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Luigi Fabbri: Partnerschaft zwischen Pasta-Meister und Wein-Enthusiast

Gregors Weinbar

wird kulinarischer

 

Luigi Fabbri, der zuletzt im Frankfurt Westend mit seinem Fabbri-ca eines der besten italienischen Restaurants der Stadt führte, hat viele italienische Klassiker im Repertoire, doch seine Pasta-Gerichte sind von besonderer Qualität. Bei einer außergewöhnlichen Champagner-Verkostung in Gregors Weinbar in Frankfurt begleitete Luigi Fabbri die Perlen des Champagner-Winzers Vincent Charlot mit seinen Edelhappen (siehe auch BISS-Artikel „Champagner des Jahres“).

Luigis Lasagne

Natürlich kann Luigi Fabbri nicht nur hervorragend Pasta zubereiten, aber das ist nun einmal seine Paradedisziplin. Was er alles kann, hat er jahrelang in seinen Restaurants gezeigt. Aber auch jetzt wieder bei Events, wie er sie beispielsweise in Gregors Weinbar kulinarisch begleitete. Zehn feine Miniaturen brachte er auf die Tische. Wenn man bedenkt, dass es in Gregors Weinbar, die ja kein Restaurant ist, keine richtige Küche gibt, war das Ergebnis um so erstaunlicher.

Luigi Fabbri

Lasagne war in der Kindheit vieler Deutscher eine ziemlich dumpfe und plumpe Sache. Wie großartig sie sein kann, haben das viele sicher zum ersten Mal bei Luigi Fabbri im Westend erlebt. Das Restaurant gibt es leider nicht mehr, aber Luigi ist inzwischen eine kulinarische Kooperation mit Gregor Bernd und dessen Weinbar auf der Bockenheimer Landstraße eingegangen. In der Weinbar gibt es Luigis Lasagne immer, nackt auf dem Teller, ohne Beiwerk. Und sie schmeckt so famos wie immer. Sehr viel große Lebensfreude auf einem kleinen Teller.

Die Lasagne gehört neben dem erstklassigen San Daniele Schinken zum festen Programm in Gregors Weinbar.

LF

Fotos: Barbara Fienhold

 

 

 

 

 




Das Rheingau Gourmet & Wein-Festival ist auf voller Fahrt

Große Weine für Wissensdurstige

und Köche aus aller Welt

 

Das Rheingau Gourmet & Wein-Festival, das in diesen Tagen zum 28. Mal Gäste an die üppig gedeckten Tische ruft, hat volle Fahrt aufgenommen. Bis zum 9. März werden bekannte Köche und Newcomer sowie viele Weingüter aus aller Welt ein Füllhorn ausschütten. Es werden wieder gut 6000 Gäste erwartet.

Fast immer gibt es mindestens gleich drei vrschiedene Veranstatungen an einem Tag. Das stellt an alle Teilnehmer und den Service des „Kronenschlösschens“, in dem die meisten Events stattfinden, enorme Ansprüche an Fleiß, Koordination und Logistik.

Es wird oft bemängelt, dass es keine preiswerten Veranstaltungen gäbe. Dies stimmt nicht so ganz, es gibt den einen oder anderen preiswerten Einstieg. Die Mehrzahl der Events fordert indes ihren Preis. Es heißt ja auch Gourmet Festival und nicht Gulaschkanonen-Volksfest.

Carmelo Greco (l.) + Benedetto Russo vom Restaurant Carmelo Greco in Frankfurt, die den Timorasso-Lunch kulinarisch begleiteten

Eine Raritätenprobe wie die mit gleich 30 Jahrgängen von Mouton Rothschild kann von Natur aus nicht billig sein, ist aber ihren Preis wert (1.650 €). Wo sonst lassen sich schon an einem Abend so viele unterschiedliche Jahrgänge aus acht Jahrzehnten (1937 -2013) von Mouton Rothschild verkosten?

Der Sammler von flüssigen Antiquitäten und Gründer des Gourmet-Festivals Hans Burkhardt Ullrich macht das alles möglich. Es ist übrigens so, dass stets die hochpreisigen Events zuerst ausgebucht sind.

