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Weniger Office, mehr Offensive: Interview mit der neuen Direktorin des Jumeirah

Was kann Daniela Fette-Rakowski besser machen?

 

Während Frauen in Spitzenpositionen in der Tophotellerie immer noch eine Rarität sind, wurde im Jumeirah in Frankfurt nun zum dritten Mal eine Frau zur General Managerin ernannt. Vor Daniela Fette-Rakowski führten auch Dagmar Woodward und Doris Greif das Haus. Das Jumeirah in Frankfurt ist das einzige Hotel der in in Dubai basierten Gruppe auf europäischem Boden. BISS sprach mit der neuen Hoteldirektorin.

Die Lage mitten im Zentrum von Frankfurt ist optimal. Für Hotelgäste, aber auch lokale Besucher. Der Frankfurter tut sich aber schwer mit seinen Hotels und dessen Restaurants und betritt diese nur zögerlich bis gar nicht. Ein Wohnzimmer, wie es beispielsweise das Vier Jahreszeiten für die Hamburger ist, gibt es unter den Frankfurter Hotels nicht. Das Restaurant Max on One liegt zudem auf der ersten Etage, was für lokale Gäste eine zusätzliche Hürde bedeutet. Trotz solider Küchenleistungen hat das Max on One bislang nicht sein Zielpublikum gefunden. Auch die neue General Managerin Daniela Fette-Rakowski möchte das Hotel und sein Restaurant „gerne zum Wohnzimmer der Stadt“ machen, kann dafür aber natürlich noch kein Rezept anbieten. „Das Max on Ohne hat viel Potential, wir müssen weiter am Konzept feilen, meint sie.

Daniela Fette-Rakowski

Der Ex Michelin-Chef Michael Ellis ist seit genau einem Jahr „Chief Culinary Officer“ bei Jumeirah und damit für alle Hotels der Gruppe so etwas wie ein Geschmacksberater. Er und der ebenfalls noch neue CEO der Gruppe José Silva wollen Gastronomie und Kulinarik als Alleinstellungsmerkmal der Hotelgruppe etablieren. Das hört sich gut und hat in dem einen oder anderen Fall auch schon Wirkung gezeigt, in Frankfurt ist das jedoch noch nicht angekommen. Die Food & Beverage Abteilung ist keineswegs schlecht aufgestellt und engagiert sich, was fehlt ist tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal, dass für Gäste so überzeugend ist, dass sie deshalb auch den Weg in den ersten Stock wagen.

Frankfurt ist schon lange nicht nur eine Business & Banken-Metropole und wird immer mehr als touristische Destination entdeckt. „Wir beherbergen viele Gäste, die aus geschäftlichen Gründen in die Stadt kommen“, meint Daniela Fette-Rakowski. „Die Stadt für Freizeitreisende attraktiv zu vermarkten, ist eine unserer Hauptaufgaben.“ Das Jumeirah, so sagt sie, profitiere von Attraktionen wie der Alten Oper, dem Mainufer und der Neuen Altstadt, die man vom Hotel bequem zu Fuß erreichen könne.

Ein Management, das sich immer mehr um Zahlen und Bürokratie kümmern muss, verliert den Kontakt zum Gast und im schlechtesten Fall auch zu den eigenen Mitarbeitern. Hier hat sich inzwischen in der Branche ein Gegentrend entwickelt, der einer Hotelführung mehr Freiraum zum Repräsentieren erlaubt. Dagmar Woodward, die mit sehr viel Chic ihren Pariser Background zeigen konnte, belebte das Haus auf ihre Weise. Auch Daniela Fette-Rakowski will „besonders stark den Kontakt zum Gast und den Mitarbeitern“ suchen. Wer meist im Büro sitzt, verpasst diese Möglichkeit. „Ich mache immer morgens meine Runde durchs Haus, um im direkten Gespräch zu erfahren, was die Mitarbeiter und die Gäste bewegt“, meint die Jumeirah-Chefin, die in erster Linie als „passionierte Gastgeberin“ gesehen werden möchte. Daniela Fette-Rakowskis offene und gewinnende Art wird ihr dabei helfen.

Ludwig Fienhold

Daniela Fette-Rakowski arbeitet seit mehr als 19 Jahren in der Hotellerie und war zuvor als Hotelmanagerin in der Villa Kennedy in Frankfurt tätig. Weitere Stationen waren unter anderem das Kempinski Gravenbruch als Director of Sales & Marketing sowie die Steigenberger Hotels AG, wo sie als Regional Director of Sales arbeitete.

Photocredit: Jumeirah




Riesling-Gala im Rheingau: Nicht nur der Lachs badet gerne im Wein

30 Jahre Riesling-Gala

im Kloster Eberbach

 

