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Sekt: Feuerwerk der Perlen

Top Lagen-Riesling von Barth

Der Schützenhaus Sekt

ist ein Volltreffer

 

Deutscher Sekt war Jahrzehnte lang meist ein blubbernder Ballermann mit Lizenz zum Sodbrennen. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Noch nie zuvor gab es so viele gute schäumende Weine wie jetzt bei uns. Das Wein- und Sektgut Barth in Hattenheim im Rheingau gehört zu den Pionieren des deutschen Sektwunders. Seit über 30 Jahren wird dort Sekt erzeugt.

Christine & Mark Barth

Vor über fünf Jahren übernahm Mark Barth das Weingut von seinen Schwiegereltern, wobei seine Leidenschaft dem Sekt gilt. Für ihn „die feinste Form der Erfrischung.“ Engagiert in Angriff genommen wurde der Gedanke des Lagensekts. Die Trauben dafür stammen eben nicht irgendwoher, sondern aus den Spitzenlagen des Weinguts, dem Hattenheimer Hassel und dem Hattenheimer Schützenhaus. Rebsorte und Herkunft könne man so noch besser darstellen, meint Barth. „Sekt muss Charakter zeigen, was man gerade mit Riesling besonders gut herausarbeiten kann.“ Seit 2007 gibt es jedes Jahr diese besonderen handwerklichen Sekte, „die auch tolle Essensbegleiter sind, gerade zu asiatischen Gerichten.“ Beim High End Erzeugnis „Lagensekt“ spielt man mit 39 € und 69 € preislich in der Champagnerliga. „Ein Spitzensekt entsteht nur aus einem Spitzenwein“, weiß Barth. Seine Erzeugnisse schmecken entsprechend weinig und schlagen nicht bloß Blasen. Mark Barth selbstbewusst: „Früher wurde bei besonderen Anlässen Champagner getrunken, heute kann es auch ein hervorragender Sekt sein.“ Bei vielen guten Adressen in der Gastronomie weiß man das, im Kronenschlösschen und dem Krug in Hattenheim im Rheingau oder der Ente in Wiesbaden sind Barth-Sekte gelistet.

Schützenhaus Riesling Brut Nature 2016

Der Riesling Schützenhaus ist ein Volltreffer. Jede feine Perle scheint in eine Cremekapsel gehüllt, doch hinter dieser zarten Seite steckt auch ein straffer frischer Rieslingcharakter. Kein blumiger Kitsch, keine penetrante Frucht, mit nur 2,50 g/l Restsüße ausgesprochen trocken. Auch der Duft von frischem Brot rückt diesen Sekt mehr auf die Champagnerebene, wenngleich der Rheingau als Herkunft stets spürbar bleibt. Animierend ist auch diese leichte quicke Salzigkeit im Nachhall, die Lust aufs nächste Glas macht. Der Schützenhaus-Riesling „Erste Lage“ gehört zu den wenigen Lagensekten, die es in Deutschland gibt. Die Grundweine stammt aus den Plateau-Parzellen dieser Lage und werden im großen Holzfass ausgebaut. Der in traditioneller Flaschengärung erzeugte Sekt liegt 60 Monate auf der Hefe bis er handgerüttelt und degorgiert wird. Preis: 39 €.

 

 

Ultra  Brut Pinot Brut Nature 2015

Mit 72 Monaten liegt dieser Sekt grundsätzlich ungewöhnlich lange auf der Hefe, aber auch so lange wie kein anderer Sekt von Barth. Der Grundwein ist ein Blanc de Noir aus Spätburgunder, Jahrgang 2015. Aromen: Apfel, schwarze Johannisbeere, ein Hauch Holunder. Ein Kraftpaket mit Frische. Cremig, dezente Würze, feine und langanhaltende Perlage. Preis: 35 €.

 

 

 

Pinot Noir Brut Rotsekt

Dieser Pinot ist ein Freigeist, ein freier Flaschengeist, der sich recht ungezügelt in alle Richtungen entwickelt, dabei aber die Balance hält und Haltung bewahrt. Wir haben es nicht mit einem Rosé zu tun, sondern mit einem Rotsekt, den man nicht oft in Deutschland erlebt. Man hat viel Wein im Glas, erlebt deutlich den würzig-delikaten Spätburgunder. Barth lässt ihn drei vier Tage auf der Maische gären, wodurch er viel Farbe und Beerenaroma extrahiert. Die Kirsche spielt sich aromatisch in den Vordergrund und wird durch zarten Veilchenduft etwas runder gemacht. Dennoch ist der Pinot Noir Brut ein auch ein herber Charakter mit leichter Bitterkräuternote. Kein Schmeichler, etwas grobe Perlen und ein ganz kurzer Abgang ohne Nachhall. Alles in allem sehr fleischig, was ihn für Fleischgerichte tauglich macht. Auch dieser Sekt braucht Luft, besser mindestens 15 Minuten vor dem Genuss öffnen. Preis: 27 €.

Ludwig Fienhold

Wein & Sekthaus Barth, Hattenheim im Rheingau, Bergweg 20, Tel. 06723 4375. www.weingut-barth.de

Photocredit: Weingut Barth




Champagner-Kapseln als Sammelobjekt

Placomusophilie ist keine

neue Krankheit,

sondern Trophäenjagd

 

Man sieht sie bei Champagnerproben herumschleichen und zunächst nur zögerlich nippen, denn sie haben noch etwas anderes im Blick, das sie neben Geschmackseindrücken mitnehmen möchten: Die „Plaque de Muselet“, jene Kapseln, die auf dem Korken wie Krönchen sitzen. Oft sind sie kleine Kunstwerke und deshalb auch längst zu begehrten Sammelobjekten geworden. Die Placomusophilie ist keine neue Krankheit, sondern der Begriff für genau diese besondere Sammelleidenschaft.

Meist werden sie nur „capsule“ oder „muselets“ genannt  und gehören in Frankreich zu begehrten Trophäen – bei einigen nur mit selbstgetrunkenen Flaschen, bei den meisten jedoch mit allem, was sie bekommen können. Die bunten Metallplättchen haben vor allem in Frankreich, aber auch Italien und Spanien einen Hype ausgelöst, der nun mehr und mehr in Deutschland zu erleben ist. Manche Champagnerkellereien informieren auf ihren Webseiten eigens die Sammler mit Daten, etwa Brunot in Dizy unweit von Epernay. Man weiß, dass die Champagnerhütchen letztlich auch Werbung sind, je ansehnlicher sie ausfallen, desto mehr machen sie die Runde.

Die Metallkapseln zwischen Agraffe und Korken dienen aber nicht nur als Zierde oder Marketingutensil, sie sind auch nützlich. Als Urheber gilt Adolphe Jacquesson, der 1844 Muselet und Agraffe/Drahtkorb verwendete, um die Champagnerflasche richtig dicht zu verschließen. Verzierte Metallkapseln setzte allerdings erst das Champagnerhaus Pol Roger 1906 ein und zeigte damit, wie man ein Luxusprodukt auch stilvoller und individueller gestalten konnte. Mit etwas Glück lässt sich die Placomusophilie auch in bare Münze umsetzen, ein Korkendeckelchen von Pol Roger aus dem Jahrgang 1923 wurde bereits vor vielen Jahren auf einen Wert von über 3.000 € geschätzt.

Manche sammeln diese Objekte nur, andere setzen sie hübsch eingerahmt in Szene oder legen damit ganze Tische aus. Dux-Design (0175 24 37 394) macht daraus sogar individuelle Handtaschenhalter, jene Haken, mit denen man Handtaschen, Einkaufstüten und anderes mehr an den Tisch hängen kann, damit sie nicht am Boden herumliegen müssen. Das sieht nicht nur hübscher aus, sondern schützt auch besser vor Diebstahl.

Ludwig Fienhold

Champagner-Handtaschenhalter

TH-Kollektion ChampagnerDer beste Freund der Frau mag Champagner sein, doch der schönste und nützlichste ist ein Handtaschenhalter im Champagner-Look von Dux Design. Dort gibt es verschiedene Einzelstücke, bei denen die unterschiedlichsten Champagner-Kapseln zu besonders individuellen Schmuckstücken verarbeitet werden (35-40 €).

Dux Design Tel. 0175 24 37 394.

 




Champagner: Entdeckungen & Newcomer

Die Edelperlen des Jahres

 

Als Perlentaucher konnten wir in diesem Jahr viel Neues, Spannendes und Aufregendes entdecken. Wir haben davon eine kleine feine Auswahl mit unseren ganz persönlichen Favoriten getroffen. Es sind nicht die allseits bekannten Namen, sondern unbekannte Größen und Newcomer.

