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Kling Kasse, klingelingeling

Die Ups & Downs am Frankfurter Weihnachtsmarkt

 

Überall gibt´s Winzerglühwein. Was auch sonst, den hat ja kein Klempner gemacht. Das hoch gegriffene Wort soll etwas Besonderes und Individuelles signalisieren, dabei kommt die Brühe in großen Kanistern zu den Buden. 4 € kostet der Ballermann in Tassen. Einen wirklich guten Glühwein auf der Basis von französischem Landwein gab es sogar mal, bei Dieter und Andreas in der Garage vom Alten Limpurg am Frankfurter Römerberg. Dort wurde er noch täglich frisch mit den klassischen Zutaten im großen Kessel angerührt. Ganz wunderbar, aber leider Geschichte.Trinken kann man ihn auch in ordentlicher Qualität und ohne viel Geschubse an der Bude von Badia an der Schirn-Kunsthalle. Leider hat man den Grundwein gewechselt, in beiden Fällen handelt es sich aber um einen von richtigen und bekannten Weingütern. Gut ist, dass Badia den Winzer-Namen nennt und nichts Anonymes ausschenkt, wie die anderen.

Ein Weihnachtsmarkt ist keine kulinarische Veranstaltung. Die Produkte sind nicht besser, sondern nur teurer geworden. Das Beste, was man in diesem Jahr zu essen bekommen kann, sind die Kartoffelpuffer vom „Kartoffel-Kaiser“ nahe des Historischen Museums am Fahrtor kurz vor dem Main. 6 € drei Stück, aber die Puffer sind klasse, außen kross und innen saftig. Alles sieht hier einfach lecker aus, die Angestellten sind stets proper gekleidet und arbeiten ungemein routiniert, ohne das Lächeln zu vergessen. Übrigens: Friedrich der Große, auch preußischer Kartoffelkönig genannt, erließ 1756 den „Kartoffelbefehl“, wonach den Bauern klar gemacht werden sollte, überall wo möglich Kartoffeln anzupflanzen. Am Grabstein des Preußenkönigs in Potsdam vor Schloss Sanssouci werden immer noch Kartoffeln abgelegt.

Für den schönsten Duft am Frankfurter Weihnachtsmarkt sorgt wie immer die Mandelbar von Eiserloh vor dem Café im Kunstverein. Jetzt gibt es sogar Apfelwein-Mandeln und Mandeln, die der Frankfurter Eintracht gewidmet sind. Die klassischen gebrannten Mandeln oder die mit Vanille sind für uns immer noch die Bewährtesten. Es ist alles teurer geworden, Schaumküsse kosten inzwischen 90 Cent und 1 Euro, dafür steht auch auf dem Schild ganz edel gedacht  „Confiserie“ um den Preis zu rechtfertigen.

Neu auf dem Weihnachtsmarkt ist die „Hunde-Hütte“ direkt am Rathaus Römer. Dort gibt es „frisch gebackene“ Hundekuchen, die appetitlicher aussehen als manch anderes. Ob sie auch so schmecken können wir nicht bestätigen, zumal uns auch ein entsprechender Hund zum Testen fehlt.




Hôtel de Paris Monte-Carlo: Weihnachten im Weinkeller

Luxus der Extraklasse oder wer soll das bezahlen?

 

Wer es an Weihnachten und Silvester mal so richtig krachen lassen will, für den haben wir den ultimativen Tipp: Den Weinkeller des berühmten Hôtel de Paris in Monte-Carlo. Den kann man aber nicht einfach so betreten oder buchen, er ist nur den Gästen der Diamond Suites des Hauses vorbehalten. Ein äußerst kostspieliges Entree, um an den Kellerschlüssel zu kommen.

