleinen Eichenholzfässern ausgebaut, präsentiert sich der Brut Tradition, wogegen die Prestige-Cuvée Aubry de Humbert der Primus ist. Zudem können die Brüder Aubry mit weiteren in kleinsten Mengen abgefüllten Flaschen glänzen, von denen unter dem Etikett Le Nombre d´Or nur etwa 1000 bis 2000 Flaschen auf dem Markt sind und unter anderem aus den alten und seltenen Rebsorten Arbane, Petit Meslier, Enfumé und Fromenteau erzeugt werden. Da Champagner letztendlich ein Wein ist, schmeckt er nicht nur in jungen Jahren, sondern auch in gereiftem Zustand. Preis: 38 – 49 €.

 

Bollinger

007-Champagner: Bollinger ist der klassische Bond-Champagner und verspricht mehr als ein Quantum Trost, wobei der Agent die Prestige Cuvée 1999 Grande Année bevorzugt. Dieser erstklassige Jahrgangschampagner verlangt nach gut 100 Euro. Doch der  „Standard“-Champagner, Special Cuvée Brut, aus dem gleichen Haus ist ebenfalls ausgezeichnet und für weniger als die Hälfte zu haben. Erdig, weinig, ehrlich. Samtene Perlage, Aroma von Nuss, Birne und Brioche. Bollinger bleibt einer der zuverlässigsten und besten Champagner überhaupt. Preis: 44,90 €. 

 

Vadin Plateau

Mit nur 60.000 Flaschen Jahresproduktion zählt man unter den Kleinen schon zu den größeren Produzenten. Yann Vadin von Vadin Plateau gehört zu den herausragenden Winzern der jungen Avantgarde. Seine Champagner sind sehr präzise, mineralisch, Terroir-geprägt, elegant-cremig und schön druckstark im Trinkfluss. Und bei Preisen zwischen 25 und 52 € auch noch finanziell bekömmlich. Der junge Winzer pflügt mit dem Pferd durch seine Weinberge, seine Weine werden in Eichenholzfässern, Stahltanks und auch Ton-Eiern ausgebaut und weder filtriert noch geschönt.

 

De Sousa

Das sympathische Familienunternehmen erzeugt auf neun Hektar biologische Spitzenchampagner, einige Lagen werden nur mit dem Pferd bearbeitet. Die Rebstöcke haben ein Durchschnittsalter von über 45 Jahren, was sehr selten in der Champagne ist. Eine Besonderheit ist der „Umami“, der aus verschiedenen Grand Cru Einzellagen erzeugt wird und von dem es lediglich 6.690 Flaschen gibt: Feinperlend, saftig, mineralisch, satt, stimulierend, komplex. Ein wirklich vollmundiger und diesem japanischen Namen gerecht werdender Champagner, der  ausgezeichnet zu vielen japanischen Gerichten und Sashimi passt. Der Rosé von De Sousa gehört zu den besten dieser Spezies, seine Aromendichte (Walderdbeere, Himbeere, rote Johannisbeere) ist expressiv, aber nicht laut. Preise der verschiedenen Soussa-Champagner zwischen 29 – 154 €.

 

Champagner-Handtaschenhalter

TH-Kollektion ChampagnerDer beste Freund der Frau mag ein Champagner sein, doch der schönste und nützlichste ist ein Handtaschenhalter im Champagner-Look von Emilie Dux Design. Dort gibt über 100 verschiedene Einzelstücke, bei denen die unterschiedlichsten Champagner-Kapseln zu besonders individuellen Schmuckstücken verarbeitet wurden.

Dux Design: Tel. 0175 2437394.

 

 

 




Cool: Die besten Eis-Salons in Frankfurt

Eiszeit: Top Ten

 

Nr. 1 Firenze

 

Sachsenhausen,

Walther-von-Cronberg-Platz 13

Acht Liter Speiseeis schleckt jeder Deutsche im Jahr der Statistik nach – das schaffen wir allein beim Eis-Salon Firenze, unserem Favoriten in Frankfurt. Dort gibt es mit dem Fior di Latte ein herausragendes und bei uns nur selten zu bekommendes Eis. Unglaublich, was man aus Milch, Rahm und einem Hauch Mascarpone und etwas Zucker machen kann. Bei Pistachio di Bronte werden die besten Pistazien aus dem sizilianischen Bronte verarbeitet und nicht wie so oft Mandeln mit Grünfärbung. Erstklassig: Montalbano (Haselnuss mit Kakaogebäck und Nougat-Salsa) und Amore Tosco Siciliano (geröstete Mandeln mit Pistazien-Salsa) sowie Amo la Fiorentina (Joghurt und Heidelbeere). Alle schön schmelzig und ausdrucksvoll im Geschmack, ohne dabei penetrant im Aroma auszufallen. Ein Highlight ist Forte del Marmi, Mandel-Eis mit Mandelgebäck und Karamell-Sauce. Limone mit Basilikum, Kokos und Lampone (Himbeere) sind bei Sonnenschein unschlagbar. Cool: Man kann sich das Eis auch in verschiedenen Größen (500 – 1500 ml) für zu Hause in der Thermobox gekühlt mitnehmen. Im Firenze gibt es keine Eiskugeln, es wird gespachtelt, für jede Sorte gibt es eine andere Spachtel. Das entspricht italienischer Tradition, denn dabei soll das Eis ein klein wenig cremig-luftiger ausfallen und an Geschmack gewinnen.

Nr. 2 Eis Ostend

Ostend, Ostendstr. 58.

Adriano, der Eisheilige, hat sich wieder selbständig gemacht. Im Ostend betrieb er ganz in der Nähe sein Eiscafé Pavone und war anschließend zwei Jahre Eismacher im Firenze am Walther-von-Cronberg-Platz. Da Adriano im Ostend lebt, griff er gleich zu, als er hörte, dass ein ehemaliger Schneiderladen zu haben war und zog ein. Bei ihm gibt es die großen Klassiker der italienischen Eiskunst: Vanille, Pistazie, Amarena, Haselnuss und andere mehr. Wenn es heiß wird, schmeckt Limone-Basilikum besonders gut. Die Sorten wechseln oft, bis auf Standards wie Schokolade oder Vanille. Es gibt keine Kugeln, es wird nach alter italienischer Tradition gespachtelt. Eine Portion (1,50 €) fällt deshalb größer aus als eine Kugel. Gemessen an der Qualität ist das Eis sehr preiswert. Adrianos Eiskreationen gehören längst zur Spitze des Eisbergs in der Stadt.

