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Bordeaux 2019 Arrivage: Geschmacklich und preislich explosiv

Bordeaux-Probe: Tipps

Überraschungen

und Preiswertes

 

Die einen springen einem erschrocken von der Zunge, weil sie noch nicht getrunken werden möchten, andere lassen sich sofort ins Herz schließen. Der neue Bordeaux-Jahrgang 2019 wird als einer der allerbesten überhaupt gefeiert, was sich oft auch in exorbitanten Preisen ausdrückt. Die Degustation vom Weinhandelsunternehmen Grand Cru Select im Frankfurter Hotel Flemings war jetzt keine Probe aufs Exempel, zeigte aber sehr gut die Bandbreite der Weine, bei Qualität und Preis. Die Range reichte von 17 bis 1.000 Euro (Endverbraucherpreis), die Konditionen für Gastronomie und Handel, denen diese exklusive Verkostung vorbehalten war, haben natürlich bessere Konditionen, bekommen aber auch nichts geschenkt.

Der Lafite-Rothschild muss nicht erst in die Jahre kommen, um zu beweisen, wie groß er werden kann, er ist schon jetzt erstaunlich zugänglich und trinkbar. Der Lafite ist immer würdevoll, aber nicht immer so charmant wie der vom Jahrgang 2019. Er strahlt viel Wärme und Harmonie aus. Sein zartes Aroma aus Cassis, Schwarzkirsche und süßem Tabak, die delikate Würze und das ätherische seines Wesens machen ihn ziemlich unwiderstehlich. Er wurde aus über 90% Cabernet Sauvignon, etwas Merlot und ein klein wenig Petit Verdot erzeugt. Der Lafite-Rothschild ist einer der Allerfeinsten unter den Spitzen-Bordeaux. Er kostet rund 1.000 € (und mehr). Mit der Flasche ploppt auch immer wieder die Frage auf: Kann man so viel Geld schmecken, ist er das wert? Es ist ganz einfach: Für den, dem es das wert ist, ist es das wert.

Thomas Hänle von Grand Cru Select

Besonders Schlaue versuchen ja gerne mit einem preiswerteren Zweitwein sich und andere zu beeindrucken, aber es gibt eben keinen Rolls-Royce zum Porsche-Preis, so gut auch beide sein mögen. Der Carruades de Lafite ist für etwas weniger als die Hälfte seines großen Bruders zu haben, aber so verwandt sie sind, so unterschiedlich fallen sie doch aus. Der Zweitwein ist gut, kann aber nicht mit einer solchen erhabenen Finesse aufwarten wie der Lafite. Außerdem braucht der Carruades de Lafite noch vier bis fünf Jahre Zeit, bis er sich voll entfaltet hat. Relativ günstig liegt man mit Anseillan, der zu den Domaines Barons de Rothschild (Lafite) gehört und mit rund 50 € moderat ausfällt. Dieser  Sympathieträger ermöglicht schon jetzt einen guten Einstieg in die Welt der Bordeaux und des Jahrgangs 2019.

Esther Martin Cap, Nathalie Anselmo. Mario Hönighausen

Die Preise explodieren mitunter, die Märkte in China, Russland oder Japan scheinen schmerzfrei. Es gibt aber sogar interessante Bordeaux, die einen Preisabschlag von 30% gewährten wie der Pontet-Canet. Man muss schon sehr viel probiert und auch investiert haben, bis man einen guten Bordeaux zum netten Preis erleben kann. Château Puygueraud 2019 (viel Merlot, etwas Cabernet Franc) bringt das Kunststück fertig und ist schon für 17 € zu bekommen. Dicht, schwarz, fast schon opulent und doch sehr geschmeidig. Kein Tannin-Raubein und schon jetzt zugänglich. Duft- und Geschmacksnoten von Cassis, Eukalyptus und Süßholz machen ihn liebens- und lobenswert.