Mit fast 700 Gästen war das Kreuzgewölbe gut gefüllt, wie die Gläser an den Tischen. Nicht nur das Kloster Eberbach stößt damit an seine Kapazitätsgrenzen, auch die Köche. Es wurden wieder einige namhafte Vertreter ihrer Zunft verpflichtet, darunter Julian Stowasser vom Weinsinn in Frankfurt und Alexander Hohlwein vom Restaurant 360 Grad in Limburg. Zum schottischen Lachs mit gelierter Passionsfrucht und Misocreme flossen Weine von Balthasar Ress, Robert Weil und anderen Weingütern, die indes nicht allein aus dem Rheingau kamen. Aus der Pfalz steuerten Friedrich Becker und Dr. Wehrheim gute Tropfen bei, von der Mosel Dr. Loosen. Das Weingut Wittman aus Rheinhessen glänzte mit seinem Riesling von der Spitzenlage Morstein. „Eine solch überirdische Vollendung habe ich noch nicht erlebt“, begeistert sich Wittmann selbst, was zu verstehen ist. Andreas Spreitzer aus dem Rheingau bezauberte mit seinem aparten saftigen Oestricher Lenchen Rosengarten. Er schenkte großzügig ein und nutzte die Gunst der Stunde, um auf sich und seine Weine aufmerksam zu machen – im Gegensatz zu einigen weniger einsatzfreudigen Winzern. Es gab wohl niemand, der alle Weine probieren konnte, man brauchte dazu das Fassungsvermögen eines großen Fasses. Unser Favorit beim Menü: Carabinero mit Pistazien und Vadouvan-Gewürz von Alexander Hohlwein vom 360 Grad. Der jüngste Gast war sein nur wenige Monate alter Nachwuchs, der sich nicht muckste und das Wein-Festival mit großen Augen in aller Ruhe zu genießen schien.

 




Weihnachten: Kalter Glühwein & ein Fischbrötchen-Terminator

Weihnachten ist

ein seltsames Geschäft

 

Champagner-Glühwein – so eine Idee kann auch nur aus München kommen. Dort wird er auf dem Weihnachtsmarkt des Sofitel München Bayerpost im Krug serviert. Einem Perrier-Jouët kann es offenbar nicht schaden, mit Anis, Zimt und anderen Gewürzen aufgefrischt zu werden. Weil die Glühweine auf unseren Weihnachtsmärkten meist nur Plörre sind, wagen sich auch immer mehr Winzer an das Thema. Viele schaffen es allerdings nur, dem ganzen ein neues Etikett, aber keinen besseren Inhalt zu geben. Winzer Jürgen Andres aus der Pfalz hat sich mehr Mühe gegeben und bietet seine Winterpullen benannten Literflaschen in Rot, Rosé und Weiß  sowie als Punsch ohne Alkohol an. Der Glühwein aus Dornfelder bringt alle Gewürze mit, die man von einem Glühwein erwartet, wobei das Ergebnis weit harmonischer ausfällt als man das auf den Weihnachtsmärkten erfährt. Er duftet und schmeckt nach dunklen Beeren, Orangenschalen, Nelken, Sternanis und Zimt. Am besten gefällt uns aber der Rosé, aber nicht warm, sondern kalt. Warm gerät er zu süß, kalt duftet er vollkommen nach Weihnachtsmarkt, wie man es sich wünscht. Wer es dennoch lieber warm mag: Glühwein darf nicht zum Kochen gebracht und auf höchstens 80 Grad erhitzt werden.

Wir werden immer wieder von sehr vielen Lesern darauf angesprochen, dass der Frankfurter Weihnachtsmarkt durch unfreundliches Personal negativ auffalle. Das lässt sich natürlich nicht pauschal sagen, doch viele Mitarbeiter sind tatsächlich schroffer als selbst in den übelsten Sachsenhäuser Sumpflokalen. Erlebt an der Roie-Fischkate auf dem Römerberg: Das letzte armselige matte Ersatzlachsbrötchen will der Kunde nicht und wartet auf die sich anbahnende neue Lieferung. Der klein-bullige Mitarbeiter kann es nicht glauben und wirft das vernachlässigte Brötchen vor den Augen der Gäste wütend und fluchend in die Tonne. Welch ein dummer Mensch, welch ein Lebensmittel-Idiot.

Weihnachten ist ein seltsames Geschäft.

 




Hier schießen Sie den Vogel ab: Die besten Adressen für Gänse & Enten

Höhenflüge

mit Geflügel

in der Rhein-Main-Region

 

Die Favoriten haben sich zum Vorjahr nicht verändert, nur bei den Preisen gewann man leicht an Höhe. Bei diesen Adressen im Rhein-Main-Gebiet vermag man mit Geflügel den Vogel abzuschießen. Dies soll eine kleine und doch prägnante Auswahl sein, wie stets subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Es ist ratsam, Gänse und Enten im Voraus zu reservieren. Oft sind sie auf wenige Portionen limitiert, wie etwa im Frankfurter Stanley Diamond. 

 

Gänse

 

Stanley Diamond in Frankfurt

Mit Prachtexemplaren aus der Rhön schießt das Lokal im Bahnhofsviertel den Vogel ab. Man kann die Gans ganz (für 4 P.) serviert bekommen. Knusprige Haut und saftiges Fleisch sind aber nicht die einzigen Voraussetzungen für ein perfektes Gänse-Essen, Maronen und Rotkraut gehören ebenso dazu, vor allem aber Klöße mit Semmelbrösel und brauner Butter. Die Klöße sind im Stanley Diamond hervorragend und allein schon mit der schönen Sauce ein Gericht für sich. Aber auch die Maronen sind wunderbar saftig und nicht so staubig wie anderswo. Pro Abend werden höchstens 4 Gänse serviert, man sollte mindestens 2 Tage im Voraus reservieren. In dieser Saison einer unserer großen Favoriten, allein schon wegen der kardinalen Klöße.   

Stanley Diamand, Frankfurt, Ottostr. 16-18, Tel. 069 269 428 92.

