Große Charme-Offensive
aus dem Burgund
Dem Weingut Oliver Leflaive scheint so ziemlich alles zu gelingen, vom unkomplizierten Aligoté bis zum grandiosen Meursault, und daneben sogar noch erstklassige Champagner. Eine solche Burgunder-Offensive wie dieser Tage in Frankfurt erlebt man selten. Ein gutes Dutzend verschiedener Flaschen stand parat, einige von Weltformat, manche wohlgefällige, aber immer sehr burgundische.
Die Weinpreise im Burgund explodieren. Nicht allein Weinfreunde sind dort unterwegs, auch für Spekulanten ist die weltberühmte Weinregion ein begehrtes Ziel. Der milliardenschwere Pariser Luxusgüterkonzern LVMH kaufte letztes Jahr verschiedene Parzellen aus renommierten Weinlagen für die irre Summe von 15,5 Millionen € für lediglich 1,3 Hektar.
Die Bourgogne Aligoté von Olivier Leflaive sind Bestseller und in allen möglichen französischen Bistros zu sehen. In einer anderen Liga spielt der charmante cremige Montagny 1er Cru Bonneveaux, ein runder, leicht nussiger Chardonnay, der viel Spaß & Wein für sein Geld bietet. Das Weindorf Puligny-Montrachet ist die Heimat von Olivier Leflaive, sein Puligny Montrachet Village 2021 ist eine leicht blumige duftige Persönlichkeit mit Akzenten von Brioche, Limette und Apfel. Durch seine elastische, weiche und mollige Art macht er sich schon nach dem ersten Schluck beliebt.
Meursault hat nur 1.300 Einwohner, aber gleich 18 Premier Cru Lagen. Ausschließlich Chardonnay, der dort einen anderen Ausdruck entwickelt. Klar, präzise, frisch, völlig schwerelos und ausgewogen. Saftige Apfel- und Zitrus-Aromatik. Mineralisch mit animierender Salzspur. Beim Meursault Village2021verstärkt sich die Brillanz, zumal er aus der Magnum kommt. Fabelhaft. Der Meursault Clos de la Velle ist ebenfalls sehr klar, fein, elegant und von forscher Frische. Man erlebt eine scheinbar mühelose Perfektion und eine in sich ruhende Kraft. Unser Favorit bei der außergewöhnlichen Probe war der vollendet gereifte Meursault 1er Cru aus der Einzellage Sous le dos d´Âne, Jahrgang 2017. Dieser hedonistische Wein hat einen Zustand der mühelosen Leichtigkeit des Seins erreicht, nach dem der Mensch lange vergebens strebt. Sensationeller Feinschliff, schwebende Aromen, zarter Duft, umweht von einer salzigen Meeresbrise. Dieses Meisterwerk kommt von der Domaine Olivier Leflaive, es erreichten nur 60 Flaschen Frankfurt, die raren Weine wurden in homöopathischen Dosen zugeteilt.
Rotweine (Pinot Noir) von Olivier Leflaive sind oft herbstliche Geschöpfe, die nach Laub und Erde riechen, schön kirschig schmecken und trotz ihrer Intensität frisch, leicht und lebhaft ankommen. Der Santenay Rouge 1er Cru Passetemps 2018sowie der Corton Grand Cru 2018 sind Paradebeispiele dafür.
Als ob es mit dieser Qualitätsoffensive nicht schon genug wäre, trumpft Olivier auch noch mit Champagner auf, inzwischen gibt es drei verschiedene, allesamt bemerkenswert gut. Die Champagner-Linie hört auf den Namen Valentin Leflaive, wobei der Sohn gerade einmal 10 Jahre alt ist und noch keinen Schluck davon trinken darf.
Leflaive, Grand Cru, Extra Brut, Blanc de Blancs, Avize/Oger.
Dosage 4 g. Straff, drahtig, präzise wie ein Laserstrahl. Sehr ausgeglichen. Mineralisch im besten Sinne, ein Terroir-Champagner. Sehr trocken, aber nicht bösartig kalkig. Geschmeidig, elegant, hochfein. Keine Hefe, keine Brioche, keine Butter. Eher der Zitrustyp, ein klein wenig nussig. Erfrischung auf sehr hohem Niveau.
Ludwig Fienhold
Fotos: Barbara Fienhold

Sophie Davanture & Klaus Kneib
Informationen
Ein gutes Dutzend verschiedener Flaschen standen in der Frankfurter Winebank zur Verkostung, präsentiert von Sophie Davanture von Leflaive und Klaus Kneib, Geschäftsführer vom Weinwerk (Weinhandelsunternehmen und Teil der Frischeparadies-Gruppe). Die Preis bewegen sich zwischen 25 und 179 €.
Verkostet wurden Flaschen von Olivier Leflaive und der Domaine Olivier Leflaive, die beide zusammengehören. Die Domaine Leflaive wiederum ist ein ganz anderes Weingut, wenn auch in der gleichen Region zu Hause.