Die wahrscheinlich größte Überraschung bei der Verkostung boten die weißen Bordeaux, denen wir in unserer nächsten BISS-Ausgabe einen eigenen Artikel widmen.

Ludwig Fienhold

 

Mit einem Klick zu

Grand Cru Select, Wein-Wolf




Heston Blumenthal kocht mit 4000 Mondquallen

Das neue Royal Atlantis in Dubai will das

luxuriöseste Entertainment Resort der Welt werden

 

Dubai kommt nicht ohne Übertreibungen aus. Für das Anfang 2023 eröffnende Royal Atlantis werden viele prominente Köche aufgerufen. Es gibt 44 Suiten mit eigenem Infinity-Pool, einen Skypool im 22. Stock mit spektakulärem Blick auf die Palmeninsel, das größte Jellyfish-Aquarium der Welt sowie eine Show mit feuerspeienden Wasserfontänen

Das Resort mit 795 Zimmern zieht sich über 43 Stockwerke in die Höhe, mit Blick auf das Arabische Meer und über Palm Island. In 44 der Suiten und Signature Penthouses des Resorts schwimmen die Gäste in privaten Infinity-Pools. Wer in einer Suite oder einem Signature Penthouse wohnt, kommt in den Genuss eines Butlers, der die Koffer auspackt oder die Kleidung bügelt. Alle Zimmer sind vernetzt, womit Gäste Temperatur, Beleuchtung, Fernseher und anderes mehr über das Mobiltelefon steuern können.

Das Hotel feiert sich und seine Auswahl der Köche mit denen geworben wird in höchsten Tönen, die freilich nicht selbst am Herd stehen werden. Es handelt sich dabei auch eher um Celebrity-Köche, die sich vor allem medial einen Namen gemacht haben: Gaston Acurio (Peru) Ariana Bundy (iranisch-amerikanische Köchin), Costas Spiliadis (weltweit agierender griechischer Fischkoch) und José Andrés (spanischer Chef einer Food Gruppe). Das allseits bekannte Nobu präsentiert seinen ersten Pool- und Beach-Club, der britische Experimentierkoch Heston Blumenthal eröffnet sein Restaurant Dinner sowie seine erste Bar Resonance.

Im 22. Stock befindet sich Ling Ling, ein modernes panasiatisches Tag-Nacht-Restaurant der Tao Group. Mit einem 360-Grad-Blick auf den Arabischen Golf und die Skyline von Dubai erwartet die Gäste ein Speise- und Partyerlebnis bis spät in die Nacht.

Die sechs Türme, aus denen Atlantis The Royal besteht, werden durch einen 90 Meter langen Skypool in der 22. Etage verbunden, der Teil des Outdoor-Entertainments Cloud 22 ist. VIP-Kabinen mit privaten Tauchbecken, eine Swim-up-Bar und ein glitzernder DJ-Pult in Form eines Kopfes gehören dazu.

Optisches Highlight in der ersten Cocktailbar des britischen Chefs Heston Blumenthal soll ein sechseinhalb Meter hohes Jellyfish-Aquarium mit 4.000 Mondquallen werden. Unter dem Namen Resonance by Heston Blumenthal bietet das Restaurant neben der Küche auch Cocktails sowie Theatershows. Die zahlreichen Springbrunnen und Wasserinstallationen im Resort sind Teil des Entertainment Programms. Zu ihnen gehört der feuerspeiende Springbrunnen Skyblaze, der erste und einzige permanente Feuer- und Wasserspielbrunnen im Nahen Osten.

Zu seiner Eröffnung will das Atlantis The Royal im Januar 2023 eine spektakuläre Feier mit einem hochkarätigen Staraufgebot veranstalten. Der Event soll der Eröffnung von Atlantis The Palm 2008 nicht nachstehen, bei der Robert DeNiro, Gerard Butler oder Kylie Minogue zu den Gästen zählten und ein Feuerwerk entzündet wurde, das vom Weltraum aus zu sehen war.

