1

Restaurantkritik Naná: Ein neuer Top-Italiener in Frankfurt

Starker Start eines neuen kreativen Restaurants

Individueller Sizilianer und kein Allerweltsitaliener

 

Von Ludwig Fienhold

 

Endlich ein neuer Italiener von Format, mit anderer Speisekarte, neuen Ideen und Küchenleistungen, die sich mit denen des ewigen Klassenbesten Carmelo Greco messen können. Das Restaurant Naná im Westend wird von Sizilianern geführt, die sich auf ihre Heimat besinnen und diese bestens kulinarisch verfeinert übersetzen. Im Grüneburgweg 95 wohnten einst der Struwwelpeter-Schöpfer Heinrich Hoffmann und der Komponist Engelbert Humperdinck, vor allem hat es aber Küchengeschichte geschrieben.

Das hausgemachte saftige Samenbrot mit aufgeschlagener, süchtig machender und in einem kleinen Kupfertöpfchen servierte Tomatenbutter wäre allein schon ein Grund wieder zu kommen, aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Vor allem hat man bei dem erst vor wenigen Tagen eröffneten Restaurant Naná genau die Lücke erkannt, die kaum ein Italiener in der Stadt bislang schließen konnte. Es geht um die Besinnung auf Regionales und die Grundkompetenz der italienischen Küche: Pasta in Hochform.

Nana Bottarga

Im Restaurant Naná wird Pasta im Gegensatz zu vielen anderen Italienern nicht vorbereitet, sondern à la minute zubereitet. Eine Selbstverständlichkeit? Eben leider nicht. Man muss also schon 15 Minuten auf solch ein Pasta-Gericht warten. Aber dann erwartet den Gast geschmeidige Saftigkeit mit leichtem Biss. Bottarga di Tonno gehört zu den schönsten Spezialitäten der sizilianischen (und sardischen) Küche. Der geriebene, gesalzene und luftgetrocknete Fischrogen belebt gerade Pastagerichte mit einer würzigen Meeresbrise. Im Restaurant Naná wird ein fabelhafter Teller serviert, der jeden Cent seiner 28,50 Euro wert ist. Die eher dicken Spaghettone mit delikater Bottarga-Butter, fermentiertem Zitronensalat und Salicorne/Meeresspargel sowie feinsten dünnen Scheiben von erstklassigem Tonno machen daraus ein Gericht, wie man es besser nicht bekommen kann. Die Bottarga wird stets frisch aus Sardinien geliefert.

Bei Naná, eine Remineszenz an einen verstorbenen Freund, gibt es Gerichte á la carte und abends zusätzlich zwei  Menüs, die sich hier aber nicht so nennen, weil sie auch etwas anders präsentiert und preislich gewichtet werden. Man kann zwischen „Mare“ und „Terra“ wählen. Für 59,50 € pro Gast gibt es eine schöne Vielfalt an Feinkost bester Art. Bei beiden sind „Snacks“ der Einstieg: Butter-Blumenkohl-Brioche mit Auberginencreme alla Catanese, gefüllte Reisbällchen (Arancinetto), Foccacina mit Tomatenbutter, wunderbares Samenbrot und bestes Terraliva Olivenöl aus Sizilien. Danach geht es aber erst noch richtig los, erlebt man die Vielfalt dieser Küche, die gerne einen Twist zum Asiatisch-Japanischen sucht und spannende Kombinationen findet. Geräucherte Makrele mit delikater Gurken-Gazpacho und an Kaviar erinnernde Senfsamen sind Köstlichkeiten, wie man sie vielleicht schon ähnlich  kannte, aber nicht in dieser feinsinnigen Art. „Convivial Italien Kitchen“ steht als Motto, gesellige italienische Küche.

Mittags werden zusätzlich auch preiswerte Gerichte als Business Lunch (2. Teller) zwischen 16 und 25 € angeboten. Der Sonntagslunch bietet für 69,50 € sehr viel, sonntags gibt es nur das und keine anderen Offerten.  Das alles sind nette und preisfreundliche Leistungen. Die Qualität der Gerichte á la carte, die es immer gibt, sind jedoch der Grundpfeiler der Küche. Dort findet man mittags und abends richtig gute und selten zu erlebende Gerichte, gerade bei den Pasta-Tellern.

Salvo Maggiore (r.) und Team

Es sind ausschließlich italienische Weine aus unterschiedlichen Anbaugebieten zu haben, Gutes von Marramiero, Feudi di San Gregorio, Costaripa oder Kurtatsch. Cascina Chicco aus dem Piemont ist bekannt für seine autochthonen Rebsorten wie Arneis. Der Roero Arneis „Anteristo“ gehört zu den preiswertesten Weinen auf der Karte und passt ganz hervorragend zu lauen Sommerabenden. Die acht offenen Weine werden mit 9,50 € berechnet (0,15l), weshalb es sich in den meisten Fällen lohnt eine Flasche zu nehmen. Der Arneis von Cascina Chicco kostet 32,50 €. Man fährt nicht nur wegen des Preises damit besser, es immer vorteilhafter eine Flasche im Eiskühler am eigenen Tisch zu haben und sich selbst zu bedienen, weil grundsätzlich kein Service der Welt weiß, wie viel und zu welchem Zeitpunkt man den Wein eingeschenkt bekommen möchte. Die Weinkühler sind bestellt und auf dem Weg ins Restaurant.

William Vitale

Der Service im neuen Naná ist sympathisch und engagiert, aber erst seit wenigen Tagen im Einsatz und wird sich noch besser einspielen. Betreiber des Restaurants sind William Vitale, der den Service kompetent und locker leitet und in der Mendelssohnstraße gleich neben dem L´unico noch eine Weinbar führt, und Küchenchef Salvo Maggiore, der zuvor drei Jahre im Sternerestaurant Coria in Catania auf Sizilien arbeitete, das für seine ausgezeichnete moderne sizilianische Küche bekannt ist.

