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Restaurant Trares: Christopher Crell geht, Thierry Felden & René Postel kommen

Gastronom ist

vom Lockdown genervt

und zieht nach Portugal

 

Gastronom Christopher Crell aus Frankfurt hat die Nase voll vom ewigen Lockdown in Deutschland und wandert nach Portugal aus. Sein Restaurant Trares im Nordend übernimmt am 1. März Thierry Felden, Küchenchef wird René Postel, der zuvor im Restaurant Frankfurter Botschaft gute Leistungen zeigte und unter anderem bei Alfred Friedrich in der Golden Kron mit am Herd stand. Thierry Felden ist in der Gastronomieszene sehr bekannt und hatte bis vor kurzem die Frankfurter Botschaft als Restaurantleiter geführt. Zu seinen Stationen gehörten außerdem Ernos Bistro, die Villa Merton und das Micro von Mario Lohninger.

René Postel

Als Christopher Crell im August 2015 sein Trares eröffnete, ging er voller Elan an den Start. Seit Corona ist alles anders. Crell, der stets die unverhältnismäßig restriktive Corona-Politik kritisierte, sah keine andere Möglichkeit mehr, als sein Lokal aufzugeben. Crell ist einer der wenigen in der Branche, der seine Meinung offensiv äußert und Haltung zeigt. Er sehe für sich keine Chance mehr in Deutschland, weil er den Lockdown weder psychisch noch wirtschaftlich überstehen könne. Zudem habe er weder für November noch Dezember die versprochenen staatlichen Hilfen bekommen. Und das bei ausbleibenden Einnahmen.

Christopher Crell

Christopher Crell (Bild oben) hatte schon immer ein Faible für Portugal, das Land, die Menschen, die Weine und das Essen. Bei vielen Reisen wurde aus Sympathie Liebe, jetzt ist die Zeit reif für einen Sprung in ein neues Leben. Crell hat ein kleines Stück Land gepachtet und will dort in einem Häuschen leben. Wie schon jetzt, möchte er weiter visuell mit seinen Küchen-Ideen präsent bleiben, ob auf Youtube, Instagram oder bei privaten Sendern. Christopher Crells Geschäftspartner, Christian Weber, nimmt sich erst einmal eine längere Auszeit.

Thierry Felden

Was wird sich am Restaurant Trares ändern? Wie Thierry Felden im Gespräch erklärte, will man die Terrasse noch etwas verschönern und den Innenhof beleben, der bei vielen gar nicht bekannt ist. Die Küche von René Postel wird in etwa so ausfallen, wie in der Frankfurter Botschaft, „eher noch einen Tick besser.“ Das ist ein Wort, denn dort waren die Küchenleistungen von Postel bereits sehr gut, wie unser letzter Besuch zeigte. Die Weinkarte im neuen Trares soll nach den Worten von Thierry Felden keinen Mainstream bieten und eher unbekannte Weingüter zu fairen Preisen auflisten. „In Südfrankreich habe ich ein paar sehr schöne Entdeckungen gemacht, die auch preislich interessant sind.“ Klar, dass Thierry Felden bei seiner Weinkarte einen französischen Akzent setzen möchte, er will aber auch lokale und regionale Erzeuger berücksichtigen. Mit dabei ist in jedem Fall Andreas Schneider mit seinen Apfelweinspezialitäten. Das neue Trares startet zunächst mit einem kleinen Team. Man ist bereits gut aufgestellt, aber für einen Koch wäre noch Platz. Thierry Felden will den Namen Trares behalten. Wer rätselt, was dieser bedeuten mag, bitteschön: Es ist der Name der Hausbesitzerin, der Christopher Crell zu besonderem Dank verpflichtet ist.

