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Welcher Champagner passt zur Stimmung: Frischekick mit Zitrus oder Karamell mit Brioche?

Delamotte Jahrgangschampagner

bieten viele Überraschungen

 

Wenn Champagner im Glas ist, perlt auch die Stimmung. Das nutzten schon die französischen Könige und tischten bei ihren Festgelagen gerne Edelperlen auf. Bei der Krönung von Louis XVI. im Jahr 1775 war auch der Champagner von François Delamotte dabei. Seine Familie gründete 1760 das Unternehmen, das heute zu den ältesten Champagnerhäusern zählt. Die Kellerei befindet sich in Le Mesnil-sur-Oger im Herzen der Côte des Blancs, vis-à-vis vom legendären Salon, dem kostspieligsten und feinsinnigsten aller Champagner. Aber: Delamotte ist ein eigenständiger Champagner und nicht etwa der kleine Bruder vom großen Salon.

Die Kellerei besitzt fünf Hektar eigene Weinberge und wird zusätzlich von vielen Winzern beliefert, mit denen das Haus seit Jahrzehnten in den Gemeinden Oger und Avize zusammenarbeitet, die alle als Grand Cru klassifiziert sind. 1988 kam die prestigeträchtige Marke Salon dazu. Beide Champagner-Kellereien sind heute Teil der Laurent-Perrier-Familiengruppe.

Delamotte ist mit vier verschiedenen Qualitäten präsent, der Brut bietet als Einstiegschampagner bei einem Preis zwischen 33 und 35 € eine gute Zugänglichkeit. Gesteigert wird das Vergnügen mit dem Blanc de Blancs und noch mehr durch den Blanc de Blancs Millésimé, der ungewöhnliche Rosé ist neu im Repertoire.

Der Blanc de Blancs wird von einer beschwingten Zitrusfrische getragen und eignet sich bestens als Aperitif. Prägnante Mineralität, feiner Duft nach frischem Brot und Gebäck. Seine dichte Perlage verstärkt die Aromen und vermittelt ein gutes sauberes Mundgefühl. Mit einer Dosage von 7 g/l Restzucker ist er Brut, kurz vor Extra Brut. Interessantes Finale: Aus dem leeren Glas strömt ein Geruch aus Rosinen und Rum. Es gibt viele Speiseempfehlungen zu diesem und anderen Champagner: Zwei ganz einfach umzusetzende und überraschend passende sollte man aber unbedingt einmal probieren: Radieschen mit etwas Fleur de Sel oder Frankfurter Würstchen.

Die Blanc de Blancs Jahrgangschampagner werden nur in herausragenden Jahren erzeugt. Der aktuelle Jahrgang 2014 reifte fünf Jahre auf der Hefe, um ihm mehr Körper und Komplexität zu geben. Er ist rund, cremig, mild, harmonisch. Ein sehr ausgeglichener charmanter Charakter. Besonders geeignet für jene, die keine Säure mögen und denen Champagner oft zu spitz und zu kantig erscheinen. Bei ähnlicher Handschrift, hat der Jahrgangschampagner 2008 mit den Jahren ein anderes Wesen entwickelt. Anfangs begeisterte er durch Frische und Subtilität und zeigte eine enorme Saftigkeit, die den Trinkfluss animierend hielt. Doch gerade gute Champagner gewinnen mit den Jahren an Statur. Heute ist der 2008er ein würdevoll gereifter Champagner, der die Vorzüge des Alters offenbart. Jede Perle scheint voller Finesse. Er ist durchdrungen von zarten Karamelltönen, aparte Noten von Brioche und Nussbutter entweichen dem Glas und machen es sich im Mund gemütlich. Nichts für jene, die den Frischekick suchen, aber großartig für alle, die sich von sinnlichen Düften verführen lassen wollen. Wer auf eine Entdeckungsreise in die Seele des Champagner gehen will, wird vor allem bei gereiften weit tiefer eindringen können.

Der Brut Rosé von Delamotte ist ein ungewöhnlicher Vertreter dieser Spezies, was Duft, Geschmack und Farbe anbelangt. Er ist eine Assemblage aus Pinot Noir (80) und Chardonnay (20%). Feine Perlage, cremig, grazil, elegant. Die Farbe changiert von Kupfer ins Orange. Geschmacksnoten von Rhabarber, Mandarine, Orangenschale, Erdbeere, Roter Johannisbeere sowie Konditorei und ein Hauch von Rauch.

LF   

Delamotte, Le Mesnil-sur-Oger, 7 Rue de la Brèche d’Oger,

www.champagne-delamotte.com

Preise der Champagner von Delamotte 33 bis 65 €.

 

Photocredit: Delamotte, Fienhold

 




Durst de Luxe: Das Restaurant Medici und seine stimulierende Weinkarte

Burgunder-Raffinessen, Raritäten, preiswerte Highlights

 

Das Frankfurter Restaurant Medici ist für seine gute Küche bekannt, der Keller kann aber auch Erstaunliches bieten. Die Weinkarte hat sich in den letzten Jahren gewaltig entwickelt. Große Burgunder von Romanée-Conti gehören hier allein wegen der alljährlichen Raritäten-Dinner zum Repertoire, doch auch sonst warten in unterschiedlichen Preisklassen Überraschungen. Hier einige Kelche, die man nicht an sich vorüberziehen lassen sollte

Die Domaine Tessier bietet so viele brillante und feinsinnige Weine, dass man sich allein damit einige schöne Abende machen könnte. Es sind puristische, mineralische, elegante, präzise austarierte Weine von  Harmonie und Finesse. Paradebeispiel ist der famose Meursault „Les Casse Têtes“ (230 €) vom Jahrgang 2019, aber auch der preiswerte „Les Herbeux“ beeindruckt (58 €). Von diesen Lustmachern gibt es gleich fünf verschiedene Varianten plus zwei Magnumgrößen.

