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Grandioses Tapas-Festival mit Juan Amador & Ingo Holland

Zwei Topköche zeigen

Großes im Kleinformat

 

Spicy, originell, traditionell, kreativ – mit Tapas kann man unendlich variantenreich spielen. Vor allem zwei Spitzenköche wie Juan Amador und Ingo Holland, die sich zusammentaten, um die Gäste mit 15 verschiedenen Tapas zu überraschen. Die Tickets für dieses einzigartige Ereignis waren schnell vergriffen, im Preis von 178 € waren auch acht unterschiedliche Weine und Wasser inklusive. 120 Gäste kamen auf die Genuss-Etage des Alten Gewürzamts nach Klingenberg am Main, wo Ingo Holland mit seinem Sohn Kilian ein großes Gewürzparadies betreibt, in dem auch viele Events und Hochzeiten stattfinden.

Juan Amador, der in der Nähe im Sailauf bei Aschaffenburg auch einst in den Weyberhöfen kochte, ist mit Ingo in alter Freundschaft verbunden, sonst wäre er auch nicht so leicht aus Wien zu locken gewesen, wo er kürzlich mit drei Michelin-Sternen geadelt wurde, die ihm nicht nur Ruhm, sondern vor allem noch mehr Arbeit bescheren. Juan Amador erinnerte sich noch gut an seinen Besuche in Ingo Hollands Restaurant Zum Alten Rentamt in Klingenberg, wo er seine erste Waldschnepfe und exotische Gewürz-Gerichte aufgetischt bekam.

Die Gäste des Tapas-Festivals genossen Traditionelles wie die Krokette vom Joselito-Schinken mit Petersilie und Aioli, Feines à la Ceviche vom Kingfish mit Gurke, Apfel und Jalapeno sowie Amadors großen Klassiker, die Mieral-Taube mit Kokos, Mango und Purple Curry. Einen Teil der Gerichte schickte Ingo Holland, den anderen Juan Amador. Jeder Biss war ein Genuss, doch einige Tapas-Teller glänzten noch mehr durch eine herausragende Geschmackstiefe: Der qualitativ hochwertige Barcelona-Bacalhau im würzigen Chorizomantel auf saftigen weißen Bohnen mit schwarzem Oliven-Crunch von Ingo Holland zeigte, wie großartig spanische Küche sein kann, die wir in Deutschland aber leider vermissen müssen. Die Potenz zum großen Klassiker offenbarte Juan Amadors geniales Österreich-Schmankerl, der gewürfelte Kalbstafelspitz mit Semmelkren, Senfgurke und Pilzen.

Ein typisches Ingo Holland-Gericht machte auch etwas traurig, weil er ja schon lange nicht mehr in seinem Restaurant steht und solche Delikatessen nur noch bei Gelegenheit serviert: Geräuchertes und mit Gewürznelke und Traubenbalsam lackiertes Schweinebäckchen auf Linsen und Dörrbirne. Auch das aromatische Waldmeistersüppchen mit Himbeer-Kakao-Sorbet wird man so nur noch selten erleben können. Ingo Holland, der im Sommer am liebsten Apfelwein trinkt, vor allem den vom Winzer und Weinhändler Norbert Spielmann aus Wertheim, zollte seinem Faible auch kulinarisch Tribut – der in Riesling kalt geschmorte Handkäse mit Apfelbalsam, geriebenem Boskoop und fermentierten Pfefferkörnern schmeckte einfach famos.

Ingo Hollands rechte Hand ist seit längerem Sohn Kilian, den es allerdings nicht in die Küche zog. Er ist im operativen Geschäft tätig und sorgt, wie jetzt beim Tapas-Festival, für einen reibungslosen und freundlichen Service. Einen solchen Reigen an wunderbaren delikaten Miniaturen gibt es selten, ein solches Festival von zwei Großmeistern wie Juan Amador und Ingo Holland ist bis lang einzigartig. Und wird es hoffentlich nicht bleiben. Die Begeisterung der Gäste dürfte sie zu einer Wiederholung ermuntern. Sollte es erneut stattfinden: Für ein solches Tapas-Festival lohnt sich der Weg aus ganz Deutschland.

