Der „Tatort“ im Brückenkeller
Das schönste Restaurant Deutschlands als Filmkulisse
Plötzlich taucht er aus dem Dunkel auf, der Frankfurter Brückenkeller, einst Deutschlands schönstes Restaurant. Für wenige Minuten werden Erinnerung wach, dank des aktuellen Tatorts „Murot und das Gesetz des Karmas“. Felix Murot alias Ulrich Tukur trinkt dort im schummrigen Licht zwar mit einem fiesen Musiker, der aber das schöne Bild dieser Gourmetlegende nicht stören kann. Der „Tatort“ spielt auch im Hotel Kempinski in Gravenbruch und im Panoramafenster-Pavillon im Huthpark, wo das Café Bergstation zu Hause ist, doch die Szenen mit dem Brückenkeller sind einfach die schönsten – zumindest für den, der ihn kannte. Als Weinhaus-Keller gibt es ihn seit 1652, das Restaurant wurde 1927 eröffnet.
Murot und der fiese Musiker trinken nur Wein (und Ouzo, den im Brückenkeller niemand je getrunken hat), haben aber nichts zu essen auf dem Tisch. Das wäre früher garantiert nicht so gewesen, denn das Restaurant hatte in den achtziger Jahren und Anfang der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts einen und für kurze Zeit sogar zwei Michelin-Sterne – damals galt so etwas noch weit mehr als heute. Zwei der Großen ihrer Zunft waren unter anderem dort Küchenchefs, Alfred Friedrich und Hans Haas. Friedrich betreibt noch sein Edelwirtshaus Golden Kron in Frankfurt, Haas wurde kürzlich mit viel Jubel für seine exorbitante Arbeit im Münchner Tantris in den Ruhestand verabschiedet.
Der Brückenkeller war nie ein gewöhnliches Restaurant, allein schon wegen seiner einzigartigen historischen Gewölbekulisse. Die Geigen der um die Tische ziehenden Musikanten schluchzten und manchmal auch die Gäste, aber nicht unbedingt wegen der Rechnung, sondern weil die Atmosphäre so berührend war. Betreiber Michael Wehle, der im Brückenkeller als Oberkellner arbeitete und später den gesamten Betrieb übernahm, führt im Gästebuch Namen wie Marilyn Monroe, Elvis Presley, Alfred Hitchcock, Walt Disney oder Paul Bocuse auf.
Es gibt viele Köche und Gastronomen, die den Brückenkeller gerne übernehmen würden, was aber bislang an den Preisvorstellungen scheiterte. Andere in der Branche wären froh, das Lokal wenigstens für eine Veranstaltung mieten zu können, was ebenfalls misslang. Der Brückenkeller ist schon seit Jahren nicht mehr für Restaurantgäste zugänglich und öffnet seine Türen nur noch für Gruppen an Messen oder dient als Eventlocation. Oder wie jetzt als Filmkulisse.
LF