Weiße Burgunder können mitunter durch einen zu forschen Einsatz von neuem Holz geschmacklich penetrieren und nerven. Marc Colin geht sehr feinfühlig damit um, seine Weine zeichnen sich durch blitzsaubere Reintönigkeit, Mineralität und Frische aus. Die Familie besitzt erstklassige Lagen in Chassagne und Santeney sowie Parzellen in den Grand Crus Weinlagen Batard-Montrachet und Corton-Charlemagne. Besonders ans Herz gewachsen sind dem Familienweingut die Weine von Saint Aubin. Von dort kommt der 1er Cru „Le Sentier du Clou“, Jahrgang 2003, von dem es nur wenige Flaschen gibt.

Das Restaurant Medici könnte leicht prahlen, aber das liegt den beiden Betreibern, den Brüdern Christos und Stamatios Simiakos, nicht. Allein die Auswahl an 45 Flaschen verschiedener Lagen und Jahrgänge vom legendären Romanée-Conti ist beeindruckend, die Jahrgänge reichen bis 2012 (siehe Artikel zum Raritäten-Dinner mit Romanée-Conti), bei Preisen zwischen 560 und 9.000 €

Burgunder sind der Schwerpunkt der vielfältigen Weinkarte. Darunter klangvolle Namen à la Coche-Dury, Lucien le Moine, Thomas Morey oder Etienne Sauzet. Mit Francois Mikulski geht es  preiswerter, aber immer noch sehr anspruchsvoll zu. Der Ausnahmewinzer, Nachbar von Coche-Dury, gilt noch als Geheimtipp. Die naturnahen, authentischen und glasklaren Weine von Francois Mikulski sind stets schnell vergriffen. Im Medici gibt es vier Offerten, Meursault und Saint Aubin Blanc sowie einen großartig geradlinigen, zitrusfrischen, dezent salzigen und zartcremigen Cremant zum sympathsichen Preis.

Große Namen allein machen noch keine große Weinkarte aus. Es muss auch gute Weine zu kleinen Preisen geben, was weit schwierigem umzusetzen ist. Gerade die preiswerten Weine sollten mit Sorgfalt ausgewählt werden, wie es hier  geschieht. Die Domaine A.F. Gros in Pommard hat vom guten Bourgogne Haute Côtes de Nuit bis zum großen Richebourg Grand Cru eine erstaunliche Kollektion zu bieten, wovon im Medici 13 Qualitäten bereitstehen. Schon der Pinot Noir/Bourgogne 2018 macht mit seiner delikaten Saftigkeit und unkomplizierten Art viel Freude (58 €).

Bemerkenswerte burgundische Weine gibt es auch bei uns, der Chardonnay von Bietighöfer aus der Pfalz gehört dazu. Diesen schmelzigen und leicht rauchigen Wein sieht man nicht oft auf den Weinkarten in Deutschland, im Medici ist er zu haben. Überhaupt gibt es dort ausreichend Weine, die ohne monetäre Anstrengungen und Fanfaren auskommen. Im Sommer muss es etwas Frisches und Beschwingtes sein, so wie ihn der Grüne Veltliner „Fels“ von Leth aus dem östereichischen Wagram verkörpert. Dass er zum karitativen Preis angeboten wird, animiert noch mehr. Vielleicht sollte man beim nächsten Besuch im Medici erst einmal auf die Weinkarte schauen und zuerst den Wein bestellen und dann erst das Essen. Die Küche hat seit fast 20 Jahren seine Qualität erhalten und kann bald ein großes Jubiläum feiern. Mittags kommen gerne die eher eiligen Businesspeople zum preiswerten Lunch, abends genießt man in Ruhe mehrere Gänge. Man kann aber auch ganz salopp und zwischendurch einen hervorragenden Schinkenteller bestellen, der stets top ist. Er läss sich ganz unkompliziert frisch aufgeschnitten auf der Terrasse gabeln oder an einem der Hochtische an der Bar, am besten natürlich mit einem Wein.

Ludwig Fienhold

Photocredit: Barbara Fienhold

Restaurant Medici, Frankfurt, Weißadlergasse 2, Tel. 069  21 99 07 94

Di – Sa 11.30 – 22 Uhr

www.restaurantmedici.de




Einfach gut: Der neue Japaner Nana´s Ramen in Frankfurt

Unser Lieblingsjapaner ist nicht edel, aber ehrlich

 

Von Ludwig Fienhold 

 

Selbst die oft gepriesenen japanischen Ramen-Lokale in Frankfurt haben uns nicht überzeugt und schon gar nicht begeistert. Nana´s Ramen im Frankfurter Bahnhofsviertel ist mehr als eine Nudelbar. Schon rein optisch, vor allem aber geschmacklich. Jedenfalls wurde dieses kleine Lokal in Rekordzeit zu unserem Lieblingsjapaner. Die meisten Japaner in der Stadt sind von klassischem Zuschnitt und den ewig gleichen Gerichten, nicht selten mit schlurfigem Service von sparsamer Freundlichkeit. Nana´s gehört zu den modernen Adressen mit jugendlicher und offensiver Art, bei der Herz und Humor zu spüren sind.

Teddybären halten die reservierten Plätze besetzt. Es gibt sehr viele Teddybären und kaum einen freien Platz, man sollte sich also einen Tisch sichern. Walk-ins könnten Glück haben und einen Sitzplatz direkt an der Theke vor der offenen Küche bekommen, davon gibt es jedoch nur drei. Das Publikum ist international, viele Japaner, aber auch Gäste aus anderen asiatischen Ländern haben dieses erst vor einigen Wochen eröffnete Lokal bereits entdeckt. Ein angenehmes, gelassenes, oft junges Publikum mit japanischen Reiseerfahrungen. Fast schon eine Fangemeinde von Nana´s, deren Bewertungen im Internet extrem positiv ausfallen.

Nana´s ist kein weiterer kostspieliger Edel-Japaner, bei dem die Preise eher selten mit der Qualität und schon gar nicht dem gesamten Esserlebnis mithalten können. Wir haben es hier nicht mit einem hochgezüchteten Pudel, sondern eher mit einer Promenadenmischung zu tun – aber mit einem Hund, den man gerne streicheln würde.