 

Zur Golden Kron in Frankfurt

Alfred Friedrich mag es klassisch und kreativ. Man kann bei ihm ein Gänsemenü mit sechs Gängen bekommen (89 €), bei dem neben Brust und Keule auch Cannelloni von Gänse-Rillette und Gänse-Bratwurst mit Quittensenf serviert werden. Daneben wird eine ganze Gans in zwei Gängen mit Gänsepunsch angeboten: 265 € für 4 – 5 Personen. Die ganzen Gänse werden nur auf Vorbestellung mit einem Vorlauf von vier Tagen gebraten. Geliefert wird das Federvieh vom allseits bekannten und geschätzten Bauer Mann aus Groß-Zimmern – Freilandgeflügel , artgerechte Tierhaltung, keine Stopfmast. In der Golden Kron ist Gänsezeit vom 12. November bis 23. Dezember.

Zur Golden Kron, Frankfurt, Alt-Eschersheim 58, Tel. 069 26941174.

 

Lohninger in Frankfurt

Mario Lohninger

Im Lohninger wird derzeit eine Oldenburger Gans serviert, mit Rotkraut, karamellisierten Kastanien und Serviettenknödel (42 €). Wie mit jedem anderen Produkt, geht Mario Lohninger auch mit der Gans meisterlich um. Die Gans gibt´s traditionell ohne Firlefanz. Außerdem steht eine famose Freiland-Ente auf der Speisekarte. Früher servierte Lohninger einen schönen Truthahn, doch die Gans hat sich bei den Gästen mehr durchgesetzt. Eigentlich schade, denn einen Truthahn gibt es in ganz Frankfurt nicht, und auch sonst nicht so gut, wie von Mario Lohninger zubereitet, der ja einige Jahre in New York zu Hause war und weiß, was an Thanksgiving auf den Tisch muss.

 

 

Speisekammer in Frankfurt

In dem gemütlichen Gasthaus der Familie Schreuer versteht man sich auf traditionellen Gänsebraten mit Kartoffelknödeln und Rotkohl. Das schöne Fachwerkhaus stammt aus dem 18. Jahrhundert und bietet gerade in der Vorweihnachtszeit ein wohlige Atmosphäre.

Frankfurt, Alt Heddernheim 41, Tel. 069 57 38 88.

 

Zum Goldenen Stern in Steinbach im Taunus

Die Freilaufgans ist legendär, die Bratkartoffeln auch. Allerbeste Hausmannskost in weinseliger Atmosphäre und seit Jahrzehnten eine sichere Bank.

Steinbach, Bornhohl 1, Tel. 06171 74253

 

Tranchieren der Ente am Tisch in der Leiter

Enten

 

Die Leiter in Frankfurt

Wenn Restaurantchef Fernando die saftige krossgebratene Barbarie-Ente am Tisch tranchiert und mit Karamellmaronen und Rotkohl serviert, duftet das ganze Lokal nach Weihnachten. Die Ente (34 € pro Person) wird in zwei Gängen serviert.

Frankfurt, Kaiserhofstr. 11, Tel. 069 292121.

 

Ente in Wiesbaden

Die Heide-Ente aus dem Rohr ist seit Jahrzehnten zu Recht der Hausklassiker. Sensationell schmeckt die ebenfalls oft zu habende knusprige und umwerfend gut gewürzte Challans-Ente.

Ente im Hotel Nassauer Hof, Wiesbaden, Kaiser-Friedrich-Platz 3-4, Tel. 0611 133666.

Die Gänse/Enten Top Ten Rhein-Main-Region wird stetig aktualisiert und ergänzt.




Kempinski macht sich breit: Neun neue Hotels und eigene Immobilien

Auf Kuba wird es dann drei Hotels der Gruppe geben

 

Kempinski, die älteste Luxus Hotelkette Europas, will in den nächsten zwei Jahren insgesamt über 100 Betriebe rund um den Globus führen. Allein in den nächsten zwölf Monaten öffnen neun neue Hotels mit insgesamt 1.961 Zimmern und Suiten ihre Türen, drei davon in der Karibik, ein Hotel in Tel Aviv, in Tiflis, in Bangkok, in Guangzhou, in Brazzaville und in Almaty; weitere sieben Hotels mit 2.404 Zimmern befinden sich derzeit im Bau. Oben rechts im Bild: Cayo Guillermo in Kuba. Zudem soll das Portfolio der Kempinski Hotels erstmals in der mehr als 122jährigen Geschichte des Unternehmens durch ein Hotel in New York ergänzt werden. Letzteres ist Teil einer vor wenigen Tagen unterzeichneten strategischen Partnerschaft mit der 12.18. Investment Gruppe. So wird das 7Pines auf Ibiza ab Frühjahr 2020 unter dem Namen 7Pines Kempinski Ibiza wiedereröffnen, es folgt ein weiteres Resort auf Sardinien. 12.18. will durch institutionelle Investoren 500 Millionen Euro als Kapital zusammentragen, Kempinski sein Know-how und langjährige Expertise in der Luxus-Hotellerie sowie die entsprechenden Verkaufs- und Distributionskanäle in die Partnerschaft mit einbringen.