Ludwig & Barbara Fienhold  

 

Photocredit: Barbara Fienhold, privat




Masterpiece-Hotel für die Insel-Legende Capri

Restart einer Insel-Ikone

 

Zwei-Sterne-Koch will authentische Küche servieren 

 

Ab April 2022 soll ein neues Schmuckstück auf der Insel Capri glänzen: Die Oetker Collection und Reuben Brothers verwandeln Capris erstes, im Jahr 1822 erbautes Hotel in ein elegantes und exklusives Haus mit 50 Zimmern und Suiten. In unmittelbarer Nähe zur berühmten Piazzetta gelegen, umfasst das Hotelensemble ein Rooftop-Restaurant und eine Rooftop-Bar mit atemberaubendem Blick, einen eigenenBeachclub, ein neues Pool-Deck sowie ein Spa und High-Fashion Boutiquen. Das Hotel La Palma wird die neu gestaltete Inkarnation des ursprünglichen Hotels, das über so viele Jahre hinweg Zuhause namhafter Künstler, Dichter, Schriftsteller und Musiker aus aller Welt war. Nach der Wiedereröffnung soll es erneut zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Insel werden.

 

Capri, La Palma Hotel, Rooftop-Restaurant

Bei der Umgestaltung des 50-Zimmer- und Suiten-Hotels im pulsierenden Zentrum Capris wurde darauf geachtet, diese Ikone aus dem Jahr 1822 neu zu interpretieren und damit die Geschichte des ersten und ältesten Hotels der Insel zu würdigen. Getreu der Mission, an besonderen Orten besondere emotionale Verbindungen zu schaffen, soll das erste italienische Masterpiece Hotel der Oetker Collection das Lebensgefühl der Insel widerspiegeln. Das Hotel befindet sich im Besitz von Reuben Brothers und stellt den jüngsten Meilenstein ihrer europäischen Development-Aktivitäten dar.  Dazu gehört auch legendäre Nachtclub La Taverna Anema e Core, einer bei vielen Prominenten beliebter Hot-Spot der Insel, der ebenso Teil des Gebäudeensembles ist. Das Hotel La Palma bietet zwar ein gänzlich neues Pool-Deck samt Bar, doch der eigene Beach Club an der Südküste Capris ist auch nur eine kurze Autofahrt entfernt.

Während der Renovierung wird die Zimmeranzahl des Hotels reduziert, von 80 auf 50 Zimmer, darunter 18 Suiten, alle mit eigenem Balkon oder Terrasse. Im Herzen der Insel gelegen, ist das Hotel ein guter Ausgangspunkt für die Entdeckung der Sehenswürdigkeiten, etwa der nadelförmigen Felsenformationen Faraglioni oder des Augustusgartens,  selbst die berühmte Blaue Grotte ist schnell erreichbar. Für die Augen bietet Capri viel, aber auch für den Gaumen. Gennaro Esposito, der sich weit über die Grenzen von Kampanien mit seinem Zwei-Sterne Restaurant Torre del Saracino einen Namen gemacht hat, ist für die gastronomische Leitung von Gennaro’s Restaurant (Bar und Terrasse) verantwortlich. Inspiriert vom Purismus der Kochkunst Capris in den 50er Jahren, will er für eine unprätentiöse und authentische mediterrane Küche sorgen. Einen atemberaubenden Blick auf Capri und das Meer bietet das Rooftop-Restaurant & Bar Bianca, das bis spät in die Nacht geöffnet hat. Und jetzt bitte schon mal die Platte von Rudi Schuricke auflegen, „Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt“.

Frederic Boländer




Lohningers große Klassik: Das könnten wir jeden Tag essen

Ochsenbackerlgulasch, Wiener Schnitzel

und Pinzgauer Kaspressknödel

 

Genuss zum Mitnehmen

 

Lohninger To Go ist wie Lohninger To Stay. Fast. Die entspannte Atmosphäre im schönen Restaurant in Frankfurt ist schwer zu ersetzen, aber die Gerichte für zu Hause haben die Klasse, die man von diesem Spitzenlokal gewöhnt ist. Ochsenbackengulasch, Wiener Schnitzel, Kaspressknödel und eine Crème brûlée, wie sie besser nicht sein kann.

Das fabelhafte Ochsenbackengulasch mit Serviettenknödel lieben wir seit den Zeiten Mario Lohningers im Silk und Micro (Cocoon Club). Es ist von einer solch superben Schlotzigkeit und Würz-Raffinesse, dass man nie mehr mit dem Essen aufhören möchte.