Nana´s ist kein puristischer Japaner. Man will etwas moderner und fröhlicher im Auftritt sein. Die Präsentationen sind chi-chi-frei und doch durchdacht bis hin zum eingelegten Rettich. Man erlebt würzige, gut abgeschmeckte Gerichte, die einfach Spaß machen und den Gast merken lassen, dass die Küche mental und handwerklich gut aufgelegt ist.

Die Speisekarte ist angenehm klein, eine Weinkarte gibt es nicht, auch sonst keinen Alkohol. Daran erinnern höchstens die Bierhumpen von „Kirin“, die zum Wasser gebracht werden. Man kann unter fünf Vorspeisen und drei Ramen-Hauptgerichten wählen. Bei den guten Einstiegshappen hat uns am besten Takoyaki gefallen, drei gegrillte und mit Gemüse und Oktopus gefüllte Weizenteigbällchen. Ramen gibt es in drei Varianten, von klassisch bis sehr würzig. Wir fanden die Tantan-Variante „Tokio Art“ herausragend, saftige dicke Nudeln mit leichtem Biss in einem delikaten Sud, der von Walnuss- und Sesamtgeschmack dominiert wurde. Mitgetragen wurde die mächtige Riesenschüssel geschmacklich zudem von Hackfleisch, gekochtem Gemüse, Sojasprossen und Frühlingszwiebeln. Vorsicht: Für ein erstes Date eignet sich Ramen nicht, denn es ist ein ziemliches Geschlabber, bei dem die Sauce Karussell fährt.

Zuvor war an gleicher Stelle das Restaurant Imori Kaiseki zu Hause, woran noch einige Details erinnern, vor allem die herzige Toilette. Ein Gast hinterließ im Netz gar einen bemerkenswerten Kommentar und meinte, dass die Toilette zum Streicheln wäre, was der Google-Übersetzung geschuldet sein mag, aber irgendwie auch stimmt. Bei Nana´s geht es ganz unverkrampft und lässig und dennoch professionell zu. Die zauberhaften jungen Servicemädels sind ungemein effizient, flink und freundlich, wie man das von guten Lokalen in Japan kennt. Sie zeigen aber auch Humor und lächeln und lachen gerne, wobei die Fröhlichkeit eher in einem dezenten Kichern Ausdruck findet. Bei der Verabschiedung der Gäste ertönt ein chorales, frohes und ehrlich gemeintes „Dankeschön“. Auch wir haben zu danken, Arigatō Nana´s.

Nana´s Ramen, Frankfurt, Mainzer Landstr. 125, Tel. 0152 225 499 87. Täglich 12-15 Uhr und 18-21.30 Uhr geöffnet, Dienstag geschlossen. 

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Soave: Vom Suff-Wein zum Feintrinker-Stoff

Unsere Favoriten aus Italiens verkannter Weinregion

 

Manch einer vermutet hinter dem Begriff Soave keine Weinregion, sondern eine Discountermarke. Die oft dünnen charakterlosen Weine haben das Image dieses Weins nachhaltig beschädigt. Dabei gab es schon immer gute Winzer in Soave, spätestens aber seit dem Jahrgang 2013. Außerdem übernehmen immer mehr junge Winzer das Ruder, die andere Ansprüche haben. Bei ihnen merkt man besonders, dass Soave Qualität hat und Terroir zeigt. Um das kleine Städtchen im Hinterland von Verona wölben sich Hügel mit Vulkangestein, die ganz andere Weine hervorbringen als die in der Ebene. Grundsätzlich trifft der Name Soave sehr gut den Charakter der Weine, denn er bedeutet sanft, mild und anmutig. Doch inzwischen ist er auch recht spannend geworden. Soave steht für vulkanische Mineralität, feine Frucht, frische Zitrusnoten und eine wunderbar salzige Meerbrise. Diese animierende Melange lässt die Weine ungemein aufleben und ermüdet auch nicht nach dem zweiten Glas.

Die meisten Soave-Weine sollten frisch innerhalb von zwei Jahren getrunken werden. Die charakteristische autochthone Rebsorte Garganega ist die Basis der Appellation, meist wird sie zu 100 % eingesetzt. Die Winzergenossenschaften, deren Anteil bei gut 85 % liegt, haben andere Interessen als die kleinen Winzer. Man kann in europäischen Supermärkten Soave bereits für unglaubliche 1,99 € finden. Ein seriöser Soave kostet etwa zwischen 8 und 16 € und ist damit immer noch sehr preiswert.

Das Weindorf Soave hat gerade einmal 8000 Einwohner und ist in 20 Minuten vom Flughafen Verona aus zu erreichen. Es scheint, als gäbe es mehr Lokale, Weinläden und Cafés als Menschen. Vom Ortskern zu den Weinbergen sind es nur wenige Minuten, das Gebiet erschließt sich schnell und gehört auch optisch zu den besonders schönen Regionen Italiens. Tipp zum Schlafen und Essen: Damaranto. Wunderschönes Designhotel mit historischem Charme und modernen Ideen mitten in Soave. Sehr gute Küche, tolles Frühstück, nette Gastgeber.

LF

Eine Auswahl unserer Soave-Favoriten

I Stefanini

Alle drei Qualitäten zeigen Klasse und werden durch Mineralität, Duftigkeit und erfrischende Salzigkeit geprägt. Der Basiswein Il Selese ist kräftig, leicht kantig und saftig und vielleicht der trockenste des Trios. Monte di Toni zeigt Cremigkeit mit Biss und präsentiert sich mit dezent herber Frucht. Monte di Fice ist üppiger in der Frucht, aber auch würziger und ausdrucksvoller. Jedenfalls der Primus, wenngleich alle Vorzeige-Soave sind. Francesco Tessari ist pfiffiger als viele Mitbewerber und grenzt sich allein schon durch seine schönen Erntehelfer-Designer-Etiketten aus. Bilderbuch-Soave mit Charakter.