Bristol Kempinski Havanna

Die Expansion der Kempinski Gruppe wird in Zukunft nicht nur auf Managementverträge ausgerichtet sein, es ist auch der Erwerb von Hotelimmobilien geplant, vor allem solche, die umfassend renoviert und dann unter den eigenen Marken neu positioniert werden. Kempinski ist bisher ein reiner Hotelbetreiber, lediglich das Stammhaus an der Münchner Maximillianstrasse, das Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski, ist im Besitz des Unternehmens. ”Durch den Erwerb von Immobilien profitieren wir von der Wertsteigerung, statt Geld für Management-Verträge zu bezahlen”, so Martin R. Smura, Chief Executive Officer und Vorstandsvorsitzender der Kempinski Hotels. “Wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt, um das Portfolio der Kempinski Hotels mit weiteren Flaggschiff-Hotels zu erweitern.

7 Pines Ibiza




Gault & Millau 2020: Koch des Jahres Tohru Nakamura in München

Viele Auszeichnungen und ein Fehlurteil

 

Für seine Küche, die ein Tor zu einer neuen kulinarischen Welt öffne, kürt der Gourmet Guide Tohru Nakamura (im Bild) vom Restaurant Werneckhof by Geisel in München zum „Koch des Jahres“. Außerdem erhält die Küche erstmals 19 von 20 Punkten. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines japanischen Vaters verbindet der 36 Jahre alte Küchenchef auch kulinarisch die Welten von Tokio und München. Japanische Einflüsse finden sich auf vielen Tellern, so etwa, wenn er klassisch auf der Haut gebratene Dorade Royal auf feinsten Koshihikari-Reis bettet, der mit Tomate und Sepia im Risottostil gegart ist, und dazu butterzarten Oktopus, Miso-Rouille und eine schäumende pikante Fischsuppe anrichtet.

Mit 19 Punkten steigern sich auch Kevin Fehling vom „The Table“ in Hamburg, Jan Hartwig vom „Atelier“ in München sowie Michael Kempf und Joachim Gerner vom „Facil“ in Berlin.

18 Punkte erreichen erstmals Christian Eckhardt vom „Purs“ in Andernach, André Münch vom „Butt“ in Rostock und Boris Rommel vom „Le Cerf“ in Öhringen bei Heilbronn.

Auf 17 Punkte steigern sich Tobias Bätz vom „Alexander Herrmann by Tobias Bätz“ in Wirsberg (Franken), Silio del Fabro vom „Esplanade“ in Saarbrücken, Dirk Gieselmann vom „Pauly-Saal“ in Berlin, Daniel Gottschlich und Erik Schmitz vom „Ox&Klee“ in Köln, Martin Herrmann vom „Le Pavillon“ in Bad Peterstal (Schwarzwald), Thomas Kellermann von den „Dichterstub‘n“ in Rottach-Egern, Dirk Maus vom „Gourmetrestaurant Dirk Maus“ in Heidesheim bei Mainz, Alexander Müller vom „17fuffzig“ in Burg (Spreewald), Oliver Röder und Filip Czmok vom „Bembergs Häuschen“ in Euskirchen (Eifel), Gregor Ruppenthal vom „Marly“ in Mannheim, Kai Schneller und Carsten Müller von der „Silberdistel“ in Ofterschwang (Allgäu), Max Strohe vom „Tulus Lotrek“ und Dylan Watson-Brawn vom „Ernst“ in Berlin.

Neben dem Koch des Jahres vergibt der Guide weitere Auszeichnungen an führende Gestalter einer genussreichen Gastronomie in Deutschland und ehrt als

Gastgeber des Jahres: David Breuer von der „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn

Aufsteiger des Jahres: Christian Eckhardt vom „Purs“ in Andernach bei Koblenz.

Entdeckung des Jahres: Dustin Dankelmann vom „959“ in Heidelberg

Sommelier des Jahres: Nina Mann vom „Victor’s Fine Dining by Christian Bau“ in Perl/Saarland

Pâtissier des Jahres: Marco D’Andrea vom Hotel „The Fontenay“ in Hamburg

Gastronom des Jahres: Günther Jauch von der „Villa Kellermann“ in Potsdam

Bester deutscher Koch im Ausland: Heinz Beck vom „La Pergola“ in Rom.

 

19,5 Punkte erkochen sich wie im Vorjahr:

Christian Bau vom „Victor’s Fine Dining by Christian Bau“ im saarländischen Perl.

Sven Elverfeld vom „Aqua“ in Wolfsburg

Klaus Erfort vom „GästeHaus“ in Saarbrücken

Christian Jürgens von der „Überfahrt“ in Rottach-Egern am Tegernsee.

Torsten Michel von der „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn

Clemens Rambichler vom „Waldhotel Sonnora“ in Dreis bei Wittlich (Südeifel).

Tim Raue in seinem nach ihm benannten Restaurant in Berlin

Joachim Wissler vom „Vendôme“ in Bergisch Gladbach bei Köln.

 

19 Punkte

Claus-Peter Lumpp vom „Bareiss“ in Baiersbronn

Christoph Rüffer vom „Haerlin“ in

Peter Maria Schnurr vom „Falco“ in Leipzig

Hans Stefan Steinheuer und Schwiegersohn Christian Binder von „Steinheuers Restaurant zur alten Post“ in Bad Neuenahr.