In diesen Weinkeller gehen die Gäste ganz bestimmt zum Lachen – wer sich den Eintritt leisten kann, muss ziemlich gut gelaunt sein. Der Weinkeller selbst macht auch Freude: Mit seiner Gesamtfläche von 1.500 m² und seinen auf mehr als 1,5 km Regalfläche gelagerten 350 000 Flaschen und 3.700 Weinsorten ist der Weinkeller des Hôtel de Paris einzigartig. Dieser Weinkeller lässt sich kaum überbieten, er beherbergt die besten und teuersten Weine an Bordeaux, Burgunder oder Champagner. Mit einem Musigny Grand Cru der Domaine Jacques-Frederic Mugnier aus dem Jahrgang 2012 oder dem Corton-Charlemagne Grand Cru 2010 von Coche-Dury kann man schon einen schönen Abend verbringen. Man sollte nur wissen, dass bereits diese beiden Weine im Handel allein über 11.000 Euro kosten und bei einem Hotel-Dinner nicht so „preiswert“ zu haben sein werden.

Der Weinkeller des Hôtel de Paris verfügt über einen eigenen Empfangssaal, in dem Abendessen für bis zu 40 Personen veranstaltet werden können. 1976 haben Prinz Rainier und Prinzessin Grace hier ihren 20. Hochzeitstag gefeiert. Dieser besondere Ort kann gebucht werden, für einen Stehempfang, ein Abendessen, aber auch nur eine einfache Besichtigung. Dies gilt jedoch nur für Gäste der Diamond Suites. Diese hochkarätigen Suiten kosten zwischen 9000 und 15.000 € die Nacht, die Princess Grace Suite mit eigenem Pool ist nicht ganz so preiswert zu haben.




Die legendäre Jimmy´s Bar im Hessischen Hof wird wiederbelebt

Gekko Group

übernimmt vorerst

 

Die Frankfurter Gekko Group wird als neuer Betreiber Jimmy’s Bar im Hotel Hessischer Hof wiedereröffnen. Ende 2020 schlossen das Grandhotel und die legendäre Jimmy’s Bar. Dieser Tage wurde das Hotel von der Hessischen Hausstiftung an Peakside Capital verkauf. Der Immobilien-Investor plant das Traditionshaus nach einer Renovierung als 5-Sterne-Hotel mit einem neuem Betreiber wiederzueröffnen. Auch Jimmy’s Bar ist Teil der Neuaufstellung.  Bis es soweit ist, wird Jimmy’s Bar vorübergehend von der Gekko Group betrieben.
Die Bar hat Kultstatus, Boris Becker, Udo Lindenberg, die Rolling Stones und viele andere Prominente haben sich dort vergnügt. Die Bar war aber nicht allein als Pick-up Place und Raucher-Refugium beliebt, sondern vor allem wegen seines diskreten Old School Barkeepers Andrès Amador, der dort 40 Jahre das Regiment der teilweisen schwer erziehbaren Gäste führte. Er war für seine Individualität und Umsicht bekannt, aber auch für spannende Sondereinlagen: Wir werden nie vergessen, wie er zum Wein köstliche und zarte Schweineschnauzen aus seiner spanischen Heimat servierte. Man kann eine Bar neu eröffnen, aber einen solchen Charakter wird man nur schwer finden können. Jimmy´s Bar soll ab sofort dienstags bis samstags von 18 bis 2 Uhr geöffnet sein.

 

A N Z E I G E




Weihnachten unterm Apfelbaum

Wir wünschen unserer kulinarischen Community
gesunde & genussvolle Weihnachten
sowie ein funkelndes Jahr 2023!

Bei uns in Frankfurt haben

die Heiligen Drei Könige als Gaben 

etwas besonders Landestypisches: 

Einen Bembel mit Apfelwein 

(fotografiert auf dem Weihnachtsmarkt am Paradieshof in Alt-Sachsenhause).