So etwas wie Volksfesttimmung kommt aber doch auf, wenn originelle Protagonisten wie Franz Keller mit von der Partie sind. “Vom Einfachen das Beste“ heißt es bei seinem Lunch am 27. Februar, bei dem der Altmeister vier Gänge servieren lässt. Franz Keller war einst ein gefeierter 2-Sterne-Koch, wurde aber ebenso für seine unverblümte und unerschrockene Art geschätzt. Von Auszeichnungen hat er sich längst losgelöst und betreibt seit Jahren im Taunus seinen Falkenhof mit eigener Tierzucht.

Mit dem Titel „Bester deutscher Sommelier“ darf sich Florian Richter vom Kronenschlösschen seit 2023 schmücken, der sich immer ganz unprätentiös und mit der Gelassenheit der wahren Kompetenz um die Gäste und die Weine kümmert. Er moderiert den Raritätenlunch von Château Leoville Las Cases am 1. März.

Welche Bedeutung Wein beim Festival hat, belegte auch ein italienischer Mittag, bei dem ausschließlich Weine getrunken wurden, die aus der seltenen und noch unbekannten Rebsorte Timorasso entstehen. Hier vollendete sich der besonders schöne Gedanke, wie gut Genießen und Wissensdurst zusammenfließen können.

Ludwig Fienhold

 

Siehe auch BISS-Artikel „Timorasso-Weine erobern die Toprestaurants“

Das gesamte Programm des Rheingau Gourmet & Wein-Festivals findet man hier mit einem Klick

Dort kann man auch gleich Plätze reservieren.

 

Gerichte vom Restaurant Carmelo Greco

ACQUERELLO RISOTTO
SEEIGEL | CRUDO DI LANGOSTINO

PANE CUNZATO
HAMACHI | TOMATEN | TROPEA ZWIEBEL | BROT-EIS

RINDERFILET
IL NOSTRO ROSSINI

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Friedas Bar & Kitchen: Funky Food mit guter Laune

Wo Frankfurt New York

am nächsten kommt

 

Deutschlandpremiere

der Domaine Hubert Brochard

 

Das Restaurant Friedas Kitchen ist ein Kosmopolit und könnte so in New York oder London zu finden sein, bringt aber auch viel Frankfurt-Feeling mit ein. Man schwebt zwischen den Hochhäusern mitten in den Schluchten des Bankenviertels und ist viel mehr im Geschehen als auf manchen höher gelegenen Roof Top Lokalen. Die Küche ist auf das lässige und modisch gestylte Ambiente zugeschnitten. Alles macht gute Laune.

Küchenchef Maurice Schulz und sein Team kochen entfesselt und funky, aber immer so, das es nicht überstrapaziert oder gar ermüdend wird. Man bedient sich unbekümmert der Aromen und Würze der ganzen Welt, das kann japanisch, koreanisch, indisch oder mediterran und noch vieles mehr sein. Es gibt aber keine Folklore auf dem Teller, man möchte den Zeitgeist einfangen, mit Augenzwinkern. Die Küche will alles sein, nur nicht langweilig.

Gang Bang Shrimps

Allein die Bang Gang Shrimps sind ein toller Hinschmecker, crunchig mit zarter Hülle, ein klein wenig spicy Mayonnaise und Frischekick durch Limette. Mit Blumenkohl hat man früher kleine Kinder erschreckt, bei Friedas werden sie gebraten und lecker aufgepeppt, mit nussigem Goma-Dressing und Sesam, Koriander und Petersilienöl. Das Beef-Tatar erfährt durch Chili nicht nur mehr Würze, sondern gewinnt auch an Lebendigkeit. Chicken Teriyaki auf Kimchi Reis und Pak Choi kommt in einer schmissigen Sauce daher, die Karamell und Röstnoten mitbringt. Die Küche kann aber auch zart und sensibel: Der Miso Lachs auf Spitzkohl ist eine besonders gelungene Delikatesse. Mit der seidigen Mango Crème Brulée ist man Everybody´s Darling. Mittags gibt es einen preiswerten Lunch Break, mit einer vegetarischen Alternative. Ziemlich expressiv auf dem Teller angerichtet, schmeckt das Kalbsragout mit Strozzapreti-Pasta sowie Pesto und Parmesan sehr saftig und harmonisch.

Miso Lachs

Friedas Chef Maurice Schulz war viele Jahre auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und arbeitete zuletzt als Küchenchef im Frankfurter Vai Vai. Die gravierenden Personalprobleme in der Gastronomie hat er auf seine unkonventionelle Weise gelöst. Schulz sucht sich junge Talente, bei denen er Potential sieht und bildet sie in der eigenen Küche aus. Es erwartet sie ein engagiertes Team und eine große gut ausgestatte Küche mit Skylineblick und Terrasse. Das Restaurant ist gut besucht, von Donnerstag bis Samstag herrscht abends Feierlaune.