Das Humperdinck-Haus war schon immer eine der interessantesten Adressen im Westend, die Terrasse hat Klasse. wurde aber seinerzeit selten genutzt, weil dies für „Gourmet-Essen“ nicht unbedingt gewünscht war. Im neuen Naná wartet sie nur auf warme Tage. Das Interieur ist samtig und heiter, strahlt freundliche Atmosphäre aus. Die Tische stehen in gebührendem Abstand zueinander, was ja immer seltener wird. Das Restaurant Naná überrascht bereits in den ersten Tagen seines Bestehens mit einer Klasse, die sich vor allem in den Küchenleistungen ausdrückt. Wenn jetzt noch die Weinkarte etwas persönlicher wird und mit Offerten aufwartet, die man nicht überall findet, dürfte man noch mehr Freunde gewinnen und sich aus der Masse abheben. Wenn sich dann noch der Service auf dem Level der Küche einpegelt, haben wir es schon bald mit einem der allerbesten Restaurants in Frankfurt und darüber hinaus zu tun.

Naná, Frankfurt, Grüneburgweg 95, Di – Fr 12 – 14.30 und 18.30 – 22.30 Uhr, Sa 17 – 23 Uhr, So 12 – 17 Uhr. Mo geschlossen. Tel. 069/71436348

www.nanáconvivial.de

 

Photocredit: Fienhold/BISS Magazin

 

Ein Haus mit Küchengeschichte und Tops & Flops

 

Die letzten Jahre waren keine guten für das markante Haus im Westend. Nach zweijährigem Leerstand zog Christian Senff mit seinem Aureus vom Kettenhofweg in den Grüneburgweg um und gab dort nur ein kurzes Gastspiel, weil die Küche kaum jemand interessierte. An gleicher Stelle war davor das Crazy Kraken beheimatet, das nach nur einem Jahr Insolvenz anmelden musste. Der Betreiber Christian Mook machte dafür nicht die Küche, den Service, die Preise, das kuriose Ambiente oder den lächerlichen Namen verantwortlich, sondern gab den mangelnden Parkplätzen die Schuld, die indes im Westend schon immer Mangelware waren. Davor betrieb Mook an gleicher Stelle das Lokal Surf ´n Turf, das auch nicht weiter der Rede wert war.

Nana

Hochwertige Gastronomie gab es im Grüneburgweg 95 aber in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Edmund Teusch und Willi Tetz etablierten dort mit dem Humperdinck eines der besten Restaurants von Frankfurt und legten den Grundstein für das kulinarische Humperdinck-Haus. Die beiden kamen aus Berlins erstem Zwei-Sterne-Restaurant Maitre von Henry Levy. Fast zehn Jahre sorgten Tetz und Teusch für Topleistungen, wobei es nur Weine aus Frankreich und Deutschland gab (250 Positionen), was heute trendig wäre, damals aber außergewöhnlich anmutete. Küchenchef Willi Tetz starb als junges Talent im Frühjahr 1992. Sein Nachfolger Michael Grasel konnte mit der Qualität durchaus mithalten, doch den Betreiber Edmund Teusch zwang letztendlich die hohe Miete zur Aufgabe, wobei die schöne Terrasse nie genutzt wurde.

1996 übernahm Alfred Friedrich das Humperdinck und machte daraus Frankfurts bestes Restaurant, während der Brückenkeller, in dem er zuvor fünf Jahre Küchenchef war, auf Talfahrt ging. Alfred Friedrich übertraf alle Erwartungen und lief im Humperdinck zur Hochform auf, so feinsinnig und furios kochten nur wenige.




Hamburgs Grüner Bunker: Dachgarten, Hotel, Gastronomie, Kultur 

Neuer Hotspot für

Hamburg und St.Pauli

 

Es gilt als das spektakulärste Bauprojekt in Hamburg seit der Eröffnung der Elbphilharmonie: Die Aufstockung und Begrünung eines gigantischen Hochbunkers aus dem Zweiten Weltkrieg hat nach mehrjähriger Bauzeit mitten im Stadtteil St. Pauli eröffnet.

In Hamburg seit dem Zweiten Weltkrieg kaum zu übersehen: Ein grauer Betonkoloss ragt aus dem Heiligengeistfeld  mitten in St. Pauli hervor. In ihm sind seit Jahrzehnten Medienunternehmen, ein Musikclub und die Räumlichkeiten des Klassikorchesters Ensemble Resonanz untergebracht. Nun wurde er aufgestockt und zu einen weltweit wohl einmaligen landschaftsarchitektonischen Pionierprojekt. Fünf neue und aufwendig bepflanzte Etagen thronen über dem als Flakbunker 1942 erbauten grauen Betonklotz. Seit 2019 wuchs der Bau um 20 auf insgesamt 58 Meter, ein Kran schaffte über 20.000 Bäume, Gehölze, Stauden und Pflanzen nach oben. Fast 10.000 Quadratmeter wurden bepflanzt. Entstanden sind öffentliche Flächen für Kultur, Freizeit und Gastronomie.

Stadtgarten, Aussichtspunkt mit Panoramablick, Naturoase: Der für alle öffentlich zugängliche Dachgarten auf dem Hamburg Bunker bietet in 58 Metern Höhe einen spektakulären 360-Grad-Blick auf die Stadt. Man erreicht ihn entweder über 335 Stufen oder über den 560 Meter langen und von einem Geländer gesäumten „Bergpfad“, der auf der Nordseite des Bunkers ebenerdig startet und bereits beim Aufstieg imposante Panoramablicke in alle Himmelsrichtungen bietet. Geöffnet sind die öffentlichen Flächen im Sommer zwischen 7 und 23 Uhr.