 

 

Nr. 3 Michielin

Nordend-West, Eschersheimer Landstr. 46

Eis Michielin

Traditionellste Eiscafé mit vielen klassischen Sorten. Kommt gerne ohne modischen Schick aus, aber das Joghurteis mit Holunder und Minze war mehr ein eiskaltes Sorbet und hatte kein Aroma. Sonst aber bekommt man eher präzise austarierte Sorten für Eisfeinschmecker der alten Schule. So schmelzig, sanft und virtuos im Ausdruck, dass man auch fünf Kugeln genießen kann, ohne überzuckert und gemästet zu werden. Seit vielen Jahren von zuverlässiger Qualität, in dieser Saison aber mit spürbarer Steigerung und so gut, dass es mit dem Firenze nahezu auf gleicher Höhe liegt. Joghurt, Haselnuss und Pistazie gehören hier zu unseren Favoriten. Auch sehr gut: Buttermilch mit Vanille und Birne, Vanille, Erdbeere, Blutorange, Pfirsich, Pflaume, Tartufo  Cooky, Zitrone.  Alles aus besten Zutaten, Biomilch inklusive. Ein solch konstante Qualität zeigt kein anderes Eiscafé in Frankfurt. Kleiner Familienbetrieb, der nicht in die Ausstattung investiert, sondern lieber in gute Ausgangsprodukte, gerade bei Pistazie und Vanille spürt man das besonders. Schöne Idee: Man kann sich für 20 Cent mit Löffelchen durchs Sortiment probieren, um seine Lieblingssorte zu finden

Nr. 4  Milano

Sachsenhausen, Schweizer Str. 22

Endlich wieder top, auch in dieser Saison. Die Melange aus Guave, Maracuja und Limette sowie Karamell mit Fleur de Sel sind famos, auch Basilikum mit Zitrone ist ein Highlight. Vanille, Pistazie sind spitze, erstklassig auch das Joghurt-Eis. Endlich hat sich wieder wieder eine erfreuliche Qualität und Kontinuität eingestellt, die an frühere Zeiten erinnert. Die jungen Eis-Damen werden auch immer freundlicher und hübscher. Man kann sein Eis auch in der Waffel auf der kleinen Terrasse genießen.

Nr. 5 Antipodean

Nordend, Bornheimer Landstraße. 18

Rachel, die Eiskönigin

Wow, ein solches Coconut-Mango hat es bislang nicht gegeben! Die Mischung ist grandios, der Geschmack harmonisch, cremig, intensiv, aber nicht laut. Allein dafür gebührt dem noch immer  neuen Eissalon tosender Applaus. Und dann wird alles auch noch mit einem schönem Lächeln serviert, von der Chefin Rachel Dodoo-Mehl persönlich. Sie fand der Liebe wegen den weiten Weg von Australien nach Frankfurt. Eigentlich ist sie Fitnesstrainerin, aber ihre Passion ist das Eismachen.Das Eis – aus Milch von glücklich freilaufenden Kühen vom Weidenhof in Wächtersbach – ist besonders cremig und samtig. Die nicht zu kalte Temperatur begünstigt diese Konsistenz, aber auch die High Tech Eismaschinen helfen dabei. Die Sorbets fallen dagegen richtig kalt und erfrischend aus. Haselnuss und Salted Caramel sind erste Sahne. Unter den Sorbets gefallen uns Blutorange und Red Dragon/Spicy Raspberry. Keine harmlose Himbeere, sondern frisches, fruchtiges Eis mit rasanter Chilischärfe.

 

Nr. 6 Marie feines Eis

Bornheim, Saalburgstr. 38

Markus Becker

Markus Becker

Nie haben wir etwas Besseres aus Gurke gegessen, als dieses Eis davon. Bravo! Ebenfalls sehr gut und geschmacklich auf den Punkt gerät das Grüne Soße Eis. Christina Sell und Markus Becker konnten sich zwischen italienischem Eis und Konditoren-Eis klug positionieren und noch eine unbesetzte Nische füllen. Natürlich können sie nicht auf Klassiker wie Pistazie, Vanille und Schokolade verzichten, aber die beiden Quereinsteiger haben auch neue und handwerklich hervorragend gemachte Kreationen entwickelt. Der Frankfurter Kranz aus Vanille, Erdbeersauce und Nusskrokant ist ein Paradebeispiel dafür. Die Sorten Kürbiskern-Öl, Mandarine-Schmand, Basilikum-Sahne, Prosecco, Quark-Sesam-Karamell oder Apfelkuchen gibt es nicht immer. Großartig im Geschmack und sehr geschmeidig  fällt auch das Tonka-Eis aus (Kugel jeweils 1,30 €). Nicht jede Sorte gelingt, Karamell mit Fleur de Sel war flach und ohne Aussage, Pinienkern-Eis sowie Kokos/Ananas überzeugten wegen fehlender Aromatik auch nicht. Der kleine Salon ist hübsch und heiter eingerichtet, vor der Tür gibt es einige Straßenterrassenplätze, die am Wochenende schnell besetzt sind. Der Cappuccino (Gorilla-Kaffee) schmeckt ebenfalls und ist allein schon wegen des wunderbaren hausgemachten Espresso-Plätzchens begehrenswert

 

Nr. 7 La Dolce Vita

Oberrad, Offenbacher Landstraße 348

Die Eis-Familie vom Dolce Vita

Joghurt-Eis machen viele, aber hier schmeckt es am besten. Ein Eis mit dem Geschmack von Frankfurter Grüner Soße kann etwas Besonderes sein, aber auch heftig danebengehen. In diesem kleinen und stets gut besuchten Eis-Café in Frankfurt-Oberrad gelingt es aber richtig gut und authentisch – zudem würde es sich auch als Essensbegleiter für eine salzige Speise anbieten. Unsere sonstigen Favoriten: Joghurt, Holunder, Kokos und sogar Snickers. Kugel 1,20 €. Wie sehr hier das Handwerk beherrscht wird, zeigen auch die tollen Kuchen, allen voran Himbeere-Mascarpone.

 

Nr. 8 Fontanella

Bahnhofsviertel, Kaiserstr. 35

Eis FontanellaDieser Eis-Salon, den es schon seit 1957 gibt, zeigt jahrelange stabile Qualität. Klassische Sorten und neue Kreationen sind durchweg top: Nussiges Opera, feines Panna Cotta, allerbestes Pistazie, schmelziges Cheesecake mit Karamell, aromatische Walnuss, feines Giotto, perfektes Kokos. Das wunderbare Eis Tiroler Strudel besteht aus 18 verschiedenen Zutaten, darunter Apfel, Zimt, Kokos sowie in Malagawein getränkte Rosinen.  Die traditionellen Sorten wie Vanille, Haselnuss und Amarena sind immer eine Empfehlung. Der Servicemitarbeiter, dessen Kopf aussieht wie eine Eiskugel, verzieht nie eine Miene und gefällt sich im eiskalt sein.

 

 

Nr. 9 Siena

Nähe Zoo, Sandweg 1

Vanille, Kokos, Panna Cotta und vieles mehr sind zum Dahinschmelzen. Alles erste Sahne, seit vielen Jahren von zuverlässig guter Qualität. Freundlicher Service.

 

Nr. 10 Christina

Nordend-West, Eckenheimer Landstr. 80/Ecke Wielandstr.

Lecker sind nach wie vor Dulce de Leche und Zuppa Englese, auch Vanille, Pistazie, Haselnuss, Karamell und Stracciatella. Üppiges Eis, was auf einen hohen Anteil an Sahne und Eigelb hinweist. Viele Sorten sind zu schwer und ein wenig zu süß. Zwei Kugeln ersetzen ein Mittagessen. Leichter und für den Sommer besser geeignet sind die Fruchtsorten, etwa Minze und Zitrone-Basilikum. Unterkühlter Service.