Crazy Blumenkohl

Friedas Kitchen hat durch seinen ganzen Auftritt besonders auch als Eventlocation auf sich aufmerksam gemacht, Betreiber Bumb Junior ist als Caterer bekannt und führt außerdem die Gerbermühle in Frankfurt. Diese Konstellation war auch für die Domaine Hubert Brochard von der Loire Grund genug, ihre Deutschland-Premiere in Frankfurt steigen zu lassen, um dort einem Fachpublikum eine stattliche Sancerre-Flotte zu präsentieren. Sancerre war einst sehr angesagt und überall anzutreffen, wobei das Interesse zurückging. Das lag auch an schwachen Erzeugnissen, die mit Säure und zu lautem Stachelbeeraroma nervten. Die Sancerre von der Domaine Hubert Brochard, die von Bollinger geschluckt wurde, sind eher poliert, dezent und geradlinig. Mit diesem Geschmacksprofil ecken sie nicht an, zeigen aber auch wenig Ecken und Kanten. Man will offenbar lieber geschmeidig bleiben und vielen gefallen. Während Sancerre als Weißwein ganz allgemein gesehen in der Gastronomie nicht schlecht vertreten ist, kennt die Roten kaum jemand, wobei der Sancerre Rosé aus Pinot Noir noch weniger vertreten ist. Dabei macht gerade dieser enorm viel Spaß. Der Rosé von Hubert Brochard ist blitzsauber, frisch, trocken und saftig, die zarten Aromen von Erdbeere und Himbeere halten sich im Hintergrund und erscheinen delikat. Ein Rosé, den keiner kennt, und der gerade durch seine ruhige und sehr feine Art auf sich aufmerksam macht.

LF

 

Friedas Bar & Kitchen im Omniturm, Frankfurt, Große Gallusstraße 16 – 18. Restaurant Mo-Fr 12-14.30, Mi-Sa 18-23 Uhr. Bar Mi—Do 18-spät, Fr-Sa 16-spät.

Tel. 069 20 43 66 00.

Händler für Hubert Brochard: Wein Wolf in Bonn und Beesdo & Cap in Wertheim.

Fotos: Barbara Fienhold

Friedas Terrasse

Kalbsragout mit Strozzapreti

Mango Creme




Champagner Grand Siècle: Reife Leistung

Perlen für Feintrinker

 

Großes aus der Magnumflasche

 

Von Ludwig Fienhold

Champagner weckt nicht nur die Lebensgeister, sondern auch Erwartungen. Die einen schätzen cremige Champagner mit buttriger Briochenote, andere bevorzugen schlanke Charaktere mit frischen Zitrusaromen. Beim Grand Siècle, einer Prestigemarke von Laurent-Perrier, weiß man vor allem, dass er sich durch seinen Preis gleich im

Champagner Grand Ciècle

Premiumsegment einordnet. Über Struktur und Geschmack ist außerhalb der Fachwelt wenig bekannt. Eine Höchstnote von 100 möglichen Punkten durch den Kritiker James Suckling für den Grand Siècle No 26 hat für Aufsehen gesorgt. Bei einer Verkostung im Frankfurter Hof, die im ehemaligen Restaurant Francais stattfand, das jetzt eine schmucke Eventlocation geworden ist, konnte man sich ein Bild von verschiedenen Qualitäten aus dem Haus Laurent-Perrier machen. Der Grand Siècle und seine aufwendige und kunstfertige Assemblage standen dabei neben einem herausragenden Rosé im Mittelpunkt.

Mit der Reife wird man immer jünger, meinte der Dichter Hermann Hesse. Er dachte dabei zwar an den Menschen, auf den Champagner trifft dies aber auch zu. Gerade durch die Reife gewinnen die Champagner Grand Ciècle an Frische und Vitalität. Beim Grand SiècleNo 26, der 10 Jahre auf der Hefe reifte, ist dies exemplarisch. Seine elektrisierende Frische ist impulsiv, aber nicht laut und von sanfter Energie. Sehr viel Noblesse mit seidiger Struktur und konsistenter Perlage, dezentes Zitrusaroma, nussiger Touch. Ein großartiger Champagner für Feintrinker.

