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Schloss-Koch Martin Scharff: Keine Lust mehr auf den Michelin-Stern

Die Heidelberger Schlossweinstube verändert drastisch das Konzept

 

Absage an Instagram & Pinzetten-Küche

 

Nach 28 Jahren Michelin-Stern erlaubt sich Martin Scharff eine drastische Neupositionierung seines Restaurants Schlossweinstube in Heidelberg. Mit der aktuellen Entwicklung der Sterneküche kann er sich nicht mehr identifizieren: zu inflationär und einheitlich. Stattdessen will er gute deutsche Küche bieten. Einfach, aber nicht anspruchslos, und vor allem preiswerter als bisher. Der Michelin hat in seiner neues Ausgabe 2020 nicht auf die Veränderungen reagiert und der Schlossweinstube erneut einen Stern verliehen.

Über 28 Jahre hat er – und einst als Jüngster seiner Zunft in Deutschland – den Stern behaupten können. Doch ab 1. April wird sein Restaurant Schlossweinstube im Schloss Heidelberg völlig anders aufgestellt: „Ich möchte zurück zu meinen eigentlichen Wurzeln, mir wieder mehr Freiheit schaffen, ohne die Grundlagen der Sterneküche berücksichtigen zu müssen“, sagt er. Seit über acht Jahren ist Scharff Herr über das komplette gastronomische Angebot im Schloss Heidelberg. Dazu gehört die Sattelkammer, die Vinothek, die Backstube genauso wie die Schlossweinstube. Ins Schloss strömen täglich mehrere tausend Touristen. Zudem ist sein Unternehmen Catering-Partner für Hochzeiten und Events ebenso wie für zahlreiche externe Veranstaltungen. „Aber wir kochen in erster Linie für die Heidelberger, die Region und den anspruchsvollen Tagestouristen. Das möchte ich wieder mehr in den Fokus rücken.“

Martin Scharff

Mit der aktuellen Entwicklung der Sterneküche kann sich der 56 Jahre alte Martin Scharff nicht mehr identifizieren: „Für mich ist das mittlerweile schon sehr optische Uniformität und hat oftmals nichts mehr mit klassischem Handwerk zu tun. Ich möchte weg von der verspielten Dekoriererei, der Pinzettenküche und Kressemanie und wieder zurück zum Basis-Geschmack.“ Er nennt es eine regionale Jahreszeitenküche im Dialog mit der Welt. „Ich schätze die moderne, deutsche Küche, die von besten regionalen und saisonalen Produkten lebt und auf Basis der klassischen französischen Küche auf höchsten Niveau zubereitet wird.“

Gleichzeitig schöpfe er viel Kreativität aus Produkten, Rezepten und Gewürzen der Länder, die er bereist habe. So finden sich in Zukunft auf der Speisekarte seine Lieblingsgerichte, wie Variationen vom Kalb oder klassische Schmorgerichte, aber eben auch weltoffene Interpretationen, wie Ceviche von der Odenwälder Lachsforelle.  „Ich habe keine Lust mehr, immer wieder zu hören, dass man sich Sternküche nicht oder nur selten leisten kann. Meine Kochkunst soll nicht mehr nur einer kleinen Zahl von Gästen zukommen, ich möchte wieder mehr Menschen erreichen.“ Daher will Scharff sein Restaurant auch preislich attraktiver machen: Ab sofort soll es ein regionales 3-Gänge-Menü für circa 50 Euro sowie das Degustationsmenü für unter 100 Euro geben. À la Carte-Hauptgerichte beginnen dann bereits ab 24 Euro. Weiterhin wird es über das Jahr hinweg ein kulinarisches Programm in der ganzen Schlossgastronomie geben, wie jetzt im April sein Gourmet & Wein Festival, für das er in diesem Jahr seinen alten Lehrmeister Harald Wohlfahrt gewinnen konnte.

Natürlich weiß Martin Scharff, dass man einen Stern nicht einfach wieder an den Michelin zurückgeben kann –  man bekommt ihn, man verliert ihn. Durch seine Konzeptveränderung erzwingt er jedoch geradezu, dass er aussortiert wird. Außerdem wird die Schlossweinstube ab 1. April nur noch freitags und samstags geöffnet haben und damit aus dem Raster des Michelin fallen, bei dem nur Lokale eine Chance auf eine Auszeichnung haben, die an mindestens drei Tagen in der Woche Gäste bewirten. Die Schlossweinstube muss jetzt aber noch ein Jahr mit dem Michelin-Stern leben.