Prime Filet Tatar

Was sollen wir noch mehr zum Wiener Schnitzel von Lohninger sagen, wir haben es längst zum Weltkulturerbe erklärt. Natürlich schmeckt es am besten, wenn man es frisch im Restaurant serviert bekommet, aber man kann das gute Stück ja auch so schnell wie möglich nach Hause bringen und dort gleich verspeisen. Außerdem schmeckt ein Wiener auch noch lauwarm und sogar kalt. Der auffrischende Gurkensalat, der saftige Kipfler Erdäpfel-Salat und die süß-herben Pinzgauer Preiselbeeren bieten beste Begleitung.

Mario Lohningers Vater Paul steht bis heute mit ihm am Herd und weiß, wie man Tradition aufs Herzhafteste umsetzen kann. Die Oberpinzgauer Kaspressknödel mit Spitzkrautsalat werden nach seinem Rezept zubereitet und sind für Mario die besten, die er kennt. Fluffig und zart sind sie und schön kraftvoll im Geschmack. Dazu gibt´s Spitzkrautsalat und Steirisches Kürbiskernöl.

Das erstklassige und saftige Hereford Prime Filet Tatar wird à la minute frisch zubereitet. Perfekt gewürzt mit Essiggurken, Kapern, Sardellen, Schalotten und Sojasauce plus Olivenöl, Parmesansplittern und Dijon-Mayonnaise. Auf der ringförmigen angelegten Delikatesse thront ein gegarter Bio-Dotter, der beim Anschneiden sämig ins Fleisch fließt. Umwerfend gut. Kann man auf dem Teller anrichten, lässt sich aber auch ganz bequem aus der aus der Liefer-Box genießen.

Eine wirklich gute Gänseleberterrine muss man in Deutschland lange suchen. Beim Lohninger findet man gar eine ganz großartige. Man merkt eben, dass Mario Lohninger auch in Paris gearbeitet hat, und dann auch noch gleich beim ehemaligen Drei-Sterne-Koch Guy Savoy. Die feine, delikate und leicht cremige Gänseleber gibt es im Glas mit 200 Gramm. Eigentlich reicht das spielend für zwei Personen, einen Tag oder auch zwei Tage. Man wird aber garantiert mehr wollen.

Crème brûlée kann ein ziemlicher Langweiler sein. Bei Lohninger wird Genusssucht daraus. Besser geht´s nicht. Mit im Spiel sind Tonkabohnen und der hochwertige Musvovadozucker aus Mauritius. Deshalb wird die Crème auch nicht geflämmt, weil dieser Zucker sonst nur verbrennt. Ungemein zart und cremig.

Fritatten-Suppe kennen die Älteren noch als einfaches Gericht, beim Lohninger wird sie aufwendiger und besser zubereitet. Mit Rindfleisch, Fritatten und konzentrierter Ochsenschwanzkraftbrühe.

Maine Hummer

Auf der To Go Speisekarte stehen noch andere Verlockungen, vom tollen Grammelschmalz bis zum Hummer. Die Abholer bekommen die Speisekarte mit auf den Weg, auf der sämtliche Gerichte über QR-Codes auf YouTube abgerufen werden können. Dort sieht man auf informative und unterhaltsame Weise, wie Mario Lohninger seine wunderbaren Klassiker live zubereitet und den Zuschauern manch nützliche Tipps gibt.

Die Gerichte erhält man in adretten appetitlichen Verpackungen aus Mais und Rohrzucker, sie biologisch abbaubar sind. Im Grunde kann man alles gleich aus der Verpackung essen, ohne das Gefühl von Fast Food und Pappe zu haben.

Wie viele andere Toplokale konnte sich auch das Lohninger anfangs nicht mit Take Away anfreunden. Weil der Lockdown nun schon gefühlte Jahre andauert und kein Ende abzusehen ist, hat man sich aber zum Weiterkochen entschieden. Die ersten Wochen „Lohninger To Go“ waren sehr erfolgreich, das Lokal wurde überrannt. Die übernächste Woche gibt es als besondere Tagesofferte Rouladen. Da wird es kein Halten geben.

