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Chaos in der neuen Weinstube im Römer

Die Gastronomie am Frankfurter Römerberg bleibt ein Ärgernis

 

Die unter neuer Führung erst im Dezember wieder eröffnete „Weinstube im Römer“ hat mit schweren Turbulenzen zu kämpfen.
Bereits im Januar verließ Küchenchef Markus Rudeck das Lokal im Streit wegen finanzieller Differenzen. Sein Nachfolger, ebenfalls sehr engagiert, hielt es noch kürzer aus und ergriff die Flucht wegen unterschiedlicher Auffassung bei Qualitätsfragen, wie er sagte. Auch beim Servicepersonal ist eine ungewöhnliche Fluktuation zu beobachten, sogar Restaurantleiter Gökhan Arikan ist verschwunden. Am Samstag, 22. Februar, war das Lokal bereits um 21.30 Uhr geschlossen.

Das Treiben in der neu besetzten Weinstube im Römer gibt zu denken, was nicht weiter von Bedeutung wäre, würde es sich bei diesem Lokal nicht um eine Adresse am prominenten und von Besuchern aus aller Welt und von Frankfurtern stark frequientierten Römerberg im Zentrum der Stadt handeln.

Wenn sogar die FAZ, die eher gutmütig mit der Gastronomie umgeht, aus allen Wolken fällt und den „faden Handkäs“ und die „harte Ochsenbrust“ bemängelt, muss es schon sehr schlecht um ein Lokal stehen. Der Autor Matthias Trautsch registrierte neben schlechtem Handwerk bei seinem Besuch zudem Convenience-Food zu überhöhten Preisen.

Der Römerberg steht das ganze Jahr über im Blickpunkt von politischen Ereignissen und wurde durch Triumphe der Fußballwelt ein geradezu berühmter Ort. Trotz seiner herausragenden Bedeutung und der optischen Wertigkeit, ist die gastronomische Lage beschämend. Es gibt nicht ein Lokal, das über Imbissniveau herauskommt und sich offenbar nicht einmal schämt eine bloße Touristenfalle zu sein. Durch die Neuvergabe der Pacht bei der „Weinstube im Römer“ waren die Erwartungen einigermaßen groß. Der Start gab Anlass zur Hoffnung und glückte vor allem durch den Koch und Metzger Markus Rudeck, dem einige Gerichte sehr gut gelangen und der mit seinem rustikalen und handwerklich sauberen Konzept eine für diesen Standort passende lokale und regionale Küche bot.

Wenn es dem jetzigen Pächter, der gastronomisch zuvor nicht weiter auffiel, nicht in Lichtgeschwindigkeit gelingt einen guten Koch und noch besser eine solide und stabile Küchen- und Servicecrew zu installieren, wird er den Ruf der Stadt Frankfurt weiter ramponieren und den Römerberg dauerhaft schädigen.

Für die Vergabe der Pacht für die „Weinstube im Römer“ ist die Stadt Frankfurt und insbesondere das Liegenschaftsamt (Amt für Bau und Immobilien) verantwortlich. Wer aber genau entscheidet nach welchen Kritieren darüber? Diese Frage stellt sich nicht zum ersten Mal bei solchen städtischen Objekten. Die Gastronomie an einem so populären Platz wie dem Römerberg muss zur Chefsache werden. Auch der Oberbürgermeister der Stadt und die Führungskräfte müssen, auch wenn sie keine Genießer sein sollten, ein Interesse daran haben, dass die Visitenkarte Frankfurts eine solche bleibt und nicht zu einem desaströsen Image beiträgt.

Für Januar 2026 sucht die Stadt Frankfurt für das eigene Weingut und das Lokal „Weinstube im Römer“ zwar eine neue Führung. Einen Zustand wie jetzt kann man jedoch nicht so lange bestehen lassen. Außerdem wird auch ein neuer Pächter darunter zu leiden haben, was hier zuvor für großen Verdruss sorgte. Es dauert lange, bis ein schlechter Ruf ausgeglichen werden kann. Meistens länger als die Arbeitskraft und das Geld reichen.

LF




Rauchsignale aus Sizilien: Weine von den Hängen des Ätna

Cusumano stellt Raritäten

und preiswerte Einstiegsweine vor

 

„Endlich mal ein  gut aussehender Mann“, entfuhr es freudig überrascht einer Dame, weil dies bei einer Weinprobe eher selten vorkommt. Ein schmeichelhaftes Entree für Diego Cusumano aus Sizilien, der seine Weine präsentierte, deren vulkanische Herkunft auch ihm zu eigen scheint. Wie von einem Italiener beinahe zu erwarten, war Diego modisch schick gekleidet und parlierte auf italienisch und englisch ausdrucksvoll und mit lebhaften Gesten. Seine Deutschlandtournee brachte ihn über seinen Kölner Handelspartner „Smart Wines“ nach Hamburg, Köln und Frankfurt. Als Weltpremiere wurden dabei auch erstmals die bemerkenswerten Guardiola-Weine von den Hängen des Ätna verkostet.