De Watère

 

De Watere Champagner

Die drei Sorten von diesem noch jungen Champagnerhaus sind alle erstklassig (59-145 €) Der Rosé war lange ausverkauft, jetzt konnten wir auch diesen verkosten und sind ebenso begeistert wie von den beiden weißen Brüdern. De Watère in Avenay-Val-d’Or ist mit elf Jahren noch jung, die Rebstöcke mit über 50 Jahren aber ausreichend alt. Die Basis für diesen handwerklichen Spitzenchampagner: Reifezeit von bis zu acht Jahren. Nur Trauben aus eigenem Anbau, Premier-Cru Lagen im Vallée de la Marne in der Champagne. Das Ergebnis: Feinschliff, geschmackliche Präzision, in sich ruhende Harmonie.

Prestige Brut Rosé de Saignée

Ein famoser Saignée, ausschließlich sortenrein aus Pinot Noir rot gekeltert, was ihm mehr Tiefe, Saft und Expressivität verleiht. Eine aufwendige und kostspieligere Methode, bei der man sein Handwerk beherrschen muss.  Der Champagner erscheint dunkel wie ein Samtvorhang auf großer Bühne, kein plärrendes Pink. Feinste Perlage, seidige Struktur, wölkchenzart, duftig. Viel Walderdbeere und Himbeere, ein wenig ploppt Johannisbeere auf, Finale mit einem Dash Holunder.

Prestige Brut Blanc 

Feinste Perlage, dicht und lange anhaltend. Ungemein feinduftig, Harmonie in Reinkultur, balanciert wie ein Seiltänzer. Zartcremig und geschmeidig, dabei so animierend, dass man ihn in größeren Schlucken trinkt. Nichts tönt laut, die Aromen fließen gebirgsquellfrisch ineinander. Ein wenig Apfelfrucht, etwas Gebäck, ein Hauch von Apfelbeignets, ein Anflug von Mandelcreme. Mehr Chopin als Beethoven. 80% Pinot Noir, 20% Chardonnay.

Ten 21

Ein schöner Duft von Bäckerei und Brioche, ein Hauch Hefe. Florale Frische, Orangenzeste, Zitrus, Wiesenblumen, Crème brûlée. Zum Reinbeißen. Ausgesprochen harmonisch, sehr rund und weich, Säure ist nicht spürbar. Ein vitaler, reintöniger Champagner mit Charakter und Finesse. Ten steht für das Gründungsjahr, 21 für den Jahrgang. 50% Pinot Noir, 50% Chardonnay.

 

Valentin Leflaive 15/40

Der Burgunder-Winzer Olivier Leflaive erzeugt unter den Namen  Valentin Leflaive auch Champagner, bislang sind ein Dutzend verschiedener Sorten zu bekommen. Besonders gut gefällt uns der straighte und feinsinnige 15/40, ein Grand Cru, Extra Brut, Blanc de Blancs, aus Avize/Oger. Angenehm niedrige Dosage von 4,0 g. bei 12,5% Alkohol. Straff, präzise wie ein Laserstrahl. Entspannt und ausgeglichen wie ein Zen-Meister. Mineralisch im besten Sinne, ein Terroir-Champagner. Sehr trocken, aber nicht bösartig kalkig. Geschmeidig, elegant, hochfein. Keine Hefe, keine Brioche, keine Butter, keine barocke Perlage. Aber richtig griffig, gebirgsquellfrisch, kristallin. Eher der Zitrustyp, ein klein wenig nussig, vor allem schlank. Der Preis von 49,99 € ist gemessen an der hohen Qualität äußerst korrekt. Jede Cuvée von Leflaive zeigt auf dem Etikett einen speziellen Code. So wurde der Extra Brut Blanc de Blancs 15/40 in den Parzellen von Cramant und Avize erzeugt, 2015 war das Jahr der Grundassemblage, die Dosage des Zuckers beträgt 4,0 g pro Liter.

 

André Clouet

Eine der größten Entdeckungen in der Champagne ist André Clouet, der bislang nur in der Fachwelt bekannt ist. Wir sind vom ganzen Sortiment begeistert, das preislich von 36 bis 88 € reicht, wobei bereits der Einstiegschampagner fabelhaft ausfällt. Der junge selbstbewusste Champagnerwinzer sieht sich unter den Top Five, was keineswegs übermütig erscheint. Die Grande Reserve Bouzy Grand Cru (Pinot Noir) ist für uns der preiswerteste Einstieg in die Welt der erstklassigen Champagner (36 €). Feinste Perlage, dichte Cremigkeit, Briochenote zum Anbeißen, frisch-fruchtige Aromen von Apfel und Birne mit einem nussigen Touch. Es ist aber vor allem diese süffige persistente Mousseux, die zum ewigen Weitertrinken anregt. Vielleicht nicht so charmant, aber muskulöser und straffer erscheint der Silver Brut Nature Grand Cru, Non Dosage. Ein weiß gekelterter Pinot Noir von großem Charakter, der trotz seines Preises unter 30 € ganz ganz oben mitspielt. Mit der Dream Vintage Kollektion von André Coulet bewegt man sich endgültig im Olymp, beispielsweise mit dem Brut Millesime 2009, einem hundertprozentigen Chardonnay aus Grand Cru Lagen. Pure Mineralität, packende Konzentration und delikate Zitrusfrische für karitative 59 €.

Ludwig Fienhold

 

 

Bei den Einkaufsquellen bitte auf BISS berufen

De Watère bei:

www.de-watere.com

Leflaive bei:

www.frischeparadies-shop.de/valentin-leflaive-champagne-avize-grand-cru-brut.html

André Clouet bei Lobenberg:

www.gute-weine.de

Photocredit: Barbara Fienhold, De Watère, Lobenberg, Frischeparadies




Neueröffnung am Frankfurter Opernplatz: Alfios

Jetzt kämpfen sechs Lokale

am prominentesten Platz

der Stadt um die Gunst

und das Geld der Gäste

 

An Frankfurts Golden Mile reihen sich mit der Neueröffnung des Restaurants Alfio´s nun sechs Restaurants aneinander. Guiseppe Greco, der bereits das Grecos auf der Berger Straße sowie die Lokale  Quattro und Rustico an der Konstablerwache führt, hat nun seinen vierten Betrieb eröffnet. Das Alfio´s steht für den Namen mütterlicherseits, Sant´ Alfio heißt aber auch ein Dorf auf Sizilien, das für seinen riesigen Kastanienbaum über die Grenzen hinaus bekannt ist.

Was Lage, Ausstattung, Anspruch und Preise anbelangt, zählt das neue Alfio´s zu den Edel-Italienern in Frankfurt. Es liegt am Ende der Gastronomiezeile am Opernplatz, wo das Sofitel steht. Gestartet wurde in den ersten drei Tagen der Eröffnung mit Koch Saro Barbagallo, der das Promis in Sachsenhausen kulinarisch begleitete und auch im Grecos an der Berger Straße Regie am Herd führte. Die schöne Pasta con Sarde aus seiner sizilianischen Heimat gab es nur zum Entree, vielleicht hält sie aber doch noch Einzug auf die Speisekarte im Alfio´s, Inhaber Greco und sein Küchenchef sind immerhin beide aus Sizilien. Saro Barbagallo wird die nächsten drei Monate in Australien unterwegs sein, verspricht aber wieder nach Frankfurt zurückzukehren.

Guiseppe Greco (r.) & Saro Barbagallo, Alfio´s

Die Weinkarte ist derzeit nur in Fragmenten vorhanden, die Speisekarte ist ebenfalls noch nicht vollendet, grundsätzlich setzt man im neuen Alfio´s auf wechselnde, vom Service annoncierte Tagesempfehlungen und die Sea Food Theke, in der frisch auf Eis drapiert Luxusexemplare auf Bestellungen warten. Interessant klingen außerdem: Sizilianisches Sashimi Thunfisch Tataki mit Blutorange und Fenchel und Risotto aus Carnaroli-Reis mit Garnelen und Mascarpone-Zitrone. Vorspeisen: 19,90 – 26,90 €, Pasta 18,90 – 28,90 €, Hauptgerichte 32,90 – 49,90 €. Man rechnet am Opernplatz mit einem finanzstarken Publikum und Gästen, die nicht schwarze Tagliolini mit Hummer und Blattgold scheuen. Vorerst ist das Restaurant täglich durchgehend von mittags bis abends geöffnet. Die große Theke lädt auch nur zu einem Glas Wein ein (ab 11,50 € für 0,2l).