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Photocredit: Schlossweinstube Heidelberg




Gyoza: Trend aus Paris kommt nach Frankfurt

Gefüllte Teigtaschen als Imbiss für Gourmets

 

In Paris gibt es viele von ihnen, jetzt hat auch Frankfurt sein erstes Gyoza-Lokal. Die Teigtaschen à la japonais gelten als niveauvoller Imbiss. Sie sind in Japan bekannt, wurden aber in ähnlicher Form schon viel länger in China hergestellt, wo man sie als Dim Sum kennt. Die wichtigste Frage aber lautet: Schmeckt das? Und ja, die Dinger schmecken gut. So gut, dass man sie auch essen muss, und zwar nicht nur einmal. Die größte Überraschung aber: Die drei Weine, die es gibt sind sehr gut gewählt und passen zu den Teigtaschen.

Die feinen saftigen Dumplings sind jetzt in Frankfurt in der nagelneuen Gyoza Factory von Ludovic Levoux (Bild oben rechts) im Grüneburgweg zu bekommen. Er bietet verschiedene Varianten an (Rind, Schwein, Garnele, vegetarisch). Am besten sind die Teigtaschen mit Schwein (Lauch, Ingwer, Sake, Yuzu). Sehr gut auch die süße Variante mit Apfel-Birne-Füllung und Bourbon Vanille Sauce. Zu den salzigen Dumplings sind verschiedene Tunken zu bekommen: Ponzu, Sweet Chili, Yuzu-Mayonnaise. Die Teigtaschen werden kurz angebraten und gedämpft und bleiben dadurch zart und saftig, nur das Dessert Dumpling wird leicht frittiert, gerät aber auch sehr fein und gut. 8 Stück 5,90  –  6,90 €. In der Gyoza Factory kann man auf die Schnelle etwas essen, doch die meisten nehmen sich die Happen mit nach Hause, denn der Stehimbiss lädt trotz der guten Weine von Höfflin und Joern nicht zum gemütlichen Verweilen ein.

 

Gyoza, Frankfurt, Spohrstr. 17./Ecke Glauburgstraße

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Michelin Deutschland 2020: 3 Sterne für Rutz in Berlin, 2 Sterne für Gustav in Frankfurt

Die Schwarzwaldstube verliert

durch den Brand ihre 3 Sterne

 

Das Restaurant „Rutz“ in Berlin unter der Leitung von Küchhenchef Marco Müller erhält vom Guide Michelin erstmals die höchste Auszeichnung von drei Sternen. Damit gibt es in Deutschland auch nach dem brandbedingten Aus für die „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn unverändert zehn Adressen mit drei Sternen, weltweit umfasst der exklusive Club der 3-Sterne-Häuser nur etwa 100 Restaurants.

Der 49-jährige Marco Müller ist seit 2004 Küchenchef im „Rutz“. 2008 erhielt das Restaurant in Berlin-Mitte erstmals einen Stern, 2017 stieg das Haus in die 2-Sterne-Liga auf. Nochmals drei Jahre später folgt jetzt der dritte Stern. „Die Küche von Marco Müller und seinem Team hat in nur kurzer Zeit eine sagenhafte Entwicklung vollzogen. Die Gerichte sind voller Finesse, Ausdruck und toller geschmacklicher Balance“, würdigt Michelin-Direktor Gwendal Poullennec das „Rutz“.

Sieben neue 2-Sterne-Adressen

Erfreulich ist die Entwicklung auch bei den 2-Sterne-Restaurants. Hier verzeichnet der Guide gleich sieben Neuzugänge, darunter das ebenfalls in Berlin ansässige „Coda Dessert Dining“, wo René Frank ein in der deutschen Spitzengastronomie einmaliges Konzept verfolgt: eine unverwechselbare und kreative Küche auf Basis moderner Patisserie- Techniken.