Das Familienunternehmen Cusumano besitzt auf der ganzen Insel eigene Weinberge, was keineswegs selbstverständlich ist. Vor allem aber die auf gut 900 Metern Höhe an der Ostseite des Ätna wachsenden Nerello Mascalese-Trauben bringen einen raren und begehrten Stoff hervor. Die fruchtbaren und mineralischen Lavaböden lassen keine überhitzten eindimensionalen Power-Weine entstehen, sondern schlanke elegante und feinfruchtige Rotweine, die durch eine schöne Salzigkeit aufgefrischt werden. Die Vertikal-Verkostung von fünf verschiedenen Jahrgängen (zwischen 2015 und 2020) offenbarte die Entwicklung und das Potential dieser Weine. Der Jahrgang 2015 zeigte sich mit griffigen Tanninen in schöner geschmeidiger Reife und ließ den 2020 wahrhaftig sehr jung aussehen. Vielschichtigkeit und zarte Aromen zeichneten den Primus der Probe aus dem Jahrgang 2017 aus: Pikante Kräuterwürze, ein wenig, rote Johannisbeere, Himbeere, Kirsche und Pflaume sowie Holunder, eine Prise Tabak und ein Hauch von Zimt, umweht von herbstlich waldigem Duft. Die Guardiola-Lagen-Weine, die unter dem Signum Alta Mora geführt werden, brauchen noch Zeit und stets viel Sauerstoff vor dem Genuss. Von dieser raren Tropfen gibt es gerade einmal 3000 Flaschen, bei Preisen zwischen 32 und 40 €.

Insgesamt bietet Cusumano einen preiswerten Einstieg in die Weinwelt Siziliens. Unter den 17 Proben-Weinen fiel als Preis-Genuss-Gewinner besonders positiv der Shamaris 2023 aus der autochthonen  sizilianischen Rebsorte Grillo auf. Dieser sehr trockene und säurearme, schlanke, salzige, diskret fruchtige und trinkfreudige Weißwein ist für unter 10 € zu bekommen. In deutschen Restaurants findet man unter der Rubrik Spumante meist Erzeugnisse aus der Weinbauregion Franciacorta. Mit einem schäumenden Wein aus Sizilien könnte man aber noch überraschen. Vor allem, wenn er so gut ist wie der „700“ Spumante 2021 Brut, der aus Pinot Nero und Chardonnay in einer Höhenlage von 700 Metern nach der klassischen Champagner-Methode  erzeugt wurde. Sein Hefelager von 36 Monaten macht ihn rund und geschmeidig, die dichte und lang anhalte Perlage transportiert einen aparten Geschmack von Zitrus, frischem Brot und Orangenzeste. Dabei ist er ausgesprochen trocken (unter 0,2 Gr. Restzucker) und animierend im Trinkfluss (ca. 22 – 25 €).

Ludwig Fienhold

Fotos: Barbara Fienhold




Anne Drescher ist neue Hoteldirektorin des JW Marriott in Frankfurt

Start für das neue Restaurant Greta Oto soll im April sein

 

Die 37 Jahre alte Anne Drescher ist seit 1. Februar Direktorin des JW Marriott Hotels in Frankfurt, das zuvor von Jumeirah betrieben wurde. Die Position war einige Monate offen, weil der bisherige General Manager David Salomom und einige andere Führungskräfte entlassen wurden, angeblich aus Kostengründen. Anne Drescher war zuletzt Vice President Operations der MHP Hotel AG, davor verantwortete sie als Executive Director Food & Beverage die Entwicklung und Implementierung verschiedener Gastronomiekonzepte innerhalb der Gruppe.

Anne Drescher freut sich auf ihre neue Aufgabe: „Frankfurt ist eine Stadt voller Energie, Vielfalt und Weltoffenheit – das hat mich nach meinen Jahren im Ausland sofort inspiriert. Für mich ist es wichtig, nicht nur aus dem Büro heraus zu führen, sondern auch im Hotel präsent zu sein, die Menschen zu erleben und gemeinsam mit meinem Team die Gäste zu begeistern.“

Restaurant Greta Oto

Die neue Hoteldirektorin Anne Drescher war bereits für die Umsetzung des Food & Beverage-Konzeptes „Greta Oto“ im Münchner Hotel Königshof mitverantwortlich und bringt Erfahrung als F&B-Managerin in Hotels in Singapur und Macao sowie als General Managerin im Marriott Hotel Frankfurt City Center mit.

Nach dem holprigen Intermezzo des Pop-Ups „Heritage“ soll das JW Marriott in Frankfurt im April nun ein richtiges Restaurant bekommen. Es wird dann nicht nur über den Aufzug, sondern auch eine schwungvoll gestaltete Treppe zu erreichen sein. Dieser direkte und bislang fehlende Zugang war von Anfang an ein großes Handicap, auch für Jumeirah, das von Marriott abgelöst wurde. Das neue Lokal hört auf den Namen „Greta Oto“, benannt nach einem exotischen mittel- und südamerikanischen Schmetterling. Ob die Gäste diesen Namen annehmen und korrekt aussprechen werden, darf gerätselt werden, jedenfalls steht er für die südamerikanische Küche, die dort aufgetischt werden soll.