Eine Premiere ist auch die Eröffnung des Reverb by Hard Rock Hotel Hamburg. Es ist das erste Hotel der neuen Marke von Hard Rock in Europa und basiert mit seinen 134 Zimmern und Suiten auf einem ungewöhnlichen Konzept: Es ist als energiegeladenes, kulturelles Zentrum gedacht, das Künstler, Musikfans, Einheimische und Reisende verbinden und inspirieren soll. Es sind unteranderem Konzerte und Auftritte von Nachwuchskünstlern geplant.

Neben dem Hotelbetrieb gibt es fünf Gastronomie-Outlets auf dem Bunker, die für alle zugänglich sind: „Constant Grind“ als Coffeeshop mit Panoramablick, „Karo & Paul by Frank Rosin“ als dreistöckige Bar mit Livemusik, das Hauptrestaurant „La Sala“ und das Green Beanie auf dem Dachgarten mit wechselndem gastronomischem Angebot.

Zudem wird es auf Ebene 0 ein Gedenk- und Informationsort für die Opfer des NS-Regimes und des Zweiten Weltkrieges geben – insbesondere für die mehr als 1.000 Zwangsarbeiter, die das Gebäude 1942 innerhalb von 300 Tagen errichten mussten. Aus einem mit schrecklichen Erlebnissen verbundenen bedrohlichen Betonklotz entstand ein positiver grüner und mit viel Aufenthaltsqualität versehener Ort, der den dichtbesiedelten Stadtteil bereichern soll.

 

Photocredit: HMG Hamburgviews




Vulkan-Insel La Palma: Wo Lava strömt, fließt auch Wein

Auf Vulkanstein gebaut:

Das Meliá-Hotel eröffnet wieder

 

1000 Tage nach der Schließung wegen des Vulkanausbruchs auf der Kanaren-Insel La Palma im September 2021 will das Meliá Hotel in diesen Tagen wieder eröffnen.Das Hotel befindet sich in Puerto Naos, nahe dem Hafen von Tazacorte an der Südwestküste von La Palma, der zwar nicht von Lava bedeckt wurde, aber unter Isolation und giftigen Gasemissionen litt. Das Meliá wurde auf einem Lavastrom errichtet, der nach einem Ausbruch von 1949 entstand.

Das Hotel soll nun in neuem Glanz erstrahlen und wie Phoenix aus der Asche steigen. In die Erneuerung des Resorts wurden knapp vier Millionen Euro investiert, die Neuausrichtung soll bis zum 1. November komplett abgeschlossen sein. Teil dieser relaunchten Positionierung werden nach offiziellem Wortlaut auch innovative gastronomische Konzepte sein. Mit nahezu 500 Einheiten, darunter Zimmer und Apartments, atemberaubenden Pools auf vulkanischen Klippen und einem eigenen astronomischen Observatorium, will das Meliá La Palma in eine neue Ära starten.

 

Weine der Vulkan-Insel

 

Clarete

La Palma ist eine ganz besondere und individuelle Insel, die auch ebensolche Weine hervorbringt. Wie kein anderer hat sich Sommelier und Weinhändler Hendrik Thoma (www.weinamlimit.de) aus Hamburg den hochwertigen Weinen von La Palma angenommen, die  durch ihre ungewöhnliche einzigartige Charakteristik ganz weit ab vom Mainstream fließen.

Glühende Leidenschaft zeigt die Bodega Azul Perdido bei ihren markanten Weinen. Das Garagenweingut von Rüdiger Ewerth ist so individuell wie die ganze kleine Vulkan-Insel. Der Rosé Clarete wird aus autochthonen Rebsorten erzeugt, die es teilweise sonst kaum noch gibt: Negramoll, Listan Blanco, Albillo Criollo und Viajariego Blanco. Der Clarete, Jahrgang 2021, ist ein fleischiger, saftiger, kompakter, runder und weicher Rosé. Ganz trocken, keine kitschige Frucht, nur ein wenig Cranberry, Kirsche, Hibiskus sowie ein Hauch Kräuter. Lustmacher erster Klasse. Ein vitaler Stoff, auch für Rotweinfreunde. Für uns jedenfalls einer der besten Rosé-Weine auf diesem Planeten. Mit einem schönen lyrischen Namen. Azul Perdido, verlorenes Blau.

Wunderbar eigenwillig präsentiert sich der Alma de Tacende, 2019, von Azul Perdido.Der erste Schluck schmeckt, als habe der Teufel das Gegengift für Weihwasser ausgeschüttet: Schwefel, Vulkan-Asche, Kaminfeuer, gegerbtes Leder, ungezügelte Wildheit. Das greift tief in die Seele. Hinter der rauen Schale steckt beim zweiten Schluck ein weicher leicht süßer Kern aus reifer Kirsche, schnapsiger Pflaume und orientalischen Gewürzen sowie einem Touch Kaffeebohne mit dezent digestifer Bitternote. Dekantieren tut dem Wein gut, in der Flasche schmeckt er auch nach Tagen noch, am besten aber am zweiten Tag.

Dieser Wein ist ungewöhnlich und alles andere als Everybody´s Darling. Er wurde aus den autochthonen Rebsorten Listan Negro, Negramoll, Baboso Negro und Tintilla Vejariego komponiert. Der Weinberg wird ausschließlich in Handarbeit bewirtschaftet, beim Düngen kommt Ziegenmist zum Einsatz. Der 15 Monate lange Ausbau erfolgt in gebrauchten Barriques und 300 Liter Fässern. Alles ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Es gibt nur 850 Flaschen. La Palma, die schwarz verbrannte Vulkan-Insel, spuckt Feuer und Asche, die in vielen Weinen auch zu spüren ist. In diesem Wein brennt aber auch die Leidenschaft.