Ludwig & Barbara Fienhold
und die BISS Redaktion

 




Bordeaux 2019 Arrivage: Geschmacklich und preislich explosiv

Bordeaux-Probe: Tipps

Überraschungen

und Preiswertes

 

Die einen springen einem erschrocken von der Zunge, weil sie noch nicht getrunken werden möchten, andere lassen sich sofort ins Herz schließen. Der neue Bordeaux-Jahrgang 2019 wird als einer der allerbesten überhaupt gefeiert, was sich oft auch in exorbitanten Preisen ausdrückt. Die Degustation vom Weinhandelsunternehmen Grand Cru Select im Frankfurter Hotel Flemings war jetzt keine Probe aufs Exempel, zeigte aber sehr gut die Bandbreite der Weine, bei Qualität und Preis. Die Range reichte von 17 bis 1.000 Euro (Endverbraucherpreis), die Konditionen für Gastronomie und Handel, denen diese exklusive Verkostung vorbehalten war, haben natürlich bessere Konditionen, bekommen aber auch nichts geschenkt.

Der Lafite-Rothschild muss nicht erst in die Jahre kommen, um zu beweisen, wie groß er werden kann, er ist schon jetzt erstaunlich zugänglich und trinkbar. Der Lafite ist immer würdevoll, aber nicht immer so charmant wie der vom Jahrgang 2019. Er strahlt viel Wärme und Harmonie aus. Sein zartes Aroma aus Cassis, Schwarzkirsche und süßem Tabak, die delikate Würze und das ätherische seines Wesens machen ihn ziemlich unwiderstehlich. Er wurde aus über 90% Cabernet Sauvignon, etwas Merlot und ein klein wenig Petit Verdot erzeugt. Der Lafite-Rothschild ist einer der Allerfeinsten unter den Spitzen-Bordeaux. Er kostet rund 1.000 € (und mehr). Mit der Flasche ploppt auch immer wieder die Frage auf: Kann man so viel Geld schmecken, ist er das wert? Es ist ganz einfach: Für den, dem es das wert ist, ist es das wert.

Thomas Hänle von Grand Cru Select

Besonders Schlaue versuchen ja gerne mit einem preiswerteren Zweitwein sich und andere zu beeindrucken, aber es gibt eben keinen Rolls-Royce zum Porsche-Preis, so gut auch beide sein mögen. Der Carruades de Lafite ist für etwas weniger als die Hälfte seines großen Bruders zu haben, aber so verwandt sie sind, so unterschiedlich fallen sie doch aus. Der Zweitwein ist gut, kann aber nicht mit einer solchen erhabenen Finesse aufwarten wie der Lafite. Außerdem braucht der Carruades de Lafite noch vier bis fünf Jahre Zeit, bis er sich voll entfaltet hat. Relativ günstig liegt man mit Anseillan, der zu den Domaines Barons de Rothschild (Lafite) gehört und mit rund 50 € moderat ausfällt. Dieser  Sympathieträger ermöglicht schon jetzt einen guten Einstieg in die Welt der Bordeaux und des Jahrgangs 2019.

Esther Martin Cap, Nathalie Anselmo. Mario Hönighausen

Die Preise explodieren mitunter, die Märkte in China, Russland oder Japan scheinen schmerzfrei. Es gibt aber sogar interessante Bordeaux, die einen Preisabschlag von 30% gewährten wie der Pontet-Canet. Man muss schon sehr viel probiert und auch investiert haben, bis man einen guten Bordeaux zum netten Preis erleben kann. Château Puygueraud 2019 (viel Merlot, etwas Cabernet Franc) bringt das Kunststück fertig und ist schon für 17 € zu bekommen. Dicht, schwarz, fast schon opulent und doch sehr geschmeidig. Kein Tannin-Raubein und schon jetzt zugänglich. Duft- und Geschmacksnoten von Cassis, Eukalyptus und Süßholz machen ihn liebens- und lobenswert.

Die wahrscheinlich größte Überraschung bei der Verkostung boten die weißen Bordeaux, denen wir in unserer nächsten BISS-Ausgabe einen eigenen Artikel widmen.

