Lanzarote: Aus Vulkankratern kriecht ein einzigartiger Wein
Das neue Weingut Althay
bietet Klasse statt Masse
Von Ludwig Fienhold
Die Vulkan-Insel Lanzarote wird immer mehr zu einer Wein-Destination. Mit Althay gibt es jetzt eine weitere neue und sehr gute Bodega. Eine Verkostung mit dem Jahrgang 2023 kam zu einem vielversprechenden Ergebnis. Hier entsteht etwas, das einmal groß werden könnte, und jetzt schon sehr gut ist.
Enrique Spínola empfängt uns in einer großen Garage in Playa Honda, wo die Fässer lagern und die Stahltanks stehen. Die eigentliche repräsentativere Bodega befindet sich im vulkanischen Weinmittelpunkt der Insel in La Geria, wo gerade ein Boutique-Hotel und eine Vinothek entstehen. Althay bietet derzeit sechs verschiedene Sorten. Das Weingut steht erst am Anfang, zeigt aber bereits deutlich, wohin die Reise geht. Die Besitzer, die Geschwister Martina Eduardo und Enrique Spínola, haben noch viel vor. Martina ist die Architektin des Projekts, Enrique der Weinmacher, der auch noch als Anwalt arbeitet.
Der Blanco aus Malvasia, Listan Blanco und Diego offenbart trotz der mineralischen und salzigen Lanzarote-Charakteristika eine weniger bekannte Seite der Inselweine und schüttet einen ganzen Obstkorb aus, ohne dabei eine kitschige Frucht zu entwickeln. Er ist schön schlank und saftig, voluminös und doch nicht fett.
Der wunderbar eigensinnige Rosé aus Listan Negro und Malvasia Volcanica, der mehr orange als rosa schimmert, hallt durch seine delikate Aromen aus Apfel, Hagebutte und Orangenzeste lange nach und bleibt als ein Wein in Erinnerung, der ziemlich viel ist, nur kein langweiliger Mainstream. Der Listan Negro entsteht durch Ganztraubenpressung, stammt aus einer 120 Jahre alten Parzelle und wird dort in knapp zwei Meter tiefen Erdgruben gezogen. Der Malvasia gibt ihm die inseltypische frische Salznote. Man kommt schneller zum Ergebnis, wenn man diesen Rosé eine halbe Stunde vor dem Trinken öffnet.
Ein über hundert Jahre alter Vulkankrater, an dem sich ein Bauernhof angesiedelt hat, bildet den Grundstock für diesen ungewöhnlichen Stoff. Der Malvesia Caldera Tinasoria wird in Edelstahl und 500-Liter-Fässern aus französischer Eiche ausgebaut. „Ein Wein, der sich besonders gut für die Gastronomie eignet“, meint Enrique. Dieser vitale und vollmundige Malvasia, der intensiv nach reifen Früchten duftet, braucht ein Essen, wobei ihn seine belebende Salzigkeit leicht erscheinen lässt.
Auf Lanzarote gibt es keine Weinberge in unserem Sinne, sondern vulkanische Krater und Erdlöcher, die sich an allen Orten verteilen, besonders konzentriert aber in La Geria vorkommen. Der Althay Listan Negro stammt von unterschiedlichen Orten, vor allem aus Geria. Dieser saftige Einstiegsrotwein ist frisch und leicht und schmeckt nach roten Früchten und etwas Paprika. Weit komplexer fällt sein großer Bruder aus, der Listan Negro Avelina. Er ist ein Einzellagenwein von Geria aus über zweihundert Jahre alten Reben. Reine Handarbeit, ungeklärt und ungefiltert. Ein ungemein tiefgründiger Wein, mit einem sinnlichen Duft von Champignons, Waldboden sowie sublimer Würze mit einem orientalischen Touch. Weich, rund, satt. Ausbau in Betontanks und französischer Eiche. Für uns aktuell der beste Rotwein von Lanzarote. Die Weine von Althay sind Raritäten mit einer geringen Jahresproduktion, die je nach Sorte 1.200 bis 7.600 Flaschen beträgt. Die Handelspreise liegen zwischen 25 und 30 Euro – was angesichts der Qualität, der aufwendigen Herstellung und der Limitierung nur recht und billig ist.
Fotos: Barbara Fienhold