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Vega Sicilia: Der Rausch der frühen Jahre

Spaniens berühmtester Wein macht immer noch Eindruck

 

Spaniens berühmtester Wein, der Vega Sicilia, steht hoch im Kurs und hat mit 450 € einen nicht leicht zu schluckenden Preis. Aber dieser Wein, dessen Geschichte vor über 100 Jahren begann, ist ein Mythos und zählt zu den flüssigen Antiquitäten. Man hört nicht oft von ihm, doch wer ihn einmal getrunken hat, wird diesen Tropfen nicht vergessen. Mit einer Genusstournee, die unter anderem auf die Burg Schwarzenstein zu Nils Henkel nach Geisenheim, in die Wiesbadener Ente und die Frankfurter Winebank führte, machte das legendäre Weingut auf sich aufmerksam.

Vega-Sicilia

Der Vega Sicilia Unico ist das Gegenteil von einem Blockbuster, wie man ihn etwa aus Argentinien oder Australien kennt. Er ist ein sanfter Riese, der durch Noblesse und keine vordergründige Wuchtigkeit Wirkung zeigt. Der Vega Sicilia Unico 2006 ist von einer Ausgeglichenheit, die von innerer Größe und Ruhe zeugt. Man kann ihn wunderbar und störungsfrei solo trinken oder wie in der Winebank mit einem saftigen Steak und seinen schönen Röstaromen genießen. Dunkle Beerenfrucht, dezente Kräuternoten, ein Hauch Tabak und Schokolade entströmen dem Glas mit lässiger Raffinesse. Ein Klassiker aus einem besonders guten Jahr. Wenn er auch Potential zur weiteren Reife hat, bietet er jetzt ein optimales Geschmackserlebnis.

Zu den Bodegas gehören mehrere Weingüter, doch der Vega Sicilia Unico ist die ganz große Zugnummer. Der Wein aus dem Ribera del Duero wurde erstmals 1915 auf den Markt gebracht und basiert in erster Linie auf der Rebsorte Tempranillo, die leicht variiert und wie beim Jahrgang 2006 mit 6 % Cabernet Sauvignon ergänzt wird.  Rund 100.000 Flaschen im Jahr sind für eine durstige Welt nicht allzu viel. Die Frage, ob der Vega Sicilia Unico einen Preis zwischen 320 und 450 Wert ist, darf man als mühsam ignorieren. Für den, der dafür bezahlt, hat der Preis seine Berechtigung. Im Gegensatz zum Kunstmarkt nimmt sich der Weinhandel immerhin noch geradezu seriös aus.

Vega Sicilia beschäftigt einen eigenen Küfer

Der Zweitwein von Vega Sicilia muss sich nicht hinter dem großen Bruder verstecken und offenbart ebenfalls Klasse. Der Valbuena 5 aus dem Jahr 2013 präsentiert sich hoch elegant und von buddhistischer Entspanntheit. Waldbeeren, Nougat und etwas Liebstöckel sorgen für ein animierendes Aroma. Der Jahrgang 2007 wirkt dagegen mürbe. Der Valbueno 5 aus dem Jahr 2013 ist bereits für 159 € zu haben. Auch dieser Wein will kein Schnäppchen sein, doch für die an einen Unico fast schon heranreichende Eleganz erscheint der Preis letztendlich einladend.

Ludwig Fienhold

 

Vega Sicilia über Weinhandel Beesdo & Cap,

Tel. 0 93 42-9346892. www.beesdo-cap.de

info@beesdo-cap.de

Photocredit: Bodegas Vega Sicilia




Da Marietto: Zu Gast beim raunzenden Kröterich

Ein Italiener, wie er keine Lust auf Italiener macht

 

Was erlauben Marietto? Wasser wird ungefragt und so schnell ins Glas geschüttet, dass man gewarnt sein sollte: Niemand hört hier gerne zu, der Padrone macht, was er will. Die Entscheidung, ob „Still“ oder „Sprudel“ interessiert ihn nicht. Der ausgezeichnete und auf der festen Weinkarte stehende Rosé-Spumante von DalDin ist plötzlich nicht mehr vorhanden, stattdessen wird eine Pink Cuvee 22 von Borgo Molino, ein eher flaues und himbeersüßes Schäumchen aufgetischt, das lange nicht so hochwertig ist, aber ebenfalls mit drastischen 39.90 € berechnet wird, also mit 600 % Aufschlag. Eine dreiste Grobheit. So wie der Chef selbst. Auf Nachfragen raunzt er unverständlich in die Luft.

