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Villa Kunterbunt in den Wolken: Sky Bar & Restaurant in Frankfurt

Neueröffnung in

185 Metern Höhe

 

Das nhow Hotel will alles

nur nicht langweilig sein

 

Die Sky Bar im Hotel nhow ist schon jetzt ein Hotspot und wird im Sommer wegen seiner großen Terrasse noch heißer begehrt sein. So hoch kratzt derzeit kein anderes Lokal in Deutschland an den Wolken, der Ausblick in 185 Metern zeigt Frankfurt in ungeahnter Weite. Die Sky Bar gibt es seit einigen Tagen, das Restaurant eröffnet jetzt am 1. März.

Die Menschen stehen vor den Aufzügen Schlange, es können nicht alle auf einmal mitgenommen werden, denn mehr als 170 Gäste dürfen aus Sicherheitsgründen keinen Platz finden, obwohl die Kapazität es zuließe.

Dadurch gibt es trotz des Ansturms auch kein großes Gedränge. Wer es etwas weniger turbulent haben möchte, sollte mittwochs und donnerstags kommen und das Wochenende meiden. Gemütlich wird es so oder so nicht, dazu ist die Musik einfach zu laut, sind die Plätze zu dicht angeordnet. Das Publikum ist größtenteils jung, obwohl sich ältere Hotelgäste und After Work Trinker dazugesellen, was die Altersspanne etwas elastischer macht.

Chef Herfort

Die Sky-Terrasse geht rundum und bietet eine erstaunliche Perspektive, die Stadt Frankfurt erscheint im Puppenstubenformat und wirkt aus der Höhe gesehen geradezu übersichtlich. Man entdeckt viele bekannte Gebäude wie den nah gelegenen Hessischen Hof, der von hier oben in eine Hand zu passen scheint. Derzeit ist die Terrasse kaum möbliert, was sich zum Sommer hin ändern wird. Dann soll auch ein Segeltuchdach vor der Sonne schützen. Vor der Musik schützt nichts, vielleicht besinnt sich das Hotel noch und merkt, dass wummernde Bässe nichts mit Lebendigkeit zu tun haben, sondern einfach nur nerven und jedes Gespräch sabotieren.

Bar und Restaurant gehen fast nahtlos ineinander über, wobei dort die Boxen nicht direkt aufs Ohr gehen. Auch das Restaurant hat nicht vor durch Gemütlichkeit und eine warme Atmosphäre zu überzeugen, sondern ist der Appendix der Bar mit Tischen. Den vielen Gästen, die hier durchschleichen, um nach der Toilette zu suchen, möchte man an dieser Stelle laut zurufen, dass sich die Toiletten vor der Bar befinden – auf dem dunklen blau-schwarz flirrenden Gang, hinter geheimnisvoll verborgenen Türen, die man nur mit allergrößtem Spürsinn und schärfsten Augen hoffentlich nicht zu spät erkennen wird.

Von der rund um die Bar und das Restaurant verlaufenden Terrasse hat man einen erstaunlichen Ausblick, im Restaurant selbst merkt man davon weit weniger. Das Restaurant wurde nicht für Sesselromantiker konzipiert, es geht modern, munter und farbenfroh zu. Entsprechend salopp ist auch der Service, der alles nur nicht förmlich erscheinen will. Mehr als überraschend ist dennoch der Einsatz von allerfeinsten Riedel-Gläsern, die selbstverständlich zur Weinkultur dazugehören, aber der Schrecken aller Spülmaschinen und Spüler sind. Wir wünschen ihnen ein langes Leben. Die „Wine Glass Company“ Riedel  ist ja in Kufstein in Tirol zuhause,  der General Manager des nhow Hotels Hermann Spatt stamm ebenfalls aus Österreich, das verbindet. Es gibt nur eine vorläufige kleine Weinkarte mit einem guten Dutzend auch offener Offerten, wobei uns der Grüne Veltliner gefiel.