Ludwig Fienhold

 

Lohninger, Frankfurt, Schweizer Str. 1

www.lohninger.de

Bestellungen nur telefonisch unter 069/24 75 57 860

von 10 – 20 Uhr

Abholzeiten: Donnerstag 17 – 20 Uhr, Freitag – Sonntag 12 – 14 Uhr und 17 – 20 Uhr.

 

 

Photocredit: Barbara Fienhold 




Mord mit Riesling Kabinett Rabenhalde

Wenn das Fernsehen kulinarisch wird

 

Das Fernsehen ist kein guter Lehrmeister. Vor allem, wenn es um kulinarische Details in Krimis und anderen Unterhaltungssendungen geht. Ständig wird Rotwein aus Weißweingläsern oder umgekehrt getrunken. Stillos ist es, wenn selbst ein Genießer wie der Serienanwalt Falk ein Weinglas am Kelch würgt, als hätte er einen zahlungsunwilligen Klienten vor sich. Im Kölner Tatort „Plattgemacht“ stirbt ein Obdachloser, als er einen Riesling Kabinett „Rabenhalde“ von Wilhelm Stoll vom Jahrgang 2007 trinkt.  Auch bei den Requisiten sollte man korrekt arbeiten und dem Fernsehzuschauer keinen Riesling aus einer Bordeauxflasche auftischen. Nachgoogeln hat keinen Zweck, es gibt diesen Wein nicht, man wollte offenbar keinen real existierenden Winzer mit einem Mord in Verbindung bringen. Obwohl es auch durchaus verkaufsfördernd hätte sein können. Jauch hätte mit seinen Weinen da bestimmt mit gemacht.

Im „Traumschiff“ nach Rio vermisst Heinz Hoenig in seinem Wein Aromen von Zitrusblättern, getrocknetem Heu, Mango, Vanille und Tanninen. Interessante Mischung, aber Tannine sollte er in einem Weißwein eher nicht entdecken dürfen. Viel unwirklicher erscheint aber, dass ein Weinkellner solche Anmaßungen völlig widerspruchslos entgegennimmt. Überhaupt nicht den tatsächlichen Begebenheiten entspricht eine „Tatort“-Folge aus Ludwigshafen, in der auf dem Hotelzimmer beim Obst ein scharfes und spitzen Messer liegt – was in keinem Hotel der Welt zu finden ist, weshalb das Obst oft ungeschält liegen bleibt. In diesem Fall aber taugte das Messer als Waffe, aber erst nachdem die Täterin eine ebenfalls in der Obstschale befindliche Mandarine mit den Fingern geschält hatte.

Irrungen sieht man nicht nur in den Niederungen des Fernsehens, sondern selbst in der großen Kunst. Bis heute gibt es in den Feuilletons kein klares Bild über das weltberühmte Gemälde von Max Beckmann „Selbstporträt mit Sektglas“. In dem Kühler vor ihm ist eine Flasche zu sehen, die eher einer Sektflasche gleicht. Kunstkenner glauben hingegen zu wissen, dass Beckmann stets Champagner trank, am liebsten gleich eine Flasche. In der Zeit als das Bild entstand, also 1919, gab es in Deutschland vor allem Sektschalen oder Sektflöten. Champagnergläser, wie heute üblich, waren unbekannt. Das Glas auf dem Bild ist ein eher normales Sektglas, jedenfalls keine Flöte oder Schale, was aber in dieser Zeit nicht oft im Einsatz war. Beckmann kann genau daraus aber durchaus Sekt oder Champagner getrunken haben. Im Gegensatz zu heute machte man seinerzeit keinen großen Unterschied zwischen Sekt und Champagner, weil beides als exklusiv galt. Champagner würde jedoch besser zu Beckmann passen, jedenfalls hätten wir ihm diesen eher gegönnt.

Frederic Boländer