Le Battistelle

Die bescheidene und sympathische Winzerfamilie Dal Bosco erzeugt besonders individuelle Weine, die zu den allerbesten in der Soave-Region zählen. Das Gut liegt genau gegenüber von seinen drei Weinlagen in Brognoligo, das als die alte Seele von Soave geachtet wird. Die gerade einmal sechs Hektar ergeben charaktervolle, elegante, mineralische, würzige und von einer leichten Meeresbrise umspülte Tropfen. Der Soave Classico Montesei ist das frisch-energische Basisprodukt mit dichter Traubenaromatik und erreicht als Überzeugungsprodukt alle Geschmacksempfänger. Beim Soave DOC Classico Battistelle treten noch etwas mehr die Kräuteraromaten und Zitrusnoten hervor. Und der Roccolo del Durlo ist besonders floral und  kraftvoll.

Inama

Eines der bekanntesten Weingüter dieser Spezies. So ausgeglichen, schlank und doch ausdrucksvoll präsentieren sich nur wenige Weine in der Soave-Region. Flirrende Wiesenblumen und delikate Früchte, in ihrer Opulenz perfekt zurückgehalten von salzigen Mandeln und frischer Mineralität. Ein Maul voll Reben. Dieser Eindruck trifft auf die meisten Sorten von Inama zu, doch die Qualitäten können natürlich schwanken.

Marco Mosconi

Der Corte Paradiso springt mit Charme und Leichtigkeit über die Zunge und hinterlässt doch eine gehaltvolle Spur aus Mirabellen und Grapefruit sowie diesem auch wieder für den aktuellen Jahrgang typischen, ungemein auffrischenden Schuss salziger Meeresluft. Schwebende Duftigkeit, animierender Trinkfluss, schöne Cremigkeit. Ein moderner Klassiker mit deutlicher Soave-Identität. Großartig.

Filippi

Filippo Filippi ist Biowinzer und zählt zu den wenigen authentischen Erzeugern der Region. Auch sein Basiswein aus Castelcerino basiert auf der einzigartigen autochthonen Rebsorte Garganega, die nirgendwo sonst auf der Welt wächst. Hier gerät die Stilistik etwas anders und vielleicht deshalb besonders spannend und eigenwillig. Herbe Frische mit leichter Räuchernote wechselt mit Kräutern und mineralischer Frische. Wer knackige ungewöhnliche Rieslinge schätzt, wird sich leicht anfreunden.

Photocredit: Stefanini, Battistelle, Fienhold




Israelische Sterne-Küche: Natasha Katz & Assaf Granit

Eine ungewöhnliche Sommelière

im neuen Lokal Berta in Berlin

 

Vor wenigen Monaten eröffnete der israelische Sternekoch Assaf Granit im Hotel Precise Tale in Berlin am Potsdamer Platz sein neues Restaurant Berta. Seine Küche will eine Brücke zwischen Berlin und Jerusalem schlagen und traditionelle Familienrezepte mit modernen Ideen verbinden. Die Sommelière Natasha Katz hat eine ungewöhnliche Biografie und ganz eigene Wein-Ideen.

Die 36-jährige Nastasha Katz stammt aus Minsk (Bellarus), als sie fünf war zog die Familie nach Israel. Obwohl sie an der Universität in Tel Aviv ihren Abschluss in Theaterwissenschaften schaffte, zog es sie in die Gastronomie, wo sie sich bis zum  „Wine Director“ hocharbeitete. Zur damaligen Zeit war in Israel der Beruf des Sommeliers nicht wirklich bekannt und hatte keinen vergleichbaren Stellenwert wie beispielsweise in Frankreich oder Deutschland. Genau genommen waren die normalen Servicekräfte für die Weinempfehlungen zuständig. Die Möglichkeiten für eine Weiterentwicklung schienen in Israel jedenfalls beschränkt.

Es war ein glücklicher Zufall, dass Sternekoch Assaf Granit oft in dem Restaurant in Tel Aviv zu Gast war, in dem Natasha Katz arbeitete. Er meinte, dass ihm der Wein bereits allein durch ihre Beschreibungen schmecken würde, noch bevor er ihn überhaupt probiert hatte. Ein Kompliment, das nicht viele Weinberater hören. Jedenfalls kamen die beiden zusammen, wobei Natasha Katz vor über einem Jahr nach Berlin zog, um im neuen Restaurant Berta als Sommelière anzufangen.

Natasha Katz

Der Anfang war schwer, da sie niemanden kannte, musste sie erst neue Beziehungen zu Weinproduzenten aufbauen. Darüber hinaus musste sie lernen, wie deutsche Gäste ticken, denn die Ansprüche sind anders die der Gäste in Israel. Natasha Katz hat eine Vorliebe für kleine Bio-Weinproduzenten. Die Weine auf der Weinkarte im Berta stammen insbesondere von Weingütern aus Deutschland, Südfrankreich, Italien, Ungarn und Israel. Künftig sollen noch Weine aus Griechenland und dem Libanon dazukommen.

Was macht einen guten Sommelier aus? Für Natasha Katz bedeutet es, authentisch zu sein und in kürzester Zeit zu verstehen, was der Kunde möchte. „Es geht darum, dem Gast den Wein anzubieten, den er gerne will und nicht den Wein, den man gerne verkaufen möchte. Wenn ein Gast einen günstigen Wein wünscht, dann bekommt er den besten günstigen Wein. Steht ihm der Sinn nach einem mehr ausgefallenen Wein, so erfülle ich ihm diesen Wunsch. Bescheidenheit und Aufmerksamkeit sind für mich die wichtigsten Eigenschaften eines guten Sommeliers“, meint Natasha Katz.