Ludwig Fienhold

 

Mit einem Klick zu

Grand Cru Select, Wein-Wolf




Heston Blumenthal kocht mit 4000 Mondquallen

Das neue Royal Atlantis in Dubai will das

luxuriöseste Entertainment Resort der Welt werden

 

Dubai kommt nicht ohne Übertreibungen aus. Für das Anfang 2023 eröffnende Royal Atlantis werden viele prominente Köche aufgerufen. Es gibt 44 Suiten mit eigenem Infinity-Pool, einen Skypool im 22. Stock mit spektakulärem Blick auf die Palmeninsel, das größte Jellyfish-Aquarium der Welt sowie eine Show mit feuerspeienden Wasserfontänen

Das Resort mit 795 Zimmern zieht sich über 43 Stockwerke in die Höhe, mit Blick auf das Arabische Meer und über Palm Island. In 44 der Suiten und Signature Penthouses des Resorts schwimmen die Gäste in privaten Infinity-Pools. Wer in einer Suite oder einem Signature Penthouse wohnt, kommt in den Genuss eines Butlers, der die Koffer auspackt oder die Kleidung bügelt. Alle Zimmer sind vernetzt, womit Gäste Temperatur, Beleuchtung, Fernseher und anderes mehr über das Mobiltelefon steuern können.

Das Hotel feiert sich und seine Auswahl der Köche mit denen geworben wird in höchsten Tönen, die freilich nicht selbst am Herd stehen werden. Es handelt sich dabei auch eher um Celebrity-Köche, die sich vor allem medial einen Namen gemacht haben: Gaston Acurio (Peru) Ariana Bundy (iranisch-amerikanische Köchin), Costas Spiliadis (weltweit agierender griechischer Fischkoch) und José Andrés (spanischer Chef einer Food Gruppe). Das allseits bekannte Nobu präsentiert seinen ersten Pool- und Beach-Club, der britische Experimentierkoch Heston Blumenthal eröffnet sein Restaurant Dinner sowie seine erste Bar Resonance.

Im 22. Stock befindet sich Ling Ling, ein modernes panasiatisches Tag-Nacht-Restaurant der Tao Group. Mit einem 360-Grad-Blick auf den Arabischen Golf und die Skyline von Dubai erwartet die Gäste ein Speise- und Partyerlebnis bis spät in die Nacht.

Die sechs Türme, aus denen Atlantis The Royal besteht, werden durch einen 90 Meter langen Skypool in der 22. Etage verbunden, der Teil des Outdoor-Entertainments Cloud 22 ist. VIP-Kabinen mit privaten Tauchbecken, eine Swim-up-Bar und ein glitzernder DJ-Pult in Form eines Kopfes gehören dazu.

Optisches Highlight in der ersten Cocktailbar des britischen Chefs Heston Blumenthal soll ein sechseinhalb Meter hohes Jellyfish-Aquarium mit 4.000 Mondquallen werden. Unter dem Namen Resonance by Heston Blumenthal bietet das Restaurant neben der Küche auch Cocktails sowie Theatershows. Die zahlreichen Springbrunnen und Wasserinstallationen im Resort sind Teil des Entertainment Programms. Zu ihnen gehört der feuerspeiende Springbrunnen Skyblaze, der erste und einzige permanente Feuer- und Wasserspielbrunnen im Nahen Osten.

Zu seiner Eröffnung will das Atlantis The Royal im Januar 2023 eine spektakuläre Feier mit einem hochkarätigen Staraufgebot veranstalten. Der Event soll der Eröffnung von Atlantis The Palm 2008 nicht nachstehen, bei der Robert DeNiro, Gerard Butler oder Kylie Minogue zu den Gästen zählten und ein Feuerwerk entzündet wurde, das vom Weltraum aus zu sehen war.