Ludwig Fienhold

 

 

Photocredit: Meliá-Hotels, Wein am Limit




Drei Frankfurter Luxushotels müssen sich neu aufstellen 

The Florentine eröffnet nächsten Sommer

 

Die Hotelszene in Frankfurt baut sich neu auf. Der ehemalige Hessische Hof wird als indisches Taj Hotel einem Facelift unterzogen. Kempinski verliert sein Hotel in Gravenbruch bei Frankfurt und sucht einen neuen Betreiber. Die Villa Kennedy wird als The Florentine der Althoff Gruppe im nächsten Sommer eröffnet.

Wir lassen hier die üblichen Jubelphrasen der Hotels und ihrer PR-Agenturen aus. Wir kennen diese Hotels sehr genau und haben dort auch logiert. Die ehemalige Villa Kennedy ist ein optisches Highlight, konnte aber weder durch die Gastronomie, noch den Service überzeugen. Wir haben dort viele wunderbare Feste erlebt und die fabelhafte Terrasse genießen können, gut essen konnten wir nie. Daran sollte gerade die Althoff Gruppe arbeiten, die eine hervorragende kulinarische Expertise besitzt. Leider erwähnt Althoff mit keinem Wort, was sie mit der Gastronomie vorhat und durch welche Ideen sie an dieser ehemaligen Schwachstelle überzeugen möchte. Außerdem sollte das Hotel endlich einmal damit aufhören, sich als „zentral“ darzustellen. Es liegt keineswegs günstig, wo man auch immer von dort aus hin möchte, muss man ein Taxi, Uber oder den eigenen Wagen bemühen. Die Innenstadt oder das Mainufer liegen nicht in Laufnähe, nicht einmal der Hauptbahnhof ist bequem zu Fuß zu erreichen. Man sollte den Gästen nichts vormachen.

Boris Messmer, neuer Direktor im Althoff Hotel Florentine in Frankfurt

Der neue General Manager Boris Messmer hat viele Jahre in London in der Hotellerie gearbeitet, in Frankfurt muss er sich noch bewähren. Warum ein Hotel „The“ Florentine heißen muss, möchten wir erst gar nicht beantwortet wissen. Wir wünschen uns mit dem neuen Florentine nicht nur eine gute Luxusherberge für internationale Gäste, sondern auch ein Haus mit spannender Küche und soliden Leistungen, die den Frankfurter anzieht. Die meisten Hotels sind in Frankfurt selbst überhaupt nicht beliebt. Und das unterschätzen die meisten Hotels.

Der Hessische Hof profitierte vor allem durch seine Nähe zur Messe. Und Jimmys Bar. Die Messe spielt heute keine so große Rolle wie in den guten Jahren und Jimmys Bar ist längst Geschichte. Die Zimmer kann man umbauen und einrichten wie man will, sie werden kaum an wahrhafter Größe gewinnen können. Der Hessische Hof war schon in jungen Jahren in die Jahre gekommen. Altmodisch kann gut sein, eine rückwärtige und vor allem fantasielose Hotelführung brachte das Haus aber schon lange nicht mehr weiter. Eigentlich interessierte der Hessische Hof nur noch durch Jimmys Bar. Wie die indische Taj Gruppe das Hotel nach der neuerlichen Renovierung (der wievielten eigentlich schon?) wieder mit wirklichem Leben und nicht nur durch Stühlerücken und neue Sofas auffrischen will, weiß man dort wahrscheinlich auch noch nicht.

Das Kempinski Gravenbruch gehörte zu den ganz wenigen Hotels, das auch beim Frankfurter Publikum beliebt war. Ein solches Hideaway mit urlaubsfreundlicher Schwimmlandschaft machte sich in der ganzen Umgebung beliebt. Als Country Hotel hatte es seinen ganz eigenen relaxten Stil und wurde wie ein Ausflugsziel genutzt. Internationale und prominente Gäste hatten das gute Gefühl, in Ruhe gelassen zu werden, weil hier eigentlich jeder seine Ruhe haben wollte. Kulinarisch glänzen konnte das Hotel nie wirklich, bis zu dem Zeitpunkt als Hoteldirektor Stefan Schwind den Spitzenkoch Juan Amador ins Boot holte und mit ihm 2013 das Restaurant Sra Bua eröffnete. Es war in der Nachbetrachtung eines der besten Konzepte, die Amador je gemacht hatte und durch das Kempinski Gravenbruch ein neues und kreatives Image erhielt. Die persisch-englische Besitzerfamilie Mashali, die das Haus vor zehn Jahren übernommen hat und für 70 Millionen Euro renovieren ließ, hat noch immer keine Pläne für das Luxusresort.

Das alles ist Geschichte, diese drei Hotels müssen nun in der Gegenwart beweisen, dass sie Zukunft haben.

Ludwig Fienhold

 

Photocredit: Althoff




Überraschung: Rolf Brönnimann ist neuer Direktor im Schlosshotel Friedrichsruhe

Jürgen Wegmann hat das Hotel bereits verlassen

 

Von Ludwig Fienhold

 

Paukenschlag in der Luxushotellerie: Das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe hat einen neuen Direktor, Jürgen Wegmann verließ das Hotel überraschend und wurde vom Schweizer Rolf Brönnimann abgelöst. Die Rochade, die weit mehr als eine Personalie ist, griff jetzt am 1. Juli. Friedrichsruhe ist eines der schönsten Hideaways in Deutschland und gehört zum Milliarden-Unternehmen Würth in Künzelsau.