Im Restaurant gibt es eine kompakte Karte mit insgesamt 19 Gerichten, mehr würde der Küche auch nicht guttun (Vorspeisen 17-25 €, Hauptgerichte (27-45 , Desserts 13-15 ). Der Stilmix lässt kalifornische, asiatische und orientalische Einflüsse zu, so wie man das auch in den internationalen Küchen von Dubai gewohnt ist, wo Küchenchef Marvin Herfort die letzten Jahre gearbeitet hat. Für klassische Saucen und andere besonders aufwendige Handwerklichkeiten bleibt kaum Zeit. Die sparsam besetzte Küche muss neben den 25 Restaurantplätzen auch für das Bar Food sorgen, wobei alles erstaunlich flink geht. Bei einem ersten Besuch konnten wir Eindrücke gewinnen, die man als grundsätzlich ausfindig machen kann.  Dazu gehört der Hang die Gäste gerne satt zu machen. Die Speisen sind in ihrer Struktur amerikanisch und „rich“, der gut gegarte Miso-Kabeljau – wie man ihn weltweit liebt, vom Nobu her kennt und doch immer wieder anders erlebt – fällt intensiv und würzig aus. Herzhaft gewürzt auch die zarte US Querrippe mit breiigem Süßkartoffel-Mango-Püree, Baby-Karotten sowie Pekannuss & Quinoa-Knusper. Gehaltvoll der Yuzu-Käsekuchen und die Passionsfrucht Crème Brûlée mit Kokos, die bei aller Mächtigkeit einfach gut schmeckte. Eine Küche, die alles nur nicht langweilig sein will.

LF

nhow Hotel, Frankfurt, Brüsseler Str. 1-3, vorerst geöffnet mittwochs bis samstags 18 – 01:00

BISS Artikel über das nhow Hotel

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Chardonnay: Slowenien-Edi überrascht mehr als der große Franzose

Verkostung in der

Vinothèque Michel Briedé

 

Es gab einmal das bissige Kürzel „ABC“: Anything but Chardonnay. Es entstand, weil man die üppigen und nach neuem Holz und Vanille schmeckenden Chardonnays einfach satt hatte. Sie kamen in erster Linie aus Kalifornien und dem Napa Valley. Dort ist man zwar auch schon längst schlanker und feiner im Auftritt geworden, neigt aber immer noch zu einer gewissen Überladung. Die Welt des Chardonnays ist aber weit vielseitiger und nicht so einfach einzuordnen. Gut, dass es Lokale wie Michel Briedés Vinothek in Frankfurt gibt, die Verkostungen ermöglichen, um das Geschmacksbild zu erweitern.

Bei der Blindverkostung blieben die Gäste ein wenig orientierungslos und konnten die Chardonnays nicht gleich einem Land zuordnen. Genau so war es auch beabsichtigt. Der Chassagne-Montrachet „Les Houillères“ der Domaine Bader-Mimeur war noch unschwer dem Burgund zuzuordnen und gefiel auf Anhieb durch seine klassische eleganten Art. Sonst war das meiste eher unerwartet. Die größte Überraschung gab es durch einen besonders charmanten, harmonischen, cremigen und feinen Chardonnay, der von burgundischer Statur war, aber aus Slowenien unweit der italienischen Grenze und der Weinregion Friaul stammte. Der Winzer Edi Simcic gehört zu den besten seines Landes und hat so viel Gutes zu bieten, dass Michel Briedé gleich sieben Weißweine in sein Sortiment aufnahm (alle auch glasweise zu haben).

Beim kalifornischen Indigo Eyes fühlte man sich kurz in die Anfangsjahre im Napa Valley erinnert – oaky, smokey. Ein ziemlich opulenter Bursche, der dann aber ganz sympathisch wurde, weil er mit der Fenchel-Salsiccia einen guten Pairing Partner fand. Zu allen acht Weinen gab es kleine und passende Happen. Solche amüsanten und spannenden  Weinverkostungen gibt es nicht oft, vor allem nicht auf einem guten Niveau zum moderaten Preis. Michel Briedé lag daran sehr unterschiedliche Chardonnays zu zeigen und nicht nur eine allseits bekannte Art und Stilistik. Es lohnt sich auf seiner Seite nach solchen Verkostungen zu sehen, die es in lockerer Reihenfolge das ganze Jahr über gibt. Der fabelhafte Champagner von Breton Fils, der jetzt bei der Chardonnay-Verkostung zu erleben war, wird dann auch wieder auftauchen.

LF

Photocredit: Barbara Fienhold

 

 

 




Aus Trares wurde 1895: Nicht perfekt, aber sympathisch

Das neue Lokal im

Frankfurter Nordend

spricht junge Gäste an

 

Das Lokal im Frankfurter Nordend war einmal das Restaurant Trares mit anspruchsvoller Küche. Die neuen Besitzer wollen es mit einem anderen Konzept und lässiger Atmosphäre deutlich lockerer angehen. Eine kleine und dennoch persönliche Weinauswahl, Tapas und Snacks sowie Musikabende sollen ein jüngeres Publikum ansprechen. Neu ist das Brunch-Angebot am Wochenende.