Die Golden Mile an der Alten Oper hat ihr Limit fast erreicht, es gibt kaum noch Platz für Lokale (die gegenüberliegende Alte Oper mit ihrer Gastronomie befindet sich trotz der Nähe schon wieder auf einem anderen aber ebenfalls ausreservierten Terrain). Um die Gunst der Gäste buhlen derzeit also nun: Amoroso, Charlot, Operncafé, Papa Enj, Schönemann im Sofitel und Alfio´s. Auffällig ist die stark italienische Ausrichtung der Platzhirsche. Eine kulinarisch sinnvolle Mischung bildet diese Gastromeile nicht ab. Und schon bald kommt noch ein Italiener dazu, Dennis Rimonti, Betreiber des Via Monte Napoleone auf der Bockenheimer Landstraße, will neben dem Alfio´s eine Weinbar eröffnen.

Ludwig Fienhold

 

Alfio´s, Frankfurt, Opernplatz, www.alfios-frankfurt.de ist noch nicht in Betrieb

Photocredit: Fienhold

Alfio´s Toilette

Opernplatz Frankfurt

Wo ein Fiat ist, ist auch ein Italiener




Cappuccino: Tassen-Test Frankfurt

Wo Kaffee die Bohne wert ist

Top Ten Frankfurt

 

Von Ludwig Fienhold

& BISS-Team

 

Beim großen Tassen-Test haben wir unsere Favoriten gewählt und warnen vor den besonders schlechten Adressen. Der Artikel wird ständig aktualisiert. Die ersten drei Plätze unserer Top Ten arbeiten alle auf einem ähnlich hohen Niveau und unterscheiden sich nur in Nuancen.

 

Top Ten

 

Hier gibt es den besten Cappuccino

Unsere Favoriten in Frankfurt

 

 

Nr. 1

Hoppenworth & Ploch, Friedberger Landstr. 86 + Neue Altstadt, Am Hühnermarkt 

Hoppenworth & Ploch, Julian Ploch

Kaffee-Avantgarde der ersten Stunde. Das „Hopplo“-Duo zieht konsequent und auf hohem Niveau sein Kaffee-Konzept durch. Besonders gut sind die Kaffees aus Äthiopien, beispielsweise Worka, Dimitu Tero und Wolichu Wachu. Diese Kaffees sind so fein, aromatisch und dezent fruchtig, dass man Zucker getrost weglassen kann. Matthias Hoppenworth und Julian Ploch sowie ihr Röstmeister Kilian Sieger holen aus jeder Bohne ein Optimum an Qualität heraus. Im Stammhaus an der Friedberger Landstraße gibt es die größte Auswahl im Ausschank. Der feinwürzige, leicht schokoladige, milde Brasilianer Fazenda Capoeira, der sanft fruchtige Shilcho aus Äthiopien und der kraftvolle La Divina Providencia aus El Salvador sind besonders gut. Solche exzellenten, sortentypischen, ausdrucksvollen, seidigen und überraschend andersartigen Kaffees machen große Freude. Die Milch für den Cappuccino kommt übrigens vom Weidenhof aus Wächtersbach mit hofeigener Molkerei. Cappuccino: 3,50 – 3,90 €. Hoppenworth & Ploch haben im Sommer 2019 ihr drittes Café eröffnet, in der Neuen Altstadt am Hühnermarkt 22. Neben Kaffee & Kuchen gibt es inzwischen zumindest am Wochenende auch Wein. Das Café hat 16 Sitzplätze im Gastraum sowie 20 Plätze auf der Terrasse, wobei auch die Fensterbänke genutzt werden. Die Sortimentshandschrift ist nach den Worten von Matthias Hoppenworth „ganz klar Specialty Coffee in der gewohnten Qualität und mit der Philosophie von Hoppenworth & Ploch sein, ohne das Publikum in der Neuen Altstadt zu überfordern.“ Wer einfach nur auf einen guten Cappuccino vorbeikommen will, soll genau so auf seine Kosten kommen wie Nerds, die sich in die Altstadt verirrt haben. Außerdem bieten Hoppenworth & Ploch Röstkaffees, Geschirr von Hartmud und ausgesuchtes Equipment für zu Hause an. Darüber hinaus werden Snacks und hausgemachten Kuchen offeriert. Die Croissants sind hervorragend. Die Zitronentarte ist ebenfalls großartig und sollte viel mehr eingesetzt werden.

 

Nr. 2

The Holy Cross Brewing Society

Fahrgasse 7

Beschreibung hinzufügen …Cappuccino Holy CrossAusgezeichnete individuelle Kaffeeauswahl, perfekt zubereiteter Cappuccino von wechselnden Farmen und Röstereien – korrekte Temperatur, frische Landmilch vom Weidenhof in Wächtersbach, Crema von guter Konsistenz. Alle Kaffees, die wir hier zahlreich von der ersten Minute an probiert haben, zeigen Klasse, wobei uns die aus Äthiopien mit ihrer eleganten Struktur und noblen und dezenten  Fruchtigkeit besonders gut gefallen. Viele sehr empfehlenswerte hausgemachte Delikatessen, Stullen und Suppen sowie Kuchen – Käseschmand und Kürbistarte sind umwerfend gut, aber auch die Croissants gehören zu den besten der Stadt. Der lässig-nette Latzhosenservice gibt allem ein Sahnehäubchen obenauf. Cappuccino: 3,50  €.  Nebenan hat es Zuwachs gegeben, der neue Laden ist allerdings in erster Linie Barista-Schulungen vorbehalten, derzeit verkauft dort die zauberhafte Vivi ihre Crepes.

 

Nr. 3

Oheim, Oppenheimer Landstr. 48

Oheim - 1Schönes Wohnzimmer-Café mit Spitzenkaffees und einem herausragenden Cappuccino, der perfekt und mit Frischmilch zubereitet wird. Wechselnde handverlesene Sorten im Ausschank (z.B. Spitzenware von von der Rösterei Ernst aus Köln), die Hausmarke ist ebenfalls sehr gut. Neben solidem Barista-Handwerk darf man allerbeste hausgemachte Leckereien erwarten. Rundum klasse, individuell und sympathisch. Cappuccino 3,50 €.

 

 

Nr. 4

Dining Raum, Fahrgasse 15

Unbekannt.jpg

Café Dining Raum an der Fahrgasse eroberte aus dem Stand die Sympathien der Frankfurter. Betrieben wird es von Australiern mit südkoreanischen Wurzeln. Alles optisch clean, spartanischer Minimalismus mit Kaffeeduft. Es geht sehr akkurat und sehr freundlich zu. So höflich wie eher selten in unseren Cafés, in denen immer mehr Menschen arbeiten, die so cool sein wollen wie Barkeeper, aber nur abgebrüht erscheinen. Im Dining Raum schmeckt der Cappuccino ausgezeichnet und wird (meist) korrekt zubereitet (Brand von Hoppenworth und Ploch). Leider wird das Croissant nur mit Marmelade serviert, wer es ohne haben möchte, geht leer aus. Ein sonst so nettes Café sollte flexibler sein, denn das Bestehen auf die Marmelade wirkt unprofessionell. Dennoch alles in allem: Eine Bereicherung für die immer interessanter werdende Fahrgasse. Cappuccino 3,40 €.

 

Nr. 5

Espresso Espresso, Braubachstr. 28

Die Café-Bar in der gastronomisch weiter wachsenden Braubachstraße vermittelt Understatement. Kaum Dekor, aber einen Spitzenkaffee im Angebot. Der kommt von den jungen Altmeistern der Barista-Szene, Hoppenworth und Ploch, aber in einer speziellen Mischung exklusiv für Espresso Espresso. Der Cappuccino ist hervorragend und glänzt durch eine Harmonie, bei der jeder Krümel Zucker stören würde. Kaffee trinkt man ganz lässig im Stehen, so wie in den Espressobars in Italien. Nirgendwo Laptop-Lurche, die sich hinter ihren Monitoren verkriechen und wie paralysiert am Stuhl kleben. Neben Kaffee gibt es noch Winzersekt, Vermouth, Grünen Veltliner sowie leckere süße und salzige Kleinigkeiten. Die Weinauswahl wird immer besser und weitet sich aus, aber mehr in der Qualität als in der Quantität. Sehr sympathischer Neuzugang, engagierter freundlicher Service, der seinesgleichen sucht.  Mitten im vielseitigen Cafézentrum von Frankfurt findet das kleine Lokal mit seinem ambitionierten Auftritt eine Nische. Die Gäste stehen sogar im Winter vor der Tür. Dieser Kaffee wärmt das Herz, der Preis lässt es allerdings  schneller schlagen: Cappuccino 4 €.