Das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe glänzt mit einer erstklassigen Küche, für die Boris Rommel und sein Restaurant Le Cerf mit zwei Michelin Sternen ausgezeichnet wurde. Es hat außerdem eine Wellness-Oase von Weltklasse, einen Innenpool und einen ganzjährig benutzbaren beheizten Außenpool  sowie eine weitläufige Liegewiese im hoteleigenen Park zu bieten. Wer verlässt freiwillig ein solch einzigartiges Hotel und gibt seine Position als Direktor auf? Jürgen Wegmann führte das Haus sieben Jahre lang.

Boris Rommel

Es gibt sicher verschiedene Gründe für das überraschende Ausscheiden von Jürgen Wegmann. Seine Partnerin fing in einem zur Würth-Gruppe gehörenden Lokal als Thekenkraft an, wurde ziemlich zielsicher zur rechten Hand von Wegmann und trat als Hotelmanagerin auf. In der konservativen Hotellerie wird es nicht gerne gesehen, dass Partner im gleichen Haus arbeiten. Bei Steigenberger konnte man deshalb sogar versetzt oder ganz vom Hof gejagt werden.

Der neue Direktor vom Schlosshotel Friedrichsruhe Rolf Brönnimann war bis Ende 2018 in gleicher Position im Hotel Budersand auf Sylt tätig. Davor arbeitete er vor allem in der Schweiz , im Grand Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken und als Direktor des Bürgenstock Resorts Lake Lucerne, das sich im Staatsbesitz des Emirates Katar befindet. Der 67 Jahre alte Hotelier ist Mitgründer und Mehrheitsaktionär der SH Swiss Hospitality Group. Diese wird das Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe übernehmen, ohne dass es zu größeren personellen Veränderungen kommen soll. Das Hotel bleibt Mitglied der Würth-Gruppe.

Jürgen Wegmann

Bekannt wurde das Wald & Schlosshotel in der Zeit von Lothar Eiermann, dem verbal rauflustigen Koch und Küchendirektor, der kürzlich verstarb. Der nach 35 Jahren als Schlossherr etwas mürbe gewordene Eiermann musste das Feld mit 63 Jahren nicht ganz freiwillig räumen. 2008 übernahm Heinz Schiebenes das Ruder, der einst als Küchenchef im Restaurant Zauberflöte in der Alten Oper in Frankfurt mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Der kulinarisch versierte Schiebenes baute das Hotel zu einer Gourmet-Destination aus, die es bis heute geblieben ist.

Fotos: Barbara Fienhold




Restaurant Medici: Große Genuss-Offensive mit Weinen aus dem Burgund

Raffinessen, Raritäten, preiswerte Highlights

 

Der Trend geht zum dreier Menü, ein Teller und zwei Flaschen Wein. So erlebt man das im Frankfurter Restaurant Medici inzwischen häufiger, weil die Weinkarte einfach dazu animiert. Es gibt 700 Positionen, darunter viele Knaller, Raffinessen und Raritäten, mit denen nur wenige Restaurants glänzen können. Vor allem im Burgund wird man fündig. Das hat sich herumgesprochen, auch bei Gastronomen, zumal diese gerne montags unterwegs sind, weil sie dann endlich einmal selbst auswärts essen gehen können. Das Medici setzt inzwischen gerne auf den Montag, wo die meisten guten Lokale geschlossen haben, und erlebt einen enormen Zulauf.

Dass man im Medici, einem der ganz wenigen guten Restaurants in der Innenstadt, eine bemerkenswerte Küche und freundlich-kompetenten Service in entspannter Atmosphäre erleben kann, sollte längst bekannt sein, das Restaurant feiert sein 20jähriges Bestehen. Für Kenner ist aber auch die Weinkarte von großem Interesse. Vor allem stört kein  Supersommelier, der die Gäste und Gläser mit seinem Wissen vollschüttet. Das Medici ist kein Wichtigtuer-Lokal, die Gäste sollen Spaß haben und auch große Wein lässig genießen können. Es sind beruhigend viele alltagstaubliche Weine zu bekommen, aber auch viele Spitzenweine zu fair kalkulierten Preisen.

Gänseleber

Der Saint-Aubin 2022 von Sylvain Bzikot springt mit Freude aus dem Glas und umarmt einen mit seiner geschmeidigen, spannungsgeladenen Duftigkeit. Saftig buttrig, aber nicht fett, schönes  Aroma aus Apfel, Birnen und Limetten, gepaart mit Brioche und Haselnuss sowie einer auffrischenden Salzigkeit. Ein markanter Chardonnay aus dem Burgunderdorf Puligny-Montrachet, das als Appellation weltberühmt ist.

Burgund ist eine verdammt teure Region, die Weinpreise steigen immer weiter in die Höhe. Die Weine von Sylvain Bzikot sind trotz ihrer großen Qualität noch erstaunlich bezahlbar. Den Chardonnay bekommt man eher selten, mit etwas Glück kann man ihn für rund 50 € entdecken. Der Preis von 95 € im Restaurant Medici ist alles andere als überzogen.

Bemerkenswert, wie stark sich die Weinkarte des Medici in den letzten Jahren entwickelt hat. Das Restaurant könnte leicht prahlen, aber das liegt den beiden Betreibern, den Brüdern Christos und Stamatios Simiakos, fern. Allein die Auswahl an 45 Flaschen verschiedener Lagen und Jahrgänge vom legendären Romanée-Conti ist beeindruckend, die Jahrgänge reichen bis 2012 bei Preisen zwischen 690 und 9000 € .

Höchst selten zu finden sind auch die Weine der Domaine Bernard-Bonin, im Medici werden gleich acht verschiedene Flaschen offeriert. Darunter auch der Meursault 1er Cru Les Charmes du Milieu 2021, der schwer zu bekommen ist und für Endverbraucher schon mal 900 € kosten kann. Aber selbst wenn man ihn etwas günstiger bekommen könnte, im Medici steht er für 720 € parat.