Referentin Elena Hart von der Sommelier Union

Die Prestige Cuvée Grand Siècle basiert auf einer Assemblage verschiedener Jahrgänge, deren Zusammenspiel sehr viel Fingerspitzengefühl, handwerkliches Können und Erfahrung erfordert.  Bei der Itération No 26 sind dies 2012, 2008 und 2007, wobei das Spitzenjahr 2012 den größten Teil stellt. Chardonnay und Pinot Noir kommen aus acht Grands Crus Lagen. Bei der No 25 mit den gleichen Rebsorten wurden nur die Jahrgänge geringfügig geändert. Die Stilistik ist ähnlich, das Geschmacksbild unterscheidet sich aber in spürbaren Nuancen. Die besonders gehypte No 26 ist feinsinniger, die No 25 ist druckvoller, wirkt noch trockener, bei gleicher Eleganz.

Greta Brodrück von Laurent-Perrier

Champagner aus Magnumflaschen vermag noch komplexer zu sein und verstärkt die guten vorhandenen Charakteristika mit schöner Deutlichkeit. Der Grand Siècle No 23 schmeckt schön würzig und belebend salzig, die No 24, die erst noch auf den Markt kommt, ist sehr expressiv und begeistert mit einer Aromenfülle, die von Zitrusfrüchten, Mandarinen und gerösteten Nüssen dominiert wird. Eine feine Perlage lässt den Geschmack sehr dicht und lange erleben. Die beiden Cuvées in der Magnumflasche wirken noch harmonischer und tiefgründiger. Kein Protzchampagner, der sich mit Getöse breit macht, sondern eine Delikatesse für den stillen Genießer.

Selbst bei so vielen Spitzenchampagner bildet der Rosé Alexandra von Laurent-Perrier einen krönenden Abschluss (bei der Verkostung  aus der Magnumflasche). Es gibt einige herausragende Rosé in der Topliga, Alexandra spielt ganz weit oben mit, wobei wir derzeit keinen besseren kennen. Der Rosé 2012 reifte 15 Jahre auf der Hefe und ist unglaublich delikat. Diese hochpreisige Rarität aus Pinot Noir und Chardonnay entfaltet ein subtiles Potpourri aus Walderdbeeren, Himbeeren und Orangenzeste. Die Grande Cuvée Alexandra Millésimé kann nur erzeugt werden, wenn Pinot Noir und Chardonnay zur gleichen Zeit reif werden. Seit der Einführung 1987 gab es nur zehn dieser außergewöhnlichen Jahre.

Fotos: Barbara Fienhold

 




Restaurant Die Leiter: Kulinarische Klassiker, die immer Lust machen

Mehr als nur ein Lokal:

Eine gastronomische

Rarität mit kulinarischen Klassikern

 

Es gibt nicht einmal eine Handvoll Restaurants, die in Frankfurt so lange für großartige kulinarische Leistungen sorgen wie das Restaurant „Die Leiter“. Seit unglaublichen 42 Jahren gehört sie zu jenen immer weniger werdenden Adressen an der Freßgass, die dem Namen noch Sinn geben. Es sind Gerichte zu bekommen, die nicht mehr oft auf den Speisekarten stehen und dann meist auch nicht so gut wie hier geraten. Ein Highlight war im November und Dezember wieder die gefüllte Barbarie-Ente.

Wenn Restaurantleiter Fernando Mezzadra die saftige krossgebratene Barbarie-Ente am Tisch tranchiert und mit karamellisierten Maronen und Rotkohl serviert, duftet das ganze Lokal festlich weihnachtlich. Die Ente wird in zwei Gängen serviert und fällt in der Portionierung recht stattlich aus (43,50 € pro Person). Sie wird mit Semmelknödel gefüllt, der das wenige überschüssige Fett gut aufnimmt und dabei saftig bleibt.

Die aus der Karkasse gezogene und mit vielen Gewürzen sowie einem Hauch Orange süffig abgestimmte famose Sauce wird zusätzlich à part in der Sauciere serviert – man muss sie bis zum letzten Tropfen austunken, zumal sie bei aller Intensität ungewöhnlich leicht ausfällt. Zur Barbarie-Ente gibt es neben den Karamell-Maronen einen lange marinierten, saftigen und aromatischen Rotkohl.