Natasha Katz verrät uns ihre drei Favoriten auf der Weinkarte des Restaurants Berta und welche Gerichte dazu passen

 

Tokaji furmint Sec vom Weingut Kiralyudvar aus der Region Tokaji in Ungarn
„Der Tokaji ist einer der besonderen Weine auf unserer Karte, denn er ist reichhaltig und rund und doch mit einer schönen hohen Säure, die den Wein auf die beste Weise intensiv macht. Dieser Wein ist reich an Orangenschalen und Gewürzen. Da unsere Speisen voller Aromen sind, brauchen wir einen Wein, der Hand in Hand mit ihnen gehen kann. Die Reichhaltigkeit des Weins passt perfekt zu unserem Tintenfischgericht: Der Oktopus ist in Mango eingelegt, was ihm einige fruchtige Noten verleiht, die sich auch im Wein wiederfinden. Er wird auf einer Harira-Sauce serviert, die eine schöne Cremigkeit hat, die wiederum gut zu den Rundungen des Weins passt, und die Säure hält diese Paarung frisch.“

Chenin Blanc „wild“ vom Weingut Sea Horse, Judean Hills, Israel
„Ich liebe es, wenn ein Winzer eine bekannte Rebsorte nimmt und etwas Besonderes und Einzigartiges aus ihr macht. Der Wein hat schöne Kamille-Noten, am Gaumen ist er sehr lebendig und würzig mit Aromen von reifen gelben Früchten, er fühlt sich definitiv wild an. Dieser Wein weckt wirklich alle Geschmacksknospen und ist genau das, was wir für unser Berta-Erlebnis suchen. Der Tzimmes- Thunfisch-Tataki (mit ausgeprägten Pfeffernoten) passt gut zu diesem Wein, da das Gericht ein einzigartiges Dressing mit Rosinen, geräucherten Äpfeln und Mandeln enthält. Dieser reiche Geschmack verbindet sich wunderbar mit dem lebhaften Wein, der genug Kraft hat, um das Gericht zu umarmen und ihm zu schmeicheln.“

Trollinger „Alte Reben“ vom Weingut Rainer Schnaitmann aus Württemberg
„Ein schöner und eleganter Rotwein mit viel Mineralität, kombiniert mit weichen roten Früchten wie Erdbeeren und roten Johannisbeeren. Es handelt sich um einen Rotwein, der sich wie ein Weißwein verhält, mit nur 11% Alkohol und erstaunlicher Geschmeidigkeit. Er hat weiche Tannine und einen ziemlich hohen Säuregehalt, der gut zu unserem Hühnerleber-Ashkenazi-Gericht passt. Das Gericht hat süße Noten, die roten Früchten ähneln, die wir im Wein vorfinden, aber die scharfe Säure und die Mineralität lockern die Saftigkeit des Gerichts auf und sorgen für einen perfekten eleganten Biss.“

Nach zahlreichen erfolgreichen Restaurants in Jerusalem, Tel Aviv, London und Paris präsentieren der bekannte israelische Chefkoch Assaf Granit und die JLM Machneyuda Gruppe ihr gastronomisches Konzept erstmals in Deutschland. Namensgeberin für das Restaurant Berta ist die in Berlin geborene Großmutter des Kochs, mit deren Küche Assaf Granit in Jerusalem aufgewachsen ist. Hinter der JLM Machneyuda Gruppe stehen Israelis aus Marokko, Georgien, Deutschland, Irak, Russland, Kurdistan und Polen, deren Wege sich in Paris kreuzten und die eine gemeinsame Vision und Mission teilten. Assaf Granit erhielt sein israelisches Restaurant Shabour in Paris einen Michelin-Stern, in Berlin muss sich die Küche erst noch bewähren. Berta will aber auch mehr ein „Happy Bistro“ sein und kein Fine Dining Restaurant.

Photocredit: Legacy Films, Berta Berlin

Assaf Granit links im Bild




Happy Go Lucky Hotel in Berlin soll Kunstwerk vernichten

Skandalurteil: Bunte Fassade weckt angeblich Unlustgefühle

 

Berlin ist voll von scheußlichen und traurigen Plätzen, doch ausgerechnet die heitere Fassade des Happy Go Lucky Hotels am Stuttgarter Platz 17, die der irische Künstler Dom Browne gestaltet hat, soll vernichtet werden. So jedenfalls lautet ein höchstrichterliches Urteil, dessen Begründung in diese Zeit der politischen und sozialen Bevormundung passt. Damit endet ein jahrelanger Rechtsstreit, der Berlin und seinem Image einer aufgeschlossenen Weltstadt völlig unnötig schadet. Wenn dieses Urteil Schule macht, dann droht unseren ohnehin schon viel zu grauen Städten noch mehr Gesichtslosigkeit.

Berliner Happy Go Lucky Hotel & Hostel hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am 31. März 2023 entschieden, dass der Antrag auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin unanfechtbar zurückgewiesen wird. Damit schlossen sich die drei Richter vom OVG dem Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin vom 17. Juni 2020 an, das sich vorher der Verfügung des Bezirksamts Charlottenburg vom 8. Juni 2016 angeschlossen hatte, wonach das bunte Kunstwerk des irischen Künstlers Dom Browne in beige oder grau – wie die Nachbarhäuser – überstrichen werden soll. Der Eigentümer des Gebäudes, Alexander Skora, hat bis zum 8. Mai 2023 Zeit mitzuteilen, ob er die Fassadenbemalung entfernen will, ansonsten wird das Kunstwerk durch eine von der Stadt Berlin beauftragten Firma vernichtet. Die Kosten dafür soll der Eigentümer tragen.