 

Photocredit: Atlantis Dubai




De Watère: Ein neuer Stern am Champagner-Himmel

Liebe auf den ersten Schluck

 

Von Ludwig Fienhold

 

Der Name mag sperrig sein, aber man wird ihn nicht mehr vergessen. Alles an De Watère ist ungewöhnlich: Er ist unglaublich gut, er wurde von einem Deutschen ins Leben gerufen, er ist noch jung und wirkt doch als habe er schon immer als leuchtender Stern am Champagner-Himmel gestanden.

Nicht allzu oft haben wir einen Champagner erlebt, der  gleich beim ersten Schluck so begeistert. Feinschliff, geschmackliche Präzision, bis in jede Perle ausbalanciert. Kein Wichtigtuer, nur weil er auf den Namen Champagner hört, sondern ein  Grandseigneur von würdevoller Eleganz.

Das Champagnerhaus De Watère in Avenay-Val-d’Or ist mit elf Jahren noch jung, die Rebstöcke mit über 50 Jahren aber ausreichend alt. Die Basis für diesen handwerklichen Spitzenchampagner: Reifezeit von bis zu acht Jahren. Nur Trauben aus eigenem Anbau, Premier-Cru Lagen im Vallée de la Marne in der Champagne. Manuelle Lese. Es sind keine Maschinen oder Traktoren im Einsatz, die Weinberge werden mit Hilfe von Pferden bewirtschaftet. Damit will man die Böden, das Terroir, schonen und giftige Emissionen vermeiden. Auf Pestizide und Herbizide wird verzichtet, um eine größtmögliche Reinheit der Trauben zu erreichen. Ausschließlich Verwendung der ersten Pressung, also mit hochwertigem Most, der Grundlage für Finesse ist. Niedrige Dosage (7 Gramm).

 

 

Champagner De Watère Ten 21

50% Pinot Noir, 50% Chardonnay

Ein sehr schöner Duft von Bäckerei und Brioche, ein Hauch Hefe. Florale Frische, Orangenzeste, Zitrus, Wiesenblumen, Crème brûlée. Zum Reinbeißen. Ausgesprochen harmonisch, sehr rund und weich, Säure ist nicht spürbar. Ein vitaler, reintöniger Champagner mit Charakter und Finesse.

 

 

 

Der Watere Champagner brut

Champagner De Watère, Prestige Brut Blanc

80 % Pinot Noir, 20 Chardonnay

Grandioser Auftritt, der Champagner ist sofort präsent, feinste Perlage, dicht und lange anhaltend. Ungemein feinduftig, Harmonie in Reinkultur in sich ruhend, balanciert wie ein Seiltänzer. Zartcremig und geschmeidig, dabei so animierend, dass man ihn in großen Schlucken trinkt. Dieser Champagner hat alles, was einen solchen auszeichnet, nur noch eine Prise subtiler. Nichts tönt laut, die Aromen fließen gebirgsquellfrisch ineinander. Ein wenig Apfelfrucht, etwas Gebäck, ein Hauch von Apfelbeignets, ein Anflug von Mandelcreme. Mehr Chopin als Beethoven.

Diesen großen Stoff gibt es bislang in drei Qualitäten: Ten 21, Prestige Brut Blanc, Rosé de Saignée (59 – 145 €). En passant, die Folienhaube (coiffe) lässt sich sehr leicht mit einem Handgriff entfernen – wie oft muss man ewig herumfingern, bis man diese vom Korken entfernt hat, insbesondere beim Dom Perignon.