Küchenchef Alexander Gschaider arbeitet jetzt auch schon über 30 Jahre in der Leiter und steht für einen Stil, den man leider immer weniger antrifft. „Old School“ heißt aber nicht von Vorgestern, das ist die alte Schule derer, die noch kochen gelernt haben – so wie Alexander Gschaider im legendären Gourmet-Hotel Bareiss im Schwarzwald. Als Österreicher weiß er selbstredend Evergreens seiner Heimat wie Wiener Schnitzel (vom Kalbsrücken), Backhendl und Tafelspitz  in bester Art auf den Tisch zu bringen. Wenn man Glück hat, sind auch so wunderbare Gerichte wie Selchfleischtascherl mit brauner Butter, das Fiakergulasch vom Ochsenwadl mit Breznknöderl sowie Arme Ritter mit Blutwurstfüllung nebst gebackenem Haferflockenleberknödel zu bekommen. Die Österreichtage in der Leiter könnten von uns aus das ganze Jahr stattfinden.

Lammkoteletts und Spanferkelbäckchen sind ein Must-have. Aber auch viele mediterrane Gerichte, wie die saftigen Pappardelle mit würziger Salsiccia-Wurst oder die temperamentvollen Spaghettini mit Calamaretti, Garnelen, Steinpilzen, Knoblauch und Chili, haben Klasse. Grundsätzlich zeigt die Küche Geschmacksintensität bei gleichzeitiger Leichtigkeit und Finesse. Die Mittagsmenüs sind zu sympathischen Preisen zu bekommen. Überhaupt sind die Preise in der Leiter gemessen an der Qualität ausgesprochen human.

Alexander Gschaider (l.), Fernando Mezzadra

Wiener Schnitzel

Die Leiter ist immer noch ein Bistro, wobei diese Charakterisierung vor allem der Einrichtung und der Stimmung zu verdanken ist: Individuell, lässig und entspannt. Gastgeber Fernando ist das Gesicht des Lokals, wir kennen niemand, der in dieser Stadt länger im Geschäft ist und trotzdem mit so viel jugendlichem Schalk von Tisch zu Tisch zieht. Menschen wie er und Lokale wie die Leiter gehörten unter Artenschutz gestellt.

Ludwig Fienhold

Die Leiter, Frankfurt, Kaiserhofstr. 11, Tel. 069 29 21 21.

www.dieleiter.de

Di-Sa 12-15,18.30-22 Uhr, So+Mo geschlossen




Dirkers Lebkuchenlikör: Der ganze Duft von Weihnachten in einer Flasche

Ein Meisterstück von Edelbrenner Arno Dirker

 

Weihnachtliche Aromen sind nicht nur für Kinder ein schönes Erlebnis, wir freuen uns ebenso darüber, vor allem, wenn diese noch in einem fabelhaften Likör zusammenkommen. Dieser sehr würzige, dezent süße und leicht schnapsige Likör duftet ungemein animierend nach Karamell, Zimt, Mandeln, gerösteten Nüssen, Nelken und Muskatnuss. Orangenzeste, Anis und Waldhonig geben sensorisch den letzten Schliff.

Das ölige Elixier zeigt sich geschmeidig und alles andere als plump. Grundiert wird es von einem Hauch Tonkabohnen-Schokolade. Eine fein fruchtige Zitrusnote bringt den Frischekick. Ein Göttertrunk.

Arno Dirker

Edelbrenner Arno Dirker hat die Rezeptur zur Herstellung eines Pfefferkuchenlikörs bereits vor über 20 Jahren entwickelt und die Zutaten in Alkohol eingelegt. Nach einer Extraktionszeit von mehreren Jahren konnten sich die Aromen der einzelnen Komponenten harmonisch verbinden. Grundlage für den Lebkuchengeschmack sind nach Auskunft von Arno Dirker grüne Walnüsse, die im Juni vor der Sommersonnenwende geerntet werden. Sie müssen noch so weich sein, dass sie leicht mit dem Messer zerteilt werden können. Diese werden zusammen mit all den Gewürzen eingelegt und ergeben einen dunkelbraunen und köstlichen Lebkuchenlikör.

Um den Charakter, die Farbe und das Aroma nicht zu beeinträchtigen, wird der Likör unfiltriert in die Flasche gefüllt. Deshalb kann es sein, dass sich Gewürzpartikel oder ätherische Öle in der Flasche absetzen. Man sieht daran, dass naturbelassene Gewürze und keine Aromaten oder Geschmacksverstärker verwendet werden. Wen dies stört, kann die Flasche vor dem Öffnen ja leicht aufschütteln. Der Pfefferkuchenlikör hält bis 2027, bei uns hat er es gerade einmal eine Woche geschafft.