Nr. 6

mehlwassersalz, Domstr. 10

mehlwassersalz

Das Café im Museum für Moderne Kunst begeistert durch Qualität, die sich vor allem im fabelhaften hausgebackenen Sauerteigbrot, den genialen Queens (eine zart karamellisierte Mischung aus Croissant und Brioche) sowie dem Kaffee ausdrückt. Die neue eigene Mischung, die gemeinsam mit Hoppenworth & Ploch entstand, schmeckt großartig. Der Cappuccino gehört zu den allerbesten Vertretern dieser Spezies in der Stadt. Feincremig, ausdrucksvoll, harmonisch, keine Bitterstoffe, geringe Säure. Gewürzte Schokolade, Toffee, nussig, und dezent fruchtige Noten. Das ruft nach einer zweiten Tasse. Sehr netter Service, entspannte Atmosphäre. Cappuccino 3,50 €.

 

Nr. 7

Drei Kaffeebar, Fahrgasse 23

Der Neuzugang Drei Kaffeebar ist trotz der Fülle an guten Cafés ringsum eine Bereicherung. Freundlicher, ambitionierter Service, gute Kaffees und frische Ideen. Der Cappuccino aus El Salvador von den Manhattan Coffe Roasters ist einer unserer Favoriten. So schön schmeckt Nougat nur als Kaffee. Sehr puristisch eingerichtet, unabhängig vom Wetter genießen die Gäste ihre Tasse gerne vor der Tür. Cappuccino 3,50 €.

Nr. 8

Caffé Casa Nostra, Hasengasse 3       Neuzugang

Ein neues Café in der Hasengasse nahe der Frankfurter Kleinmarkthalle macht mit einem leckeren Angebot an Pasticcini und anderen kleinen Happen Appetit. Es gibt Canolo mit Cremefüllung, Ricotta oder Zuppa Inglese, Cornetto, gefüllte Quarkbällchen, Törtchen und anderes mehr. Außerdem sind gute gefüllte Arancini zu haben. Pino Pistara ist für seine Torten und süßen Hochzeitsarrangements bekannt und fertigt täglich frisch die ganzen Delikatessen im kleinen Lokal seines Sohnes Antonio, das dieser gemeinsam mit Frau Jennifer betreibt (siehe Foto). Der Kaffee wird selbst geröstet, der Cappuccino fällt sehr gut und kräftig aus und ist zu einem freundlichen Preis von 3,10 € zu haben. Und das in einer anständigen großen Tasse.

Nr. 9

Coffeosi, Vilbeler Str. 2

Die Vilbeler Straße hat manch gute Adresse zu bieten, seit dem aus einem Friseur eine Coffee Bar wurde, noch eine mehr. Das große Ladenlokal wurde attraktiv bis ins Detail ausgestattet und einladend gestaltet. Die Betreiber nennen sich „Kaffee-Agenten aus Leidenschaft“, weshalb sich ihr Geschäft auch Passion Store nennet. Neben Kaffees werden hochwertige Espresso-Siebträger-Maschinen verkauft, allesamt Schmuckstücke. Die Betreiber verstehen ihr Handwerk, können gut beraten und treten engagiert und freundlich auf. Basis der Kaffees sind die Hausmarken Isqueta und Anno 1961. Der Cappuccino fällt tadellos aus, kräftiger Geschmack, feine Crema, Latte Art. Ambitioniert, genussvoll, sympathisch. Cappuccino 3 €.

 

 

Nr. 10

Bohnerie, Eschersheimer Landstr. 14

Cafe BohnerieDen Zuruf des Chefs „Fühlt euch wie zu Hause“ nehmen vor allem Mütter mit Kleinkindern etwas zu wörtlich. Der Gast kann sich in diesem netten Röstsalon mit Tischen aber wohl fühlen, das Personal ist durchweg sympathisch und engagiert. Es werden drei verschiedene Röstmischungen angeboten, für einen Cappuccino eignet sich am besten die Cuvée 6040 aus Brasil & Java Bohnen. Auf der ersten Etage ziehen sich jene zurück, die ungestört am Computer arbeiten wollen. Cappuccino 3 €.

 

Weitere Tipps für Cappuccino-Genießer

 

Neuzugang

 

Neues Pop-Up Café im Frankfurter Kunstverein, Markt 44

Das neue Café will keine Eintagsfliege sein und hofft auf langes Bleiberecht. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Ausgezeichneter Cappuccino (3,50 €), die Frankfurter Rösterei Due Mani liefert Qualität. Aber auch sonst setzt man auf Klasse. Der Apfelwein vom Fass kommt von der Kelterei Stier, mit den Weinen vom Pfälzer Emil Bauer kann man nichts falsch machen. Wer nach Höherem strebt, wird beim Champagner Ruinart Rosé fündig, der mit 95 € für die Flasche sehr gastfreundlich kalkuliert ist. Erdnuss- und Karottenkuchen sowie anderes mehr an Kaffeebegleitungen gehören zum Standardrepertoire. Ein etwas größeres Speiseangebot wird es erst geben, wenn sich das Café richtig einmieten darf. Einsatzfreudiges, freundliches, junges Team. Hübsches und bequemes Terrassenmobiliar. Viele Gäste sind in Gespräche vertieft, andere schauen sich den Strom an Besuchern an, der vorbeizieht und den Platz zum Laufsteg macht. Man befindet sich schließlich an einem historisch prominenten Ort, dem Frankfurter Krönungsweg zwischen Dom und Römer.

 

Aniis, Hanauer Landstr. 82

Raum für Kaffee-Kultur, nennt sich das Lokal im Untertitel. Ein nettes Café in (noch) wenig schöner Umgebung. Einer muss ja mal den Anfang machen. Dunkle Holzoptik, mit sicherer Hand zurechtgezimmertes Mobiliar. Ein afrikanisch kaffeebraunes Porträt in Übergröße gibt den Ton an. Es gibt unter anderem frische Brühkaffees und Cappuccino, die Hausmarke und wechselnde, wie den aus Kolumbien – beide sehr gut, der kolumbianische ein klein wenig spannender. Rachid el Ofairi versteht sein Handwerk. Aniis steht im Arabischen für „guter Freund“ – so kann man sich in diesem netten und ambitionierten Café auch fühlen. Cappuccino 3 €.

 

Bunca, Kirchnerstr. 4

Samson Habtom aus dem Kaffeeland Eritrea hat sich in der Innenstadt in der Nähe des Frankfurter Hofs gleich neben kaffeeähnlichen Kettenbetrieben mit seinem individuellen Lokal gut aufgestellt. Ausgezeichneter, geschmeidiger Cappuccino, oft mit feinem Schokoladenaroma. Wechselnde Sorten. Cappuccino 3 €.

 

Café Herz, Braubachstr. 31

Das Café hat gut eingeschlagen und sich trotz großer Konkurrenz einen Platz in der Braubachstraße erobert. Die Brüder Mengi, Teff und Jeshi Zeleke, die sich mit ihrem seligen Club Unity beliebt machen konnten, haben ein Händchen für hübsche Bedienungen. Diese sind meist flott, können aber bei vollem Haus schon mal ins Schleudern geraten, was sie gerne und gut weglächeln. Aus den  Wänden wächst Efeu, der eine warme Atmosphäre schafft. Die Kuchen fallen sehr gut aus. Der Cappuccino von wechselnden Kaffer-Erzeugern aus Äthiopien, der Heimat der Zeleke-Brüder, wird korrekt zubereitet und schmeckt sehr gut. Von den meisten Weinen können wir dies leider nicht sagen. Die Auswahl ist verbesserungsfähig, wobei das Café abends ja zur Bar wird. Cappuccino 3 €.

 

 

Kuku Vaia, Oeder Weg 23

Die Griechen können nicht nur Wein, die Griechen schaffen auch einen guten Kaffee. Davon kann man sich im Kuku Vaia im Oeder Weg überzeugen, wo ein perfekter Cappuccino serviert wird. Bean Inspector Nesto Domanis sorgt für einen sympathischen, saloppen und freundlichen Umgang. Das kleine Lokal wurde ausgesprochen hübsch in Kaffeebraun und mit viel Holz gestaltet. Am Abend verwandelt sich das Café in eine Bar. Cappuccino 3,20 €.

 

 

 

 

The Espresso Bar, Schäfergasse 42  

Die Kaffee-Szene wird größer, deren Protagonisten aber vereinzeln sich immer mehr und kommen auch in der kleinsten Hütte klar. Bestes Beispiel: The Espresso Bar in der Schäfergasse. Wenn der Einmannbetrieb fünf Gäste hat, ist der Laden voll. Vom Geschmack und der Kaffeekultur her, weniger Third Wave, mehr klassisch American & Italian Style. Der junge Kaffee Keeper trägt einen schmalen Oberlippenbart wie er so kaum noch vorkommt. Das macht ihn nicht besser, passt aber zu seinen Tassen mit Schnurbart-Emblem. Der Cappuccino ist sehr gut und wird optimal zubereitet, gleiches gilt für den Espresso. Die Ware kommt von den Red Code Coffee Roasters aus Bensheim. Gut so. Von den üblichen Verdächtigen gibt es schon genügend in der Stadt. Cappuccino 3 €.