Die Richter des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg begründeten den Beschluss vom 31. März 2023 wie folgt: „Mit Blick auf die Fassadengestaltung lägen hier Unlustgefühle hervorrufende krasse Gegensätzlichkeiten und Widersprüche im Erscheinungsbild des bebauten Gebietes vor, die bei einem nicht unbeträchtlichen, in durchschnittlichem Maße für gestalterische Eindrücke aufgeschlossenen Teil der Betrachter anhaltenden Protest auslösen würden.“

Dem Ganzen geht ein streitiges Verfahren aus dem Jahr 2016 voran, wo Gebäudeeigentümer Alexander Skora aufgefordert wurde, das Kunstwerk am Happy Go Lucky Hotel & Hostel entfernen zu lassen – nur wenige Wochen nach der erneuten Bemalung. Denn schon 2012 wurde das orangefarbene Gebäude mit einzelnen Smileys gestrichen. „Weil man noch immer den Namen des alten Hotels lesen konnte, haben wir dann in derselben Größe unseren Namen angebracht“, erzählt Alexander Skora. Bereits damals hatte es Ärger gegeben. Das Ordnungsamt sah im Schriftzug eine nicht genehmigte Werbung und ordnete eine Neugestaltung an. Skora legte Widerspruch ein, zog vor Gericht, aber die Fassade musste umgestaltet werden. Dafür sorgte dann 2016 der irische Künstler in Form eines bunten Kunstwerks. Aber auch diese Fassadengestaltung gefiel dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf nicht, obwohl dann als “Vergleich” versucht wurde, den Eigentümer per Eintrag im Grundbuch zu einer denkmalähnlichen Pflege des Kunstwerks unter voller Kostentragung nach regelmäßiger Gutachtenlage zu zwingen.

Mit dem aktuellen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg ist damit auch keine Berufung mehr gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts zugelassen. Nun hat aber das Kunstwerk am Stuttgarter Platz 17 seit einiger Zeit einen neuen Besitzer. Der US-Amerikaner Alan Wolan, CEO von GoGorillaMedia.com, hat alle Verwertungsrechte an dem Kunstwerk von Dom Browne erworben, ähnlich wie andere Sammler weltweit Murals von dem internationalen Künstler Banksy gekauft haben. “Sollte das im Besitz und Eigentum von Alan Wolan befindliche Kunstwerk durch das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf überstrichen werden, wird dieser dagegen rechtliche Schritte einleiten und Schadenersatz vom Land Berlin und der ausführenden Firma fordern – auch vor amerikanischen Gerichten in New York und Los Angeles, wo man nicht so provinziell denkt und handelt wie in Berlin,” sagt Alexander Skora.

Das Kunstwerk des irischen Künstlers Dom Browne ist bereits weit über die Hauptstadt hin bekannt. Die bunte Fassade des Happy Go Lucky Hotel & Hostel ist ein beliebtes Fotomotiv für Berliner und Berlinbesucher. In einer Sonderbeilage des Berliner Kulturmagazins Zitty wurde es einst als Symbol Berliner Freiheit betitelt. Aufgenommen von einer Leserin, für die das Kunstwerk in Berlin für Weltoffenheit, Toleranz und dem Freiheitsgefühl kurz nach dem Mauerfall 1989 steht.

LF




Null Bock: Trauriger Abgang für ein ganzes Gastronomieviertel in Frankfurt

Insolvenz: Tom Bock

droht ein tiefer Fall

 

Es ist ein Trauerspiel und wir haben eigentlich keine Lust einen Nachruf zu schreiben. Doch der Himmel über dem Walther-von-Cronberg-Platz scheint bei jedem Wetter tiefschwarz. Seit einigen Monaten geben die von Tom Bock geführten Lokale A Casa di Tomilaia, Demarchibar sowie der Firenze Eissalon kein Lebenszeichen mehr von sich, das Biancalani machte bereits vor über vier Jahren zu. Die Türen sind geschlossen, die Telefone tot, der sonst so beredte Betreiber schweigt. Genau vor einem Jahr schrieben wir unter der Headline „Schluss, aus, fertig“ das der Walther-von-Cronberg-Platz leer und versteinert wirke, woran sich nichts geändert hat.

Tom Bock, gute Zeiten, schlechte Zeiten

Tom Bock hat alle Hände voll zu tun, aber nicht mehr in seinen vier Lokalen in Frankfurt-Sachsenhausen, sondern vor Gericht und den Behörden. Privatinsolvenz, Insolvenzverschleppung, Zwangsversteigerung (Turley Mannheim), Strafprozess und andere Verfahren belasten ihn und seine weit verzweigten Unternehmungen auf dramatische Weise. Es geht um viele Millionen. Beim Amtsgericht Frankfurt werden Summen genannt, die zu keiner Hoffnung Anlass geben.

Lieber erinnern wir uns aber an die kulinarisch erfolgreichen Unternehmen von Tom Bock. Mit der Corona-Krise, die in der Gastronomie viele Opfer fand, hat der Niedergang des Unternehmers, Investors und Gastronomen wenig zu tun. Die Probleme sind weit davor datiert und begannen mit dem Großprojekt von Tom Bock im Mannheimer Turley-Viertel, das längst als Turley Gate bekannt ist.

Biancalani

 

Bereits das Ende des Restaurants Biancalani, immerhin das gastronomischen Aushängeschilds der Tom Bock Gastronomie, war ein Warnzeichen. Es war eines der besten Lokale Frankfurts und glänzte auch mit einer offenen und besonders attraktiven Kachel-Küche. Das Biancalani schloss schon 2019 vor der Corona-Krise, obwohl die Küchenleistungen keinen Grund dafür gaben. Der letzte Küchenchef Andreas Busse hatte nur wenig Gelegenheit etwas aufzubauen, aber sein Vorgänger Christoph Kubenz machte aus dem Biancalani ein kreatives italienisches Spitzenrestaurant, wie es nicht einmal eine Handvoll in Deutschland gab.

Tom Bock, Christoph Kubenz

Im benachbarten A Casa di Tomilaia gab es Spaghetti Carbonara, die so authentisch waren, dass sie viele Gäste für Fake Food hielten. Überhaupt brachte dieses heitere Lokal mit seiner offenen Küche viel Unbeschwertheit und gute italienische Küche nach Frankfurt. Und das 20 Jahre lang. Die Demarchibar und ihre Barca auf der Terrasse vermittelten ganz lässig gute Laune, Entertainment und Professionalität. Der Eissalon Firenze war der beste der Stadt. Der ganze Walther-von-Cronberg-Platz wurde von dem italienischen Quartett beherrscht und letztlich auch unterhalten. Wo in der Stadt gab es so viele Olivenbäume und andere Insignien italienischer Lebensart?