 

Die Auszeichnungen in Hessen

 Die Gewinner in Hessen sind Julian Stowasser vom Weinsinn in Frankfurt  und Simon Stirnal vom Kronenschlösschen in Eltville, die beide 16 Punkte erhielten und als „Aufsteiger des Jahres“ gelten. Sonderlob für Chris Bastian Draisbach in Friedberg, der als „Junges Talent“ gewürdigt wird. Man kann niemals mit allen Bewertungen eines Restaurantführers einverstanden sein, beim Gault & Millau Deutschland setzen sich 32 Tester an die Tische im ganzen Land, die auch rotieren und nicht nur immer am gleichen Ort eingesetzt werden. Warum man aber bei Mario Lohninger in Frankfurt, der immerhin vom Gault & Millau einst als „Koch des Jahres“ mit 18 Punkten gefeiert wurde, kein großes Talent mehr sieht und ihm nicht einmal mehr 16 Punkte zugesteht, muss jeder, der einmal aktuell bei ihm gegessen hat, als grundfalsch empfinden. Die 15 Punkte sind keine Schande für Lohninger, sondern eher für den Gault & Millau.

 

18 Punkte
Lafleur in Frankfurt

Schwarzenstein in Geisenheim

17 Punkte

Français in Frankfurt

Tiger-Gourmetrestaurant in Frankfurt

360° in Limburg

 

16 Punkte
Kronenschlösschen in Eltville

Philipp Soldan in Frankenberg (Eder)

Carmelo Greco, Erno’s Bistro, Gustav, Villa Merton und Weinsinn in Frankfurt

L’étable in Bad Hersfeld

Schaumahl in Offenbach

Ente in Wiesbaden

 




Das Lokal Garibaldi von Jan Mai wurde geschlossen

Der Prozess wegen Mordes

gegen den Gastronomen

geht weiter

 

Das Lokal Garibaldi in der Kleinen Hochstraße neben Frankfurts Flaniermeile Freßgass wurde geschlossen. Gegen den Betreiber Jan Mai läuft gerade ein aufsehenerregender Strafprozess, ihm wird vorgeworfen seine Geschäftspartnerin ermordet zu haben. Jan Mai übernahm 2017 das bis dahin trotz mäßiger Leistungen gut gehende Restaurant. Sein erstes Event im Garibaldi fand am „Weltfrauentag“ statt, bei dem es um die Schwierigkeiten von Frauen im Arbeitsbereich mit der Männerwelt ging.

Jan Mai hatte das Lokal Garibaldi von Edoardo Gregorelli übernommen, der kurz darauf – sehr zur Überraschung von Jan Mai – nur wenige Meter weiter sein Großraumlokal Gregorelli eröffnete. Jan Mai, der durch manche Fehlgriffe seine gastronomische Ahnungslosigkeit zeigte, konnte das stadtbekannte Restaurant bis zu seiner Inhaftierung weiter führen. Seine Mannschaft versuchte auch ohne Geschäftsführung weiterzumachen und taufte das Lokal sogar noch auf Villaggio um. Die Gäste aber blieben aus.

 

Frankfurt hat ein großes Gesprächsthema

Jan Mai, der gerade Schlagzeilen macht, geriet erstmals 2009 in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. In relativ kurzer Zeit übernahm er drei Lokale in Frankfurt, die Bar First In an der Freßgass´, das Ristorante Garibaldi um die Ecke in der Kleinen Hochstraße sowie das Pearl im Kettenhofweg im Westend. Nach und nach vergrößerte sich seine Kollektion. Die Bar Fiftyfour auf der Freßgass´ und Le Bar in der Sandhofpassage an der Neuen Kräme kamen hinzu. Beide Adressen wurden zuvor von Mickey Rosen, Alex Urseanu und Lior Ehrlich betrieben. Der zweite Zugewinn von Jan Mai, die Bar Fiftyfour, lag unmittelbar neben seinem First In. Beide sind inzwischen anderweitig verpachtet, wobei die Bar First In renoviert wurde und als Bar-Café L´Avenue neu eröffnete. Die einstige Le Bar in der Sandhofpassage ist schon lange kein Mai-Betrieb mehr und hat zum x-ten Mal den Pächter gewechselt, inzwischen ist dort eine Galerie zuhause.

Jan Mai (Bild oben rechts) ist kein wirklicher Gastronom oder Promi-Wirt, wie häufig zu lesen ist. Er suchte für sich und andere, Lokale an guten Standorten und sah darin ein Investment. „Ich will nur Läden in 1A-Lagen“, meinte er einmal gegenüber BISS.  Auf das Lokal Pearl im Westend traf dies allerdings nicht zu, denn der Kettenhofweg war vor langer Zeit einmal angesagt und gehört längst nicht mehr zu den guten gastronomischen Locations. Zudem war das Wohnzimmerlokal viel zu klein, um rentabel wirtschaften zu können, weshalb sich an dieser Stelle auch viele Pächter ohne Fortune abarbeiteten. Jan Mai hatte für das Pearl den Fernsehkoch Mirko Reeh ins Boot geholt, der mit seinen beiden Lokalen Wilmenrod in Königstein und Reehstaurant in Frankfurt scheiterte. Aus dem Pearl by Mirko Reeh wurde jedenfalls keine Erfolgsgeschichte, es musste dicht machen – nach einem weiteren Wechsel zum Steakhaus ist es nun ein Asia-Lokal.

Garibaldi: Alles Fassade

Jan Mais Lokal Garibaldi in der Kleinen Hochstraße an der Freßgass´ gehörte ganz gewiss nicht zu den guten Lokalen der Stadt, aber zu den Bekanntesten. Dieses Pizza-Pasta-Panoptikum war ein Phänomen: Alle rannten hin und niemand wußte, warum. Am Essen, dem Wein oder dem Service konnte es nicht liegen. Es sah ganz danach aus, dass die Gäste wegen der Gäste kamen und sich gegenseitig furchtbar interessant fanden. Das Lokal wurde zuvor von Edoardo Gregorelli geleitet, der seit 2010 sein Riesenlokal Gregorelli´s im Hinterhof der Freßgass´ in der Meisengasse führte.