 

 

Bitter & Zart, Brauchbachstr. 14

Das schnucklige Café und seine fröhlichen Mitarbeiterinnen servieren hervorragende Torten und immer freitags die Macarons von Florian Köller. Längst hat sich auch die Qualität beim Cappuccino stabilisiert, der Cappuccino auf Basis von Gorilla-Kaffee/Espresso schmeckt ausgezeichnet. Cappuccino: 3,2

 

 

 

 

 

 

IImori, Braubachstr. 24

Das japanische Café ist besonders hübsch & herzig eingerichtet. Viele Desserts sind köstlich, vor allem der New York Cheesecake. Ein ganz kleines Stück vom Glück kostet allerdings auch unwirtliche 4,40 €. Der Cappuccino schmeckt sehr gut und aromatisch und wird korrekt temperiert und mit standhaftem Milchschaum serviert.  3,30 €.  Er basiert auf den Bohnen der Kaffeerösterei Langen aus Medenbach im Hochsauerland.

 

Under Pressure, Große Rittergasse 20 

Cooler Name. Kaffee braucht Druck, der Chef ist aber immer entspannt. Im Apfelwein-Revier Sachsenhausen ist eine gute Kaffee-Adresse so selten wie ein Pinguin in der Sahara. Sven Wörth hat sich sein Wohnzimmerlokal weitgehend selbst geschickt zusammengebaut. Er kennt sich in der Bar-Szene ebenso gut aus wie in der Barista-Welt. Es sind unter anderem ein kenianischer Karindundu mit apart herbem Schokotouch und ein leicht karamelliger Paradenia aus Südindien im Angebot. Gehört mit seinen eher kräftigen Kaffees zur progressiven Szene und stellt auch an die Gäste gewisse Ansprüche und Kenntnisse. Cappuccino, nackt, 3 €.

 

 

Peter Gerigk

Espresso-Store, Kleinmarkthalle

Peter Gerigk gehört zu den Kaffee-Pionieren in Frankfurt und servierte schon sehr guten Stoff als andere noch am Tchibo nuckelten. Vor 20 Jahren gab es weit und breit nichts in seiner Klasse, wobei er dem allgegenwärtigen Wacker Paroli bieten konnte. Peter Gerigks Kaffeestand in der Kleinmarkthalle existiert nun auch schon über 13 Jahre. Der Cappuccino im Espresso-Store in der Kleinmarkthalle fällt meist so aus wie er sein soll: Aromatisch, korrekt temperiert und von einer samtig dichten und schmalen Milchschicht mit Stand gekrönt. Alle Sorten kommen aus der eigenen Frankfurter Kaffeerösterei. Es gibt auch einige hoch angesiedelte Spezialitäten, wie den sortenreinen Plantagenkaffee aus Kenia. Peter Gerigk betreibt mit der Frankfurter Kaffeerösterei ein eigenes Label mit verschiedenen Sorten. Cappuccino 3 €.

 

 

Zeit für Brot, Oeder Weg 15

Es duftet oft nach frischem Brot und anderen Backwaren, die offen einsehbare Backstube vermittelt solides Handwerk. Das Laden-Lokal ist jedenfalls eine gute Adresse. Der Cappuccino ist von feiner Cremigkeit und von mittelkräftigem Ausdruck. Der ideale Cappuccino für jeden Tag. 3,30 €.

L´Art Sucré, Freßgass 25

Macarons von Köller

Der Weltklasse-Pâtissier Florian Köller hat nach Wiesbaden und Bad Homburg auch eine Edelnasch-Boutique mit Café in Frankfurt eröffnet. Die Macarons, Pralinen und Küchlein gehören zum Besten, was es in diesem Genre auf der Erde gibt, auch der Haus-Cappuccino fällt gut aus. Cappuccino: 3,20 €.

 

Manufactum, Opernturm, Bockenheimer Anlage 49-50

Elitärer Tante-Emma-Laden für den anspruchsvollen Tagedieb. Wer einmal in diese Welt eingetreten ist, wird mit dem Herumschnüffeln nicht aufhören können und die Zeit vergessen. Neben ausgesuchten Delikatessen, Küchenaccessoires und hochpreisigem Lifestyle-Mobiliar, lässt es sich im angeschlossenen Bisto-Café Brot & Butter hübsch tafeln. Dort wird auch ein ausgezeichneter Cappuccino in großen Tassen serviert, dessen Kaffee/Espresso aus der italienischen Rösterei Trinci stammt, wo man die Bohnen noch immer nach alter Tradition über Holz röstet. Cappuccino 4,10 €.

 

Rathaus auf dem Römerberg

Rathaus auf dem Römerberg

Die beliebten Frankfurter Traditionsbetriebe Wissmüller und Wacker sind oft in der Stadt vertreten, fallen aber recht unterschiedlich aus, weshalb man den Unternehmen nur raten kann, auch die Qualität der von ihnen belieferten Betriebe strenger zu kontrollieren. Wir sind nicht die großen Freunde von Wacker-Kaffee, doch wenn man ihn schon trinkt, dann wenigstens im Stammhaus am Kornmarkt 9 mitten in der City, wo der Duft frischgerösteter Kaffeebohnen animiert und die Stimmung so belebend ist, dass die Leute Schlange stehen und selbst bei strenger Kälte an den Stehtischen vor der Tür kleben. Auf der Berger Straße und im Mittelweg befinden sich die schönsten Wacker-Cafés, doch fallen dort die Ergebnisse so unterschiedlich aus, wie es auch die Bedienungen sein können. Bei Cash & Coffee, der Wechselstube im schönen Fachwerkhaus Engel auf dem Römerberg, wird der Wacker-Kaffee immerhin mit guten Kuchen und einem Panoramablick auf den Römerberg veredelt. Das gleich gegenüber liegende Café Einstein ist eine nette Adresse mit solidem Mainstream-Cappuccino, viel Leselektüre und ebenfalls toller Aussicht auf Frankfurts schönsten Platz.

Unsere Top Ten Texte werden stetig aktualisiert, Kritiken und Rangfolgen können sich ändern

 

F L O P

Daumen runter

Bloody Hell!

Das Café Gugelhupf im Frankfurter Palais Thurn & Taxis stellt einen unschönen Rekord auf und serviert inzwischen für 4,30 € den teuersten Cappuccino der Stadt. Dabei gerät er auch noch schlecht und schmeckt nach Linoleum, was auch der mäßigen Milch zuzuschreiben ist. Zuvor gab es (für 3,90 €) zum Cappuccino wenigstens noch einen Mini-Gugelhupf, der jetzt einfach gestrichen wurde, was alles noch teurer und ärgerlicher macht. Und auch das noch: Die fleißigen Servicekräfte können einem leidtun, denn sie müssen oft vergeblich auf Trinkgeld warten. Die Gäste bestellen digital über ein Tablet am Tisch und sollen dabei schon vorher ein Trinkgeld einsetzen – wer macht das schon v o r dem Service, wo man noch nicht dessen Leistungen kennt. Das Café Gugelhupf ist inzwischen geschlossen.




Neueröffnung von Atm Deli & Grape: Feinkost für Weinfreunde

Hoffnungsvoller gastronomischer Zuwachs

im lebendigen Frankfurter Nordend

 

Das Frankfurter Nordend wird immer mehr zum kulinarisch Ausgehrevier. Mit dem neuen atm zieht ein hoffnungsvolles Konzept-Lokal ins Quartier in die Günthersburgallee. Kleine feine Happen mit asiatischem Groove und italienischer Lebenslust sowie handverlesene Weine in geräumiger Wohnzimmeratmosphäre sind die Essenz des neuen Unternehmens. Hinter dem Lokal stehen Martin Henrizi, der fünf Jahre Küchenchef im Frankfurter Moriki war, und Tim Steinbrecher, der Handel mit Rieslingen im großen Stil betrieb. Am 3. Dezember soll Eröffnung sein.

Das Essen

Ein gutes Glas Wein und etwas Aufschnitt von Qualität sind schon eine gute Basis. Die Charcuterie im atm soll häufig wechseln, zum Start wird es Jamon Iberico, Mortadella und Ahle Worscht geben, begleitet von Bäcker Ouwes Sauerteigbrot. Klasse. Polenta mit Steinpilzen oder Short Ribs sind ebenso große Lustmacher wie der Nordseekrabben Hot Dog mit Apfel/Staudensellerie und spicy Majo und die Jahrganssardinen mit Röstbrot. Vom Appetithäppchen bis zum Tellergericht (8-25€) reicht das Repertoire der absichtlich kompakten Speisekarte.