Die Pasta wird so schnell aufgetischt, dass sich die Frage nach einer Zubereitung à la minute gar nicht erst stellt. Die durch eine pampige und vorbereitet wirkende Tomatensauce betäubten Nudeln sind eine Blamage für die italienische Küche. Die mit faden, knurpsigen Salsicciastücken servierten Penne eignen sich eher für den Kampfmittelräumdienst als für den Genießer. Pasta Cabrese in toter Tomatensauce – wer will so etwas essen? Ein weiterer Versuch mit Spaghetti aglio e olio. Ein grober trockner Klumpen mit viel Knoblauch, das soll Pasta sein? Unser Bild zeigt die gleiche Pasta aus besseren Tagen im Jahr 2013, wo sie noch gut war.

Von einer Preis-Leistung, will man angesichts dieser Leistung erst gar nicht reden, weil hier eine Leisterungsverweigerung stattfindet. Den Gästen wird mit großen Portionen der Mund gestopft. Der unprofessionelle  Service vermag die Unfähigkeit der Küche nur zu verstärken, einzig die Tochter des Hauses macht einen recht guten Eindruck. Finale infernale: Die ohnehin zu hohe Rechnung wird durch einen Fehler noch teurer (wird raunzend korrigiert).

Es gibt immer noch Menschen, die glauben, das alles, was eng, laut und hässlich ist, typisch für Italien wäre. Wir fragen uns, wo in Italien diese Menschen je gewesen sein mögen. Wahrscheinlich sind sie nie über Frankfurt hinausgekommen, wo sich auffällig viele Lokale mit solchen zweifelhaften Attributen schmücken. Das Lokal Da Marietto gehört für uns zu den vielen italienischen Lokalen in Frankfurt (und auch anderswo in Deutschland), die exemplarisch deutlich machen, warum wir zu wenig Lust auf italienisches Essen hierzulande bekommen – obwohl wir fabelhafte Lokale dieser Spezies haben: Siehe BISS-Artikel „So schmeckt Italien. Die besten Italiener in Deutschland.“

Ludwig Fienhold




Andernach wird Gourmet-Destination

Purs von Christian Eckhardt hat zwei Sterne

 

Das jahrzehntelang kulinarisch unverdächtige Städtchen Andernach wird jetzt zur Gourmet-Destination. Christian Eckhardt vom Restaurant Purs erhielt im neuen Guide seinen zweiten Stern, wobei er in dieser Liga bereits in der Villa Rothschild in Königstein mitspielte. Dass von Eckhardts Ehefrau Sarah Henke (beide im Bild) geführte Yoso und das Ristorante Ai Pero hatten schon zuvor einen Stern und konnten ihn halten. Alle drei Adressen gehören zur RD Gastro-Gruppe. Mit diesem neuen Dream-Trio nähert sich Andernach dem Gourmet-Dorf Baiersbronn und dessen ehrgeiziger Spitzengastronomie. Cristoph Rainer, vielen ebenfalls noch aus der Villa Rothschild bekannt, konnte im Luce d´Oro auf Schloss Elmau auch zwei Sterne einfahren. Überraschungsgewinner im neuen Michelin, der am 4. März auf den Markt kam, ist die Weinschänke Schloss Groenesteyn in Kiedrich im Rheingau. Dirk Schroer ist dort vor nicht einmal einem Jahr angetreten, um eine gehobene Landhausküche zu bieten. Die Auszeichnung mag ihn freuen, bedeutet aber auch eine Last, zumal nicht nur das regionale Publikum die rustikale Atmosphäre schätzt, aber bei Preisen gerne zusammenzuckt. In der 3-Sterne-Spitze hat sich nichts geändert.

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