Der junge Service ist offensiv freundlich und versteht es auch die Weine animierend einzusetzen. Ein Wein ist aber so auffällig, das er gewaltig auf sich aufmerksam zu machen versucht: Rock Me Amadeus vom Weingut Hammel aus der Pfalz. Das schrille Etikett lässt eigentlich nichts Gutes erahnen, die Cuvée aus Sauvignon Blanc und Grünem Veltliner wirkt aberwitzig. Die Überraschung ist um so größer, der Wein schmeckt gut, die kühne Mischung ist gelungen und so harmonisch und saftig, dass Freude aus dem Glas springt. Das Weingut Hammel bringt sogar das Kunststück fertig, den vergessenen Wein „Liebfrauenmilch“ wieder positiv ins Bild zu rücken. 300 Jahre Tradition prägen eine seriöse Handschrift, da können die Etiketten noch so schräg sein.

Auf der Karte stehen viele alte Bekannte aus der Weinwelt, bei denen man sich ganz gut aufgehoben fühlt: Pinot Noir von Chat Sauvage aus dem Rheingau, Rotwein-Cuvée „Steinkönig“ von Wagner-Stempel aus Rheinhessen, Weißburgunder von Höfflin aus Baden oder Chardonnay von Kruger-Rumpf von der Nahe. Lobenswert, dass die Weine in drei verschiedenen Größen angeboten werden, 0,1l, o,2l und 0,75l.

Die Speisekarte ist klein, bietet vieles, was man allerorten derzeit so bekommt und will vor allem die Küche nicht zu sehr herausfordern und überfordern. Das Risotto mit Frankfurter Grüner Soße war erstaunlich gut, die mäßige Aufschnittplatte mit Schinken wirkte wie mal schnell vom Discounter geholt. Insgesamt: Unkomplizierte Gastfreundschaft und entspannte Atmosphäre, nicht perfekt, aber sympathisch.

Warum 1895? In diesem Jahr wurde das Haus gebaut, in dem übrigens immer noch die Besitzerin, Frau Trares, lebt.

LF

Bar, Bistro, Café 1895, Frankfurt, Luisenstraße 7, Tel. 069 949 43878.

www.1895-ffm.de

Di-Sa 18-0 Uhr, Samstag und Sonntag nur noch Brunch 9.30-15 Uhr sowie Kaffee & Kuchen 15-17 Uhr.

Photocredit: Biss Verlag




Grandhotel Nassauer Hof in Wiesbaden: Reinfall mit Luxus-Gast

Urteil: Mehr als drei Jahre

Haft für Betrüger

 

Wieso konnte ein Gast

über zwei Jahre logieren

ohne zu zahlen?

 

Der Nassauer Hof in Wiesbaden wird seinem Namen auf unschöne Weise gerecht. Solche Nassauer hat das Grandhotel jedenfalls noch nie erlebt. Gut zwei Jahre wohnte ein Betrüger mit Frau und Hund in dem Luxushotel ohne für das Zimmer zu bezahlen und ließ auch noch andere Rechnungen offen. Es geht nicht um eine kleine Zechprellerei, sondern um schweren Betrug und über 230.000 Euro. Jetzt wurde der Betrüger zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, ohne Bewährung.

Die damalige Hoteldirektorin Carla Lopes hat das Betrügerpaar offenbar zu lange gewähren lassen. Der Gast hatte sie mit einer angeblichen Krebserkrankung getäuscht, die er vorgab in Wiesbaden behandeln zu lassen, doch auch dann muss man hellhörig werden, wenn Zahlungen über einen längeren Zeitraum ausbleiben. Zudem stellt sich die Frage, warum der Dauernörgler, der sich über Kakerlaken und anderes mehr beschwerte, nicht freiwillig abreiste, wenn es ihm denn im Hotel so arg missfiel. Das sind Fragen, die sich die damalige Hoteldirektorin Carla Lopes vor dem Amtsgericht in Wiesbaden stellen lassen musste, das den Fall verhandelte. Der Betrug wurde erst beendet, als der neue General Manager Jakob Stöhrer den Posten von Carla Lopes übernahm.