 

Nicht mehr platziert:

Aroma Eismanufaktur

Bahnhofsviertel, Windmühlenstr. 14

Aroma Eis

In dieser Sommer-Saison schwächelt das Aroma gehörig. Erst dauert es viel zu lange, bis man im Sommer eröffnete, dann auch noch ohne Außenbereich. Die von uns probierten Eissorten ließen Qualität, Aroma und die richtige Konsistenz vermissen. Kein Gleichgewicht der Zutaten, entweder zu viel oder zu wenig, zu laut oder zu leise. Dabei fing alles so gut an, mit seltenen und neuen Kreationen. Und mit einem ungewöhnlichen und ungewöhnlich gutem Lakritz-Eis mit Sauerkirsche, was es leider nur kurz gab.

Aroma Eismanufaktur, Frankfurt, Windmühlenstr. 14, Tel. (069) 23843215. Täglich geöffnet 12 – 19 Uhr.

 

 

Die Top Ten werden stetig aktualisiert, Kritiken und Rangfolgen können sich ändern.

Photocredit: Barbara Fienhold




So schmeckt Italien: Die besten Adressen

Ein Stiefel voll Leidenschaft

 

Die besten Italiener

in Deutschland

 

Italien ist kein Land. Italien ist die Projektion unserer Begierden und Sehnsüchte. Italien hat noch das Chaos, um einen tanzenden Stern zu gebären, wie es sich Friedrich Nietzsche wünschte. Mit schöner Schlichtheit Ekstasegerichte zu schaffen, scheint gerade den Italienern zu gelingen. Viele Menschen kann man mit einem Teller Pasta glücklich machen, gut aber, dass es einige italienische Ristorante gibt, die noch etwas mehr bieten. Diese stellen wir heute in unserem gewohnt subjektiven und bissfesten kulinarischen Ranking vor.

 

Top Ten Frankfurt

 

1. Carmelo Greco

Carmelo Greco

Carmelo Greco

Die Küche der Mütter hat sich Ausnahmekoch Carmelo Greco regelrecht einverleibt. Wenn er seine emotionale Basis mit kreativer Energie umsetzt, ist er am besten: Mit Flusskrebsen und Minze gefüllte Ravioli im Muschelsud; cremige Blutwurst-Ravioli mit Gänsestopfleber und Sauerkraut; Steinbutt all´ Osolana mit Rosinen, Pinienkernen und kandierten Tomaten. Carne su Carne, Carpaccio und Tatar vom Simmentaler Rind mit weißem Trüffel, sowie ofenfrisches Costata-Kotelett gehören zu den Hausklassikern. Ein angenehmer Service und das noble Ambiente lassen die triste Wohnsiedlung vor der Tür vergessen. Besondere Freude macht uns die starke Verbesserung der Weinkarte, die auch Unbekanntes und nicht nur die üblichen Verdächtigen präsentiert.

Carmelo Greco, Frankfurt, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. (069) 60 60 89 67  

 

2. Biancalani

Famoser Raviolo

Ein moderner Klassiker. Andreas Busse und sein Team bescheren verfeinerte Klassik und kreative Italo-Küche. Probier-Tipp: Wolfsbarsch mit Thymian und Rosmarin und Gambero Rosso in Garnelenfond mit geräuchertem Fenchel, Fenchelcreme und frittiertem Dill. Es gibt auch sonst einige italienische Adressen, die bekannt für ihre Saucen sind, doch nur wenige kümmern sich in einer solchen Leichtigkeit dem Thema. Im Biancalani sind es eher selten muskulöse Reduktionen, sondern mehr luftige und doch ausdrucksvolle Fonds, die jeweils im Mini-Milchkännchen à part serviert werden. Diese Essenzen der Küche sind das ganz besondere Charakteristikum des Biancalani. Herausragende individuelle Weinkarte, lässiges Ambiente, entspannte Atmosphäre. Eines der am besten gestalteten Restaurants und die schönste offene Küche der Stadt. 

Biancalani, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz 7-9, Tel. (069) 68 97 76 15

 

 

3. Fabbri-ca

Fabbri-Ca

Aus einem Beautysalon im schönen Frankfurter Westend wurde ein kleines feines Lokal. Es gibt nur eine Schiefertafel mit knapp zehn Gerichten, doch die sind ausnahmslos gut. Luigi Fabbri besinnt sich auf die Kernkompetenz der italienischen Küche. Gute Produkte, sensibel zubereitet und temperamentvoll gewürzt. Basta. Ein solch saftig-zartes, kräuterwürziges Kotelette wie hier muss man lange suchen. Bravo! Die mit Muskatkürbis gefüllten Cappellacci fallen wunderbar schlotzig aus, die Lasagne aus dem Ofen haben wir schon sehr lange nicht mehr so gut bekommen. Das Risotto marinara bringt eine Meeresbrise und schön durchgezogenes Garnelenaroma auf den Teller. Die frisch aufgeschnittene Porchetta hat Klasse, ebenso der fein geschnittene Gorgonzola mit Senffrüchten. Die kühle Creme aus gerösteten Pistazien ist umwerfend gut und sollte keinesfalls verpasst werden. Durch die offene Küche kann man jeden Handgriff sehen.Der Prosecco von Dal Din ist immer gut für einen Einstieg, beim Costaripa vom Gardasee freut man sich über sommerliche Düfte von Zitronenmelisse und Kräutern und der Soave Montesei von Le Battistelle ist eine in jeder Hinsicht reife Leistung – Kräuter und reife Früchte mit seidig-cremiger Frische.

Fabbri-ca, Frankfurt, Westendstr. 73, Tel. (069)677 779 44.

 

4. Pasta Davini

Pasta Davini

Ganz viel Italien und vor allem Toskana auf kleinstem Raum. Allerbeste frische Pasta. Mit Lammragout, Weißweinsauce & Miesmuscheln oder als Bolognese. Je nachdem, welche der talentierten Hausfrauen gerade kocht, wechselt das Angebot. Selbst die Gnocchi sind hier richtig gut und die Spaghetti alla Carbonara gibt es natürlich ohne Sahne. Die Saucen sind allesamt zum Wegschlecken. Rosi Stern, geborene Davini, ist in der Toskana verwurzelt und sorgt mit ihrem Team für einen netten, kompetenten Service. Die Atmosphäre: Eng, laut, heiter. Es gibt keine Speisekarte, die Preise machen auch nicht misstrauisch. Ohne Reservierung hat man keine Chance.

Pasta Davini, Frankfurt, Heiligkreuzgasse 9a, Tel. 069 57805106.