Nicht billig, aber durchaus bezahlbar, sind Burgunder wie der Antichtone von Benoit Ente, der einen mystischen griechischen Namen trägt (auf Deutsch: Gegenerde). Dieser Aligoté ist schlank, frisch, knackig und von dezenter Noblesse. Von der Domaine Olivier Guyot stehen einige  Spitzenweine parat, auch der feinduftige Vin de Bourgogne als preiswerte Alternative (69 €). Im Restaurant begegnet man den guten und großen Weinen mit respektablen Gläsern von Zalto und Riedel.

Auch das Champagner-Repertoire im Medici ist exzeptionell, Krug hat nicht jeder und schon gar nicht den absolut raren Salon, den man nur sehr selten auf einer Karte zu Gesicht bekommt. In diesem Segment gibt es oft spezielle Angebote, auch Champagner by the glass. Nur auf den ersten Blick extravagant: Krug Champagner in der kleinen 0,375 Flasche mit feinstem frisch aufgeschnittenen hauchdünnen Parmaschinken (185 €).

In einem guten Restaurant muss auch das Basis-Sortiment stimmen. Im Medici sind 22 offene Weine zu bekommen, darunter hochsolide wie der Grauburgunder von Groebe aus Rheinhessen. Die neuen Stehtische aus Olivenholz wirken einladend, gerade wenn man nur Lust auf ein Glas hat. Doch bei dieser schönen Weinauswahl wird es wahrscheinlich nicht dabei bleiben

Text: Ludwig Fienhold

Bilder: Barbara Fienhold

 

Restaurant Medici, Frankfurt, Weißadlergasse 2, Tel. 069  21 99 07 94

Mo – Fr 11.30 – 22 Uhr, Sa + So geschlossen.

www.restaurantmedici.de

 




Marbella: Neues japanisch-mediterranes Toprestaurant von Sternekoch Ricardo Sanz

Laguna Beach Club:

Neuer Hotspot,

der mit dem Lokal Kai

auch gastronomisch glänzt

 

Marbellas Golden Mile verschiebt sich immer mehr in Richtung Estepona. Jetzt hat mit dem neuen Laguna ein kulinarischer Lifestyle Tempel eröffnet, der mit dem japanisch-spanischen Kai seit einigen Tagen ein Toprestaurant bietet, dessen Mastermind Ricardo Sanz seit Jahren an verschiedenen Stellen für eine gekonnte Fusion-Küche sorgt. Für sein Restaurant in Madrid gab es einen Michelin-Stern, in Marbella hält es sich ebenfalls auf einem beachtlichen Niveau, wobei er sich dort auf ein gutes Team stützen kann.

Wolfsbarsch in Ponzusauce

Ricardo Sanz hatte einst mit dem Kabuki Raw im feudalen Hotel Finca Cortesin in der Nähe von Estepona ein extravagantes und kreatives japanisch-spanisches Restaurant geführt. Mit Kai geht er einen moderateren Weg, der mit einem weit größeren Publikum kompatibel ist, aber dennoch das Konzept von japanischer Küche mit spanischen und mediterranen Einflüssen spitzfindig umsetzt.

Es gibt Sushi, aber das Kai ist kein einfältiges Sushi-Lokal. Die meisten Happen werden auch nicht mit Soja-Sauce serviert, weil dies ihre Feinheit stören würde. Ein so filigranes Geschöpf wie der hauchdünn geschnittene Wolfsbarsch In einer Salsa aus Zitrus-Ponzu und Vanille benötigt wegen der feinen Schnitttechnik des Fischs und der Qualität des Grundprodukts keine weiteren störenden Elemente. Unter der Rubrik „Usuzukuri“ finden sich verschiedene zarte Fischstückchen, die jeweils mit anderen Ingredienzen serviert werden. Sehr schön auch die Sashimi mit der kanarischen Würzsauce Mojo Verde und angedeuteten Papas arrugadas. Weit interessanter als die üblichen Sushi sind im Kai die Varianten mit italienischem Guanciale-Speck, der sonst zur echten Carbonara gehört, oder solche mit Gänseleber oder einem Mini-Wagyu-Burger. Einen guten Querschnitt bekommt man bei dem Maki namens „Kai“ mit Wagyu, Gänseleber, Pilzen und Yakiniku-Sauce (im wesentlichen aus Soya und Mirin).

Ein tolles Team, professionell, freundlich und locker

Fabelhaft, was man aus iberischer Hausmannskost wie den Huevos Rotos machen kann, hier werden Bratkartoffeln und Ei mit saftig-zarten spicy Tunastücken serviert. Eines der schönsten Gerichte auf der Karte, das man sich auch gut teilen kann. Beim Japaner verzichten wir meist auf Desserts, hier wurden wir von köstlicher Sopa de Mango überrascht – einem mit Mangosaft übergossenen Kokos-Eis nebst Limette und Beeren mit Crunch.

Maki „Kai“

Ein Beach Club mit so anspruchsvoller Küche ist selten. Aber auch die Weinkarte glänzt mit einigen Ideen. Das Sake-Sortiment ist sehr gut, diese flüssige Feinkost passt im Grunde besser als alles andere zu einem anspruchsvollen japanischen Lokal. Neben ein paar Glitzer-Champagner – die einfach zu einem solchen Etablissement gehören wie jene, die sich damit wichtig machen, aber ihr Glas Dom Pèrignon ewig lange in der Sonne stehen lassen – gibt es auch gute Cava und Weine, die man sonst nicht überall findet. Das Weingut Friedrich Schatz in Ronda ist besonders bemerkenswert. Die Familie Schatz hat ihre Wurzeln in Südtirol und in Baden-Württemberg, siedelte sich vor gut 40 Jahren in Andalusien an und überzeugt rundum mit ihren ausdrucksvollen biologischen Weinen. Der trockene saftig-würzige Rosado, der im Kai auf der Karte steht, ist großartig – ein vitaler Rosé für Rotweinfreunde, der aber auch ausgezeichnet zu der Kai-Küche passt.