LF

Edelbrennerei Arno Dirker, Mömbris, Tel. 06029 7711.

www.dirker.de

Fotos: Dirker




Toller Kult auf Lanzarote: Die schönsten und lustigsten Weihnachts-Krippen der Welt

Jeder fragt: Wo ist

das Scheißerle?

 

Wer Eisenbahnen und deren kunstvolle Landschaftsdekorationen liebt, wird vielleicht noch mehr von den Krippen-Inszenierungen auf Lanzarote begeistert sein. Die mit ungemein viel Liebe zum Detail und einer Prise Humor gestalteten Krippenspiele haben nicht nur eine christliche Botschaft, man findet viel mehr weltliche Ideen: Marktfrauen, weinselige Zecher und das legendäre Scheißerle, der sich gerne versteckt hält und so lange gesucht wird, bis man es entdeckt. Kinder gehen nicht eher weg, bevor sie ihn gefunden haben, Erwachsene entwickeln einen aber auch einen ähnlichen Ehrgeiz.

Die ganze Insel zieht von Städtchen zu Städtchen, um alljährlich zu sehen, wo die attraktivsten Weihnachtskrippen zu sehen ist. Ob in Haria, Yaiza, Tias oder Tinajo. Tias war diesmal besonders stark (siehe Bildstrecke). Wochenlang basteln und bauen Freiwillige an diesen aufwendigen Landschaftsszenen. Star ist immer der Caganer (Scheißerle), der irgendwo im Gebilde seine Notdurft verrichtet. Diese heitere Figur taucht angeblich schon seit dem 17. Jahrhundert in den spanischen Weihnachtskrippen auf. Ein Männlein mit heruntergelassener Hose kauert in irgendeinem Winkel der Weihnachtskrippe und wartet darauf ganz entdeckt zu werden. Die Kirche findet das nur natürlich und sieht darin einen Akt der Fruchtbarkeit. Ist das nicht herrlich? Bei uns in Deutschland würde längst eine woke Diskussion entbrannt sein, ob das korrekt wäre oder gar christenfeindlich erscheinen würde. Scheißerle drauf.

Die Weihnachtskrippen sind von Dezember bis zum 6. Januar auf Lanzarote zu besichtigen.

Text & Fotos: Barbara & Ludwig Fienhold

Die Schmuckdesignerin Tanja berichtet jedes Jahr von den Weihnachtskrippen ihrer Wahlheimat Lanzarote und gibt Tipps dazu: www.lanzaroteherz.com/lanzarote-krippe-scheisserle/

Das legendäre Scheißerle




Gastronomie-Modell mit Zukunft: Weinmesse & Winzer-Dinner

Hendrik Thoma ließ es in

Hamburg und Frankfurt ploppen

 

Was der Sommelier und Weinhändler Hendrik Thoma in Hamburg und Frankfurt auf die Beine gestellt hat, sollte Schule machen. Eine lockere Weinmesse mit Winzern und Winzer-Dinner, bei dem Gäste und Aussteller gemeinsam am Tisch sitzen. Das macht neugierig, das macht Spaß, das macht Sinn.

Hendrik Thoma

Im Restaurant Emma Metzler im Frankfurter Museumspark am Main gab es Deftigkeiten, wie die geschmorte Schulter vom Vogelsberger Weideochsen, die man im Family Style ganz unkompliziert gemeinsam weggabeln konnte. Die Winzer saßen mit am Tisch oder schenkten den Gästen zum Essen ein. Die Gäste flanierten und bedienten sich an den Flaschen, die ringsum an den Ständen zu bekommen waren. Das ist schon allein deshalb gut, weil man als Gast selbst bestimmen kann, wie viel man im Glas haben möchte – manchmal weniger, manchmal mehr.  Insgesamt kamen zwölf Winzer aus acht Ländern nach Frankfurt und brachten über 60 verschiedene Weine mit. Ein strammes Programm, das Wissensdurst und Durchhaltevermögen erforderte. Und den unbedingten Willen zwischendurch immer wieder Wasser zu trinken.