 

Photocredit: Atlantis Dubai




De Watère: Ein neuer Stern am Champagner-Himmel

Liebe auf den ersten Schluck

 

Von Ludwig Fienhold

 

Der Name mag sperrig sein, aber man wird ihn nicht mehr vergessen. Alles an De Watère ist ungewöhnlich: Er ist unglaublich gut, er wurde von einem Deutschen ins Leben gerufen, er ist noch jung und wirkt doch als habe er schon immer als leuchtender Stern am Champagner-Himmel gestanden.

Nicht allzu oft haben wir einen Champagner erlebt, der  gleich beim ersten Schluck so begeistert. Feinschliff, geschmackliche Präzision, bis in jede Perle ausbalanciert. Kein Wichtigtuer, nur weil er auf den Namen Champagner hört, sondern ein  Grandseigneur von würdevoller Eleganz.

Das Champagnerhaus De Watère in Avenay-Val-d’Or ist mit elf Jahren noch jung, die Rebstöcke mit über 50 Jahren aber ausreichend alt. Die Basis für diesen handwerklichen Spitzenchampagner: Reifezeit von bis zu acht Jahren. Nur Trauben aus eigenem Anbau, Premier-Cru Lagen im Vallée de la Marne in der Champagne. Manuelle Lese. Es sind keine Maschinen oder Traktoren im Einsatz, die Weinberge werden mit Hilfe von Pferden bewirtschaftet. Damit will man die Böden, das Terroir, schonen und giftige Emissionen vermeiden. Auf Pestizide und Herbizide wird verzichtet, um eine größtmögliche Reinheit der Trauben zu erreichen. Ausschließlich Verwendung der ersten Pressung, also mit hochwertigem Most, der Grundlage für Finesse ist. Niedrige Dosage (7 Gramm).

 

 

Champagner De Watère Ten 21

50% Pinot Noir, 50% Chardonnay

Ein sehr schöner Duft von Bäckerei und Brioche, ein Hauch Hefe. Florale Frische, Orangenzeste, Zitrus, Wiesenblumen, Crème brûlée. Zum Reinbeißen. Ausgesprochen harmonisch, sehr rund und weich, Säure ist nicht spürbar. Ein vitaler, reintöniger Champagner mit Charakter und Finesse.

 

 

 

Der Watere Champagner brut

Champagner De Watère, Prestige Brut Blanc

80 % Pinot Noir, 20 Chardonnay

Grandioser Auftritt, der Champagner ist sofort präsent, feinste Perlage, dicht und lange anhaltend. Ungemein feinduftig, Harmonie in Reinkultur in sich ruhend, balanciert wie ein Seiltänzer. Zartcremig und geschmeidig, dabei so animierend, dass man ihn in großen Schlucken trinkt. Dieser Champagner hat alles, was einen solchen auszeichnet, nur noch eine Prise subtiler. Nichts tönt laut, die Aromen fließen gebirgsquellfrisch ineinander. Ein wenig Apfelfrucht, etwas Gebäck, ein Hauch von Apfelbeignets, ein Anflug von Mandelcreme. Mehr Chopin als Beethoven.

Diesen großen Stoff gibt es bislang in drei Qualitäten: Ten 21, Prestige Brut Blanc, Rosé de Saignée (59 – 145 €). En passant, die Folienhaube (coiffe) lässt sich sehr leicht mit einem Handgriff entfernen – wie oft muss man ewig herumfingern, bis man diese vom Korken entfernt hat, insbesondere beim Dom Perignon.

Im Grunde ist De Watère ein Champagner alter Schule. Bei der Qualität besinnt man sich auf Tradition und will „die alte Seele der Champagne einfangen“, aber durch das Design versucht man teilweise auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Gerade beim intensiv blauen Ten 21. Doch der Greifvogel „Theodore“ auf dem Etiket ist das Wappen mit dem sich der deutsche Besitzer Martin A. Konorza auf seine französischen Ahnen namens De Watère beruft. Ten steht für das Gründungsjahr, 21 für den Jahrgang. Bislang sind drei verschiedene Champagner auf dem Markt, weitere sollen folgen.