Die Freßgass war das bevorzugte Feld für den 51 Jahre alten Diplomkaufmann Jan Mai. Dort tigerte er oft im Military Look entlang, mitunter in Hundebegleitung, nie mit Freundin. Am liebsten hätte Jan Mai noch mehr auf der Flaniermeile Freßgass ergattert. Sein Ziel war auch das Restaurant Zarges und seine Pole Position, doch trotz zahlreicher Verhandlungen kam man zu keinem Ergebnis.

Auf der Frankfurter Freßgass gibt es derzeit kein anderes Gesprächsthema. Dort gilt Jan Mai bei einigen als Millionär, was eher nicht dem Sachverhalt entspricht. Die GmbH von Jan Mai, zu der auch das First In gehörtesoll Zeitungsberichten nach mit knapp einer Millionen Euro im Soll gestanden haben. Der ebenfalls zum einstigen Mai-Imperium gehörende Club Katana (japanisch für Schwert) im Bankenviertel war seit einer Schießerei zur No-go-Area geworden. Jan Mai hat sich längst vom dem Club verabschiedet.

Zuletzt betrieb Jan Mai nur noch das Garibaldi, zumindest nach außen sichtbar. Wo er eventuell noch Beteiligungen haben könnte, tritt nicht offen zu Tage, beim Live-Music-Club Gibson war er bislang noch stiller Teilhaber. Es hat sich bei ihm so oder so alles drastisch reduziert. Jetzt sitzt Jan Mai als Tatverdächtiger in einer Zelle und wird sich nach bisherigem Ermittlungsstand wegen der Tötung seiner Geschäftspartnerin Irina durch Messerstiche verantworten müssen.

Ludwig Fienhold

Photocredit: Top Magazin Frankfurt

 




Zur Golden Kron: Auch die besten Gastro-Ehen können zerbrechen

Alfred Friedrich und Pit Punda gehen getrennte Wege

 

Überraschendes Aus für das gastronomische Dreamteam Alfred Friedrich und Pit Punda: Der Koch und der Sommelier, die vor über drei Jahren gemeinsam das Edelgasthaus Zur Golden Kron im Frankfurter Stadtteil Alt-Eschersheim eröffneten, haben sich getrennt. Die Gründe dafür sind, wie in allen Trennungsgeschichten dieser Welt, so vielschichtig und differenziert, dass man sie besser nicht von außen kommentieren sollte. Klar ist: Beide sind zutiefst betrübt, sahen aber keinen anderen Weg mehr als die Trennung.

Die Golden Kron wird sich von der Küche her nicht verändern und hat ganz im Gegenteil vor einigen Wochen mit Stefan Nesshold einen sehr guten Souschef gewinnen können, der auf der gleichen kulinarischen Wellenlänge wie Alfred Friedrich liegt. Mit Pit Punda ist der Golden Kron indes wahrlich ein Zacken aus der Krone gebrochen, denn ein solch engagierter Mundschenk ist eine Rarität. Einen Nachfolger für ihn gibt es noch nicht.

Die beiden Rolling Stones der Frankfurter Gastronomie hatten Ende März 2017 die ehemalige Apfelweinwirtschaft Zur Golden Kron in Frankfurt Alt-Eschersheim eröffnet. Die Urgesteine waren lange Jahre befreundet und arbeiteten bereits in der kurzen Blütezeit des Restaurant Zarges auf der Freßgass zusammen.

Die gute Stube

Der Österreicher Alfred Friedrich ist schon lange mit Frankfurt verbunden und wurde einst im Brückenkeller mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Nach einigen Jahren mit eigenen Restaurants (Humperdinck in Frankfurt, Marcobrunn auf Schloss Reinhartshausen in Erbach im Rheingau) ging Alfred Friedrich als Küchenchef zu Heinz Winkler in dessen Residenz nach Aschau. In Frankfurt arbeitete er in den letzten Jahren noch in den Restaurants Lafleur und Tigerpalast, wo er aber nie eine Heimat fand. Die Golden Kron ist das erste rustikale Lokal von Friedrich. Hier sorgt er für seine famosen Österreich-Klassiker, wie Wiener Schnitzel, Backhendl-Salat oder Tafelspitz, aber auch für kreative Gerichte.

Zur Golden Kron

Der Weinfex Pit Punda betrieb mit Milan Seidenfaden einst das wunderbare Wohnzimmerrestaurant Cyrano in Frankfurt und war über sechs Jahre als Restaurantleiter & Sommelier im bemerkenswerten schauMahl in Offenbach tätig. Pit Punda hat mehrere Angebote aus der Frankfurter Gastronomie und ist zunächst „auf Probe“ unterwegs, bevor er sich endgültig entscheidet.

Das knorzig-schöne Fachwerkhaus Zur Golden Kron, in dem noch ein Tanzboden aus vergangenen Tagen vorhanden ist und Mieter hin und wieder durch den lauschigen Sommergarten zu ihren Wohnungen huschen, ist von besonderer Eigenheit. Ein solches Kleinod hat in der gesichtslosen Bistro & Lounge-Welt Seltenheitswert.