Ebenfalls neu in die 2-Sterne-Liga aufgestiegen sind zwei Adressen in Bayern: das „Les Deux“ in München und das Restaurant „Obendorfers Eisvogel“ in Neunburg vorm Wald. Vervollständigt wird die Liste der neuen 2-Sterne-Häuser durch das „Olivo“ in Stuttgart, das „Gustav“ in Frankfurt am Main, das „bianc“ in Hamburg und das „Jante“ in Hannover. Insgesamt zeichneten die Tester für die Neuauflage des Michelin Deutschland 43 Restaurants mit zwei Sternen aus, so viele wie noch nie in der Geschichte der Ausgabe. Küchenchef Jochim Busch vom Gustav in Frankfurt ist im Bild oben links zu sehen.

255 Restaurants mit einem Stern

Auch die Zahl von 29 neuen 1-Stern-Adressen belegt die starke Position der deutschen Spitzengastronomie in Europa. Getragen wird diese Entwicklung unverändert von einem Mix aus jungen, talentierten Köchen mit neuen, spannenden Ideen sowie etablierten Altmeistern, die häufig die Lehrer der erfolgreichen Newcomer waren.

Gleich in drei Städten gibt es jeweils zwei neue 1-Stern-Häuser: in München die Restaurants „Mural“ und „Sparkling Bistro“, im westfälischen Münster das „Cœur d’Artichaut“ und „ferment“ und in Berlin das „Cordo“ und „prism“.

Insgesamt listet die Ausgabe 2020 des Michelin Deutschland 255 1-Stern-Adressen. Damit liegt die Zahl der Restaurants in Deutschland mit einem oder mehreren Sternen bei 308 Adressen.

Brand in der Schwarzwaldstube: Großer Verlust für Topgastronomie

In die Freude über den anhaltenden Aufschwung der deutschen Topgastronomie mischt sich das Bedauern über das plötzliche Aus für das dienstälteste 3-Sterne-Restaurant Deutschlands: die „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn, die seit 1993 mit dem höchsten Prädikat des Guide ausgezeichnet wurde. Zusammen mit der „Köhlerstube“, der „Bauernstube“ und dem historischen Stammhaus des Hotels „Traube Tonbach“ wurde die Gastronomielegende Anfang des Jahres bei einem Großbrand komplett zerstört.

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Newcomer & Klassiker: Großes Tasting mit 500 Weinen

Jubiläumsmesse der Weinagentur Beesdo & Cap

in der Kameha Suite in Frankfurt

 

Festival der flüssigen Genüsse: Mehr als 40 Winzer werden in der Kameha Suite in Frankfurt am 1. März von 13 bis 19 Uhr über 500 Weine präsentieren. Die große Jubiläumsmesse wird von der Handelsagentur Beesdo & Cap veranstaltet, die ihr sechsjähriges Bestehen feiert. Dafür ist die ganze obere Etage der Kameha Suite reserviert, die bequem für 300 Gäste Platz bietet und sich so zentral nahe der Alten Oper befindet, dass man zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen kann. Die Großoffensive bringt vor allem Winzer aus Deutschland auf den Plan, aber auch andere aus der ganzen Welt.

Weinprobe Kameha Suite

Das Weingut Corvers-Kauter aus dem Rheingau, gerade vom Gault & Millau Weinguide zum „Aufsteiger des Jahres“ gekürt, hat in diesem Jahr mit ungewöhnlichen Weinen auf sich aufmerksam gemacht, Riesling und Pinot Noir stehen im Vordergrund. Vom universellen Riesling Rauenthaler Baiken bis zum hochspeziellen Riesling Rüdesheimer Berg Rottland sind alle Weißweine interessant, ebenso die Pinot Noirs aus den Spitzenlagen Assmannshäuser Höllenberg und Rüdesheimer Drachenstein. Bemerkenswert ist auch die Entwicklung beim Weingut St. Antony aus dem rheinhessischen Nierstein, dem bislang trotz guter Leistungen nicht wirklich so etwas wie ein Durchbruch geglückt ist. Inzwischen ist dort der zielbewusste Netzwerker Dirk Würtz Betriebsleiter und dürfte unter anderem für ein offensiveres Marketing sorgen. Mit dem Riesling Niersteiner Brudersberg, dem Blaufränkisch und den Pinot Noirs hat das Weingut St. Antony ausreichend Trümpfe für einen Aufstieg in der Hand. Das Weingut Schloss Reinhartshausen im Rheingau hat eine bewegte Geschichte hinter sich, noch längst nicht hinreichend bekannt ist aber, wie sehr sich die Qualität verbessert hat. Auch davon kann man sich an diesem Tag selbst ein Bild machen.