Derzeit wird der öffentliche Bereich des Frankfurter Luxushotels in Frankfurt umgestaltet. Das JW Marriott Hotel Frankfurt wurde im April 2022 eröffnet und gehörte davor zu Jumeirah. Die 218 geräumigen und gerade renovierten Zimmer und Suiten bieten mit ihren bodentiefen Fenstern einen weiten Blick auf die Frankfurter Skyline und den Taunus. Darüber hinaus können die Gäste das großzügige sportliche Angebot des Fitnessstudios Fitness First nutzen, das auch über einen Indoor-Pool verfügt.

Die neue Treppe soll Gäste animieren direkt ins Restaurant zu kommen

Aufsehen erregt hatte das JW Marriott Frankfurt erst kürzlich, weil das Führungsteam entlassen wurde. Betroffen waren General Manager David Salomon, der Küchenchef und zwei Executive Assistant Manager. Offiziell wurden Kostengründe dafür genannt. Aber auch eine neue Führungsmannschaft gibt es nicht umsonst.

LF

Fotos, Computergrafk/Rendering: MHP Hotel Group

JW Marriott in Frankfurt

 




Das Rheingau Gourmet & Wein-Festival ist auf voller Fahrt

Große Weine für Wissensdurstige

und Köche aus aller Welt

 

Das Rheingau Gourmet & Wein-Festival, das in diesen Tagen zum 28. Mal Gäste an die üppig gedeckten Tische ruft, hat volle Fahrt aufgenommen. Bis zum 9. März werden bekannte Köche und Newcomer sowie viele Weingüter aus aller Welt ein Füllhorn ausschütten. Es werden wieder gut 6000 Gäste erwartet.

Fast immer gibt es mindestens gleich drei vrschiedene Veranstatungen an einem Tag. Das stellt an alle Teilnehmer und den Service des „Kronenschlösschens“, in dem die meisten Events stattfinden, enorme Ansprüche an Fleiß, Koordination und Logistik.

Es wird oft bemängelt, dass es keine preiswerten Veranstaltungen gäbe. Dies stimmt nicht so ganz, es gibt den einen oder anderen preiswerten Einstieg. Die Mehrzahl der Events fordert indes ihren Preis. Es heißt ja auch Gourmet Festival und nicht Gulaschkanonen-Volksfest.

Carmelo Greco (l.) + Benedetto Russo vom Restaurant Carmelo Greco in Frankfurt, die den Timorasso-Lunch kulinarisch begleiteten

Eine Raritätenprobe wie die mit gleich 30 Jahrgängen von Mouton Rothschild kann von Natur aus nicht billig sein, ist aber ihren Preis wert (1.650 €). Wo sonst lassen sich schon an einem Abend so viele unterschiedliche Jahrgänge aus acht Jahrzehnten (1937 -2013) von Mouton Rothschild verkosten?

Der Sammler von flüssigen Antiquitäten und Gründer des Gourmet-Festivals Hans Burkhardt Ullrich macht das alles möglich. Es ist übrigens so, dass stets die hochpreisigen Events zuerst ausgebucht sind.

So etwas wie Volksfesttimmung kommt aber doch auf, wenn originelle Protagonisten wie Franz Keller mit von der Partie sind. “Vom Einfachen das Beste“ heißt es bei seinem Lunch am 27. Februar, bei dem der Altmeister vier Gänge servieren lässt. Franz Keller war einst ein gefeierter 2-Sterne-Koch, wurde aber ebenso für seine unverblümte und unerschrockene Art geschätzt. Von Auszeichnungen hat er sich längst losgelöst und betreibt seit Jahren im Taunus seinen Falkenhof mit eigener Tierzucht.

Mit dem Titel „Bester deutscher Sommelier“ darf sich Florian Richter vom Kronenschlösschen seit 2023 schmücken, der sich immer ganz unprätentiös und mit der Gelassenheit der wahren Kompetenz um die Gäste und die Weine kümmert. Er moderiert den Raritätenlunch von Château Leoville Las Cases am 1. März.

Welche Bedeutung Wein beim Festival hat, belegte auch ein italienischer Mittag, bei dem ausschließlich Weine getrunken wurden, die aus der seltenen und noch unbekannten Rebsorte Timorasso entstehen. Hier vollendete sich der besonders schöne Gedanke, wie gut Genießen und Wissensdurst zusammenfließen können.

Ludwig Fienhold

 

Siehe auch BISS-Artikel „Timorasso-Weine erobern die Toprestaurants“

Das gesamte Programm des Rheingau Gourmet & Wein-Festivals findet man hier mit einem Klick

Dort kann man auch gleich Plätze reservieren.

 

Gerichte vom Restaurant Carmelo Greco

ACQUERELLO RISOTTO
SEEIGEL | CRUDO DI LANGOSTINO

PANE CUNZATO
HAMACHI | TOMATEN | TROPEA ZWIEBEL | BROT-EIS

RINDERFILET
IL NOSTRO ROSSINI