 

 

 

5. Promis

Saro Barbagallos Speisekarte verrät bereits die Individualität des Lokals: Luftgetrocknetes und dezent geräuchertes Rib-Eye mit Feldsalat und Castelmagno-Käse, dem berühmten Grotten-Käse aus dem Piemont. Lauwarmes Spanferkel-Carpaccio. Oder Pizza mit Mozzarella, geräuchertem Provola-Käse und Tiroler Speck. Die Pasta ist umwerfend gut, immer schlotzig und süffig, stets so fleischig wie nötig und so filigran wie möglich. Hausgemachte Tagliatelle mit Kräuterseitlingen und hausgemachte Pappardelle mit Wildschweinragout muss man genau so probiert haben, wie hausgemachte Trofie mit Kalbsragout. Die Ragouts haben Substanz und eine Qualität, wie man sie eher selten findet. Ein absolutes Highlight ist die Pasta con Sarde aus der sizilianischen Heimat von Saro Barbagalo. Die saftigen Mezzi Paccheri vereinen sich hinreißend mit Wildfenchel, Sardinen/Anchovis, Frühlingszwiebeln, Peperoncini, Rosinen, gerösteten Pinienkernen und in Olivenöl geschwenkten Semmelbröseln. Letizia Barbagolla führt den Service mit bemerkenswerter Selbstherrlichkeit. Letizia bedeutet eigentlich „die Fröhliche“, was kaum zu glauben ist.

Promis, Frankfurt, Gartenstr. 17, Tel. 069 619 951 50

 

6. Brighella

Steinbutt im Brighella

Feine Küche, faire Preise, freundlicher Service und gute Weine bieten ausreichend Gründe für einen Besuch. Leo und Mario führen das Ristorante nun schon 30 Jahre erfolgreich und werden nicht müde, sich zu engagieren. Probier-Tipps: Bullen-Charolais-Filet mit Pfefferkruste in samtiger Jus, saftig fleischiger Steinbutt in delikater Gin-Creme-Sauce, Pasta mit Bottarga. Trink-Tipps: Ceretto aus dem Piemont, Valentino-Spumante, Poggio alle Gazze von Ornellaia.

Brighella, Frankfurt, Eschersheimer Landstr. 442, Tel. 069 53 39 92

 

 

 

 

7. Settimo Cielo

Gute kulinarische Leistungen in einer Kontinuität, wie sie für Frankfurter Italiener eher selten ist. Probier-Tipps: Gegrillte Seezunge mit frischen Kräutern, Ossobuco mit Polenta. Die Tagliolini mit Flusskrebsen in Hummersauce und die hausgemachten Kaninchen-Tortelloni mit schwarzem Trüffel gehören auch zu den Must-have.

Settimo Cielo, Frankfurt, Eckenheimer Landstr. 86, Tel. 069 59 67 38 08

 

8. Scuderia

Massimo Desortes von der Scuderia im Westend weiß ganz ausgezeichnet Pasta zuzubereiten, beispielsweise Fettucine mit Pilzen und Spaghetti mit Muscheln. Auch Fisch und Meeresfrüchte sind immer eine Empfehlung. Eine sprechende Speisekarte birgt immer Gefahren und Missverständnisse. Eine gedruckte Speisekarte könnte davor schützen und wäre uns lieber.

Scuderia, Frankfurt, Feuerbachstr. 23, Tel. 069 72 54 80

 

9. A Casa di Tomilaia

A Casa di Weine und Olivenöl vom eigenen Weingut. Ein paar leckere Antipasti mit frisch aufgeschnittener Fenchelsalami und Tiroler Schinkenspeck, hausgemachte frische Pasta, gutes Brot und allerbestes Olivenöl von der eigenen Plantage sowie Weine von den eigenen Weingütern des Betreibers Tom Bock – und fertig ist das Erfolgsrezept dieses lebhaften Lokals. Das sollte man bestellen: Picci-Pasta mit feingehacktem Rinderragout; Wildschweinragout mit prallen Pappardelle und Pilzen; Brasato von der geschmorten Rinderschulter. 

A Casa di Tomilaia, Frankfurt, Florentinisches Viertel, Walther-von-Cronberg-Platz 9, Tel. (069) 68977625

 

 

10. Lella Mozzarella

Lella Mozarella Das Gute-Laune-Lokal ist so etwas wie die Blaue Grotte mit Bewirtung. Heiteres Meerestürkis lässt die Gäste in eine Urlaubsatmosphäre abtauchen. Dazu trägt auch der einsatzfreudige Service bei. Die Tische stehen sehr eng, geflüstert wird dennoch nicht. Lesebrillen und kleine Frotteehandtücher als Servietten in Maledivenblau sind neckische Begleiter. Gute klassische Italo-Gerichte machen Freude: Tagliata, Rinderfiletscheiben aus der Gusspfanne, sowie hausgemachte fleischig-saftige Pappardelle mit geschmortem Ochsenragout zählen zu den Highlights. Sogar die sonst banalen Gnocchi schmecken hier geschmeidig und sind wie vieles andere selbstgemacht. Die gut abgeschmeckte Fischsuppe ist zu recht einer der Bestseller, die sonst nicht oft zu bekommenden Spaghetti alla Puttanesca mit Kapern, Knoblauch, Sardellen und Peperoncini sind ein toller Muntermacher. Selbstredend sind viele Mozzarella-Varianten zu haben, von der Bio-Käse-Manufaktur L´abbate aus der Nachbarstadt Offenbach. Es gibt zudem erstklassigen Aufschnitt von Parmaschinken, Fenchelsalami oder Coppa, der mit einem Glas Wein für eine schöne Zeit schon reichen würde. Die Weinauswahl entspricht dem ganzen Konzept, ist bezahlbar, aber nicht anspruchslos.

Lella Mozzarella, Frankfurt, Mörfelder Landstraße. 137, Tel. 069 663 667

 

Unsere Favoriten-Liste unterliegt der Aktualisierung und wird auch bei den Bewertungen ergänzt und erneuert. Durch diesen stetigen Wechsel kann es in der Reihenfolge auch Veränderungen geben.

 

Top Five Deutschland

 

1. Carmelo Greco, Frankfurt

Carmelo Greco

Carmelo Greco 

Feinsinnige phantasievolle italienische Küche (siehe Top Ten Frankfurt). Große Steigerung bei der Weinauswahl, für die der ehemalige Sommelier Enrico Resta verantwortlich ist, dessen Vorliebe für autochthone Rebsorten auf unser besonderes Interesse stößt.

Carmelo Greco, Frankfurt, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. (069) 60608967.

 

 

 

2. Im Schiffchen bei Enzo, Düsseldorf

Feine kreative italienische Küche mit schönen Kombinationen: San Remo Zahnbrasse, Amalfi-Zitrone, marinierter Fenchel, Tropea-Zwiebeln und Tränen von Taggiasca-Oliven oder mit Steinpilzen und Kalbsbries gefüllte Pacchero-Pasta nebst Kalbsjus und Trüffelschaum. Tolle Desserts. Es gibt aber auch wunderbar Traditionelles wie Trüffelpizza. Der gut eingesetzte französische Einschlag kommt nicht von ungefähr, Hausherr Jean-Claude Bourgueil führte an gleicher Stelle fast vier Jahrzehnte lang sein 2-Sterne-Restaurant Schiffchen und hört jetzt mit 71 Jahren weitgehend auf, will aber auch noch teilweise mit am Herd stehen. Küchenchefin ist seine langjährige Mitarbeiterin Nina Ranger, als Gastgeber tritt weiter Enzo Caso mit Stil und Freundlichkeit auf.