Solche Veranstaltungen sorgen für Genuss, Kommunikation und eine Geselligkeit, wie man sie im normalen gastronomischen Leben kaum erleben kann. Hendrik Thoma, Mastersommelier und Chef von „Wein am Limit“ in Hamburg tourt immer wieder mal durch Deutschland, mit frischen Ideen und tollen Weinen. Er sollte das noch mehr machen oder zumindest andere zu solchen Aktionen inspirieren.

Es waren nicht nur bekannte Winzer und Weingüter dabei, denn es sind ja gerade die Newcomer, Nischenprodukte und Entdeckungen, die spannend sind. Der Württemberger Topwinzer Rainer Schnaitmann zeigt, dass es auch sehr gute und moderne Weine der Spezies Lemberger und Trollinger gibt. Das Weingut Damascene aus Südafrika, das einige gute Rotweine dabei hatte, überraschte mit einem erstklassigen und limitierten Semillon „Old Bush Vines“. Die wunderbaren vulkanischen Ätna-Weine von Montecarrubo aus Sizilien sind nicht jedem bekannt, zählen aber zu den besten ihres Landes. Richtig gut und viel zu wenig bekannt auch der Assyrtiko aus Santorini von Mikra Thira.

Weinmesse mit Tasting und das Dinner wurde über zwei Tage lang gezogen und lockten mehrere hundert Gäste an. Natürlich gibt es ähnliche Events, aber nicht viele, die professionell durchgezogen werden und mit Qualität glänzen können.

 

Ludwig Fienhold

Fotos: Barbara Fienhold

 




Frankfurt: Zwei neue Lokale für den prominenten Römerberg

Der kulinarisch freudlose Platz bekommt endlich

eine gastronomische Verstärkung

 

Frankfurts prominentester Platz, der Römerberg, liegt seit Jahrzehnten gastronomisch im Koma. Nun könnten zwei neue Adressen Leben einhauchen: Die Café-Bar Monza und die Weinstube im Römer.

Das italienisch geprägte Monza, das sich bereits mit zwei gut eingeführten Lokalen auf der Freßgass und in der Schweizer Straße etabliert hat, hält die Pole Position am Römerberg. Kaum ein anderer Platz liegt dauerhaft so gut in der Sonne, jeder Besucher läuft hier vorbei, die neue Altstadt lenkt geradezu dorthin.

Monza

Aus dem einstigen Café Einstein ist allein durch den Mosaikboden ein kleines Schmuckstück geworden, man fühlt sich gut aufgehoben, wenngleich manchen Tischen noch etwas mehr Abstand gegönnt werden könnte. Das Repertoire besteht aus den bewährten Kuchen wie der tollen Torta della Nonna mit Vanille- und Zitronencreme, und appetitlichen Pasticcini. Beim Kaffee/Cappuccino zeigt man sich engagierter als bei der Weinauswahl, die mit Pinot Grigio, Primitivo und Lugana Anspruchsvolle nicht gewinnen kann. Der Service ist sympathisch und gastfreundlich, es sind leider nur Kartenzahlungen möglich sind.

Die unter neuer Führung eröffnete Weinstube im Römer bietet vom Frühstück bis zum Nightcup allerhand. Pächter Pawel Resser und Betriebsleiter Gökhan Arikan wollen ausloten, was an diesem Platz alles läuft. Trotz Kronleuchtern, Terrakottafliesen und Kupfertheke ist die alte Gaststube noch wiederzuerkennen. Zur rustikalen Atmosphäre passt die hessische Regionalküche, für die der gelernte Metzger Markus Rudeck verantwortlich ist. Die hausgemachten Kalbsleberknödel sind richtig gut und zeugen von handwerklicher Klasse, Stampfkartoffeln und Sauerkraut hätten wir dazu nicht gebraucht, sie dienen nur als Sättigungsbeilage.

Awet und Gökhan

Famos auch das zarte, saftige Matjesfilet Hausfrauen Art, das man nicht besser bekommen kann. Die Bratwurst ist gut, auch hier wieder Sattmacherbeilagen, besser nur ein Stück Bauernbrot dazu essen. Markus Rudeck ist jedenfalls eine starke Säule in diesem neu aufgestellten Gasthaus.