www.de.de-watere.com

 

Photocredit: De Watère, Barbara Fienhold




Erinnerungen an den Star & Sterne-Koch Heinz Winkler

Sein Credo: Essen soll beflügeln und nicht belasten

 

Heinz Winkler, einer der bekanntesten deutschen Köche und Gastronomen, ist tot. Er verstarb mit 73 Jahren und hinterlässt mit der Residenz in Aschau ein Lebenswerk, das jetzt neu geordnet werden muss. Viele Prominente aus Wirtschaft, Politik und Showgeschäft kamen grade wegen ihm, um zu plaudern oder ein gemeinsames Glas Champagner zu trinken. Dass es einen Hubschrauberlandeplatz gab, kam ihnen sehr entgegen.

Die Residenz in Aschau ist ein guter Platz für ein Candle Light Dinner. Bei Licht betrachtet fehlt dem Haus noch immer ein würdiger Nachfolger in der Küche, es gab stets nur Interims-Kronprinzen. Evi Winkler, die erste Frau von Heinz Winkler, begrüßt in aller Freundlichkeit die Gäste, Sohn Alexander führt als Restaurantleiter und Sommelier durch den Abend. Nicht wenige Gäste kannten Heinz Winkler noch aus dem Tantris in München, wo er 1981 mit gerade einmal 31 Jahren mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Ein solch früher kulinarischer Ruhm macht stolz, aber auch empfindlich bei Kritik.

Alfred Friedrich, der 2005 bis 2007 Küchenchef in der Residenz war, erinnert sich gerne an die Zeit. Heinz Winkler sah in der Küche gerne nach dem rechten und stand bevorzugt am Pass – er war das Gesicht der Residenz. Als er noch selbst aktiv am Herd stand und seine Cuisine Vital entwarf, begeisterte er durch leichthändige Finesse. „Essen soll beflügeln und nicht belasten“, war sein Credo. Alfred Friedrich konnte das auch selbst als Gast erleben. „Die Gerichte waren geschmacklich top, dabei aber leicht und beschwingt.“ In der Residenz konnte man noch acht Gänge essen, ohne dass der Bauch spannte. Damals hatte Heinz Winklers Residenz drei Michelin-Sterne, heute sind es zwei. Noch immer eine große Auszeichnung, doch bei dieser Höhe schon ein tiefer Fall.

Heinz Winkler haderte mit der Kritik. Bei einer unserer Begegnungen im Kronenschlösschen schoss es aus ihm heraus: „Vielen fehlt der Respekt vor meiner Lebensleistung.“ Der Pianist in der Residenz in Aschau spielt gerne „Time to Say Goodbye“. Goodbye Heinz Winkler.

Ludwig Fienhold




Trauerspiel um Alfons Schuhbeck

Das scharfe Ingwer-Urteil

 

Die stramme Richterin ließ Alfons Schuhbeck wie einen Schmalhans aussehen, das Urteil ist gesprochen. Eine große Karriere endet im Knast: Alfons Schuhbeck wurde vom Landgericht München I im sogenannten Ingwer-Prozess wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 2,3 Millionen Euro zu 3 Jahren und 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Keine Bewährung, null Verständnis. Totschlag wird mit fünf Jahren geahndet, bei schwerer Körperverletzung kann man schon mit einem Jahr davonkommen, Vergewaltiger werden mit mindestens einem Jahr bestraft. Alles widerliche Straftaten, Alfons Schuhbeck hat nie einer Fliege etwas zuleide getan. Aber wer das Finanzamt hintergeht, kann keine Gnade erwarten. Deutsche Realität. Der Staat will nicht, dass ihm ein Bürger Geld vorenthält, das er selbst gerade milliardenfach verschleudert.