Ludwig Fienhold

 

Photocredit: Barbara Fienhold




Schlafkapseln statt Hotel: Check-in der Alpträume

Neues Billig-Konzept

startet in Deutschland

 

Es muss vielleicht nicht immer ein Grandhotel sein, was jetzt aber in Deutschland auf den Markt drängt, ist so krass das Gegenteil, dass mancher lieber schlaflos bleiben möchte. Für die Erfinder der Space Kapseln ist dies allerdings eher die Umsetzung eines Kindertraums und soll an ein Raumschiff erinnern. Für uns, die wir großzügige Betten und Zimmer mit Blick bevorzugen, erscheint das alles wie ein Alptraum ohne Hotel-Sterne. Diese Lowest Budget Übernachtungen sind ab sofort in Karlsruhe zu finden, nächste Standorte sollen Frankfurt und Heidenheim sein. Die Nacht in einer Schlafkapsel kostet ab 45 €.

Das erste Projekt der Gründer von area 24/7 smart hotels &apartments hat bereits in Karlsruhe mit 16 Schlafkapseln eröffnet. In Frankfurt sollen es 160 spacige Schlafkapseln sein. Um die Kapseln herum schart sich ein großer Bereich mit Küche, Waschmaschine, Kaffeevollautomat und Arbeitsbereich, der von allen Gästen gemeinsam genutzt wird. Einzelduschen und Toiletten sind ebenso vorhanden, aber eben für alle. Nur in die Kapseln ziehen sich die Gäste allein zurück, wie die Raupen in einen Kokon.

Für die Macher von area 24/7 entsteht eine völlig neue Apartment- und Hotel-Kategorie, bei dem der allseits aufkommende Begriff von „Sharing“ bemüht wird. Die Schlafkapseln selbst sind mit HD-Androidfernseher ausgestattet, die mit sämtlichen Apps ausgerüstet werden können. Kostenfreie WLAN ist standardmäßig im gesamten Hotel oder Apartment verfügbar und ermöglicht es jedem, überall und jederzeit arbeiten zu können. In jeder Schlafkabine befinden sich zudem Safe und Klimaanlage. Eine Nacht in einer Schlafkapsel ist über www.area247.de buchbar.

Photocredit: area 24/7

 




Julien Renard: Ein Garagenwinzer lässt es perlen

Neue Naturweine

in der Emma Metzler

 

Manchmal erwartet man nichts und wird überrascht. Bei einem Wein-Dinner in der Emma Metzler überraschte aber etwas weniger der Wein als der Winzer selbst, der einen ungewöhnlichen Weg nahm. Julien Renard wuchs im südfranzösischen Toulon auf, wo schon Bertolt Brecht und Thomas Mann Exil suchten. Renard studierte zunächst Theaterwissenschaften. Doch vom Beruf des Dramaturgen wurde er enttäuscht, weil es eben auch bei Intellektuellen um Machtspiele geht, wie man sie eher in profaneren und geschäftigeren Berufen verortet. Julien Renard fand schließlich seine Heimat in Winningen an der Terrassenmosel. Dort begann er eine Winzer-Lehre bei dem renommierten Weingut Heymann-Löwenstein, zudem arbeitete er auch auf dem Weingut Bürgermeister Carl Koch in Oppenheim am Rhein, das von dem Apotheker und Erfinder Carl Koch 1833 gegründet wurde und inzwischen für seine biologisch kultivierten und charaktervoll reintönigen Weine bekannt ist.

Julien Renard

Christian Lebherz

Julien Renard setzt ebenfalls auf ökologischen Weinbau, wobei sich Riesling und Müller-Thurgau lediglich auf einem halben Hektar entfalten. Renard lebt in einer ehemaligen Scheune, darunter bilden zwei Garagen die Zelle des Weinguts. Im Frankfurter Museumslokal Emma Metzler stellte Julien Renard nun seinen ersten Jahrgang vor, begleitet von Christian Lebherz von der Weinhandlung Cool Climate. Für normale Weintrinker war dies gewiss nicht einfach, weil die Weine in diesem sehr jungen Stadium einer Fassprobe gleichkamen. Doch man konnte bereits sehen, wohin die geschmackliche Reise geht und darf sich auf die Entwicklung freuen. Vor allem der leicht perlende und sehr animierende Pet Nat (Pétillant Naturel) vom Müller-Thurgau zeigt durch seine vitale, trockne und ursprüngliche Art Qualität und bietet sich als idealer Begleiter für einen Sommerabend an. Pet Nat ist ja der aktuelle Schaumwein-Trend und im Grunde die Urform der Flaschengärung. Pet Nat unterscheidet sich von anderen schäumenden Weinen vor allem durch sein natürliches Verfahren: Die Weine erleben nur eine Gärung, die im Fass beginnt und in der Flasche ohne Zusatz von Zucker und Hefen beendet wird. Daher auch der Name pétillant naturel, natürlich schäumend. Mit diesem Erzeugnis ist Julien Renard jedenfalls schon etwas Gutes gelungen, denn viele schäumende Weine dieser Machart sind ziemlich trübe Brausen. Auf dem auffälligen Etikett von Renards Flaschen ist auch ein Fuchs zu sehen, wie schon sein Name im Französischen ausdrückt. Noch origineller ist aber, dass dieses Etikett das Abbild des Fensters einer Dönerbude im Moseldörfchen Winningen ist.