Walther-von-Cronberg-Platz

Woran ist Tom Bock und damit auch sein bemerkenswertes (Gastronomie)-Unternehmen gescheitert? Letztendlich scheitern viele an ihrem Ego, der eigenen Überschätzung und der Unterschätzung der ökonomische  Gefahren. Am Ende ist man, sind alle immer schlauer, vor allem jene, die nichts riskiert haben. Es sieht sehr danach aus, dass nichts mehr zu retten ist. Vielleicht wird Frankfurt merken, was es verloren hat. Vielleicht wird man aber auch weiterhin die schlechten Spaghetti Carbonara für die echten halten.

Ludwig Fienhold

 

 




Comeback eines Klassikers: Soave-Dinner im Brighella

Weine mit BISS: Soave, wie Sie ihn noch nicht kennen

 

Soave befreit sich Schluck für Schluck von seinem Ruf als abgesoffener Pizza-Wein. Längst gibt es viele ausgezeichnete charaktervolle  Vertreter dieser Spezies, die durch ihre einzigartige sensible Art und niedrige Alkohol- und Säurewerte bestens zum Sommer passen. Das italienische Ristorante Brighella hat eigens für diese bei uns in der Gastronomie vernachlässigte Weinregion ein Menü ersonnen und mit unserem Team vom kulinarischen Magazin BISS einige besonders interessante Weine dazu ausgewählt. Zu diesem Wein passen besonders gut Risotto, Pasta und Fisch, weshalb diese Speisen auch die Hauptrolle spielen. Das Soave-Dinner findet am 12. Mai um 19 Uhr statt (Preis: 125 € für 6 Gänge Menü, 6 Weine, Wasser).

Leo & Mario vom Brighella

Um das kleine Städtchen Soave im Hinterland von Verona wölben sich Hügel mit Vulkangestein, die ganz andere Weine hervorbringen als die in der Ebene. Grundsätzlich trifft der Name Soave sehr gut den Charakter der Weine, denn er bedeutet sanft, mild und anmutig. Doch inzwischen ist er auch recht spannend geworden. Soave steht für vulkanische Mineralität, feine Frucht, frische Zitrusnoten und eine wunderbar salzige Meeresbrise (siehe dazu auch den BISS-Artikel „Soave: Vom Suff-Wein zum Feintrinker-Stoff“).

Für das Soave-Dinner haben wir drei bemerkenswerte Familienbetriebe ausgewählt, die besonders individuell sind und die Region bestens repräsentieren.

Le Battistelle: Das kleine Familienweingut kann gleich von den drei Vulkanhügeln Montesei, Battistelle und Roccolo del Durlo Weine erzeugen. Ehrliche, terroir-typische Weine zu fairen Preisen, die alle an diesem Abend im Brighella getrunken werden können, um die Unterschiede genauer erkennen zu können.

I Stefanini: Kein Eichenholz, Ausbau ausschließlich in Stahltanks, was der Garganega-Traube auch gerecht wird.

Feingeschliffene, präzise, frische Tropfen, die zum Besten gehören, was Soave zu bieten hat.

Inama: Stefan Inama gehört zu den erfolgreichsten und größten Produzenten der Region. Biolgisch betrieben, aber nicht zertifiziert, weil das letztlich nur Geld kostet, aber nichts über die Qualität aussagt.

Das Menü

 

Grüße aus der Küche

Weißer Spargel und Sashimi Lachs mit einer feinen Melange aus Lemongras, etwas Sourcreme, gelber Bete und kräuterwürziger Frankfurter Luft

Beluga Linsen mit leichtem Biss, Gambas und Speck, cremiger Fetakäse

Geschmeidiges Raviolo, gefüllt mit Bärlauch und Burrata

Risotto Parmigiano Reggiano mit Himbeer-Staub und Basilkum

Bachsaibling und Wurzelgemüse

Peccati di Gola, Biskuitt mit Cranberries und salzigem Caramell Panna Cotta

 

Die Weine

 

I Stefanini, Soave Classico, 2021, Il Selese

Glasklar, frisch, schlank, leise Aromatik, dezenter Auftritt

Le Battistelle, Soave Classico, Battistelle 2021

Soave pur, geradlinig, mineralisch, zarte Frucht. Ein Hauch Apfel, Pfirsich, Backstube. Freundlich wie die Winzerfamilie selbst.

Le Battistelle, Soave Classico, Roccolo del Durlo 2020

Fein, elegant, sehr saftig, guter Trinkfluss, schöner salziger Nachhall, der zum Weitertrinken animiert.

I Stefanini, Soave Classico, Monte di Fice, 2021

Sehr saftig, dicht und harmonisch in der Sruktur, dabei elegant seidig. Kräuterwürzig, ein pralles Maul voll Reben. Bei diesem Jahrgang erneut einer der besten Soave überhaupt.

Inama, Carbonare, 2020

Die kleine Einzellage Carbonare besteht aus schwarzem Basaltlavagestein, woraus gerade einmal 10.000 Flaschen entstehen. Straff, mineralisch, diskret duftig mit einem Hauch Kräuterwürze.

Le Battistelle, Soave Classico, Montesei, 2021

Ein Wein aus der vulkanischen Steillage Montesei. Ungewöhnlich anders. Schiefer, etwas rauchig im Geschmack, ein Soave für Rieslingfreunde.

Die Soave-Weine stehen sonst nicht auf der Karte im Brighella. Es bietet sich die schöne Gelegenheit gleich sechs verschiedene Qualitäten dieser Region zu verkosten, die man sonst so gut wie nie im Handel und schon gar nicht in den italienischen Lokalen hierzulande bekommt.