Es gibt nur wenige Winzer, die viele gute Weine und sogar Lagenweine für spürbar unter 10 € anbieten, wie Markus Pfaffmann (Weingut Karl Pfaffmann) aus der Pfalz. Die Kollektion reicht von saftig-süffigen Bankettweinen bis zu hochwertigen Réserve-Weinen. Das Weingut Dr. Wehrheim aus dem pfälzischen Birkweiler gehört zur Spitze in Deutschland und begeistert vor allem mit Riesling und Weißburgunder. Es wird das Tasting in jedem Fall bereichern.

Jochen Dreissigacker

Freuen darf man sich auch auf Pfannebecker und Dreissigacker aus Rheinhessen, Dreissigacker zeigt schon bei seinen Guts- und Ortsweinen Qualität und auch Pfannebecker überzeugt mit seinen Basisweinen, aktuell mit Weiß- und Grauburgunder. Das Weingut Spreitzer aus dem Rheingau, wird ebenfalls mit einigen guten Flaschen vertreten sein und gehört schon zum Inventar bei den Verkostungen von Beesdo & Cap. Die Winzerfamilie Topf aus dem Kamptal, deren regionaltypische Sorten Grüner Veltliner und Riesling animieren, wird Österreich würdig vertreten.

Das Vorzeige-Sektgut Raumland, Josef Rosch von der Mosel, Emrich-Schönleber von der Nahe und andere mehr verstärken das vielseitige Programm, das eine große Bandbreite zeigt. Gérard Bertrand aus Südfrankreich hat eine enorme Palette an Weinen zu bieten, weltbekannt ist der Rosé Hampton Water, der in Zusammenarbeit mit Rockstar Bon Jovi entstand und nicht allein durch ein schönes Etikett überzeugt.

Unter den ausländischen Weingütern ist das Chateau Changyu Moser sicher das exotischste. Der österreichische Weinexperte Lenz M. Moser führt hierbei Regie und will Changyu zum besten Weingut Chinas machen. Das nach französischem Vorbild gebaute Weinschloss liegt in der Weinregion Ningxia am Rande der Wüste Gobi.

Beesdo & Cap Tasting

Eintritt nur für Besucher aus Gastronomie und Fachhandel. Anmeldung unbedingt erforderlich über Email: info@beesdo-cap.de

Jubiläums-Tasting der Weinhandelsagentur Beesdo & Cap, Kameha Suite in Frankfurt, 1. März von 13 – 19 Uhr.

Die Weinhändler Esther Martin Cap & Raik Beesdo sind seit über 20 Jahren im Geschäft und vor allem in der Rhein-Main-Region sehr aktiv. 




Nach dem Brand: So geht es mit der Traube Tonbach weiter

Aber: Wie wird der Michelin die Schwarzwaldstube bewerten?

 

Der erste Schock habe sich ein wenig gelegt, meint Patron Heiner Finkbeiner, und hat bereits die ersten Schritten für die Zukunftspläne der Traube Tonbach und der bis auf die Grundmauern niedergebrannten Restaurants unternommen. Die Zwischenlösung erinnert an die Idee eines begrenzten Pop-up-Projekts. Einem Rohentwurf nach soll die Gastronomie mit der Schwarzwaldstube und der Köhlerstube auf dem Flachdach der Garage aufgezogen werden. Das Ambiente soll wie gewohnt hochwertig ausfallen, die Qualität von Küche und Service auf dem bislang hohen Niveau erlebbar bleiben. Bei dieser Übergangsphase werden mit behutsamen Blick auf das Haus und die Landschaft spezielle Container eingesetzt. Heiner Finkbeiner hofft, dass schon im April die ersten Gäste in den Interimslokalen begrüßt werden können.