Wir leben in einer Neidgesellschaft und der Neid nagt bei vielen am Selbstbewusstsein. Die Erfolgreichen sind gerne das Ziel von eigenen Minderwertigkeitsgefühlen. Man gönnt sich nichts, aber denen noch viel weniger. Abgesehen davon, dass Alfons Schuhbeck durch seine Insolvenz und den Verlust seiner Existenzgrundlage schon hinreichend bestraft ist, so gäbe es noch andere Möglichkeiten seine Fahrlässigkeit zu ahnden. Statt ihn mehr als drei Jahre ins Gefängnis zu schicken, wo er für die Gesellschaft völlig wertlos ist, hätte man ihn beispielsweise dazu verurteilen können für die „Tafeln“ zu arbeiten und zu kochen, um arme Menschen zu versorgen. Der Philosoph und Kulturkolumnist Alexander Grau hat übrigens jetzt im Magazin für politische Kultur „Cicero“ einen klugen Artikel zum Schuhbeck-Urteil geschrieben – unter der Überschrift „Steuerhinterzieher sind keine Vergewaltiger“.

Auch schlimm: Die Münchner Schickeria will plötzlich nichts mehr mit Alfons Schuhbeck zu tun haben. Jene, die ihm jahrelang kostenfrei den Kaviar aus den Händen gefressen haben. Wo sind jetzt all seine Freunde, wo die Statements, die ihn stützen? Die Fälle liegen zwar anders und doch wird man gerade in diesen Tagen an den rüden Umgang mit Eckart Witzigmann und Johann Lafer erinnert, die ebenfalls mit der Justiz unfreundlich Bekanntschaft machten.

„Schuhbecks Teatro“ heißt jetzt übrigens nur noch Teatro. Es gibt weiterhin das von Schuhbeck konzipierte Menü. Man bleibe trotz der Trennung weiterhin „freundschaftlich“ verbunden heißt es. Welch ein Theater.

Alfons Schuhbeck ist jetzt 73, über drei Jahre Gefängnis kann er gesundheitlich kaum überstehen. Er ist ja jetzt schon ein Häuflein Elend und sieht erschreckend mitgenommen aus.

Wir haben Alfons Schuhbeck vom Kurhausstüberl in Waging am See bis hin nach München erlebt und als famosen Koch und aufrechten Charakter kennengelernt. Sein Stil: Schmankerl de luxe. Und noch mehr bayrisch nouvelle. Im Grunde sorgte er schon damals für eine Renaissance der Regionalküche.

Die Süddeutsche Zeitung erkannte ihn schon frühzeitig als Gesamtkunstwerk. Er machte Dampf in allen Gassen. Anfang der achtziger Jahre krönte Schuhbeck der Michelin mit einem Stern, was damals noch viel zählte. Der Gault & Millau ernannte ihn zum „Koch des Jahres“, was seinerzeit ebenfalls noch Wert hatte.

In seiner Jugend hieß Schuhbeck noch Alfons Karg, sein Adoptivvater hieß Schuhbeck. Der gelernte Fernmeldetechniker fängt als Kellner an. Seine Ausbildung findet dann aber bei den ersten Adressen statt – Käfers, Dallmayer, Walterspiel und schließlich in der legendären Aubergine von Eckart Witzigmann.

Dass Schuhbeck mehr wollte, als ihm guttat und einen übermäßigen Ehrgeiz entwickelte, mag in seiner persönlichen Geschichte begründet liegen, in seiner Kindheit und Jugend war er nicht auf Rosen gebettet. So oder so, Schuhbeck verlor den Überblick. Zu viele Gastspiele in der Society, zu viele Restaurants, Eisgeschäfte, Gewürzläden. Er liebte Gewürze, vor allem Ingwer.

Manfred Kohnke, der langjährige Chefredakteur und Herausgeber des Gault & Millau Deutschland meinte einst: „Dass sich der Workaholic Alfons Schuhbeck, der keine Freizeit und keine Ferien kennt, der nicht stillsitzen und innehalten kann, der immer ein Handy braucht und ständig Gas geben muss, nicht totgearbeitet hat, liegt an Dreierlei: Er ist bodenständig gescheit, denkt vorausschauend und bleibt unerschütterlicher Optimist. Diese Anschauung hat sich leider überholt.