Die Weine

Gleich 14 ausgesuchte Weine/Champagner/Sekte by the glass sind eine gastliche Offensive, zumal die Weine mit der angenehmen Größe 0,15 l ausgeschenkt werden. Die Weißen vom jungen Weingut Hofmann aus Appenheim in Rheinhessen werden ganz gewiss viele Gäste ansprechen, weil sie glasklar und rund sind, vor allem der geradezu süffige „Fusion“ aus Sauvignon Blanc, Riesling und Weißburgunder. Eine gewagte Mischung, aber gelungen. Bei den Roten liegt man bei Altmeister Friedrich Becker aus der Pfalz goldrichtig. Insgesamt sind 30 Offerten gelistet, was vorerst auch so bleiben soll, wenn auch im steten Wechsel des Angebots. Ganz wichtig: Die Flaschen werden in einem Kühler an den Tisch gestellt, die Gäste sollen sich selbst bedienen und die Menge sowie das Trinktempo selbst bestimmen können. Die völlig überholte und geradezu gastfeindliche Unsitte, dass der Service nach Belieben einschenkt ist leider immer noch weit verbreitet, unter anderem auch, weil dann ungefragt einfach mehr und schneller die Gläser gefüllt werden – was nur einem Abfüllen der Gäste gleicht.

Glühwein, aber anders

Als saisonales Angebot gibt es im Dezember Glühwein-Sake, ein Punch aus Sake, japanischem Pflaumenwein, Ingwer und Zitrone.

Verkauf

Im Eingangsbereich befindet sich ein Lädchen mit Weinen, hausgemachten Saucen und anderen Delikatessen zum Mitnehmen.

Das Ambiente

Parkettboden, hohe Decken, das Haus wurde um 1900 gebaut. Das gelassene Gemüt dieser Zeit ist geblieben. Holztische, keine Tischdecken. Eycatcher gleich beim Entree ist die massive Bar, die zum Essen und Trinken einlädt und wie vieles in dem neuen Lokal von den Betreibern selbst gezimmert wurde. Die vier Räume gegen ineinander über: Ess-Theke mit Verkaufsraum, Chefs Table für intime Runden, Gastraum. Insgesamt 125 Quadratmeter, Platz für 40 Gäste, bei großzügig auf Distanz gestellten Tischen. Auf der Terrasse haben außerdem rund 20 Gäste Platz, es soll auch Straßenplätze zum Stehen und Trinken geben.

Vorher gab an gleicher Stelle das Café Hedwig ein kurzes Gastspiel, davor wurden die Räume von einem Architekturbüro genutzt. Gleich nebenan befindet sich die großartige Bäckerei und Konditorei Kronberger.

Die Macher

Martin Henrizi war fünf Jahre lang Küchenchef im beliebten Moriki in Frankfurt und hat im Kempinski Falkenstein im Taunus gelernt. Der Vater ist Deutscher, die Mutter kommt aus Singapore, was seine Nähe zur asiatischen Küche unterstreicht. Zudem hat Martin Henrizi seinen Bachelor in Ökotrophologie gemacht. Tim Steinbrecher hat zuvor acht Jahre im großen Stil Weinhandel mit China betrieben. Als seinen Mentor sieht er den bekannten Sommelier Kai Schattner. Er und Martin Henrizi kennen sich schon seit Schulzeiten. Beide sind Wein-Enthusiasten und leidenschaftliche Eintracht Frankfurt Fans. (Bild ganz oben: Tim Steinbrecher l. und Martin Henrizi).

Der Name

atm steht für „Atmosphere“ und „At the Moment“. Die beiden Betreiber finden das catchy. Ihr Firmenname Deli & Grape trifft das Konzept allerdings mehr. Mal sehen, welchen Namen sich die Gäste merken werden. Die Adresse Günthersburgallee 28 muss man sich in jedem Fall merken.

Ludwig Fienhold

atm (Deli & Grape), Frankfurt, Günthersburgallee 28/Ecke Vogelsbergstraße.

Geöffnet Mo – Sa 11.30 bis 23 Uhr, Sonntag Ruhetag.

 

Fotocredit; Barbara Fienhold, atm

 

 




Mehr Spaß im Glas mit Hendrik Thoma

Weinhändler,

Master-Sommelier,

kulinarischer Conférencier

 

Hendrik Thoma will mehr Spaß im Glas. Dafür muss er viel arbeiten, wenn es sein muss, auch ganz spaßfrei. Wer glaubt, ein Weinhändler kann sich mit dicken Lippen durch die Welt süffeln, kennt nur die halbe Wahrheit und sollte mal mit auf Tour gehen. Wenn Hendrik Thoma auf den Kanaren unterwegs ist, dann liegt er nicht am Strand, sondern will Entdeckungen machen und Winzer aufspüren, deren Weine gut sind und eine Geschichte zu erzählen haben. Gerade ist er wieder auf Gran Canaria fündig geworden.

Hendrik Thoma ist immer ziemlich forsch und lausbübisch. Dass er nicht auf den Mund gefallen ist zeigt er in unzähligen Videos oder als kulinarischer Conférencier beim Rheingau Gourmet & Wein-Festival. Bei den von ihm moderierten Events hat man garantiert mehr Spaß im Glas. Schon als Sommelier im Hamburger Louis C. Jacob war Hendrik Thoma ein offensiver Berater. Das renommierte Hotel war sicher ein Karrieresprung, doch Thoma erinnert sich auch an andere wichtige Berufsabschnitte: „Jede Station war wichtig, selbst mein Praktikum in meiner Heimatstadt im Parkhotel Gütersloh, das in der Spülküche begann. Am meisten inspirierend war meine Zeit in der Auberge du Soleil in Kalifornien, die prägendste und auch längste im Hamburger Hotel Louis C. Jacob.“  Thoma ist gelernter Koch und war unter anderem Saucier im Landhaus Scherrer, was seinen Geschmack schärfte.

Mit dem Titel „Master Sommelier“ spielt man geschmacklich in der Champions League, wobei uns selbst in diesem elitären Kreis Menschen bekannt sind, die durch gelerntes Wissen, nicht aber unbedingt durch Genussfreude, erhöhtes Wahrnehmungsempfinden und Emotionalität auffallen, durch die man das Thema Wein überhaupt erst wirklich begreifen kann. Weltweit gibt es derzeit 267 Master Sommeliers, in Deutschland nur sechs, die diesen Titel tragen dürfen. In der Branche gilt diese Prüfung im Ergebnis jedenfalls als das anspruchsvollste Prädikat. Für Hendrik Thoma ist klar: „Es ist eine hammerharte Prüfung, aber nicht die Berechtigung stehen zu bleiben. Ich bin schon lange kein aktiver Sommelier mehr, fühle mich aber dem Beruf verpflichtet.“

Nach all diesen Karrieresprüngen hätte Hendrik Thoma die Welt offen gestanden, einen solchen Mitstreiter und Berater wünschen sich viele. Warum nur wurde er dann ausgerechnet ein Weinhändler, bei dem es nicht nur um geschmackliche, sondern auch kaufmännische Fragen geht? Für Thoma ist der Weinhandel einfach die Königsklasse. „Der deutsche Weinmarkt ist stark umkämpft und hat den Focus auf Massenware.“ Dass es sein Unternehmen „Wein am Limit“ nach zehn Jahren immer noch gibt, macht ihn stolz und glücklich. „Anscheinend hat unsere Botschaft Relevanz. Denn einen Wein im Handel zu verkaufen, ist wesentlich schwieriger als im Restaurant mit einem guten Küchenchef und liebem Serviceteam im Rücken.“

Hendrik Thoma & Bianca Ganson

Wie entstand das Sortiment von „Wein am Limit“, jeder fängt ja mal klein, aber mit einer großen Idee an. “Viele dieser Weingüter wollte damals niemand nach Deutschland importieren. Der erste Partner war 2001 Eben Sadie aus Südafrika, er ist ein leuchtender Stern am internationalen Weinhimmel geworden. Das gilt für viele Winzer und Winzerinnen aus unserem Sortiment“, meint Hendrik Thoma. Er arbeitet gemeinsam am Sortiment mit seiner Partnerin Bianca Ganson. Oberstes Kriterium: „Wir nehmen nur Weine auf die uns gefallen und die wir verkostet haben.“ Doch ein Weinsortiment entsteht durch viele Feinabstimmungen, ständiges Monitoring über soziale Netzwerke, Fachliteratur, Empfehlungen von Sommeliers und Winzern. „ Die Weinwelt entwickelt sich. Deswegen gilt es die Nase vorne zu haben, offen zu bleiben sich nicht von negativer Stimmungsmache ablenken zu lassen. All das und Exklusivität auf dem deutschen Markt sind für uns wichtige Kriterien.“

Zu einem Leben wie dem von Hendrik Thoma gehört sehr viel Disziplin, sonst wacht man eines morgens im Weinfass auf und findet den Ausgang nicht mehr. Früher gab es für den inzwischen 55 Jahre alten Thoma neben „Spaß im Glas“ viel Sport, er lief sogar einige Marathons. Heute sucht er den Ausgleich eher im Kontemplativen. Er kommt bei der Gartenarbeit zur Ruhe, hat durch seinen Hund Auslauf und erdet sich bei Waldspaziergängen und Pilzesuchen. Dass er zu Pilzgerichten den passenden Wein parat hat, versteht sich von selbst.