Zwei unklare Sachverhalte regen indes weiter zu Spekulation an. Obwohl die Ermittlungen vor Ort abgeschlossen sind, ist die Brandursache noch nicht geklärt, wenn auch der Brandherd nahe der Schwarzwaldstube vermutet wird. Warum der Brand entstand, bewegt weiter die Untersuchungen. Für die Betreiberfamilie noch wichtiger: Wie wird der Michelin die Vorkommnisse bewerten, der jetzt am 3. März präsentiert werden soll? Die Schwarzwaldstube wurde bislang mit drei Sternen und die Köhlerstube mit einem Stern ausgezeichnet, nach dem Brand aber herrscht Ungewissheit. Einen solchen Fall hat es bisher nicht gegeben, die Frage dabei: Kann man zwei zerstörte und damit nicht mehr existierende Restaurants mit Sternen würdigen? Der Verlag hält sich bedeckt. Dem Michelin bleiben ohnehin nur zwei Möglichkeiten: Die Wertung für 2020 aussetzen oder so bewerten, wie es der Testverlauf im Jahre 2019 an Leistungen festhielt. Kritisch würde es nur, wenn der Michelin zu dem Ergebnis gekommen sein sollte, dass die Schwarzwaldstube nur noch zwei Sterne wert wäre. Würde er dann dieses Urteil angesichts der prekären Lage der Traube Tonbach wirklich vollziehen?

Siehe auch BISS Artikel 3-Sterne-Restaurant der Traube Tonbach durch Brand zerstört

Das Bild oben zeigt die Bauernstube, den ältesten und schönsten Teil der Traube Tonbach. „Wir haben unser Herzstück verloren“, klagt Patron Heiner Finkbeiner. 




Vom Lafleur ins Favorite: Tobias Schmitt wird Küchenchef

Mainz hat ein hoffnungsvolles Talent gewinnen können

 

Jetzt singt und lacht Mainz noch mehr: Tobias Schmitt, zuvor Souschef im 2-Sterne-Restaurant Lafleur in Frankfurt, wird Ende Februar Küchenchef im Favorite Parkhotel, das mit einem Stern im Michelin ausgezeichnet wurde. Der bisherige Küchenchef Daniele Tortomasi aus Freiburg bot nur ein überraschend kurzes Gastspiel.

Tobias Schmitt, Typ Happy-Go-Lucky, wird sich mit seiner positiven Art auch in Mainz viele Freunde bei Kollegen und Gästen machen. Charakter und Talent kommen nicht von ungefähr, sein Vater Harald ist selbst ein gelernter und hoch talentierter Koch, der viele Jahre in den Restaurants Ente und Orangerie im Hotel Nassauer Hof in Wiesbaden Regie führte.

Tobias Schmitt

Für den 32 Jahre alten Tobias Schmitt ist dies die erste Position als Küchenchef. Seine Ausbildung zum Koch hat er in „Brenners Park Hotel & Spa“ in Baden-Baden absolviert. Danach arbeitete er in Hamburg, zunächst an der Seite von Cornelia Poletto und anschließend als Demi Chef in „Jacobs Gourmetrestaurant“ im „Hotel Louis C. Jacob“.

Ein Jahr lang stand Schmitt in Australien am Herd – zuletzt im „Orpheus Island Resort“ am Great Barrier Reef. Es folgte ein Jahr in Amsterdam im „Intercontinental Hotel Amsterdam“, im Sterne-Restaurant „La Rive“ bei Küchenchef Roger Rassin. Zwei Michelin Sterne leuchteten über der „Villa Merton“, als Tobias Schmitt bei Matthias Schmidt in Frankfurt auf dem Posten des Gardemanger und Poissonier anheuerte. Er blieb Frankfurt treu als er im Januar 2015 als Souschef und Chef Patissier ins „Lafleur“ zu Andreas Krolik wechselte und dort fünf Jahre blieb.

Daniele Tortomasi, sein Vorgänger am Herd in Mainz,  zog nach einem „wilden“ Jahr weiter, wie es offiziell heißt. Zum Jahresbeginn verließ er das Restaurant Favorite mit unbekanntem Ziel. Daniele Tortomasi war mit seinen 26 Jahren sicher etwas ungestüm und noch nicht so berufserfahren. Sein Talent aber ist unbestritten, als Chef Poissonnier im 3-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube in der Traube Tonbach konnte er sein handwerkliches Niveau ebenso beweisen, wie bei manchem Talentwettbewerb.

