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Frankfurts Fresstempel Kleinmarkthalle: Dumm rumstehen und saufen

Für das Partyvolk

spielt Dreck keine Rolle

 

Die Kleinmarkthalle, der Bauch von Frankfurt, macht immer mehr Bauchschmerzen. Jeden Samstag feiern rund um den Eingang am Liebfrauenberg Hunderte von Menschen. Feiern? Eigentlich stehen sie nur dumm rum und saufen. Wenn es nur dabei bliebe. In unschöner Regelmäßigkeit werden zerbrochene Flaschen, viel Müll und noch mehr Gestank hinterlassen. Wer so viel in sich hineinschüttet wie diese Saufis, muss die ganze Flüssigkeit auch wieder rauslassen. Am besten gleich an Ort und Stelle oder um die Ecke. Das stinkt auch den Anwohnern ringsum gehörig. Sie wollen abends schon gar nicht mehr vor die Tür gehen, weil sie keine Lust haben in Scherben zu treten, zumal wenn sie mit ihren Hunden unterwegs sind

Die Frankfurter Saubermänner von FES sind oft im Einsatz, können aber nicht dauernd zur Stelle sein. Jetzt mischt sich die Politik mit ein, aber wie so oft wenig konstruktiv. Die einen wollen auch nach der Schließung der Kleinmarkthalle um 16 Uhr (samstags) Toilettenhäuschen aufstellen, wogegen das Denkmalamt Bedenken anmeldet, weil damit die denkmalgeschützte Kleinmarkthalle und das Territorium herum verunstaltet würde. Wie kommt es aber dann, dass unweit des Eingangs am Liebfrauenberg drei riesige Müllcontainer stehen, die auch keinen schönen Anblick bieten. Jedenfalls könnte man daneben auch die Klohäuschen hinstellen.

Fraglich ist aber, ob damit das Problem zu lösen ist. Denn für Menschen, ob besoffen oder nicht, für die Dreck keine Rolle spielt und für die der öffentliche Raum ohnehin ein einziges Klo zu sein scheint, gehören Manieren eher nicht zur Charakterbildung. Das Verhalten von vielen Menschen vor der Kleinmarkthalle ist nur ein weiteres Indiz für die zunehmende Verwahrlosung in der Stadt.

Vielleicht sollten die Lokale, die vom Partyvolk profitieren, wie etwa der Rolanderhof, sich freiwillig verpflichten oder verpflichtet werden, den desolaten Zustand einzudämmen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Beispielsweise mit einem so hohen Pfand auf Gläser und Flaschen, dass diese gerne wieder zurückgebracht werden.

Die Partyszene vor der Kleinmarkthalle entstand während der Isolation in der Corona-Krise, wie andere Auswüchse auch. Das schaffte Luft und Freiraum, der den Menschen durch die Restriktionen genommen wurde.

Die Betreiber der Marktstände sehen das Partyvolk nicht gerne, denn viele Menschen, gerade die älteren, wollen sich nicht durch die dicht an dicht stehenden Massen zwingen und bleiben zu Hause statt einzukaufen. Auch die salopp gemeine Sitte, mit gefüllten Gläsern durch die Kleinmarkthalle zu schlendern, ist keineswegs cool, sondern nur dämlich.

Ludwig Fienhold

Photocredit: BISS Magazin




70 Jahre Frankfurter Kleinmarkthalle

Geburtstagsfeier für

eine alte Schachtel

 

Die Frankfurter Kleinmarkthalle ist kein Palast, sondern eine alte Schachtel. Sie ist ansehnlich wie ein Schuhkarton, aber im Inneren entfaltet sich ein kunterbuntes kulinarisches Potpourri aus den unterschiedlichsten Ländern. Die sechzig Standbetreiber sind so International und vielfältig wie ihre Produckte und Angebote. Am 8. Juni, einem Samstag, will die Kleinmarkthalle von 10 bis 18 Uhr innen und außen mit ihren Kunden Geburtstag feiern, mit Live-Musik und einem kleinen netten Programm.

Ob ein Espresso im Stehen, Austern an der Theke oder Fleischwurst to go, die Kleinmarkthalle macht in jeder Ecke Appetit. Einer unserer Lieblingsplätze ist die „Hausfrauenküche“. Dort gibt es verdammt gute würzige Frikadellen, hier Freakadellen genannt, die beste Frankfurter Grüne Soße weit und breit, fantastischen saftigen Kartoffelsalat (den ohne Mayo) oder leckere Dillhappen.

Auf der Galerie findet man bei „Daheim in der Kleinmarkthalle“ ein richtig gutes Lokal mit Sitzplätzen. Das Essen ist durchweg gut, aber auch die Apfelweine sind herausragende Vertreter ihrer Spezies, wie schon der wunderbare Hausschoppen zeigt.

Samstags ist die Kleinmarkthalle nicht unbedingt zu empfehlen, weil dann Horden von Partywütigen vor der Tür den Zugang erschweren. Am 8. Juni wird das anders sein, da feiert sich die Kleinmarkthalle endlich einmal selbst.

LF

Photocredit: BISS Magazin