Im Grunde ist De Watère ein Champagner alter Schule. Bei der Qualität besinnt man sich auf Tradition und will „die alte Seele der Champagne einfangen“, aber durch das Design versucht man teilweise auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Gerade beim intensiv blauen Ten 21. Doch der Greifvogel „Theodore“ auf dem Etiket ist das Wappen mit dem sich der deutsche Besitzer Martin A. Konorza auf seine französischen Ahnen namens De Watère beruft. Ten steht für das Gründungsjahr, 21 für den Jahrgang. Bislang sind drei verschiedene Champagner auf dem Markt, weitere sollen folgen.

www.de.de-watere.com

 

Photocredit: De Watère, Barbara Fienhold




Trüffel: Bühne frei für den großen Ekstasestoff

Das 30. Trüffel-Festival

im Brighella hat begonnen

 

Der Herbst ist oft ein müder Blues. Doch jetzt macht auch wieder ein Wachmacher die Runde, der für duftige Sinnlichkeit und kulinarische Ekstase steht: Der weiße Trüffel, die unterirdisch wachsende Knolle mit dem überirdischen Geschmack. Das Ristorante Brighella in Frankfurt widmet sich seit Jahren besonders engagiert dem magischen Pilz und konnte jetzt das 30. Trüffel-Festival vor ausverkauftem Haus starten. Mit viel Trüffeln, Vino und Showeinlagen. Das Spectaculum geht noch bis 13. November.

Weiße Trüffel werden wie Wertpapiere an der Börse gehandelt, die Preise gehen derzeit wieder steil nach oben. Aktuell kostet das Kilo mit 4.500 €, vor wenigen Tagen waren es noch 3.800 €. Nicht alle Gastronomen machen diese Preisspirale mit, weil sich der Aufwand nicht rechnet und die Marge wegschmilzt wie Butter in der Pfanne. Das Brighella bezieht die weißen Trüffel aus dem Piemont, während die schwarzen Trüffel aus Norcia in Umbrien stammen. Sie sind mit einem Kilopreis von rund 500 € noch verhältnismäßig preiswert, entfalten aber auch nicht das einzigartige Aroma wie die weißen Trüffel. Beim Trüffel-Festival werden beide eingesetzt. Der Preis für 5 Gänge plus Amuse und Dinnershow beträgt 150 €, Getränke gehen extra.

Tortello gefüllt mit Kalbs-Ossobuco gehen eine schöne Verbindung mit schwarzem Trüffel ein, die Tajarin aus dem Piemont lechzen geradezu nach weißen Trüffeln. Besser kann Pasta kaum schmecken.  Auf einer extra für diesen Abend abgestimmten Karte wurden ein gutes Dutzend Weine sowie gleich neun Weine in Magnumflaschen ausgesucht (38 – 82 € bzw. 78 – 238 € bei Magnum). Trinkempfehlungen: Der Langhe Arneis Blange von Ceretto aus dem Piemont ist ein saftig-frischer Allrounder, der sich vielen Gerichten anpasst. Ebenfalls aus dem Piemont kommt der sehr geschmeidige Barolo Perarmando von Parusso.

Mario und Tochter Laura

Im Brighella sind nicht nur gut gefüllte Bäuche zu Gast, sondern auch ein Bauch, der sprechen kann. Jan Mattheis, den man unter anderem aus dem „Tigerpalast“ kennt, ist schlanker Bauchredner und Zauberer. Auf der duftigsten Bühne der Stadt sind in diesen Tagen außerdem noch zwei weitere Künstler zu Hause: Angelo Vella und Eric Emmanuele. Angelo ist Sänger und Gitarrist, der mitunter beim Service aushilft und viele Italo-Hits im Repertoire hat. Eric hat auch italienische Wurzeln, kommt aber aus New York und lässt als Sänger Hits von Frank Sinatra und Dean Martin wieder aufleben. Diese Akteure sind Profis, die gute Stimmung verbreiten. Die Brighella-Chefs haben ebenfalls vielseitiges Talent. Leo Caporale kann kochen und singen, Mario Borazio ist Theaterschauspieler, der sogar steppen kann.

Ludwig Fienhold

Brighella, Frankfurt, Eschersheimer Landstr. 442, Tel. 069 53 39 92.

Künstler Agentur Move, Frankfurt, www.move-gmbh.de

Fotos: Barbara Fienhold

 

Alle Akteure, rechts Eric Emanuele