Ludwig Fienhold

 

Zur Webseite von Hendrik Thoma geht es hier lang:

 




Restaurantkritik Lohninger: Alpenküche de luxe

Metropolengerichte

mit Heimatgefühl

 

Von Ludwig Fienhold

 

Es gibt nur ganz wenige Köche, die mit einer solch großen und vielfältigen Geschmackswelt überraschen können, dabei aber nie ihre Kernkompetenz vergessen. Das kulinarische Terroir von Mario Lohninger ist seine Heimat Österreich, wenn er Asiatisches, Französisches oder Italienisches einfließen lässt, so erscheint dies aber mit einer Selbstverständlichkeit, als hätte es das Gericht schon immer nur so gegeben. Selbst der größte Evergreen New Yorks, das legendäre Pastrami Sandwich, gelingt Lohninger in einer Qualität, die man in New York lange sucht und doch kaum findet. Jetzt beginnt eine neue Ära, Mutter Erika und Vater Paul, die großem Stützen des kleinen feinen Familienunternehmens, haben sich zurückgezogen. Dies hat sich nicht auf die Qualität der Küche ausgewirkt, sondern höchstens auf die Atmosphäre, denn Erika Lohninger schien allgegenwärtig. Auch die grandiosen Heurigen-Tage, bei denen Vater Paul Lohninger mit hausgemachten Leber- und Blutwürsten, gebackenen Steinpilzen mit wundervoller Remouladensauce oder saftigen Grill-Hendl mit Rosmarin-Erdäpfeln für Sternstunden der Gastronomie sorgte, werden wir arg vermissen.

Das legendäre Wiener

Eines der schönsten Gustostückerl aus dem Heurigen-Repertoire, das Bio-Schweinsbrat´l in Majoransaft mit Krautsalat (Bild ganz oben), hält hin und wieder auch Einzug in die Speisekarte des Restaurants Lohninger. Wann immer es dort auftaucht, sollte man es bestellen, sonst verpasst man ein Gericht von größter Lustbarkeit. Es gibt auch sonst weiterhin viele Gerichte in praller Fröhlichkeit, die wir persönlich zum Weltkulturerbe erklären: Das grandiose, saftig-zarte und perfekt soufflierte Wiener Schnitzel gehört dazu, ebenso das Pastrami-Sandwich und das unwiderstehliche Ochsenbackengulasch.

Einer der Hausklassiker bei Lohninger ist ein Tatar, das uns sonst nicht weiter berührt, hier aber ein Must-have ist. Das erstklassige und saftige Hereford Prime Filet Tatar wird à la minute frisch zubereitet. Perfekt gewürzt mit Essiggurken, Kapern, Sardellen, Schalotten und Sojasauce plus Olivenöl, Parmesansplittern und Dijon-Mayonnaise. Auf der ringförmigen angelegten Delikatesse thront ein gegarter Bio-Dotter, der beim Anschneiden sämig ins Fleisch fließt. Umwerfend gut.

Es gibt auch zwei asiatische Gerichte, die wegen ihrer Finesse von der Karte nicht wegzudenken sind: Alaska Black Cod, geräucherte Consommé, Rettich-Cannelloni, Süßkartoffel sowie gegrillter Miso-Lachs, Shiitake-Pilze, Orangen-Ingwer-Marinade, Wasserkressesalat. Wie alles bei Lohninger auf Zwei-Sterne-Niveau, was der Michelin aber nicht versteht.

Mario Lohninger

Bei Lohninger gibt es das für uns beste Pastagericht der Stadt: Chitarra-Spaghetti, in der Saison mit Alba-Trüffeln, sonst al gusto. Chitarra heißt das traditionelle Nudelschneidebrett mit saitenähnlichen Stahlfäden, mit denen vor allem in den Regionen Apulien und Abruzzen Pasta zubereitet wird. Aber nicht nur Italiener verstehen sich auf Pasta. Bei Mario Lohninger kann man eine vibrierende, fast schon fleischige und handgemachte Chitarra bekommen. Mit einer eigenen Mehlmischung, glutenfrei. „Wenn sich dies negativ auf den Geschmack auswirken würde, hätte ich es nicht gemacht“, meint Mario. Er serviert das äußerst harmonische Pastagericht als Standard mit geschmolzenen Tomaten, Peperoncini, Basilikum, Knoblauch und Olivenöl inklusive einer perfekten schmelzigen und feinen Parmesan-Fonduta. „So simpel es klingt, so schwierig ist es“, weiß der Spitzenkoch.

Schweinsbraten

Zu vielen Gerichten der alpinen Küche de luxe passen die Weine aus Lohningers Heimat, ein Grüner Veltliner geht oft gut, im Sommer eher ein leichter Federspiel, im Winter besser ein gehaltvoller Smaragd. Es gibt nach wie vor viele erstklassiger Weine und ganz besonders viele Champagner. Dennoch wird die Weinkarte gerade aufgefrischt und weiter ergänzt. Es wäre sicher gut, den Blick etwas mehr auf Newcomer und die jungen deutschen Winzer zu lenken. Das Serviceteam hat sich verjüngt. Natürlich ist eine erfahrene Gastronomin wie Erika Lohninger nicht leicht zu ersetzen, aber der Service gleicht viel mit großer Einsatzfreude aus.

Erika und Paul Lohninger sind inzwischen zwar meist in ihrem Domizil im Salzburger Land, kommen aber ab und an nach Frankfurt. Viele Gäste träumen davon, den ganzen Lohninger-Clan wieder einmal bei einem Heurigen-Tag im Lokal erleben zu können. Denn gerade solche außergewöhnlichen familiären Festessen gehören zu den letzten kulinarischen Großereignissen auf dieser Welt.

Fotos: Barbara Fienhold 

Bild ganz oben: Restaurant Lohninger mit Foto von Maria Alm im Salzburger Land, Heimat der Lohningers und Geburtsstätte einer kulinarischen Ausnahmefamilie

 

 

 

Hier mit einem Klick ins Restaurant Lohninger




Incantina: So schlecht kann doch kein Italiener sein

Ist das schon Fake

oder noch Essen?

 

Vom Interieur sieht das Lokal Incantina in der Frankfurter Taunusstraße wie eh und je aus. Man wähnt sich nach wie vor bei einem guten Italiener, der die Regionalküche und mehr noch die Weine der Emilia-Romagna mit Engagement vertritt. Es kommt aber leider alles ganz anders, endet in einem Fiasko und einer beispiellosen Missachtung jeglicher Gastlichkeit.

Wir haben die Mäntel noch an und werden im Stehen von der Kellnerin (auf englisch) nach den Getränkewünschen gefragt. Nach einem Blick auf die Weinkarte bestellen wir den Otello Nero Lambrusco von Ceci. Ein Kellner schenkt den Rest aus einer Flasche ein, der unübersehbar ausgesprudelt ist. Wir lassen ihn zurückgehen, was mit einer gewissen Ungläubigkeit quittiert wird. Auch beim zweiten Lambrusco handelt es sich um Resteverwertung, der Spumante hat keine Perlage mehr und ist so natürlich nicht zu genießen. Jetzt endlich wird eine neue Flasche geöffnet. Wir sind höchst misstrauisch geworden und fragen bei jeder weiteren Bestellung dreimal nach, ohne vernünftige Antworten zu bekommen.

Zunächst wird Weißbrot auf den Tisch gestellt, einfach so, ohne Olivenöl. Wir wollen, wie so oft zuvor, mit einer Aufschnittplatte starten, mit Parmaschinken, Coppa, Salami und Mortadella. Bislang stets von allerbester Qualität und eine wahre Freude. Vor allem: Immer zu haben. Nur heute nicht. Warum? „Gibt es nicht mehr“. Steht aber nach wie vor aktuell auf der Webseite und ist angeblich mittags und abends zu haben.