Terrasse Gourmetrestaurant Ente, Nassauer Hof Wiesbaden

Die portugiesische Hotelmanagerin Carla Lopes wechselte im Sommer 2019 vom Hotel Kempinski Marbella/Estepona nach Wiesbaden in den Nassauer Hof, also zeitnah mit dem Check-in des betrügerischen Gästepaars. Etwa genau so lang wie sie die verantwortliche Managerin war, wohnte auch der Betrüger im Haus. Carla Lopes verließ den Nassauer Hof nach nur zwei Jahren und führt inzwischen das neue und moderne Revo-Projekt in München-Neuperlach, eine Wohnstätte für Hotelgäste und Langzeitmieter, die auch Küche und Spülmaschine vorfinden. Jedenfalls etwas anderes als das Grandhotel Nassauer Hof und auch die anderen Hotels, für die Carla Lopes zuvor arbeitete.

Dass der Betrüger zu über drei Jahren Haft verurteilt wurde, ist nun das unrühmliche Ende dieser Affäre. Die Hoteldirektorin hat sich nicht nur durch das schneidige Auftreten des Gauners blenden lassen, sondern wurde auch von ihm eingeschüchtert. Er wollte mit seinen unschönen Erlebnissen im Hotel an die Presse gehen und erfand offenbar eklige Geschehnisse von Kakerlaken im Zimmer, Würmern im Salat, schimmligen Walnüssen und andere Gaukeleien, die so gehäuft vorkamen, dass keine erfahrene Hoteldirektorin darauf hereinfallen hätte dürfen. Vor allem hat Carla Lopes sich ganze zwei Jahre lang hinhalten lassen und es dem Betrüger viel zu leicht gemacht. Zum ersten Mal in seiner langen Geschichte wurde das Grandhotel Nassauer Hof in Wiesbaden von einer Frau als Direktorin geführt. Carla Lopes konnte in der kurzen Zeit ihrer Tätigkeit nicht viel von sich reden machen – dafür umso mehr im Nachhinein mit dieser unrühmlichen Geschichte.

In bester Lage gegenüber dem historischen Kurhaus und dem Staatstheater gelegen, verfügt das traditionsreiche Grandhotel über 159 Zimmer und Suiten. 1813 erstmals eröffnet, ist der Nassauer Hof ein Vorreiter in vielen Bereichen der Luxushotellerie und setzte Maßstäbe. Als erstes Haus in Deutschland wurde der Nassauer Hof im Jahr 2005 mit fünf Sternen Superior ausgezeichnet. Er beherbergt die einzige Zigarren-Bar Wiesbadens und mit dem Gourmetrestaurant Ente das einzige Sternerestaurant der Stadt. Seine Auszeichnung mit einem Michelin-Stern trägt das Restaurant – einmalig in Deutschland – schon seit über 40 Jahren in Folge.

LF




Neueröffnung in Berlin: Restaurant Macionga überrascht

Originelles Konzept:

Große Weinkarte

Bockwurst & Caviar

 

André Macionga war 16 Jahre Restaurantleiter und Chefsommelier für Tim Raue. Jetzt hat er im Berliner Westen sein eigenes Restaurant eröffnet, das auf seinen Namen hört. Gemeinsam mit Küchenchef Sebastian Leyer serviert er im Macionga ungewöhnliche Gerichte aus regionalen Zutaten und Weine, wie man sie eher selten findet.

Sebastian Leyer kochte zuvor im Restaurant Le Faubourg, dem originellen Pauly Saal sowie dem schönen Gut Boltenhof in Fürstenberg und betreibt eine Gärtnerei für „Gourmet-Gemüse“. Seine Küche will ohne Luxus-Zutaten auskommen. Leyers Lieblingsgemüse ist Sellerie, mit dem er sich die unterschiedlichsten Variationen ausdenkt. Im Keller des Restaurants verwandeln sich auch Kieferzapfen in großen Einmachgläsern zu vielseitigen Speisebegleitern – vom süßen Sirup bis zum knusprigen Topping auf gebratenem Schweinebauch an Zwiebelmarmelade. Wer diese Speise auf der Zunge spürte, soll den Geschmack nicht mehr vergessen. Leyer: „Ich bin Kochnerd und beschäftige mich in jeder wachen Stunde mit Essen.“

André Macionga (l.), Sebastian Leyer

Küchenphilosophisch sieht sich Leyers Aromenwelt mit jener in Nürnbergs Etz von Felix Schneider und der von Billy Wagners Nobelhart & Schmutzig verwandt. Sebastian Leyer: Wir machen keine Geheimnisse aus unseren Zutaten und verraten gerne, wo man sie kaufen kann. So unterstützen wir unsere Lieferanten und sorgen dafür, dass Gäste zu Hause selbst ausprobieren können, was man aus richtig guten Produkten zubereiten kann. Nicht alltäglich auch das gesamte Konzept, in dem Bockwurst und Caviar Platz haben. Neben der Speisekarte gibt es Urkraft-Menü sowie eine Kneipenkarte mit hausgebackenem Brot und Wurschtplatte.