Im Schiffchen bei Enzo, Düsseldorf, Kaiserwerther Markt 9, Tel. 0211 40 10 50.

 

3. Acetaia, München

Feinste kreative italienische Küche im flauschigen Jugendstilrestaurant. Giorgio Maetzke aus dem Piemont interpretiert nicht nur Klassisches neu, sondern blickt viel weiter über den Tellerrand. Die phantasievollen Gerichte werden bildhübsch präsentiert. Die saftig-fleischige Rotbarbe mit Fenchel-Hirse-Flan wäre schon fabelhaft, doch geräuchertes Fischfond-Gelee setzt die Pointe. Weitere Empfehlungen: Fagottoni mit Edelfischfüllung nebst gebratenen Steinpilzen und Petersiliensaft. Gratinierte Paccherie mit Rehragout und Bohnencreme. Risotto, mit Tegernsee-Bier angegossen, nebst Erbsen und Guanciale-Speck. Freundlicher und kompetenter Service, Michele Perego führt stil- und geschmacksicher durchs Menü. Ausgezeichnete Weine, wobei die autocchtonen Rebsorten besondere Beachtung verdienen.

 

3. Tafelspitz 1876, Düsseldorf

Trotz seiner blassen Fassade ein reines Sonnenschein-Restaurant. Das liegt an den pure Lebensfreude ausstrahlenden Gerichten, dem herzlichen Service und den vielen guten Weinen, auch bei den offen Ausgeschenkten. Daniel Dan-Ben kombiniert mutig, aber nicht übermütig. Schweinebauch mit Hibiskus-Sauce ist ungewöhnlich und ungewöhnlich gut. Gänseleber-Eis, Olivenschokolade und Pfirsich schmeckt ebenso aufregend wie Spanferkel mit Shrimps in Portweinbutter und famoser Vichyssoise. Probiert haben muss man auch Frutti di Mare, die natürlich anders als beim Italiener an der Ecke ausfallen. Allerbeste Carabinero, zarter Tintenfisch, mit Garnelenfarce gefüllten Kalmar, geschmeidige Fregola-Sarda mit Borlottibohnen-Schaum. Übrigens: Tafelspitz haben wir hier noch nie gesehen.

 

5. Biancalani, Frankfurt

Biancalani-Titel - 1Amüsante Küche, die zwischen klassisch und kreativ changiert. Siehe Top Ten Frankfurt.

Biancalani, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz 7-9, Tel. (069) 68 97 76 15

 

 

Unsere Top Five Texte werden stetig aktualisiert, Kritiken und Rangfolgen können sich ändern.

 

Italiener-TomateDas Titelbild sowie das nebenstehende mit Tomate stammen von der Künstlerin Ute Ringwald, die im Schwarzwald geboren wurde und in Bad Vilbel bei Frankfurt lebt und arbeitet. Ihre opulenten, farbenfrohen und ironischen Aquarelle sind oft von genießerischen und erotischen Motiven geprägt und haben eine lebensfrohe Ausstrahlung. www.uteringwald.de www.facebook.com/ute.ringwald.malerei 

Photocredit: Barbara Fienhold, Trattoria Promis, A Casa di Tomilaia, Acetaia




Der Sommer in Flaschen: Durstlöscher mit Finesse

Top Ten der Weine für

den Open Air Genuss

 

 

Der Sommer verlangt nach Weinen, die frisch, leicht, schlank, mineralisch, heiter und belebend sein müssen. Sie sollen kühl und animierend ausfallen und Lust auf mehr machen. Aber natürlich immer auf der Basis von Qualität. Wir wollen nicht die üblichen Verdächtigen und Granden wiederholen, sondern stellen unsere persönlichen Durstlöscher mit Finesse vor, individuell und speziell. Eine Auswahl der

 

Nr. 1

Der Riesling Kalkgestein vom Weingut Arnold aus der Pfalz verkörpert die Sommerfrische schlechthin. Dieser dynamische und lustvolle Wein verbreitet auf Anhieb gute Laune. Er flitzt über die Zunge, aber mit makellosem Abgang. Ein eleganter Durstlöscher auf hohem Niveau. Und das zum sensationell kleinen Preis von 6,90 €.

 

Nr. 2

Die Domaine de Marchandise schenkt uns einen so köstlichen, nach praller Lebensfreude und Sinnlichkeit schmeckenden Rosé-Wein ein, wie er nicht besser sein kann. Er präsentiert sich frisch, saftig, dicht und präzise in Ausdruck und Aromatik, wobei ihn ein Hauch Waldbeeren und ein Touch Grapefruit abrundet. Würzig, saftig, prall und sexy. Der Rosé Côte de Provence aus den Rebsorten Syrah, Grenache und Cinsault lädt durch seine kühle Noblesse zum ewig Weitertrinken ein. 11,40 €. Bei Frischeparadies.

 

Nr. 3

Der Riesling Paulessen von Andreas Bender gleicht einem knackig frischen Biss in einen saftigen Apfel. Diesen belebenden, schlanken und wahrhaft mineralischen Wein aus Steillagen von Mosel und Ruwer hat Bender so glasklar angelegt hat, dass er für enorm viel Trinkfreude sorgt. Eine große Entdeckung für kleines Geld: 8 €.

 

Nr. 4

Der Grüne Veltliner Reserve Ried Mühlberg 2017 vom Weingut Gruber Röschitz in Niederösterreich ist ein Glanzstück unter den Spezies dieser Rebsorte. Delikate Wiesenkräuter, Orangenzeste und eine unwiderstehliche Saftigkeit zeichnen dieses Prachtstück aus, von dem man nicht genug bekommen kann. Preis: 20 €.

 

Nr. 5

Dieser Spanier hat Biss: La Ola del Melillero vonVictoria Ordonez, 2017, ist ein wunderbar schlanker, geradliniger, frischer, stahlklarer Wein aus der Region Serrias de Málaga. Überraschung: Der sehr trockene Tropfen entstammt der andalusischen Sherry-Rebe Pedro Ximénez. Preiswürdig ist auch das schöne Etikett, zu dem es eine gute Story gibt – trinken und nachlesen. Ein Spitzenwein zum freundlichen Preis: 17,50 €.

Nr. 6

Cava Pedregosa, Petit Cuvée. Cava wird so unterschätzt, dass es gegenüber den vielen mäßigen Champagner und flachen Prosecchi eine Schande für die Welt des Schaumweins ist. Dabei füllt Cava genau die Lücke zwischen allen bemerkenswerten Perlen. Wenig Säure, geradlinig trocken, dichte Perlage. Es gibt Spitzencavas, die ziemlich nah am Champagner sein wollen, es gibt aber auch Cavas, die einfach nur Spanien repräsentieren möchten. Einer der reintönigsten, feinsten Cavas ist der klarlinige Pedregosa.  Für diesen erstaunlichen Preis gibt es nichts Besseres, nicht nur bei Cava. Ein Cava, der nur Cava sein will, kein Sekt und kein Champagner. Wir haben ihn im derzeit originellsten Restaurant Marbellas entdeckt, dem kreativen Tapas-Lokal Back. Preis: Unglaubliche 5,90 €.