Charlotte, philippinische Wurzeln, in London geboren, arbeitet seit Jahren in Spanien

Das Team im Restaurant Kai ist gut geschult, tritt professionell und freundlich auf, ohne jede Affektiertheit, wie man sie gerne in solchen Clubs antrifft. Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier wären Kandidatinnen für Germanys Next Topmodel im Einsatz, aber nichts spricht dagegen den Gästen sympathisch-hübsche Menschen zu gönnen, die auch noch versiert in ihrem Job sind.

Das Genießen wird den Gästen auch wegen der saloppen und entspannten Atmosphäre leicht gemacht. Die Tische in der Frontline mit Strandblick sind stets zuerst gebucht, einige Schritte nach hinten sitzt es sich aber auch gut und vielleicht etwas windstiller.

Zum Laguna Beach Club gehören derzeit das Restaurant Kai und das Lokal Sublim mit mediterraner Küche und Querwelt-Angeboten. Auch dort ist sehr einsatzfreudiges Servicepersonal zu erleben. Man sitzt mehr am Pool, die Lounge-Musik schlägt eher ruhige Wellen. Pool-Sonnenliegen kosten derzeit 100 € am Tag, am Wochenende ist es wie überall an der Küste tummeliger. Der Strand ist breit und schöner als an vielen Stellen an der Costa del Sol. Ab Juli soll er mit 200 Liegen ausgestattet sein.

Das Laguna hat gerade erst vor einigen Wochen eröffnet, das Restaurant Kai ist brandneu. Es gibt noch viele große Pläne, weitere gastronomische Outlets und eine Diskothek Pacha, wie in Ibiza, sollen im nächsten Jahr folgen. Das 2022 abgebrannte Laguna, damals kaum mehr als ein großes Holzhaus, ist völlig neu entstanden und stieg wortwörtlich wie der Phoenix aus der Asche.

Text: Ludwig Fienhold

Photocredit: Barbara Fienhold

Luftig, lustig, lecker

Laguna, Playa Padrón, Autovía del Mediterráneo, km 159. Estepona.

www.lagunacostadelsol.comwww.sublimbeach.com 

Telefon: 952 800 015. Geöffnet von 11 bis 20Uhr im Juni; von 11 bis 2 Uhr vom 21 Juni bis September.

Kai, täglich geöffnet von 12 bis 19 Uhr, ab 21, Juni 12 bis 23 Uhr. Tel. 951 178 561.

Das Restaurant Kai und der Beach Club Laguna liegt nicht einmal fünf Laufminuten vom Hotel Kempinski Bahia in Estepona entfernt.

Die Girls an der Rezeption, nicht nur attraktiv, auch super freundlich

Laguna Beach Club

Selbst die Toiletten sind stylish

Der Sommelier mit seinem Schatz, dem Rosé vom Winzer F. Schatz aus Ronda

Schwungvolles Entree

Mango-Suppe

Nigiri mit Guanciale und Gänseleber

Huevos Rotos mit Spicy Tuna

Huevos Rotos mit Spicy Tuna, auf zwei Tellern geteilt

Chili Crab

White Fish mit Mojo Verde

Maki „Kai“ mit Schatz-Rosé

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




News im Frankfurter Eis-Krimi: Eis Christina heißt jetzt Dio Mio

Adriano, der Eisheilige, spachtelt jetzt die neuen Sorten

 

Mio Dio! Was für ein Gezänk um einen Eissalon. Die Familie Spadotto gab nach insgesamt 50 Jahren an der Eckenheimer Landstraße ihr Eis Christina auf und übergab an die Gastronomin Sara Saravini und ihren Mann Maurizio Grande. Diese nannten den neuen Eissalon dann Gelateria Christina, was den Vorbesitzern und vielen Stammgästen zu ähnlich erschien, weshalb sie so etwas wie geistigen Diebstahl empfanden. Die Spadattos hinterließen auf ihrem Anrufbeantworter eine Klageansage und warnten vor den neuen Pächtern. Der Eisverkauf lief in den ersten Tagen schleppend, aus den einstigen Schlangen an Besuchern wurden spärliche Einzelkunden. Jetzt gab es einen Knall, die Besitzer und Geldgeber, ein deutsches Ehepaar, trennten sich schlagartig von Sara Saravini und ihrem Partner. Aber nicht wegen des schlechten Verkaufs. Es gab massivere Gründe, das Verhältnis war zerrüttet. Auch Stefano Motta ist nicht mehr Geschäftsführer und Gelatiere im Eissalon, der sich nun Dio Mio nennt. Regie beim Eismachen führt inzwischen Adriano, der Eisheilige, der bereits im Pavone gegenüber der EZB erstklassige Kreationen herausbrachte und später im Firenze am Walther-von-Cronberg-Platz die Spitze des Eisbergs bildete.

Adriano, der Eisheilige

Der Eissalon Mio Dio hat handwerklich nichts mehr mit den Lokalen der beiden Vorgänger gemeinsam. Im neuen Mio Dio werden 24 Sorten täglich frisch im Eissalon hergestellt, die kleine Manufaktur kann man von der Theke aus durch die Glasscheibe gut einsehen. Es gibt keine Kugeln, es wird nach alter italienischer Tradition gespachtelt. Zu haben sind Ricotta-Eis, Joghurt-Heidelbeer oder Walnuss-Feige, aber uns gefällt besonders gut Fior di Latte, die reinste Eis-Form überhaupt. Sie war zuvor in Frankfurt nur im Firenze zu bekommen und ist auch jetzt wieder ein Alleinstellungsmerkmal .