Ludwig Fienhold




Bordeaux: Überraschungen zu freundlichen Preisen

Es müssen nicht immer

die ganz großen Weine sein

 

Wenn von Bordeaux die Rede ist, dann oft nur von großen Namen. Dabei gibt es eine breite Basis, die zwischen flau und hochsolide schwankt. Man muss schon viel probieren, um an eine gute Flasche zu geraten. Bei einer größeren Bordeauxprobe in der Frankfurter WineBank näherte sich ein kleiner Kreis von Experten schluckweise dem Thema, teilweise mit überraschenden Ergebnissen.

Der Grand Bateau, Jahrgang 2016, wirkt noch erstaunlich frisch und jung, zeigt sich muskulös, mit viel roter Frucht, feiner Würze und Trüffelduft. Er basiert zu 80% auf Merlot und zu 20% auf Cabernet Sauvignon. Dieser Wein entsand in Zusammenarbeit mit Château Beychevelle, das Boot auf dem Etikett erinnert an das mythische Langschiff von Beychevelle. Ein bemerkenswerter Wein zum erstaunlichen Preis von 8,99 €. Mit viel Frucht und ein wenig Süßholz schmeichelt der satte und saftige Château Lanessan, Jahrgang 2011, der mit 24,90 € ebenfalls preiswert erscheinen muss. Der Moulin D´Issan 2018 war schon ziemlich gut, der darauffolgende Jahrgang noch besser. Delikat, frisch, viel Finesse. Lakritz, satte Zwetschge, Brombeere.Top. Eine Cuvée aus Merlot und Cabernet Sauvignon. Der Moulin wächst auf dem gleichen Boden wie der bekanntere Margaux von Château D´Issan. Sehr viel Wein für 20 €.

Aus dem exzellenten Jahr 2016 kam Les Allées de Cantemerle, der fabelhafte Zweitwein von Château Cantemerle. Benannt nach der imposanten Allee, die durch den Schlosspark führt. Der Zweitwein wird wie der Châteauwein gemacht, es werden indes nur die jungen Reben verwendet. Cassis, saftige Schwarzkirsche, ein Hauch von Kaffee, viel Gewürze. (Cabernet Sauvignon, Merlot). Der Nachfolgejahrgang 2017 war ebenfalls sehr gut. Für 22  bis 25 € eine weitere Empfehlung.

Fiona D´Inca und Harry Hochheimer

Les Brulière de Beychevelle wird biologisch betrieben und gehört zum bekannten eindrucksvollen Château de Beychevelle. Der Jahrgang 2016 ist sehr präsent, geschmeidig und komplex. Sein Aromenspektrum  aus reifen roten Beeren, Karamell und zart hervorscheinendem Eukalyptus macht ihn spannend. Als Grand Cru und wegen des Preises vielleicht etwas aus der Reihe schwebend, aber so interessant, dass man sich mit ihm beschäftigen sollte: Château le Prieuré 2019 von Joseph Janoueix. Dieser hundertprozentige Merlot aus dem Pomerol ist anders. Gemacht von einem Individualisten für Individualisten. Wild, ungestüm, faunisch. Und doch so elastisch dabei, dass nichts stört und alles rund erscheint. Archaisch. Der Preis von 56 € ist zeitgemäß.

Fiona, Klaus Kneib

 

Die genannten Weine findet man beim Frischeparadies in Frankfurt-Griesheim. Selektiert und präsentiert wurden sie von Klaus Kneib (Weinwerk/Frischeparadies) und Fiona D´Inca (Barriere Freres). Beim Verkostungspannel dabei außerdem Christine Scharrer (Weinwerk), Harry H. Hochheimer und Serkan Müller.

Ludwig Fienhold

 

Photocredit: Barbara Fienhold, Christine Scharrer