 

Nr. 7

BellIdea, Garganega.

Die bescheidene und überaus sympathische Winzerfamilie Dal Bosco von Le Battistelle erzeugt individuelle Weine, die zu den allerbesten in der Soave-Region zählen. Das Gut liegt genau gegenüber von seinen drei Weinlagen in Brognoligo, das als die alte Seele von Soave geachtet wird. Die gerade einmal sechs Hektar ergeben charaktervolle, elegante, mineralische, würzige und von einer leichten Meeresbrise umwehte Tropfen. Der BellIdea aus der Rebsorte Garganega entspringt einer Kooperation mit dem Frankfurter Weinhändler Guido Giovo. Kaum Säure, geringer Alkoholgehalt, schöner Trinkfluss. Ein wenig Holunder und ein Hauch Zitrus schwingen bei diesem trocknen Wein von sonnigem Gemüt mit. Es gibt ihn exklusiv bei Giovo in Mühlheim: 14,90 €.

 

Nr. 8

Riesling (alter)native von Clemens Busch.

Clemens Busch von der Terrassenmosel ist für seine edelsüßen Weine bekannt, er kann aber auch ganz anders. Sein Riesling (alter)native ist bone-dry, aber nicht auf staubige, sondern recht saftige Art. Getragen von kühlem Schiefer und salziger Finesse, beschwingt durch eine dezent moussierende Lebhaftigkeit und beflügelt von moderatem Alkohol (11,5 %), darf man Schluck für Schluck der Sonne eine Abkühlung abtrotzen. Ökologisch korrekt, nicht filtriert und geschönt, gerät dieser kühne Wein zum vitalen Naturburschen – und hat doch nichts gemein mit jenen trüben Orange-Brausen, die das Land überschwemmen wollen. Preis: 16,50 €.

 

Nr. 9

Sexy MF von Wechsler

Auch Rotweinfreunde müssen im Sommer nicht auf dem Trocknen sitzen und durstig bleiben. Hitze und Rotwein vertragen sich nicht, deshalb ist der naturtrübe und dunkle Rosé aus dem Spätburgunder Mariafeld genau das Richtige für sie. Katharina Wechsler aus Rheinhessen hat ihn sehr trocken und mit nur leichten Gerbstoffen belassen. Er changiert mit verführerischen Aromen zwischen Blaubeerkuchen brut und Waldbeer-Eistee. Alles andere, nur nicht langweilig. Preis: 11,90 €.

 

Nr. 10

Veräppelt, Winzer-Apfelwein.

Der freche „Veräppelt“ müsste eigentlich aus Frankfurt kommen, stammt aber aus Wertheim. Er ist ein Apfelwein vom Winzer. Norbert Spielmann hat diesen Trunk seiner eigenen Natur entsprechend vorwitzig, forsch und lustig entworfen. Aber nicht als flaches Partygedöns, sondern als seriösen, prallvollen, fein perlenden, nach frischen Äpfeln schmeckenden Schoppen. Wenn die Sonne knusprig knistert, gibt es nichts Besseres auf der Welt als erfrischendes Gegenmittel. Norbert Spielmanns Buddy, der Gewürz-Häuptling und einstige Sterne-Koch Ingo Holland, hat dazu als modernen Gegenentwurf zum Gerippten ein formschönes, griffiges und haptisch so angenehmes Glas in gedrehter Wellenoptik namens „Gewelltes“ ersonnen, das man nicht mehr aus der Hand geben möchte – schon gar nicht, wenn der „Veräppelt“ darin schwappt.  Veräppelt für 4,70 € bei Norbert Spielmann in Wertheim. Die mundgeblasenen Kristallgläser „Gewelltes“ beim Alten Gewürzamt in Klingenberg oder der Apfelweinhandlung Jens Becker in Frankfurt.

Ludwig Fienhold




Prosecco: Perle oder Schaum
schläger?

Der Durst des Sommers

 

Prosecco ist der Durst des Sommers, die Sehnsucht nach dem Lebensgefühl der Leichtigkeit. Dieser Schaumwein verheißt Urlaub, Sonne, Unbeschwertheit. Durch seinen mäßigen Alkoholgehalt macht er weder den Kopf breit, noch die Beine bleiern, sondern verhilft eher zu einer lässigen Beschwingtheit. Doch vieles, was unter dem Namen Prosecco den Markt überschwemmt, lässt die Zunge in seichtem Gewässer baden. In Düsseldorf und Frankfurt gab es jetzt zwei größere Verkostungen im Hotel InterConti, die einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterließen.

Gut, die Hauptakteure waren die Weine des Chianti Classico mit 140 verschiedenen Flaschen, doch sollten sich die 23 Prosecchi nicht als Statisten fühlen müssen.  Die Auswahl zeigte sich keineswegs optimal: Gleich dreimal Adami, dafür fehlten aber gerade viele Spitzen-Prosecco, wie etwa Nino Franco, der für uns der Primus ist.  Es waren keine Winzer präsent und auch sonst keine Vertreter der Weingüter oder andere Ansprechpartner. Jedenfalls alles in allem eine merkwürdig emotionslose Weinverkostung. Mancher Teilnehmer freute sich, weil er unbeobachtet Herr über das Maß war. Am Ende konnte man aber immerhin sehen, dass Prosecco weit besser ist als sein Ruf.

Prosecco Region Valdobbiadene

Proseccozentrum Valdobbiadene

Prosecco ist nicht per se ein sektähnliches Getränk. Es gibt ihn in drei Varianten – als stillen Wein (Tranquillo), leichten Perlwein (Frizzante) und Schaumwein (Spumante). Die allen geschmackgebende Prosecco-Traube (seit fünf Jahren heißt diese Glera, was sich aber niemand merken will) wächst in den Voralpen der venezianischen Provinz Treviso auf 4.300 Hektar Rebland rund um Valdobbiadene und Conegliano. In den 15 Orten des Anbaugebietes leben rund 3.800 Prosecco-Erzeuger, darunter aber nur einige hundert Prosecco-Winzer im guten handwerklichen Sinn. Einige von ihnen ragen mit ihren Produkten heraus: der leise Valeriano Bortolin, die kreativen Brüder Adami, der weltmännische Primo Franco. Der ideale Prosecco ist feinperlig, frisch und angenehm leicht fruchtig. Er vermag mit dezenten Aromen aus Äpfeln, Akazien, Wiesenblumen und Mandeln zu erfreuen, wobei einige recht exotische Blüten treiben und nach Pfirsich, Ananas, Banane und Rose duften können. Je vielfältiger das Früchte- und Blumen-Bouquet, desto aufregender der Geschmack, der bei vielen weniger sorgfältig produzierten Weinen allerdings flach und eindimensional ausfällt.