Ludwig Fienhold

 

Bild oben: Alfred Friedrich (l.) und Pit Punda

Photocredit: Barbara Fienhold

 




Weine mit BISS: Kaminfeuer-Aromen

Zeit zum Aufwärmen mit molligen Tropfen

 

Der schlanke Sommer verlangt andere Weine als der mollige Winter. Wir brauchen jetzt Kaminfeuer-Weine. Damit die Stimmung knistert, auch auf der Zunge. Ein wohltuendes Feuer-Werk erwartet die Gäste einer neuen Folge der Reihe „Weine mit BISS“ im Weinlokal gang & gäbe in Frankfurt am 23. November um 19 Uhr. Alle Rotweine zeichnen sich durch eine würzige Charakteristik aus, bei denen aber auch wild-verwegene und sinnliche Aromen für sanfte erotische Nuancen sorgen. Die Weine sind mollig, aber nicht breit. Am Schluss gibt es  einen fantastischen fruchtsüßen Wein, der nach Zimtsternen verlangt. Insgesamt werden sechs Weine, vorwiegend aus Südfrankreich, sowie gebratene Chorizo, Bio-Brötchen, Dips und Käse serviert, Preis pro Person 45 €. Reservierung sehr empfohlen – unter Tel. (069) 5800 505 17. Oder Mail: service@dasgangundgaebe.de

Juan Weinhold vom gang & gäbe 

Die Weine: 

 

Domaine de Courbissac, Les Traverses 2017, Minervois. Die junge Winzerin heißt Brunhilde Claux, denn der Vater ist Wagner-Fan. Ihre Weine sind aber keineswegs üppig opernhaft, sondern verführerisch, duftig und fein. Brunhilde sucht, anders als Wagner, Leichtigkeit im Ausdruck, Dichte ohne Schwere. Rebsorten: Syrah, Grenache, Mourvèdre.

Pierre Cros, Vieilles Vignes 2018, Languedoc. Selektion aus einem über hundert Jahre alten Weinberg. Frucht mit Finesse, seidige Struktur. Ungemein duftig, kräuterwürzig, delikat sinnlich. Rebsorte: Carignan.

Domaine des Paissels, Les Paissels Saint-Chinian 2016. Selektive Handlese, extrem niedriger Ertrag von nur 20 Hektoliter Traubenmost pro Hektar. Beerig, würzig, frisch. Rebsorten: Carignan, Syrah, Mourvèdre, Grenache.

Coume del Mas, Schistes 2017, Collioure. Neben der Domaine Gauby und Clos des Fées zählt Coume del Mas von Philippe Gard zu den drei besten Weingütern im Roussillon. Ungewöhnlich niedriger Ertrag von 15hl/ha. Fruchtriese mit Süffigkeitsappeal. Mediterraner Wildkräuterduft. Der zarte Vanilleton wird durch Waldbodenaroma geerdet. Langanhaltender, intensiver Geschmack. Künstler wie Picasso und Matisse liebten das malerische Fischerdörfchen Collioure, die Weine von Coume del Mas sind auch sehr ausdrucksvoll. Rebsorte: Grenache.

Pierre Clavel, Bonne Pioche Pic Saint Loup 2017, Languedoc. Clavels enormer Erfolg basiert auf dem einzigartigen Terroir seiner Weine. Er arbeitet organisch, biologisch und vergärt in Beton. Die Hochlage Pic Saint Loup bringt Weine voller Finesse hervor. Grillaromen, Glühweingewürze, Thymian, Rosmarin, Zwetschge, Veilchen, Holunder, Kirsch, Süßholz – das Spektrum füllt die Sinne. Rebsorten: Syrah, Grenache, Mourvèdre.

Mullineux, Chenin Blanc Straw Wine, Südafrika. Entscheidend beim Süßwein ist eine gute Balance zwischen Süße und Säure. Darum werden bei diesem Straw Wine die Trauben extra früh gelesen, danach werden sie auf Strohmatten zum Trocknen gelegt, bis kleine Chenin Blanc Rosinen entstanden sind. Diese haben durch die frühe Lese noch eine tolle Frische und durch das Trocken eine spannende Süße. Aus diesen Rosinen wird der Most gekeltert und dann langsam vergoren. Der Wein schenkt sich ein wie Ahornsirup, in der Nase entwickelt sich ein umwerfender Duft aus getrocknete Aprikosen, Blütenhonig, Nelken und Karamell. Er schmeckt ganz wunderbar mit Zimtsternen, die es an diesem Abend zum Schluss auch geben wird. Für Master Sommelier Hendrik Thoma ist dieser Wein ein „episches Meisterwerk“.

 

gang & gäbe, Frankfurt, Walther-von-Cronberg-Platz 1,

Tel. 069 5800 505 17. service@dasgangundgaebe.de

www.dasgangundgaebe.de




Restaurantkritik: Aureus im Frankfurter Goldmuseum

Es ist nicht alles Gold,

was glänzt

 

Das neue Restaurant Aureus im Goldmuseum kann optisch glänzen, die Küche funkelt noch nicht. Vielleicht verlässt sich Gastronom Christian Senff zu sehr auf den wirtschaftlichen Erfolg als Veranstaltungslocation, vielleicht hat er noch nicht die richtige Küchenbrigade gefunden. Aber in dem Moment, wo ein Restaurant eröffnet, darf man als Gast mit guten Leistungen rechnen, sonst hätte man eben noch länger hinter verschlossenen Türen üben müssen.