Ludwig Fienhold

 

 

 

 




Perlentaucher: Die Highlights vom Sparkling Festival

Die nächste Internationale Schaumwein-Messe

kommt auch wieder nach Frankfurt

 

Von Michael Risse

 

170 verschiedene Sparkling Wines aus aller Welt, 67 Aussteller und über 300 Besucher: Das Internationale Sparkling Festival ist zu einer festen Größe in Frankfurt geworden. Auch die vierte Weinmesse wird wieder im Juni in Frankfurt stattfinden. Eine solche Bandbreite an schäumenden Weinen aus aller Welt, die alle nach der traditionellen Methode erzeugt werden, ist in Deutschland einzigartig. Nachfolgend einige Highlights der Messe, die man über diesen Tag hinaus im Auge und im Glas behalten sollte.

Österreich kann nicht nur Wein und hält auch beim Sekt mit. Einer der Spitzenerzeuger ist Harkamp aus der Südsteiermark. Zero Dosage, feine Perlage, gute Aromatik, anregende Säure. Der 5 Elemente aus dem Jahr 2013, ebenfalls ohne Dosage, ist interessanterweise etwas üppiger, aber ebenso animierend. Großartig der Sauvignon Blanc Extra Brut (3 Gramm Dosage), eine Mahlzeit in flüssiger Form. Ein Juwel. Für 16,50 € eigentlich zu preiswert. Der Muskateller brut hat rebsortenbedingt eine sehr fordernde Aromatik und lässt sich exzellent solo trinken. Die ganze Kollektion glänzt, der Brut Rosé (Basis ist ein holzfassgereifter Grundwein) fällt fein und edelsüffig aus. Harkamp gibt es in Frankfurt in der Golden Kron bei Pit Punda und Alfred Friedrich, wo er im Innenhof noch besser schmeckt als in jeder Halle.

Wein- und Sektgut Barth Rheingau: 2011er Ultra Brut Nature, charaktervoll, guter Briochegeschmack. 2013er Barth Schützenhaus Riesling Brut Nature, ausgezeichnete ausdrucksvolle Art. Pinot Rosé Brut, gut, weich und doch nicht weichlich.

Sekt-und Weingut Gebrüder Simon-Mosel: 1998er Riesling Brut, Dosage Zero, minzig, dryish, Säure präsent, gut zum Essen und als Aperitiv. Bei diesem Winzer kann man auch alles abfragen, worauf bei der Sektproduktion auf höherer Ebene kellertechnisch zu achten ist. Seine beiden anderen Sekte waren auch ausdrucksvoll und straight

Azienda Agricola Villa Franciacorta: 2012 Diamant, gute Nase, ausdrucksvoller Geschmack. 2012 Emozione Brut, schöne Zitrusfrische.

Pongratz-Südafrika: Pongratz Rosé, sehr substantieller Sekt, vornehme Art. Pongratz-Brut Cuvee, eleganter Charakter, viel Schmelz, feine Süße, anregend.

Champagne Schreiber: Brut Tadition, springt einem sofort an, einfach gut. Grande Reserve, schöner Duft, kernige Art, aber mit Charme und Schmelz. 2006er Cuvee Prestige, feines Mousseaux, dryish, gezehrt im positiven Sinn, distinguiert.

Champagne Alfred Gratien: 2006er Brut Millesime, hat Biss, eigenwillig gut.

Der anhaltende Trend der letzten Jahre mit langen Hefelagern, dem Einsatz von Holz, den geringen Dosagen wie Zero Dosage und Extra Brut konnte erneut beobachtet werden.

Aus Deutschland wurden nicht nur bekannte Namen wie Reichsrat von Buhl und Raumland ausgeschenkt, sondern auch die Erzeugnisse junger Aufsteiger, wie Nico Brandner von Griesel, Isabel und Tim Weißbach von der Strauch Sektmanufaktur, Braunewell, Krack und Vincent Eymann .

Die Veranstalterin des Internationalen Sparkling Festivals, Gerhild Burkard, sieht Frankfurt als idealen Veranstaltungsort für einen solchen internationalen und hochwertigen Event und will deshalb auch die nächste Messe wieder dort stattfinden lassen.

 

Photocredit: Hans Jürgen Burkard