Worin aber liegt das Geheimnis der enormen Beliebtheit von Prosecco? Er ist unkompliziert, säurearm und belastet mit seinen meist elf Prozent Alkohol auch nicht so sehr den Kopf. Prosecco macht nicht satt wie manch anderer schäumende Wein und steht im Ruf, leicht und bekömmlich zu sein. Als Aperitif regt er den Appetit an und passt zu Pasta, Polenta und Risotto, zu Fisch, Salaten und Salami. In Venetien trinkt man ihn ganz unbenommen zum Frühstück

Prosecco Region

Weingut Nino Franco

Und noch ein anderer, wenn inzwischen auch nicht mehr stimmiger Grund, lässt viele zum Prosecco greifen. Was hier zu Lande in vielen Lokalen glasweise an Champagner und Sekt angeboten wird, überzeugt oft nicht und ist obendrein zu hoch kalkuliert. Da kommt der Prosecco gerade recht, selbst wenn er nurmehr ein Schaumschläger ist. In Deutschland ist die Gewinnspanne trotz der auf Spumante erhobenen Sektsteuer von 1,36 € nicht unbeträchtlich. In den Lokalen Trevisos kostet ein Glas Prosecco meist zwei bis drei Euro, bei uns in der Regel zwischen fünf und acht Euro. In Deutschland fragen die Gäste selten den Kellner, welchen Prosecco er den aufzutischen gedenkt und scheinen mit jeder Plörre zufrieden zu sein. Sonst würde auch nicht so oft Flaues ausgeschenkt, vielfach ein Frizzante, der jedem wie abgestanden erscheinen muss, oder ein schwaches No-Name-Produkt. Auf der anderen Seite reagiert der Service oft mit Unverständnis auf Nachfragen und weiß nichts über den jeweiligen Hausprosecco – gerade in italienischen Lokalen. Nicht selten hört man als Antwort, dass Prosecco aus Italien käme. Na, da sind wir ja einigermaßen beruhigt.

LF

BISS PROSECCO TOP TWENTY

1. Nino Franco

2. Valeriano Bortolin

3. Le Colture

4. Merotto

5. Canevel

6. Adami

7. Villa Sandi

8. Bisol – Vigneti del Fol Extra Dry

9. Ruggeri – Vecchie Viti Brut

10. Daldin Brut

11. Collalto

12. Bortolomiol

13. Casa de Milan

14. Bortolotti

15. Casalini

16. Drusian

17. Pietro Bernardi

18. Case Bianche

19. La Tordera

20. La Farra

 

 

 

 




Soave: Das große Comeback

Die Favoriten der Region,

die man haben muss

 

Von Ludwig Fienhold

 

Wir haben über Soave zu reden: Dieser sozial, medial und gastronomisch geächtete Wein ist so gut wie nie zuvor, seit dem Jahrgang 2013 geht es aufwärts. Ein gutes Dutzend ambitionierter Winzer ragt dabei mit seinen Erzeugnissen heraus. Natürlich sind sie nur eine Pfütze gegenüber einem Ozean der Jämmerlichkeit. Doch lohnt es sich wieder mit Soave zu beschäftigen. Soave war jahrelang abgesoffen, die guten Gastronomen führen ihn nicht mehr, im Fachhandel spielt er kaum eine Rolle. Mit den aktuellen Jahrgang könnte und sollte ein Umdenken stattfinden, denn Soave zeigt, dass er nicht nur ein armseliger Pizza-Wein sein kann.

Manch einer vermutet hinter dem Begriff Soave keine Weinregion, sondern eine Discountermarke. Die oft dünnen charakterlosen Weine haben das Image des im Grunde bekanntesten italienischen Weines nachhaltig beschädigt. Dabei gab es schon immer gute Winzer in Soave, außerdem übernehmen immer mehr junge Winzer das Ruder, die andere Ansprüche haben. Bei ihnen merkt man besonders, dass Soave Charakter und eben auch Terroir hat. Um das kleine Städtchen im Hinterland von Verona wölben sich Hügel mit Vulkangestein, die ganz andere Weine hervorbringen als die in der Ebene. Grundsätzlich trifft der Name Soave sehr gut den Charakter der Weine, denn er bedeutet sanft, mild und anmutig. Doch inzwischen ist er auch recht spannend geworden. Soave steht für vulkanische Mineralität, feine Frucht, frische Zitrusnoten und eine wunderbar salzige Brise. Diese animierende Melange lässt die Weine ungemein aufleben und ermüdet auch nicht nach dem zweiten Glas. Bei einigen ist dies besonders deutlich zu spüren, etwa bei I Stefanini, einem unserer folgenden Favoriten.

 

Wein-Festung Soave

Wein-Festung Soave

 

 

 

 

 

 

 

 

 

I Stefanini

Alle drei Qualitäten zeigen Klasse und werden durch Mineralität, Duftigkeit und erfrischende Salzigkeit geprägt. Der Basiswein Il Selese ist kräftig, leicht kantig und saftig und vielleicht der trockenste des Trios. Monte di Toni zeigt Cremigkeit mit Biss und präsentiert sich mit dezent herber Frucht. Monte di Fice ist üppiger in der Frucht, aber auch würziger und ausdrucksvoller. Jedenfalls der Primus, wenngleich alle Vorzeige-Soave sind. Francesco Tessari ist pfiffiger als viele Mitbewerber und grenzt sich allein schon durch seine schönen Erntehelfer-Designer-Etiketten aus. Bilderbuch-Soave mit Charakter und faunischer Finesse.

 

Le Battistelle

Die bescheidene und überaus sympathische Winzerfamilie Dal Bosco erzeugt besonders individuelle Weine, die zu den allerbesten in der Soave-Region zählen. Das Gut liegt genau gegenüber von seinen drei Weinlagen in Brognoligo, das als die alte Seele von Soave geachtet wird. Die gerade einmal sechs Hektar ergeben charaktervolle, elegante, mineralische, würzige und von einer leichten Meeresbrise umspülte Tropfen. Der Soave Classico Montesei ist das frisch-energische Basisprodukt mit dichter Traubenaromatik und erreicht als Überzeugungsprodukt alle Geschmacksempfänger. Beim Soave DOC Classico Battistelle treten noch etwas mehr die Kräuteraromaten und Zitrusnoten hervor. Und der Roccolo del Durlo ist besonders floral, kraftvoll und körperlich sehr präsent.

 

Inama

Seit Jahren einer der ganz Großen – und für viele sogar der Primus inter Pares. So ausgeglichen, schlank und doch ausdrucksvoll präsentieren sich nur sehr sehr wenige Weine in der Soave-Region. Flirrende Wiesenblumen und delikate Früchte, in ihrer Opulenz perfekt zurückgehalten von salzigen Mandeln und frischer Mineralität. Ein Maul voll Reben.

 

Marco Mosconi

Der Corte Paradiso springt mit Charme und Leichtigkeit über die Zunge und hinterlässt doch eine gehaltvolle Spur aus Mirabellen und Grapefruit sowie diesem für den aktuellen Jahrgang typischen, ungemein auffrischenden Schuss salziger Meeresluft. Schwebende Duftigkeit, animierender Trinkfluss, schöne Cremigkeit. Ein moderner Klassiker mit deutlicher Soave-Identität. Großartig.