Ludwig Fienhold

Fotos: Barbara Fienhold

Brighella, Restaurant & Hotel, Frankfurt, Eschersheimer Landstraße 442, Tel. 069 53 39 92.

www.ristorante-brighella.de

 

Sashimi Lachs & weißer Spargel

Belugalinsen, Gambas, Bacon

Risotto, Basilico, Himbeerstaub

Raviolo, Burrata, Bärlauch

Panna Cotta




Suzy´s Smoke Shack BBQ: Das coolste Lokal Deutschlands

Diese Hinterhof-Hütte

verdient einen Oscar

für schräges Design

 

Von Ludwig Fienhold

Wir lieben Paläste, aber auch Hütten, wenn sie so fantasievoll gestaltet sind wie die von Suzy. Vor wenigen Monaten eröffnete sie in einem abgerockten Hinterhof in der Uhlandstraße im Frankfurter Ostend ihr abenteuerliches Barbecue-Lokal. Origineller ist kein Zweites in der Stadt und auch nicht in Deutschland. Die Atmosphäre ist so einzigartig, dass sich allein dafür ein Besuch lohnt, aber auch das Essen ist bemerkenswert gut. So ganz nebenbei wird hier ein Trend gesetzt, denn dieses Lokal ist die konsequente Weiterentwicklung und Optimierung der Food Trucks, bei gleichzeitiger Reduzierung von Küche und Service ohne Qualitätsverlust.

Man fühlt sich wie Alice im Wunderland. In jeder Ecke dieser ehemaligen Werkstatt blitzt eine Überraschung auf. Eine Badewanne wird zum Kühlschrank, Türen dienen als Tisch. Normale Gläser gibt es nicht, man trinkt aus Einweckgläsern. Statt Servietten steht eine Küchenrolle auf dem Tisch. Sogar die Toiletten sind sehenswert. Ein bisschen Geisterbahn, ein wenig Trödelmarkt und ein Touch Kunstgalerie. Ein wunderbar verwegenes Gaudium. Suzy hat alles selbst entworfen und zusammengebastelt und hätte dafür einen Preis für originelles Interieur-Design verdient.

In der BBQ Hütte wippt es, Bluegrass, Kansas City Jazz, St. Louis Blues, Musik wie man sie nie bei uns im Radio hört und allein schon deshalb um so begeisterter ist. Dazwischen tönen die Stimmen der einzigen beiden Protagonisten, Suzy röhrt vom Regiesessel an der Bar die Bestellungen zu Will in der Smoker-Küche. Sie erinnert an Janis Joplin, auch vom Phänotyp her. Suzy und Will sind kein Paar, aber ebenso gut eingespielt.

Man kann nicht reservieren und muss sich seinen Platz an Ort und Stelle sichern. Das ist gar nicht schwierig, denn das Lokal ist größer als erwartet. Für ihre amerikanische Fangemeinde und die Ostendler aus der Umgebung ist das neue Lokal ein Highlight, aber die Gäste kommen auch von weiter her – alle verbindet sie die Lust auf Fleisch und diesen wunderbar würzigen Rauch, der nach Abenteuer riecht. Die Pork Ribs St. Louis Cut (half rack 17,50 €, full rack 30 €) sind von außen ziemlich schwarz, aber keineswegs verbrannt, denn so dunkel wird der Rub, die trocken eingeriebene Würzmischung, die aus mehr als einem Dutzend Zutaten besteht. Das Fleisch schmeckt dadurch auf unnachahmliche Weise spicy. Die Schweinerippe ist sehr saftig und zart und fällt beinahe schon von selbst vom Knochen. Ein Erlebnis ist auch der Pork Belly Burnt Ends, der aussieht als käme er aus dem Kohlenkeller. Das Fleisch ist ausgeprochen saftig und zart, über die Kruste fließt ein schöner Karamellgeschmack ein. Es gibt noch einiges mehr zu entdecken, wie das Smoked Beef Brisket oder die Rib Tips (ähnlich wie Spareribs, nur anderer Cut). Die beiden guten Saucen sind hausgemacht und stehen an der Theke in Flaschen bereit, aber man braucht sie eigentlich nicht, denn das schöne Fleisch bietet mehr als genug Geschmack. Als Beilage kann man Cole Slaw, selbstgemachte Pickles oder Smoked Macaroni & Cheese wählen. In Kansas City ist es nichts Ungewöhnliches auch Süßes dazuzuessen, in diesem Fall Suzys Cinamon Rolls.

Einen Service gibt es nicht, die Gäste werfen die Reste in die aufgestellte Tonne am Eingang und ordnen alles andere in die dafür aufgestellten Fächer ein. Sehr ordentlich. Spülen muss hier aber niemand. Es gibt Budweiser Bier und einen französischen Chardonnay im Minifäschchen. Wer einen guten Wein schätzt, sollte ihn sich besser gleich mitsamt einem richtigen Weinglas selbst mitbringen, die 15 € Korkgeld sind es allemal wert, damit man zu diesen Fleischgerichten auch gleich das Passende im richtigen Glas hat.

Suzanne „Suzy“ Günther wuchs in Kansas City und Umgebung auf, ihr dampfender Mitarbeiter Will stammt aus Oregon, wobei der Großvater Deutscher war. Suzy kam der Liebe wegen nach Deutschland und kaufte in Gambach einen Tankstellen-Imbiss, in den nicht lange nach der Eröffnung ein Truck knallte und ihren Takeaway BBQ Shack zerstörte. Ihr Traum löste sich damit noch nicht in Rauch auf, denn sie wurde schließlich in einem Hinterhof im Frankfurter Ostend fündig.

Suzy war auch mal Toningenieurin und hat aus dieser Zeit gute Kontakte zur Musikszene. Nicht ganz zufällig ist ihre struppige Fleisch-Hütte deshalb auch eine Musikkneipe, in der viele spannende Künstler auftreten (siehe Facebook/Instagram). Nicht nur die Frankfurter werden dadurch an die großartigen Zeiten der legendären Musiklokale Zoom und Sinkkasten erinnert.

Photocredit: Barbara Fienhold

Little Suzy´s Smoke Shack BBQ, Frankfurt, Uhlandstr. 44, Tel. 0151 50482954. Keine Reservierungen möglich. Mittwoch bis Samstag 17 – 23 Uhr.