Die Weinkarte trumpft mit über 700 Positionen auf, was in diesen sparsamen Zeiten ungewöhnlich ist. Die Flaschenpreise liegen zwischen 22 Euro für einen Sauvignon Blanc von der Loire und 2.222 Euro für den 1967er Süßwein von Château Yquem. Allein die Champagnerauswahl ist bemerkenswert. Den Schwerpunkt bilden jedoch Maciongas selbst kreierte Cuvées, die in Zusammenarbeit mit bekannten Winzern aus aller Welt entstanden, beispielsweise mit dem meisterlichen Horst Sauer aus Franken oder dem großartigen Rainer Schnaitmann in Württemberg.

Macionga, Berlin, Xantener Straße 9, Do – Mo ab 18 Uhr.

www.restaurantmacionga.com

 

Photocredit: Macionga




Barchef-Wechsel in der Traube Tonbach: 38 Jahre gerührt & geschüttelt

Bernhard Stöhr geht,

Ian McBain kommt

 

 

Ein Barkeeper sollte auch Entertainer-Qualitäten haben und seine Gäste mit stimmungsvollen Getränken und ebensolchen Gesprächen unterhalten können. Bernhard Stört kannte das ganze Repertoire und setzte gegen manches Trübsal auch einen Witz aus seiner Humorschatzkiste ein. Jetzt verlässt er nach 38 Jahren die Bar der Traube Tonbach, die für ihn und viele Gäste ein Hort der guten Laune war. An seine Stelle rückt Ian McBain nach, der aus dem Roomers in Baden-Baden wechselt.

Bernhard Stöhr

Stöhr kam1984 aus dem Ferienhotel Sonnenalp in Sonthofen mit 27 Jahren zur Traube nach Tonbach. Die Bar des Traditionshotels wurde für 38 Jahre das zweite Zuhause des gebürtigen Österreichers. Mit Fachwissen, Fingerspitzengefühl und stets tadellosem Anzug überzeugte der heute 65jährige nicht nur, wenn es um die Drinks für seine Gäste ging. „Bernhard Stöhr wurde mit seiner ausgeglichenen, empathischen Art für unsere Familie und unser Team eine nicht wegzudenkende Vertrauensperson. Stets offen, seriös und kompetent begegnete er jedem im Hotel auf Augenhöhe“, würdigte ihn Hotelier Heiner Finkbeiner in seiner Abschiedsrede.

Seit 1977 war Stöhr Mitglied der Deutschen Barkeeper Union (DBU) und von 1996 bis 2012 selbst Präsident der Berufsvereinigung. „Zu seinem Cocktail-Repertoire gehören einige Eigenkreationen, mit denen er zahlreiche Auszeichnungen und Wettbewerbe gewann“, erinnert der Hotelchef. In seiner Karriere erhielt Stöhr neun Goldmedaillen auf der Stuttgarter Fachmesse Intergastra. Bei Cocktail- und Technikmeisterschaften war er nicht nur in Tokio, Singapur, Göteborg, Lissabon oder Rio im Einsatz, sondern auch als Jurymitglied weltweit gefragt.

Ian McBain

Die Frage, was eine gute Bar ausmache, beantwortete der erfahrene Altmeister einmal so: „Eine gute Bar hat eine Seele. Das ist eine ganz bestimmte Mischung aus Musik, Gesprächen, Menschen und ihren Lieblingsgetränken sowie einem Barmann, der sein Handwerk liebt.“

Diese Einschätzung teilt auch für Stöhrs Nachfolger als Barchef Ian McBain. Der gebürtige Frankfurter kam bereits Anfang 2021 aus dem Roomers in Baden-Baden nach Tonbach. An der Seite von Stöhr übernahm McBain nach und nach die Verantwortung für die Bar. Zum Einstand als Chef der Bar servierte er als Signature Cocktail einen alkoholfreien Drink aus alkoholfreiem Gin, selbst gemachtem Fenchelsirup, Mandel-Orgeat, frisch gepresstem Zitronensaft, Birnensaft und Ingwerlimonade.

Frederic Boländer