 

Filippi

Der junge Filippo Filippi ist Biowinzer und zählt zu den wenigen authentischen Erzeugern der Region. Auch sein Basiswein aus Castelcerino basiert auf der einzigartigen autochthonen Rebsorte Garganega, die nirgendwo sonst auf der Welt wächst. Hier gerät die Stilistik etwas anders und vielleicht deshalb besonders spannend und eigenwillig. Herbe Frische mit leichter Räuchernote wechselt mit Kräutern und mineralischer Frische. Wer knackige ungewöhnliche Rieslinge schätzt, wird sich leicht anfreunden. Solo sehr belebend, aber auch gut passend zu Antipasti und Fisch.

 

Tenuta Sant´Antonio

Die Jahrgänge davor waren schön und mild, doch jetzt fällt der Soave Fontana viel lebendiger und fast schon barock aus. Er begeistert durch Aromen aus Wildkräutern, frischem Obst mit Grapefruit-Dominanz, einer Spur Holunder und einem Touch Feuerstein. Muss man haben.

 

Fattori

Antonio Fattori ist ein ambitionierter Winzer, der wie alle hier empfohlenen Betriebe auf niedrige Erträge setzt und gegen den Massenstrom in Soave schwimmt. Sein „Danieli“ aus 100 % Garganega wächst in den vulkanischen Hügeln von Terrossa und Ronca. Die schöne opulente Frucht aus Quitte, Lindenblüten und Glyzinien wird durch Zitrusfrische und feine Salzigkeit geschmeidig gemacht und ungemein aufgefrischt. Ein hochfeiner, delikater und lustvoller Weingenuss.

 

Cantina del Castello

Das kleine Weingut residiert in einem Palazzo aus dem 13. Jahrhundert in der Altstadt von Soave und gehört noch immer zu den Geheimtipps. Flirrende Duftigkeit, brillante Fruchtaromen, Limettenfrische und blitzsaubere Knackigkeit zeichnen den Soave Classico aus und machen ihn zu einem „must have“. Ein Soave für Rieslingfreunde. Der nur unwesentlich teure Soave aus der Einzellage Pressoni gedeiht auf vulkanischem Basaltgestein und kommt auch ohne den Kontakt mit Holz aus, liegt aber drei Monate auf der Feinhefe (sur lie). Feiner Blütenduft, mineralische Frische und Substanz machen ihn zu einem Klassiker.

 

Anselmi

Der Soave-Pionier Roberto Anselmi ist endgültig aus dem offiziellen Wein-Konsortium der Gemeinde ausgetreten, was aber weder seine Stellung oder gar seine Weine schwächt.  Die junge Generation, Lisa und Tommaso, helfen inzwischen zwar die 70 Hektar mit zu bearbeiten, doch die große Linie bestimmt nach wie vor der Vater. Der frische, kräuterwürzige und preiswerte Basiswein San Vincenzo macht bereits Freude, die bei den Lagenweinen Capitel Foscarino und Capitel Groce noch in der Dichte, Eleganz und Komplexität gesteigert werden. Capitel Groce besteht zu 100% aus Garganega. Die Weine aus dem Jahrgang 2013 sind sehr weintraubig, vielschichtig und gut strukturiert, allen ist eine leichte Würze zu eigen, mitunter flackert eine leicht süß-speckige Note auf, deutlich beim Capitel Groce.

 

Balestri Valda

Ein ausgesprochen delikater und harmonischer Wein mit ausgezeichneter Balance. Warme Fruchtnoten aus Melone, Pfirsich und einem Hauch Birne, deren Fruchtigkeit mit schöner Kräuterwürze, einem Anklang von Minze und einer Prise Fleur de Sel aufgefrischt wird. Die Intensität beruht auf der typischen schwarzen Vulkan-Erde.

 

Gini

Der ganz wie die Region in sich ruhende, milde und liebenswürdige Sandro Gini ist ein geradliniger Klassiker. Seine Weine sind schmelzig, elegant, feinfruchtig und von dichter Struktur. Die jüngsten Stöcke sind über 40 Jahre alt.

Die konzentrierten Weine verlangen geradezu nach würziger Wurst, cremigem Risotto oder pikanter Pasta. Die Weine von Gini gehören zu den ganz wenigen aus Soave, die auch gut altern können und noch nach Jahren Qualität zeigen, wie beispielsweise der schön gereifte La Frosca von 1996 offenbart. Der aus Tuffstein gehauene Weinkeller ist sehenswert.

 

Coffele

Die junge Winzerin Chiara Coffele ist so vorwitzig wie ihr Wein: Lebhaft, lustig und etwas anders. Gemeinsam mit ihrem Bruder Alberto, der ebenfalls wie seine superkluge Schwester den Lehrerberuf aufgab um ganz Winzer zu werden, betreibt sie heute das 27 Hektar große Weingut. Mit jenem Elan, der auch typisch für die angenehm eigenwilligen Weine ist.  Der Wein weist zwar die typischen milden floralen Noten auf, zeigt aber auch speckige und pfeffrige Nuancen. Jedenfalls eine originelle und eigenwillige Interpretation des Soave und allein schon deshalb unbedingt zu probieren. Das gilt auch für den Spumante, einen der besten der Region. Das Weingut beschert einen umwerfend schönen Panoramablick über die sanft auf und abschwingende Hügellandschaft. Das verleiht Flügel.

 

Soave-Winzer Sandro Gini

Soave-Winzer Sandro Gini

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Informationen

Spezialist für italienische Weine, gerade auch für Soave, ist Guido Giovo, der jetzt mit seinem „Flirt“ sogar einen eigenen guten Soave für nettes Geld anbietet:

Giovo, Borsigstraße 17, 63165 Mühlheim/Main. Telefon +49 (0) 6108 / 9109 – 0.

info@giovo.de

www.giovo.de

 

Die meisten Soave-Weine sollten frisch innerhalb von zwei Jahren getrunken werden, die vielen älteren Jahrgänge, die wir verkosten konnten, haben uns nur wenig überzeugt und zeigten, dass die Lagerungsfähigkeit doch sehr begrenzt ist. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die charakteristische Rebsorte Garganega ist die Basis der Appellation. Meist wird sie zu 100 % eingesetzt.

Das Interesse der Winzergenossenschaften, deren Anteil bei gut 85 % liegt, ist ein anderes als der kleinen Winzer. Man kann in europäischen Supermärkten Soave bereits für unglaubliche 1,99 € finden. Ein seriöser Soave kostet etwa zwischen 7 und 14 € und ist damit immer noch sehr preiswert.

Das Weindorf Soave hat gerade einmal 8000 Einwohner und ist in 20 Minuten vom Flughafen Verona aus zu erreichen. Es scheint, als gäbe es mehr Lokale, Weinläden und Cafés als Menschen, die sich just besonders dort gerne aufhalten. Vom Ortskern zu den Weinbergen sind es nur wenige Minuten, das Gebiet erschließt sich schnell und gehört auch optisch zu den besonders schönen Regionen Italiens.

Tipp zum Wohnen: Damaranto. Wunderschönes Designhotel mit historischem Charme und modernen Ideen mitten in Soave. Sehr gute Küche, tolles Frühstück, nette Gastgeber. www.damaranto.com