Mio Dio

Adriano ist für die Eis-Qualität verantwortlich, die Einrichtung hat er nicht zu verantworten. Die schlichte Ausstattung von einst ist einem süßlichen Interieur gewichen. Es wurde alles viel teurer als zuvor ausgestattet, aber deshalb nicht besser. An dieser Stelle wurde unnötig viel Geld investiert, wo doch jeder wissen sollte, dass im Nordend solcher Quietschschick überhaupt nicht gut ankommt.

Dort liebt man eher rustikale und kauzige Lokalitäten mit persönlicher Handschrift. So wie das winzige Pizza Peppe nebenan, wo Eis Christina im Juli 1974 startete, bevor es 2002 ein paar Meter weiter zog.

Ludwig Fienhold

 

Gelateria Dio Mio, Frankfurt Nordend, Eckenheimer Landstraße 78.

Photocredit: Mio Dio, Fienhold/BISS Magazin




Adieu Michel Briedé: Die Weinbar ist dicht

Frankfurt verliert

eine sehr gute Adresse

 

Die Vinothequé Michel Briedé in Frankfurt ist geschlossen. Sie hat sich in vier Jahren als Institution etabliert, letzten Endes aber nicht genügend Umsatz generieren können, um die steigende Miete auffangen zu können. Den Niederländer Michel Briedé zieht es wieder nach Amsterdam, wo er in der Logistikbranche arbeiten wird und Wein nur noch privat genießen will.

Es gab über 100 handverlesene Weine, die meisten sogar glasweise. Einzigartig in Frankfurt und weit darüber hinaus. Solche individuellen und ambitionierten Lokale gibt es nur wenige in Deutschland. Michel Briedé war ein Wein-Scout. Er wurde getrieben von der Entdeckungsfreude nach neuen guten Weinen, die er auf der ganzen Welt fand. Seine Favoriten fand er in Europa, dort auch in England und den Niederlanden. Vom slowenischen Spitzenweingut Edi Simcic konnte er allein acht verschiedene Sorten anbieten. Es gab jedenfalls Weine, die man sonst vergeblich sucht.

Briedés Frau Katya sorgte für einfache, aber gute Leckerbissen, die verschiedenen Pfannkuchen und die Bitterballen waren ein Must-have. Im bürgerlichen Wohnviertel in der Vogtstraße gab es einige Weinfreunde in der Nachbarschaft, doch die meisten Gästen kamen von weiter her. Michel Briedé hielt nichts mehr in Frankfurt, wobei ihm die Stadt inzwischen langweiliger und schmutziger erschien als vor der Corona-Krise.

Nicht nur die mühsam aufgebaute Weinbarszene in der Stadt hat eine bemerkenswerte Adresse verloren. Es ist zu befürchten, dass solche mit großem persönlichem Engagement geführten Lokale zur Rarität werden, weil steigende Mieten und Betriebskosten immer weniger Lust machen, aber auch die ewig wuchernde Bürokratie der Fantasie die Flügel stutzt. Sehr entscheidend für den Erfolg von anspruchsvollen Weinbars ist aber auch die Location, auf die unmittelbare Nachbarschaft ist kein Verlass, die macht es sich auch gerne auf preiswerte Weise zu Hause gemütlich.

Ludwig Fienhold




Kulinarische Sensation im Hotel Schloss Reinhartshausen im Rheingau: Frauen-Duo aus 3-Sterne-Restaurant soll das Marcobrunn führen

Simone Kubitzek und Hella Eggers kommen

aus dem Toprestaurant Aqua in Wolfsburg

 

Von Ludwig Fienhold

 

Das Schloss Reinhartshausen in Eltiville im Rheingau, das zuletzt als Flüchtlingsunterkunft diente, sollte komplett renoviert und umgestaltet schon Ende letztens Jahres fertig sein, wird aber nach neusten Erkenntnissen erst im Herbst eröffnen. Die größte Überraschung: Das Gourmetrestaurant Marcobrunn soll künftig von einem Frauen-Duo geführt werden: Hella Eggers (l. im Bild) und Simone Kubitzek (r. im Bild) kommen aus dem 3-Sterne-Restaurant Aqua von Sven Elverfeld in Wolfsburg.

Simone Kubitzek aus Würzburg war seit 2019 Junior Sous Chefin im Restaurant Aqua, Hella Eggers arbeitet dort zwei Jahre als Chefpâtissière. Beide haben bemerkenswerte Preise gewonnen und ihr Talent vielfach unter Beweis gestellt. Die Voraussetzung einen Spitzenplatz in der deutschen Gastronomie einzunehmen und sich im Rheingau ganz oben zu positionieren sind sehr gut. Jedenfalls ist es eine kleine kulinarische Sensation, was sich  hier gerade entwickelt.

Grundsätzlich soll die Küche französisch orientiert sein, aber mit starken asiatischen Einflüssen. Ein Gericht für die neue Karte ist zum Beispiel der Gebrannte Lauch, mit Sauce Soubise, Salzzitrone & Seidentofu. Die Salzzitrone soll der leicht rauchigen Sauce Soubise nicht nur die nötige Frische verleihen, sondern sich auch mit dem cremigen Seidentofu zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk verbinden.

Das Restaurant Marcobrunn war einst eines der besten und schönsten Restaurants in Deutschland. Der selige Alfred Friedrich machte daraus ein kulinarisches Juwel (1999 – 2004). Joachim Wissler war von 1991 – 1996 im Marcobrunn Küchenchef und wurde dort zuletzt mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet.

Das neue Restaurant Marcobrunn by Tristan Brandt soll Ende Oktober an den Start gehen und will von Freitag bis Montag Gäste empfangen.

 

Photocredit: Fabian Matalla