Die Karte ist sehr sehr klein, mittags darf man nicht viel erwarten, aber doch wenigstens Qualität? Richtig angelacht werden wir von kaum einer Position, wir wählen mehr verzweifelt als hoffnungsvoll Tortellini Bolognese (15 €) mit Käsesauce Parmigiano Reggiano. Unsere Frage, was hierbei „Bolognese“ genau zu bedeuten hat, kann vom Service nicht beantwortet werden. Wir fragen, ob hier ein Ragout/Hackfleisch dabei ist, was ohne weitere Erklärung bleibt. Die Tortellini kommen in einer belanglosen Käsesauce daher, das Gericht ist vollkommen gewürzfrei und ohne jegliches Leben. Wir probieren einige Happen und lassen den Teller in all seiner Freudlosigkeit stehen. Bei den Garganelli alla Puttanesca (17 €) mit Sardinen (statt Sardellen), Kapern und Oliven, die eigentlich Temperament haben müssten, erleben wir im Grunde das gleiche müde Schauspiel. Scharf-würzig oder zumindest pikant ist hier nichts. Von Knoblauch oder vielleicht Peperoncini keine Spur, einige wenige Kapern kullern dumpf auf dem Teller herum, Sardinen oder Sardellen, wie es eigentlich richtig wäre, sind nicht einmal in Spurenelementen vorhanden. Obendrein alles trocken und staubig. Angeblich soll Oregano vorhanden sein, was zum Glück aber nicht stimmt. Ein solches Häuflein Elend haben wir jedenfalls noch nie bei einem Italiener erlebt. Wir haben keine Lust darauf und lassen den Teller stehen.

Nur so nebenbei: Den aufgetischten Salat, nicht angemacht und leblos, würden wir nicht einmal an Hasen verfüttern. Völlig nekrotisch auch eine als „Minestrone“ angekündigte Suppe, die aus einer Brühe und einigen Gemüseschnitzen besteht. Was mag der Koch von Beruf sein? Schlechter italienisch gegessen haben wir weder in Frankfurt noch sonst auf der Welt noch nie. Der Service fragt, ob wir etwas anderes zu essen haben möchten, was wir verneinen. Sollen wir etwa noch weiter dermaßen schlecht essen? Alle Gerichte werden berechnet. Und sind doch keinen Cent wert.

Wir fragen beim männlichen Service hinter der Theke nach, ob hier und heute Italiener in der Küche stünden, weil so nie ein Italiener kochen würde. „Wir haben zwei Italiener in der Küche“, meint der Mitarbeiter. Kurz danach verlässt ein Mann mit Turban die Küche.

Das Lokal Incantina mag immer ein klein wenig chaotisch gewesen sein, aber nie schlecht, Massimo Ancarani hat in über 12 Jahren ein Lokal mit guter und klarer regionaler Ausrichtung aufgebaut. Und mit einem Schlag zerstört eine Handvoll Dilettanten alles. Was ist geschehen? Auf der Webseite ist immer noch der langjährige Betreiber Massimo Ancarani zu sehen, was Vertrauen schafft, sich aber als Etikettenschwindel herausstellt. Denn Geschäftsführer ist inzwischen Davide Frascari, der neue Präsident der „Enoteca Regionale Emilia-Romagna“ und Verantwortliche für die Absatzförderung der heimischen Weine. Er sollte schleunigst einmal nach Frankfurt kommen, um zu sehen, was in seinem Namen und mehr noch im Namen dieser wunderbaren Region Emilia-Romagna für Schindluder getrieben wird.

Ludwig Fienhold

 




Drei einzigartige Vulkan-Insel-Weine von Santorini, La Palma, Sizilien

Trinken statt heizen

 

Alle reden von Terroir, diese drei Weine von Vulkan-Inseln zeigen wahre Bodenhaftung. Jeder Wein für sich ein Ereignis. Alles Vulkan-Weine, aber ganz unterschiedliche wunderbare Charaktere.  

 

Santorini, Mikra Thira, 2020

Die Weine von Santorini haben einen phänomenalen Aufstieg an Qualität genommen, was sich oft auch im Preis ausdrückt. Die weiß-blaue Ansichtskartenschönheit ist längst eine Wein-Destination geworden. Auf der Vulkan-Insel wachsen Weine, wie man sie nur auf einem solch einzigartigen Boden ziehen kann. Man findet einige absolute Bravourstücke, der Wein von Mikra Thira gehört dazu.

Das Garagenweingut Mikra Thira ist selbstbewusst genug, um zu behaupten, dass sie mit den besten Assyrtiko Griechenlands keltern. Hendrik Thomas, Master Sommelier und entdeckungsfindiger Weinhändler, sieht darin einen der besten Weißweine Griechenlands und überhaupt der Welt. Und wirklich: Hier fließt etwas Großartiges ins Glas und verströmt so viel lustvolle Energie, die rauschig macht, weil man nicht aufhören möchte. Diese Kraft und Frische wird über die wunderbare Salzigkeit transportiert, die vielen erstklassigen Vulkan-Weinen innewohnt. Dazu kommt eine pikante Limettenfrische, ein Hauch Mirabelle und allerfeinste Kräuternoten. Genial. Ein Wein, der das Herz wärmt und die Sinne erfrischt.

50 % im Stahltank ausgebaut, 50 % auf der Feinhefe im gebrauchten französischen Fässern. Mit 2,3 % Restzucker schön trocken. Man sollte der Flasche 20 Minuten Luft gönnen oder gleich dekantieren.

 

La Palma, Bodega Azul Perdido, Alma de Tacende, 2019

Der erste Schluck schmeckt, als habe der Teufel das Gegengift für Weihwasser ausgeschüttet: Schwefel, Vulkan-Asche, Kaminfeuer, gegerbtes Leder, ungezügelte Wildheit. Das greift tief in die Seele. Hinter der rauen Schale steckt beim zweiten Schluck ein weicher leicht süßer Kern aus reifer Kirsche, schnapsiger Pflaume und orientalischen Gewürzen sowie einem Touch Kaffeebohne mit dezent digestifer Bitternote. Dekantieren tut dem Wein gut, in der Flasche schmeckt er auch nach Tagen noch, am besten aber am zweiten Tag.

Dieser Wein ist ungewöhnlich und alles andere als Everybody´s Darling. Er wurde aus den autochthonen Rebsorten Listan Negro, Negramoll, Baboso Negro und Tintilla Vejariego komponiert. Der Weinberg wird ausschließlich in Handarbeit bewirtschaftet, beim Düngen kommt Ziegenmist zum Einsatz. Der 15 Monate lange Ausbau erfolgt in gebrauchten Barriques und 300 Liter Fässern. Alles ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Es gibt nur 850 Flaschen. Weinberg Bodega Azul Perdido im Bild ganz oben.

La Palma, die heftig verbrannte Vulkan-Insel, spuckt Feuer und Asche, die in vielen Weinen auch zu spüren ist. In diesem Wein brennt aber auch die Leidenschaft.

 

Sizilien, Montecarrubo, Il Carubo, 2020

Der Wein hat sizilianisches Temperament. Wild und ungestüm. Ist aber nicht hitzig, wie so viele andere aus Sizilien. Das Weingut Montecarrubo liegt neben dem Krater eines erloschenen Vulkans. Im Glas brodelt ein superbes Elexier aus Kräutern, schwarze Oliven, Brombeeren, Leder, Mokka, Lakritz. Würzige Waldluft kommt auf. Man fühlt sich an die nördliche Rhone erinnert, wo der Syrah dominiert. Der Carubo ist muskulös, aber nicht breit, eher elastisch wie ein Balletttänzer. Elegant, feinsinnig, lustmachend. Mit jedem Schluck wird er besser, öffnet seinen Schlund und gibt viel Aromatik frei. Nicht überhitzt, kühle Charakteristik, mit frischer Säure und süßem Kern. Seine Kraft zieht er aus der Substanz und nicht über den Alkohol, denn dieser intensive Rote hat gerade einmal 12%. Syrah steht mit 60% im Vordergrund, 40% Merlot bringen ihm eine schöne runde Frucht. Ausgebaut wird er in gebrauchten Barriques aus Pomerol. Der Carubo ruft nach Lamm und Grillfleisch. Vor allem ruft er nach mehr.

Der kühle Kopf hinter diesem starken Weingut ist Peter Vinding. Er hat einen ungewöhnlichen Weg vom Kriegsreporter zum Weingutsbesitzer genommen und steht für Eigenwilligkeit und Individualitätsdenken wie nur wenige in der Weinwelt. Nach vielen Arbeitsstationen, vor allem in Frankreich, ist er inzwischen in Sizilien heimisch geworden und betreibt dort auf knapp zehn Hektar sein Weingut Montecarrubo, das für extrem spannende Weine sorgt.

Ludwig Fienhold

 

Hier geht´s mit einem Klick zur Quelle der drei Weingüter, bei der man exklusiv das Insel-Paket zum Vorteilspreis bestellen kann