 

Photocredit: Thorsten Zimmermann, Favorite Hotel




Michelin kippt um: Paul Bocuse vom Sockel gestürzt

Auch drei Sterne gelten

nicht für die Ewigkeit

 

Es ist kein Zufall, dass Paul Bocuse die Abwertung seines Restaurants L’Auberge du Pont de Collonges bei Lyon nicht mehr erleben muss. Zwei Jahre nach seinem Tod wagt sich der Guide Hand anzulegen und das Denkmal zu stürzen. Dies hätte schon früher geschehen können, denn das Restaurant ist schon sehr lange weit mehr eine Pilgerstätte für Sternetouristen als eine Stätte kulinarischen Offenbarungen. Im Grunde ist das Restaurant des seligen Bocuse ein kulinarisches Museum, dass von seinen Nachfolgern kuratiert wird und der Bildung und dem Studium dient, weil es zeigt, wie der Großmeister einst arbeitete. Die Rezepturen sind unverändert geblieben, doch die Ansprüche haben sich geändert.

In diesem Sinn begründet auch Michelin-Direktor Gwendal Poullennec das einstimmige Urteil der Inspektoren, wonach das Restaurant nach wie vor ausgezeichnet sei, aber nicht mehr auf dem Niveau des dritten Sterns wäre. Das Votum basiere auf Besuchen aus dem Jahr 2019 und gäbe die gegenwärtige Qualität wieder, heißt es offiziell. „Die Sterne müssen jedes Jahr neu verdient werden“, meint Gwendal Poullennec. Immerhin hatte das Restaurant von Paul Bocuse 55 Jahre lang drei Sterne.

Die Entscheidung muss man getrennt von der großen Bedeutung des französischen Küchenhelden Paul Bocuse und dem jetzigen Zustand seines Restaurants sehen. Ein Restaurantführer darf nicht die Asche weitertragen, sondern muss die aktuellen Leistungen bewerten. Dieser Grundsatz gilt für alle Restaurantführer und für alle Kritiken. Dass der recht geduldige und mitunter bis zur Trägheit neigende Michelin auch angriffslustig aufwacht, konnte man bereits im letzten Jahr an den Abwertungen der Drei-Sterne-Köche Marc Veyrat (La Maison de Bois, Manigod), Marc Haeberlin (Auberge de L´ill, Illhäusern) und Pascal Barbot (l’Astrance, Paris) erleben.

Der Guide Michelin Frankreich 2020 erscheint am 27. Januar.

Ludwig Fienhold

Siehe auch BISS-Artikel „Der berühmteste Koch der Welt ist tot“

Digitale Illustration: Francesco Strazzanti

 




Gastro News: Top Pasta, Frauenpower im Weinberg & Astor Film Lounge

Saro Barbagallo kocht im neuen Greco

Hingucker Astor Film Lounge

Frauenpower beim Gourmet Festival 

 

Saro Barbagallo (l. im Bild), einer der besten italienischen Köche und Pasta-Spezialisten in Frankfurt, wechselte nach dem unglücklichen Ende seiner Trattoria Promis ins neueröffnete Greco auf der Berger Straße. Der Inhaber heißt zwar Giuseppe Greco, doch hätte er besser einen anderen Namen wählen sollen, denn „Greco“ steht seit Jahrzehnten für Frankfurts besten Italiener, Carmelo Greco. Im ehemaligen Promis in Sachsenhausen ist der prunkvolle Kronleuchter ebenso verschwunden wie die knalligen Bilder und das andere schöne Dekor. An gleicher Stelle wird Ende Januar ein neues Isoletta Ristorante einziehen.

Astor Film Lounge

Das neu inszenierte Shopping Center My Zeil in Frankfurt hat sich partiell verbessert, einer der Glanzpunkte ist die Astor Film Lounge mit ihrer Bar. Das Kino mit Service direkt am Platz ist für sich schon eine Bereicherung , doch auch die große Bar macht durch optische Reize auf sich aufmerksam. Mit geräucherter Entenbrust, Serranoschinken und Parmesanhäppchen will man etwas mehr als Popcorn, Chips und Nüsse bieten. Beim Wein bleibt man cineastisch, es gibt Flaschen von Regie-Legende Francis Ford Coppola und den Provence-Rosé Miraval von Brad Pitt und Angelina Jolie.