Küche 

Die Speisekarte ist aus gutem Grund klein gehalten, was einer Küche normalerweise zu besseren Leistungen und konzentrierterem Arbeiten verhilft. Die Preise für die Gerichte erscheinen nicht übermütig (z. B. 3 Gänge 49 €). Der Start mit einem Brot aus einem mit Handkäse aufgepepptem Teig macht Laune. Auch die in einem herbstlichen Pflanzenbeet präsentierten kulinarischen Amüsements sprechen für Gestaltungsfreude. Die Jakobsmuscheln mit Kürbis und Curryschaum erreichen gerade einmal die Wertung „ganz nett“. Der konfierte Island-Kabeljau mit Couscous und Fenchel zeigt so viel Leidenschaft wie Annegret Kramp-Karrenbauer. Bei den gebackenen Gnocchi hat man das Gefühl von mäßigem Convenience. Das zwar gutgegarte, aber belanglose Rinderfilet mit Champignoncreme, Pfifferlingen und Fondant-Kartoffeln bietet keinen Grund für einen Besuch oder gar Anlass zur Begeisterung. Den Gerichten fehlen Finesse und Ausdruck, das Essen hinterlässt einen faden Geschmack. So etwas wie eine eigene Handschrift ist nicht zu erkennen. Einiges wirkt vorbereitet, man fühlt sich eher an wenig engagiertes Catering als eine Küche mit Gerichten à la minute erinnert. Das Restaurant Aureus sollte mehr am Profil und am Konzept arbeiten, an der Qualität sowieso.

Weinkarte

Bei nicht einmal 10 Weinen kann man eigentlich nicht von einer Weinkarte sprechen. Eine Weinkarte ohne einen Riesling, ist ohnehin ein Irrtum. Deutschlands besten Beitrag zur Weinwelt darf man nicht ignorieren. Natürlich wird man dennoch den einen oder anderen ordentlichen Tropfen im Aureus finden. Wer aber standardmäßig Weine mit 300 – 400 % Aufschlag kalkuliert, zeigt nur, dass er eigentlich nicht rechnen kann (im Aureus sind es im Schnitt 400 % auf den Endverbraucherpreis). Eine angepasste gemischte Kalkulation führt zu mehr Umsatz und Gewinn.

Service

Der Service ist ja sehr einsatzfreudig, übertreibt es aber gehörig dabei. Wenn man den ganzen Abend lang übertrieben „die Dame, der Herr“ gehört hat und bei Tisch ständig von einem „Hat es geschmeckt?“ unterbrochen wird, so muss man das als unnötige Ruhestörung empfinden. Ob es geschmeckt hat oder nicht, können die Gäste auch ungefragt selbst beantworten, sofern sie dies möchten. Zudem sollte ein Service zum Chef passen, der hier auch ganz locker und unverkrampft auftritt.

 

Location

Die denkmalgeschützte Villa aus dem Jahr 1863 ist ein Eycatcher. Helle Natursteinfassade, große Terrasse. Hausherr ist die Frankfurter Degussa (Bank und Goldhandel), die hier ein sehenswertes Goldmuseum und einen Goldhandel-Shop betreibt. Die Lage nahe der Alten Oper im Kettenhofweg ist zentral und doch ruhig.

Ambiente

Das Aureus, benannt nach einer antiken römischen Goldmünze, ist stilvoll gestaltet. Aber weit eher mit italienischer Grandezza und fernab jeglicher Protzerei. Eichenparkett, handgearbeitete Wandgemälde, mundgeblasene Weingläser von Zieher, Besteck von Robbe & Berking. Tische mit Schubladen fürs Besteck, damit der Service gleich am Gast nachlegen kann. Bequeme Stühle und Sitze, teilweise mit, ja natürlich, senfgelben Sitzkissen. Die güldenen kabellosen Tischlämpchen sind wie vieles hier von apartem Schick. Das Restaurant hat 30 Sitzplätze, die Terrasse 25.

Konzept

Das Aureus wird von Christian Senff und seiner Partnerin Esther Gerber geführt. Unter einem Dach vereinen sich Restaurant und Café, mit dem auch die Besucher des Goldmuseums angesprochen werden sollen. Das Café gleich hinter der eindrucksvollen Rezeption des Goldmuseums hat täglich geöffnet und bietet Kaffee von Hoppenworth & Ploch und Kuchen sowie einen wechselnden Eintopf oder Suppen an. Wichtig fürs Geschäft sind die Gesellschaften und Veranstaltungen, für die sich das eindrucksvolle Haus ideal anbietet. Das Restaurant kann bei Events 100 Gästen Platz bieten. Es gibt aber noch einen Keller mit eigener Küche und der eindrucksvollen Rothschild-Goldsammlung. Dort darf man sich wie im Geldspeicher von Dagobert Duck fühlen. Der sakral illuminierte Rothschild-Raum gehört zu den Event-Highlights im neuen Aureus. Das ganze hochwertige und mit moderner Technik ausgestattete Gebäude hat einen hohen Millionenbetrag erfordert. Diese Investition mündete in Eleganz und keiner vordergründigen Wichtigtuerei.

Ludwig Fienhold

Aureus, Restaurant & Café, Frankfurt, Kettenhofweg 27, Tel. 069 920 388 95. Restaurant Mo-Fr 11.30-14.30 Uhr, Do-Sa 18-23 Uhr. Café Bar Mo-Sa 10-18 Uhr, So 11-16 Uhr.  www.aureus-restaurant-im-goldmuseum.de