Die Weinkarte will es vielen recht machen, was selten gut geht und ambitionierte Weinfreunde nicht anspricht. So etwas lässt sich nachbessern. Immerhin gibt es den trockenen Riesling vom Lohrberger Hang, der tatsächlich auf 1,3 Hektar in Frankfurt wächst und nicht wie die anderen Weine der Stadt Frankfurt im Rheingau. Ein schönes und rares Stück Frankfurt im Glas, das Geschichte hat und zum Geschichten erzählen anregt. Der Weinstuben-Service ist nett, vor allem Awet glänzt durch ihre strahlende Freundlichkeit und Professionalität. Dennoch läuft noch nicht alles rund und bedarf der Nachbesserung.

Markus Rudeck

Die Weinstube im Römer stand drei Jahre leer, was von dem Vermieter, dem Liegenschaftsamt der Stadt Frankfurt, eine sträfliche Vernachlässigung war. Die Café-Bar Monza und die Weinstube im Römer sind eine Auffrischung für Frankfurts müde Touri-Zone, wobei sie ihre Qualität noch weiter ausbauen können. Die beiden neuen Lokale stehen in der Verantwortung, dem kulinarisch vernachlässigten Römerberg endlich ein appetitliches Gesicht zu geben.

Ludwig Fienhold

Weinstube im Römer

Monza Caffè & Bar, Frankfurt, Römerberg 32

www.monzacoffee.com

Weinstube im Römer, Frankfurt, Römerberg 19

weinstube-römer.de

Fotos: Barbara Fienhold

Kalbsleberknödel

Rindsrostbratwürstchen

Matjesfilets




Restaurant im Seehotel Überfahrt am Tegernsee eröffnet mit neuem Konzept

Auch Karotte und Sellerie werden zu kulinarischen Helden

 

Das Restaurant Überfahrt ist zurück: Ab sofort empfängt es unter der Küchenleitung von Cornelia Fischer die Gäste mit einem erneuerten Konzept, bei denen Aromen aus aller Welt und regionale Produkte zusammenfinden sollen. Das Hotel gehört zu der Gourmet-Kollektion der Althoff-Betriebe.

Das einstige 3-Sterne-Restaurant steht unter einem hohen Erwartungsdruck. Cornelia Fischer ist die Nachfolgerin von Christian Jürgens an, der wegen seines allzu robusten Führungsstil 2023 das Haus verlassen musste. Das darauffolgende Intermezzo mit einem Berliner Szenekoch muss als Verzweiflungstat gewertet werden und ist schon längst Geschichte.

Das Küchenteam vom Restaurant Überfahrt: Felix Groetsch, Cornelia Fischer, Marvin Herbert und Timo Beck

Im neuen Seehotel Überfahrt haben Gäste die Wahl zwischen zwei Menüs – vegetarisch oder mit Fleisch (4 – 6 Gänge 149 – 207 €). Das Angebot auch à la carte auswählen zu können relativiert sich, denn man muss auch dann mindestens 4 Gänge bestellen, was sich preislich nur unmerklich auswirkt.

Im Mittelpunkt der ansonsten ansprechenden Speisekarten  stehen überwiegend lokale Produkte, die nach offizieller Redewendung „kosmopolitisch“ auf den Teller kommen. Dabei sollen auch Sellerie und Karotte zu „kulinarischen Helden“ werden.

Ein Großteil der Zutaten soll ab dem kommenden Jahr den Gewächshäusern im hoteleigenen Garten entstammen. Die passende Weinbegleitung sowie eine Auswahl an alkoholfreien Getränken, darunter Sparkling Tea oder selbst gemachte Säfte, verantwortet Gastgeberin Marie Christin Baunach. Die Sommelière war schon in früheren Jahren in der Überfahrt tätig, ehe sie zum nahegelegenen Restaurant Haubentaucher wechselte. Geändert hat sich auch das Interieur im Seehotel Überfahrt. Das neue Design nimmt den Standort Tegernsee auf, die Farben sind natürlich, ortsbezogen und ruhig.

Seehotel Überfahrt

Die 39 Jahre alte Cornelia Fischer war unter anderem zwei Jahre lang  Sous Chefin von 3-Sterne-Koch Andreas Caminada in der Schweiz. Von Graubünden zog es die gebürtige Unterfränkin 2021 zurück in die Heimat, wo sie als Küchenchefin im Hotel Zur Schwane zwei Restaurants zu verantworten hatte, darunter den mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten „Weinstock“. Das Restaurant Überfahrt ist von Dienstag bis Samstag abends geöffnet und  bleibt sonntags und montags geschlossen.

Photocredit: Jörg Lehmann, Berlin