Ingrid Groiss

Beim Rheingau Gourmet Festival (20. Februar – 8. März) sind wieder viele Spitzenköche vertreten, wobei sich der Blick auch auf jene lohnt, die famos sind, aber sich weniger ins Rampenlicht drängen. Moses Ceylan und Sebastian Zier führen das Einstein Gourmet Restaurant in St. Gallen in der Schweiz als gleichberechtigte Doppelspitze. Der klassisch französische Kochstil von Zier verschmilzt mit dem avantgardistisch orientalisch geprägtem von Ceylan. Moses Ceylan war Küchenchef bei Juan Amador in Mannheim, Sebastian Zier arbeitete in der Traube Tonbach bei Harald Wohlfahrt und später als Küchenchef im La Mer auf Sylt. Eine Armada an Top-Winzerinnen/Winzern aus aller Welt rollt ebenfalls wieder aufs Weindörfchen Hattenheim zu. Beachtlich dabei ist die vertretene Frauenpower, darunter Schönheiten wie aus dem Model-Katalog. Auch hier lohnt wieder das Hinsehen und Hinschmecken auf die weniger Bekannten, beispielsweise Ingrid Groiss aus dem Weinviertel in Österreich, die ganz wunderbare Grüne Veltliner erzeugt. www.rheingau-gourmet-festival.de

Soul Food

Soul Food

 

 

 

 




Madrid: Neues Four Seasons Hotel mit Drei-Sterne-Koch Dani Garcia

Rooftop-Restaurant & das größte Spa der Stadt

 

Die kanadische Luxushotelgruppe Four Seasons eröffnet im Mai in Madrid ein Juwel ihrer Kollektion. Highlights sind der größte Spa der Stadt und die Dachterrasse mit dem Restaurant Dani. Dort wird der spanische Drei-Sterne-Koch Dani Garcia aus Marbella eine kreative andalusische Küche bieten. Den Sternen ganz nah sind Gäste im Four Seasons Madrid nicht nur aus kulinarischer Sicht. So serviert der spanische Drei-Sterne-Koch Dani Garcia mit seinem neuen Restaurantkonzept Dani kreative andalusische Küche (im Bild) direkt auf dem atemberaubenden Rooftop des Hotels. Beim Setup für die außergewöhnliche Kulisse legte der in London und New York lebende schwedische Interior-Designer Martin Brudnizki Hand an, der viele Hotels in der Welt mitgestalten konnte. Auch die spanischen Tapas sollen nicht fehlen. In der Four Seasons Gastro-Bar können Gäste die kleinen Happen allerdings mit kreativ-asiatischem Twist erleben.

Four Seasons Madrid

Sieben historische Gebäude – sieben Jahre sorgfältiger Restaurierung: Das neue Four Seasons Hotel Madrid ist ein Prestigeprojekt für die Marke, die mit der Eröffnung am 15. Mai 2020 ihr Debüt auf dem spanischen Markt feiert. „Madrid boomt und das neue Four Seasons Hotel befindet sich mitten in Zentrum des Geschehens“, so Simon Casson, Four Seasons President, Hotel Operations – Europe, Middle East and Africa. „Unsere Partner auf Eigentümerseite, OHL Desarrollos und Mohari Hospitality, teilen unseren Ansatz genauso wie unser Staraufgebot an Kunsthandwerkern, Kulinarik-Experten und Hoteliers: Die Vision, ein maßgeschneidertes Four-Seasons-Erlebnis in einem wahrhaft einzigartigen Ambiente in diese aufregende Stadt zu bringen.“ 

Insgesamt verfügt das Four Seasons Hotel Madrid über 200 Zimmer und Suiten, darunter die Royal Suite mit doppelter Deckenhöhe und historischen Details. Zudem erwartet Hotelgäste und Locals ein vierstöckiger Spa-Bereich mit beleuchtetem Hallenbad und Sonnenterrasse über den Dächern Madrids. Mit acht Behandlungsräumen inklusive eigenem Salon und separatem Fitness-Center ist er der größte Spa der Stadt. Hinzu kommt ein flexibel nutzbarer Event-Bereich mit mehr als 1.400 Quadratmetern und Platz für bis 500 Personen.

Four Seasons Madrid Royal Suite

Zentraler geht es dabei kaum: Mit seiner Lage am bekannten Centro Canalejas liegt das Hotel fußläufig zu zahlreichen Attraktionen der Stadt. So ist etwa der 125 Hektar große Retiro-Park mit seinem beeindruckenden Glaspalast gleich ums Eck, ebenso wie der Kilómetro Cero, von dem aus alle Entfernungen im Land gemessen werden. Und mit dem Prado, dem Thyssen-Bornemisza und dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía befinden sich drei der berühmtesten Museen der Welt in direkter Nachbarschaft zum Hotel.

Das noble Hotel-Ensemble selbst ist auch sehenswert, es beherbergt neben den Gästezimmern noch 22 Four Seasons Private Residences und die luxuriöse Shopping-Mall Galería Canalejas.  „In die Restaurierungsarbeiten wurde viel Leidenschaft gesteckt, um für diese einzigartigen historischen Gebäude einen neuen Rahmen zu schaffen“, so General Manager Christoph Schmidinger. „Ob zum Afterwork mit den Kollegen, zur Pause nach einer ausgiebigen Shopping- oder Museums-Tour oder auf ein Glas Wein unter Freunden: Mit unseren Bars und Restaurants haben wir Orte geschaffen, an denen sich unsere Gäste unter die Madrileños mischen können.“ Das Hotel nimmt bereits Reservierungen entgegen, mit 20% Rabatt auf den regulären Zimmerpreis. 

 




Was macht eigentlich Bordeaux?

Die berühmte Weinbauregion

hat ihr Problem noch immer

nicht richtig erkannt

 

Einige wenige Weine von Weltformat bestimmen weitgehend das Image von Bordeaux. Um Mouton Rothschild & Co braucht man sich auch kaum Sorgen zu machen, die Elite führt ein unbekümmertes Dasein und wird nahezu unkritisch begleitet. Die Basis, die gehobene Mittelklasse, ist in Deutschland weitgehend unbekannt und spielt auch auf den Weinkarten der meisten Restaurants keine große Rolle. Die Märkte in China, England oder den USA sind schon lange nicht mehr stabil und auch in Frankreich selbst gibt es genügend gute Alternativen zum Bordeaux.

 

Warum ändert sich nichts?

 

Als hilflos anmutende Gegenmaßnahmen werden folkloristische Feste veranstaltet, die eher Ballermanncharakter haben und keineswegs dazu taugen, das Niveau und den Absatz zu heben. Auf der anderen Seite gibt es Verkostungen, die sich an den Handel, die Gastronomie und die Fachpresse richten. So jetzt auch wie bei der Präsentation der Grands Crus Classés von Saint-Emilion, die vom Tre Torri Verlag und seinem Fine Weinmagazin im Gesellschaftshaus des Frankfurter Palmengartens aufgezogen wurde. Es ging ruhig und gesittet zu, alle hatten ausreichend Zeit ohne Gedränge mit den 33 ausstellenden Betrieben ins Gespräch zu kommen. Zur Probe standen vor allem die Jahrgänge 2016 und 2017, einige Weingüter hatten dankenswerter Weise auch ein paar ältere Flaschen dabei.

 

Zu teuer, zu wenig sexy

 

Auch die Eloquenz und der Charme der oft weiblichen Vertreterinnen konnte über die Grundproblematik der Bordeaux-Weingüter nicht hinwegtäuschen. Bordeaux, inklusive Saint-Emilion, hat zu lange mit einer persönlichen und preislichen Überheblichkeit abgeschreckt. Die Preise, die gerade im Vergleich mit anderen guten Weingütern in der Welt noch höher erscheinen, sind aber nicht die einzige Bremse. So gut wie alle der zur Verkostung stehenden Weine der Jahrgänge 2016 und 2017 waren noch viel zu jung für ein genussvolles Trinken. Nahezu alle Weingüter meinten, dass dieser Level frühestens in fünf, wenn nicht zehn Jahren erreicht sein würde. Welcher Gastronom will sich eine solche Kapitalbindung noch antun und tote Ware lange im Keller lagern? Welcher Händler kann seinen Privatkunden klar machen, dass diese noch viele Jahre zu warten hätten, gerade bei einer großteiligen Klientel von deutlich über 60 Jahren? Die jungen Weintrinker sind ohnehin längst woanders fündig geworden und warten nicht darauf, bis ein Bordeaux-Wein so weit ist, dass man ihn mögen kann. Die schnelle Verfügbarkeit ist in unserer schnelllebeigen Zeit nun einmal die Realität. Da macht Wein keine Ausnahme. Die alten Weintrinker sind schon lange bei den großen Bordeaux angekommen und verharren wie auf Krückstöcken auf ihnen, den jungen Weinfreunden sind Bordeauxweine einfach nicht zugänglich und sexy genug.

Ludwig Fienhold

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